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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.07.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-07-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189107176
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910717
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910717
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-07
- Tag1891-07-17
- Monat1891-07
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.07.1891
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr Krdartion nnS Lrprdition Johannesgasse 8. LPrrchüu»-ru drr Urdaction Vormittags 10—12 ltdr. Nachmittags 5— 6 Uhr. tzurvtl »tNtß^d« c,»«,>>>nd>rr Manu«cv>vte mich! ft- sie Ret»clu»l °lchl vrrdartU». Nn««h«e der sür hie nächflsolgende N»»«rr bestiuimten Inserate au Wocheuta,e« di» 3 Uhr Nachmittag«, auEüun- und Festtagen früh bi» ',,8 Uhr. In drn Filialen für 3ns.-^nnahmr: vtl» Memm » Lortim. tAlfrrd Hahn), Universilätsstraßr 1, Lsuis Lasche, Lathnrinenstr. II, pan. und Königsplatz 7, »ur bi« '/,S Uhr. NbonnementspreiS vierteljährlich 4>, Mk st, Alt-Leipzig, incl. 'Bringerlobn 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Ml Einzelne Nrn. 20 Pj. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren siir Extrabeilagen <in Tageblalt-Format qesalzti ohne Postbeiörderung 00 Mk., mit Postdcsorderung 70 Mk. Inleratr Ogeipaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uns. Preisverzeichnis;. Tabellarischer u.Zijjernsatz nach höhen» Taril. Nkklamrn unter dem Iiedactionsstrich die 4gespalk Zeile 50Pi., vor den Famil iennachrichten die Ogespallene Zeile 40 Pf. Inierare sind stets an die t^rpcdttto» za senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuumeruiulo oder durch Post» Nachnahme. W. -zreita^ den 17. Juli 1891. 85. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekliillltllilichung. Die Leuchtkraft des städtischen Leuchtgases betrug >» der Zeit vom 6. bl« 12. Juli d. I. im Argandbrcnner bet 2,5 Millimeter Druck uud 150 Litern stündlichem Eonsum tat 18,9iache der Leucht kraft der deutschen Normalkerze von 50 Millimeter Flanunenhöhe. Das specifische Gewicht stellt sich im Mittel auf 0,466. Leipzig, am 13. Juli 1891. Tr» Raths Trpntatio» zu de» (Laüanstalteii. Bekanntmachung. Die Herstrllnng des Mosaikpflasters s»r die Fnsrwege in der verlängerten Vrvinalinstraizc in Lripzig-Lindeuan soll an einen Unternehmer verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten ligzen in unserer Tiesbau- Venvaltung, Rattchaus, 2. Stocktverk, Zimmer Nr. 14, aus und können daielbst eingesehen oder gegen Entrichtung der Gebühren im Betrage von 50 -H, weiche eventuell ii Briefmarken einzuscnden sind, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Nusschrist: „Masaikpftafter für dieF>ij;ivegr Vcr vrrlängcrtrn vrvmannstrairc i» Lrtpzig-Linvcnan" versehen ebendaselbst, und zwar bis zuin 27. ljh. Monat», Nachmittags 5 Uhr einznreichen. Der Rach behält sich La« Recht vor, säuimtlich« Angebote abzulehnen. Leipzig, den 14. Juli 1891. Dr» Rath» dcr Stadt Leipzig le. 3706. Ltrakrnbau-repntatton. Tie zum Neubau der Badeanstalt sur die Stadt Delitzsch cr- ördcrlichcn ciscrucn Träger nud UntcrlagSplattcn jvllcn im lege dcr Wctlbewcrbung vergeben werden. Angebote sind bis 27. Juli er., Vormittag» 1l Uhr, im Bureau I, Ralhhaus, Zimmer Nr. 