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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.08.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-08-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189108041
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910804
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910804
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-08
- Tag1891-08-04
- Monat1891-08
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.08.1891
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr Nedarlion und Erprditio« Johannesgasse 8. Sprechkundrii drr Krdaclion KormittagS 10—12 Udr. Nachmittags 5— 6 Uhr. Psrti« stüabab« Winulcri»» «achl ftch du Rkdaclion »ich» »«rbcilttich. Aniuttz«« »er für »te «Lchftsolgrnv« Nummer destfmmten Inserate an Wachentaae» bi» 3 Uhr Nachmittag«, on Lanu- und Festtagen srüh bi«' ,S Uhr. In -rn Filialen für Ins.-^nnahmr: Ltt» Klemm « Kartim. tAIfre» Hahn), Universttätsslraße 1, Laut« Lüsche, Katharinenstr. 14, part. und Köaigsplatz 7. nur bt« '/,8 Uhr. MMer,TllgMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichtk, Handels- «nd Geschäftsverkehr. NbonnementspreiS vierteljährlich 4", Mk. ln Alt-Leipzig, incl. Bringerlohn 5 Ml., durch di« Post bezogen 6 Mk. Einzelne Nrn. 20 Ps. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren iur Extrabeilagea (in Tageblatt.Formal gesalzt) ohne Posibesörderung 60 Ml-, mit Posibesörderung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzelle 20 Pf. «rüber, Schriften laut uns. Preisverzeichuiß. Tabellarischer u. Ziffernsatz nach höherm Larii. Ueclamen unter dem Nedactionsstrich di«4aespalt Zeile SOPs.,vor den Fainil iennachrichten die Ogcspaltene Zeile 40 Pf. Inserate sind stets an die VtzpeSition za. senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prasuuwerancko oder Lurch Post- Nachnahme. 2l8. Dienstag den 4. August 1891. 85. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Versteigerung auf den Abbruch. Die vaulichkettrn des alten Lchlachthas« am Alktscherplntzr 6. Nr. ausschließlich der Einfriedigungsmauer an letzterem, sollen Montag, »e» 17. August d. A., Bormittags 11 Uhr im Saale der Alten Waage, Katharinenstratze Nr. I, 2. Eiage. aus den Abbruch versteigert werden. Die Bersteigerungsbedüigungen liegen von jetzt an in der Ge schäftsstelle unseres Bauamts, Rathhaus 2. Etage, Zimmer Nr. 5, zur Einsichtnahme aus. Die Besichtigung der Baulichkeiten kann am 13., 14. und 15. August d. I. je Bormittags von 10—12 Uhr erfolgen. Leipzig, den 30. Juli 1891. In. —^ Der Rath der Stadt Leipzig. 1144. vr. Tröndlin. Krumbtegel. Viebstahls-Lekliunlmachllllg. Gestohlen wurden laut hier erstatteter Anzeige: 1) eine schwarz! cderne Briestasche mit 35»0 ^ in 3 100-./1- Noten und einem 50-Markschein, sowie ein Wechsel über 36V mit Acceptvermerk vom 28. v. M.; vom 29. bis 30. v. M.; 2) eine Kiste mit Quecksilber-Präparaten, 15,5 lcx schwer, mit dem Signum 687 ", am 17. v. M.; S) rin Paar Herren-Ltiesrlrtten mit durchstochenen kappen und geschwärzten Tovpelsohlen mit der durch gelbe Stifte hergestcUie» Bezeichnung „Petersburg", ein Paar dergl. mit knopsverzierung, kalbledernem Besatz und gelbgenähten Doppeljohlen, ein Paar Hrrren-Halbschuhe, kalbledern, mit Schnüre» und gclbgenahicn rinsachen Sohlen, ein Paar dergl. von Alpsleder, vom 29. bis 