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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.07.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-07-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189107316
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910731
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910731
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-07
- Tag1891-07-31
- Monat1891-07
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.07.1891
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Ersch frül eint täglich ?üh 6'/, Uhr tlrdarliou und Lrprdition Johannesgasie 8. APrrchkunden der Krdacliou Vormittags lO—12 Uhr. Nachmittags 5— 6 Uhr. tzrrvu srua,odk k,,^-l-,dlkr M-noicnrie m»al sich »u strdoctt«» »l»I »ce«ur»uch. Annahme her sur Vie nächstsalgende Nummer Bestimmten Inserate an wachentagen Bis L Uhr Nachmittags, anA«n«»uahAefttaarnfrüh bis ' ,S Uhr. 3u den FUiaUn für Ins.-An»nl,mr: vtt» Me»«'« Sartim. tAtsred Hatz»), Universitätsstrahe 1, Laut» Lösche. KaHariueustr. 14, pari, und Königsplatz 7, nur bis Uhr. Anzeiger. Drgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. NbonnementspreiS - vierteljährlich t>, Mk. In Alt-Leipzig, mci. Bringerlobn 5 Mk.< durch die Post bezogen ,! Mk. Einzelne Nru. 20 PH Belegercmplar 10 Ps. Gebühren iür Extrabeilagen lin Tageblatt-Format aftalzt) «iinc Posibesörderung 6u Mk., m«t Postbesörderung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile 20 Pf. Gröbere Lchrßie» laut uns. Preisverzeichniß. TabcUanjcher n.Zijseriisatz nach höherm Tarii. Peclamrn unter dem Nedactionsstrlch die S gespalt Zelle 50 Pi , vor den Familien Nachricht«» die Kgel'palten» Zeile 40 Pf. Inserate sind tieis an die Expedition za senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praenuiueraiiäu oder durch Post« Nachnahme. 212. KreitaH den 31. Juli 1891. 8ö. Jahrgang. Amtliche Bekaiintmachnngen. Mit Zustimmung schlossen. Bekanntmachung. der Lerren Stadtverordneten bedarf, l>t die Zukunft Egyptens, und nach den heute vor liegenden Nachrichten scheint diese Angelegenheit in ein neues ^llad,um getreten zu fein, Nustein Pascha ist dcaustragt, die Verhandlungen darüber wieder auszunebmen. In Bezug M. baS Vcrhältniß Englands zu Italien bcstcbi eine I-lcinunaSverschiedenheit, die aber nicht offen cingcflandcn haben wir be> I wird. T,e englische Negierung hat wiederholt amtlich cr- dcm Windmühlenwege unmittelbar Breite aus 20 w, die Bausinchliinie aber aus 25 m, von der Fried- hossmauer an gerechnet, festzujetzen. Solches machen wir hierdurch gemäß 8. 22 de? Regulativs vom 15. November 1867, die neuen städtischen Anbaue »nd die Regu lirung der Strotzen betr., mit dem Bemerke» öffentlich bekam», Latz der bezeichne» Plan im Geschäftszimmer unserer TiesbauvertvaUung vom Tage der Berüsienilichuiig dieser Bekannimachnng an vier Wochen zu Jedermanns Einsicht aussiegt, und das; Widersprüche gegen denselben innerhalb dieser Frist schriftlich bei uns anzu- brtngen sind. Nach Ablauf dieser Frist eingehende Widersprüche haben keinen Anspruch auf Berücksichtigung. Leipzig, den 25. Juli 1891. Ler Rath der Stadt Let-zig. 1105. 1)r. Tröndlin. Burkhardt, Res. la. Bekanntmachung. Mit Zustimmung der Herren Stadtverordneten haben wir bc- schlossen, von dem seitens der Königlichen Ainlshauplinannschast Leipzig im Jahre 1875 ausgestellten Bebauungsplan über einen Theii der Flur Kleinzschocher den Stratzenzug dl. 2'. I). parallel der Lutheritraße in Leipzig-Kleinzschocher gemäß dem Plane T. L. V. Xo. in Wegfall zu stellen, all« übrigen Siratzcn- züge diese- Bebauungsplanes aber beizubchalten. Der Bebauungsplan 1. 