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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.08.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-08-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189108060
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910806
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910806
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-08
- Tag1891-08-06
- Monat1891-08
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.08.1891
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KL» r. 7,/«» «L»L 1»ue» 12MSL u. g. c>. -a u -»rö ylll «. ». n. K 6. »IUV^0L o. ». L L.-:.«.' 7'« >cl«,b0ll ?? ü. >> >1«,^ ». t«. Kit «tUci« »l»r!i i. »i.c «rfcheimt ttglich früh 6'/, Uhr Rrdartion und Erprditioo Johanaetgasje 8. SPrechknndrn -kr Ur-arlio» Vormittag« 10—12 llhr. Nachmittags b— 6 Uhr. MrdN »X»»d« «»»»Icripl» »»ch> sich di« U«»«c»on mcht >«r»>»»«>ch. s»nat»e her für hie nächstsolsiknde N»««er hrstt«»irn I,^f ernte «n Sü»chenta«en hi« 3 Uhr Nachmittag«, a, Soun - ,inv Kefttage« früh hi«' ,S Uhr. 5a dru Filialen für Ins.-^unahmr: ktt« lUe««'s Snrti«. (Alfred HatznX UaiversirütSslrab» 1« L»ut« Lösche, laihartnenstr. 14, pari, und -Suigspla- 7. «r bi« ,3 Uhr. ^ 218. ciWM.TilAtblM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Donnerstag den 6. August 1891. MtomrementSprelS vierteljährlich 4>/, Mk. in Mt-Lclpzig, iacl. Bringerlohn 5 Mk., durch die Post bezogen «! Mk. Kn,eine Nrn. 20 Pf, Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilagen sin Tageblatt-Format gesatttl ohne Postbesörderung SO Mt, m»t Postbejorderung 70 Mk- Iilseratr 6 gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uns. Pretsverzeichnig. Tabellarischer u. Ziffernsatz «ach höher« Tnrti. Nrclamen ' unter dem Nedactionsstrich di«4gesp«ll Zeile LO Pf., vor den Familien Nachricht«» die Sgeipaltene Zeile 40 M. Inleroke sind siet« au die Erpehtti«« z» senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prueoumerunäo oder durch Post» Nachnahme. 85. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Gewölbe-Vermiethung. Im hiesigen Nathhause ist da« vühnrngrwölhe Nr. v am Martt vom 1. Lctoder Hs«. I«. ab gegen einhaihjährigr Uün- VtsiUNsi anderwett zu »ermtethr«. Lttethgesuche werben auf dem Rachhause, 1. Obergeschoß, Zimmer Nr. 8, «ntgegengenommen. Leipzig, am 1. August 18S1. Der Math her Stadt Lei-ri«. t n. Krum I». 1409. I>r. Tröndlti rumbiegel. trauen setzen, daß sie nichts außer Acht lassen wird, wa« zur Ausgleichung der russischen Rüstungen notbwendig ist. Es wird auch in der gegenwärtigen äußerst gespannten Lage wieder auf die bekannte Friedensliebe Alexander'» IU. al« aus eine werthvolle FriedenSbürgschast hingcwicsen, aber eS drängt sich die Frage auf, zu welchem friedlichen Zweck denn die russischen Rüstungen auf das Aeußerste an gespannt und erhöht werden'? Bon deutscher Seite ist nicht« außer Acht gelassen worden, um die guten Beziehungen zu Rußland zu pflegen und aufrecht zu erhalte», eS ist aber nicht zu leugnen, daß die neuerdings bervorgetrelene Hinneigung Rußlands zu Frankreich Deutschland die richtige Vcrtheilung seiner Zuneigungen und Abneigungen in Europa außerordentlich erschwert hat. Wer den Frieden aufrichtig will ohne jeden Hintergedanken, bedarf keiner Bündnisse, um einen Zustand aufrecht zu erhalten, der von keinem Gegner gestört wird. Es hiebt ein sehr wirksames, aber bisher von maßgebender Seile nicht erprobtes Mittel, um den europäischen Frieden gegen jeden Weckselfall sicher zu stellen und das ist die Anerkennung des Frankfurter und des Berliner Friedens von den