4, cinzurciche», woselbst die Bedingungen und Zeichnungen auslicgcn. Delitzsch, den 15. Juli 1891. Ter Magistrat. Simon, v. o. Bekanntmachung. Die Pflasterung der verlängerten Erdinannsiraße inLeipzig-Lindenau soll au einen Unternehmer verdungen werden. Die Bedingungen sür diese Arbeiten liegen in unserer Ticsbau Verwaltung, Rathhaus, 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 14, aus und können daselbst eingeseben oder gegen Entrichtung der Gebühren tm Betrage von 50 welche eveut. rn Briesmarkcn einzujenden sind, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Pflasterung der verlängerte» Ervmannstratzr in Lripitg-Lindenau" versehen ebendaselbst, und zwar bis zum 27. lauf. Mon., Nach mittags 5 Uhr einzureiche». Dcr Rath behält sich da- Recht vor, sämmiliche Angebot« ab- zulehnen. Leipzig, de» 14. JnU 1891. Io. 3706. De» Raths der Stadt Leipzig Ltras;e>iba»-Tcputat1an. Bekanntmachung. Die Herstellung einer Wölbschlcnse III. Elaste im Schlruhiger Wege in LciPzig-flleiNjschochcr soll au einen Unternehmer ver- düngen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tieibau ^»vattung, Ralhhaus, 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 14, auS und können daselzr, ktngesehen oder gegen Entrichtung der Gebühren im Betrage von 1 ^ welch« event. iu Bricsmarken einzuscnden sind, ent nommen weo>en. bezügliche ring,vote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Wölbschlrnse i», Lchle»»iger Wege in Leipzig- . „ ^ -leinzschochrr" versehen ebendaselbst, und zwar bis zum 24. lauf. Monats, Nach mittags 5 Uhr einzuretchen. Der Rath behält sich ha« Recht vor, sämmiliche Angebote obzulehuen. Leipzig, de» 15. Juli 1891. Des Raths der Stadt Leipzig — Stratzenbau-Teputation. Bekanntmachung. Die Ausführung dcr Wranitarbetten für Auszwrgr in dcr verlängerten Erdinannsiraße iu Leipzig-Lindenan soll an einen Unternehmer verdungen werden. Die Bedingungen sür diese Arbeiten liegen in unser« Tiefbau Verwaltung, Ralhhaus, 2. Stocktverk, Zimmer Nr. 14, aus und können daselbst eingesehen oder gegen Entrichtung der Gebühren im Betrage von 50 welch« eventuell iu Briefmarken einzujenden sind entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit dcr Aufschrift: „ivranitarbeitrii für die Fußwege in der verlängrrtrn ikröniannstrasze in Lripzig-Lindenau versehen ebendaselbst, uud zwar bis zum 27. tfd. Mt«.. Nachmittags 5 Uhr einzurcichen. Der Rath behält sich da- Recht vor, sämmiliche Angebote ab- zulehnen. Leipzig, den 14. Juli 1891. T,S RathS drr Stadt Leipzig Io. Strahrnban-Tcputation. Am 9. dss. Mts. ist in der Nahle in der Nähe des Amclungs, Wehres der nachstehend näher beschriebene Lrichuam einer bis jetzt unbekannten Frauensperson ausgesundcn worden. Wir bitte» um alsbaldige Benachrichtigung, falls Jemand über die Persönlichkeit der Tobten eine Auskunft zu geben im Stande sein sollte. Leipzig, den 13. Juli 1891. LaS Paltieianit der Stadt Leipzig. In Stellvertretung: VII. 3005. vr. Echmid. H. Personenbkschrrihung: Alter: etwa 24 Jahre; Statur: Nein kräftig; Haare: dunkelbraun; Zahne: vollständig; GesichtSsorm: rund Nase' Platt gedrückt. BeNeidet war die Tobte mit grauem Regenmantel mit schwarzen Streifen, schwarzem Kleid, baumwollenem Unterrock, weisjleiuenein Hemd, braunen baumwollenen Strümpfen und blos einem, übrigens alten und desecten Schuhe. I« den Taschen fand sich ein Taschentuch, gez. äl. 8. 