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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.07.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-07-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189107049
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910704
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910704
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-07
- Tag1891-07-04
- Monat1891-07
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.07.1891
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr KrLartion und Lrprdition Johanaesgasse 8. Sprrchüun-ku der Urdartioa Vornntlags 10—12 Uhr. Nachmittag- 5— 6 Uhr. tzlirti« INtckgad« ei«?,lautrer Manulcr,»«« «ach, r>e Nedaclio» mchr »rNnuLtuh. W»«ah«e »er fSr die nächstsolgentze N»«wor »rftimmten Inserate an Wachentageu »i« 8 Uhr Nachmittags, a» Saun- und Kefttagr» früh »iaUhr. In Len Filialen für Ins.--(l»lal,mr. Ltt» Sinn«'» Gsrtim. «Alfred Hahn), Universitil-strasse 1, LouiS Lösche. jkHarintastr. 14, Part, und Körrig-platz 7, nur bir '/»2 Uhr. Ameiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Abonnementspreis vierteljährlich 4", Mk. ln Alt-Leipzig, incl. Bringerlobn.'> LU-, durch tue Post bezogen 6 Mk. Einzelne Nra. 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren iür Extrabeilagen <in Tageblatt-Format gefalzt) ohne Postbeförderung 60 AL, mit Postbeförderung 70 AL Inserate 6 gespaltene Petitzeile 20 Pf. Grössere Schriften laut uns. Prei-verzrichniss. Tabellarijcher u.Zlssrrnjatz nach hüherm Tarif. Urrlamen unter dem Redactionsstrich die4gespalt. Zeile öOPf., vor den Familien Nachrichten die ögespaltene Zeile 40 Pf. Inserate sind stets an die üfipeSttiS» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuumsraucko oder durch Post» Nachnahme. . ^ 185. Sonnabend den 4. Juli 1891. 85. Jahrgang. !ur gefälligen Lcachtung. Unsere Erpcdition ist morgen Sonntag, den 5. Juli, Vormittags nur bis V-N Uhr geöffnet. „ Ibxpeüttion äes '1'a«eblrttte8. Imtliche Bekanntmachungen. Lekanntmachung, die Ltadtbtbliothrk betreffrud. Wir haben beschlossen, die bisher üblich gewesene Iahrcsrcvision hi unserer Stadtbibliothek abzuschassen und im Zusammenhänge nnit an die Stelle der bisherigen Bestimmungen über die Leihfrist 7 des Regulativ-) vom Tage der Bekanntmachung an die ater G nachstehenden treten zu lassen. Leipzig, am 3. Juli EI. Der Math der Stadt Leipzig. Id. 8095. vr. Georgi. L. D S 7. Die Leihfrist für ein Buch beträgt vier Woche». Diese Frist rd von der Verwaltung stillschweigend bis auf drei Monate rlängert, wenn Niemand anders nach dem Buche fragt. Nach drei Monaten muß jedes Buch unbedingt zurilckgtgrben er di« Ausleihung unter Vorzeigung des Buches erneuert erden. Oeffcntliche Ausschreibung. Unter Bezugnahme auf unsere Bekanntmachung vom 16. Mai d. I., die Ausschreibung der Grv-, Maurer-, Steinmetz- und 8tmmer - Arbeite» zum Neubau der AudreaSk,rche betreffend, gnd nunmehr die Submissions-Unterlagen fertig gestellt und können xgen Erlegung von 2 in unserer Expedition Arndtstrahe 80 d Empfang genommen werden. Daselbst liegen dir Pläne zur Einsichtnahme au- und können, soweit der Lvrrath reicht, gegen Hinterlegung von 80 cnl- »ommen werden, deren Rückerstattung bei Abgabe der Offerte und chekgab« der unversehrten Pläne erfolgt. Bewerber wollen die bczeichncteu Unterlagen in unserer Expedition