30. v. M. mittelst Einbruch«; 4) ein Paar Herren - Stiefeletten, kalbledern, mit einfachen Sohlen und hohen Absätze», ein Paar Herrrn-Haibschuhe, rinds- ledern, mit Schnüren, breiten Absätzen und Toppelsohlen, ein Paar dergl., von Ziegeuleder, mit Schnüren und Gummiziig, ein Paar Danieu-Zeusftirfrlette«, eine ichwarzlederne Reise-Hand tasche mit Nickeljchloß und mehrere schmutzige Wäschestücke, vom 28. bis 29. v. M; 5) eine goldene ShltpSnadel mit weibem Stein, Len Apollo, köpf darstellend, ein blau- und gelbgestreister LhlipS, ein gelber durchbrochener Dainen-StrohhUt mit rother Blume, ein gelber Hrrren-Strohdut mit gelb- und schwarzpunctirtem Bande, ein graues Lüstre- und ein weißes Trillich-Jackrt für Herren, eine weiße buntgeränderte Schürze mit Spitzen, eine Franenschürzc von blauem Lever und ein Dainen-Winter-Mantel von blauem haarigen Lodenfilzstofs mit großen Metallknöpscn, ohne Aermel, vom 30. bi- 3l. v. M. SiachtS: 6) rin ncuer schwarzer Handkoffer mit Kleidung«- und Wäsche stücken» darunter ein neues blaues, weißgedlumtes Tamenkleid, ein schwarzseidencr Damrn-Umhana, ein schottisches wollenes Tchultertnch mit Fransen, eine Arisirjacke von hellblauem Flanell, 3 Paar lederne Halbschnhc, ein Paar Pantoffeln mit der ein- gestickten Bezeichnung „IViostmäc-n", ein Nachthemd, ein Tauien- btinkleid und mehrere Taschentücher mit dem Zeichen „11. L", am 23. v. M.; 7) ein So»imrrüberzirher von dunklem, geriestem Stoff mit schwarzjeidenein, rothgestreistem Futter und übersponnenen knöpfe», zwei Achtelloose der 111. Braunschweiger Lotterie Nr. 61,199 und 82,201, am 26. v. M.: 8) ein Lommerüberzieher von dunkelbraunem Stoff mit braunem, gerieftem Schoos- und schwarzjeidnem Arrmelsutter und einem Stoffhenkel mit der Firma „Lertliosii's Ijar.ar", ein Buch in rvihem Einband, betitelt „Junkermann's Humoristikum" und ein Paar braune Blarehandschuhe mit dem Namen .siVeuck" ge zeichnet, am 26. v. M.; 9) ein Baden mit 3 verschiedenen Stücken roth- und weiß- gestreifter Leinwand, 17 hx schwer, mit dem Signum „D. U. 3266' am 11. v. M^: 10) eine Wring-Maschine mit 2 verschiedenen Walzen, vom 2. bis 30. Mai; 6 Stück zugerichtete viberselle, vom 15. bis 22. v. M ; Sa. 366 Stück fremdländische Briefmarken» Ende Juni d. I.; 13) La. Ü6 Pf». Firnis,. Anfang Juli d. I.; 14) 7 Stück verschiedenfarbige lebende Kaninchen, am 1. d. M Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenstände oder über den Thäter lind ungesäumt bei unserer Süminal-Abthellung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, den 3. August 1891. Da« Polizeiamt der Stadt Leipzig. I» Stellvertretung: vr. Schmid. M. N) 12) Sparkasse Liebertwolkwih. Unter Garantie »er Gemeinde. Ürserven: 366.634 ./t 64 -H. Sparverkihr vom 1. Januar bt- 31. Juli 189t. 6082 Einzahlungen im Betrage von 743,0i>1 36 ^ 4706 Rückmhlun«,» - - - 544,543 - 27 - Berzinsuicq der Einlagen mit 3",°/» Ezpeditionszeil'. Montags und Donnerstags. Die Sparcassknverwaltung. Dyck. Holz-Äuction auf Zwenkaurr Staatsforftrevter. Montag, den 17. August df». -«., von Bormittags 16 Uhr an sollen folgende in der Harth in den Abtheilungen 22a, c, ck, 27 f, 30a, 31» und 36», b ausbereilete Nutz- und Brennhölzer, als 5 Stück »rleue Klötzer von 14—20 cm Stärke, 3 w lang, 38 8 24 7 625 50 kiefern« sichten« 4 m lang. Erledigt bat sich unsere Bekanntmachung vom 22. Vongen Monats, den Klempner Emil Albert Satz an» Stettin betreffend. Leipzig, den 29. Juli 1891. Ter Rath de» Stadt Leipzig. Ariuen-Amt. X.R. I./IIOOä. Hentschel. Hr. 13—15 - 16—22 - 13—15 - 16—22 - Derbstangr» v. 8—15 cm Stärke, 8—13 m lang. Reisstongen » 5—7 » » 5—8 110 nu weich« Breunknüppel, 5 » Harle » 57 - weiche» Brennreisig, 47 Lghs. Harle« . 