8. V. Xo. liegt in unserer Tief bauverwaltung (Rathhalis, Zimmer Nr. 14, II. Stock) vier Wochen! vom Abläufe des Tage- nach der Ausgabe der di» Einrückung dieser Bekanntmachung enthaltenden Amtsblätter an gerechnet, zu Jeder manns Einsicht aus. Wideriprüche gegen den Plan — insofern sie die Jnwegsallslellung de- Straßenzuges X. I'. 0. betreffen — sind innerhalb dieser Frist 1 bei deren Verlust bei uns anzubringea. Leipzig, de» 21. Juli 1891. Io. Der «ath der Stadt 874. Ite. Tröndlin. Or. Redlich. 1 Bekanntmachung. Auf hiesigem alten Gottesacker (bei der Kirche) sollen alle Grab hügel, die seit längerer Zeit nicht mehr gepflegt wurden, eingeebnet werden. Wer solche Gräber erhalten zu sehen wünscht, wird deshalb hiermit aufgefordert, dieselben bis I. September d. I. gut in Stand setzen und in Pflege nehmen zu lassen. Bis zu demselben Zeit punkt sind alle etwaigen Rechte aus ffyrabdenkmäler und sonstige >en. der Besuch hat d.c Beziehungen beider Machte ^nügt. Zwischen England u 'nmaer gestaltet, er hat d.e Zuversicht auf den Lud Frankreich kestebcn i Beistand ,m Kriegsfall erhobt und beide Tbeilc I .i, si„d Sill, Verzierungen bei dem Unterzeichneten Pfarrer geltend zu machen. Leipzig-Eutritzsch, den 30. Juli 1891. Der lUrchrnvarftand. k. Jäger, Borf. Kronstadt und London. Wenn die Politik durch Festlichkeiten bestimmt würde, dann wäre England Rußland entschieden überlegen. Ruß fand hat dem Empfang des deutschen Kaisers und des italienischen Kronprinzen in London und der französischen Flotte vor Portsmouth nur die Begrüßung der französischen Flotte vor Kronstadt und des Königs Alexander von Serbien kgenübcrzustellen. Die politische Bedeutung deS Besuchs des ranzösischen Geschwaders in Rußland kann nicht in Abrede gestellt werden, zu einander gegenseitigen Beistand im Kriegsfall zu gesteigerten Leistungen auf militairischem Gebiet zu Master und zu Lande anacregt. Daß bei solchen Gelegenheiten auch daS SelbstßcsUhl inSUngemtstene wächst, ist menschlich und besonders bei Völkern von lebbaftem Temperament wie die Franzosen und von der Wildheit der Rüsten erklärlich. Die öffentliche Meinung Europas hat sich aber dadurch nicht verleiten lassen, die Bedeutung deS Ereignisses zu überschätzen, sie bat darin nur Das gefunden, was eS ist, das natürliche Bestreben der nicht zum Dreibunde gehörenden und ihm eher feindlich als freundlich gegenüberstehenden Mächte, durch gegenseitige Annäherung ein Gegengewicht gegen diesen Bund zu schaffen. Die innere Befriedigung, welche dadurch in Frank reich und Rußland erzeugt wird, ist aber wesentlich ein moralischer Gewinn, ein die Gescbicke Europas bestimmendes Merkmal ist dadurch nicht erreicht, e- sei denn ein der Erhaltung deS Friedens günstiges. Man wird in der ganzen Kette der Festlichkeiten, welche sich auS der An Wesenheit de- französischen Geschwaders in Rußland entwickelt haben, nicht- entdecken, was wie eine Herausforderung oder rin dem Frieden gefährliches Treiben gedeutet werden könnte, Franzosen und Russen tbun und wollen nicht- anderes, als ihre freundschaftlichen Gefühle für einander auSkrücken und ein Vcrhältniß befestigen, was schon seit langer Zeit besteht. Darin liegt nichts, woran andere Mächte Anstoß nehmen könnten, im