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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.07.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-07-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189107215
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910721
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910721
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-07
- Tag1891-07-21
- Monat1891-07
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.07.1891
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr Redaktion und Lrpkdition IohannrSgaffe 8. Sprechstunden -er Rrdactioa Vormittag» 10—12 Uhr. Nachmittag- ü— 6 Uhr. INla»»d« VI»n«Icr>»te »»cht sich di» »»»»«>«» »ichl «rdmdluh. Ai»«a>«e »er für »te nächsts-lgende Nummer »eftimmten Inserate an Wachrntanen di» 8 Uhr Nachmittag«, «nSaun- und Kefttagenfrüh »t»,9 Uhr. 3» den Filialen für Ins.-^nnahmr: vtl« Klemm « Sartim. (Alfred Hahn), Universitätssiraße I, Loui» Lösche, ikathariaeustr. I-, part. und König-Platz 7, nur bi- ' ,3 llhr. Anzeiger. Organ siir Politik, Localgcschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. NborniementspreiS > " vierteljährlich 4", Mk. in Ult-Leivtig, incl. BringcrlobnMk., durch die Post bezogen 6 Mk. Einzelne Nrn. 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen <in Tageblatt-Format gefalzt) ohne Postbeförderung 60 Mk., mit Postbeförderung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uns. Preisverzeichnis^ Tabellarischer u-Ziffernsatz nach höhen» Tarii. Nrelamen unter dem Redactionsstrich di« 4gespalt Zeile üOPß, vor den Famil ienaachrichtea die 6geipalt«n« Zeile 40 Ps. Jnstrale sind stets an die t-rpeSitton za senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeoumoraväo oder durch Post- Nachnahme. 202. Dienstag den 21. Juli 1891. 85. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekauntmachung. M«ntag, den 20. diese« Monat«, soll mit der Einlegung von Wasserlettungsröhren K, der Utrchstrahe zu LeiPitg-volkmarSdors begonnen werden. In Folge dessen wir» genannte Strasse in ihrer Ausdehnung von der Berg- bez. Bogislamstraße bis zur Wurzener Straße von genanntem Lage ob sür den durchgehenden Fährverkehr auf dt« Dauer der Arbeiten gesperrt. Leipzig, am 17. Juli 1891. Der Math der Stadt Leipzig. H SS71. vr. TrSndltu. Leistner. Lekanntmachung. Wege» dorzuuehmendcr Einlegung von UafferleitungSröhren wird die Nostttt-Ttratze in ihrer Ausdehnung von der Heinrich- bis zur Wallwitzstraße von Montag, den 20. diese« Monats, ab auf die Dauer der Arbeiten für den durchgehenden Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 17. Juli 1891. Der Math der Stadt Leipzig. H 8572. vr. TrSndltu. Leistner. Sl« Herstellung verschiedener Futzweg - Uebergäng« soll an einen Unternehmer verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiesbau- Berwaltuna, Rathhau«, 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 14, aus und können daselbst eingesehen oder gegen Entrichtung der Gebühren im Betrage von 1 50 -H, welch« eventuell tu Briefmarken ein- zuseudeo sind, entnommen werden. Bezüglich« Angebote sind versiegelt und mit her Aufschrift: „Fugweg-Uebergänge" versehe» ebendaselbst, und zwar di« zum 80. lfd. Monat«, Nachmittag« S Uhr einzureichen. Der Rath behLit sich da« Recht vor, sLmmtlich» Angebot» °^Mpjig. de» IS. Juli 1891. De« Rath« der Stadt Leipzig Io. 36ü0. Straffenbau-Tcputation. Lekanntmachung. hierdurch bringen wir zur öffentlichen Kenntniß, daß wir die durch