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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.07.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-07-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189107293
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910729
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910729
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-07
- Tag1891-07-29
- Monat1891-07
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.07.1891
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dedaclion und Lrpkditiou Johanncsgasse 8. Aprechkundkn drr tikdaciion Lormittag« IS—12 Uhr. Nachmittag« 5— S Uhr. GLr^i« IMSßad« eiuqtlanLtcr Manuscrivt« «acht stch die Neracnon nicht HcrtLrkch Annah«» her sür hie nächfts«l,ende Nummer bestimmten Inserate an Wochentage» bis L Uhr Nochmittag«, an Lanu- >»«V Festtagen früh bi»,9 Uhr. 3» drn Filialen sür Ins.-Ämialfmk: vtt« klentm's Lortim. (Alfrr» Hahn), UniversitäiSstraße 1, Louis Lösche, pathartuenstr. 1«, pari, und küniglplatz 7, nur bi» ,2 Uhr. Anzeiger. Organ fiir Politik, Localgeschichte, Handels- und Ceschiistsverkchr. ^ NbonnementSPreiS vierteljährlich 4>, Mk ln Akt-Leipzig, iitcl. Bringerlohn 5, MI„ durch die Post bezöge» 8 Mk. Eincelne Nr». 20 Pi. Betegexciiiplor 10 Pf. Gebühren sür Extrabeilage» lin Tageblatt-Format gesalzt! ohne Postbesörderung vO Mk., mit Postbesürderung 70 Mt. Inserate 6 gespaltene Petitzeile LO Pf. Vttoßere Schrillen laut uns. Preisverzeichniß. Tabellarischer u.Ziffernsatz nach höher« Laril, Reklamen unter dem Nedactionsstrich die lgespalt Zeile 50Pi,,vorden Famil iennachrichtea die 6 gespaltene Zeit« 40 Pf. Inserate sind net-; an die tipprSitio« zn senben. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praelluworirucko oder durch Pos1> Nachnahme. ^ 21«. Mittwoch den 29. Juli 1891. Amtliche Bekanntmachungen. Lckamltmachung. Tie Echlosserarbrite« zum Bau des EckgebäudeS neben der! Markthalle sind vergeben. Die unberücksichtigt gebliebenen Bewerber werden daher ihres I Angebotes hiermit entlassen. Leipzig, am 2b. Juli 1891. Ter Rath der Stadt Leipzig. I». 3438. vr. TröndUn. Lindner. Ter uiitcrzeichnrte i^kmrindcrath fühlt sich ardriingcn, Herrn Ur. mo«I. 1'. KUUor in Leipzig-Reudnitz bri seinriit Lchrivc» für sein trencs uuS segensreiches Wirken als Arzt und vleliurtshrlfrr im hiesigen Lrtr den tiesnesühltcsten Tank nachznrnsrn. ähre unerwiidlichr Tliatigkrit währrnd der 1889 bi» 1890 hier herrschende» Typhus-vrnSeinie, ähre jede» zeit an den Tag gelegte Liebe und Lpsrrwilligkeit den Arme» gegenüber wird im hiesigen Lrte nnvrrgcizlich dleibr». Mage Ihnen in Jhrkin neue» Wirtuiigskrcisr reichlich vergolten werden, was Lie um Lauter sich verdient gemacht haben. Lauter, de« 2S. Juli 1891. Ter «temelndcrath. Tlmmsrmauu, iLcw.-Vorst. Die Zukunft Lonstantinopels. Es gehörte bisher zu den unbestrittenen Tbatsacken, daß Rußland die Absicht hegt, im gegebenen Augenblick die europäische Türkei und damit Konstantinopel in Besitz zu nehmen. Daß diese Absicht schon im Jahre 1878 der Ausführungsehr nahe war, beweist der Verlauf des letzten russisch-türkischcn Krieges. Sie ist nur vereitelt worden, weil sich die Wider standSkraft der Türkei stärker erwies, als Rußland ge glaubt hatte und weil die Lage während dcS Krieges mehr und mehr einen europäischen Charakter angenommen hatte, der im Berliner FriedenScongrcß zum Ausdruck gelangte. Rußland hatte seine Macht damals überschätzt und deshalb nahm der Krieg einen anderen AuSgang, als Rußland gewünscht und erwartet hatte. Seitdem sind die militai- rischen Machtmittel Rußlands sehr bedeutend erhöht worden, aber diese Veränderung ist nicht auf