Gegenthril kann man nur wünschen, daß die gegenseitigen Sympathiebezeugungen der Mächte schließlich einen allgemeinen Charakter annebmcn, welcher die bestehende Berschirdcnbeil der politischen Ansichten auSgleicht und zu dem Schluffe führt, daß keine Berändcrung der Karte Europa- den Werth der Erkaltung des Bestehenden auszuwiege» im Stande ist, weil die Opfer, welche dafür gebracht werten müßten, mit dem zu erhoffenden Gewinn in keinem Bcr hältniß stehen. Einen viel versprechenden Anfang zu einer derartigen Lösung der bestehenden Schwierigkeiten bildet der Besuch, welchen da- französische Geschwader auf der Rückfahrt nach Frankreich aus der Rbcde von PortbinouthS abstalten wird. Entgegen der ersten Mittdeilung, welche den Besuch in PorlhS mouth al- die Folge einer Einladung der Königin Victoria bezeichnet«, hat der erste Lord der Admiralität Lord Hamilton im englischen Unterhause diesen Besuch als einen durchaus freiwilligen Act deS französischen Geschwaders erNärt. Allerdings ist ja auch die Annahme einer Ein ladung rin Act des freie» Willen-, aber doch insofern nicht ganz, als der Wunsch, auf der anderen Seit« kein Aerger »iß zu erregen, dabei in Betracht gezogen werden kann. D«e Beziehungen zwischen England und Frankreich sind durch» a«S nirmal, der einzig« Puact, welcher noch der Regelung — Anwesenheit des italienischen Kronprinzen in London ist ein Beweis sur das gute Einvernehmen, welches auf dieser Grund- iage zwischen England und Italien besieht, aber man bar s,H j„ London wohl gehütet, diese Angelegenheit oßenllich zur Sprache zu bringen. Die Worte teö bordmayorS bei dem Festmabl im Mansionhouse haben diese Klippe sehr geschickt vermieden. Ter Lortmayor Savory, welcher den deutschen Kaiser so wirkungsvoll als FriedenS- furstcn gepriesen batte, seierle in seinem Trinlspruch auf daS "^'f"Oche Königspaar und den italienischen Kronprinzen Italien als ein Land von hervorragendem allgemeinen Interesse, er drückte die Bewunderung Englands darüber Italien sich die Unabhängigkeit errungen habe und begrüßte den Sohn deS Herrscher-, weicher den Frieden Wunsche und den Werth einer starken Marine anerkenne. Selbst der peinlichste Beurlhciicr vermöchte in diesen Worten nicht- zu finden, waS die Empfindlichkeit ter Franzosen reizen könnte, und doch hat der Lordmayor damit reu Ton getroste», weiciier beim italienischen Kronprinzen sympathischen Widerhall gesunden hat. Der einzige Unterschied zwischen den Kundgebungen in London und Kronstadt, beziehungsweise Peterbos ist der, daß in der letzteren daS Wort „Friede" fehlt. Kaiser Alexander beschränkte sich bei dem Festmabl in Pctcrhos, wie bei dem Frühstück aus der kaiserlichen Aacht „Derschawa" darauf, den Präsidenten Carnot und die sranzösische Flotte, insbesondere das unter Admiral Gervais stehende Geschwader leben zu lassen, und sprach auch in dem Telegramm an Carnot nur von den tiefen Sympathien, welche Rußland und Frank reich vereinen. Dieser Unterschied ist gewiß bedeutungsvoll, aber er reicht nicht hin, um dem Besuche deS französischen Geschwaders in Rußland einen fricdenSseindiichen Ebarakier u verleihen. Wenn Rußland und Frankreich über einen riedensbruch einig wären, dann bedürfte eS keines 'Kinchc« französischer Kriegsschiffe in Kronstadt, um Lulle <z..ijaele zu bekräftigen, überhaupt würde man sich daun nickt mit leeren Sympathie-Kundgebungen begnügen. Wer cnlschlossen ist, z» bandeln, feiert keine