Jabren 187 l und 1878 als die Grundlage des völkerrechtlichen Zustandes in Europa. Dazu haben sich bisher weder Rußland noch Frankreich verstanden, und daß sie eS nicht gethan haben, ist die Ursache der ge spannten Lage, die nun schon seit so langer Zeit dauert. Unter diesen Umständen, welche die Gefahr eines Zusammen wirkens der Gegner des gegenwärtigen RcchlSznstanteS in Europa in sich schließen, taucht die Frage aus, was Deutschland hätte thu» sollen, um dieser Gefahr entgegen zu treten. Ruß land gegenüber konnte Deutschland kein größeres Entgegenkommen zeigen, als geschehen ist. Wenn Deutschland trotz des Bündnisses mit Oesterreick-Ungarn erklärte, daß ihm die bulgarische Frage und sonstige die Balkanhalbinscl betreffenden An gelegcnheiten glcichgiltig seien, so hatte eS damit das Aeußerste gethan, waö eS tbuii konnte, um einen Krieg wegen dcr Balkanfragen zu verhindern. Wie die Sacken seit dem > Jahre 1888 liegen, wäre nicklS übrig geblieben, als den loirden während der letzten Monate in verschiedenen Pserdebahnwagen I Dreibund aufzulösen und dafür ein Bnndniß mit Rußland All« Anzahl Portemonnaie« mit Geldbeträgen di» -u I zum Zweck der Vertreibung der gurken aus Europa zu 5 ^ 47 ^ eine Anzahl Schirme, einige Spazicrstöcke, i schließen. TaS wäre nach dem Sinn der Russen gewesen Geldbeträge di« zu c» ^l, 2 Ringe, eine Herrea-Westr, s und bätlc Deutschland und Oesterrcick-Ungarn unter russische Gewölbe-Vermiethung. Da« kn dem der Stadtgemeinde gehörigen HauSarundstück M««»ziNsiafse Nr. 27 gelegene Verkaussgrwölve ist sas«rt gtt«en etnhalbjiihrige Kündigung oder fest bi« zu» 31. Le- er«hrr 18S4 anderweit zu verintethen. Mtetbgesuch« werde» ans dem Rathhaus», 1. Obergeschoß, Zim mer Nr. 8, entgeaengenommen, wo über Li« VenniethuugSbediugungen uud auch saust Auskunft ertheilt wird. Leipzig, den 1. August I8S1. Der Not- h«r Stadt Leipzig. I». 2Lö9. vr. Tründlin. Arumbiegel. Lekanntmachung. Von dem aaterzeichnelen Armen-Amte sollen Arettaa, den 7. August diese« Jahre«, vormittags von S Uhr ad tm tztefigen Stadthaus« verschiedeue Gegenstände, als: Möbel, Betten, Wüsche, Kleidungs stücke, Haut- und Sücheugerülh« u. L. m. öffentlich versteigert werden. Leipzig uv L. August 1891. Da« «rmeu-Smt. Hentschrl. Lrtu«. Gefunden eine Wolldecke, ei» Badeanzug und div. andere Effecten. Zur Ermittelung der Ligenthümer, welch« sich Wächterstraße ü, j Zimmer 84, zu melden haben, wird die« hierdurch bekannt gemacht. Leipzig dm 1- August 1891. Da« Goltret-Antt »er Stadt Leipzig. Ju Stellvertretung: De. Schmid. MI. Die Lündnißfrage und die öffentliche Meinung. Die Nachrichten der „TimeS" über die Vorbereitungen zum Abschluß eine« Bündnisses zwischen Rußland und Frank reich haben fast überall Glauben gefundeu mit der Ein schränkung, daß die Form der Mtttheilung wahrscheinlich unrichtig ist. Genug, die .Time«" hat den schon vorher ver breiteten Gerüchten eine Grundlage gegeben nnd bat den ent scheidenden Schritt von der Bcrmulhung zur Thalsache gethan. Ganz unzweifelhaft ist das gewaltige Hervorbrcchcn des französischen und russischen NationalgcsühlS bei Gelegenheit der Anwesenheit de« französischen Geschwaders aus der Rhede von Kronstadt und die dadurch erhöhten Besorgnisse vor einer plötzlichen Veränderung der Lage. Nach der „Politischen Korrespondenz", welche die erste Mel düng über ein bevorstehendes Bündniß brachte, ist durch die Flottenkundgebnng vor Kronstadt eine greisbare Bürgschaft für daS Einvernehmen zwischen Rußland und Frankreich er reicht, und nach der „Nowoje Wremja" sind die Beziehungen zwischen beiden Mächten derart, daß sie, sobald