Rußland beschränkt geblieben, alle Militairstaaten Europas haben ihre Streit kräste vermehrt und ihre militairische Organisation ver bessert» so daß die Anstrengungen Rußlands ihr Gegengewicht finden. Unter diesen Umständen würbe es natürlich und der Sachlage entsprechend sein, wenn die russische Presse über diesen Punct Schweigen beobachtete und daS Weitere der Zukunft überließe. Der Besuch einer französischen Flotten abtbeilnng in den russischen Gewässern hat aber den Bruch des Schweigens zur Folge gehabt, der Brüsseler „Nord" hat plötzlich den Muth gesunden, die Zukunft Konstantinopels rückhaltSloö zu bespreche». Der „Nord" giebt zu bedenken, daß, ganz abgesehen von allen anderen Schwierigkeiten und Wcchselfällen, welche die Eroberung Konstantinopels zu über« winden hätte, die ungeheure Last dcS modernen Byzanz, welche ein Seitenstück zu St. Petersburg am anderen Ende Ruß lands bilden würde, die Gefahr brächte, Rußland in zwei Hälfte zu tbeilen gleich einem an seinen Endpunkten zu stark belasteten Bret. Gleichnisse hinken nach einem altrömischen Sprichworte bekanntlich immer, aber diese Eigenschaft hat da- vorliegende mehr, als gewöhnlich der Fall zu sein pflegt. Cckon ein Blick aus die Karte zeigt klar, daß St. Petersburg nur so lange die Hauptstadt Rußlands bleiben kann, als der Schwerpunkt der russischen Macht in Europa liegt, je weiter sich der russische Machtbereich nach Asien auSdebnt, desto dringender wird da- Bedürfniß, den Mittelpunkt dcS Reiches weiter nach Osten zu rücken. Als Peter der Große St. Petersburg gründete, hatte er Wohl schon seine Blicke nach Konstantinopel gerichtet, aber die ungebeure Ausdehnung dcS russischen Reiches, welche sich seitdem vollzogen bat, konnte er nicht vorauSsehen. Ucberhaupt hat jedes geschichtliche Er eigniß seine natürliche Wirkungsgrenze in den nachfolgenden Ereignissen, welche die Bedingungen deS staatlichen Lebens verändern. Die Eroberungen Rußland« in Asien, welche das Gebiet deS Reiches bis nach China und Indien ausgedehnt haben, sind die Grundlagen eine« neuen Zustandes, Lessen Entwickelung die Verlegung des ReichS-MittelpunctcS nach einem weiter östlich gelegenen Orte früher oder später mit Nothwendigkeit nach sich zieht. DaS heutige Rußland ist in der Hauptjache ein geographischer und politischer Begriff, dessen Erklärung der Zukunft. Vorbehalten bleibt. Sibirien, Kaukasien, TranSkaspien, Buchara, Turkestan, die Turkmenen Steppen und Norbafghanistan bilden ein so ungeheures Besiytbum an civilisationSbedürstigem Land» daß Rußland alle Kräfte vollauf anstrengen muß, die ihm zu Gebote stehen, um dieser Aufgabe zu genügen. ES läßt sich nicht leugnen, daß vielversprechende Anfänge vorliegen, welche der Erreichung des Zweckes Vorarbeiten, wie die Transkaspische Balm und die Pläne für eine Sibi rische Bahn, aber was zu thun übrig bleibt, ist so bedeutend, daß Rußland, wenn es die Erfüllung seiner Aufgabe in Asien mit Ernst betreibt, keine Kraft für einen euro päischen Krieg übrig hat. Der „Nord" scheint daS Vev siändniß der Lage zu besitzen, wenn er schreibt, daß Rußland- ganze Aufmerksamkeit sich jetzt nach Tran« sibirien und nach jenen nördlichen Gegenden lenke, die das Eismeer und der Stille Ocean bespült. Der „Nord" läßt aber trotzdem eine Lücke, durch welche der Er vberungStrieb Rußlands einen AuSgang finden kan», indem er binzusügt, daß in einem solchen Augenblick, der so schwere Ausgaben zur Erledigung vorlege, das St. Petersburger Cabinet daS Auge zu keinem anderen Zweck nach Süden richten werte, als nur Bürgschaften und Sicher heiten zu schaffen, deren Rußland dort ebenso bedürfe, wie alle anderen Nationen. Da» heißt mit anderen Worten, daß