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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.08.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-08-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189108150
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910815
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910815
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-08
- Tag1891-08-15
- Monat1891-08
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.08.1891
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Grschektt ILgUch früh 6',. Uhr Kk-Uli»il «Ni Lrpk-ttion JohauneSgaffr 8. Sprechkundril -er Le-artion Vormittag» 10—12 Uhr. Nachmittag» Ü— S Uhr. PI»«, «0»a>x «-»»Icnvl- »««« ß« »« R-Locl,»» ,U»I vodlltUich. Va«t«e »er fir »te «Schfts»l,eu»e »««er »»stimmte» Iukerate a« Saiholageu »i» 8 Uhr Nachmittaa«, »Lo»u-««» Aesttoge« früh »t»'/,» Uhr. z» -r» Filialen für Ins.-Annahmr. ktt» ««««'» Sartt». <Alfre» Hatz«), Uaivrrsitättsrrabe 1, Laut» Lösche, jst-ariaenstr. 1», pari, und SSniaSplatz 7, uur bi» '/,S Uhr. Wgtr.Tagcblatt Anzeiger. Organ für Politik, LocalgWchte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. MbonnemeratspreiS vierteljährlich 4>/, Mk. ln Mt-Leipzig, incl. BringerlohnMl, durch die Post bezogen 6 Mk. Einzelne Nru. 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebiidren für Extrabeilagen (in Tagedlatt-Format aesalztl «har Poiibejörderung 80 Mk., mit Poftbesördrruug 70 Ml. Inserate 6 gespaltene Petitzeilr 80 Pf. Großer» Schriften laut uns. Preilverzeichui». Tabellarijcher «.Zifferasatz uach hüher» Larit. Krclamen unter dem Redactionrstrlch die »gespalk tjeileüOPf.,vordeu Fa mitien Nachrichten die bgeipallrne Keil« 40 Pf. Inserat« sind stets au die t^rpr»,ti«N z» senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pr»evuw«-rnittlo oder durch Post nachnahme. 227. Sonnabend den 15. August 1891. 85. Jahrgang. Zur gefällige» Beachtung. Unsere Erpedition ist morgen Sonntag, den 16. August, Bormittags nur bis V,v Uhr gcofsnet. kxpeültloll Ütz8 I^vtpLtxsr ^axobtattes. 'Amtliche Bekanntmachungen. Lekanntmachung. Die EseschästSstundcn bei unserer Küsterri sind von Montag, »m 17. August d. ob von Vormittags 8 »iS Mittags 1 Uhr. von Nachmittags L »t» 0 Uhr. Leipzig, am IS. August 18Sl. Da» Pfarramt zu St. Matthäi. S-iser, Ps. Versteigerung auf den Abbruch. Die vaulichkrtteu de» olteu Schlachthos» am Alrischerhlatze S. Nr. izghg , ausschließlich der Eiusriedigong-mauer an letzterem, sollen Montag, »en 17. August ». I., vormittags 11 Uhr kn Saale der Alten Waage, Uatharinenftrahe Nr. 1» 2. Etage, «os den Abbruch »ersteigert werden. Die Versteigerungsbedingungen liegen von jetzt an in der Ge- Mstsffelle unseres Bauamts, Rathhau» 2. Etage, Zimmer Nr. 5, zur Einsichtnahme aus. Die Besichtigung der Baulichkeiten kono am 13., 14. und 15 August d. I. je Bormittag» von 10—12 Uhr erfolgen. Leipzig den 30. Jutt 1891 aro- 341? 1144. Der Nath »er Stadt Leihrig. vr. Tröndlin. Krumbiegel. BeUtUllllmllchuug. Die WasserleitungSarbeiten und die Anlieferung einer Bade» »inrichtuna für die Häuser Rieberkstraß» 2 und 4 tu Leipzig-Reudnitz sollen tu öffentlicher Ausschreibung vergeben werden. Kostenanschlags sonnulare können bei unserer Hochbauverwaltung, Raihhaus, 2. Ober geschah, Zimmer Nr. 7d gegen Bezahlung von .4 0,40 entnommen werden und sind versiegelt und mit der Ausschrist: „WafserleitungSarbeiten Nirbeckstratze Nr. 3 und 4" versehen, ebendaselbst bis 24. dss. Mis. adzugeben. Jede Lntschiießung über Vergebung der Arbeiten behalten