Todesfall erledigt« Stelle eine« Sachverständigen sür technische Prüfung, Begutachtung, Revision re. der BlttzablritUNgSantagt» aus Privatgrundstücken, sowie für Prüfung und Begutachtung der Gesuch« um Genehmigung solcher Anlagen dem Elektrotechniker Herrn Max Liudner hier zu übertragen beschlossen haben. Zugleich weisen wir hierbei darauf hin, daß längst bestehender Vor>christ zufolge Biitzableitungen nur nach erfolgter Ertheilung der zuvor bei uns nachzusuchenden Genehmigung angelegt, reparirt und verändert werden dürfen, sowie daß Zuwiderhandlungen dagegen sowie eigenmächtige Abweichungen von den bei der Genehmigungs- ertheilung gestellten Bedingungen sowohl an dem aussührenden Gewerken als auch dessen Auftraggeber mit Geldstrafe bi« zu 60 oder mit Haft werden bestraft werden. Leipzig, den 1b. Juli 1891. Der Math der Stadt Leipzig. V». 26L4. Vr. Tröndliu. Wilisch, Ass. Bekanntmachung. Zum Behuf der gegen Ende jedes akademischen Halbjahre« zu haltenden Revision der Universität«-Bibliothek werden die Herren Studirendcu, welch« Bücher au- derselben entliehen haben, aus grsordert, diese am 2S. 27. nnd 29. Juli gegen Zurückgabe der Empfangsbescheinigungen abzuliefern. Di» Ablieferung wird in der Weise zu geschehen haben, daß die jenlgem deren Namen mit einem der Buchstaben T—V ansangen, am 28. Juli, die, deren Namen mit einem der Buchstaben 8—11 beginnen, am 27. Juli und die Uebrtgru am 29. Juli (früh zwischen 10—1 Uhr) abliesern. Alle übrigen Entleiher werden aufgefordert, die au sie per lieheue» Bücher am 81. Juli und a« 1. und S. August (während der gewöhnlichen LeffnungSstunden) zurückzugeben. Nach der Revision bleibt die Bibliothek wegen ihrer lieber, siedelung in da- neue Gebäude btt Mitte Oktober ganz geschloffen Leipzig, den SO. Juli 1891. Dt« Dtrectto« der UntversttSt»-vtblt »thrk. vr. Sr« hl. Der Schluß der französischen Lammersession. Der Schluß französischer Kammersessionen bat stet- eine befriedigende Wirkung; man athmct unwillkürlich auf, wenn die Quelle, au« welcher so viel Beunruhigung stießt, aus einige Monate zu fließen aushört, wenn eS nicht mehr möglich ist, daß irgend ein leichtfertiger Interpellant die Brandfackel in da- Land schleudert und die politischen Leidenschaften ent fesselt. Die jetzt beendete Session war besonder« reich an Zwischenfällen, sie ist bezeichnet durch die Verhandlungen über daSSensationSdraina „Thermidor", über die Vorgänge gelegent lich der Anwesenbeit der Kaiserin Friedrich in Pari« und zu. letzt durch die Interpellation Laur wegen der Paßverwcige. rung an französische Handlungsreisende. Der letzte Versuch, den europäischen Frieden zu stören, war der gefährlichste, denn »« waren bereits alle Anstalten getroffen, die Kammer zu unüberlegten Schritten zu treiben. Die Abstimmung vom l6. Juli hätte unfehlbar den Sturz de« Ministerium- mit unberechenbaren Folgen herbeigeführt, wenn nicht da« Votum de« nächsten Tage« da« Gleichgewicht in den auf geregten Gemüthern wieder hergcstellt hätte. Auch der t8. Juli brachte noch eine Ueberraschung, die Ablebnung der sür die Erweiterung der polvtechnischen Schule geforderten Lumme, so daß der Ministerpräsident bereits entschlossen war, zurück zutreten. Nur die Vorstellungen aller übrigen Minister baden ihn von dem verhänanißvollcn Schritt zurückgebalten. welcher statt der gebofften Ruhe neue Aufregungen gebracht hätte. Man ersieht au« den Verhandlungen der französischen Kammer während der drei letzten Tage ihre« Zusammenseins, daß die