Rußland die orientalische Frage mit der größten Aufmerk samkeit verfolgt und sich nichts entgehen läßt, was zur Brr wirklichung seiner Absichten auf den Besitz KonstantinopclS dienen könnte. Die Worte: „Bürgschaften, Sicherheiten finden ihre Erklärung durch die Politik, welche Rußland Bulgarien gegenüber verfolgt und die auch in Rumänien und Serbien deutlich zu Tage treten. E» ist sehr erfreulich und al» da« Ergebniß derjenigen Politik zu erachten, welche den Dreibund geschaffen und er halten hat, daß russische Organe, deren Zusammenhang mir der maßgebenden Stelle unzweifelhaft ist, wie der „Nord" die Zeitlage sür geeignet ansehe», »m der Meinung entgegen zu treten, welche die Besitzergreifung KonslantinopclS durch Rußland als eine früber oder später zu erwartende Tbatsacbe betrachtet. Diese Meinung wird durch die Aenßeriiiigen dcö „Nord" nicht entkräftet, eS ist daraus nur zu entnehmen, daß Rußland gern de» Schein erregen möchte, a'.S Kälte diese Macht ihre EroberungSpläne gegen Koiistantinopel aufgegebcn. ES zeigt sich darin ein schüchterner Anfang der Erkeniilniß, daß eü doch eigentlich ein ruchloses Beginnen ist sür eine Macht von der Bedeutung Rußlands, den europäische» Frieden durch bloße Ländcrgicr ;» gcsäkrden. Von srauzösischcr Seite ist bereits die Auslieferung KonstaulinopelS an Rußland als Preis der BundcSgcnossenschast deö russischen Reichs sür einen Krieg zur Veränderung der Karte Europas, welche Elsaß-Lothringen an Frankreich zurückgewäbrt, nebst andere» Erwerbungen ;u- gestanden. Diese Forderung Rußlands schwebt also lcines- wegS so in der Luft, wie cs der Artikel dcö „Nord" vorauü- setzt. Europa ist vielmehr an den Gedanken der Vereinigung KoiistanlinopclS mit Rußland seit langer Zeit so gewöhnt, daß er als politischer Glaubenssatz überall anerkannt ist. Wenn cö möglich wäre, diesen Satz als ein Phantasie gebilde zu erweisen, als eine nichtswürdige Verdächtigung der Absichten Rußlands, so wäre LaS eine Acndcrniig der europäischen Lage, welche überall mit der größten Ge- nugthuung begrüßt zu werden verdient. Aber es fehlt leider an Beweisen für die Richtigkeit der Mitlhcilungcn des „Nord", die ganze vorangegangene Entwickelung und die Anzeichen der zukünftigen widerspreche» dem. Wir müssen nach wie vor mit der sickern Boranssicht rechnen, daß Ruß land seine Absicht auf die Erwerbung Konstantincpcls nicht ausgegeben bat, sondern daß diese Erwerbung vielmehr die Grundlage bildet, auf welcher sich die Weltherrschaft Ruß lands in Zukunft aufbauen wird. Wir müssen uuS damit trösten, daß schon manche große ZukunstSplänc, und wenn sie noch so sorgfältig vorbereitet waren, an den Hindernissen ihre Grenze gefunden haben. Die Weltgeschichte ist kein Vorgang, der sich in seiner Entwickelung und in seinem Ver lause mit mathematischer Gewißheit voraus bercchuen ließe. Es sind schon große Reiche zusammengebrochen, die für die Ewigkeit bestimmt zu sein schienen. * Leipzig, 29. Juli. * Im ReichSamt de- Innern finden augenblicklich die Schlußberathungcn über daS Trunksuchtögelctz statt, und es wird angenommen, daß dasselbe im Entwürfe, wie er der Leffentlichkeit übergeben werden soll, in der ersten Aagast- woche fertiggestellt sein wird. * Die LandeövertheidigungS-Commission soll sich in ibrer letzten Sitzung vor der Reise dcS Kaisers nicht nur mit der Helgoländer LefestigungSfrage, sonder» auch mit den geplanten neuen Eiscnbabnbauten sür strategische Zwecke beschäftigt baben. In letzterer Beziehung wurden jedoch end- giltige Beschlüsse noch nicht gefaßt, sondern weiteren, im September oder Oclobcr stattfindenden Verhandlungen Vor behalten. * Der preußische Minister des Innern, Herrsurtb, welcher bereits