wir lws vor. Leipzig, deu 13. August 1891. Der Nath drr Stadt Leipzig. Id. 3909. vr. Tröndlin. Wagner. Königliche Baugewerkenschule. Tie Anmeldungen zum bevorstehenden Semester werden bis Mittwoch, den SO. September, Mittag» 12 Uhr erbeten und sind schriftlich oder mündlich im Schullocate Mrassistratzc Nr. 9 oder beim Unterzeichneten unter gleichzeitiger Beibringung eines Geburt-» und Impfscheine-, des letzten Schulzeugnisse» und eiues Zeugnisse« über praktische Thätigkeit zu bewirken. Sämmtliche Angemeldet« haben sich zur Aufnahmeprüfung oder zur Entgegennahme der näheren Zeitbestimmungen über Ausnahme und Nachprüfungen Krntag, den 2. Octoder, früh 7', Uhr Im Schullocale rinzufiuden, sofern ihnen nicht ausdrücklich vom Unteizeichueten, mündlich oder schriftlich, über die PrüfungStrrmine Mittheilung gemacht wurde. Der AufnahmeactuS findet Montag, den S. Oktober, früh 10 Uhr statt, während der Unterricht an demselben Tage Nachmittag 2 Uhr beginnt. — Prospekt«, di« di« Aufnahmebedingungen ent halten, werden gratis abgegeben. Die Direktion. Wilh. He», K. Baurath. Internationale Ausstellung für Mufik i Theaterwesen in Wien 1892. Unter dem Protektorat Seiner S. K. Hobelt des Erzherzog- Karl Ludwig soll in Wien vom Mai bi« Oktober 1892 eine «nter nationale Ausstellung für Theater und Musik stattfinden, bestehend in einer Fach-Ausstellung, welche Theater und Musik in ihrer hisio- rischen, künstlerischen und technischen Entwickelung darstellen soll, und in einer gewerblichen Special-Au-ftellung, welche durch Borführung aller für Theater und Musik erforderlichen gewerblichen und industriellen Erzeugnisse die Schaffenskraft und den Absatz aus diesem Gebiete anregen und neu beleben soll. Zur Berichterstattung darüber aufgesordert, ob auf eine lebhafte Betheiligung der Industrie unsere- Bezirks an der gewerblichen Ab- theilnng zu rechnen sei, ersuchen wir diejenigen Firmen, welche nach der Art ihres Geschäftszweiges in der Lage fein würden, sich an einer solchen Ausstellung zu vetheiltgen, uns über ihr« etwaige läufige Geneigtbeit dazu baldmöglichst und längsten- bi» ;nm 17. ». M. Rittheilung zu machen. Da» Programm der Aus- siellung liegt nebst den allgemeinen Bedingungen auf unserer Kanzlei, Neue Börse, Tr. 4, I., zur Einsichtnahme au». Leipzig, den 12. August 1891. Die Handelskammer. A. Thteme, vr. Grusel, S. Vorsitzender. Spielarten des Llawenthums. Ja einer Zeit, in welcher sich in drr slawischen Welt eine so starke Einheitsbewegung kundgiebt, wendet sich der Blick naturgemäß auf die Bestandthrilc der nach Einheit strebenden Tbrile. Rußland erscheint als der Mittelpunkt dieser Bestrebungen und gilt als Haupthort de- SlawcnthumS. Aber Rußland ist weit entfernt davon, ein in sich ge schlossene» slawisches Ganze» zu bilden. Es scheidet Alle« au», was früher mit Schweden vereint war und auf germanischen Ursprung hinweist, dann sind auSzunehmen die tatarischen, überhaupt mongolische» Bestandlbeile, welche Haupt sächlich im Osten anzutrcfscn sind. Ferner sind die Gegensätze zu berücksichtigen, welche sich zwischen Russen und Polen entwickelt haben in Folge der Unterwerfung dieser nnter die russische Herrschaft. In den letzten beiden Jahrhunderten h«t sich m Westrußland eine Verschmelzung de« slawischen und deutschen Elemente» vollzogen, welche jetzt zwar als eine Verschlechterung der russischen Rasse betrachtet wird, aber trotzdem eine Tbatsacke ist, die sich nicht rückgängig machen läßt. Durch die asiatischen Eroberungen hat ferner daö mongolische Element eine wesentliche Stärkung