Regierung keine feste Mehrheit hat und daß sie nur durch den ScssionSschluß dem Sturze entgangen ist. Ter Minister de« Auswärtigen hat sich besonder» da» Mißfallen der Kammern zugezogen, weil er die Erneuerung des Drei- Hunde» und die Annäherung England» an diesen Bund nicht verhindert bat. Die Franzosen verlangen von ihren Ministern nicht etwa, daß sie ihre Schuldigkeit tbun, daß sie geschickt Schwierigkeiten zu begegnen und ihre Folgen abzuschwächen wissen, sondern daß sie Träume und unerfüllbare Wünsche zu verwirklichen im Stande sind. Wenn Ribvt Italien vom Dreibund lo«gerifsen und England z«m >nf-eb«u seine« Besitze« in Egypten veranlaßt hätte unter gleichzeitiger Ueberlaffung der Herrschaft im Miltelmeer an Frankreich, womöglich auch die Aushebung der Paßvcrordnuiig sür den Grenzverlebr mit Deutschland dnrch- gcsctzt bättc. dann wäre er cm Minister de» Auswärtigen, welcher sich de» Beifalls seiner Landsleute erfreute. Ta er aber die Dinge gehen lasten mußte, wie sie gehe», weil ihm eine Einwirkung auf die Veränderung der europäischen Lage nicht möglich war, so muß er als Sündenbock sür getäuschte Hoffnungen Herbalten. Auch Freycinct hat de» auf ihn gesetzten Erwartungen nicht entsprochen, weil er, wie cS scheint, das Bündniß mit Rußland imincr noch nicht zu Stande gebracht bat, was nach der Auffassung der Franzosen seine und des Ministers des Auswärtigen Hauptaufgabe war. Die Ordens verleihung an Earnol war als Einleitung späterer Schritte nicht ohne Werlb, aber diese Schritte scheinen nicht erfolgt zu sein, sonst wäre die Stimmung gegen daS Ministerium eine andere. Tie Hauptarbeit während der jetzt beendeten Session war aber die Turchberathung des neuen Zolltarif», welcher am 18. Juli mit 887 gegen ttO Stimmen zur Annahme ge langte. Tie Gegner des neuen Tarifs haben cS wenigstens dakin gebracht, daß die Rohstoffe zollfrei geblieben und daß an einzelnen Gegenständen des Tarifs Abstriche vorgenomme» worben sind, im Ganzen und Großen ist aber der Grund gedanke deS Tarifs in Kraft geblieben, die Einfuhr de» Aus landes wesentlichen Beschränkungen zu unterwerfen. Die Folgen deS neuen Gesetze», welches allerdings noch der Prüfung des Senats unterliegt, lassen sich noch nicht ermessen, aber einzelne Thatsachen liegen bereits vor, welche beweisen, mit welchen Schwierigkeiten die Neuerung in Frankreich selbst zu kämpfen hat. Nach den bisherigen Ermittelungen betrug die Einfuhr Frankreichs im ersten Halbjahr deS JahrcS l89l 144 Mil lionen Francs mehr als 1890, die AuSsuhr 97 Millionen F ancs weniger als im Vorjahre. ES scheint, daß die übrigen Staaten, welche Frankreich bisher als Markt sür ihre Er zeugnisse ansehen, die Zeit, welche ihnen noch bleibt, nun unter den bisherigen Bedingungen zu verkaufen, möglichst auSnutzcn wollen, daß aber der neue Zolltarif aus die An fuhr schon lähmend wirkt, bevor er noch in Kraft getreten ist. ES mögen daraus auch noch andere Umstände einwirken, wie der Bedarf Frankreichs a» Getreide, aber die schädlichen Wirkungen des neuen Zolltarifs kündigen sich schon jetzt an. Besonders wichtig ist auch der Entschluß Italiens, welcher von der Mailänder „Perseveranza" mitgetheilt wird, bei den bevorstehenden HandclSvertragSverhaudlungen in Bern keine Rücksichten aus Frankreich zu nehmen, weil ein handelspolitisches Abkommen mit diesem Staate gegenwärtig als ausgeschlossen angesehen wird. Italien war, wie die Erklärungen des Schatzministers Luzzalti beweisen, einem Zollkriege gegen Frankreich