4. Gefangenenbeschäftigung. Um das Müssigsitzen der Gefangenen »ach Möglichkeit abzu stellen, suchen wir eine regelmäßige Beschäftigung derselben einzu richten. Ta uns aber rin technisch ausgebildetes Aussichtspcrsonai nicht zu Gebote steht, welche« die Gefangenen unterrichtet, so sind wir au einfache Handarbeiten beschränkt, welche jeder Gefangen« ohne tech- uischr Unterweisung verrichten kann. ES gehöreu dahin: das Verlesen von Sämereien, Reiben von Federn, Zerkleinern von Holz ,c. Wir richten an die Herren Landwirthe, Gärtncreibcsitzcr und Industriellen die wiederholte Vitt», unserem Gefängnisse Arbeiten der vorbezeichnetcn Art, für die den Gefangenen ein geringer Arbeit« lohn zu zahlen ist, zu überweisen. Für ordnungsmätzige Lieferung der übertragene» Arbeiten wird unsererseits gehörig Sorge getragen. Anfragen bitten wir an den Geiäugnißvorstand zu richte». Hohenmölsen, den 25. Junt 1891. Der varftanp he« Gertchtsgefingntstrs. Strub«, Lmtsricht«. Bekanntmachung. Ltlasval'ltreckungs-Ersnchen. Dcr Cteinliaucr (ünstnv Kunze, zuletzt in Riesa wohnhaft, angcb.ich nach Leipzig verzogen, ist durch rechtskräftiges Urtheil der Slrailaininer des Königlichen Landgerichts zu Halle a. S. vom 19. September 1889 wegen Widerstands gegen die Ciaalsgewalt und Beleidigung zu 20 ./L Geldstrafe, im UnverinügenssaUe zu 4 Tc>ik,i Gescingiiis; vernrtheilt worden. Ta dcr Anseiithalleort des Kunze unbekannt ist, wird um Ein ziehung dcr Geldstrafe, sowie der Kone» im Betrage von 74 30 -vj, im Nitttbeilreibiing-rsalle nm Vollstreckung dcr jubliiluirtcn Frciheits- lrafe und Nachricht zu de» Acten 1> 50189 ersucht. Delitzsch, den 14. Juli 1891. Königliches Amtsgericht. Bulgarien. Es ist nnzweiselbask, daß Bulgarien Anstrengungen macht, »in aas seiner gegenwärtigen unfertigen Lage heran» zu lonimm. Der Empfang des bulgarischen Agenten Bulkowitsch und dcs Minister» Nalschowusch durch den Sultan ist eine Dhatsechc, die sich nicht als Privat 'Angelegenheit der beiden crsen'.n erklären läßt, sondern offenbar mit de» Unabhängig- leilö-Btstrcbungcn Bulgarien» in Zusammenhang steht. Ehcnso ist cs uiwahrscheinlich, daß die Audienz de» Prinzen Ferdinand von Ecburg beim Kaiser Franz Josef einen rein privaten Eharakler trug, mag dieser Besuch nun unter dem Namen eine» Evaie» Mnrani oder vom Prinzen von Eodurg ab gestatte: sein. Die Frage, ob die Audienzen in Kolislanimopei und Wen Folgen haben werden, ist davon unabhängig, und ditse darf ohne Bedenken verneint werden, denn weder kam der Sultan dem Prinzen von Eoburg al» Fürsten von Bulgarien obue vorherige Berskändigung mit den Mächten ancrlenmn, welche den Berliner Friebcnsoerlrag unterzeichnet haben, i»ch kann der Kaiser von Oesterreich in dieser Sache einseitig Vorgehen. Daß deeeWnnsch Bulgarien», diese Au erkennung zu erlangen, von Jahr zu Jahr dringender wird, ist natürlich, »her dadurch werden die Hindernisse, welche dcr Anerkennung emgegenslchen, nicht geringer, Prinz Ferdinand ist beute von der Anerkennung dcr Machte cbenio weit e»r fcrnl wie vor vier Jahren und wird c» bleiben, so lange Nusstand seine» Widerspruch aufrecht erkält. klebrigen» >st eö sehr zwciselbasl, ob eine Politik richtig ist, welche imiser wieder ans eine unerfüllbare Forderung urückloniuit. Bulgarien hat nicht die Macht, um seinen Willen mir Elstvalr durchzusctzcn, c» muß