Feste und bält keine Reden, Feste und Reden pflegen vielmehr stets Früchte friedlicher Ge sinnungen zu sein. Wenn ein Sturm in der Natur bcvor- steht, so gebt ihm Stille voran, und dieselbe Ordnung ist in Len menschlichen Einrichtungen eingefnhri. Ein Krieg kündigt sich zuerst durch Schweigen und dann durch kurze Erklärungen an, Schaustellungen und Festmähler sind im Gegcniheii die Begleiter deS Frieden«. Die gegenwärtigen Beziehungen der europäischen Mächte sind so gruppirt, daß Dculschiand, Oesterreich-Ungarn und Italien sich zur Aufrechtbaltnng des europäischen Friedens vereinigt habe», wäbrend England den Zwecken deS Bundes offen seine Zustimmung gegeben hat. Zwischen Rußland einerseits und dem Dreibund andererseilS bcslcbt ein aus gegenseitiger Achtung fußendes Verhält»iß, welches keinerlei Gefahren für den Frieden birgt. Italien bat daS Streben, mit Frankreich die freundschaftlichsten Beziehungen zu unter halten, wen» auch auf der anderen Seile diesem Streben nicht die gleiche Bereitwilligkeit entgegen kommt, weil daS, waS Italien leisten will »nd kann, den Ansprüchen Frankreichs und Rußland und zwischen durchaus friedliche Be ziehungen, sic sind von einem Bündniß ebenso weit entfernt wie »»» einem Kriege. Die größte Spannung beslebt zwischen Deutschland und Frankreich, aber auch diese ist nickt so groß, daß sie die Gefahr eines plötzlichen Bruche- in sich schlösse. Die Feste in Kronstadt und London haben viel zur Klärung dieser Verhältnisse beigetragen, und darin besteht ihre vol, tische Bedeutung. ^ Bebel beschränkten, sondern für ihre verschiedene Anisassnng auch eine» möglicksi große» Kreis von Parleigenoncn ge winnen möchten. Wen» direct dazu ausgesortert wird, ww kämen gerade die Wissenschaftler der Partei dazu, die Er- öricrung in daS anSgcsai'rciic Gleis der Demagogie ge- ratbeu zn lassen? Oker sollten die „vielen hervorragend wissenschaftlichen Parteigenossen" ohne Ausnahme desselben Si> eS über den Licbkiicckl'sckcn Entwurf gewesen sein? Tao wäre ja wobt eine Erklärung für ihre gegenwärligc Zurückhaltung, aber wer möckic an eine solche Uebeieinsumninng glauben ? — Genug, die Erörterung, soweit sie bisher vor ter Oesfenllickkcil gcsnbrt wird, ist eine echt socialdemokralische, d. b. sie dreht sich um die Schlagwortc und deren möglichste Wirk samkeit oder um den Gegensatz zwiscken Possibilistenund Revolu tionären. I» erslerer Beziehung hat sich vor einigen Tagen ein Herr Benedikt Friedlänter in Berlin, seines Zeichens gewesener deutschfreisinniger Agitator, jetzt Bekebrlcr ter Socialkcmolralie, im „Vorwärts" vernehmen lassen. Er wünsckt, daß dem Programm daS Schlagwort „Abschaffung des Zinses" eingeschaltet wird, weil „namentlich für die itarion auf dem Lande" dieser Ausdruck wirksam wäre. Der Ag M. anii hat gewiß reckt. Wenn im Programin nur gesckriebc» Leipzig, 3t. Juli. Der Entwurf deS socialdcmokratischen Pro grammS, den der Erfurter Parteitag berathcn soll, steht min schon vier Wochen zur Erörterung. Die „Genossen" sind wiederholt ausaesordcrt worden, sich recht eifrig mildem Entwurf zu beschäftigen und ihre Meinungen darüber anS- zutauschen. Es will aber damit nickt reckt vorwärts geben, namcnliich läßt die wissenschaftliche Behandlung dcö Entwurfs seitens der Socialdcmokratie selbst auf sich warten. Herr Bebel hat doch in der Berliner Versammlung am 16. Juli versichert, der Entwurf sei an Engels, KauiSky „und viele andere wissenschaftlich