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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.07.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-07-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189107150
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910715
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910715
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-07
- Tag1891-07-15
- Monat1891-07
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.07.1891
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr Krdartion und Expedition Johaanetgasie 8. Aprrchkundrn -er ttodartion Bormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« b— k Uhr. Dir dt» Mt«,-Ix n,s>,Iantifi v!»nulcr,kle macht sich die «trdacrioa „chl ixidi-dlutz. kl«««tz«r der für die nächftsol,ende N««»er destk««ten Inserate an Wachentagen dis :t Uhr Nachmittag», an Tann- »nd-efttagrn früh bis' ,8 Uhr. In drn Filialen für Ins.-Jtniiahmr: ktt« Klemm's Lartii». (Alfred Hahn). Anzeiger. Abonnementspreis vierteljährlich 4>, Mk. in Alt-Leipzig, inel. Brmaerlod» 5, Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Einzelne Nrn. 20 Pi. 'Belegexemplar 10 Pi. Gebühren iur Extrabeilagen «in Tageblatt-Formal gesalzt) ohne Postbesörderung 60 Mk., mit Postbesörderung 70 Mk. Inserate «'gespaltene Petitzeile 20 Pf. Gröbere Schriften laut uns. Pceisverzeichnlß. TabcUarijcher u.Zifferiisatz nach höherin Tarif. Keclamen unter dem Nedactionsslrich die 4gesvalt Zeile 50Pi., vor Le» Famil ien Nachrichten die tigeipalteae 'feile 10 Pt. Loul» Lösche. kalharinenstr. 14, part. u»0 Königsplatz 7, nur bis '„3 Uhr. Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. zzn'eralc ims ne: - >m die o rpcoiiiou zn senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praenuiiior.iN'I > oder durch Post» Nachnahme. IW. Mittwoch) den 15. Juli 1891. 8ö. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung, die katholische »irchcnanlage detrefirnd. Zur Deckung des Bedarfs für die römisch-katholischen Kirchen der Erblande ist für das lausende Jahr nach Maßgabe der vom königlichen Ministerium des Euitus und öffentlichen Unterrichts erlaßen«» Bekanntmachung vom 1. vorigen Monats eine Parochial- oniage in Höhe von IN Pfennige» von jeder Mark des normalmüftigr» 8taatact»konimrnfteuersatzrs am 13. Juli d Jahres zu erheben. Die hierzu beitragspflichtigen katholischen Glaubensgenossen werden hierdurch ausgesordert, ihre dcsfallsige Zahlungspflichi binnen drei Wochen, vom 15. dieses Monats ab gerechnet, und zwar: im Stadtbezirke Nil-Leipzig im LtadthauS, Lbftinarkt L, Erdgeschotz, tu den Stadtbezirken Leipzig - Nrudnit;, Leipzig - Angrr- Vrottrudorf, Leipzig - Thonberg und Leipzig-NrurrnSuilj bei uiiierer Steuer- hebesleUe Leipzig Nrudtiilz. Raihhans. tu d«u Stadtbezirken Leipzig-Neustadt, Leipzig-Nr»,chvne- fcld, Lcipzig-Poilinarsdors und Lcipzig- SrUrrhausrn bei unscrer Deuerhcbesielle im Nathhause zu Leipztg-Polkmarsdorf, im Stadtbezirke Leipzig-Eutritzsch im doNigcn Nath Hause, im Stadtbezirke Leipzig-dtohliS im früheren Vtemeinde- amtc daselbst, in den Stadtbezirken Leipzig - Lindeua». Leipzig - Plagwitz. Leipzig - Llrinzschocher und Lripzig- Schleuizig im Nathhause zu Leipzig- Piagwitz und tu den Stadtbezirken Letpzig-Eaunrwitz »nd Leipzig-Loszuig i», früheren Mrwrtudeanitr zu Leipzig- tzonnewitz zn