von vornherein durchaus abgeneigt, eS haben sich aber im Lause der Amtsführung deS Ministers Verhältnisse entwickelt, welche seinen ursprünglichen Absichten eine andere Richtung gegeben haben. Während der Verhandlungen über den deutsch österreichischen Handelsvertrag hat Frankreich die seiner neuen Zollpolitik zu Grunde liegenden Anschauungen trotz aller entgcgenwirkenden Bestrebungen in der Hauptsache aufrecht erhalten und dadurch Italien vollständig auf die Seite der jenigcn Staaten gedrängt, welche eine gemeinsame Abwehr gegen die Folgen der veränderten französischen Zollpolitik für den europäischen Markt zum Ziele haben. Es hat sich ein ziemlich mächtiger und umfangreicher Bund ungebahnt, um die wirtbschastlichen Interessen deS übrigen Europa Frankreich gegenüber wahrzunehmcn, welches durch seine Wirtschaftspolitik die Einfuhr fremder Artikel nach Frank reich an unerfüllbare Bedingungen knüpft. Frankreich ist ein reiches Land, welches auf vielen Gebieten mehr hervorbringt, als eS braucht, also auf die Ausfuhr angewiesen ist. Aber die französischen Exporteure fürchten mit Reckt, daß ihnen der europäische Markt verschlossen werden kann, wenn sich ein großer Theil des übrigen Europa vereinigt, um die Bedingungen von Handel und Verkehr auf einem großen Gebiet zu erleichtern. Frankreich wird be hack seine Bedeutung für beslimmle Zweige der Industrie nicht verlieren, aber der Druck deS neuen Zolltarifs wird r»r Folge haben, daß man die französischen Artikel, auf welche Frankreich Werlb legt und stolz ist, im AuSlaiidc Herstellen läßt. DaS ist ein Punct, der bisher vom französischen Parlament nicht hinreichend erwogen worden ist. DaS Haiidclöinteresse durchbricht die Schranken, welche die Vaterlandsliebe zieht; wenn französische Produccnten im Jnlanbe ihre Rechnung nicht mehr finden, weil ihnen die Ausfuhr ihrer Erzeugnisse durch Zölle verschlossen ist, dann geben sie ins Ausland und bringen ihre Talente dort zur Geltung. Frankreich vergißt, welche unbe rechenbare wirthschasllichcn Nachtbeile ihm durch Vertreibung der Hugenotten und durch die Auswanderung während der Revclutionsjabrc erwachsen sind. Deutschland hat dadurch viel« geschickte Arbeiter gewonnen und die Geschmacksrichtung für die Herstellung vieler Jndustrieartikel hat dadurch einen großen Aufschwung genommen. Frankreich scheint an diesen Erfahrungen noch nicht genug zu haben, eS sorgt durch thörichte Gesetze dafür, daß die Hugenotte» und die Emigranten der 90er Jahre deS vorigen Jahrhundert-Nachfolger finden. * * Leipzig, 21. Juli. * AuS Berlin wird gemeldet: Bisher steht nur fest, daß Prinz Heinrich von Preußen und der Prinzregenl Albrecht von Braunschweiz den Kaisermanöver^ in Thüringen beivohncn werden; doch erwartet man, daß hierzu auch Einladungen an den König von Sachsen einen bayerischen Prinzen und andere deutsche Fürstlichkeiten ergeben werden. * Der Reichskanzler v. Cavrivi hat neuerdings eine Denkschrift über daS Wasserrecht im bürgerlichen Gesetzbuch, die von dem Verbände deS deutschen Architekten und Jngenieurvereii« übersandt worden war, durch daS ReichSjuftizamt der letresscnden BerathungS-Eommissivn al» Beitrag zum Entwürfe überweisen lasten. Diese Denkschrift welche einem in dem ersten Entwürfe deS bürgerlichen Gesetz buche- nicht beachteten wichtigen Puncte galt, ist hauptsächlich nach den Vorschlägen deS Geheimen ObcrbaiiralheS Kelle bearbeitet worden und bezweckt eine gemeinsamcNegelung einiger grundlegenden Puncte. Es wird