73 » weiches » meistbieteud gegen foforttge Bezahlung und unter den vor Beginn der Auction bekannt zu machenden Bedingungen versteigert werden. Znsammeukuust: auf dem Kaiserweg naht dem Harthschlüßchen Zahlstelle: im Gaschof „zum bayerische» Hos" in Gaschwitz. Auskunft ertbeilt die unterzeichnet« Revterverwolluna. KSuigttche Forstrcpier«er»altnng Zwenkau nnd Königliche« Forstreutamt «urieu, am 31. Juli 1891. Lomlsr. «etßler. -Frankreich und England. Interessant und lehrreich ist daS Verbaltniß, welches sich angesichts der Londoner und Kronstäkter Feste zwischen Frank reich und England herausaebildel bat. Während der An wesenheit des deutschen Kaisers in London war eS die Inter pellation Laboncherc im englischen Unlerhausc, welche daS moralische Gleichgewicht in Frankreich vor allzu schweren Zuckungen bewahrte, und der Besuch des französischen Ge schwaders in Rußland findet in England sein Gegen gewicht durch die bevorstehende Ankunft dieses Geschwaders auf der Rhede von Portöniouth. Eö bleibt aber für Eng land noch ein Uebcrschnß an moralischen Erfolgen, und dieser wird durch den Besuch tcö italienischen Kronprinzen in London dargcstcllt. WaS an Friedcnöreden in den letzten Wochen in der Hauptstadt Englands geleistet worden ist, steht einzig da, und wenn die Sicherheit des Friedens nach diesen Reden bemessen werben könnte, so wäre sie niemals größer gewesen. Ter Lordmayor von London hat am tO. Juli dem deutschen Kaiser Gelcgenbeit geboten, in Guildhall eine FrictcnSrede zu halten, deren Bebentung in der ganzen Well, sogar in Frankreich, anerkannr Worten ist. 18 Tage päter folgte die Begrüßung deö italienischen Kronprinzen im Mansionhouse mit dem sehr geschickt gefaßten Trinkspruch des LordmayorS auf daS italienische KönigSpaar, den italie nischen Kronprinzen und auf Italien, und am Tage darauf hielt Salisbury an demselben Orte seine große Nede über die friedliche Lage in Europa, welche in Frankreich den besten Eindruck gemacht hat, weil darin der bevorstehende Besuch des französischen Geschwaders in PortSmonth als FricdenS- bürgschaft erklärt wird. Neben den amtlichen Kundgebungen der Minister und onstiger hervorragender Personen, wie des LordmayorS, inacht ich aber in England mit gleicher Wirkung wie in Frank reich die öffentliche Meinung durch die Presse geltend, und in dieser Beziehung liegt auf conservaliver Seite eine Aeußerung vor, welche an Schärfe des Ausdrucks wie an Wucht deS Gedankens kaum überdecken werden kann. Eins der Hauptorgane der konservativen Partei, welche gegen wärtig in England am Ruder ist, der „Standard", brachte vor einige» Tagen einen Artikel, in welchem Frankreich klar und deutlich als der eigentliche Sitz der Gefahr ür den europäischen Frieden bezeichnet wird. Ter Artikel nüpst an die Gerüchte a», welche über den bevor- 'tebcnden Abschluß eines Bündnisses zwischen Frankreich nid Rußland im Ilmlauf sind und sagt: „Wenn das ranzösische Volk einmal glauben sollte, daß der Zar geneigt ei, seine großen