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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.07.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-07-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189107244
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910724
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910724
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-07
- Tag1891-07-24
- Monat1891-07
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.07.1891
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Ersch srül eint täglich iih 6'/, Uhr Redaktion und Lrprdition JohanneSgasie 8. Aprrchkundrn der Rrdartioa Vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittags 5— 6 Uhr. KKr vte NlUk^ade em^e^urt.r MLNuzcuvr» vs^t stch die Nrdncuon Llcht verdintlich. Annahme her sür hie nächstsolgrnde Nummer hestimmteu Jnkcratr an Sachenta,en hi« S Uhr Nachmittag», an Lann- uuh Kefttagen früh bi»' ,S Uhr. In den /ilialen für 2ns.-^nnahmr: Ott« Ktemm'S Sortim. (Alfred Hahn), UniversilütSstrab« 1, L-ui» Lösche. Lathariurastr. 14, Part, und Königspla- 7, nur bis ' ,2 Uhr. rimiger.TlMM Anzeiger. Organ für Politik. Localgeschichte, Handels.HcschaftsveMr. ^ Abonnementspreis vicrteljäbrlich 4' , Mk. kn Akt-Leipzig, inel. Vringerlobn 5» Mk., durch die Post bezogen «> Mk. Einzelne Nr». 20 PH Belegexemplar 10 Pf. Gebühren sür Extrabeilagen ti» Taaeblatt-Formot gesalzt) ahne Postbesörderuag 60 Wk, M»t Postbesörderung 70 Ml. Inserate 6 gespaltene Petit,eile SO Pf. Größere Schriften laut uns. Preisverzeichnis Tabellarischer u.Zissernsatz nach höherm Tartl. Reclamen unter dem Nedactionsstrich dle4g«spalt Zeile 50Ps„vorden Famil tennachrichten die Vgeivallene Zeile 40 Pf. Inserate sind siet« a» die Oxpehitian za senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pnumulin-ranclo oder durch Post» Nachnahme. 2V5. Freitag den 24. Juli 1891. 85. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekauntmachnng. Das 7. Stück des diesjähriger» Gesetz- und Verordnungs blattes sür da« Königreich Sachsen ist bei uns eingegange» und wird bis^um 8. August v. aus dem Aalhhaussaale zur Einsicht- »ahme öffentlich aushängea. Dasselbe enthält: 8ir. 23. Bekanntmachung, eine Anleihe der Stadtgemeindc Frankenberg betreffend: vom 15. Juni 1801. Nr. 24. Verordnung, die Abtretung von Grundeigenibum zu Erbauung der Taubenheim-Türrhennersdorser Eisen bahn betreffend: vom 18. Juni 1891. Nr. 25. Verordnung, die Enteignung von Ärundeigentbum zur Herstellung einer Wege - Uebcrfiihruiig bei Station 644 4-70 der Leipzig - Hoser Eisenbahn betreffend; vom 1. Juli 1891. Nr. 26. Bekanntmachung vom 23. Juni 1891, die Telegraphen ordnung für das Deutsche Reich betreffend. Leipzig, den 22. Juli 1891. Ter Rath der Stadt Leipzig. l)r. Tröndlin. Pücker. In Gemäßheit dcS 8. 1 der Vorschriften sür die ÄuSsührnng von Anlagen zur Benutzung der Stadiwasjerkunst vom 6. Februar 1888 machen wir hierdurch bekannt, dag der LIcmpnermcisier Herr Karl Thomas, Möckern, Brauskrage Rr. 11, zur Uebernahme solcher Arbeiten bei uns sich augemeldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nachgewiejen hat. Leipzig, den 22. Juli 1891. Ter Nath der Stadt Leipzig. X. 4700. Or. Tröndlin. Wolfram. Lekanntmachung. Nachdem der in unserer Bekanntmachung vom 11. April d. I. als verloren angczeigie Lagerschein Rr. 1<t04 