einige Provinzen in Sachen der Landgemeinde Ordnung bereist hat, wird in diese» Tagen Berlin wieder verlassen, um sich in einige von ihm bisher in dieser An aclcgenheit nicht besuchte Provinzen, wo die Landgemeinde Ordnung mit dem 1. April n. I. in Kraft tritt, zu begeben. Anfang nächsten MonatS wird Herr Herrsurth alSdann eine» mehrwöchigen Urlaub anlrclcn, um, wie verlautet, zunächst nach Karlsbad zu reisen. * Die „Schlesische Zeitung" schreibt: Durch einen Artikel der „Kreuzzeitung" ist das Thema der Betbeiligung des Adels am preußischen Justizdienste angeregt worden. Tie Thatsache siebt fest, daß der Adel sich mekr und mehr aus dem Justizdicnsie zurückziebl und daß Lie Söhne adliger und überhaupt vornehmer Geschlechter »in Allgemeinen dein Verwaltungsdienste weitaus den Vorzug geben. Wie diese Thatsache zu erklären ist, darüber gehen die Meinungen weit auseinander. Von freisinniger Seite möchte man ÄUcS aus daS „Strebcrlhum" des jungen Nachwuchses schieben, von conserrativer Seite wird gelegentlich auf den unerwünscht Koben Anthcil jüdischer College» im Justizdicnsie verwiesen In Wahrheit wirke» offenbar diese und andere Ursachen zusammen. Der frühere Justizminister v. Friedbcrg suchte vergeblich der Abneigung junger GerichlSassessore» aus alten angesessenen Familien, aus hohen Bcamteiikrciscn und städti schen Palriciergcschlcchtern gegen das Verbleiben im Justiz dienste entgegenzuwirken. Er hat gelegentlich seinen persön lichen Einfluß bei HerrcnbauSmitaliedern eingesetzt, damit sic ibre Söhne bestimmten, in der Richterlaufbahn oder bei der Staatsanwaltschaft zu bleiben, indem er dabei auch auf die von ihm befolgte Praxis verwies, bei der Stellenbesetzung in Orten mit mehreren Richtern daS jüdische Element nicht Uberwiegen zu lassen. Indessen ist, wie statistisch nacl'ge wiesen worden, die Betheiligung des Landadels am Justiz dienste trotzdem von Jahr zu Jahr zurllckgcgangen. * Der bereits erwähnte, von Herrn Baare als Ver> leumdung bezeichnet! Artikel der „Westfälischen Volks zeitung" besagt im Wesentlichen: „Die Zollgesetzgebung gestattet die Errichtung sogen, zollfreier Eisenlagcr aus den deutschen Stahlwerke». Diese Einrichtung bat den Zweck, eingeführtcs englisches Roheisen, ans welchem zur Ausfuhr bestimmtes Eiser.material hergeslellt werden soll, unter Zollverschluß zu halten, bis dasselbe unter Aussicht von Zollbeointen in Stahl umgewandelt und zu Eiscnbahninaterial sür das Ausland verarbeitet wird. Für dieses Eisenbahnmaterial wird nach der Ausfuhr der entrichtete Eisenzoll im Betrage von >5 Mack sür die Tonne zurückvergütet. Nun ist aber da- englische Roheisen nicht allein zur Ansertigung von Schienen und sonstigem Eisen, bahnmaterial verwendbar. Dasselbe wird insbesondere zur An. sertigung von Werkzeugstahl den meisten Eisensorten deutschen Ursprung» entschieden vorgezogen. Man operirte nun in der Weise, daß man statt der von den Zollbeamten herauSaegebenen Eisen blöcke englischen Ursprünge» deutsches Eisen zur Anfertigung de» sür da» Ausland bestimmten Eisenbahamalerial- verwandle, sich hierfür den Liienzoll zurückvergüten ließ, wahrend man da- englilche Roheisen zu Werkzeugstahl verarbeitete. Der zur Zeit aus einer Erholungsreise abwesend» Chesredacieur FuSangel bevollmächtigt uns zu der bsfenttichen Erklärung, er wolle beweisen, dos, 1) die Werksbeamten deS Herrn Baare die oben geschilderten Eisenzoll. Hinterziehungen in großem Maßstabe betrieben haben, und daß 2) diese Machenschaften Herrn Baare nicht unbekannt geblieben sind." * Die Aerzte de» GroßherzogS von Meckleubura- Schweri», der sich au-rnblickl-ch i» G«lht»sa»d« cuifhäU, veröffentlichen über den GesundbeitSzn stand