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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.06.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-06-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189106281
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910628
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910628
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-06
- Tag1891-06-28
- Monat1891-06
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.06.1891
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Erscheint taftlich früh ü'/, Uhr Rr-artion und Erprditioll Johannrsgass« 8. Sprechstunden der iirdaction Vormittags 10—12 Uhr. , Ruchmittags S— 6 Uhr. dir»« »Nia,ad« M-»ujcn,l« »acht sich d« RrtaOtt» mcht Vlidmvtlch. Anmch»« der sür die nächstiolaende Rn««er bestimmten Iui»rate an Wochentagen bis 3 Uhr Rnchmittana» aa Sonn- »nd Festtagen früh bis' ,st Uhr. In den Filialen für 3»l.-Ä»»al>mr: Otto -lemm's Laitim. tAtsred Hatz»), Universttälsfkraße 1» Louis Lasche, AaHartaenstr. 14, Port. »nd KöuigSplatz 7, nur bis '/,S lihr. NbonnementSpreiS vierteljährlich 4>i, Mk. in Alt-Leipziq, uicl. Bringerlohn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Einzelne Nra. 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen lin Tageblatt-Format gefalzt) ohne Poslbeförderung 60 ML, mit Pvstbcsürderung 70 Ltk. Inserate 6 gespaltene Petitzelle 20 Ps. Größere Schriften laut uus. Preisverzeichuist. Tabellarischer u.Ziffernjay nach hüherm Larii. Reklamen unter dem Redactionsstrich die Sgespalt. Zeile öOPf., vor den F a m i l i e» n a ch r t ch l« a die Vgeipalten« Zeile 40 Pf. Jmeraie sind stets an die i^rpedilion zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pravmuuornndo oder durch Post» Nachnahme. 17S. Gorrntag den 28. Juni 1891 85. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachnngen. OesseMche Sitzung -er Stadtverordneten Mittwoch, den 1. An« 18V1. Adruds «'/, Uhr, »« Lttzuugajaalc am Ruschmarkle. Tagesordnung: I. Bericht dcS Finanz- und LckonoimeausschuslcS über den Haushaltplan der Nirchengeiiieinüc der Parodffe Leipzig- Lößnig auf das Jahr 180t und Zahlung eines Betrages zu dem Parochialfehlbctrage a evoko 10 des diesjährige» Haus haltplanes. H- Bericht des Finanzausschusses über a. Anschaffung eines feuer sichere!, sogenannten Bücherschrankes sür die Plagwiher Zwcig- gejchäftSslelle des Stadt-SteueramteS: l>. Herstellung direkter Ferniprechoerblndnng von dein Sladt-Sleucrainle ans mit den 6 Zweiggeschäslsstcllcn des letzteren und der königliche» Bezirksiteuer-Einnahttie; c. Ausnahine einer Anleide seitens des Kirchenvorslandcs der neuen Parochie Leipzig-Volkmars- dors; d. Berwilliquiig eines Aercchnungs.;cldcs aus- Anlaß der hier in diesem Jahre s'attfindenocn Xl'll. Beriauimlung des Deutschen Vereins sür öffentliche Gejiiiidheilspslege. HI. Bericht des Lckoiiomie- und Fiuaiizausschusies über: Er bauung einer Feldscheune sür das Rittergut Stötteritz u./TH. IV. Bericht des Bau- und Finanzausschusses über Herstellung von Mappen nebst Thermometern sür die Heizungsaulage iu der 111. Bezirksschule. V. Bericht des Bau-, Lekonomie- und Finanzausschusses über a. die Eingabe des Herrn »temcnt in Betreff der '.Urichs- gaffe, d. Ankauf des in Leipzig-Reudnitz an der zrvblgarlen- flraße Nr. b7 gelegenen Grundflücts, o. regulattvinaßige Entschädigung des von dem zwischen der Plogwitzer nno Hauplstroße in Leipzig-Kleinzschocher gctegeneii