hervorragende Parteigenossen" zur Begutachtung geschickt worden. DaS Wort deS Gegner« in Ehren! Raumen wir ihm ein, daß er viele, denen der Entwurf zunächst Vorgelegen hat, für „wissenschaftlich hervorragende Parteigenossen" hält. Den übrigen Sterblichen sind aber diese Wissenschaft licken Leuchten drr Socialdeniokraiie so vollständig unbekannt, daß die Partei nur zur Beförderung ihres eigenen Ansehen« beilragen würde, wenn sie ehestens die großen Unbekannten öffentlich namhaft machte. Besonder« würde Herr Bebel sich selbst damit einen Gefallen erweisen, denn wir dürfen ihm nicht verhehlen, daß die wissenschaftlichen Kreise seine Versicherung vom >6. Juli nicht einmal mit der Einschränkung gelten kaffen, mit der wir al» die politischen Gegner ihm Glauben entgegen bringen. Und Vie Zweifel der wissenschaftlichen Kreise stützen sich doch ans sehr starke Gründe, deren gewichtigster von der Social demokratie selbst geliefert ist. Ihr Bericht über den Hallenser Congreß, auf dem ja da« Programm auch schon lang und breit erörtert wurde, läßt nämlich alle und jede Spur von wissenschaftlicher Theilnahme völlig vermissen. Die Redner selbst, die sich in Halle darüber äußerten, sind nicht« weiter, als politische Agitatoren und rednerische Routinier«, und waS sie sagten, entbehrte durchaus der Wissenschaft lichen Unterlage. Weiter sollte man meinen, daß die „vielen wissenschaftlich hervorragenden Parteigenossen" — wenn sie auch in Halle durch Abwesenheit glänzten — g sich nicht nur auf die Abgabe eine« vertrau irn Gutichten« z» Händen der Herren Liebknecht und siebt, daß da« Privateigentdum an Grund »nd Boten re. beseitigt werden soll, wird auch ter kleinbäuerliche Besitzer nickt zn gewinne» sein. Steht aber an einer Stelle besonders geschrieben, daß er vom Eniricklen z. B. des Hnpolhcken- zmseS befreit werden soll, so branckt man ihn, ja nur dieses -schlagwvrt vorznlcsen und in der nächsten Wirlung auS- zumalcn; man braucht ihm ja nicht zu sage», daß er damit auch von seinem Eigentbum selbst besrcit werden müßte. AiS Wissenschaft ist eS aber, wie man allseits zu- geben wird, noch niemals anerkannt worden, wenn einer eine Flasche mit doppeltem Boten sich anscriiglc. Bezeich nender Weise kommt die Anleitung dazu von dem durch die dtuischsreisinnige Schule gegangenen Agitator! — Eine zweite „Stimme über den Entwurf de« neuen Partei programms" verzeichnet der „Vorwärts" beule, die sich lbni- weise in der Fricdländcr'scheii Gedankenrichiung bewegt. So soll „wegen seiner populären und agitatorische» Kraft" daS Schlagwori von der einen reaclionären Masse erhallen und cü soll daS vom ewigen Böikersriedcn binzugcsügt werden, ebenso soll anerkannt werden da« Recht deS Arbeiters aus eine iim zur LcbciiSerhaiiung besäkigeudc Unter stützung von GeseüschaslS wcac», „dis ibm wieder Arbeit« elcgenbcit geboten wirb". Diese im Leipziger Südbczirk von iuer Partciversaniinlung gefaßten Beschlüsse werden aber ergänzt durch eine Reibe von Forderungen, die ikre Spitze scharf gegen den Charakter d«^ Entwurfs richte». Es sei „der Weg aiizudculen", auf dem die Umwandlung des heutigen Staates erfolgen soll, also die Nolhwcndigkeit der politischen und wirthschasttichen Expropriation der Eapitatistcnetasse zu betonen. Es sei für die Entwicklung des VcrbällnisseS der Geschlechter zu einander auf „neue, höhere und freiere Formen" hinzuwcisen, ebenso darauf, daß die Religio» mit der Ab schafsung der Ctassen