durch Kurden, Bocharen, Turkmenen erfahren, andererseits sind Armenier und Kaukasier hinzugckomuien, die durch ihre Eigenart einer Vermischung mit andere» Rasten schwer zugänglich sind. Das slawische Wesen ist also in Rußland keineswegs so vorherrschend, wie eS auf den ersten flüchtigen Blick scheinen könnte, cs bestehen vielmehr große Unterschiebe, die auch überall klar und scharf hervortreten, wie das auch schon in der Armee zu beobachten ist, in welcher Kosaken und Tscherkcsten besondere Abtbeilungen bilden. Rußlands Be deutung ist nicht sowohl eine nationale als eine politische. Die vielen, verschiedenartigen Bcstandlheilc, auS welchen eS zusammengesetzt ist, erhalten ihre Kraft und ihren Werth als Ganze» erst durch die gemeinsame despotische Spitze, welche alle Rassenunterschiede unterdrückt und anSgleickt und in der orthodoxen griechischen Kirche das Mittel gesunden hat, um da» ganze Rußland »nter einen Hut zu bringen. Wenn auch in dieser Beziehung noch Viele» zu tbun übrig bleibt, so ist doch unter der Regierung Alexander'- lll. ein sehr bcnierkcnS- werther Anfang gemacht, um Rußland zu slawisiren und zu christianisircn. Deshalb werde» auch die Juden ausgetrieben, weil sie sich als nicht brauchbares Material für die Durch sührunz der russischen Politik erweisen. Waö sich nicht fügt muß weichen, daö hat auch das Deutschthum und der testantismuS in den Lstsecprovinzen erfahren. Für daS Rustcnthu», begeistern sich ferner dir Slawen der Balkanhalbinsel und vorzugsweise die Czccken in Böhmen. Die Ausstellung in Prag bat eine Muslcrkarte der ver schiedenen slawiichen Völkerschaften angczogen, eS baden sich dort Serben, Bulgaren, Kroaten und Polen zusammen gefunden, eS sind dabei aber auch die Vorliebe und die Ab neigung gegen Rußland als die führende slawische Macht hcrvorgetretcn. Die Polen und Bulgare» haben die russische VolkShymne nicht als gemeinsames Bindemittel für die slawischen Interessen anerkannt, eS hat sich vielmehr eine scharfe Gegnerschaft gegen daS MoSkowiterthum bei diesen Völkerschaften gezeigt. Ucberbaupt befindet sich daS Slawcn- thum außerhalb Rußlands in einem GäbrungSprocessc, die Wahl ist noch nickt entgiltig getrosfenzwischen Rußland und Oesterreich, aber eS liegen beackienSwcrthc Anzeichen vor, welche beweisen, daß Rußland keineswegs vcn allen Slawen als der Mittel punkt ihrer Bestrebungen aufgcfaßt wird. Es ist nickt zu verheimlichen, daß der junge König von Serbien in Rußland nicht die erwartete Aufnahme gefunden hat und daß er sich von dem Empfange in Jsckl weit angenehmer berührt gefühlt hat als von dem in St. Petersburg. Es ist ihm zum Be wußtsein gekommen, daß er in Rußland nur als rin kleiner, von dem großen Reiche abhängiger Fürst betrachtet wirk, während Oesterreich-Ungarn seine Selbstständigkeit acktct. Man berichtet, daß der junge König von Serbien geäußert hat, er werde die wohlwollende und väterliche Güte des Kaisers von Oesterreich niemals vergessen. Diese Worte sind bezeichnend, sie lasten den Gegensatz, welcher in den Beziehungen Serbiens zu Rußland und zu Oester reich-Ungarn besteht, klar hervortreten und beweisen, daß sich König Alexander mehr nach Wien als nach St. PeterS bürg hingezogcn fühlt. DaS sind Empfindungen und diese können auf politischem Gebiete niemals die Entscheidung de anspruchen, aber wenn die Empfindungen mit den Interesse» in Einklang steben, dann ist ihnen allerdings ein bestimmender Einfluß auf die Bcziebungen der Staate» zu einander zuzu erkennen. Serbien ist ja nur ein kleines, unbedeutendes Staatöwesen, aber