es sich als nöthig erweise, zu einer politischen Verbindung führen wür den, wenn auch in anderer Form, wie sie die Verträge des Dreibundes zeigen. AuS Heiden Andeutungen ergiebt sich, daß irgend etwas zwischen Rußland und Frankreich vorgebt oder sich bereits vollzogen hat, was sich mit dem Schleier dcS Geheimnisses umgicot, aber den Zweck verfolgt, ein vollständige« Gegen gewicht gegen den Dreibund zu bilden. Man kann beute ohne die Gefahr, durch die nachfolgenden Thatsachen Wider legt zu werden, sagen, daß ein Bündniß zwischen Frankreich und Rußland entweder bereit« abgeschlossen ist, oder doch aus dem Puncte sieht, Gestalt ru gewinnen. England ist die erste Macht, welche bereit« begonnen bat, Schlußfolgerungen aus der neuen Lage zu ziehen. Ter „Standard" sagt mit Bezug auf den vielerwälmlc» Artikel des Brüsseler „Nord": „Wie kommt cs, daß Rußland der Türkei wieder einmal seinen alten Lehrsatz aufzwinaen will, daß der Bestand dcS türkischen Reiches in Europa am besten durch einen Vertrag gesichert würde, welcher die Dardanellen allen Mächten verschlösse?" Der „Standard" zieht dann au« der durch den Empfang des französischen Geschwaders in Rußland erzeugten Stimmung die Nutzanwendung, daß Rußland und Frankreich England nöthigen könnten, Egypten wieder sich selbst zu überlassen. Anderseits wirst der „Standard" die Frage auf, ob Rußland, LaS jetzt der Unterstützung der fran zösischen Diplomatie, de- französischen Gelte- und der fran zösischen Flotte sicher sei, die Forderung erbeben könne, daß der Zugang vom Mittclmeer nach Konstantinopel verschlossen werde. E» ist sehr bcmerkenSwerth, daß ein Organ der englischen Regierung diese Dinge gerade in einem Augenblick zur Sprache bringt, in welchem Lord Salisbury die außer gewöhnliche Friedlichkeit der Lage öffentlich hervorzubeben für zweckmäßig kielt. Die „Nordd. Allg. Ztg." stimmt in ihrem neueren Artikel mit dem „Standard" darin überein, daß manche politische Streitpuncte auch ohne unmittel baren kriegerischen Hintergrund beachten-werthr politische Er örterungen veranlassen könnten. Die „Kölnische Zeitung" faßt die Lage noch vraktischer auf und weist auf die ganz außerordentlichen russischen Rüstungen bin, die früher, als sic sich noch in weil bescheideneren Grenzen bewegten, den lauten Widerspruch der deutsch-österreichischen Presse erregt hätten. Heute wage kaum eine deutsche Zeitung und noch weniger eine Regierung auf die Gefahr dieser Rüstungen aufmerksam zu machen. Rußland mag e« in seinem Interesse halten, den Aufmarsch an der deutschen und öfter reichischen Grenze zu vollenden und neue Maßregeln zu diesem Zwecke zu ergreifen, wie die Verstärkung der Grenz Wachen, eS ist aber selbstverständlich, daß solche Maßregeln Gegen maßregeln auf deutscher und österreichischer Seite nach sich ziehen, nnd wir dürfen ans unsere Hrere«l«itun- da« vrr- Herrschaft gebracht, ohne ein russisch-französische« Bündniß nöthig zu machen. Aber Frankreich hätte dann freie Hand gewonnen, seine Zwecke auch ohne russische Hilfe zu erreichen. Eine solche Politik kann nur Jemand empseble», welcher auf Grund der allgemeinen Austäsung persönliche Vortkcile erzielen will oder jeglicher polnischen Einsicht bar ist. Diejenige Politik, welche die Erwerbung dcS maßgebenden Einflusses in Europa als Ziel verfolgt, ist im Jahre l870 gerichtet worden, aber nicht beseitigt, dessen sind die Be strcbungcn Zeuge, welche heute in Rußland und Frankreich ihre Früchte ernten wollen. Die Gesakr eines großen allgc meinen Krieges liegt seit langer Zeit in der Lust und wenn sie durch politische Klugheit abgcwandt