Armeen mit der französischen zu vereinen, dann entstände allerdings die Gefahr für den europäischen Frieden, daß die Politik Frankreichs wieder bedrohlich werden könnte. Aber so sehr auch Frankreich wieder erstarkt sein mag, so mächtig auch Rußland ist, so würde sich ihnen doch ein ganz anderes Europa gegenüber stellen, als daS war, welches von Ludwig XIV. und Napoleon I. niedergeworfen wurde. Deutschland ist so stolz wie eS stark ist, und so sind seine Verbündeten sich ihrer Würde bewußt. Sollte Frank reich wieder einmal anmaßend werde», so würden sich ihm Staaten entgegenstellen, welche ebenso wenig wie Frankreich geneigt sind, sich zu erniedrigen. Wir können nur Kossen, daß unsere Nachbarn die Einsicht habe» werden, diese Ttzatsachen zu erwägen und sich nicht dinreißen zu lassen, weil die Periode des Niederganges wie seiner Verzweiflung jetzt vorüber ist und die gesetzliche Autorität anerkannt wird, wie auch, weit die Republik vielleicht einen Verbündeten von bedeutendem Werth gefunden haben mag." Eine solche Sprache ziemt der Macht, welche für sich die Rolle de« Fricdcnsbvrtes vorzugsweise in Anspruch nimmt und auch in der Lage ist, den Worten Thaten folgen zu lassen. Drr Zweifel, ob Wille und Kraft dazu vorhanden sind, beeinträchtigt aber die Wirkung solcher Kundgebungen, und man weiß nicht recht, ob der Artikel des „Standard" in Frankreich ernst genommen wird. Die Erklärungen der englischen Negierung im Parlament lassen aller dings die Frage offen, ob England bestimmte Ver pflichtungen für den Fall der Veränderung des statu» »zuo im Mittclmecr irgend einer Macbt gegenüber eingcgangcn ist, aber aus alle» sonstigen Aeußerungen, besonders von italienischer Seite, geht hervor, daß solche Verabredungen bestehen. Frankreich verkennt den Werth solcher Verein- barungen nicht, wenn sie auch nicht schriftlich sormulirt sind, weil sie ans der Intercssen-Gemeinschaft der Mächte beruhen, welche den Besitzstand an den Mittelmeerküsten aufrecht er balten will. Lord Salisbury bat sich im Mansionhouse gegen die Ueberschätzung geschriebener Verträge ausgesprochen und hat damit offenbar sagen wollen, daß kein Vertrag die au der Ucbcreinslimmung der Interessen beruhende Gemeinschaft der Mächte zu ersetzen vermöge. Das ist gewiß richtig, aber selbst völlig gleichartige Interessen führen »och nicht zu gemeinsamen Schritten, wenn eS an den erforderlichen Ver> einbarungen fehlt. Die Sache scheint vielmehr so zu liegen daß beim Mangel gemeinsamer Interessen auch die best gefaßten Verträge nicht genügen, um ein erfolgreiche- Zu sammenwirkcn verbündeter Machte zu verbürgen. Die Gemeinsamkeit der Interessen ist rin schwankender Begriff, weil er von den Wünschen der Eontrahenten beein flußt wird. Schließlich haben auch Räuber daS gemeinsame Interesse, Besitzende» die sich in ihre Interessensphäre begeben, ihres Besitze- zu berauben. In der Politik hat bisher immer nur die überlegene Macht daS letzte Wort beballen, und gerade deshalb erscheinen Worte, denen voraus sichtlich nicht die entsprechenden Thaten folgen werden, so vollständig leer und werthlo« in einer Zeit, in welcher die Macht mehr als je daS entscheidende Wort gesprochen hat England hat eS in der Hand, den Weltfrieden zu sichern wenn eS Partei ergreift, weil ihm seine Flotte die Her» schaft über daS Meer gewährt, aber diese Macht