om 4. d. M. ab in Empfang nehme» und ihr Ang.bot bis tzätrsteus Sonnabcu», den II. Juli, Abends « Uhr, eben- »selbst versiegelt mit der Ausschrist ,Hrubau der AndreaStirche tr." einreichen. Leipzig, den 2. Juli 1891. Ter Sirchenvorstaud zu St. Andrea». Al. Schumann, Pfarrer, Borst tzender. Lekllmitmachullg. Die Au-sühruna von Erd- und Macadamisirungöarbritcn am Schleuniger Wege soll an einen Unternehmer verdungen werde». Die Bedingungen sür diese Arbeiten liegen in unserer Tiesbau- s Verwaltung, Rathhaus, 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 14, aus und können daselbst eingeseheu oder gegen Entrichtung der Gebühren im Betrage von 50 -H, welche event. in Briefmarken einzujendcn sind, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Ausschrist: „Grd- r«. Macadamasirungsarbcitrn des Schleust!,irr Wrgeü" versehen ebendasetbst, und zwar bi- zum 14. lsd. MtS. Nachmittags 5 Uhr einzureichen. Der Rach behält sich da- Recht vor, sämmtlich« Angebote abzulehneu. Leipzig, den L. Juli 1891. DcS NathS der Stadt Leipzig le 3283. Stratzenban-Teputatiou. Lekanntmachung. DI« Ausführung von Granltarbettru sür die Fusjwege des Schieußiaer Wege- zoll an eine» Unternehmer verdungen werden Die Bedingungen sür diese Arbeiten liegen in unserer Tiesbau Verwaltung, Rachhau« 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 14, aus und können daselbst eingesehen oder gegen Entrichtung der Gebühren im Betrage von 50 welche event. in Briefmarken einzujenLeu sind, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aiisschrift: „Vranitarbeiten sür die Futzwege am Lchlentziger Wege" versehen ebendaselbst, und zwar bt» zum 14. lsd. MtS. Nachmittags 5 Uhr einzureichen. Der Rach behält sich da» Recht vor, simmtllche Angebote ab- zulehnen. Leipzig, den L. Juli 1891. Des NathS der Stadt Leipzig le. 3283. Stratzrnbau-Teputatlon. Ausschreibung. Am Neubau de- Eckgebäude» neben der Markthalle sollen die Schlosserarbettcu vergeben werden. Ta- ArbeitSverzeichnlsi und die Bedingungen können im Bau bureau der Markthalle in der verlängerten Brüderslrasie gegen Erlegung von 1 entnommen, bez. dort nebst den Zeichnungen eingesehcn werden. Di« Angebote sind verschlossen und mit der Ausschrist: „Schlofirrarbettrn — Eckgrbäude — Markthalle" bi» zum 15. Juli or. Vormiltags 10 Uhr im Rnlhhauj« allhier, II. Oberaeschob, Zimmer Nr. 7, portofrei einzureichen. Der Rath behält sich die Auswahl unter den Bewerbern und di« Ablehnung sänuntlicher Angebote bor. Leipzig, den 3. Juli El. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. G«orgü Wirthgen. Wirkungen der Erneuerung des Dreibundes. Als ein sehr günstige- Zeichen für dir Erhaltung des europäischen Frieden« ist die Ruhe zu betrachten, mit welcher die Erneuerung de» Dreibundes von den »nbetbciligten Mächten ausgenommen worden ist Amtliche oder halbaml liche Aeußerungcn liegen nicht vor. Bon französischen Blättern hat sich unter andern der „Temp«" geäußert, von russischen nur die „Nowoje Wremja". Der „TempS" erinnert daran, daß der Lund da» Werk der Souverainr sei, welche ihn ge schlossen haben, nicht der Belker, und dir „Nowoje Wremia' empfiehlt ein russisch-französische- Bündniß al- Antwort. Die englische Regierung hat sich im Unterbaust in dem Sinne ge äußert, daß sie über die Verträge, welche zwischen Deutsch laad, Oesterreich-Ungarn und Italien abgeichlosfin