nicht ringe ieserl worden, erklären wir denselben hiermit sür erloschen und unwirksam. Leipzig, den 23. Juli 1891. Lagerhos der Stadt Leipzig. G e ther. Stötteritz. Lekanntmachung, Vergebung von Straszenherstcllnngoarbettrn bete. Wir beabsichtigen, der billigen Gülcrhalteslelle entlang eine ca. 600 w lange Straße zu erbaue» und die dadurch sich nöthig machen den Arbeiten an den Mindestsordernden zu vergeben. Bedingungen nebst BlanquetS können gegen Erlegung einer Ge bühr von 1 hier entnommen werden. Offerten siud versiegelt und mit der Ausschrift „Straßenbau betr." versehen, bis zum 1. August d. I. hier einzureiä-en. Dt« Auswahl der Bewerber oder die Ablehnung aller Offerte» bleibt Vorbehalten. Stötteritz, am 21. Juli 1891. De» vrmrtnderath. Michael Lekanntmachung. Die Stelle eines Bürgermeisters sür Köstritz (Bad), die mit einem Gehalt von 1200 verbunden ist, soll mit dem 1. October d. I. anderweit besetzt werden. Geeignete Bewerber wollen ihre Gesuche spätestens bis zum 10. August d. I. bet dem Unterzeichneten eüireichcn. Söstritz, 21. Juli 1891. Der Vorsitzende de« «e»cinderatheS. Reinh. Lrauthan. Lekanntmachung. DaS Concursversahrcu über da« Vermögen der offenen Handels gesellschaft in Firma Gebr. Sauer in Hos wurde nach durch- gesührtem Zwangsvergleiche mit Beschluß deS k. Amtsgerichts Hos vom Heutigen ausgehoben. Hos, da, 21. Juli 1891. GertchtSschreiberct de» k. Amtsgericht«. Millitzer, k. Secretair. Die Interpellation Ugron'S. Die ungarischen Abgeordneten gehen von ihrer Gewohnheit nicht ab, die auswärtige Politik im Reichstage zu erörtern, obwohl sie gemeinsame Angelegenheit ist und in die Delegationen gehört. Herr Ugron hielt eS für angemessen, den Minister präsidenten zur Vorlegung der kürzlich erneuerten Verträge mit Deutschland und Italien auszusordern. Natürlich wurde diese Zumuthung abgelehnt und dir Antwort Szapary'S, welche den friedlichen Charakter des Dreibundes hcrvorbob, vom Hause zur Kenntniß genommen. Dieser Verlauf deS Vorganges würde keinen Anlaß zur Erörterung an dieser Stelle geboten haben, wenn nicht eine Klage Ugron'S über die feindliche Haltung eines Theilcs der deutschen Presse gegen Ungarn hinzugekommen wäre. Von einer solchen Haltung ist uns nicht- bekannt, Graf Szapary schien aber den Vorwurf insofern als berechtigt anzuerkcnnen, als er sagte, daß die gegen Oesterreich-Ungarn von größtem Wohl wollen erfüllte deutsche Regierung dafür nicht verantwort lich gemacht werden könne, und daß rr nach der gesetzlichen Bestätigung des Handelsvertrages zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn noch eine weitere Befestigung diese- Ver hältnisses erhoffe. Herr Ugron scheint die abfällige Kritik deS Gebühren der ungarischen Opposition im Parlament, welche nicht nur ein Tbeil der deutschen Presse, sondern die ganze deutsche Presse übt, mit einer angeblichen feindlichen Haltung dieser Presse gegen Ungarn verwechselt zu haben. Gerade in dieser Kritik spricht sich das lebendige Interesse aus, welche- die öffentliche Meinung Deutschland- an der Entwickelung Ungarns nimmt. Deutschland wünscht, ganz unabhängig dom Parteistandpuncte, daß Ungarn die Bedingungen eine- VersaffungSstaateS vollständig erfüllt und dadurch sich in den Stand setzt, seinen Bundesgenossen zu bieten, was sie von ihm dessen und erwarten. Zu diesen Wünschen paßt eS allerdings nicht, daß