werden könnte, so wäre sie beute nicht so gegenwärtig. Kein politische» Genie ist im Stande, Frankreich von dem Gedanken abzuweiikcn daß ihm die Fübrerrolle in Europa gebührt, und keine diplo malische Geschicklichkeit reicht hin, uni Rußland zu überzeugen, daß eS am besten thut, seine Wünsche auf den Besitz von Konstantinopel aufzugeben. Ter Kamps um die Aufrecht erhaltung des europäischen Friedens wird so lauge fortgesetzt werden, bis er eines Tages durch den Krieg al« über wundener Standpunct erwiesen wird. * Wenn wir obenstchend unsere Meinung zur Sache aus gedrückt haben, so wollen wir nachstehend eine Lese aus de» Zeitungen folgen lassen. Wiederholt wird sowohl im Elysöc al« im Pariser Auswärtigen Amte die Meldung der „Time«" über da« an geblich französisch-russische Bündniß in allen Tbeilen für erfunden erklärt. Keinerlei Entwurf sei in Petersburg vor gelegt und noch viel weniger vom Präsidenten Earnol und den Minister» unterzeichnet Worden. Dem gegenüber tele- grapbirt der Petersburger Eorrcspondent der „Time« alS Beweis für die Wahrheit de« Gerücht-, betreffs eines bestehenden vorläufigen Uebereinkommcn« zwischen Frankreich und Rußland, die Bemerkungen, welche der Admiral Gervais dem Vertreter der „Nowoje Wremja" gegenüber gemacht hat. Dieselben scheinen deutlich auf ein solches Uebereinkommc» hinzuwcisen. „Ich citire von dem verössentlichlen Bericht des Herrn Zason- lajeff. des Vertreter« der „Nowoje Wremja", die Bemerkungen dcS Admirals Gervais bezüglich der auberordeuliichen Ehren, mit denen er von der kaiserlichen Familie überhäuft wurde, wie auch die Worte, welch« der Zar beim Verlassen des „Marengo" an den Ad mirol richtete. Diese haben bei Zasouiajess die Ueberzeugung her. vorgcrusen, daß die Beziehungen zwischen Frankreich und Rußland solcher Art seien, welche, wenn immer es sich als nöthig erweise, zu einer politischen Verbindung sühren werde. Wen» auch nicht in der Fon», so werd« sie doch Ihalsächlich der Tripie-Allianz aualog sein." Die „Times" sagt zu diesen Darlegungen ihre« Evrre skvntenten, nichts sei wahrscheinlicher, als daß der französische Admiral und der russische Minister mit einander erörtert haben, vielleicht auch bestimmt entschieden haben, was zur See und zu Lande geschehen solle, fall- sich Rußland und Frankreich vereint mit Deutschland und Oesterreich-Ungarn in Krieg befinden sollten. Es möge Wohl sein, daß die In structionen de- Admirals ausgedehnter waren; doch kann als daS Ergebniß der Kronstädter Festlichkeiten die genau be stimmte Stellungnahme Frankreichs und Rußland« gegenüber Teulschland, Oesterreich-Ungarn und Italien angesehen werden. Die Wiener „Politische Correspondcnz", die einen sehr gut unterrichteten Petersburger Berichterstatter bat, sieht in der Zusammenkunft wohl ein Einvernehmen beider Mächte, aber nicht die Schließung eine« Bündnisse«. Sie führt au«: „Wenn trotz dieser Verschiedenheit Rußland und Frankreich sich aus dem Gebier« der au«wärttge» Politik so eng verbinden konnten, so liege die Erklärung diersür nicht auetu in den freundschast- lichen Gesinnungen der beide« Völker, sondern mehr noch in der beiderseits dringend gefühlten Nothwendiakeit, sich der gesähr lichen Isoltrung zu entziehen, tu welche der eine wie der andere Staat durch LI« Tripleallianz gerathen war. Im Gegensätze »u der letzteren, welche aus geschriebenen Verträgen beruhe, sei das rranzösiich-russische Einvernehmen bisher nur rl» stillschweigendes Ueberetnkommen zur Wahrung gemeinsamer Interessen gewesen, und eS log die Geiahr nahe, daß dieses Einvernehmen durch einen geschickt unternommenen Versuch