absterben wird. Endlich sei die Stel lung der Partei zu Streiks und BoycollS auSzudrncken. - Wie man sieht, regt cs sich zur Unterstützung der „Jungen zegen die „Allen". Ob der Parteitag über derartige n»ver- öbnliche Gegensätze abermals durch Mehrheitsbeschlüsse sich hinwcgtäuscht, mag abgcwartel werden. * Die sociattcniokratischcn Führer haben bekanntlich vor längerer Zeit die Parole ausgegeben, in de» großen Industrie cenlren möchteil sich tandSmannscbasttichc Vereine bitten, um die Agitation in den HeiuiatbSorlen zu untcr- tützen und zu pflegen; die persönliche» Beziebungcn seien gerade bei der Agitation von allergrößtem Werth. Ein Verein der in Berlin lebenden Ost- und Westpreußcn bat sich berciiS gebildet und seinem Wirken wollen die Socialdcmv kralcn eS zum Theit zu verdanken haben, daß im Wahlkreis Memel die socialdemokratischen Stimmen so rapid an- wuchsen; die Thatsacke ist um so bemerkenswerlber, weit die Eocialdemokralie bei allen Nachwahlen zum Reichstag Dassel, Geestemünde) einen bedeutenden Rückgang ihrer «Ittiimcn zu verzeichnen balle. Durch persönliche Beziehungen haben die in Berlin lebenden Socialdcmokratcn auS Ost- und Westprcußen Zeitungen und Broschüren dorthin senden können wohin sonst die sociatdemokratischc Agitation nicht gelangen konnte. Die Bildung weiterer landSmannschastlicher Vereine der Socialdemokraten steht bevor: in den nächsten Tagen wird bereit« ein solcher für die Walstkreise Willen berg. Schweinitz, Torgau in« Leben gerufen werden, für Pommern, Schlesien, Rheinland, Westfalen u. s. w. sollen ebenfalls landöinannschaftlichc Vereine gegründet werte», die natürlich in erster Linie den Zweck baben, die Agitation in der Heimath z» pflegen und anSzubanen. Von den zahl reichen Wegen der socialdemokratischen Agitation ist der eben eingeschlageue jedenfalls ein neuer und eigenartiger. * In der letzten Sitzung der Zwciaabtheilung der deut scheu Colonialgcsellschaft zu Eoblenz machte Herr Bergrath Busse Mittheiluiigen über die Vorgeschichte de Lotterie zur Bekämpfung des SclavenhandelS Die erste Anregung ging von dem Mitglied« deS Zweig verein« Kaufmann Baum zu Coblenz auS. Bergrath Buße nahm diese Anregung auf und gab ihr greifbare Gestalt Um sich zu vergewissern, ob der Plan in der Ocffcntlichkcit Billigung finde» würde, schrieb man an 200 hervorragende Persönlichkeiten und bat sie um ibre Ansicht in der Sacke. Es gingen 170 Antwortschreiben ein, von denen 158 zilstiinmend lautete». Nach dicseni günstigen Ausfall richteten die Förderer deS Unternehmens, zu denen in erster Linie derFürst von Wied ge hört, eine Adresse an die deutschen Fürsten, in der sic deren Unter stützung erbaten. Nachdem durch Sachverständige ein Lotterie plan aufgestellt worden war, reiste Bergrath Busse nach Berlin und suchte im Eolonialamte Stimmung für die Lotterie zu macken, WaS ibm auch leicht gelang. Der Fürst von Wied nahm eS auf sich, deu Kaffer und den Reick« kanzler für den Plan zu gewinnen. Der Kaiser äußerte sich zusttmmcnd. Di« weitere Entwicklung der Angelegenheit bekannt. Namentlich Major v. Wissmann soll die Lotterie bei dem Kaiser befürwortet haben Bereit- im vori Jahre habe Herr von Wissmann die Lotterie in Vorschlag gebracht. * In einem „WirthschastS- und Social-Polilik" über schriebenen Aufsatze bemerken die „Hamburger Nachrichten Folgende-: Man lst dazu gelangt, den Arbeitgebern, welche grundsätzlich und von jeher bat mbgltchst gute