die Oppo sition der so unerläßlichen VerwaltungSrcform hartnäckig Widerstand entgegensetzt, daß sich in diesen Kreisen eine ge wisse Freude an gesetzlosen Zuständen kundgiebl. und daß da durch zwecklose Kämpfe veranlaßt werden, welche sich als schädliche Kraftvergeudung darstellen und de» wahren Inter essen Ungarn- zuwider laufen. Deutschland hat einen ge- rechten Anspruch darauf, daß seine BundeSgenosscn thun, was in ihrer Macht siebt, um ibre Leistungsfähigkeit zu erhöhen und sie der Deutschlands ebenbürtig zu macken. Es karn uns auck nicht zu besonderer Freude gereichen, wenn wie erfahren, wie unsere Landsleute m Ungarn mehr und «ehr au« ihrer früheren wohlerworbene» Stellung ver drängt werden und daß sich eine von Jabr zu Jahr wachsende Magyarisirung der in Ungarn lebenden Deutschen vollzieht. Wenn man diese Umwandlung a>S eine historisch nothwendige aiierkennen müßte, wenn sie aus zwingende innere Gründe zurückzuführen wäre, dann wäre man genöthigt, sie als eine »»abwendbare Thatsacbe hinzunekmen. Im Gegensatz dazu ist mau aber berechtigt, die Magyarisirung Deutscher m Ungarn als einen Gewaltact auszufasscn, gerade so wie die Czcchisirnng der Tcutschböhinen und die Polonisirnng, welche sich in Posen — wir wollen nicht sagen vollzieht, aber anbabnt. Wir sind deshalb in der Lage, von einer deutschfeind lichen Haltung Ungarns, aber nicht umgekehrt von einer Ungarn feindlichen Richtung eines TheileS der dculschcn Presse rede». Deutschland hat auf diese Verhältnisse keine directc Einwirkung. eS kann sich nur an die Gesammtheit der unga rischen Nation wenden und idr zu bedenken geben, waS sie tdnt, wenn sie in der Unterdrückung deutsche» Wesens fort fährt. Die nationalen Forderungen machen sich heul zu Tage überall breit, sie trete» mit einer Schärfe und Schroffheit hervor, welche der kosmopolitischen Richtung unserer Zeit große Hindernisse bereitet. Die Nationalitäten Politik, als deren Hauptvertreter Napoleon III. anzusehcn war, dal i» Italien und in Deutschland zur Einheit geführt, in Oesterreich und in Ungarn ist sie aber Schuld a» Schwierigkeiten, deren Beseitigung eine Existenzfrage Oesterreich Ungarns ist. Man spricht von einer slawischen Flntb, weiche unter dem Ministerium Taasse in Ocsterrich anSgebrochcn ist. Diese Fluth hat noch in neuester Zeit so merkwürdige Aelißerungen dcö nationalen Lebens zu Tage gefördert, daß sie in ganz Europa wahlberechtigtes Er staunen erregen. Ter Kaiser von Oesterreich wird dadurch in eine so schwierige Lage gebracht, daß eS ihm kaum mög lich ist, »i der zweiten Hauptstadt der cisleithanischen Neichs- bälfte zu erscheinen. Dir Czecken führen dort seit einiger Zeit internationale Schaustellungen auf, welche zur Folge haben, daß Böhmen aus dem Rahmen der österreichischen NeichShälste nahezu herausfällt und zum Tu»n»elplay von Kundgebungen wirb, welche mit dem SlaatSzwcck Oesterreichs in schroffem Widerspruch stehen. Man hat in dieser Be ziehung bisher volle Freiheit walten lassen, aber die Sache sängt an, gar zu üppig in die Halme zu schießen, so daß Loch schon gewisse Vorsichtsmaßregeln für nöthig erachtet werden In Ungarn geht die Opposition andere Wege, dort liegt die Gefahr in der Ausstellung deS Gegensatzes zwischen den österreichischen und ungarischen Nationalfardcn. Ungarn ist nicht in dem Maße selbstständig und unabhängig vor, Oes: r