zieht es vor, seine Nentralital zu bewahren, um au- allen sich darbietenven Möglichkeiten da« ihr Lortheilhaftrste auSzuwählcn. Dieser Standpunkt ist begnem und er ist geeignet, da« Gleichgewicht der einander cnlgegcnsteheiide» Interessen am beste» zu wahren, aber er ist nickt der ichtigc, um bei anderen Mächte» Vertrauen zu er wecke». Dir Politik ist eine durchaus aus materielle Zwecke gerichtete Kunst, sic hat den Zweck, sedem unad- hängigen Staat die Borthcile zu gewähre», welche ib»i nach seinen Machtmitteln und seiner ,»t-rnatio»alen Stellung erreichbar sind, aber die Politik hat ^auck eine moralische Seite, und diese besteht darin, daß c>n eLtaat niemals die ikm durch die geschichtliche Entwickelung nnd durch die allgemeinen Bestrebungen der Menschheit gezogenen Scbranken überschreiten darf. Die Gegenwart bat daS Streben, jedem daS Seine zu geben, der cLelbstsuckt Grenzen u sepen, die nationalen Unterschiede den gemeinsamen nteresscn der Menschheit unlerzuordncn und den Kampf der Besitzlosen gegen die Besitzenden durch anüsührdare Be dingungen zu eilten. Die vorhandenen Gegensätze werden durch sromme Wunsche nickt aue-geglicken, Selbstsucht lasst sich nicht willkürlich in Menschenliebe verwandeln, und Mach! sich ... wird nickst durch sittliche Kraft in Recht verändert. England hat bestimmte Gründe dafür, daß cö für Ausrecksthallung deS bestehenden Zustandes eintritt, und Frankreich folgt de» An- prüchcn seiner Bevölkerung, wenn cö sür die Veränderung dieses Zustandes seine Kräfte einsctzt. * Leipzig, 4. August. * Iin NeichSamt des Innern wird gegenwärtig ein Bericht« n den K a is c r über de» Verlaus der in Berlin süiigst abgchaltencn Handwerkerconferenz auSgcarbcitet. Dcr- elbe soll sich gegen die Einführung deö Befähigungs nachweises erklären, sür welchen sich die Mitglieder der Eonferenz einstimmig ausgesprochen haben. * Aus Anregung desLandwirthschaftlichen Ec n tr al- vereinS der Provinz Schlesien wird demnächst ein Gesuch an die preußische Regierung gerichtet werden, in dcn- enigen Provinze», in welchen ein Bedürsniß hierzu vorhanden ist, die landwirthschastlichen Vereine nach Art der Handels kammern zu organisiren. Durch die Einrichtung la»d- wirthschaftlicher Kammern mit SelkstbestenernngSrecht hofft man die Wirksamkeit und siiianziclle Selbstständigkeit der land- wirthschastlichcn Vereine erheblich zu steigern. * Graf Fred Frankenberg, der sich seither für die Besse rung der schlesischen Wajserläuse bemüht bat, hat als Mitglied des Provinzial-Ausschusses von Schlesien an den Vorsitzenden desselben folgenden Antrag übersendet: Der Provinzial-AuSschuß wolle beschließen: l) den Herrn LandcS- bauptmann zu beauftragen, eine Untersuchung darüber vor« zunchmen, ob die an den Flüssen Schlesiens unter Beihilfe der Provinz hcrgestellten Regulirungöarbcitcn bei den letzten Hochwassern und auch bei niedrigem Wasserstandc den dcab- sichliglcn, von den Technikern i» Aussicht gestellten Nutzen erzielt haben oder nicht; 2) den Herrn Ober-Präsidenten zu eriuchen, die königlichen Behörden anzuweisen, an dieser Untersuchung Thcil zu nehmen; 3) dem nächsten Provinzial- ?andtage über LaS Ergebniß dieser Untersuchung Bericht zu erstatten. Frankcnberg will z. B. die Beobachtung gemacht haben, daß die jetzt unlerncinmeiic kostspielige Regulirung der Glatzer Neisse nicht ihre» Zwecken