erfüllen, widrigenfalls »ach Ablauf dieser Frist gegen die Läu> migen da« vorgeschriebene BeitreibungSversahren eingelcitct werden wiü>. Leipzig, am 11. Juli 1891. Der Nath «er Stadt Leipzig. De. Georgi. Koch. Lekanntmachnng. Mit Genehmigung des Königlichen Finanzministeriums wird vom 1. August d. I. ab die bisherige Stcuerabsertigniigsstclle am Bayerischen Bahnhvie hier sollende erweiterte, auch den dortigen Zollgütervcrkehr umfassende Befugnisse erhalten: Zur Ausserliguizg und Erledigung von Zollbegleitscheinen I und II, zur Ausfertigung und Erledigung von Begleitscheinen I und 1t über inländisches Salz, zur Erledigung von BerscndungSscheinen I und II über in ländische» Tabak, zur Ausserligung von Musterpässcn über Gegenstände des freien Verkehrs, zu unbeschränkten Abfertigungen im Eisenbahnverkehr (Waaren Ein- und Ausgang, Aus- »nd Umladungen, Wiederanleguiig des amtlichen Verschlußes, Abfertigung der unter Eijenbahnwagenvev jchluß eingehenden Begleitscheingnter), zur Abfertigung von a. Baumwollcngarnen der Zolltarif-Nummern 2o 1, 2 und 3, d. Leinengarne» der Nummern 22 a und b, o. Leinwand der Nummern 22 k, g; 1 und 2 und der Anmerkung zu 1 und tz, ä. Wollenwaaren der Nummern 41 ä. 5 und 6, «. harten Kammgarnen aus Glanzwolle der Nummer 41 e. 2« zu anderen als den relativ höchste» Zollsätzen, zur Abfertigung der mit Lein Anipruche auf Stcuervcrgüluiig aurgehcnden Biere, Branntweine und eingesalzcncn Gegenstände, zur Ausserligung und Erledigung von Branntwein-Berscndungs scheinen I und U, sowie zur Abfertigung bonistcatioiisberechiigier Branntwcinsabrikate, sowie endlich zur Erhebung der Uebergangsabgabe für Bier und Branntwein und zur Ausserligung und Erledigung von Uebergangs- scheinen über Bier, Branntwein, Wein und gefchrotencS Malz. Leipzig, am 11. Juli 1891. ttöniglichrü Haupt-Zollamt. , Nr. Rudert. Leklllliltmachullg. Die Herstellung einer ca 670 m lange» Lchleusc HI. Elasfc in der Wurzner «traffe in Lcipjig-LrUcrhausc» von ca. 64 ,» östlich der östlichen (iiicnzc des Gasanstalls-Grundstücks soll eine» Unternehmer verdungen werde». Tie Bedingungen und Zeichnung für diese Arbeiten liegen in unserer Ticsbau-Perwaltung. Ralhdaus, 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 14, aus und können daselbst cingcsebcn oder gegen Entrichtung der Ge- bühren im Betrage von 0,50 welche event. in Briefmarken ein- zusenden sind, entnommen werden. Bezüglich« Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Schleuse tu der Wurzncr Straffe" versehen ebendaselbst, und zwar bis zum 21. lauf. Monats, Nach, mittags 5 Uhr einzureichen. Der Rath behält sich das Recht vor, sämmtlich« Angebote abzulehnen. Leipzig, den 11. Juli 1891. 1°. 3617. De» Raths der Stadt Leipzig Ltraffrubau-Deputation. Bekanntmachung. Montag, den 20. Juli dieses Jahres, soll mit der Pflasterung der Fahrbahn der Plagwitzer Strotze begonnen werden. In Folge dessen wird diese Straße in ihrer Ausdehnung von der Marschncrstraßc bis zur Flulhbrücke von genannteiu Tage ad aus die Tauer der Pflaslcrarbeiten sür den durchgehende» Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 13. Juni 1891. Der Nath der Stadt Leipzig. H 8261. Oe. Georgi. Leistner. Lekanntinachung. Der Ausschuß der Genossenschast sür Berichtigung der Partb« »wischen Leipzig »nd Schönrseld ladet die Mitglieder der Genossen. Ichaft hierdurch ein, Mittwoch, de» 22. lausenden Monats, Nachmittags 4 Uhr. im Sächsischen Hofe zi, Lchönesrld zu einer Genossenschasts-Bersaminlung sich einzufinden. Tagesordnung: 1) Wahl zweier Ausschntzmitglieder und zweier Stellvertreicr. 