desselben nachstehende» Bericht vom 23. d. M.: AtS der Großherzog i» de» letzten Tagen teS Mal Cannes verließ, ui» nach langem, schwerem Nervenleiden die Heimreise an- jgitreten, war der Geiuiidbeitszusiniid deS hoben Herr» ein nach >eder Richtung bi» durchaus besriedigeuder. Ter allgemeine Er- näbrungs- und Krasiezusland balle sich in den letzten Mviiaieu aus da:- Günstigste gestaltet. Tie Neuralgie» waren bis auf geringe Reste verschwunden. Tie Genesung konnte als eine nahe',» vollständige be- lrachiel werde». Da trat aus derRückreisc cineMaiidcl-Culzündung aus, welche eine Unterbrechung der Reise in Genua nöihig machte, jedoch durchaus günstig verlief, daS Fieber biclt mir einen Tag a». Nach dem die örtlichen E»tzü»d»»gscrschci»iliige» unier enlivrecheuder Bebaudlung zurückgegauge» waren, wurde aui lc>. Juni die Weiter reise aus dem Lloyddampscr „Preußen" augelrete». An Bord ent wickelte sich eine neue Ma»dclciilzu»duiig. Es zeigten sich Belege aus beiden Tonsillen, vorzugsweiie der rechten, unter geringe» schnell vorübergehenden Ficbcrerjcheiuungcii, aber mit starken, Schlingbeschwerden verbunden. Ter Allgeuicinziislaud verschüchterte ich schnell derartig, daß am 17. Juni die AuSscbissuiig in Souihaiupion und die Ucbersübrung nach Rüde »olbwcudig wurde. Ter zur Consultation aus Berlin beruiene Geheime Mcdiciual- ralh Professor I'r. Gerhardt erklärte die Entscheidung, ob die noch vorhandenen geringen Reste der örtlichen Eutcünduiig diphlberilischcr Numr seien oder nicht, sür uumöglich, wie hausig in vlcheii Fälle», rieih jedoch, die Behandlung Weiler so sorlzusühre», wie wenn die echte DiphtheritiS unzweisethast sesigesleUt sei. Der weitere Berlauf der Krankheit hat die letztere Annahme bestätigt. Nach kurzer erträglich gmer Rcconvalesceiiz, die »ach Abheilung der örtliche» Entzündung cintrat, »lachten sich vom 24. Juni ab die erste» Erscheinungen einer tvpüche» vostdiphllieriicheu Lähmung mehr und mehr geltend. ES trat bei soridaneriid gutem Allgemein befinden aUmülig eine Accommodativiislahniung aus, die LaS Sehen in der Nahe beim Lesen und Schreiben ohne GlaS »innöglich uiachle. Tara» schloß sich Lähmung des weiche» Ganiuens, die daS Sprechen erschwerte, mehr aber noch das Schlucken schwierig machte. Beides besteht augenblicklich noch iort. Die Schlinrdlälvnuiig hat, um gesahrbriiigcndcS Verschlucke» zu ver hüte», die Ernährung durch die Magensviide »ölhig gemacht. Dazu hat sich allinälig eine Vertaubung der Fingerspitze» und eine auS- >csproche»e Schwäche der Beine gesellt, welche letztere die Gehsäbigteit ehr beschränkt hat. Dabei sind die Peweguiiaen der Erlremiläten ausgesprochen ataclisch (acute postdiphlherische Aiaxics. Während die diesen Erscheinungen zu Grunde liegende periphere PvlhueuritiS augenblicklich noch im Forlschreiten begriffen ist, ist der Allgemein- ustand ein zusriedciistcllcnder. Sckilas, Verdauung, Hcrzihäligkeit ind nicht gestört. Eine sunctionelle Störung des NervenshsteinS hat sich erst einmal wieder geltend gemacht. Bei dem er- sahrungSgemäß gutartigen Verlaus derartiger posidiphiberischer Lähmungen dars unter Fortdauer des gute» Allgemeinbefindens bei de» überaus günstigen hNgicinischen Bedingungen, wie sie der Aufenthalt in der reinen, lräsligen Waldtusl vv» Gcibensande mit sich bringt, eine völlige Heilung der neue» Erkrankung, die mit di '» alten Ne> rcn>eid'n de » GroßherzogS in keircrtel Znsainiiicnhaiig steht, in absehbarer Zeit erwoctc. iverZn. Jedoch macht der Zustaad des hoben Herrn der Nalur der Sache nach noch längere Zeit hindurch völligste Ruhe >u,d äußerste Schonung der Kräfte zur unabweisliche» Pflicht. b>r. Sck'Ulick. aez. Martins. Ihre kaisert. Hoheit die Großhcrzogin erkrankte auf der Reise von England nach Gelbensande o» Jnilueiiza und hütet seit dem 2l. Juli daS Belt Beunruhigende loeale Erscheinungen sind nicht ausgclreleii: das Fieber isl jetzt uit Abnchincii begrissen; der Allgemeinzusland ist be friedigend. 