Einvernehmen mit ihrem Personal «lt In ihrem eigensten gftchästltchrn Interesse liegend erkannt und danach «ehaadalt habe», etn weitgehende« -»tgegeakam«« gegen die vo» berufsmäßigen Agitatoren ausgehetzten Arbeiter zn- > »mulben: man gehl darauf auS, eS alliiialig als ganz in der ^idiunig linden zu lasse», das; in der Industrie die Arbetier ebenso viel wie d^e Arbeitgeber „zu sagen" haben sollen, oder noch inedr s diele. Es bandelt sich um die Vernichtung der Autorität er Belric HSvorstände. Ist erst die« erreicht, so folgen die Autor!- lalc» auf anderem Olebiete vo» selbst nach. Da» ist der Ealcul, der sich in letzter Ltnle gegen die ganze Staat-- und AeselljchastS- ordnung richtet. * Hinsichllich der Abänderung deS bäuerischen Heimatbsgcsetzcs wird eine Vorlage an den Landtag an- eknndigt. In derselben soll der durch Verlegung bayerischer nippen nach de» NeickSIande» geschaffenen Lage Rechnung getragen und im Interesse der Angehörigen bayerischer ^ssiciere, welche in den ReichSIandeii Eben cingcbcn, der Arlilel 2 dcö HeimatbSgcsctzeü vom 16. April 1868 und bezw. 23. Februar >872 dahingehend abgcändcrt werden, daß die HeimalbSzugebörigkeil vo» Hinterbliebenen bayerischer Ossiciere genau geregelt und von keiner Gemeindebehörde ferner an- gestiitlcii werden könne. Ferner soll, bezüglich der von preußischen Standesbeamten abgeschlossenen, von bäuerischen Gerichten aber in ihrer Giltigkeit und rechtlichen Wirkung beanstandeten Eben auch Art. 33 des HeimathSgcsetzeS eine dein deutschen Indigenat Rechnung tragende Abänderung erfahren. * Wenngleich cS den vereinten Bemühungen der Medicin »nd der VotkShvgieinc gelungen ist, die Cholera, welche bei ihrem letzte» Vorstoße gegen Europa, wo sie nach einander de» Süden Italiens, Frankreichs und Spaniens verwüstete, sich in de» Küstenländern deS MittetmecreS dauernd heimisch machen zu wollen schien, wieder nach :'lsicn ziirnckzuträiigeii, so baben sich doch bis jetzt alle Aiistrciigniigcii fruchtlos erwiesen, die der Seuche in ihren orientalischen Slaiitquartiere» ernsthaft zu Leibe wollte». I» Arabien, Persien. Mesopotamien liegt die mörderische Krankheit ununterbrochen aus der Lauer ugd »nr der peinlichsten Conlrolc a» den EinfallSpsortcn in die europäische VcrkebrSsphäre dankt man die Seucken- treibest unseres Contineiiis während der letzten Jahre. Jetzt ist wieder ein kritischer Moment im Anrnge, da die Cholera im Gefolge der beimkehrcuden Mckkapilgcr sich längs der oriciiialilchcn Karawaneiisiraßen auSbreilct und mit den Dampfern, welche Pilger »ach de» Häfen der euro päischen Türkei an Bord habe», ihren Weg europawärt« zn nehmen drobt. Tie SicherhcilSvorlebriingcn der vtromanischen Behörden, die sich auf dem Papier sehr hübsch auSnehmeii. sind »ach den Schilderungen von sachkundigen örtlichen Bcobachlcrn ui der Pra ic> minder wirksam. Eine Hauptursackc der unter den die Dainvserpassage bciiutzenden Pilgern vorherrschenden Empfänglichkeit für Cholcraanstcckung liegt in der jämmer lichen Beköstigung und Bcquarlirung dieser Leute, wodurch deren physische Widerstandsfähigkeit gegen gesundheitS- chädliche Einflüsse auf ein Minimum bcrabgcdrückt »»V die Cholera geradezu eingeladen wird, es sich bei dieser Kategorie von Dampserpassagicrcn doch ja recht begucin zu macken. Was die cgypliscben Pilger anlangt, so bieten kiese am wenigsten Grund zu sanitärer Beanstandung, weil die englische Berwaltlmg schon für mciischenwürtige