sich den Bcr- bällnisscn fügest gerade so wie sich die Türkei und Lesterreich- Ungarn ihnen unterordnen muß. Und wa» wäre durch die Ancrkcnnnstz dieser beiden Mächte für Bulgarien ge Wonnen? Nach den Bcsliinmungcn de» Berliner Frieden» muß die Anerlsinung von allen Bertragsinächlen erfolgen, »in eine staatsrechtliche und völkerrechtliche Thalsachc zu schasse», c» wijrdc also nichts Helsen, wenn ei» Theil dcr Mächte die Antkcnnnng ausshrächc. Zur Klarstellung dieser Angelegenheit if schon so viel Tinte und Druckerschwärze verschwendet nsrden, daß es unbegreiflich erscheint, wie man immer vsi Neuem darauf zurückkommen kann. So A die Anerkennung de» Prinzen von Eoburg großen Werth machen. Einem so mächtigen streiche wie Rußland sieben dcr ^Üssinittcl viele zu EKboic, um seinen Einfluß ans da» kleine Bulgarien ausznübe», eö finden sich stet» Leute, die an» irgend welchen der Prüfung sich entziehenden Beweg gründen veranlaßt werten, die Sache Rußland» in Bulgarien zu führen. Die Partei mag noch so wenig Boden in dcr Bevölkerung haben, sic mag klein und dcr Beschaffenheit ihrer Mitglieder nach moralisch nntcrwerthig sein, der Zweck, Unruhe und Verwirrung zu stiften, wird dadurch doch erreicht, und die patriotischen Bestrebungen eines Stam- bnlow und seiner Gesinnnngügcnossen werden dadurch lahm gelegt. Die Armee ist und bleibt der eigentliche Sitz dcr Unzu friedenheit, sic enthält Bestantthcile, welche mit Krncw und Benkcrw, den Bcranstailern de» Mordanschlagcü aus den Fürsten Alexander, und mit dem Hingerichteten Major Panitza sympathisiren, der Geist, welcher den bulgarischen Truppe» durch die russischen Lssieierc cingeflößt worden ist, waltet nach ihrer Eniseninug »och beute darin vor, und die Be mühungen de» Fürsten Alexander und de» Prinzen Ferdinand haben darin keine Aeudernng berbeizuführen vermocht. Fürst Bismarck hat dem Fürsten Alexander daraus einen schweren Borwurs gemacht, daß er Bulgarien »ach dem Uebersall im August 188«! verlassen und c» einer ungewissen Zukunft über liefert bat. Aber welchen Zweck hätte sein Bleiben haben können? Fürst Alexander balle den übermächtigen Einfluß Rußland» hinreichend gesuhlt, um sich sagen zu müssen, daß er nur in dem Falle Aussicht auf Erfolg habe, wenn er mit Ruß land über die zukünftigen Ziele Bulgariens übcreinslimml. AIS ibm klar geworden war, daß diese Uebereinstimmung nicht zu erzielen sei, verließ er Bulgarien und setzte eine Rcgenl- chaft ei». Prinz Ferdinand bat noch weniger Anwartschaft auf Erwerbung dcr Unabhängigkeit Bulgariens, weil ihm die Anerkennung der Mächte fehlt. Er hat ci» schwere» Amt übernommen und bat versprochen, c» durchzusührcn bi» an» Ende. Da» Streben ist sehr löblich, aber Erfolg wird cs schwerlich haben. Bulgarien windet sich in Zuckungen, bi» die Stunde dcr Befreiung schlägt, oder bi» Rußland seinen Leiden ein Ende macht. * nicht, um ihre! »egen einen europäischen »Krieg zu entzünden, und man weis doch, daß Rußland die Anerkennung de» Prinzen von eiten Lcsterreich-UnHarnS al» eine Heraus svrdcnliig aufs, scn würde. Man lasse also doch diese Sache endlich ruken, e ist viel zu ernst, um sie zur Beseitigung dcs StossmangclS dcr stillen Zeit zu vcrwertbc». Wiener Blältr ließen den Prinzen von Eoburg bereits auf der Rückreise napSofia begriffen sein, um in dein wichti^ciiAugcn blick seiner bcrsrslcbcnden