reich, daß eS sich' auch in militairischer Beziehung und in Sachen der auswärtigen Politik seinen besonderen Stand puncl wahren könnte. DaS Streben geht offenbar dabin, denn die Ungarn benutzen die Gelegenheit, um die militairische Frage aufznwersen, alle längst vergessene Geschichten wieder zum Lebe» zu erwecken und einen Grad von Unabhängigkeit aus dem Gebiete der innern Politik als gutes Recht dcS unga rischen Volkes zu beanspruchen, der aus die Dauer nicht zu gestanden werten kann. Im Laufe eines so lange dauernden BündnißverhältnisseS, wie eS zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn besteht, ist der Wunsch aus Seiten Deutschlands natürlich und de rechtigt, daß die Entwickelung in dem verbündeten Nachbar können, s» muffe da- sowohl, wie die durchaus leicht zu Erfolg industrielle Betriebe "halien ZU gegen bemerk- werde», daß die engluch- '"».e vbeiichlenjche bei den gnningen , ^j„e gar nicht Un bilden lei Und. wenn ^'b-r-g und Tanz.g bedeutende Industrie entwickelt Hatten die7e'r"Enlwick.-Ittng »m mAA- an landwirlhschasillchen Maichinen v. selbst an landwiribichatt„a,en ^ ^ Eharak.er bedeutend sei. Es könne »ch eigne. T.e,e der Bewohner sich »» ^ ,nit "> n zu de an iw orten. Frage aber sei ini» aller Besinn'ttbett hervor, S LL HAs-LÄ«« - °4,. 'd-rrn FttSanqel ist ein StrafanIr.ttSanslchnb b>S >" f Ser' über -ew lligt. - Ter Eorresponbeni der R > über eine persönlich- Unterredung. welche -r " - den 4- i toren und Obcringen.euren san.nill.chcr bolla. dn wec h ° lländisch - indi, chcn und der suda, r, ka n, ch c n c-,,cnbab" gehabt bade, „„^versichert er bal d lUber renanna gewonnen, daß die FuSangcl scheu Anklagen gegen ^B^chümer Verein niä't den ^-nngsten Eindruck a.ff die holländische» Sachverständigen gemacht ^ tt „ - ^ bade der BelricbSdirector NierffraSz von der holländische» Eisenbab» idn, gegenüber erklärt. daS Vertrauen u die ^ tt.ng der Werke'sei so groß, das^d.e Sien pel a die Fabrik cinsandtcn und die c-tempelung dort durch die Besitzer selbst vornehmen ließen. - Die Frage der Bestrafung dcö Contractbrnchö hat bekanntlich b-i der Beralhung der letz.cnGew-rbeordnnn^ Novelle in, Reichstage eine große Rvlle gelk-cli. Die stttngcre Beslrasuna der Aufreizung zum Contraclbrnck und die c^tras- vcrbängung über die Abhaltung von der Arbeit, wie l>c von den verbündeten Negierungen vorgeschlagcn wurden. l>» Zwar abgelehnt worden, die Vertreter der verbündetci, Regierun.scii baden aber ihrer Ueberzcngung von der Zweckmaßigkelt dieser Maßnahmen einen so festen Ausdruck gegeben, daß man er warten darf, man werde baldigst auf anderem Wege zu den, gewünschten Ziele zu gelangen suchen. Jiffoweil >,t „ideslen wenigstens in der schon jetzt Gesetz gewordenen Gewcrbe- ordn»ngSnvvelle die Eonlractbruchss'rage geregelt, daß k»r Betriebe mit unter 2» Arbeitern allgemein die Möglichkeit der Bestrafung contractbrüchiger Arbeiter durch Kürzung ihres Verdienstes um den Betrag eines wöcheistlichen ortsüblichen Lohncövorgcscben lind dicAuüsührbarkeit dicscrBestinimungdurch die Gewährung des RcchlS an die Arbeitgehrr auf Einbe haltung des Lohne« bis zu der genannten Höbe gesichert ist. Für Betriebe mit 20 und mehr Arbeitern soll die Frage », den Arbeitsordnungen geordnet werden Wenn somit auch der vertragswidrigen Niederlegung der Arbeit in etwa- vor gebeugt sein 'wird, so dürfte doch