wurden, nicht unterrichtet sei und daß England völlige Handlung» sreiheit habe. Es werde im Nothfalle die erforderlichen Maß regeln zur Erhaltung dcö «trrtus <iuc» im Mittelmecre er wägen, die Aufwendung englischer Streilkrästc werde aber allein von der Würdigung der Umstände abhängcn. Diese drei Kundgebungen bestätigen Das, wa« wir vor einigen Tagen au dieser Stelle gesagt haben. Rußland und Frankreich stellen sich auf den Boden der Thatsachcn, sic sind weit entfernt davon, die Erneuerung des Dreibundes als eine gegen sie gerichtete Herausforderung auszufasscn, aber auf französischer Seite scheint man die Hoffnung gehegt zu habe», daß eS möglich sein werde, Italien der Sache des Dreibundes abwendig zu machen. Der Trost des „TempS", daß der Bund ein Vertrag der Souvcraine sei, verringert den Werth des Bundes nicht. Natürlich werden Bündnisse von den Sou- veraincn geschlossen, aber der Abschluß bat nur einen Hwcck, wenn die Böller damit übereinstimmcn. Daß dies bei dem Dreibünde der Fall ist, wird vom „TempS" nicht bestritten, aber das Schweigen des BlattcS läßt die Frage offen, mindestens wallet das Streben vor, die Sache so darzustcllen, als ob der Gedanke des Dreibundes in Italien nicht volkSlhümlich sei. Die berufene Volksvertretung hat sich in ihrer großen Mehrzahl für die Erneuerung dcö Bundes erklärt, der Senat sogar einstimmig, also kann die Bolksthümlichkeit des Bundes in Italien nicht bezweifelt werden. Nicht unerwähnt bleiben darf in diesem Zusammenhänge, waS in diesen Tagen in Prag geschehen ist. Dort hat der Bürgermeister die französischen und slawischen Turner beim Festmahl durch ein Hoch auf die Slawen und Franzosen gefeiert; beim Festmahl auf der Sopbien- insel, welches dem czechischcn Schulvcrein galt, bildeten sich jedoch zwei Parteien, von denen die eine das Spielen der russischen Zarcnbhmnc verlangte, während die große Mehrheit dagegen Einspruch erbob. Die beabsichtigte Verbrüderung von Slawen und Franzosen ist nur thrilwcise geglückt, weil die österreichischen Polen Rußland feindlich gegenüberstehen. Die Ezechen haben von jeher eine ganz bcrvorragende Geschicklichkeit darin gezeigt, sich zwischen zwei Stühle zu setzen; sic betrachten sich als die berufenen Ver treter des Slawenthums in Oesterreich und wollen dort etwa dieselbe Rolle spielen, welche Rußland aus der Balkanhalbinsel auSübt, aber sie baden dabei außer Acht gelassen, daß die Polen eine ganz andere Auffassung von der Zukunft dieser großen Völkcrsamilie baden als die Czeche». Der Panslawis mus ist den Polen, wie ihr Vertreter im österreichischen Ab- geordnetenhause erklärte, nicht eine Pfeife Tabak wcrtb, und gerade diese Form der Entwickelung des SlawcnthumS streben die Ezechen au. Die Slawe» sind keineswegs so einig, wie cS auf einen flüchtigen Blick scheinen könnle; selbst die Ezechen, welche a»S ihrer Freundschaft sür Rußland niemals ein Hebt gemacht haben, würden ibrcr Ruffen-Frclintschaft Schranken setzen, wenn es ihnen gelänge, ein von Oesterreich staatlich getrenntes Königreich Bödmen aufzurichtcii. Als Glieder dieses König reichs würden sie böbmischc Politik treiben, nicht panslawistische. Die Polen sind politisch weit reifer, sie habe» cinscdcn gelernt, daß eine Erneuerung der polnischen Selbstständigkeit nicht mit Gewalt durchgesetzt werde» laim, sondern nur die Folge einer allgemeine» Veränderung der politischen