Reiche'jchell Grundslülte abzuirelenden Areals zum Zwecke der Regulirung der Straßenfluchtlinicu. VI. Bericht des Bau- und LekonomieausschnsseS über Feststellung der Lage und Brette der entlang der Friedhofsinaner nen- anzulegendcn Elraße von der JvhaiiniSallce nach dem WiuL- mühlenwcge. VH. Bericht des BauausschusseS über Einlegung der Wasserleitung in den Psaffendors-Euttthlcher Eomniuuicalivnsweg. VIII. Bericht des SchittausjchujjeS über ». verichicdeuc Stistungs- rechnungen, d. die Rechnung des Realgymnasiums zu Leipzig aus das Jahr 1880, c. die Rechnung der Realschule zu Leipzig aus das Jahr l880, d. Vermietbuiig von Ränineil i» dem Schulgebäude an -er Mühlstraße Nr. 14 in Lcipzig- Neurendnitz an den Ausschuß sür Errichtung einer Haus- haltungsschule in Leipzig, e. Bcjcbaffimg von Turngeräthcn für die 2. Turnhalle der Vlll. Bezirksschule, f. Errichlnng einer Fachschule sür Tischler und Bildung einer 2. Elaste bei der Fachschule für Schneider. Ljeklillilllillictzllilg. Wir bringen hiermit zur öffentliche» Kenntniff, daß die in Leipzig-Neuschöneseid, Clerastraße 16, und in Leipzig-Plagwih, Rathhäus, Erdgeschoß, sowie im vormaligen Gcnicinde-Amlc zu Leipzig - Gohlis bestehenden Jwolggeschaftsstellkil dcS Boll- strrekuugS-AuiteS mit dem 8» ds. Mts. ausgehobr» werden. ES sind daher vom l. nächste» Monats ab in ZwaugSvoll- strcckiingssachcil alle Zahlungen und sonstigen Anbrttigen int Stadthau,c Zu Alt-Letp.ig, Lbstiuartt 3, II. Lliergeschotz, Zimmer 1V7, zu bewirken. Leipzig, am 27. Juui 1891. Ter Rath der Stadt Leipzig. vr. Gcorgi. Hübschmann. Auctions - Bekanntmachung. Montag, de» 29. dieses Monats, Vormittags von 9 Uhr a». sollen im Rathhanie zu Leipzig-Plagwitz, Eingang Caiialstraße, verichiedene Wirthschaftsgcgenstände, Nleidungsslücke, Laichen- uhren, ein silbernes Befleck und verschiedene andere Gegenstände an den Meistbietenden gegen sofortige baare Bezahlung öffent lich versteigert werden. Leipzig, den 24. Juni I89l. Ter Rath drr Stadt Leipzig. Id. 3693. vr. Georgtt Hübjchmann. Hotz-Änction. Im Ilniversitäts-Holzc bei Liebertwolkwitz sollen Montag» den E. Juli d. Js.*>, von Vormittags 10 Uhr an 3 fichtene Stämme von 23—33 cm Mittenstärke und 10—14 m Länge, 327 eichene Libyer von 10—76 am Ober- bez. Mittenstärke und 2—10 w Länge, 6 aspene Klötzer von 19—24 em Ober- bez. Mittenstärke und 5—7 m Länge und 7 birkene Klötzer von 16—21 em Oberstärke und 4 m Läng« auctionSweije verkauft werden. Kauflustige werden ersucht, zu der angegebenen Zeit auf dem »ahlfchlagc in den sogen, „rautöcheru" der Ilniversitäts-Walrui'g sich einzufinden. Die geordneten An zahlungen sind sosor» nach dem Zuschläge zu bewirken. Leipzig, am 23. Juni 1801. Universitäts-Rentamt. Gebhardt. *) Nicht wie früher angegeben, den 2. Juli. Abbruch. Dir UniversitätSgkbäude an der Ritterstrafze Rr. 18, 18, 20 und 22 sollen behus-s Errichtung eines Neubaues auf den Abbruch verkauft werden. BietungSlusliae wollen lbre Offerten mit Preisangabe bis spätestens Sonnabend, den 4. Juli d. Js., Mittags 12 Uhr im Uuiversitäts-Rcntamte versiegelt abgeben. Die Bedingungen für den Abbruch sind daselbst einzusrhen. Leipzig, am 26. Juui 1891. Universitäts-Rentamt. Gebhardt. Bekanntmachung. Der Unterzeichnete Schulvorstand beabsichtigt, eventuell die beiden hiesigen Schulgebäude, von d«nen das eine sich zu gewerblichem Betriebe, das andere zum Wohnhaus trefflich eigne» wurde, nebst Garten zu veräuszern, und sieht bis zum 31. Juli