1>r. Schmick. In den letzten Tagen soll sich aber der Gesundheits zustand dcö GroßherzogS von Mecklenburg-Schwerin vcr- Ichli in m cr t baben. * Die Münchener Eocialdeinokraten werden beim internationalen Congrcß zu Brüssel auf Anratbcn v. Vollmar'S, der selbst nicht »ach Brüssel geht, nicht durch einen eigenen Delcgirtcn vertreten sein, sondern mit ihrer Vertretung den von den Nürnberger Socialdcmokratcn als Tclcgirtcii ge- wäklten Herrn Grillenberger gleichzeitig betraue». — Herr Bebel, welcher vor Kurzem erst Herrn v. Vollmar wegen seiner bekannten Rede beslig angegriffen hat, befindet sich, nack dem Vernehmen der „A. Z.", zur Zeit bei Herrn v. Vollmar am Walchensee zu Besuch. * o * Tie französische Regierung ist besorgt, daß der Zar cö übclnehmen möchte, wenn ibre Flotte aus der Rück kehr auch England anläuft und sie trägt rechtzeitig Für sorge, die Bedeutung dieses Besuches »ach Möglichkeit abzu- schwäckcn. So wirb der „Voss. Ztg." aus Paris telegraphirt: „Die französische Regierung, welche fürchtete, daß der Besuch eines englische» Hafens durch da» beimlehrende Gesckwader de» Eindruck des Kronstädter Aufenthalts schwäwcn könnte, theilte dem russischen Cabinet mit, daß dieser Besuch bicö aus die dringendste Einladung des englischen Cabinelö erfolge, welches einen besonder» Wunsch der Königin auSzudrückcn er klärte." Gegenüber dieser sedr arrogante» Haltung des sranzö- sischcn CabincIS nimmt sich die geradezu vor Frankreich schweif wedelnde cnglischePressc recht komisch und recht dcmülbig auö. Ter „Daily Tclear." drückt seine Meinung über die Annäherung Frankreichs an Rußland dabin anü, Last sie in ihrem gegen wärtigen Stande, dem Austausch von Gastfreundschaft und Höslichteitcn, bleiben werde. Tie „Moriiingpost" sagt, eS dürfe auö dem Umstande, daß der Zar die Gesundheit Carnot'S unter den Klängen der Marseillaise auSgcbracht habe, nickt im Mindesten gefolgert werden, daß Rußland von seiner bis lang beobachteten Politik der Zurückgezogenbeit, ja fast der Jsolirung nur um ein Haar breit avweichen werde. Der „Standard" verbchlt nicht, daß er gewisse Bedenke» l>abc. In den Ereignissen in Kronstadt erblickt er die Antwort dcS Zaren auf die Erneuerung des Dreibundes. Rußland babe allerdings nicht ein ausdrückliches Büudniß mit Frankreich geschlossen, aber offenbar sei 'Alexander III. Willens, solchen Bund im geeigneten Augenblicke einzugcbcn. Frankreich babe lange die Hand Hur Frcnndschaft ausgcslrcckt, der Zar babe sic endlich ergriffen. Die französische Flotte könne, wenn sie nach Portsmouth komme, aus herzlichsten Empfang (!) rechnen. Der herzliche Empfang, den der „Standard" der französischen Flotte in Portsmouth bereiten will, und die Haltung der französischen Regierung zeigen John Bull iu recht kleinlicher Stellung. * Wie die „Times" von unterrichteter Seile erfährt, er langte Baron Hirsch durch seinen Agenten Wbite vom Zaren zwei wichtige Zugeständnisse, nämlich die Ab schaffung der kostspieligen Pässe für Auswanderer und die Genehmigung zur Bildung von AuSwandcrungScvmilöS in ganz Rußland zur Förderung von AiiSwanderungSplänen in Verbindung mit dem Berliner CcntralauSschuß, was bislang nur im Geheimen möglich gewesen war. In maßgebenden Kreisen wird geglaubt, wenn erst der sünfte Tbeil der russische» Juden auSgewandert sei, werbe dir Wirkung auf Rußland vom Standpunkte de- Handel» und der Finanzen so nach- thrilig sein, daß