diese Maßnahme allem namentlich wegen der Geringfügigkeit des Geldabzuges nickt genügen, um di- Arbeiter allgemein von Eontractbrnch zurück- zubaltcn. Man muß vielmehr au^ verschiedenen Wegen zu diesem Ziele zu kommen suchen. So batten die verbündeten Regierungen in ihrem Entwürfe der Krankencasscnnovelle vor recvliar, ocm ric ciniwiaeiuna in ocm vcrounrcicii macnoar-> " .o V . . . staate einen möglichst gedeihlichen Gang nimmt. Wir haben ^'>->0-''-Bestimmung auszl'nebmcn.nach welcher de-,-mg es d-Sbalb stet« im beiderseitigen Jnt-?eff- erachtet, daß die Arbeitende« Anspruchs aus Unterstützung nach sc„ic,n Austritt öffentliche Meinung vorbandene Mängel und Schäden der verbündelc» Staaten rückhaltlos zur Sprache bringt und auf ihre Abstellung einzuwirken sucht. Wir können von unseren Bcrbünrete» nickt verlange», daß sie ihre Eigenart abstreifcn und sich nach deutschem Muster reformiren, aber wir rechnen auf die gesunde Urtheilskrast unserer Verbündeten, > wenn wir imS erlauben, manches bei ihnen der Ver besserung fähig und bedürftig zu finden. Wehe dem! Freunde, welcher eS für Pflicht der Freundschaft hält, ^ am Freunde Alles gut und vollkommen zu finden. Ein solche« Vcrbältniß ist nur möglich unter Verschweigung und > j Unterdrückung der Wahrheit. Wir beanspruchen nicht das Censoramt über unsere Verbündeten, wir sind vielmehr bereit, ihren berechtigten Ausstellungen an unseren Einrich tungen ein williges Ohr zn leihe», und wenn wir zur Uc! zeugung gelangt sind, daß der ausgesprochene Tadel berechtigt ist, die nöthig« Abänderung einlrclcn zn lassen. Aber wir beanspruchen unsererseits das Recht freinillthiger Kritik ohne dadurch in den Nus von Feinde» zu geralhc». Oesterreich Ungarn ist sür unS quar-i ein zweites Heimathland und dcö halb beanspruchen wir auch das Recht, DaS zu tadeln, waS unS an unseren Freunden nicht gestillt. Leipzig, 24. Juli. * Die »Verl. Politischen Nachrichten" schreiben: So wie der Kaiser auf seinen Reisen immer beschäftigt ist, seinen Regentenpflichten nachzukommcn, so sind auch sür seine Rück kehr in die Heimath weitgehende Dispositionen schon getroffen. Insbesondere soll auch unmittelbar nach der Milte August zu gewärtigendcn Ankunft des Monarchen die Ausstellung und Prüfung der Entwürfe sür das Kaiser-Wilhelm-Denkmal stattsinden. Die betbeiligten Minister sind angewiesen, ihre Urlaubsreisen so einzurichten, daß sie Sr. Majestät alsbald Vortrag behufs Allerhöchster Entscheidung halten können. * Ueber die Eindrücke, welche der preußische Finanz- und der Handel-minister von ihrer Reise nach Ostpreußen empfangen haben, bat sich Herr Miguel gegenüber dem Cvrrespondcntcn der »KönigSverger Hartung'schen Zeitung" wie folgt ge äußert : „Ueber die Grundschäden, an denen die Provinzen Ost- und Wesipreußen leiden, kann füglich rin Zweifel nicht obwalten. Ta« Verhäilnib zu Rußland, da« den Handel mit jenem Land« nahezu ganz unterbunden hat, die weil« Enlsernung der Provinzen von den industriellen Gebieten, die selbst bei guten Bruttoerträgen der eigenen Producte nur gering« Nettoerträge erwachsen läßt, stad ebenso be kannt. wie die mangeihastr Entwickelung der Industrie an Ort und Stelle. Der Stand der Laadwirthschaft, namentlich der Viehzucht, die geradezu an Holland erinnern, habe durchaus befriedigt: der Handel sei zwar, absolut genommen, nicht zurückgegangen, Hab« sich