gerade in seiner wichtigsten Grund lage, tu de» vertraue» de« et»«» Ltzeile« auf de» aud«», bedroht werden könnte. ES war daher unerläßlich, wenn schon beide Mächte keine formellen Verpflichtungen eingehen wollte», wenigsten« dieses in manchen Kreisen beider Länder erschütlerie Vertrauen wieder zu besesliaen. Beide Theile fühlten di« Nolhwendigkcit, einander greif bare Bürgschaften ihrer Einigkeit zu geben, und dieftr Zweck er- scheine durch den Besuch ides sranzösilchen Geschwaders und den begeisterten Empsang desselben vollständig erreicht. Jede andere Erklärung der Vorgänge in Kronstadt und Petersburg wäre eine irrige, dieS beweis» der vollständige Mangel jeder heraussordernde» Aeußerung, dies beweise auch manche« Fricdenswort, welches daselbst gesprochen worden. Insbesondere aber erscheine die Behauptung, daß die Entsendung des französischen Geschwaders nach lirviistadt eine Antwort aus den jüngste» Besuch de« Kaisers Wilhelm II. in London oder aus die Begegnung dcr öster reichisch-ungarischen, englischen und italienischen Geschwader sei, durch die Tbaisache hüisällig. daß eine sranzvsische Fregatte, „Ehaieau Reuend ', schon srnder nach tdronstadl komme» sollte, daß man aber in Paris diese» Besuch einer so großen Seenialbt wie Frankreich sür wenig würdig vielt und sich dieraus - also nicht erst jetzt — zur Entsendung eines ganzen Geschwader« cnlschloß. Ter Besuch deS Geschwaders wäre unlcr allen Umständen, auch ohne die erwähnten FlolienbkgegiiUiigcn dcr Treibundmächte, erfolgt." Anderweitige Berichte, die au« Petersburg versiegen, stimmen insoscrn mit dcr cilirteu ossieiösen Darstellung übercin, als sic nachdrücklich betonen, daß bei dem Gcschwadcr- bejuch von keinerlei pesitiven Abmachungen die Rede war. Nun kommt zum Schluß die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" mit einem Artikel, dcr sehr au die „Krieg in Sicht"» Arlilel der „Post" erinnert uud orakelt wie folgt: Tie Tage des Besuches der sranzvsiscben Flotte in Rußland näher» sich ihrem Ende und mehr und mehr geht die journalistische Erörterung dieieS ZivischcnsallS von der Berichterstattung über die Borgäuge an sich, deren Schauplatz St. Pelcrsburg und Kronstadt waren, zur Besprechung dcr Eonsequenze» über, welche aus dem sran-üsftchen Besuch in Rußland sür die politüche Weltlage sich er geben köunien. Bei verschiedenen Geiegeiibeiien ist während der Feste in St. Petersburg von russischer sowohl wie von sraiizüüichcr Seile der Frieden al» das wesentlichste Ziel der russisch-sranzosischen Sympathien betont worden, und, ganz abgesehen von den» Gebot der Höflichkeit, welches an die Ausrichtigkeit solcher Kundgebuugcil bis zum Nachweis des Gcgciilheils zu glauben verpflichtet, liegt auch in der politischen Cvnslellativ» des Augenblicks und iu den besondere» Verhältnissen der beiden in Frage kommende» Reiche kein genügender Grund vor, jedem Einzelnen derselben und ihrem etwaigen sreund- schasliichk» Zusammenwirken die Absicht einer directen Friedens- slörung zuzuiiluihc». Nichts desto weniger erschiene es bei dem nationalen Tempera ment der Russen wie dcr Franzosen wenigstens nicht unnatürlich, wenn aus dem Bewußtsein der innigeren versiändnißvollen Verdi», düng der beiden großen und starken Reiche ein erhöhtes Maß von Sclbsibewußisei» resuitirle, welches in einer nachdrücklicheren Betonung mancher bisher latenter oder doch nur schwächer betoifter Wünsche und Hoffnungen zum Ausdruck gelangen könnte. Und eS klingt beinahe wie eine Ahnung derartiger Früchte des sranzüsisch-riissischen Shi». palhien-Au-laufhes, wenn englische Zeitungen die Möglichkeit