durch seine geographische Lage hat e« eine Bedeutung, die ihm an sich nicht zukommen würde. Der Besuch in Ischl war als HöflichkcitSact gemeint und die Ver bältniffe haben eS gefügt, daß er die Waagschale der serbischen Sympathien zu Gunsten Oesterreich-Ungarns gelenkt hat, König Alexander betrachtet beule den Kaiser Franz Josef als seinen väterlichen Freund, während ihm Kaiser Alexander als anspruchsvoller Oberherr erscheint. Solche Eindrücke sind bleibend und welche Früchte sie tragen werden, muß die Zukunft lehren. Die Erfahrung deS letzten Jahrzehnt» bat gelehrt, daß ein großer Theil der slawischen Völkerschaften sich als die Träger einer Weltsendung anseben.' ES ist bei ihnen die Vorstellung verbreitet, daß die Zeit für den Untergang des GermanenlbumS heranriickt, und daß die Zukunft den Slawen gehört. Merkwürdigerweise glauben diese Slawen, daß sich die Franzosen, also eine romanisch-gcrmanischckclt.schc Mischrasse, dazu hergeben werden, die Slawen auf de» Sockel zu heben. Da» sind eben so seltsame als un klare Vorstellungen, welche durch die Tbatsachen nur allzu schnell und schroff ihre Widerlegung finden müßten wenn sie in die Praxis übersetzt wurden. Die deutsche Einheit ist keine Eintagsfliege, wie die Slawen zu glauben scheinen, sie ist daS Ergebniß großer Kraftansirenmiagen, welche bereit» beim Beginn diese- Jahrhunderts ihren Anfang genommen habe», die Schlackt bei Leipzig war eine wichtige Vorstufe für die Gewinnung der deutsche» Einheit, daS wird um so klarer, je weiter die Zeit fortschrcitet, eS besteht ein innerer Zusammenhang zwischen dem FreibeitSkriege von 18l3—1815 und dem deutsch-französischen Kriege der Jahre l870—1811. DaS Werk, was 57 Jahre zuvor begcnnen wurde, hat im Jahre t870 seinen Abschluß gefunden. Jetzt kommen plötzlich die Slawen nnd sagen: WaS ihr Germanen könnt, das vermögen wir Slawen auch, unsere Entwickelung reicht in eine ebenso ferne Vergangcnbeit zurück, und wenn sie bisher nicht so erfolgreich gewesen ist, w:e die eurige, so liegt daS nicht an unserer mangelnden Fähigkeit, sondern lediglich «n der Ungunst der Verhältnisse. Wir werden euch schon zeigen, wa» wir können, und der große Krieg der Zu kunst, in welchem Rußland und Frankreich auf der einen, der Dreibund und vielleichtEngland ans derandcrnSeitestehen, wird eine vollständige Umwälzung der bestehenden Machtverhältnisse herbeisührcn. Da» sind Seisenblasen, und daß sic es sind, zeigt am besten die kindische Art, wie sich die Czechen in Prag benehmen. Sie sind noch nicht einmal zum Bewußtsein über die Unvereinbarkeit ibrer Kundgebungen für ihre slawischen Brüder au» Serbien und Bulgarien und für die Frenzosen mit ihren staatsbürgerlichen Pflichten gegen den Kaiser von Oesterreich gelangt. Eine Bewegung, die so gedankenlos ist, bat keine Zukunft, wenn sie auch durch die Thorhrit ihrer Urheber große» Unglück anrichtea kann. * Leipzig, 15. August. Der „Reick,sanzciger" bat noch nichts Authentische- über den Unfall deS Kaiser» gebracht. Wohl aber schildert die „Kölnische Zeitung" den Hergang wie folgt: , Se. Majestät stand in lebhafter Unterhaltung mit mehreren Herren auf Deck, an die Eajütenwand gelehnt, und glitt bei einer schnellen Wendung aus dem glatten, mit Linoleum belegten Deck auS. Der anwesende Leibarzt. Sr. Majestät, Generalarzt Professor I)r. Lcutbold, stellte sofort scsi, daß die rechte Kniescheibe auS der Gelenkkapsel getreten sei nnd renkte dieselbe sogleich wieder ein. Hieraus wurde ein Gups- vcrband angelegt. Die folgende Nacht verbrachte Ce. Majestät in ruhigem