darin hervorgehoben erstens daß die große Bedeutung de» Wasser- für Gewerbe und Land wirthschaft die Regelung deS Privatrechtes an demselben unabweisbar mache, toenn seine Woblthaten voll auSgenutzt und langwierig« Streitigkeit«» « Zukunft vermied«» w«rdru 'ollen. In zweiter Linie heißt eS, daß daS Wasser durch' seine natürliche Bewegung vielfach die Grenzen der Länder überschreite, wodurch Beziehungen zwischen tcu Bewohnern geschaffen werde», die auf Grund gemeinsamer BcmitzungSart der Anlieger leicht i» feste Rormen zu bringen sind, drille»- erscheint eS geboten, daß der privatrechtliche Tb eit des WasserrcchtS dem Entwurf des bürgerlichen Gesetzbuches ein- verleibl werde, wobei die Zuziehung von Wasicrbautecimikern und Angehörigen der belhciligle» WirlhschastSkreisc wünschenS- wcrth sei» dürste. In dem Anschrcibcn wird betont, daß die privatrechtliche» Bestimmungen über daS Wasser sich sehr ieick't von den öffentlich rcchilichen getrennt ordnen lassen, da ic sich auf daS Eigciitbum am Wasser, auf die wirtbschast- iichc Benutzung desselben, auf die Bvrflulh und den Erwerb bevorzugter Rechte beschränken. * Der preußische EultuSminister hat entgegen der Entscheidung eines ProvinzialschulcollcginmS eine Pcrsügung erlassen, daß Kinder, deren Eltern confessionSloö ge worden, d. h., welche in der gesetzlichen Form aus ihren Religionsgemeinschaften ausgetreten sind, nicht an gehalten werden könne», an einem Religionsunterricht an den öffentlichen Schulen Theil zu nehmen, selbst wenn die Eltern erkläre», baß die Kinder auch i», Hanse keinerlei Religionö- untcrricht genießen. Diese Sachlage soll auch kein Hinderniß egen die Zulassung der Kinder m den staatlichen höheren ehranstaltc» bilden. * AuS Berlin wird geschrieben: Gewisse französische und russische Blätter verrathc» andauernd ihren Verdruß über die Aufnahme, welche Kaiser Wilhelm II. in England gefunden hat. Manche dieser Organe stellen überhaupt in Abrede, daß der Kaiser gut empfangen worden sei, wahrend andere in den zahlreichen freundlichen Kundgebungen, die überall in England daS Erscheinen des Kaiser- begleitet haben, nichts weiter erblicken wollen, als Aeußerungen der Regierung und der regierungSsreundlichcn Partei. Es verlohnt sich nicht der Mühe, hierauf de» Näheren einzugcbc», denn Millionen von Augenzeugen und die Berichte sämmtlicher leitende» englischen Zeitungen bestätigen, daß der Empfang des Kaisers durch das englische Bolk ei» überaus herzlicher gewesen ist, und daß sich alle Elasten der Bevölkerung an demselben betheiligl haben; dagegen verlohnt cS sich, aus ver einzelte Eommcntare deutscher Blätter üben den Kaiscrbesuch in England zurückzukommcn, die demselben eine falsche Bcdeutuitg beimesicn, indem sie die Wirkung jenes Besuches mit der Politik und der Dauer deS gegenwärtigen EabinetS in Verbindung bringen. Diele Annahme zeugt von einem vollständigen Verkennen der Lage, denn in den hiesigen poli tischen Kreisen besteht kein Zweifel darüber, daß eS überhaupt keine englische Regierung giebt, die sich in Fragen auswärtiger Politik von anderen als den Interessen des englischen Volkes leiten lassen kömite; und gerade darin liegt die große Be deutniig der jetzigen Syinpathicbezeigunge» Englands, daß wir annebnieii dürfen, diese Kundgebungen befinden sich in voller Uebercinstimmung mit der Auffassung, welche da» englische Volk über die Wahrung seiner politischen Interessen bat, namentlich bezüglich derjenigen i»i Mittclnicer. Durch den Umstand