Aucrlennung durch die Türkei nicht außer Lande» xi sein, und jetzt sind diese Luftschlösser durch da» Eiiitresfeh de» Prinzen in Gaslci» zerstört, wo er sich einige Wochen zur Nachcur aushallcn will. Daß sich Kaiser Franz Josef ftich an diesem Badeort befindet, wird natürlich von stofsbedürtigcn Artikclschrcibcrn auch wieder im Sinne dcr Ancrkeilnfng de» Prinzen vcrwertbel werden, irgend welchen Wcrti haben aber solche Bemühungen nickt. Der Prinz von E>rurg bleibt darum genau in derselben Lage, in weicher er sich seit vier Jahren befindet, er ist der zwar er wählte, aber licht anerkannte Fürst Bulgariens. Die Aussichten Bulgarien» sür die Zukunft babc» auch nicht gcwvnnsl seit einem Jahre. Anch im Jabrc 1890 war Prinz Fcrdiwnd in Karlsbad und kehrte nach Sofia mit den schönsten Hc^nnngcn zurück. Man bereitete ihm einen be geisterten Etipfang, es wurden Reden gehalten und Hock'S ausgcbracbt auf da» Gedeihen Bulgariens und aus die Unabbänbigkit des Landes, aber die Ursachen, welche die Bcrschitörung Panitza'S ins Leben gerufen batten wurden daisit nicht beseitigt und die Erfahrung bat gelehrt daß die steibc der Umwälzungen mit dcr Hinrichtung Panitza'S tincswcgS abgeschlossen ist. Tic Ermordung dcs FinanzminstcrS Beltscheiv durch unbekannte Thäter hat neue Bcniruhigung erzeugt, und ganz neuerdings ist eine Knitgebuiig erfolgt, welche beweist, wie wenig dcr traurize Borfall dazu bcigctragcn hat, die Rn!,e für die Ankunft zi gewährleisten. Aus dem Grabe Beltschcw s hat sich eine »nschrist vorgesundcn, welche die Neue der Mörder BeltschewS auSdrückt und die Trauer darüber, daß Slam- bulow, taS eigentliche Ziel de» Mordanschlagcö, verfehlt wurde, ziglcich aber den Trost bringt, daß dieser Mißgriff gut acnucht werden kann. Nuß'and hat seine Weigerung, den Fürsten Alexander nach den Angriff im Jahre 1886 auf seinem Posten zu be lassen and den Prinzen von Eoburg als Nachfolger an znerkcrncn, stet« mit dem Hinweis aus die anarchischen Zustände »i Bulgarien begründet. Dieser Hinweis verfehlte deshalb seine Wirkung, weil die Anerkennung des Fürsten von Bulgarien alS suchen durch Rußland sofort allen Mordanschlägen aw den Fürsten selbst und seine Minister ein Ende bereiten würd:. Da diese Anerkennung aber nicht zu erreichen ist so maß man mit drr vorhandenen Lage rechnen und sich au weitere Aeußerungen der politischen Leidenschaften gefaßt Leipzig 17. Juli. * AuS Etsdtkuhnen wird einem königöbcrgcr Blatte ge meldet, daß die Minister Miguel und Frbr. v. Berlepich von dort am 12. d. M. eine Fahrt nach Wirballcn rcsp. Kibart» unternahmen. Die Minister nabnw» die russische Zollabfertigung aus dein Bahnbofc Wirvallen in Augcn- chcin, woselbst auch eine Begrüßung mit dem russischen Finanzministcr Wischnegradzki stattfand, welcher zu diesem Zwecke ans dem Bahnhof Wirballcn erschienen war. * Die Nachricht, daß Graf Wilhelm Bismarck seinen Abschied zu ncbmen beabsichtigt, nm die Verwaltung von Barziii zu übernehmen, bestätigt sich, dem „Hann. Evuricr" zufolge, nicht. * In dcr „Allgemeinen Zeitung" findet sich ein Artikel über daö Eggolshcimcr Bahn unglück, der angeblich von der Gcncraldirection dcr bayerischen StaatS- bah neu der „Eorrespvndcnz Hosinann" zur Veröffentlichung zngcsandt worden ist. Ter Artikel polemisirt gegen die „norddeutschen Brüder" und deren gebäfsige Art, süddeutsche und insbesondere