Verhältnisse Europas sein könnte. DaS geträumte czcckischc Wenzclreich ist nach Lage der Sache so lächerlich, die Erfahrungen, welche Graf Taaffc mit den Ezechen gemacht hat, sind so nieder- drückend. daß von einer Verwirklichung der czeckischcn Wünsche dente nicht mehr die Rede sein kann. Rußland erkennt auch sehr wohl die Vergeblichkeit der czechischcn Anstrengungen und läßt sie deshalb völlig unbeachtet. Die Franzose» denken darüber anders; sic halten cö sür ersprießlich, jeder Regung dculschscindlichcn Ebaraktcrs auf alle Weise zu Hilfe zu lom- mcn, sic zu fördern und zu entwickeln, soweit cs «n ihrer Macht steht. DcSbalb die Abfindung von Vertretungen der Studenten und Turner nach Prag, deshalb die Besuche französischer Abgeordneter in Italic». Daß die Ergebnisse der aufgewcndetcn Bemühungen weit binter den gehegten Er Wartungen Zurückbleiben, ist eine Sache für sich; nicht jeder Baum fällt aus Len ersten Hieb und am wenigsten ist das von alten kräftigen Bäumen zu hoffen. Solche Erwägungen niögen den Eifer der Franzose», den sie nach verschiedenen Richtungen entfalten, um ihren Wünschen Erfüllung zu sichern, anfachen. Die Lkrafl des Dreibundes kann mir gewinnen und Triumphe feiern, wenn sich die dagegen aufgewcndetcn Bemühungen so vergeblich erweisen wie in Italien und in Böhmen. ES kan» in den maßgebende» Kreisen Frankreichs nur beschämend wirke», wenn die Vertreter Frankreichs oder doch bestimmte Parteien und Bestrebungen so wenig erreichen, wie in Italien und in Bödmen. Die Russen sind bessere Diplomaten als die Franzosen, sie haben sich wohl gehütet, in Prag als Bahnbrecher für panslawistische Zwecke aufzutrcten, sie be gnügen sich, ihre militairischcn Vorbereitungen sür den Krieg der Zukunft in der umsasscndstcn Weise zu treffen, daö Ucbrige überlassen sic der natürlichen Entwickelung. Von allen vorliegenden Kundgebungen in Folge der Er neuerung des Dreibundes verdient die Erklärung des Unler- staatSsecrctairS im englischen Ministerium des Auswärtige» Fergusson die meiste Beachtung. Den Ueberlicferungen Eng lands entsprechend sucht er die Verpflichtungen, welche die englische Regierung dem Dreibund gegenüber übernommen bat, so sehr wie möglich abzuschwächen. Auch für die englische Regierung ist das Gebiet der auswärtigen Politik un eingeweihten Personen unnahbar. Soviel auch darüber interpellirt wird, das Parlament wird gewohnheitsmäßig mit ausweichenden Antworten abzescrtigt. Die hergebrachte Formel lautet: ES ist der Regierung nichts bekannt geworden was darauf schließen ließe, daß dies oder jenes geschehen oder nicht geschehen ist. Eine andere Form, die neu gierigen Frager zufriedenzustellen, ist die Verweisung au etwas dem Parlament bereits Bekannte» Fergusson sagte am 2. Juli im Unterhause: „DaS Einverständniß Englands mit dem Dreibund zielt gegen keine Macht, es besteht kein europäisches Einvernehmen zur Erhaltung deS «tatus ',uc» außer dem, welches sich aus den dem Hause bekannten Ver trägen rrgicbt." Solche Erklärungen sind völlig wertbloS sür Diejenigen, welche sie geben, und auch sür Die, welche darauf Hoffnungen bauen. Der Gesammlinbalt aller Ant worten, welche die englische Regierung aus Anfragen über die auswärtige Politik zu geben pflegt, laßt sich dahin zusammen fassen, daß England sich von allen Verpflichtungen, in Welt Händel cinzugreisen, so lange fern hält, als