entspricht, sonder» die UebelschwemiiiungSgefahrc» noch ebenso groß und schädlich wie l883 sind, ja i» der Stadl Neisse noch größere Schäden versiegen. * 1)r. Proust hat, wie a»S Pari- gemeldet wird, in einer Denkschrift die Thatsachc scstgeslellt, daß die Eolera durch eine Reihe von Jahren regelmäßig in Mesopotamien und Syrien eingeschleppt wurde, und zwar aus Indien »nd spcciell auö Bombay, von wo sie ibre» Weg über de» Per sischen Golf nnd das Rothe Meer findet. Die Aufmerksam keit der europäischen Mächte müsse jetzt ans diese pcrmanciile Gefahr dauernd gerichtet bleiben. Die Türkei, aus welcher allein bisher die schwere Ausgabe der Ueberwachung dieser beiten Wasserstraßen lastet, ist nicht im Stande, die)er Ver pflichtung in genügend energischer Weise nackznkommcn, da cö derselben an Personal und Material zu Sanitätszwcckcn und ebenso an den Mitteln sür die Ausübung der Sccpolizei mangelt. Aber sic konnte leickst mit Unterstützung der hierbei iiitercssirten Mächte ihre propbylallischen Maßregeln ver bessern und erweitern, und daraus wäre eben das Augenmerk zu richten. Eö erscheine daher die Veranstaltung einer neuen internationalen SanitätSconserenz für diesen Zweck dringend geboten. * Im Aufträge des Königs von Schweden wird Professor Lindstcdt aus Stockholm demnächst in Berlin cintreffc», um die Wirkung der deutschen socialpolitischcn Gesetz gebung kennen zu lernen. Er wird sich von hier nach Oesterreich und der Schweiz begeben, um dort namcistlich über die Erfolge der Arbeiterschutzgesetze Beobachtungen zu sammeln. * Zur Durchdrückung deS allgemeinen Stimm rechts in Schweden wird dort neuerdings an die Einberufung eines „VolkSreichStagS" »ach Stockholm gedacht, der, durch all gemeines Stimmrecht einschließlich der Frauenstimmen er wählt, gleichzeitig mit dem legalen Reichstag in Stockholm versammelt sein solle. Bon dem verständigeren Dhcile der demokratischen Presse wird indeß eingcwandt, daß dieser NebenreichStag seinen meist armen Wählern einen unerschwing lichen Diätenauswand auserlegen und außerdem überwiegend aus Hauptstädtern zusammengesetzt sein würde, was doch kaum im Interesse der StimmrechtSbewcgung gelegen sein könne. Mehrfach verweist man dagegen aus einen Vorschlag, welchen in einer Schoncnschen Versammlung die beiden bäuer> sichen ReichStagSabgeordncten NielSson und OlSson gestellt haben und der dahin geht, künftig zu Wahsinännern sür die Ernennung in die Erste Kammer nur solche zu Wahlen, welche den CcnsuS für die ReichStagSwabl zum Mindesten bis zu dem jetzt sür die Grmcindewablcn gütigen Satz zu erniedrigen sich verpflichteten: aus diese Weise hofft man, den bisher unüberwindlich gewesenen Widerstand der „Herren- kainmer" gegen die Reform des ReichStag«wahlrccbteS am ehesten zu brechen In dem alten dänischen Reiche, dem Schonen bis zum RoeSkilder Frieden vom 8. Mär, 1658 an- gehvrt hat, galt seine Bauernschaft sür die freiheitsliebendste der dänischen Provinzen, und eS ist beachtenswerth, daß das vielumstrittene Grenzland dieselbe Rolle jetzt auch in den schwedischen VcrsassunaSkämpfen zu spielen unternimmt. * Nach dem stark frostigen diesjährigen Empfange de- ZarenpaareS durch di» finnische Bevölkerung soll man letzt von der Newa anS gegen die nationale Presse de« Groß« sürsteutlnims Vorgehen wollen. Die materiellen Vor bedingungen sür die