zu erörtern beginne», daß binnen Kurzem verschiedene, seit längerer Zeit »ichr in de» Hintergrund getretene Einzelheiten des Ensembles der sogenannte» orientalischen Frage neuerdings actuell zu werden beginnen konnten. Iin „Standard" wird in diesem Sinne aus die Frage der Meerengen hingewiesen, während die „Times" vcr. schiedcnerlei Versuche zur Acnderung des Status guo in Egypten signaiisiren zu müssen glaube. Bei dem aiißerordeiiilich seinen Instinkt der englischen Journal» sür die Interesse» der britischen Politik muß ebensowohl ansgeschlvssen erscheine», daß angesehene britische Organe aus reinem Mnihiville», so zu sagen, den Teuscl an die Wand malen, wie es undentbar ist, daß gerade diese Blätter es daraus anlegen sollte», die neulich so nachdrücklich ausgesprochene Friedcuszuversicht des Lord Salisbury in Zivciscl zu ziehen. Ter englische Ausblick aus die muthmaßliche» Ergebnisse der rnssisch.fraiizöjischcn Flottenverbrüderung mag ü» Augenblick aus- schließlich aus die Geh'tze der politischen Logik begründet sein; jeden- salls mahnt er in benierkenswerther Weise an die Thalsache, daß eS in der politischen Weltlage an einzelnen Puncten nicht fehlt, welche, auch ohne unmittelbaren kriegerischen Hiniergrund, zu beachienL- lverlben polilischcn Erörterungen veranlagen könnten. Wir haben den Artikel ganz »litgelheilt, nicht weil wir mit seinen! Inhalt übereinslimmc», sondern weil wir den Antworten der anderen Ossieiösen die Wege ebnen wolleu. Leipzig, 6. August. * Tie „Straßburger Post" wiederholt als Antwort aus vielfache Anfragen betreffs der angeblich bevorstehenden Reise des Kaisers „ach Elsaß-Lothringen: Gelegentlich seiner Anwesenheit in England hat dcr Kaiser gesprächsweise ge äußert, e« sei möglich, daß er in der Zeit zwischen der Rück kehr von dcr Nvrdlandsahrt und der Reise zu den öfter reichischen Manövern einmal nach Schloß Urvillc fahren werde. Das würde so etwa in die Mitte, jedensaUS in die zweite Hälfte August fallen. Später ist bekannt geworden, daß dcr Kaiser die gleiche Aeußerung auch früher schon gelhan bat, so daß jedenfalls eine bestimmte Absicht, nicht nur eine zufällige oberflächliche Bemerkung vorliegt. Wie weit die Verhältnisse eS dem Kaiser gestalten, seine Absicht auSzu. führen, darüber ist ein Unheil fetzt Wohl noch nicht möglich Man wird sich übrigens erinnern, daß der Kaiser in diesem Frühjahr die Reise bereu« bestimmt Vorhalte, aber damals nicht dazu kam. Daß von Metz auS auch Straßburg einen Besuch erhält, ist Wohl denkbar. * Ucker daö Befinden de« GroßberzogS von Meck lenbnrg-Schwerin wird an« Gelbensande gemeldet, daß dir EchlmgmliSkeln ihre Functionen wiedergewonncn habe», die Anwendung dcr Magensonde also nicht mehr nötbig ist. Dagegen hat die Unsicherheit der Hände und Füße in letzter Zeit noch zugenommen, auch treten mehrmals täglich Anfälle von nervösem Asthma auf, nach welchen der Patient sich sehr angegriffen fühlt, so daß in den letzten Tagen derselbe das Bett nicht verlassen konnte. * Mit einigem Befremden sehen wir die ultramontane .Germania" heute den Spuren deS socialdemolratischcn „Vor wärtS" in einer Angelegenheit folgen, die von der ge sammten übrigen Presse mit wohlbegründeter Zurückhaltung behandelt wird. Dem viel genannten Redacteur Fuöaugel Bochum war ein Strafaufschub bewilligt worden, deu aber der Staatsanwalt iu Bochum zurückgezogen hat. Stall seine Gcfängnißstrafe anzutreten, hat sich FuSangel „in ein auS ländische« Bad begeben"; in seinem Blatte läßt er die Zurückziehung deS Strafaufschub« al« ungesetzlich bezeichne» Soweit die Thatsachen. Dazu hatte nun „Vorwärts" am