2) Au-schreibung neuer Beittäge zur weiteren Unterhaltung der Anlagen, bezw. Deckung eines vorhandenen Fehlbetrages. S) Beschlußfassung wegen eventueller Auflösung der Genossenschaft. Leipzig-Schön,selb, den 4. Juli 1891. Ser Genossenschaft»-Ausschutz. De. v. Frege. Eichoriu«. Sekanntmachung. Tie Pflasterung der zu beiden Seilen der Pserdeciscnbabmfleisc liegenden Fabrbabn-Ttreifen der Acußcren Hallescheil Slraße znstickien dem ehemaligen Chaussechanse und der Wiihelmslraße in Leipzig- Gohlis soll an einen Unternehmer verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in »nserer Tiefbau. Verwaltung, Aialbhans, 2. Stockwerk. Zimmer Nr. 14, aus und könne» daselbst cingeseben oder gegen Entrichtung der Gebüliren im Betrage von 50 /H, welche event. in Briefmarken c»iznse»Lcil sind, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Pflasterung der äutzrre» Hallrjchcn Llratzr am E li tri v,scher Ehausseclmuse" versehen ebendaselbst, und zwar dis zum 25. laus. Mon., Viack)« »nllags 5 Uhr einzureichen. Der Rath behält sich das Recht vor, sämmtliche Angebote ab- zulchnen. Lkivzig, den 13. Juli 1891. Ie. 3t!i6. Des Rath» der Stadt Leipzig — Ttratzenbau-Ievutatio». Okstverpachtung. Die diesjährige Nutzung von den flScalischen Obstbänmeu an den Straßen der nackigenannlen Amtsstraßenmeisierbczirke soll gegen sofortige liaarc Bezahlung und unier den sonstigen bei Eröffnung der Termine bekannt zu gebenden Bedingungen im Wege de« MeislgebotS öffentlich verpachtet werden und zwar: I. Freitag, den 17. Juli d. I.. von Bormittag» lO Uhr an. im (tzastlioie „Zum Zimmerhof" in Borna die Nutzung der Obstnlleen im Bezirke der AmtSstratzenmrister Fehrman» i» Frohburg, Hantzmann in Borna und Grimm in LovstäSt, und II. Montag, den 20. Juli d. I., von Nachmittags 4 lldr an, im Ggfthoir „Zum Kronprinz" in ttzrollzsch die Nutzung der Obslallee» im Bezirke des AmtSftratzeuiNkisterS Nrnbert daselbst. 'Nähere Auskunft über die einzelnen Straßen und deren Unter, abtheilunacn, sowie über die Anzahl der anstehenden Obstbäume er theilcn die vorgenannten Amlsftrahenmeister und die Wärter der einzelnen Elraßenabtheiiungen. König!. Stratzen- und Sönigl. Bauverwalteret Wasserbau-Inspektion Leipzig. Borna. am 7. Juli 1891. Michael. ^ Tierosf. Steckbrief. Gegen den unten beschriebe»«!». Weißgerbereibesitzer Friedrich Metzer aus Rötha, welcher flüchtig ist, ist die Untersuchungshaft wegen belrügtichcn Bankrntts verhängt. Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in das nächste Gerichts-Geiängniß abzuliefcrn. Leipzig, den 13. Juli 1891. Der Untersuchungsrichter bei dem Königlichen Landgerichte. Burkhardt, L.-G.