aber auch nicht in der Welse entwickelt, oi« man »u erwarten berechtigt gewesen sei. Die Entwickelung der Industrie in Eibing, Danzig, zum Theil in Königsberg, erbring» indeß den Beweis, daß eS sehr wohl möglich sei, di« östlichen Provinzen au« der gegenwärtigen Eniwickeiungs- stufe, die zumeist auf Ackerbau und Handel basirt, in eine industrielle Entwickelung hinüberz»leiten. Wenn an «bewend«, di« Provinze» hätte» kein« Lohten, «w mit auö der Gasse verlustig gehen sollte, welcher seine Arbeit in Folge ContractbruckS verloren hätte. Die ReichStagScoinniission zur Vorbcralhung der Krankeneaffennovclle hat die Vorschrift -strichen und damit eine neue Verschlechterung in daS Gesetz ineingebrackt. Gewiß ist der Grundsatz bei der Bestrafung eine- Vergeben-: ne hin in iäenr durchaus berechtigt. Wenn man einmal die Strafe sür den Contractbruch nur auf den Betrag eines wöchentlichen ortsüblichen Lohnes festgesetzt bat, so kann man sic^ über die Geringfügigkeit der Strafe beklagen und bei passender Gelegenheit auf eine Erhöhung derselben dringen, man darf aber nicht eine neue Bestrafung sür den Eontractbrnch daneben einsühren wollen. Nun ist aber die in die Krankencassennovclle von den verbündeten Regierungen eingcfügte Bestimmung keine neue Strafe, und zwar deshalb nicht, weil daS Recht au Anspruch von Unterstützungen auch nach dem Austritt an der Krankencasse eine Woblthat sür die betreffenden Arbeiter ist und mit der geplanten Acnderung lediglich eine Vorent- baltung dieser Wohltbat für die contractbrüchigen Arbeiter bezweckt wirb. ES wäre doch geradezu verkebrt, wenn man Arbeitern, welche durch vertragswidrige Niederlegung der Arbeit bewiesen baden, daß sie die ihnen durch einen Vertrag auserlegtcn Pflichten nicht erfüllen wollen, durch das Gesetz Wohltbatcn zukvmmcn ließe. Die Entziehung derselben wäre keine Bestrafung, wobl aber wäre ibre Gewährung geradezu eine Prämie auf den Contractbruch. Es würde demnach ein durchaus falscher HumanitätSstandpunct sein, wenn man dir Bestimmung der Regierungsvorlage gemäß dem CommissionS- vorschlage auch im Plenum deS Reichstages bcrauSstriche Im Gegentheil, das Interesse gerade der ihrer Pflichten sich bewußten Arbeiter crsordert diese Vorschrift und deshalb geben wir auch die Hoffnung nicht aus. daß sie Gesetz werden wird. * Das in Leipzig erscheinende Organ der „Deutsch Socialen" hat eS seinen Parteigenossen anbcimacstcllt, ob sie sich bc, der bevorstehenden Stichwahl in Cassel an der Wahl bethciligen wollen oder nicht. Hierzu bemerkt die „Kreuzzeitung": Wir ballen diesen Rath sür nach jeder Richtung bin verbängnißvoll. Will die deutsch-sociale Partei deren Ziele in vielen Puncten wir durchaus billigen, sich in den Augen aller anständigen und patriotischen Äcinner dis» creditiren, dann mag sie ihn befolgen, will sie aber den Beweis fuhren, daß sie m Wahrheit deutsch und social denkt und handelt, dann ist eS ihre Pflicht, mit den anderen Parteien gemeinsam Front zu machen gegen die Socialdemo krat.e ; sie gewinnt damit zualeich daS Recht, gegebenen F-lle- d,e gleiche Unterstützung zu fordern. - "Daily News" veröffentlichte eine Depesche au-Tunis e^nes' in'Än «' deutsche Consul daselbst wegen 2 Du"'S erschienenen, den deutschen Kaiser de- Resd n^n An»," H"/" Renault, dem französischen B ^?