diesbezüglichen Kaufgeboten entgegen, mit den, Bemerken, daß Reberau zwar eine kleine, aber im Auiblühcn begriffene und sehr gewcrbslcißigc Stadt ist. Reberau, den 26. Juui 1891. Ter Schnlvorstand. Pfarrer Weißbach, Vorsitzender. Die innere tage. Wenn man auf die parlamentarischen Arbeiten früherer Jahre zurückblickt, so findet man. daß auch damals viel ge- leistet worden ist, aber so angestrengt und erfolgreich ist die Thätigkeit drr Volksvertretung iu Reich und Eiuzetstaat noch nie zuvor gewesen, wie in den letzten drei Jabren. Social- politische Gesetzgebung, Steuerreform, eine neue Lantgeiiiciiidc- ordnung, dazu Vermebrung der Artillerie auf mitikairisckem Oiebiele, Neuorganisation der Flotte, ein uuisasscukcr Plan Ar eine Reform des Unterrichts, Abschluß dcS VcrsöbnuiigS- werkcs mil dem Papstthum, dazu Befestigung der Büudniß- polilik, gutes Einvernehmen mit Rußland »nd England, mit der Türkei, ja mil der ganzen civilisirten Welt, eine Achtung gebietende Stellung DenlschlandS, das sind erfreuliche That- 'achen. Die Regierung hat sich durch die Verhältnisse erstarkt, zielbewusst erwiese». Bon der früher bemerkten Unsicherheit ist gegenwärtig nicht viel mehr zu spüre». Es kommt ja auch darauf a», waS man unter Unsicherheit versteht. Tie Eonscrvativen verstände» unter der Unsicherheit den Zustand, welcher ihnen den gewünschten und gehofften Ein- Inß auf die Gestaltung der Verhältnisse vorenthiclt. ein Theil der Liberalen, weicher die Großindustrie vertritt, be gegnete sich mit dem Großgrundbesitz in dem gleichen Streben nach Macht und Einfluß, und keiner von beiden -Kategorien war cS recht, daß die Regierung bei ihnen keinen Anschluß uchte, sondern ihr Ziel unabhängig von den Partei Interessen verfolgte, daß sie das tl>at, waS einer Regierung ziemt, näm lich über den Parteien zu stehen und lediglich das Gcsammt- wobt im Auge zu haben. Tic Negierung verschmähte cS, gcmeinschasUiche Sache mit bestimmten Interessen zu machen, sic räumte weder dem Großgrundbesitz, noch der Großindustrie einen bestimmenden Einfluß aus ihre Entscheidungen ein, sondern sie ließ sich bei Verfolgung ihrer Ziele ausschließlich von allgemeinen, das Ganze betreffenden Gesichtspunclcii leiten. Das erzeugte bei den Vcrtetcrn der einzelnen Intcrcsscn- krcise das Gefühl der Unsicherheit, aber die Regierung war frei davon. Es ist gesagt worden, daß der alte Curö sortbcstebe, und das ist auch in dem Sinne der Fall, wie cs die Regierung aussaßt. Der ulte Eurs war in erster Linie daran zu er kennen, daß die Ausreihlhaltung dcS Friedens ans jede Weise angestrcbt wurde, kheiis durch Befestigung der bestehenden Bündnisse, kheiS durch Vermehrung der frenndschastlichcu Be ziehungen zu andern Mächte». Ter alte EurS ist ferner ver folgt worden durch die Fortführung der socialpolitischen Gesetz gebung, welche durch das Alters- und Juvaliditätsvcrsorgungs- gcsctz und durch die Abänderung der Gewerbe-Ordnung znm Zweck der Erweiterung des Arbciterschnttcs ersprießliche Er gänzungen erhallen Kat. Es ist auch aller Eurs, daß die Land- wirlhschaft auch in Zukunft als schutzbcdürstig angesehen wird »nd daß die Interessen der Großindustrie keine -Schädigung erleiden 'ollen. Als neuen Eurs kann man die Steuer reform und die Einfügung der Landgemeindeordnnng in das bisherize System der Selbstverwaltung in Preußen ansehen, obwohl der Mangel dieser Gesetze seit langer Zeit als ein Befriedigung heischendes Bcdürfniß empfunden wurde. Diese Neuerungen