di« russische X«-irr»m> i» Jntereff« der 85. Jahrgang. Nation selber die Judenverfolgung schleunigst einstellen werde. — Wir erlaube» uns hierzu ?zu setzen. * Die Conferen; der russischen Missionare, welche soeben in Moskau getagt bat, beschloß eine Erklärung, daß die orthodoxe Kirche nicht im Stande sei, der Verbreitung der Sectircrei Einhalt zu thun; die Mitwirkung der RegicrungSbebördcn sei deshalb nacbzusuchen. Diese merk würdige Resolution wird stark kritisirt und gleichsam al« eine geistige Falliterklärung betrachtet. * 27 jüdische Familien, die aus Rußland nack Nuiiiänic» gekommen waren, wuvdcn heute bei Burdujcni wieder über die Grenze geschafft. * Jn^Konstantinopel ist der ehemalige Präfcct von Varna, Peter Stantschcw, ans Verlangen der bulgarischen Re gierung verkästet Worten und zwar, weil derselbe in der Verschwörung, die mit der Ermordung deS Finanz- m inislcrö Beltschew endete, eine bedeutende Rolle gespielt lmbcn soll. Tie Regierung soll so schwere Beweise gegen Stantschcw in Hände» baben, daß die Auslieferung desselben durch die Türkei zweifellos erscheint. Stantschew war sofort »ach der Crmordnng Bcltscbew'S verhaftet, aber mangels ge nügender Beweise wieder srcigclasscn worden. * Au« Bukarest, 27. Juli, wird berichtet: DaS Gesetz, betreffend die Umgestaltung der Jnsauterie, ist heute in Kraft getreten. Die Durchführung desselben soll bis zum October erfolge». — Der russische Gesandte Fonton begab sich beute vor 'Antritt seines Urlaubes zur AbschiedSaudicuz beim König nach Siuaia. — An Stelle Bratiano'S ist Cantacuzeno (cons.) in den Senat gewählt worden. Tie Regierung gewinnt mithin einen Sitz. Mlitairisches. * Berlin, 27. Juli. In cavalleristischen Kreisen wird mit großer Anerkennung eine außerordentliche Reitlei st ung be- lvrockien, welche unter Führung deS GenerallieutenanlS v. Krosigk das Mtlitairreilinstilut in Hannover als Schluß heS dies-' jährigen Stabsossicieriursu» vorgestern ausgesuhrt bat. Tie Zahl der Thcilnehiiicr betrug nahezu 120. Tie Herren ritten im schlanken Trabe Morgens gegen 4 Uhr zu dem etwa 25 bm von Hannover cutserntcn Rendezvousplay und bestiegen dort neue Pserde, welche zu», bei weit grüßte» Tbeil Armeepserde der Ossicie» und Unter- vssicierrettschule waren. Aus diesen ritten sie die Schleppjagd und legten, an der Spitze stets Gencraltieutciiant v. Krosigk, der Meute folgend, nicht weniger als 20000 in über schwieriges Gelände in 40 Minuten zurück, so daß yder Kilometer in 2 Minuten geritten wurde. Fast sämmlliche Theitnehmcr diese» große» und überaus schueldigen Rittes waren beim HallaU, von dort wurde die Strecke nach Hannover, die wiederum eiwa fünsiliidzwanzig Kilometer be trug. eus iic«ea Pferden znrückgelegt, so Laß ein großer Theil der Herren schon gegen 10 Uhr Vormittags in Hannover war. Bor etwa zehn Jahren wurde eine derartige Schleppjagd höchstens über 7500 i» geritten, so daß diese Art der Pferdr-Ausbildung, wie sie der jetzige Leiter deS ReilinstiiutS gepflegt Hai, den Weg zeigt, ui» die Leistungssähjgkeit unserer Reiterei aus den Höhepunct zu dringe». Generallieiileuaul von Krosigk ist übrigens letzt iiiii der Führung der zwanzigste» Division a» Stelle des GcncraUleuienantS v. Winicr- seld, des Giiieraladjiilanlen Kaiser Friedrichs, beansiragt worden, welcher dem Generalinipecleur der erile» Arinee-J»speclivn, General- seldinarschall Prinzen Albrcchi von Preußen, »uevinniandirt ist. Mit der Leitung des MilttairreilinstitutS ist Lberil v. Willich, Eomman- dcur de» 2. Garde-Dragoner-Regime»!