Herausgabe eines Blatte« sollen erschwert und zugleich für die Presse eine VerwarnungSinstanz ein- acrichtcl werben ; vertragswidrig käme also damit die finnische Presse unter die russische Ecnsnr. Von der Tbätigkeit der letzteren soll beiläufig jetzt bei dem französischen Flottenbesucb eine „gereinigte" Uebersetzniig der „Marseillaise" einen höchst ergötzlichen Beleg erbracht haben. * Der „Dailn News" wird aus Odessa, einem Haupt platz der Eiitciizüchterci, wie bereits kurz erwähnt, der bevor stehende Auszug von etwa 25 006 Deutschen und Oest er reich crn auö den Südwcstprovinzcn Rußlands infolge der Verordnungen der Goiivcriienre von Kiew, Podolic» und Wolbunien angckündigt, daß die Eolonistcn entweder russische lsiilcrthancn werden oder Rußland verlassen solle». Da nun, wie daS englische Blatt wissen will, die OrtSbehörden alle Nalurasisil'uiigSgesiiche verwerfen und keine Berufung, sondern höchstens Bestechung möglich sei, so hätten die Eolonisten aiisziiwaiitcr», io laiigc sie auch in Rußland ansässig gewesen sei» »lögen. Obgleich in Rußland alles möglick ist, wird man doch eine Bestätigung dieser Meldung abwarlcn müssen. * Wie mail der „Politischen Eorrespondcnz" auS Athen schreibt, siiib die jüngsten Nachrichten aus Kreta auf dieselbe Tonart gestimmt, wie die bisherigen. Tie Gewaltthatcn aus der einen und der anderen Seile dauern fort, wobei die Ge fahr durch den Umstand gesteigert erscheint, daß der Truppen- staiid aus der Insel verringert ist. Der General-Gouverneur Dschewat Pascha bat sich dieser Tage, auf Bitten der christ lichen Bevölkerung auf über Anratben der Eonsuln, nach Heraklion begeben, um Maßregeln zu treffe», welche da« Eindringen der Türken in diese bisher ruhig gebliebene Stadl Verbindern sollen. Dschewat Pascha führt die Ucberhand- nahiiie der Gewalrthaten ans eine seitens der türkischen No tabel» gegen ibn gerichtete Zettclung zurück. Diese sind gegen den General-Gouverneur wegen seines Entgegenkommens für die christliche Bevölkerung, sowie besonders deswegen aufge bracht, weil er seinerzeit einen der Ihrigen nach Konstan- tinopel gefangen schickte nnd bestrafen ließ. Diese Partei listet nun Morde a». um aus Dschewat Paschas Verwaltung einen Schatten zu Wersen, wobei sie daraus rechnet, daß der Großvczicr — ohnehin Dschewat's Gegner, in dem er einen Nebenbuhler erblickt — gern den Anlaß benutzen werbe, diesen zu Falle zu bringen. Leiber ist cs immer die christliche Be völkerung, welche hierbei als Prügelknabe berbalten muß. Wie verlautet, wird bis auf Weiteres, mit Rücksicht auf die ?age in Kreta, ein britisches Geschwader von sechs Panzer- chcffen in den griechisch türkischen Gewässern kreuzen. * Wie auö Rio de Janeiro geschrieben wird, siebt eine durchgreifende Reform deS brasilianischen EonsularwescnS bevor. Eine Anzahl bisher bestehender brasilianischer Eon- ulalc soll aufgehoben und sollen dafür an verschiedenen Urteil, an denen bisher keine solchen bestanden, neue Eon- iulaie errichtet werden. Ferner sollen alle Eonsuln nicht brasilianischer Nationalität durch Brasilianer ersetzt werden. Mlitairisches. * Nach einer Mittheilung deö „B. T." ist nunmehr die Revi sion des Reglements zur die Infanterie beendet. Da» Werk befindet sich iin Truck und durste somit in Kürze zur Ausgabe gelangen. Bekanntlich erschien das Regiement am 1. September 