sind erreicht worden, obwohl sich die entgcgcn- stchenden Jnteressenkreise dagegen wehrten. Wir haben die merkwürdige Thalsache feftzustettcn, Laß diese Reformen unter Mitwirkung der laut dagegen anlämpfeiiden Gegner erreicht worden sind und daß sich daraus ein Waffenstillstand der Partei entwickelt hat, wie er im Deutschen Reiche bisher noch nicht beobachtet worden ist. Dieses Ergcbniß ist an sich wichtig und bedeutend genug, um die öffentliche Aufmerksamkeit in hervorragendem Maße zu erregen, aber die Folgen, welche sich daran knüpfe», empfehlen sich der allgemeinen Beachtung noch mehr. Der Gegensatz, welcher sich zwischen den Haupt-Jnteressenkreiscn und der Regierung hcrausznbilden schien, flößte den Oppo sitionsparteien der Vergangenheit, den Freisinnigen und den Socialbcmokratcn die Hoffnung ein, daß cS ihnen gelingen werde, den maßgebenden Einfluß zu gewinnen, daß sie die Erbschaft der Eonscrvativen, Nationalliberalen »nd des Eentrumö anlreten könnten DaS war ein großer Jrrthum, welcher seine Ouclle in der Annahme hatte, daß die Negierung sich aus bestimmte Parteien stützen müsse, wenn sie ihre Absichten durchsetzen wolle. DaS ist nun aber nicht der Fall, die Regierung stützt sich auf keine Partei, und darin beruht ihre Stärke. Es ist daS Zeichen einer schwachen Re gierung, wenn sie Anlehnung an eine bestimmte Partei sucht, eine starke Regierung zwingt die streitenden Parteien, sich znm Wöhle des Ganzen zu vereinigen und ihre Zwistigkeiten und Eifersüchteleien dem StaatSzweck unterzuordnen. ES ist eigentlich ein Mißbrauch, von Parteien zu reden, welche der Regierung freundlich, und von solchen, welche ihr feindlich gegenüderstehen. Wir haben eS erfahren, waS eine zielbewußte Negierung im Kampfe niit den Parteien zu er reiche» vermag, wenn sie das große Wort zur Thal werde» läßt, über den Parteien zu stehen. Die Regierung soll mächtig sein, wenn sie im Stande ist, sich ihre Äachtslcllling den Parteien gegenüber zu erkämpfen. Wenn sie es dahin bringt, daß die Opposition sich vor dem Gewicht ihrer Be strebungen beugt, dann hat sie das Höchste erreicht, was man von ibr erwarten kann. Tie allgemeine Wohlfahrt ist daS Ziel, welches alle Parteien, jede auf ihre Weise, erstreben. Daß sich viele Partcibestrebungcn nicht in diesen Rahmen bringen lassen, liegt in der Unvollkommenheit der menschlichen Verhältnisse. ES giebt viele überzeugte Eonservative, welche glauben, daß ein Staat nur bestehen kann, in welchem sich die Besitzer und Vertreter alter ererbter Vorrechte Wohlbefinden, und deshalb glauben sie durch Festhalte» an diesem Besitze nicht blos die eigene Sache, sondern auch die des Staats zu jördern. ES giebt Liberale, die gleichfalls den Besitz als daS Größte und Beste, WaS der Verthcidigung und des Schutzes Werth ist, betrachten, es sind andere da, die sich auch Liberale nennen, aber die Besitzverhältnisse zu ihren Gunsten zu verschieben trachten, und cs giebt endlich Socialiften, welche den Besitz als Recht der Gesammtheit in Anspruch nehmen. Zwischen allen diesen Parteien stehen die Anhänger des Papstthums, welche die Herrschaft der Kirche Uber Len Staat als die eigentlich erkaltende Kraft im staatlichen Leben betrachten. DaS Lebensfähige in allen diesen Bestrebungen zu erkennen und zu erbalten, daS dem Gcsammtwohl Schädliche auözu- scndrrn, ist die Aufgabe einer tüchtigen Regierung, und diese Aufgabe hat die deutsche Regierung erfüllt. Leipzig, 28. Juni. * Se Majestät der