bayerische Verhältnisse — »amcntlich auf dem Gebiete des Eisenbahnwesens — zu kritisircn. Die „Allgemeine Zeitung" bezweifelt bis auf Weiteres, daß der Artikel tbatsächlich von der Gcneraldireclion berrührc. * Am Donnerstag fand die Ersatzwahl zum Reichstag im Wahlkreise Eassel-Melsungcn an Stelle des bis herigen konservativen Vertreter» v. Weyrauch statt. Die Wahl beansprucht ein außergewöhnliches Interesse, La dcr Wahlkreis zu den unterwühllesten im ganzen Reich gehört und namentlich die zwei extremsten AgttationSparteien, die Svcialdemokratcn und Antisemiten, ausgedehnte» Boden da selbst besitzen. Tie erstcren haben den Schreiner Psann knch in Easscl, die letzteren Or. Paul Förster in Berlin ausgestellt. Um dcr nahe liegenden Möglichkeit ent gegen zu arbeiten, daß diese beiden Eandibaten mit einander in die Stichwahl kommen, haben sich die Nationallibcralen und Dcutschfreisinnigen diesmal ans den der erstcren Partei angchörigcn SauttätSrath I>r. Enee- mann vereinigt. Außerdem haben die partieularistische hessische Rechtspartei den Rechtsanwalt Martin und die Teutschconservativen Herrn von AlvcnSlebeu- Nnsteberg ausgestellt. Die letzteren beiden Eandidate» dürsten wenig Aussicht haben. Eine Stichwahl wird cs auf alle Fälle geben, am wahrscheinlichsten zwischen dem soeial- demokratischcn und dem nationallibcralen, vielleicht auch dein antisemitischen Eandidate». Bei dcr Wahl vom 20. Februar 1890 wurden abgegeben: 5966 tcutschconservative, 2l58 deulschfreisinnigc, 9170 sccialdcmokratischc und 3028 anti semitische, in der Stichwahl l 1 735 deutschconscroalive und 9170 socialdemokratischc Stimmen. Ter Wahlkreis war bis l88l »ationallibcral, dann eine Legislaturperiode deutsch freisinnig, seit l884 conscrvativ vertreten. * Ultra montane Blätter, voran die „Germania", tragen in ganzen Reihenfolgen von Artikeln ibre Wünsche bezüglich der Gestaltung des künftigen VolkSschul- gcsetzeS vor. Es braucht nickt gesagt zu werden, daß sie »ms die Durchführung re» starrsten nnv schroffsten con- skssioiicllcn PrincipS in der Bolksschule und rin sehr weit tpehcndeS Eingreifen de» Geistlichen nicht nur im Religion« unterricht, sondern auch m anderen UnterrichlSzweigc» binauSkommen. An dem Goßlcrschen Entwurf wird dabei nicht viel Gutes anerkannt, dagegen wird dcr irne EultnSminister Graf Zedlitz in demonstrativer Weise sirtwährend des Vertrauens der klerikalen Partei ver sickert. Daß dieses Vertrauen in vollem Maße gerecht fertigt ist, wird man nach verschiedenen Aeußerungen des Ministers keineswegs anzunebmen brauchen. Die Worte der jüngsten königlichen Thronrede, worin die allzu weit gehende» kirchlichen 'Ansprüche zurückgewiesen wurden, stellen auch eine eindringliche Mahnung an die hochkircklicken Parteien beiter Bekenntnisse dar. Wir warten die Tbalen teS neuen EultuSministerS ab, insbesondere sein BolkSschul- «esetz. DaS Studium der ultraincntancn Blätter kan» ihn überzeugen, wie unmöglich es für jeden Leiter deS preußischen UnterrichtSwesenS ist, mit dem Centrum sich über ein Volks- schulgcsetz zu verständige». Wir hoffen, dieser Versuch wird von vornherein gar nicht unternommen, da er doch nicht zum Ziel« führen kann. * In Baden finden bekanntlich demnächst ErgänzungS- Wablen zum Landtag statt. Mit Bezug hierauf wird geschrieben: Was die Aussichten deS Wahlkampfe» anbe- lrisst, so ist es