-, bcaustragt. Marine. * Der ehemalige Minister-Prüsident Henri Brisson hat in seiner Eigenschaft als Resereni über Las Marine-Budget einen vollständigen Resormpla» aurgearbeiiet, durch welche» die maritimen Sircilkraste der Rcvublik ohne Erhöhung des gegenwärtigen Etats vermehrt werden sollen. Seine Vorschläge erscheinen in mehr -t» einem Puncie wichtig und zweckmäßig, aber es ist zweiselhast, ob dieielbcn ohne Belastung des Budgets durchgesührt werden können. Nach dein Projekte Briisoii'S soll zunächst die Küstenverlbeidigung durch Anlage vo» Tvrvedostativncn, welche durch Kreuzer zu sicher» w.ircn, wirtsanier gestattet werden. Tie Marineleilung und die össentlickie Meinung stimmen diesem Plane zu. Die Torpedoboote, selbst diejenigen, welche sür die hohe Sc« bestimmt sind, sind, wie sich erst bei den jüngsten Eeemanövern zeigte, sür den Fernkcunpf kaum zu brauchen. Das Lebe» a» Bord dieser Fahrzeuge ist ein sedr beschwerliches. Ti« Mahlzeiten, der Dienst, die Rilke, alles vollzieht sich auf denselben luchst mühselig: zudem können die Boote nicht längcr als 24 oder 48 Stunden in See bleiben. Wohl aber eignen sich diese kleinen Schifte vortrcft'lich sür die Bertheidigung der Küsten und der Flußinüiidungeu. Tie Zahl der Torpedoboote ist mehr als hinreichend, um die erwähnte» Stationen zu errichten und der Bestand der letztere» wird der Marin« ermöglichen, alle Wendungen und Krümmungen, alle Durchfahrten und Klippen unserer Kistlen von Grund auS kennen zu lernen. Zur Verwirklichung dieses Planes wäre kein hoher Betrag ccsvrderlich, selbst wenn man »och einige Kreuzer au» der ScylssSreserve aufslellte. Aber Herr Brisson will außerdem noch die Errichtung fliegender Geschwader für di« hohe Sec und die Verstärkung der Divisionen deS ersten Treffen» durchführen. Tie Kosten hierfür veranschlagt der Marineminister ans mehrere Millionen. Im Ganzen wären für die Brision'schen Reformen 30 Millionen uvlhwendig. Tie Budzet-Eommission hat gegen den Willen de» Marineulinister» da« Project Brisson angenommen. Lolonialpolitisches. Sklavenhandel in Sstasrika. * Unter vorstehender Ueberichrist führt die „Kölnische Zeitung" Folgendes auS: „Während der Sclavcnhandel in Lsiasrika die öffent liche Meinung in Teiilschland mächtig ausgerührr hat und zn seiner Bekämpfung Regierung und Private in regem Wetteifer zusammen- wirke», sollte inan sa>i glauben, daß dieselbe öffentliche Meinung gegenüber den gleichen Verhältnissen in Wcstasrika, insbesondere im Kainerungebiel, ihre Augen absichtlich verschlösse. Wem die Zustände i» Aestasrika bekannt sind, der weiß, daß eS dort hinsichtlich de» SclavenbandelS nicht besser aussieht al» in Lst- airika. Zwar Ist die Sclavenaussuhr zur See, die in Deuisch- Lstasrika erst durch die Blokade und dar Vorgehen Wiffmann'S in de» letzten Jahren unterdrückt wurde, in Westasrika schon seit längerer Zeit auSgervttet. Ebenso wie in Lsiasrika blüht aber auch hier der Sclavenverbrauch und Sklavenhandel zu Lande. Wie in der Tenkichrist, welche die Firma Jantzcn Sr Tbormählen kürzlich dem Reichstag« überreichte, hervorgehoben wird, pflegen die Häupt ling« an der kamcrunküste ihren Reichihum fast ausschließlich in Sclave», besonder« auch in weiblichen Sclaven anzulegen. Ganze Törser im Küstengebiete sind von Sclaven bevölkert. Noch schlimmer steht es, je weiter inan nach dem Innern vorschreitet. In allen großen Reichen des Innern ist der Sclavenraub und Sclavcnhondel eine selbstverständliche Einrichtung. Premierlieutenant Morgen, der in den Jahren >889 bis l89l da» nächste Hinterland der Kaincrunküsle, sowie das große Gebiet von Bdama ua, welches den Kern de« Hinter landes von Kamerun bildet, erforscht hat, schreibt in de» neneüen wisse»- schafillchea Beiheft «na» amtlich», „Deutschen Eotoaialblatt" üb«
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