Kaiser bat die Annahme des den deutschen Fürsten gewidmeten Werkes von Paaschc gegen das Auswärtige Amt durch Zurücksendung deS prächtig auSgestatteten ExemplareS abgelehut. —>> > > - !">>»S^»»>»!!Sl—! t , * Der zum Bischof in Paderborn gewählte Professor Or. Tbcophil Siinar in Bon» ist geboren am l 1. Te- ce,mber I83L in Enpen im Regierungsbezirk Aachen, wibincte sich dem thcologisllien Studium zu Bonn und würbe am 2. Mai l^llO zum Priester geweiht. Bald darauf babilitirte er sich zu Bonn als Privatdocent für Moral Theologie und wurde in Mille der Otter Jabrc außerordentlicher Professor. Bei dem vaticanisckcn Eoncit tbeilte sich bekanntlich die theo logische Facultät der Universität Bonn in zwei Lager, Simar blied der römisch katholischen Ueberzeugung treu und »alm, von Anfang an eine unzweifelhafte Stellung gegenüber bem Attkalho- liciSmns ei». Dadurch zog er sich eine doppelte Arbeitslast zu, indem er nackder Suspension der altkatholisllwn Professoren seitens der römisch-katholischen Kirche den Lehrstuhl der Dogmatik neben dem der Moralkbeologie ausfüllcn mußte. Der kirchlichen Vcrcinsthätigkcik wi-mete Simar stets seine vollste^Ausincrk samkeit, eine Reihe von Jahren stand er an der Spitze des Borromäuö - Vereins; bei den Generalversammlungen der kirchlichen akademischen Vereine pflegt er selten zu fehle», tvic er überhaupt zu der akademischen Jugend, namentlich der theologische», seit Beginn seiner Amtsthätigkeit stets die besten und engsten Beziehungen unterhielt. Persönlich wird Simar als ein Man» von hervorragender Liebenswürdigkeit und Freundlichkeit in seinem Wesen geschildert, offen »nd unge zwungen im Verkehr, eine ernste, ruhige, abgeklärte Natur, die aber einen gewissen natürlich heiteren Grundzng nicht vcrlcugcne. * Ucbcr die Beschlüsse dcS Kronraths wird der „All gemeine» Zeitung" auS Berlin noch Folgendes geschrieben: „Wir wisse» nicht, ob die Verniuthnng zulrifst, daß in der heutigen Sitzung deö Kronraths Maßregeln zur wirth- schastlichen Hebung der östlichen Landeöthcile Gegenstand der Verhandlung gewesen seien. Jedenfalls aber werden solche Maßregeln seit einiger Zeit sehr criisthast im Schooße der Regierung erwogen. Verschiedene Umstände haben die Regierung veranlaßt, in der angcdenteten Richtung vor- zugcbc». Da ist neben der durch die letzte Volkszählung wieder scslgcstelllcn allgemeinen Erscheinung des relativen und zum Tbcil absoluten Rückgangs der Bevölkerung in den Landstädten und Dvrfschaftcn des Ostens der notorische immer drückender gewordene Mangel an Arbeitskräften, der hier und da schon zu Einschränkungen der Wirlbschastsbaltung geführt bat und jedem Versuche der Ansiedelung von Industrien hinderlich im Wege steht. Da sind ferner die oft gehörten Wünsche nach einem ankeren Gütertarissystcm und die der handelspolitische» Zukunft entnommenen Gründe, aus eine Erleichterung des Absätze« der östlichen Protuctc Bedacht zu netnucu, namentlich sür den Fall, das; ermäßigte Veriragszölle wie nach der österrcichisch-iingarischcii Seite hin nicht auch für die russische Grenze in Kraft treten. Von den bereits ergriffenen Maß regeln kann das neue Ncntcnbankgesctz, selbst wenn sich alle darauf gesetzten Hoffnungen erfüllen, überhaupt erst in langsichtigen Fristen seinen Zweck, auf den Latifundien eine seßhafte Arbeiter- und Klcinbauernbevölkerung anzu- siedcln, erfüllen, während die bedingte Wicdcrzulassnng russisch-polnischer Arbeiter bis jetzt die acuten Uebclstände