nicht seine eigenen Interesse., dabei in Frage kommen. Der Dreibund ist die zenige Einrichtung, welche England als die vortheilhastestc I Rückendeckung erscheint, daher die scheinbare Sympathie sür ^ diesen Bund. * Leipzig, 4. Juli. * Die Commission für die zweite Lesung des Bürgerlichen Gesetzbuches hat in ihren Sitzungen vom 29. Juni bis 1. Juli den Abschnitt vom Beweise erledigt. Der letzte Abschnitt dcS allgemeine» TbeileS über Sicherheits leistungen fand im Allgemeinen die Billigung der Evmmission und eö wurden nur einzelne ergänzende Vorschriften hinzu- gesügt. Damit war die Verathung über den allgemeinen Tycil deS Entwurfes mit Ausnahme deS ouSgesetzlen Ab schnittes über juristische Personen beendigt. Ein Antrag, die Vorschriften über Schenkungen aus dem Obligalionenrecht in den allgemeinen Tkeil zu versetzen, wurde abgelehnt. Die Entscheidung über einen ferneren Antrag, allgemeine Grund' sätzc über das AncrkennungSrecht zu geben und diese, sowie die Vorschriften über den Vergleich in den allgemeinen Theil einzusteUen, wurde bis zur Beralhung der aus diese Frage sich beziehenden Vorschriften dcS Obligationcnrechlcs auSgcsetzl. * Während in früheren Iakrcn die EtatSanmclduugen für den preußische» StaatöhauShallSetat, soweit eS sich nicht um eine Abweichung rechtfirligender Ausnahmen bandelte, »m diese Zeit bereits erfolgt sein mußten, ist im laufenden Jahre, so schreiben die „Berliner Politischen Nach' richten", wegen Verschiebung dcS Anmeldelermms bis zum September eine vorläufige Ucbersicht des nächstjährigen StaatShcdarsS und der zur Deckung desselben verfügbaren Mittel noch nickt zu gewinnen. Und zwar um so weniger, als der späte Abschluß der EtatSberalbungen und die lange Tauer der Lantlagöfissioii den verschiedenen Ressorts erst jetzt die Möglichkeit gewährt, ernstlich an die Vor arbeiten der ElatSausstellung für 1892/93 hcranzugehen. Mit dem hieraus sich ergebenden Vorbehalte steht indessen schon jetzt fest, daß die Ausstellung des nächstjährigen Etats sich nicht unter der früheren reichen Fülle und dem entsprechenden Elasticität in Bezug auf die »eueren An forderungen oder die Erhöhung der laufenden Aufwendungen sich vollziehen wird. Es besteht vielmehr kein Zweifel, daß die Signatur des nächsten ElatS Knappheit der Mittel und demzusvlgc sorgsame Zusammenballung aller Einnahmen und äußerste Sparsamkeit in den Ausgaben sein wird. Wenn die gleiche Regel schon sür den lausenden Etat Platz greift, so ist dies in noch höherem Maße mit dem nächstjährigen der Fall, und eS darf angenommen werken, daß die EinzelressorlS bezüglich ihrer Anmeldungen mit entsprechenden Direcliven versehen sind. * Unter den zur wirthschaftlichen Hebung der östlichen ! daß Ergebnis) nicht ohne große Bemühur rreußiscken Provinze» in Aussicht genommene» Maßregeln I war. Vielleicht werden Verhandlungen i oll sich nach verschiedenen Miltheiluugcn auch die Aus-1 tage darüber Ausklärung verschaffen. das Grundgehalt zu erhöhen. Neben dem Grundgehalt ist entweder Naiuralwvtinuiig oder entsprechende MicthSentschädigung iin Anschluss an die Servisctasse und eine DienstalterSzulage zu gewähren. Für die Anrechnung der auswärtigen Dienstzeit sind feste Normen aus- zusteUeu. Die Cvnserenzen sollen tu der Zeit von Mitte September bis Ende Lctobcr statlfiiidcn. * Nach den vorläufigen Beschlüssen treffen die Minister vr. Miguel