-Rath. Bcschrcibnng. Aller: 24 Jahre. Statur: mittel. Haar«: röthllch blond. Gesichtsfarbe: roth. Meidling: oermuthiich dunkelblauer, schwarz carrirtcr Jackeianzug. Besondere Kennzeichen: Meher hat ausfällig viel Sommersprossen und geht über die große Fußzehe. Das ruUck-franMsche Mldiiilr. Nachdem der St. Petersburger Brief an die »Politische Eorrespondcnz" vom 5. Juli die Bahn gebrochen bat, ist die Erörterung über die Nothwendigkeit, ein sormelleS Bündnis; iibcr- abznschließcn, in der I zw> ^wische» Frankreich »nd Rußland französischen Presse eröffnet. Zuerst bat sich der „GauloiS dieses Tbcmas bemächtigt, und ein Diplomat, der einst eine wichtige Rolle gespielt bat. bezeichnet bereits Konslaniinopel als Preis sürdaSBiintniß mit Rußland im Falle des Sieges. Der Diplomat des „GauloiS" ist der Meinung, daß nach der Durchstechung der Landenge von Suez der Besitzer Ko» stantinvpcls noch nicht Herr des Mittelländische» Meeres zn sein brauche. lind, warum solle Frankreich nicht die Ankunft einer russischen Flotte im Mittelmeer mit,Freuden begrüßen, da dieses Meer doch nickst ausschließlich französisches Eigcntbum sein könne, und da diese Flotte verhindern wurde, daß cS Eigculbum des Dreibundes würde? Der Zweck dieser Auseinandersetzung ist, die Anbängcr der Monarchie sür die Unterstützung des BüntinßplancS zu ge Winnen, damit sie dem republikanische» Minister des An« wärtigcn, Nibot, keine Schwierigkeiten bereiten, daß sic gleich sam als Bürgen für die Republik eintreten oder sich min- testcnS sür solidarisch mit der Republik erklären. Ribot'S Rede in Mvntreuil snr Mer drückt denselben Eiedanke» in anderer Form aus, indem er sagte, daß im Pnnctc der LantcSvcrtbcidigung Frankreich übereinslimme. Es scblt also nur noch, daß Rußland den Preis nenne, welchen Frankreich im Falle des Sieges zu beanspruchen bade, »in das Bünkniß für den Abschluß reif zu machen. Allzu bescheiden werden die Forderungen Frankreich« nickt sein, und cs läßt sich an nebmen, daß die Franzosen außer Elsaß-Lotbringcn auch daS linke Rbeinuser beanspruchen werden. In diesem Sinne bat sich wenigstens Bartlwlemy St. Hilaire ausgesprochen, und man bat Grund zu glauben, daß er damit eker zu wenig als zu viel gesagt bat. Aber er fügt binzu, daß Frankreich durch diese Erwerbung in dauernde Abhängigkeit von Rußland ge ratbcn werde. BiSker wurde daS Verbältniß zwischen Rußland und Frankreich immer so angesehen, daß Frankreich das Bündniß mit Rußland auf daS Eifrigste anstrebc, daß aber Rußland Bedenken trage, mit einer dem Wechsel stet« anSgesetzten republikanischen Regierung eine» Vertrag abzuschließe». Bar lbi'-lcmy St. Hilaire kebrt die Sache uni und erinnert Frank' reich daran, daß es als Borkämpser der Civilisation und des Fortschritts sich nickt niit dem Barbarentbum und dem Hort deS Absolutismus verbünden könne; der Diplomat de« „Gau loiS" geht dagegen auf den Getankengang Rußlands ein und verpflichtet die Anhänger der Monarchie in Frankreich, die Bürgschaft für die ohne solche Grundlage schwankenden und unzuverlässigen Zusicherungen einer republikanischen Regierung zu übernehmen. Es ist ein trauriges Schauspiel, welche« Frankreich durch seine Unterwürfigkeit unter Rußland der Welt giebt; man kann cs nicht fassen, daß dieselben Leute, welche den Skandal wegen des Sardou'scken „Tbermidor" in der französischen Kammer in Scene setzten, also die Schreckens Herrschaft de« JahreS 1793 als einen Thcil der großen Re volution erklärten und den Anhängern der Monarchie gegen über aufrecht erhielten, daß diese mit Baron Mackau und Gras d'Haussoiivillc sich in der Huldigung Rußland« dicten, »nd dennoch ist cS so. DaS Mitglied de« englischen Unterhauses Laboucköre, welcher die Führung der Sache Frankreichs im englischen Parlament übernommen bat, vertritt die 'Meinung, daß der Dreibund kein FricdcuSbuuk sei. weil die Gcsabr