wohl gemildert, aber keineswegs beseitigt hat. Nach den an- geslelllen Ermittelungen Hai sich, wenngleich sie noch nicht abgeschlossen sind, schon so viel ergeben, daß die Ausfälle, die durch Auswanderung und Sachscngängcrei entstehen, durch die Preußengciiigerci polnisch-russischer Elemente bei Weitem nicht gedeckt werden. Sv unerwünscht dieser das Germani- sirungswcrk beeinträchtigende Ausweg auch erscheint, so ist koch mit der Wahrscheinlichkeit zu rechnen, daß der Ucbertrilt fremder Arbeitskräfte über die östliche Grenze noch weiter von der Regierung erleichtert werden wird. Der Sachscngängcrei, die neben den schädlichen auch günstige Wirkungen hat, direct bcizukomnien, ist unmöglich; man kann nicht mit Zwangsmitteln dem Zuge nack dem Westen, mit dem die Leute ihre wirthschaftlicke Lage zu bessern bezwecken, entgegcntretcn und nur daS widerrechtliche Ent laufen, die Verlockungen zum Contractbruch durch Agenten und dergleichen sind bisher Gegenstand der Erwägungen sür die gesetzgeberische Initiative gewesen." * Auch nach der „Kreuzzeitung" kann die Berufung deS Unterstaatösecrctairs im Handelsministerium Magdeburg sür den Posten eines Obcrpräsidenlen von Westpreußcn nicht mehr in Frage kommen. Wiederholt werde versichert, daß der Kaiser den Wunsch Kege, einen Großgrundbesitzer der Provinz mit dem wichtigen Posten zu betrauen. Eine solche geeignete Persönlichkeit sei aber bis jetzt noch nicht gefunden. * Der neue preußischeEisenbahnministerkat sein Amt in einem Zeitpunkte angetretcn, in welchem die öffentliche Auf merksamkeit in ungewöhnlichem Grade auf das Eisenbabn- wcsen gerichtet ist. Tie große Katastrophe von Mönchensteiu »nd verschiedene Unfälle von geringerer Bedeutung haben, WaS in der gegenwärtigen sommerlichen Reisezeit doppelt be greiflich ist, eine starke Erregung in die weitesten Kreise ge tragen. Andererseits hat die noch schwebende Bochumcr An gelegenheit allerlei Zweifeln an der Sicherheit unseres EiscnbahnbaueS Nahrung gegeben. Kurz, cS ist eine un verkennbar unbefriedigte Stimmung, mit welcher daö Publicum dermalen dem gewaltigsten modernen Verkehrs mittel gegenüberstebt. Die Erwartung, daß die traurigen Er fahrungen der jüngsten Vergangenheit auch den deutschen Eisen- babnvcrwaltungcn ein neuer Sporn sein werden, um den höckstmoglichcii Grad von Betriebssicherheit zu erreichen, braucht nicht erst ansgesprockeu zu werden; man hat das Vertrauen, daß dieö auch ohne Ermahnung von außen geschieht. Da gegen erscheint cö durchaus natürlich, wenn immer lauter ge fordert wird, daß die Aockumer Sache vollständig aufgeklärt werde. Nach dem vielcrwähnten Artikel der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" muß angenommen werden, daß Un regelmäßigkeiten vorgckonimcn sind; nur bleibt unklar, ob die Verantwortlichkeit dafür das Bochumer Werk oder die Eisen- babnvcrwaltunz oder beide zusammen trifft. Diese Unklarheit i»»ß, bei der außerordentlichen Wichtigkeit der Frage, zur Beruhigung der öffentlichen Meinung und im Interesse deS Ansehens der deutschen Industrie wie der deutschen Ver waltung unter allen Umständen gehoben werden. Giebt es Schuldige, so treffe sie die verdiente Straft! Zugleich aber wird sich hier das Material zur Prüfung der in fachmännischen Kreisen unumwunden ausgestellten Behauptung ergeben muffen, daß in der preußischen Eisenbabnvcrwaltung ein übertriebener bureaukratiscker Formalismus herrsche, der die Bedürfnisse dcS praktischen Lebens nur