und von Berlepsch am 7. Juli in Königs berg ein. Am folgenden Vormittage findet im LandeShause in Anwesenheit der Minister eine Sitzung deS Provinzial- auSschusscS statt, zu welcher Vertreter des Vorstcberamts der hiesigen Kaufmaniischafl rugezygen werben sollen. Daran reiht sich ein Besuch ber Börse, beS Stantien und Becker'schen EtablisfimcinS, der Union Gießerei, des Etablissements von Albrccht und Lewanbowski, sowie verschiedener anderer Unter nehmungen. Nachmittags findet im LandeShause ein größere- Tiner statt. Am nächsten Tage folgt eine gemeinsame Fahrt von Vertretern der Kaufmannschaft, der Behörden und ge ladener Gäste nack, Pillau zur Besichtigung der Arbeiten am Seccanal und des dortigen HafcnS, dann eine Fahrt nach Palmnickcn zur Bcsichtigi'.ng des Bcrnsteinbcrgwerks der Firma Stantien und Becker, daraus Rückfahrt nach Königsberg und entlieh eine Fahrt nach Cranz. Am 10. Juli verlassen die Minister die Stadt. * In Bezug auf die nachgerade langweilig werdende Redcmptoriftcn-Angelegenheit wird der „Magdeburg. Zeitung" aus Berlin geschrieben: Ter BundeSrath wird, wie wir bereits andeutcir konnte», voraussichtlich am Sonnabend seine letzte Plenarsitzung vor den Ferien abhaltcn. Der raycrischc Redemptoristen-Antrag steht nicht aus der heutigen Tagesordnung; wir können verbürgt melde», daß der Iustiz- ausschuß des Bunteörathes, welchem der Antrag zur Bvr- bcralhung überwiesen ist, bis heute noch nicht an die Be- ratbung herangetrcten ist, daß auch ein Berichterstatter für den Antrag bis heute noch nicht bestellt war. Diese Thatsacben lassen anderweile Meldungen, wonach auf Grund einer mcbr- stüiidigen Beralbung des preußischen Ministeriums die Angelegen heit »och vor dcrVcrlagung des BundeSrathS erledigt werde» sollte, mindestens zweifelhaft erscheinen. Nach Gerüchten, für welche wir eine Bürgschaft nicht übernehmen möchte», sollen cinsluß- rciche Stimmen eine Verschiebung der Sache bis zum Herbst dringend anrathen. Daß die jüngste Üülwcfinhril deS baye rischen CultuöministerS in Berlin mit dieser Augelegcnhcit rusammcnhängt, steht außer Frage. ES heißt, der Muiistcr hätte Berlin »» befriedigter Stimmung bezüglich seiner Mis sion verlassen. Hiernach werde man annebmen können, daß Preußen sür den Antrag gewonnen und seine Annahme im BnnbeSrath damit gesickert ist. ES darf inzwischen als fest stehend anzcfihcn werde», daß, wenn diese Annahme zutrisst, Bemühungen herbeizusührcn ' im nächsten Reichs- Hebung deS Identitätsnachweises bei der Getreide ausfuhr befinde». Damit wird diese vielerörterte Angelegen heil wieder in den Vordergrund der parlamentarischen Kämpfe treten. Der Reichstag hat sich zum letztenmal im März 1888 mit der Frage beschäftigt. Es gab sich damals eine außer ordentliche Verschiedenheit der Auffassung und Anschauung über den Werth und die Wirkung des Vorschlages kund. Nicht nur die »leisten politischen Parteien gingen dabei aus einander, sondern auch die bcthciligtcii Erwcrbskrcise, je nack der lanbschaftlichcii Lage und den besonderen Interessen verschiedener Gegenden. Während die bctheiligten Hantelslreifi über wiegend die Aushebung befürworteten, waren die Landwirthe geteilter Ansicht. Im Rordostc» verlangte man dringend die Aushebung, im Süden und Westen überwogcn die Be denken. Von den größeren Parteien waren die ganz über wiegende Mehrheit des EentrumS und der