eines Kriege« durch die übermäßigen Rüstungen crbötst werde. Auch der Bricsschreibcr der „Politischen Eorrcspondeiiz" bebt die Em pfindlichkeit Europas gegen jede Veränderung der Lage, wie sic z. B. durch Englands Sompalbicbczeigungen für den Drei bund gcschcbeii sei, als Beweis für die Rolliwendigkest eines russisch französische» Bündnisses bcrvor. Aber keine von beide» bat die ösfeulliche Meinung davon überzeugt, daß der Dreibund den F'icdc» gesäbrtet. Wobl aber würde alle Welt mit vollem Recht in dem Abschluß eines russifch- französischeu Bündnisse» die Absicht erblicken, den euro päischen Frieden im gegebenen Augenblick zu stören. Diese Störung wurde längst erfolgt sein, wenn nickst der Drei bund derartigen Gelüste» ein Gegengewicht geschaffen bälie, und dieses Gewickst bat allerdings durch die neueste Haltung Englands eine Verstärkung erkalten. Und wenn man alle sonstigen Erklärungen der Vertreter der englischen Regierung im Parlament in Abzug bringt, so bleibt doch immer das Wort Fcrgusson S bestehen, welches er am 9. Juli im Unterbause unter dem Beifall der Regicrnngsparlci aus sprach, daß eie Sympatbicn Englands auf Scste Derer zu finden sind, welche den Frieden erkalten und nickst aus der Seile der Friedensstörer. Damit hat Fergusson Partei er griffen im 'Rainen der englischen Regierung und hat kn Bestrebungen eines Labonchtzre in ibren Zielen aufgcdeckk Soweit gebt also die englische Rcntralilät nicht, daß sic nicht einmal den Dreibund in feinen friedlichen Zielen zu bestärken wagte. Der Dreibund schützt den Besitz der Kleine» gegen die ErvberiingSgclüsle der Großen, da« hat die „Times" mit Reckst bcrvorgebobcn. Man mag daS russisch-französische Bündniß, vorausgesetzt, daß cS zu Stande kommt, befrachten von welcher Seite man wolle, einen FricdenS^vcck verfolgt eö auf keinen Fall, sondern cs kann nur dazu bestimmt sei», die Wünsche Rußlands und Frankreich« für die Veränderung der Karte von Europa zn formulire» und ibre Erfüllung sür gewisse Fälle in Aussicht zu nebmen. DaS würde aber gerade dem Standpnnct wider sprechen, welchen der St. Petersburger GewäkrSman» der „Politische» Eorrespondcnz" vertritt, den» dieser spricht von politische» Schritten, zu welchen sich der Dreibund könnte bin- rcißen lassen in Folge deS Beitritts von England. Da solche Schritte sicherlich unterbleiben werden, so jst daS russisch französische Bündniß blindes Lärm, es sei denn, daß beite Mächte sich zum Angriff gegen den Dreibund entschlössen, was zwar möglich, aber sehr unwakrscheinlich ist. DaS russisch französische Bündniß würde so recht cigcnt lich ein Trutzbiindniß sei» im Gegensatz zn dem Schutz, welchen der Dreibund gegen Frictcnsbruch gewährt. Trotz de« Lärm«, welchen die „Politische Eorrespondcnz" und »ach ibr der „Gauloiö" geschlagen haben, glauben wir sogar, daß der Bund zwischen Rußland und Frankreich, fall« er nicht schon bestellt, nicht zum Abschluß kommen wirk, weil beide Tbeile die Zwecklosigkeit de« Bündnisse« cinschcii müssen. Wenn die Uebcrciiisliinmnng Rußlands und Franlrcichö bisher auS- reicklc, um ein Gegengewicht gegen den Dreibund zur Aus recksthaltung des „europäischen Gleichgewichts" auSzuüben, so kann die Fonnulirnng der beiderseitigen Verpslichiungen im Falle eines Krieges um so weniger in einem Zcilpnncte als geboten erscheinen, in welchem die Möglichkeit eines