Beband- lung und Verpflegung an Bord der von egyptischen Häsen anösabrendcn und nach dort znrückkehrer.deii, übrigens der Regel nach von britischen Capitainen geführten Dampser sorgt. In der Türkei ist da- eine andere Sache. Dort wird der PilgertranSport meist von griechischen, armenischen rc. Schisftfführcrn betriebe», die nicht türkische ReickS- angehörigkeil besitze», dafür aber an ihrer eigenen consu- lanschen oder diplomatischen Vertretung einen wirksamen Rückhalt gegen jede erlistgemcinle SanitätSmaßregcl türkischer Verwaltungsbehörden habe». Und bei der begreiflichen Ab neigung der ottomanischen Politiker, sich mit irgend einem der in Konstantinopel amtirenden fremden Vertreter zu entzweien, ist die Folge, daß man beide Augen zudrückt und mit echt musel männischem Fatalismus die Dinge geben läßt, w'e sie eben gehen wollen. FürEnropacrwächstauSdicserSachlagenurdiezwingknde Nothwcnkigkeit, in der sanität-polizeilichen Ucbcrwachung und »ötbigensallS Ouarantainevcrbängiing gegen lebendige und leblose Provenienzen auS verdächtigen orientalischen Abgangs- Plätzen nicht zu ermüden, die Bekämpfung des UcdelS an der Quelle aber bis dahin zn verschieben, wo e« mit mehr Aus sicht auf wirklichen Erfolg, als die Gegenwart bietet, ge« schehen kann. «< ch * Die polnischen Blätter beschweren sich über die germani- sirende» Maßregeln de« Breslauer Fürstbischofs Kopp i» dem österreichischen jbeil seiner Tiöccse. Der rcicbsräthlichc Polcn- club wird ausgefordcrt, dabin zu wirken, daß die schlesischen Tbcologic-Caiididaten künftig in Krakau ihre Ausbildung erlangen und daß wenigstens ein polnischer Wcihbischos er nannt werde. * Tie „Narodni Listy" antworten dem „CzaS" auf Acußcrungen über die Politik der Iungczechen, daß dem Ansinnen der Polen Folge zu leisten, gleichbedeutend wäre mit der PreiSgebung der bisherigen Kraft und Be deutung der Czecben; schon da- Bewußtsein, daß die Ezeckien Millionen Bruder in Europa baben, sei eine wichtige, moralische Unterstützung. Tie Bedeutung der Czecben und Polen sei immer gewachsen, wenn der Qsteii mächtig war, und immer gesunken, wenn dieser schwach war. In geistiger Beziehung Festballcn an der Erinnerung an die uralte Slawenlirche und das Hussitenthnin und in nationaler Be ziehung brüderlicher Anschluß an die Slawenvölkcr, da- seien die beiten Hauptpfciler der gegenwärtigen Entwicklung des EzcchcntbumS. DaS Trabaiilentbum im deutschen Geiste und Interesse können ihnen keinerlei Vortheile bringen. * Im Kopse deS Admirals Gervais scheinen di« Huldigungen, die dem sranzösische» Geschwader zu Theil ge worden find, doch einige Verwirrungen angerichtel zu haben, lieber eine Unterredung, die ein Vertreter der russischen Presse mit ibm gehabt bat, wird der „Voss. Zeitung" ge meldet: Einem Mitarbeiter der„Now. Wr." äußerte Admiral GervaiS: Seine Sendung sei nicht politisch, wie die mittel- enropäische Presse sie deute: er überbringe nur den Ausdruck der Gesüble Frankreichs. Er babe in den Kreisen, die, wie wie ibm bekannt sei, die Stimmung und die Hoffnungen der russischen Gesellschaft theiltcn, einen außerordentlichen Empfang gefunden, worin Frankreich ein günstige-Symptom erblicke. Der Besuch de« Zaren aus dein französischen Ge- chwader und di« damit verbundenen besonderen Umstände, o der Gruß, mit welchem er die Schiffe verließ, der Trink« pruch auf Earuo» ualer de» Kläogeu der Marseillaise
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