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Das Schiff
- Bandzählung
- 1926
- Erscheinungsdatum
- 1926
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. 4. 6055-23.1926
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512045739-192600005
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512045739-19260000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512045739-19260000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 2, Februar
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Das Schiff
- Autor
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des Einzelmenfchen des Frühkapitalismus, der Gdi noch nicht zum Klaffenbewußtfein durch gerungen hat. Während Goethe im Fault aus dem alten Zauber doktor des Mittelalters den handelnden Men- fchen des Kapitalismus geftaltet, der vom Him mel durch die Welt zur Hölle rafl (obwohl Goethe Deutfchlands ganze wirtfchaftliche RückRän- digkeit mit »hineingeheimnift«), prägt Shake- fpeare im Hamlet das Urbild des leidenden Men- fchen einer Zeit, in der das Sein oder Nichtfein Och in trauriges Soll und Haben verwandelt hat. Im Falltaff gibt Shakefpeare die Parodie des ablterbenden Rittertums, ein Thema, das Cer vantes im Don Quichotte auf unfterbliche Art be handelt hat. Die Bürger in den Shakefpearefchen Dramen werden noch von der Knute des abfo- luten Fürllentums gepeitfcht, deffen Verherr lichung felbfl an der Wiege feines Julius Cäfar lieht, das Proletariat aber ilt noch eine Rumpfe, dumpfe, niedere Maffe, die der Dramen fchrei- bende Höfling verächtlich und lächerlich dar- Rellt — aber in der EmpRndung feiner handeln den Perfonen, oh Oe nun Liebesfchwüre taufdien oder über Vatermord pliilofophieren, iR jener Urklang des individualen Dafeins, das der Menfdi unter dem Kapitalismus zu führen ge zwungen iR, ein neues Lebensgefühl, das die Mitlebenden als Bereicherung empfanden, und das die Verbindungsbrücke bildet, die uns heute noch zum VerRändnis Shakefpeares führt, ihn als einen Menfchen untrer Welt empflnden läßt. Nur weil Shakefpeare die Urelemente bürger lichen Denkens und Fühlens bereits enthält, konnte die Entwiddung des Dramas in den fol genden zweihundert Jahren von der Aneignung und Überfetzung feiner Werke durch die in den Kreis der kapitalißifdien Entwicklung treten den Länder ausgehen. Auf Shakefpeare Rützte Och Lefflng, diefer tapfere Vorkämpfer des deut- fchen Bürgertums, in feinem Kampfe gegen den Leipziger Profeffor Gottfdied, an der Überfet zung Shakefpeares lernten die Vorkämpfer der bürgerlidien Klaffe, die in Deutfchland infolge der flagnierenden wirtfchaftlichen und politi- fdien Entwicklung nichts Befferes zu tun hatten, als eine Umwälzung im Reiche der PhantaGe durchzuführen, die Sprache zu gebrauchen, die Luther mit feiner Bibelüberfetzung gefchaffen hatte, und die in der Franzofenzeit der abfoluten Zaunkönige im Schutt der Fremdfprachigkeit wieder verfunken war. Am deutlichRen fpiegelt Och das Vordringen des kapitaliRifchen, individualiRifchen Geilles in der EntwicklungderMuGk wider. In dem Buch »MuGkalifche Reife ins Land der Vergangen heit« hat Romain Rolland diefen Übergang ge zeichnet, der Och in der Verdrängung und Auf- löfung der mittelalterlichen KirchenmuGk und dem Eindringen der italienifchen Oper zeigt. Romain Rolland fchreibt an einer Stelle: »Es war eine tiefgehende Revolution, welche Och im Herzen der MuGk felbR vollzog. Die individuelle Seele emanzipiert Och von der Unperfönlich- keit der Form, und das fubjektive Element, die Perfönlichkeit des KiinRlers, bricht mit bis da hin unerhörter Kühnheit durch. Gewiß erken nen wir die Perfönlichkeit Bachs und Händels in ihren mächtigen Werken. Aber wir wiffen, mit welcher Strenge Och diefeWerkenacli feRen Gefetzen entwickelt haben, die nicht nur nicht die der perfönlichen Erregung Ond, fondern Ge fogar vermeiden oder ihr von vornherein wider- fprechen — fei es in einer Fuge oder in einer Dacapo-Arie, welche unfehlbar die Motive in vorherbeRimmten Augenblicken und Stellen wiederkehren laffen müffen, während die innere Bewegung verlangen würde, daß man ihr weiter folgt, Ratt Ge rückwärts zu führen — die ander- feits dem Wogen der Gefühle ängfllich aus- weichen und ihnen nur Einlaß gewähren unter der Bedingung, daß Ge Och in fymmetrifchen Gegenfätzen etwas Reif und mechanifch zwi- fchen dem Forte und dem Piano, dem Tutti und dem Concertino bewegen, als ,Echo‘, wie man damals fagte. Es fchien unkünRlerifch, auf un mittelbare Weife fein individuelles Empfinden auszufprechen, und geboten, zwifchen KünRler und Publikum den Schleier der fchönen, un- perfönlichenForm zu breiten. Zweifellos haben die Werke diefer Epoche dadurch den groß artigen Charakter erhabener Überlegenheit ge wonnen, welche kleine Freuden und kleine Leiden verdeckt. Aber wieviel Menfchlichkeit haben Ge damit verloren! — Diefe Menfchlich keit trat nun, mit den KünRlern der neuen Ara, mit einem Schrei der Befreiung in die MuGk.« An die Stelle des Chores trat in immer flärke- rem Maße die EinzelRimme, das Rezitativ fand feinen Eingang, und die Auflöfung der mit dem religiöfen Kult verknüpften flrengen Formen der MuGk fchuf die Vorausfetzungen für das Virtuofentum und die Herrfchaft des Konzert- faals. In ihren erflen Vertretern und auf dem IO
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