allzu sehr vernachlässige. Diese Be hauptung trifft zusammen mit den bekannten Klagen über die Zurücksetzung deS technischen Element« hinter daS juristische, und wir fürchten» cS wird ihr die Berechtigung schwerlich mit durchschlagendem Erfolge bestritten werden können. Die Ent wickelung der Dinge seit der großen Berstaatlichung in Preußen bat unseres EracktcnS den Anhängern deö Staatöbabnsystems keineswegs Unrcckt gegeben: aber deshalb darf doch nickt ver kannt werde», daß dicfem Systeme auch Nachthcile auhaften, die eS wacksanicu Auge«, wenn nicht ganz zu beseitigen, so doch in Schranken zu halten gilt, wenn anders die Vor- tbcile durch sic nickt ausgewogen werden sollen. Einer dieser Nacktbcilc ist — und im Bereich der preußischen Verwaltung vielleicht niekr als irgendwo sonst — der BurcaukratismuS. Herrn v. Maybach ist bei seinem Abgänge viel Lob gespendet worden. So wenig wir, so schreibt die „Nationaltiberale Eorrcspondenz" dasselbe schmälern möchten, so können wir doch nur boffcn, daß Herr Thielen aus dieser Anerkennung der Verdienste seines Vorgängers nicht die Vorstellung ge winnt, als ob man mit dem aktuellen Stande der Eisenbahn- vcrwaltung allgemein zufrieden sei. Die Bedingungen, unter welchen diese Verwaltung wirkt, gestatten ihr durchaus, daS preußische Eisenbahnucy in seinen Leistungen rnm ersten Eisenbahnnetz der Welt zu machen. Bis jetzt ist dies Ziel nicht erreicht. Möge dem neuen Münster die Lösung der Ausgabe gelingen! * Auch in der letzten Sitzung dcS BundeSrathS ist der Antrag auf Wiederzulassung der Redemptoristen noch nickt zur Verhandlung gekommen. * Die Stempelangelegenheit des Bochumer Vereins beschäftigt »och immer die Presse. Die „Rhein.- Wcftf. Zeitung" ist beute in der Lage, den Wortlaut der Bedingungen wicdcrzugebcn, welche sich in den ercknors cko cckul-lw der holländische» Staatsbahucn mit Bezug auf die kostenfreie Anfertigung von Abuahmcstempeln in den an den Lieferungen betbeiligten Werken befinden. Die Bedingungen, welche sür in diesem Jabrc angefordcrte Materialien gelten, lauten im Urtext sowobt wie in der Ucbersetznng wie folgt: 1) Allgemeine Bedingungen für Schienen und Kleineijenzeug. „Voor bet beuveu, beprovven eu nexxen clee »poorstaven, omcl- verblinlinken eu Inmkbaueen cvorclen nllo vereiütckw verktuixeen, loe-itelten Stempel-«, beneveus de vcorlcllvden en ul ket »vermoos benociitijet« <!vor «len imiieiner x,'«.leverd, inxxovolM cto bevelen van «Io beamtencler Lttuttrc-jpoui'^esxeii." „Für die Abnahme, das Prüfen sowohl der Schienen, End- verdmduilgen, sowie der Hackncigcl werden alle nütbige» Werkzeuge, Vorrichtungen, Stempel, sowie die Arbeiter und alles ionsr Erforder liche geliefert, auf Veranlassung des Beamten der Staatsbahnen." 2) Bedingungen sür die Lieferung von KrcuzungS« stücken und Cöegenf'chiencn. .,!>« verkliscken, die «psvardsrd vordeu voo-r bet lceuren en beproeven der vuor^ergen, de rvc-rktuchxvn vor bet atempeleu en nt bet oveeiixvva noodix-v evvu »In de tuenteUen nov>U<p voor ds voorj-esebreven kennugM en beprosvioxvu, «oorden door den liLimeuier x-eteveril, mxxevcchze dvdvvstea van ds itiubtvnnreu met de teeurinix bebr-aF „Tie sür die Abnahme und LaS Prüfen der Gegenstände nöthigen Arbeiter, die Werkzeuge zum Stempeln und alles sonst dabei Benvlhigle, ferner die für die vorgeschriebcne Abnahme und daS Prüfe» erforderlichen Vorrichtungen werden seitens deö Unter nehmers geliefert, kraft der Anvrdmmgeu der mit der Abnahme