^"naen v-rlangt habe, ob das betreffende Llatt das ofsiciose Organ der Franzosen von Tunis sei Herr Regnault hatte darauf erklärt, er werbe am nach"'- 4-age dem deutschen Consul einen Besuch abstatten? um i oerbält"»^!^^" und sich zu entschuldigen. Die Sache vcrhalt sich aber so: De, deutsch« Eonsul ' ' zen. fragte Herrn Regncttlkt nur» ob das betreffende Blatt einen osficiöscn Ebarakicr bade, WaS Herr Regnault um so leichter verneinen konnte, als dak betreffende Blatt auch gegen ihn selbst mehrere Schmähartikel gebracht habe. * Aus Baden wird geschrieben: Mit dem 1. Juli d. I. ist das Mandat der Hälfte unserer Kammermitglicder er loschen und sind die im Laufe deS Sommer« vorzunchmcndcn Neuwahlen bereits durch den .StaatS-Anzeiger" an» -kündigt worden. In der Ersten Kammer sind 4 Abgeord nete des grundberrlichcn Adels neu zu wählen, wofür pie Wahlconimiffarc ernannt wurden. Ferner haben die Professoren der beiden Landeöuniversitäten eine neue Ab- geordnelcnwahl zur Ersten Kammer vorzunehincn. In der Zweiten Kammer haben Erneuerungöivahlen für 32 Ab geordnete stattzusindc»; die Namen der auStrctenden Ab geordneten sind bekannt gegeben worden. Der Wablkampf wird voraussichtlich ein deftiger werden, da die Parole der vereinigten Tclitschsreisinmgen,Demokraten, Centrumsmitglieder und angeblich auch der Conscrvativc» die Niederwerfung der nationalliberalcn Partei ist, von deren Angehörigen nicht weniger als 28 ansziltrelen haben. Die Demokraten werden offenbar die Geschäfte dcS CcntrumS besorgen, die Con- ervativcn wollen zwar mit den „demagogischen Ultra- montanen nicht „fratcrnisircn", aber doch die National- liberale» „schwächen", damit diese wieder mit ihnen Zusammen gehen, und die Socialteiiwkralcii werden jedenfalls überall da, wo sic selbst keine Aussichten haben, gegen die Nalional- libcralcu stimmen. Dcnivkralisch-srcisinnige Bewerber sind bereit« in den AmISbezirken Schwetzingen, KarlSruhe- Landbczirk und Müllbeiin genannt, ullramontanc in den Bezirken Gernsbach, Ettlingen und St. Blasien. Die Social- tenlokraten haben eS ans Mannheim und allenfalls noch auf Z'orzheim abgesehen. Die Conservativen hoffen in den Land- bezirken von Karlsruhe und Lahr zu siegen. Auch National- liberale Candidatnrcn sind bereit« genannt worden, doch wird man in die eigentliche Wahlvorbereitung erst im Laufe deS September einlretc». Daß bei den Gcuicindcwablen in Kon- tanz in der untersten Wählerclasse die nationalliberale Liste gegen die vereinigten Gegner aller Parteien glänzend durch- geganzen ist, darf als gutes Vorzeichen für dieLandtagSwahl betrachtet werden. * In Straßburg fanden die Feierlichkeiten anläßlich der Bischofsweihe ihren Abschluß mit einem Festniable bei dem Stattballer, welchem die Spitzen der Civil-, Militair- und kirchlichen Bcbördcn beiwohnten. Der Statthalter beabsich tigte daraus mit dem Orient-Expreßzug nach Alt-Aussee ad- zurrisen. , * Bei der Nachwahl in Schoterland in den Nieder landen, früher durch de» Socialisten Domela NicuwenhuiS vertreten, hat der liberale Bewerber gegen den von den Radi- calc» und Socialdcnivkraten unterstützten antirevolutionairen Bewerber gesiegt. Dadurch steigt die liberale Mehrheit in der Zweiten holländischen Kammer auf 55 Stimmen. * I» Beantwortung der Interpellation Ugron'S erklärte Szapary im ungarischen Abgeordnetenhaus«, c« ci allgemein bekannt, daß dem 1879 abgeschlossenen iiiid am 3. Februar 