Kriege« noch weiter zurückgcdränat ist als bisber. Ein Bündniß zwischen Rußland und Frankreich bat nur dann einen ^i»n, wenn beide Mächte entschlossen sind, loSzu schlagen. Gelegenheit dazu wird ihnen vom Dreibund nicht geboten werden, aber wer eine Gclcgciibcit sucht, wird sie steiö finde»; haben sic deck auch die Franzose» im Jahre >870 gesunden, obwohl dazu auch nicht der geringste stich haltige Grund vorlag. DaS russisch - sraiizösifcbc Bünkniß ist vielleicht nur eine journalistische Erfindung, welche leine weitere Beachtung verdient, aber selbst wenn sich da« de slätigcn sollte, so kann eine Erörterung der Sache nur dazu dienen, die Ucbcrzeugung von der Zwecklosigkeit de« Bünd nisseS in weitere Kreise zu trage». Wenn Rußland und Frankreich den gegenwärtigen Zustand aufrecht ballen wollen, so können sie Las obnc Bündniß, wollen sic das nicht, dann wird sic auch ein Bündniß nicht zum Ziele sührcn. 4t eipzig, 15. Juli. * Nach einer anS Wien eingehendenDralstmcldnng trifft mit Kaiser Wilhelm »nd dem König von Sachsen am 2. September auch der Reichskanzler Eaprivi in Wien ein. * In einem Artikel „Fürst Bismarck und die Presse" sührcn die „Hamburger Nachrichten" auS: „Tic osficiöjen Organe sind bemüht, dem Fürste» Bismarck nach zuweisc», welche Fehler er aus dem Gebieie der auSwärligen Politik gemacht habe, und das, er die Lage der Tinge namentlich in Bezug a»s England und Rutzland verkenne. In einem Artikel der Wiener „'Neuen Freien Presse" war dieser Tage gesagt worden, so sehr man die Staalskunst des Fürsten Bismnrck bewundern möge, so habe doch die mangelnde Pflege des Verhälinisjrs zu Eng land unleugbar deren schwache Seite gebildet. Der Berliner ossiciöie Telegraph hat cS sur seme Ausgabe erachtet, diese Aussührungcn des Wiener Blattes weiter z» verbreiten. Es ist Las sür uns ein Bo weis, daß LaS Berliner Prcschurea» doch nicht immer politisch genau über die Lage der Acten insorinirt wird, sonst würde es wisse», daß die wohlwoNenden Beziehungen, die heule zwischen England und Italien besiehe» und einen Schutz der italienischen Küsten durch englische Schisse möglich er- tcheinen lassen, lediglich auf Fundainenlen beruhen, die zur Zeit des ersten Reichskanzlers gelegt wurden, weicher durch deutsche Bermittelung die Annäherung und die gegenseitige Aussprache des italienischen und des gegenwärtigen englischen Cabinet« herbeisührte." * Die Ziehung der ersten Elasse der Lotterie zur Bekämpfung deS Sclavenhandels in Ostafrika erfolgt vom 12. bis 15. Lctober d. I., während die zweite Elasse am 19. Tcccmber und den darauf folgenden Tagen gezogen wird. Zur Berloosung gelangen ausschließlich Geld gewinne; letztere sind obne jeden Abzug zahlbar. In der ersten Elasse werden 5910 Gewinne mit 925 000 ^ und in der zweiten Eiaffe l3 020 Gewinne mit 3 075 000 gezogen Tie Hauptgewinne betragen 600 000 300 000 150 OOÖ^t, 125 000 .