einigermaßen schwer, ein richtiges Bild zu aewliinen. Daß die 'Nationallibcralen ein oder das andere 'Mandat verlieren können, wird allgemein zugegeben. Lb aber die überschwenglichen SiegeShoffnungen namentlich dcr linkSliberalcn Parteien anch nur den geringsten realen Unter grund baden, muß vor der Hand sehr zwciselbast erscheinen. Biel ruhiger jedenfalls wie die radicale Lps'osition nrtbeilt die klerikale (außerbatische) Presse. So meint der Bericht erstatter der „Kölnischen Volkszeituug", daß „in scbr günstigem Falle" die vereinigte Opposition „bei sach gemäßem Zusammenwirken" etwa die Hälfte der 32 Mandate erobern könne. Einigermaßen hcrabgeslimmt dürfte übrigens das voreilige Siegesgeschrel der Opposuion werden durch den Ausfall der Stadtverordnetcnwablen in Eonstanz, welche allgemein als eine Borprobc für den Ausfall dcr Landiagswahlcn angesehen wurden. Ein Telegramm meldet darüber: Co»stanz, 14. Juli. Ganz Baden sah mit Spannnna den hiesigen SladwerorSneleiimahIeii entgegen, da sie alS Krastprove für die devorstetzenLen Landtagswadlen angeseden werden. In, Walil- kamps siegte» heute glänzend die Nationalliberalen gegen die vereinigten Freisinnigen, Klerikalen und Eocialdemvkratcn. * In einer nationalliberalen Bcrsammlnng in der Pfalz erklärte sich dcr ReichStagSabg. B Urkli n nicht nur für Bci- bebaltnng deS Weinzvllü, sondern auch deö Kornzolls in dcr gegenwärtigen Höhe, und äußerte dabei, daß die Speku lation mitunter in geradezu gemeiner, wucherischer Weise unendlich viel mehr an dcr Tbcucrung verschulde als dcr Zoll. Mit der letzteren Acußernnc; wird Herr Bürklin Hundcrt- tausendcn auS der Seele gesprochen baden. In den aller- weitesten Kreisen herrscht allmälig dcr Eindruck, daß die ganze Agitation gegen die Getrcidezöllc nur niitcriiommcn wurde, um die Blicke des PublienmS von dcr Thäligkeit der Börse auf diesem Gebiet abznleuken. In derselben Versammlung dcleuchtcte dcr Abg. Bürklin in längerer Ausführung die Stellung de» liberalen DclcgirtentagcS zum Fürsten Bismarck und sagte u. A.: „Es werden vielleicht Zeilen kommen, wo Diejenigen, welche jetzt auf den Fürsten Bismarck schimpfen, denselben mit den Fingernägeln aus dem Grabe kratzen möchten." Diese Worte fanden laug anhaltenden Beifall. * Dcr bisherige Vertreter de« württembergischen Wahl kreises Hall-Oehringen im Reichstag, Hcrr Lecinann (»ationallibcral), dcr sein Mandat durch seine Beförderung zum Professor an der Universität Tübingen verlor, wird aus» Neue als Bewerber auftreten. * In Böhmen hat sich in den letzten zebn Jahren da» Stärkcverbältniß drr Deutschen zu den Ezccken so gut wie gar nicht geändert. Bei der Volkszählung vom Jabre 1880 bekannten sich von lvOO Bewohnern 371,7 zur deutschen, 627,9 zur czeckischen, 0,4 zu einer anderen Umgangssprache. Bei der Volkszählung im Jabre 1890 bekannten sich von >000 Bewohnern 37l,9 zur deutschen, 627,9 zur czcchischen und 0,2 zu einer anderen Umgangssprache. In den lv alten Bezirken Wiens baden sich 1880 von 1000 Einwohnern 952,3 zur deutschen, 39,9 zur czechiscken und 7.8 zu einer anderen Umgangssprache bekannt. 