1888 publicirten Defcnsiobündnissc zwischen Oesterreich-Ungarn und Deutschland auch Italien beigetrelcn ei. Ferner sei eü Thalsachc, daß Italien einer mehrjährigen Verlängerung diese« Bündnisses zugestimmt Hab«. Die Aiis- rcchterbaltung dieses rein defensiven Bündnisses aus friedlicher Grundlage könne Jedermann nur zur Beruhigung dienen. Die Vorlage betreffs der Inarticulirung müsse er ablehnen. DaS Hau« nahm von der Antwort Szapary'S mit über wiegender Mehrheit Kenntivß unter Hinweis Ugron'S auf die feindliche HaUung eine« TheilS der deutschen Presse. Szapary beantwortete erklärend, die deutsche Regierung, welche hierfür nicht verantwortlich gemacht werden könne, bade in dem langen Zeiträume thatsächlich bewiesen, dag sic gegen Oesterreich, wie Ungarn von größtem Wohlwollen erfüllt sei, und er hoffe, daß dies Verhältniß nach Erlangen der Gesetzeskraft des Handelsvertrages noch weitcrr Be festigung erhalte. * Im ungarischen Abgeordnetenhaus« setzt die Opposition die Obstructiv» fort, indem sie fortwährend Anträge auf Vertagung in der Specialdebatte der Berwal- tungövorlage wiederholte. * Der Pariser Municipalrath bewilligte die Ueber- lassung von Baulichkeiten auf dem MarSfelde an ein Comit», welches während dcS Jahre« 1892 eme russische Aus stellung zu veranstalten beabsichtigt. * Die parlament-lose Zeit ist in Frankreich die Zeit der Agitation in den Departements. Minister, Volksvertreter und Partcisührcr erscheinen während der parlamentarischen Ferien im Kreise ihrer Wähler, um ihre Programme zu ent wickeln und ihre Anhänger zu neuen Anstrengungen anzu feuern. Am Sonnabend erst wurde in Paris die Session der Kammer» geschlossen, und schon am folgenden Tag: hatten der Minister des Innern, Constans, und der Alter eg,» de« Grasen von Paris, Graf d'Haussonville, Gelegenheit genommen, sich über die Lage auszusprechen. Graf d'Hausson- ville hielt eine Rede in Toulouse, die hauptsächlich gegen den Cardinal Lavigerie und gegen Msgr. Fava, den Bischof von Grenoble, gerichtet war. Der Stellvertreter des Prä tendenten suchte zu beweisen, daß die Kirche die Achtung ihrer Rechte nur von der Monarchie zu erwarten habe, da die Republik nicinals ein liberales Regime sein werde, welches »ie religiöse Freiheit respectire. Der Gras sprach dann die Hoffnung an-, daß demnach bei den nächsten Wahlen die Candidatcn der monarchistischen ComitöS auch jene der Union dcS christliche» Frankreichs sein werden, durch deren Erfolg dann eine Revision der Verfassung er möglicht werden würde. Die Ausführungen d'Hauffonville'S, die den Ansichten des Grafen von Pari« vollkommen ent sprechen sollen, haben nicht einmal in monarchischen Kreisen Eindruck gemacht. — Der Minister de« Innern, ConstanS, sprach in Avignon, wo die Bereinigung Avignons und der Grafschaft Venaissin mit Frankreich durch Enthüllung eine« Denkmals gefeiert wurde Der Minister betonte, daß, wenn die Republik gedeibcn soll, sie Fortschritte machen müsse, und daß die Jungen diese Ausgabe vollenden müßten. Er erNärte dann, daß es Pflicht der interesstrten Parteien» der Arbeit geber und de« Staates, sei, die drei Gefabren, welche die Arbeiter bedrohen, zu beschwören. Diese Gefahren wären der Mangel an Sicherheit für den nächsten Tag, die Krank heit und da« Liter. Minister Coastan«, der sich am Schluff
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