Teutsihsreisinnigen, sowie die Socialdcmokratcn Gegner der Aushebung dcS IdentitätSnachweiscö. lieber einen diese Forderung erbebenden Antrag Ampach wurde damals mit 178 gegen lol Stimme» zur Tagesordnung übergcgangcn mit der Begründung, daß die Angelegenheit in ihren wirthschaftlichen Wirkungen sich noch nicht hinlänglich übersehen lasse, und mit der Auf forderung, die Regierung möge der Sache ihre volle Aufmerk samkeit zuwcnbcn * Bo» diplomatischer Seite erhält die „Weser-Zeitung" über die Eriicncrung dcö Dreibundes folgende Mil- thcilung: Zwei llmstänbe unterscheide» das neue Bündniß von dein allen. Während da» tcntsch-vslcrreichiscbe Bündniß i» Wien abgeschlossen und unterfertigt wurde, die Separat- verlräge zwischen Italic» und Oesterreich-Ungarn einerseits, sowie Italien und Deutschland andererseits aber in Rom zu Stande kamen, wurde diesmal ein einziger und cinbcitlicber Vertrag zwischen den drei Mächten vereinbart und als Ort der Unterzeichnung und des Austausches der Formalicn Berlin gewählt. Diese äußeren Momente sind nicht ohne Bedeutung. Tic Thalsachc, daß Italien mit den beiten Kaifirmächtcn nickt mcbr zwei gesonderte Verträge abge schlossen hat, beweist, daß auch die letzten Bedenken gefallen sind und die Interessengemeinschaft der drei Mächte eine vollständige ist. Deiiientsprcchcnd wurde der formelle Ab schluß des Vertrags nicht in Rom, sondern in Berlin voll zogen, welchem diesmal auö convcntionellcn Rücksichten der Vorrang vor Wien eingcräumt wurde. * Ter „Allgemeinen Zeitung" wird aus Berlin gemeldet: DaS angebliche Gespräch zwischen B l o w i tz und dem Grasen Münster gilt sür apokrnpb. Wahrscheinlich hantelt eS sich um eine mißverstandene Wiedergabe vertraulicher Aeußerungcn des Botschafters an dritte Personen. Mit Zuversicht läßt sich sagen, daß Kaiser Wilhelm I. nie daran getackt bat, sich vom Fürsten Bismarck zu trennen; richtig ist jedoch, daß General v. Eaprivi bei möglichen UnglückSsällen schon damals in Sicht stand. * Ter zunehmende Lehrermangel hat den preußi scheu CultuSniiuistcr veranlaßt, eine neue durchgreifende Verbesserung der Gebälter der Lehrer an öffent lichen Volksschulen, ohne Rücksicht auf die künftige gesetz liche Regelung, durch Einwirkung auf die Gemeinden zu versuchen. Der „Reicks-Anzeiger" publicirt ein hierauf be zügliches Rundschreiben vom 26. Juni, dem Folgendes zu entnehmen ist: Die Oberpräsidenten werden aufgesordert, in Conserenzen mit den Provinzlalregierunge», zu denen auch Mitglieder des Prooinzial- ralhs und besonder- erfahrene Landräthe zuzuzichen sind, über die Neugestaltung der Lehrerbewidungen in Verathung zu treten. Für jeden Ort soll ein den Preis- und sonstigen Leben-Verhältnissen eniiprechendes Grundgehalt sestgeietzt werden, welche- »»-reicht, die Kosten eines junge» Famitienhau-halt- zu bestreiten. Für die Stelle» der Rectoren, Ablheilung-vorsteher, ersten Lehrer u. s. w. ist * H * Mit dem l. Juli war die Frist abgclausen, bis zu welcher die einzelnen Staaten ihren Beitritt zur Gciicralacle der Brüsseler Antisclavcreicoiifrrcnz erklärt haben sollen. Wie a»S Brüssel gemeldet wird, glaubt man dort an der Eentralstellc der Congoregicrung. der Termin werbe noch binausgerückl werden Die neue Frist soll zu dem Ver suche benutzt werden, die Schwierigkeiten zu beseitigen, welche der Zustimmung Frankreichs und Portugals zur Acte »och