aber, daß die großartige englische BolkSdeinon Iration auf einen sachlichen Grund basirl ist, crbält die englische auswärtige Politik eine gewisse Aussicht aus Eontinuität, unabhängig von der Parteirichtung deS je weiligen EabinetS. * Bei dem Besuche BrombergS durch dir Minister v. Berlepsch und Miquel erwiderte, der „Dauzigcr Zeitung" zufolge, auf eine Begrüßungsrede des Stavt- verordnetcn-PorfteherS der HandelSminisler von Berlepsch, daß der Besuch der Ostprovinzcil, welcher Auftrag ihnen von Sr. Majestät geworden, um die Bcdürf nisse des Ostens kennen ru lernen, seine guten Früchte tragen würde. Es freue ihn, hier in Bromberg wiederum zu sehen, wie mit vereinigten Kräften etwas Großes geschaffen sei (Hafenanlage); eS sei dies ein Beweis dasür, daß auf demselben Wege ein weiteres Emporblühcii zu erwarten stehe. Bei dem späteren Diner, welches die städtischen Behörden zu Ehren der Minister gaben, erklärte »ach der „Ostdeutschen Presse" der Minister Miguel in längerer Rede, daß die Lage BrombergS zu den Wasser straßen der gleichen Wasserverbältnisse in» Lande außer ordentlich günstig sei, und daß diese Gunst der Lage zu der Hoffnung berechtige, daß Bromberg in kurzer Zeit zum mächtigen Handels- und Jndustricplatze empor blühen werde. Was der Staat dazu tbun könne, solle geschehen, dock beschränke sich das aus die Weg ränmung der BerkchrSbindernisse und Schaffung von Er leichlerungen; die HauptarbeitsciSache derSladt und besonders der Bromberger Bürger und ihres llnternchmuiigSgeisteS Ferner schreibt man dem genannten Blatte: Ans der Dampfer fabrt der beiden Minister von Fordon bis Bromberg äußerte der Finanzminister übereinstimmend mil dem Handclsminister: Alle Wünsche, welche ihnen aus ihrer Reise und auch hier entgegenaebracht wären, zu erfüllen, würde nicht geben, aber aus die Erfüllung eines Wunsches konnte man mit Bestimmt heil rechnen, nämlich auf den, welcher sich auf die Verbesserung der Wasserstraße (deS Kanals der Unlerbrahe) beziehe. Eine Erweiterung bcS Wasserweges werde nicht auSbleiben. Mil der Netze sei bereits der Anfang gemacht, mit dem Kanäle und der Unlerbrahe werde man bald folgen, damit auch hier Käbne, wie sie die Oder und die Weichsel tragen, die Unter brahe und den Kanal passiren können und Bromberg dadurch ein wichtige» Glied der Verbindung deS Osten» mit dem Westen werden würde. * Zwei offenbar aus amtliche Miltbeilungen sich stützende Berichtigungen veröffentlicht die „Norddeutsche All gemeine Zeitung": „Tie „Allgemeine Reich». Torrespontenz" wußte gestern zu melden, die in Wien mit der Schweiz schwebenden vandels- vertrag».Verhandlungen begegneten „neuerding- großen Schwierigkeiten". Dem gegenüber wird un» von unterrichteter Sette bestätigt, daß alle in den Zeitungen umlaufenden Gerüchte über die schwebenden Verhandlungen lediglich aut Bermuthungen beruhen und offenbar darauf abzielen, Bestätigungen oder Dementis zu provociren, beide» Eventualitäten, die mit Rücksicht aus das au- genommene Princip der Geheimhaltung nicht eintreten werden." Ferner: „Die durch die Blätter gehende Meldung eine- ostdeutschen Blattes, nach welcher „angesichts des ungünstigen Wetter» der letzten Zeit di« preußische Regierung abermals die Frage einer vor- lausigen Ermäßigung der Kornzölle erwogen" haben sollt«, ist, ob wohl sene« Blatt au« „aut «oterrichtetek Quelle" geschöpft haben will, durchaus »o-utreffr»»." * Nicht allgemein bekannt dürfte cs sein, schreibt die „K. Ztg.", aß der »cne preußische Minister