Sonntag bereit« bemerkt, da« stehe wobl in ursäch sichern Zusammenhang mit dcr emsigen Beschaffung de« AnNagcmaterialS. dessen FuSangel bedürfe, um seine wetteren, wider den Bochumer Verein erhobenen Anschuldigungen zu bekräftigen. Dir „Germania", wie gesagt, »geht sich in gleicher Richtung, nur daß sie für Bewersiurge» natürlich ihr eigene« Register zieht. Nun wären wir die Letzten, die sich über daS Bodenlose noch wundern, wenn es nur im „Vorwärts" gesunden wird. Tic „Germania" da gegen will sür Wahrheit, Freiheit und Recht streiten und zwar auf dem gegebenen Boden der Ordnung und zuni ckutz derselben. H)ir empfehlen dem Blatte, darüber nach- zudeiiken, welcherlei ungeheuerliche Beschuldigungen FuSangel erhoben bat, in welcher uiibedingten Bcsrimmtbeit er sie erhoben hat, welche große Beunruhigung weit und breit er zu verantworten bat lind zu alledem sollte er befugt ge wesen sein, wenn er daS Belastungsmaterial — hinterdrein erst „emsig" zu beschaffen dachte? Will die „Ger mania" die Verantwortung sür ein solches Vorgeben im Ernste mit übernehmen? Wie bei der Gründung deS Deutsche und Polen um- faffenden Vereins zur Abwehr gegen die Bestrebungen der Socialkcmokratie in Posen polonisircnde Tendenzen zwar ausgetaucht sind, sich aber auch in den Kreisen der Polen nicht gellend machen kounten, so liegen auch ander wärts aus de» zweisprachige» Laiidestheilen Anzeichen dafür vor, daß die seit 188«, befolgte Politik in einem Rückgänge dcr großpolnischen Bestrebungen ihre Früchte zu tragen be gonnen batte und sicher weiter gute Früchte in Aussicht gestellt hätte, wenn nickt dcr bekannte Erlaß dcS preußischen EilltiiSmiiiisrerS, betreffend den Religionsunterricht in pol nischer Sprache und den Untcricht in dcr polnischen Sprache, selbst diesen AuilösungSproeeß zu stören drohte. Nickt allein, daß sich daran Hoffnungen aus eine» abermaligen Systcmwcchscl knüpfen und jene schluumcn Folgen, welche der Aiischci» der Schwäche der Regierung gegenüber der pol nische» Bevölkerung erfahrungsgemäß stets nach sich zieht, auch jetzt zu befürchten sind, verstärkt dieser Erlaß die Ein wirkung der polnischen Geistlichkeit aus die Schule und vor Allem die Lebrcr in nicht unbcdciillichkr Weise. Letzteres auch nach dcr materiellen Seite, indem das Entgelt, welches die Lehrer sür den von ihnen außerhalb dcr Schulstunden zu er tbeilendc» Unterricht in dcr polnischen Sprache erhalten, in dcr Regel von dcni Geistlichen festgesetzt wird. Die Befürch tung liegt daher nahe, daß nicht nur die polnische Agitation im Allgemeinen Nahrung auS jenem cultusministcricücn Er lasse erhalten wird, sondern daß auch in die Volksschule die jetzt glücklich daraus verbannten polonisirenden Tendenzen wieder lüneingctrageil werden. * Die Vorbereitungen eines dem preußischen Landtag vorzulegenden EomptabilitätS-GesetzeS sollen, wie in der Presse verlautet, insoweit Schwierigkeiten begegnen, daß nicht mit Sicherheit schon im kommenden Winter da« Er scheinen einer solchen Vorlage zu erwarten wäre. E« wird darauf hingcwiescii, daß die Stellung des Finanzminister« zu den anderen Ressortminister» „eine voraängige Regulirung" erheische, die sich „nicht immer ohne Schwierigkeiten wird vollziehen lassen". Die Notbwendigkcil dazu würde sich, wenn wir, so führt die „N'aliviiatsihcrale Eorrcspontenz" au«, die hier angezogcne Auslassung des „Hamburgischcn Correspon- deiilcn" recht verstellen, insbesondere aus dem inneren Wesen des EultnS EtaiS ergeben. Dort sind wenigstens vorwiegend jene Zuschüsse zu finde», deren schärfere Eontro lirung im Interesse einer geordneten, sparsameil