cntgcgcnstehc», sowie um die Einigung der anderen Mächte bezüglich der Bestimmungen der Acte über die Eiiisubr von Waffen und Alkohol zu erzielen, da mit den diesbezüglich von einzelnen Staaten gemachten Vorbehalten die Ausführung der Aetc praktisch unmöglich erscheint. Die Berufung einer neuen Eonserenz nach Brüssel ist wegen der Umständlichkeit deS Apparates nicht wahrscheinlich. * Die kurz telegraphisch gemeldeten Erklärungen Fergusson'« im englischen Untcrbause besagen, daß er keine Infor mationen über die Stipulationen der angeblich zwischen Deutschland, Oesterreich und Italien Unterzeichneten Verträge babc. Der italienische Ministerpräsident di Rndini solle seine Uebereinstiininung mit der von der englischen Negierung gegebenen Beschreibung dcS zwischen England und Italien von Zeit zu Zeit stallgehabten Meinungsaustausches ausgedrückl baden. Ohne Zweifel habe Rukini diesen Meinungsaustausch correct beschrieben, der Wortlaut der Rede Rudini's liege ihm noch nicht vor, aber, wie er (Fergusson) wiederholt erklärt habe, würden im Nothfalle die zur Er haltung dcS 8trrtu8 ijuo im Mittelländischen Meere erforder lichen Maßregeln gemäß der eventuellen Umstände deS Falles Gegenstand besonderer Erwägung sciu müssen, und jedwede Aufwendung englischer Streilkrästc werde, wie bisher, von einer Würdigung der Umstände seitens der britischen Regierung abhängcn. Ein Meinungsaustausch habe gelegentlich stattgcsunren, aber durchaus keine Veränderung der Haltung der britischen Regierung gegenüber der jüngsten, die der Unter- staatSsecretair in seiner Antwort an Labouchöre im Jahre 1888 desinirt habe. Er wiederholte, da« vorhandene Einverständiiiß ziele gegen keine Macht ab. er wisse von keinem allgemeinen europäischen Concerl zur Erhaltung des «Intus «zuo, außer dem, daß aus den dem Hause bekannten Verträgen abgeleitet werten könne. — Auf eine weitere Anfrage erklärte Fer gusson, er könne gegenwärtig nicht sagen, welches Verfahren die englische Regierung oder andere Negierungen im Falle einer Verschiebung der Unterzeichnung der Antifilavcrci Acte cinschlagc» werde. Großbritannien habe die Acte ratifieirl. * An« Paris wird vom l. Juli gemeldet: Nach dem „Figaro" flößt da«Befinden deSHerrnv. Lesse pS seiner Familie ernstliche Besoraniß ei». Der GreiS, dessen Kräfte schon seit einiger Zeit in sichtlicher Abnahme begriffen waren, konnte cs nickt sassen, daß gegen die VrrwaltungSräthe der Panama- Gesellschast eine gerichtliche Untersuchung eingelcitet ist und daß er selbst vor dem UntersuchungSrichlcr Princl erscheinen innßle. Die Rücksicht, mit welcher dieser den Erbauer de« Suez-EanalS in seiner Privatwohnung empsing, indem er selbst ein Unwohlscin vorschützte, vermag Lcsseps nicht über die Thalsachc hinwegzubringc», daß da« gerichtliche Verfahren sehr ernst genommen wird. Die Srinigen suchen ihm ver geblich einzurcdcn, es handle sich nur darum, der Verjährung vorzubcugcn. * Der unter dem Vorsitz deS Regenten Ristitsch abgehal- lene serbische Ministerralb bat über das Fericnprogramm dcS Königs, welcher die Prüfungen beendete, deratbcn und die Einzelbeite» der beabsichtigten Reise des Königs nack Rußland sestgestellt. DaS Gefolge soll aus lo Personen de stehen, und die Rückreise über Wien, woselbst eine Begcgn» deS Königs mit seinem Vater, König Milan, in Aussicht
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