der öffentlichen Arbeite», Herr Thielen, bereits von altcrSbcr ein überzeugter Freund derjenigen Z)cstrcb»ligen ist, die auf eine gesunde Pflege der deutschen Sprache, insbesondere auf die Reinigung der enlsch eu Sprache von umiöthigen fremden Bestandst,eilen bzielcii. Schon vor Jahren hat Herr Thielen als Eisen- abiidirectiviispräsitcnt in dieser Richtung mit Entschieden heit und Erfolg gewirkt. Eine für den Directionsbezirk Elberfeld erlassene Verfügung vom Jahre 1884, in der er eine Reibe vortrefflicher Winke sür die Verbesserung der Amtssprache gab, hat damals weit über den engeren Bezirk hinaus ihre anregende und befruchtende Wirkung aus- geübt. „Mit entbehrlichen Fremdwörtern", so hieß cS in dem sehr ausführlichen Erlaß, „werden die amtlichen Schriften vielfach derart überladen, daß ich Anlaß nehme, alle Bc- tbciligten um ihre Mitwirkung zur Abstellung diese» Uebel- standcS zu ersuchen. In den landesherrlichen Erlassen, in de» ncncreii Gesetzen, insbesondere in der Deutschen NeicicS- aroceßgesctzgebung, in den Borschrislcn der obersten Verwal tungsbehörden und thcilwcisc auch schon in der TagcSprcsse werten bereits seit längerer Zeit alle Fremdwörter, für welche leichwcrthige deutsche Ausdrücke vorhanden sind, mit Bor- cdacht vermieden. Es ist an der Zeit, daß diesen Vor- zäiigcn auch hei der hiesigen Direclion überall ernstlich ge- olgt wird." * Gegenüber den Behauptungen biSniarckfeindlicher Blätter, daß Fürst Biömarck nicht im Stande gewesen, eine soge nannte Schule zu hinterlassen, führt die „Rhcinisch-West- älische Zeitung" in einem trefflichen Artikel u. A. Fol gende« auS: Receptc, waS in jedem einzelnen Falle zu Ihn» und was zu lassen sei, hat der Fürst allerdings nicht »iebergeschricben. Tenn dacht« zu hoch von seiner rtimst, atS daß er nicht mit der Tbatsache »-derzeit zuerst gerechnet hätte, wie nur im Wechsel das Vesländige liege und die Meislerichast eben gerade dariu sich zu bc- thälige» habe, jedem Moment »ach Möglichkeit gerecht zu werden. Daß das allerdings niemals im Sinne einer Befriedigung wechselnder Mehrbeitsslimmuiige» oder gar de» nie zu ersättigcnden Radicalismus versucht werden müsse, sondern vielmehr im Sinne einer gerechte» und verständigen Würdigung der nationalen Bcdüriuiffe nnd ihrer weisen Abwägung gegeneinander, darüber hat der Fürst Lehren in Menge gegeben für Tie, welche in seinen Werken und Ligen zu lesen verstehen und welche ihm folgen wollen. Hat ßch da« Schuleinachen des Fürsten in erster Linie daraus gerichtet, die Liebe zu Kaiser und Reich immer mehr zu starle», zu verliefe» und praktischer werde» zu lasse», und dat er im Zusammenhänge damit immer wieder aus die Abwege bingewiesen, aus denen Kaiser und Reich den ihnen drohenden Gefahren entgegengesührl werde» könnte», wie die festuiiigrenzteil, wen» auch stellenweiie steilen und beschwer lichen Bahnen angegeben, auf denen das Heil des Vaterlandes zu uchen und mit Gottes Hilfe zu finden sei; so ist er außerdem bis heutigen Tages das Vorbild Leullcher Mannhaftigkeit und Tapfer keit, wie der Meister weiser Mäßigung geblieben, durch die ec seine dauerndsten Siege errungen. Und wie er seine Gegner und Freunde immer wieder ausS Reue auf die Verfassung des Reiches und der Einzelstaaten verweist und damit bezeugt, wie groß seine Verfassungs treue sei, so hat er seinem Gott, wie auch seinem Erlöser die von diesen geforderte Treue besser als Mancher, der über ihn die Rai« rninpst, dadurch gehalten; wie er Zeit seines Amtes