< 100 0<M u. s. w. * Wie eS heißt, ist sür die nächste ReickStagSsession ein neuer Gesetzentwurf über den Verkehr mit Wein in der Vorberciluiig, der einem längst gefühlten Bedürfnis; entspreche» würde. Der Reichstag bat sick zum letzten Mal im Frlibjabr mit der Angelegenheit beschäftigt. Damals lag ein Gesetzentwurf vor, welcher sich auf die Regelung ber Frage nach der gesniidbeitSpolizeilichen Seile beschränkte. Er zählte eine Anzahl Stoffe ani, welche von der Weinbercitniig wegen der genmdbcitsschätiicheii Wirkung unier allen U»>- stäiitcil ausgeschlossen sein sollen, unk verbot daS Fcilballen und den Verkant von Weinen, denen jene Stoffe zugesetzt sind. Für eine Feststellung des Begriffs der Weinverfälschung und Weinverbctierniig ob»« gesnnkbcitliche Nacktbeile und für Vorschläge über die gesetzgeberische Vcbaiidlnng dieser Seite der Frage schic» dem Vuiitesrath damals neck zn viel Unklarbeit und Widerstreit der Meinungen zu herrschen. Im ReickSiag und in der zur Beratbnng deS Gegenstandes ein gesetzte» Eommissien übenvog aber die Ansicht, daß eine gesetzliche Regelung des WemverkcbrS über die Bestimmungen des Nabrnngsmiitelgesetzes hinaus auch nach der vcrkcbrS- polizcilichc» Richtung erwünscht sei, da auch »ack> dieser Seite das genannte Gesetz nickt auörcichc, i» der Rechtsprechung und der polizeilichen Handhabung verschiedene Auslegungen erfahre» und dadurch Unsicherbeil im Verkehr bervor- gerusen habe. Man kielt cS für eine Ausgabe de« Gesetzes, der Ungewißheit darüber ein Ende zu machen, wie weit und unter welche» Voraussetzungen eine künstliche Verbesserung des Weines gestaltet sei. Es gaben sich aber dabei scbr entschiedene Gegensätze kund, banplsäcklick in der Frage der Verzuckerung und deS DcclaralionSzwangs. In der Eommission siegte »ach langen Kämpfen der DcelarationSzwaiig bei Ver zuckerung. Es wnrde ei» Gesetzentwurf angenommen, welcher die gesnndbcitspolizcilichc» Vestimmungc» der Regierungs vorlage im Wesentlichen wiederholte, aber auch folgende Vor schrift enthielt: „Werten Zucker, Wasser, Alkohol, Rosinen »nd andere nickt unter Verbot gestellte Stoffe zngctetzt. so darf der Wein nur unter einer 'Bezeichnung, welche das Vor handensein eine« Zusatzes erkennbar macht, z. B. verbesserter Wein, verzuckerter Wem, Schaumwein, Fa<.'o»wcin und der- gleichen, gewerbsmäßig scilgeballeii oder verkauft werdeit." Zn einer zweiten Veralbung im Plenum ist cS dann nicht gekommen und die Angelegenheit bat seitdem geruht. Pia» darf gespannt sein, auf welcher Gruiitlage sic jetzt wieder anfgciioinmen werden soll. Cie bietet außerordentliche Schwierigk«iten dar und eS sieben sich wichtige und berech tigte Interessen schroff gegenüber. I» einem Bericht der HaiidelSkami» er v on Eoblenz sinken sich folgende bcackttenSwertbc Klagen über die über mäßige Eoncurrenz, welche de», kleine» Kautmann und Ge werbetreibenden durch den Hausirbandel und andere Ber- anstaltnngcn gemacht werden: „Die immer bänsiger werdenden Klagen des seßhaften kansmännischen Geschäftes und Klein gewerbes in Landorlc» und kleinen bis mittleren Stätten über die ziinebmendc Schädigung durch de» Hausirbantel, die sogenannte» Detailreisciitc», Persaiidtgeschäne und die be sonderen Vcraiistallnnge» zur Versorgung bcstiminler Kreise, namentlich der 'Beamten und lSssieicrc, mit Waare» jeder Art haben uns veranlaßt, den Gegenstand eingehender zu untersuchen, wodurch sich mir nnscre Uebcrzengniig befestigt bat, daß cs in der Tbat an der Zeit ist. den geschädigten Bernssclasscn einen erhöhte» staatlichen Schutz znzuwendcii. Es gicbt fast keinen einzige» cinigermaßcii lcickl zn lranü- portircndcn Artikel mebr, der dem Publicum nicht ans dem Wege deS Hansirbandelü aiigcbotcn würde, »nd die Dctail- reiseiidcn kommen von Jahr zn Jabr bänsiger auö den größeren Städten ans die Landorte, um