1890 dagegen sprachen von 1000 Bewohnern 944,3 deutsch, 52,6 czeckisch und 3,t eine andere Umgangssprache (polnisch, rnlbeiiisch, slowenisch n. s. f.). Tie Verczechung Wiens hat also ganz ansehnliche Fortschritte gemacht. * Tie „Neue Züricher Zeitung" schreibt: An politischem Stoffe wird es uns diesen Sonimer wabrlich nicht fehlen; da« Schweizervolk wird sich sogar mit einer ganzen 'Anzahl dcr wichtigsten Fragen zu beschäftigen baden. Ta ist vor Allem die Abstimmung über den Zolltarif, der wir nicht mehr entgehen können. Die Zahl der Unter schriften, die sie verlangen, wird wohl auf 50,000 angesliegcn sei»; die meisten sind bekommen au« Genf. Neucnbura, dein Berner Jura, aus Ba>el, GlaruS und dann von den Grütli- u»d Arbeitervereinen. Wir nehmen an, das, die Handels vertragSvcrbandluugcn in Wien zu einem Abschlüsse werden gekommen sein, wenn die Abstimmung über den Tarif statt- sinden wird. Möglicherweise, ja wahrscheinlichcrweise wird sich dann zeigen, daß die Hauptgründe, derentwegen die West- schweiz da« Referendum begehrte, gar nicht mehr vorhanden finv; immerhin rechnen wir so wie so auf einen Sieg de» Tarif», der ein Eompromiß aller Interessen und nur nach mübsamer Arbeit unter Abwägung der Bedürfnisse aller Elasten und ErwcrbSzweige zu Stande gekommen ist. * Der Jahrestag de» Bastille sturm», der im republi kanischen Frankreich al» Nationalfest gefeiert wird, ge staltet sich immer mehr zu einer milltairischen Kundgebung, während die bürgerliche Bevölkerung mit jedem Jahr eine größere Zurückhaltung beobachtet. Dagegen bat dcr als Generalissimus dcr französischen Armee im Kriegsfälle bc zeichnete Höchstcommandircnte der Pariser Truppen, General haussier, sich in diesen Tagen die Gclegcnbeit nicht ent gehen lasten, das Gebiet dcr hoben Politik zu betreten, indem er ziemlich unverbüllt die Streitkräfte der französischen Republik denjenigen der Tripel-Allianz gegenüberstellte. Unser Pariser Eorrespondent bebt mit Recht Kervor, daß in jüngster Zeit gerate französische Generale ihren öffentliche» Kund- gebimgtn eine solche Zuspitzung gegeben haben, wäbrcnd doch Kaiser Wilhelm soeben in seiner an den Lortmayor von London gerichteten Ansprache von Neuem mit aller Ent- schictcnbcit den friedlichen Ebarakter dcr Lettischen Politik betont hat. Der „National-Zeitung" gebt in dieser Be ziehung nachstehende telegrapbischc Mittbcilung zu: Paris, 15. Juli. Da- gestrige Nationalkst ist bis zum Schlüsse gnt verlausen. Nur muß trotz der pomvhaslen Schilderungen der republikanischen Journale consialirt werden, daß von Jahr zu Jabr die Bclheiligung der Bevölkerung abnimml. Gestern waren ganze Straßen ohne Fahnen, ohne jede Illumination. Dt« Berichte der Journal« über die gestrige Revue sind förmliche Dithyrambe», welche nicht ganz der Wirklichkeit entsprechen. Unbedingtes Lob verdienen die ersta»nliche Schnelligkeit und PrLcision, womit sammtliche Truppentheile auf dem Paradesclde Ausstellung nahmen. Das Defiliren ließ dagegen viel zu wünschen übrig, da keine Waste gleich mäßige Distanz und genaue Richtung halten konnte. Ganz vorzüg lich gelungen war dagegen die Charge der Lnvallrrie bi« vor die Tribüne des Präsidenten der Republik. General Saussier, bekanntlich dcsiguirter Generalistimus der französischen Armee im Kriegsfälle, hat am Vorabende des Feste« al- Vertreter de« Kriegsminister» einer von den Reserve- und Landwrhrossicieren veranstalteten Soir« prästdtrt und ein« patriotisch« Ansprache gehalten, die folgende bemerkenswerth« Stell« enthielt: „Wenn ki« den Blick jenseits unserer Grenz« Wersen,
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