Niederlagen über Niederlagen zu ertragen und doch nicht zu verzagen versuchte, und wie er nach seiner Entlassung über die schmerzliche Empfindung, daß ihm Unrecht widerfahren sei, Sieger zu blechen sich bemühte, in einer Weise, von der allerdings anzunehmen ist, daß sie schwer lich Schule »lachen werde. * Die amiliche „Straßburger Eorrcspondenz" schreibt: Die auch in andere Zeitungen iidergeaangene Nachricht deS „Figaro", daß französischen HandlungSreisendcit rundsävlich das Paßvlsa verweigert würde, ist alsch. Wie bei allen Paßvisagcsnchcn. so werden auch bei denen der HandlungSreiscndeii die Verhältnisse de« einzelnen Falles eingehend geprüft. Die Versagung deS Visa — wenn sie erfolgt — hat ihre Begründung jederzeit in andere» Ver hältnissen, niemals in dem Umstande, daß der Gesuchsteller HandluiigSreiscuder ist. UcbrigcnS versäumen derartige Ge- suchstcllcr nicht selten, ihren «tand in dem diesbezüglichen Gesuche anzugeben." * Ter Abgeordneten-AuSflug nach Prag, an dem sich Klerikale, cLÜdslawcn und Polen detheiligen, scheint nicht sowohl den Zweck der Besichtigung der Ausstellung zu haben, sondern er ist bestimmt, zu dciilvnstriren, daß Graf Hohen wart noch nicht ganz und gar verwaist sei. Tie Allczcchcn haben denn auch da« Avis verstanden, und ihr Organ predigt krampshaft die Reconstruction der alten Rechten »nd sucht die Juiigczechcn für diese Idee empfänglich zu stimme». Beite Versuche sind gründlich mißglückt. Die Jungczechen sind so undankbar, vom Grafen Hohenwart nichts wissen zu wellen, nnd dessen Empfang in Prag ist kühl genug auügefalle». Bo» der Reconstruction der allen Rechten zu sprechen, ist eS vorläufig noch etwas verfrüht ; derzeit bilden die Juiigczechcn in Böhmen noch immer den einzigen Factor unter vcn Ezechen, den man in die politische Rechnung ciiibezichcn kann. * Man schreibt auS Kopenhagen, 16. Juli: Mit der Ernennung des Herrn GooS zum Eultus- und Unlerrichtü- miuister sind säst alle Parteien unzufrieden und, wie bereits angebeutct, dürfte diese Ernennung in naher Zukunft zu einer Verschiebung der parlamentarischen Gruppen führen. Tie „gemäßigte Linke", die während der letzten RcichStagSscssion zur Regierungspartei übergegangen war und somit dem Eabinelc zum ersten Male innerhalb der letzten vierzehn Jahre zn einer Mehrheit im Reichstage verhelfen balle, for derte die Entfernung des soeben zurückgetretcnen Eultus- und UnterrichlSministerS Jacob ScavcniuS i» der Hoffnung, daß der Nachfolger desselben auS ihren eigenen Reiben ent nommen würde. Sie sicht sich nun in dieser Erwartung ge täuscht und giebt ihrem Mißvergnügen unverhohlenen Aus druck. Tie gemäßigle Rechte dagegen besorgt, daß der Justiz- minister Nellcmann, der die Ernennung GooS' gegen den Wunsch de» EabinetS-EhefS Estrup durckgesetzt hat, »un allmächtig werden könnte, und eS ist bezeichnend, daß die ge mäßigte L'nke schon heute uiiumwunteil erklärt, der Nachfolger ScaveniuS' würde vcn ihrer Seile einem entschiedenen Wider stande begegnen, wenn er eS versuchen sollte, „dir Wege tcS ObscurantiSmnS und der Pietisten zu gehen". Ter neue UntcrrichtSminister ist unzweifelhaft ein bochbegabler Mann, der sich schon vor Jahre» in der juristischen Welt deS Jn- und Auslandes einen Namen als bedeutender Eriminalist erworben hat. Seit geraumer Zeit bat sich Herr Goc« allerdings einer praktischeren Ibäligkeit zuacwendet und ein« Reih» von öfftnllichen Stellungen bekleid«, welch« »u«».
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