betrauten Beamten." Wie berichtet wird, hat daS Bochumer Werk infolge dieser Bedingungen auf ausdrückliche An forderung der betreffenden Beamten 20 Stempel angefertigt. * Man schreibt aus Berlin von unterrichteter Seite: „Trotz der von amtlicher Seite erfolgten beruhigenden Mit- rhcilungcn bat sich infolge des Bochumer ProcesseS im Publicum eine nicht zu verkennende Besorgnis; berauSgebildct, eö könnten auch bei u»S durch Schieuenbrüchc Eiscubahn- un glücke wie daS Mönchensteincr herbeigeführt werden. Dem gegenüber sei darauf bingewiesen, daß von sämmttichen während der drei letzten Jahre in Preußen vorgekommenen Eisenbahuunsällen nur einer auf einen Schienenbruck zurück- zuführen ist, und zwar auch nur indirect, insofern zunächst ein Baudreifcnbruch erfolgte, welcher daun erst den Schienen bruch veranlaßte". * Innerhalb der polnischen Fraktion des preußi schen Landtages scheint die Erregung über das letzte Auf treten deS -Hcrrcnhaus-MitgliedeS von KoScielSki fort zudauern. Charakteristisch äußert sich der „Orendownik" wie folgt: „Wir Polen haben zwar Abgeordnete in Berlin, wir haben aber keine Fraction mehr. Ein großes Unglück ist daS nicht. Unsere Fractioncn recrutiren sich auS den Groß grundbesitzern; nachdem dieselben durch die Ansiedelungs- commission moralisch gebrochen sind, mußte auch die polnische Fraction sich beflecken, und das ist geschehen." Inzwischen geben die gemäßigten Elemente unter de» Polen niit der Absicht um, eine neue Partei zu bilden. Liach dem „Goniec Wielk." wären insbesondere das Herrenbauömitglied Herr von KoScielSki und der Gymnasiallehrer Ebudzinöki zu Stras burg die Väter des „Programms der Zukunft". * Die deutschfreisinnige Nothstandsagitation bat sich jetzt mehr noch als der hohen Gctreidcpreise der steigenden Kartoffelpreise bemächtigt. Hinsichtlich des Getreides müssen wir Tag für Tag hören, die Aushebung der Zölle würde mit einem Schlag den ganzen Nothstand beseitigen, reichlicke Zufuhren auS dem AuSlande bcrbei- bringcn und die Preise auf ein geringes Maß herabsetzen. Emen Kartosselzoll haben wir nicht. Warum geschieht also daö, was die Dciitscksrcisiniiigen und Socialdcmokratcn als unausbleibliche erfreuliche Wirkung der Aushebung der Korn- zöllc für daS Getreide Tag für Dag verkündigen, nickt auch bei den Kartoffeln? Daraus wird man nirgends eine auch nur einigermaßen stichhaltige Antwort empfangen. In Wahr heit liefert eben die Thatsache, daß die Kartoffeln, also ein zollfreies Product, noch mehr im Preise steigen als das Ge treide, den Beweis, daß die Preise der Lebensmittel durch ganz andere Factoren, und nur in sehr geringem Maß durch die lanbwirthschaftlichen Zolle bestimmt werden. «- * * * AuS Krakau wird der „Franks. Zeita " gemeldet: Hier herrscht große Aufregung über folgenden Vorfall. Oestcr- reichische Deserteure, die nach Rußland geflohen waren, kamen über die Grenze und inachten einen Einbruch im Ge bäude de« CorpöcommandoS. Sie drangen in das Bureau des Corpscommandanten, um sich vertraulicher Dokumente zu bemächtigen. Die Einbrecher wurden gefangen. Die Unter suchung ergab, daß die Einbrecher nach der Flucht aus dem österreichischen Militairdienste von russischen Officicrcn an der russischen Grenze erwartet und mit Kleidern und Einbruchs- Werkzeugen versehen wurden. * ES ist ganz eigentbümlich, daß in der Schweiz, so schreiben die .Münchner Neuesten Nachrichten", sich dir amt»
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