1st88. Nach Adlons zweier Bersuchsjahre batten, der Bestimmung gemaü, die Truppen über etwaige Abänderungen zu berichten; jedoch machte die Einführung des rauchschwachen Pulvers bereits 1889 eine» Neuabdruck nolhwendig. Nach den Herbstübungea von 1890 Uesen die Gutachten der Trnppcniheile im Kriegkminisleriuin «in, von denen man hörte, das, sie im Allgemeinen den Hauptgruudsätzea des RcglemcniS von 1888 89 zustimmien. * Rccrnten, die seit ibrcr Stellung eine andere Wohnung be zogen habe», ohne diesen Wohnungswechsel beim Bezirksseld- webel zu meiden, und die in Folge dessen bei ihrer Beorderung nicht soiort aufzusinden waren, wurden bisher mit Geldstrafen belegt. Neuerdings werden indessen wegen derartiger Unterlassungen von den BezirkscoiilmanLoS Arreslstrasen verhängt. * Der Milltairiiiusik-Jnspicient Roßberg befindet sich auf einer Dienstreise, um mit den Musikcorps der ArmeecvrpS 4 und 9 die- lenigen Musikstücke einzuübe», welche bei dem großen Zapfenstreich des Kaijerinanüvers ausgcsührt werden. * Ter in den vorangegangenen Jahren in der Armee geübte Modus, eine Anzahl Dirigenten von Milltairmusikcapellen zu den jedesmaligen Aufführungen der WagneMchen Werke nach Bahren th zu entsenden, kommt auch in diesem Jahre wieder in Anwendung. Aus der Potsdamer Garnison haben in Folge dessen die Stabstrompcier des Leib-Garde-Hiisarenregimentö, Hamm, »nd des l. Garde-Ulanenregiments, Rudolf, den Austrag erhalten, sich nach Bayreuth zu begeben, und dieselben sind auch bereits dorthin abgereist. * Wien, I. August. („Post".) Die Sch lußman über deS II. »nd VIII. AnncecorpS bei Schwarzenau, welchen Kaiser Wilhelm und König Albert von Sachsen beiwohnen werden, sollen in der Zeit vom 2. bis 7. September siattfinden. Kon Schwarzenau aus begiebt sich Se. Majestät der deutsche Kaiser direct nach München zu de» bayerischen Manövern. * Die „Estafette" will auS Wien erfahren haben, es stehe eine Umänderung der Bewaffnung der österreichischen Jnsanterie bevor. * Paris, 31. Juli. Ter Marineminister und der Krlcgs- miiilstcr haben beschlossen, daß die Marinetruppen an den Herbstnianövern der Landarmer im Lslen iheilnehmen sollen. — Tie Reaicrung decretirte endgillig die Entfestigung von ArraS ein schließlich der Litadelle und Außensorts. Colonialpolitisches. * Die „National-Zeitung" schreibt: Im Hinblick ans die eng lischen Zeitungen an- Zanzibar übermittelte Meldung des Gerüchts, laut welchem Emin Pascha von Tabora nach Ujiti ausgebrochen, aber bald nordwärts nach Ankvri gezogen sein soll, wurde an dieser Stelle hervorgehoben, es bleibe aozuwarten, ob die englische Dar stellung eine corrccie sei. In der letzteren hieß «s weiter, Emin Pascha wäre zurückgewiesen worden, als er die britische Einfluß sphäre erreichte, woraus er einen Umweg gemacht, und nachdem er seine im deutschen Solde stehenden Truppen entlassen habe, mit seine» Trägern nach Norden gezogen sei, wahrscheinlich, um sein dort zurückgelasseneS Elfenbein wieder zu erhalten. Wie »nS von znverlLjsigster Seite mitgetheilt wird, ist an hiesiger zuständiger Stelle über die von englischer Seit« gemeldeten Boraänge nichts bekannt. Bisher ist auch weder eine Antwort Emin Pascha » aus die bekannten Anweisungen deS Majors v. Wiffmana Angegangen, noch rin« Erklärung auf di« an ihn gerichtet»
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