unter Auswciidnng aller Mittel der Anpreisung Knndschast zn erwerbe». Da mit der Dich tigkeit de« EisenbabnnctzcS auch der Besuch der größeren Plätze durch die Käufer auS den kleinen selbst zunimmt, vermehrt »nd verschärft sieb immer incbr der Wettbewerb, mit dem der Kansmann nnd .Kleingewerbetreibende der letztere» zn kämpfen bat. Rach wie vor gezwungen, der wenige» Iren gebliebenen Knndschast in Auswahl »nd 'Beschaffenheit möglichst viel zu bieten, »>» sic nickt auch noch zn verlieren, vermag er in den seltensten Fälle» einen angemessenen Umschlag und einen seinen Anstrengungen entsprechenden Gewinn zu erzielen. Diesem Znrückkrängc» de» kleinstädtischen, selbstständigen Geschäfte« siebt imscrcs Erachtens ein ausgleichcntcr Nutzen für andere 'BcvölkcriingSclasscn nickt gegenüber, denn der wandernde Händler kann unmöglich besonder« preiSwürtig verkaufen, nnd die dem Käufer gebotene Bequemlichkeit wird häutig durch überflüssige Anschaffungen und manche ankeren Nacktbeile mehr als ausgeglichen. Rechne» wir binzu, daß durch die beson deren Veranstaltungen zur Versorgung der 'Beamte» nnd Sin- eiere viele» kleinen und mittleren Stadien ein Tbcil der bcsielcii Knndschast entzogen wird, so glauben wir Veranlassung genug zn habe», einen besseren Schutz für da« kleinstädtische, selbstständige Gewerbe zn befürworte», da« eine« solchen in demselben Maße wcrtb ist, wie etwa der Stank der kleinen Landwirtbc, sür dessen Erkaltung sich StaalSrcgicrimg und Volksvertretung mit Recht so lebhaft inlercssirc». DaS Zn- sammcnsirömcn immer größerer besitzloser Mciischenmeiigcn in de» große» Stätten und Brcnilpnncteii der Industrie gegenüber der Abnahme der Bevölkerung so mancher Klci»- tiaki sollte eine weitere Mahnung sei», auf die Erhaltung der RahruiigSaucllcn der kleinen Srtc Bedacht zu nehmen, in welche» der sociale Frieden »och eine Freistatt sinket." * Anläßlich der für den nächsten keltischen Jnristentag in Aussicht genommenen Tagesordnung ist wieder die Frage der gesetzlichen Regelung der Ab; a h tun gsge sch äst c einer umsassciidc» össciillichcn Erörterung nntcrzogen worden. ES ist ja nickt z» lcngnen, daß mit der jetzigen Einrichtung der Abzahlungsgeschäfte die verschiedensten Mißstände ver bunden sind. Dazu sind namentlich die in den Abzablnngs contracten entbaltcnen Elauscl» de« EigeiilbumSvorbebaltS und deS Verfalls der ganzen gezahlten Summe bei dem Aus bleiben auch nur einer Rate zn rechnen. ES sind auch regierungsseitig die Rackilbeilc nickt verkannt worden, welche bierdurck weiteren BevölkerungSschichtcn zugcsügt werken, und schon seil längerer Zeit ist deshalb die Aufmerksamkeit der Regierungen aus diese Frage gelcnlt. Im Verlause deS JabrcS >889 war bei den Einzelregiernngen eine Enguelc über diese Mißstände nnd über die Abbiltcmillcl veranstaltet worden, welche ergeben batte, daß in der Tbat hier ei» Feld vorlag, aus dem man mit gesetzgeberischenMaßiiabmen Vorgehen könnte. Anderer seits batte sich aber auch hcransgestellt, daß die Abzahlungs geschäfte vielfach »ainenllich beim Ankauf kleinerer Maschinen durch weniger bemittelte Leute zn deren ArbOiSgebraiich einem vorhandenen Bedürfnisse entsprechen und deshalb ibre Existenz nicht gefährdet werten dürfte. Dieser Umstand machte die Behandlung der Frage zu einer äußerst schwierigen
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