Finanzver- waltuiig als bringend wünschensiverlh bezeichnet wird. ES mag tahiiigcstcUt bleiben, ob diese Mittheilunacn dem thal» sächlichen Stande der Dinge entsprechen. Richtig ist eS jedenfalls, daß dcr Eultusctat eine unzuträgliche Fülle und zwar von hohen Ausgabepositionen auswcist, vielfach sogar ohne feste Begrenzung, die dem Minister zur „Disposition" bewilligt werten, wobei c« sich nicht nur um Zuschüsse bandelt, die im klebrigen auf SlifluiigSvcrmögeil und äh» siche Fonds gegründet sind. Das; cs Ausgabe dcr Elat- beratlmlig ist, so zeitig als möglich den diScrelionairen Ebaralicr des Eullus Etats ans ei» äußersten Falles unum gängliches Maß cinzuschränken, ist von liberaler Seite im Interesse deS durchgebilbete» VersassiingSlcben« wieder holt betont worben. Für die Bemessung der übrig bleibenden Dispositionsfonds wird allerdings ein Mitenl- scheidungSrccht der Finanzverwaltiing ebenso angebracht er scheinen, wie die Verwendung einer geordneten Eontrolc dcr Volksvertretung zu unterstellen wäre. Es hat also alle Wahrscheinlichkeit sür sich, daß diese Fragen gleichzeitig mit i» dem ComptabilitätS-Gesetz erledigt werden sollen. Nur noch nicht recht abzuschen, warum an diesem Puncte Schwierigkeiten aufstoßen, deren lleberwintuiicz bis zum Be ginn der nächsten LandtagSsession nicht möglich wäre. Der Schwerpunkt der Frage liegt unseres Dafürhaltens auf dem im vorigen Winter ausführlich behandelten Gebiete derjenigen Stempel- und Steuer-Erlasse, die mau zu Unrecht als Gnaden- Erlasse bezeichnet, und die bei gegebener Gelegenheit in er heblichem Maße die öffentliche Meinung bewegt haben. Die am 21. Januar d. I. im Abgcordnctciihause cicsührtcn Verhandlungen endeten damit, daß mit großer Mehrheit, nur gegen die Stimmen der coilservativen Partei, ein »ational- liberaler Antrag zum Beschluß erhöbe» wurde, die Re ierung auszusordcrn, dem Landtage baldmöglichst den mtwiirf eines EompIahililätSgesctzcS vorzulegcn. Alle übrigen Streitfragen, die den Kern der Verhandlungen gebildet batten, blieben unauSgctragen. Auch dcr nalioiialsibcrale Antrag, welcher die Regierung ausforbcrte, „von der bisherigen Praxi» der Begünstigung dcr Bildung von Fideikommissen durch Erlaß der Elempclgebübren tl»mlichst Abstand zu nehmen", scheiterte daran, daß sich Herr Windthorst ans die conservativc Seile schlug. Ihm schien eine solche Begünstigung „in einem moiiarchisch-constilutionellcil Staate nur wirthschaftlich und politisch erwünscht" zu sein; er verlangte deshalb vielmehr eine „richtigere" Regulirung dieser Stempelpflicht, d. h. eine wesentliche Herabsetzung de« gesetzlichen Stempels. Dcr Antrag Richter dagegen, welcher in seinem ersten Satze um Vorlegung deS statistischen Material« über die seit l807 begründeten Fideicommisse ersuchte, batte diese« wobl ange brachte Verlangen zu sehr mit anderen unannehmbaren Forderungen verquickt. Sonst würde, wie Herr von Rauch- Haupt wenigsten« versicherte, auch die conscrvative Partei für jenen ersten Satz gestimmt haben. Auf all die« wird also Wohl in der nächsten Session zurückzukommen sein und b>« dabin ist ja gewiß jede Besorgniß eine« ab irnto zu fassenden Beschlüsse« behoben, so daß die Frage de« Werthe« einer fortschreitenden Fideicoiiimißbilduag um ihrer selbst willen und in voller sachlicher Ruhe zur Erörterung gelangen kann. Denn eS läßt sich nicht verkennen, daß iu weiten Kreisen der dringend« Wuusch gehegt wird, die Landesver tretung möge ihrerseits in diesem Betreff ebenso, wie im Pmicie der RechmuigScoettrol« bestuomt« Richtpunctr setzen.
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