Schlaf. Gegenwärtig kann Se. Majestät wieder aut steben und gehen, tragt jedoch vorsichtshalber noch einige Zeit feste Bandagen." Weiter wird auö Kiel der „Bossischen Zeitung" vom 12. August berichtet: Graf Waltersce und Graf Münster trafen im Laufe tcS Vormittags mit verschiedenen Zügen hier ein. Der comiiiantircndc General deS IX. Armcccorps wurde um 10 Uhr von dem Kaiser an Bord der „Hobenzollern" empfangen, gegen Mittag begab sich auch Graf Münster an Bord Während die Kaiserin in Be gleitung der Gräfin Keller und deS Kammcrherrn von dem Knesebeck in der OssicierSincsie der Kreuzereorvcttc „Prinzeß Wilhelm", die »eben der „Hobenzollern" aus dem Strome liegt, daö Frühstück entnahm, ging der Kaiser eine halbe Stunde aus Teck seiner stacht aus und ab, indem er eifrige Unterhaltung mit seinen Gästen führte. Der Kaiser bewegte sich heute ohne Stock, doch zieht er das verletzte Bein noch etwas nach. Mit der Verletzung deS KniccS verhält eS sich genau so, wie ich Ihnen am Sonntage geschrieben. DicBer muthuug der „Nat.-Ztg", daß „wahrscheinlich die Gelenk kapsel und einige Gelenkbänder dcö KniccgelcnlS zerrissen seien", ist irrig und erweckt ganz falsche Vorstellungen', eS ist nichts zerrisse», sondern eS handelt sich um eine einfache, nach dem Unheil der hiesigen chirurgischen Autoritäten durchaus ungefährliche Zerrung der Bänder und der Gelenkkapsel. DaS Wetter bleibt dauernd schlecht, gestern verscheuchte eine frische Südwcstbrise den Regen, auch beute Vormittag blieb eS trocken, aber Nachmittags regnete eS wieder in Strömen. DaS ist wohl auch der Grund, daß drr Kaiser in diesen Tagen noch keine Fahrten in See unternommen hat. Die Kaiserin machte beute in der Mittagsstunde einen Besuch im könig lichcn Schlosse. Die Hobe Frau fuhr in dem bekannten blauen Kaiserboot von „Prinzeß Wilhelm" zur Gefionbrücke und begab sich von dort zu Fuß durch den Schloßgarten ins Schloß. Die Kaiserin, welche ein lachSjarbeneS Eostüm trug, sab ungemein frisch und beiter auö und erwiderte jeden Gruß mit unvergleichlicher Huld. In Anlaß des Festmahls zur Feier deS Geburtstages deö Kaisers Franz Joseph werde» bier zahlreiche Gäste erwartet; wie verlautet, werden Graf Szcchcnyi und Reichskanzler von Caprivi im königlichen Schlöffe Wohnung nehme», für eine größere Zahl von Gästen ist in hiesigen Hotels Wohnung bestellt. Heute Vormittag empfing der Kaiser an Bord der „Hohcnzollcrn" den Chef dcö MilitaircabinctS, General der Infanterie von Hahnkc, zum Vortrage. General Graf Waldersce ist heute früh nach Altona abgereist. * Die Reise des StaatSsccretairs v. Börtlicher nach Kiel bezweckt die kaiserliche Genehmigung zur Einbringung verschiedener, im Rcichöamt deS Innern ganz oder nahezu fertig gestellter Gesetzentwürfe beim Bundcörath nach dessen Wiedcrzusammeiuritt. Dazu gehört in erster Linie der fertige Entwurf wegen Bekämpfung der Trunksucht, der nicht nur der am 21. September beginnenden JabrcSvcrsammlung des Deutschen Vereins gegen Mißbrauch geistiger Getränke, sondern auch dem diesmal in Köln stattfindendcn Deutsche» Juristentage zur Berathung zugchcn soll. Ferner sind im Reichsamt des Innern Vorlage», betreffend den Verkckr mit Wein und die Regelung deS Verkehrs mit Giften, fertig ge stellt. Dagegen ist die angekündigte Novelle zum Genossen schaftsrecht bisher nur in ihre» Grundzügcn entworfen und dürste, wen» überbanpt in der laufenden Tagung, dem Reichs tage erst »ach Neujahr zngehen. * Die „Hamb. Nachr." sind ermächtigt, einen vom Pariser „Figaro" veröffentlichten Brief deS Fürsten Bismarck an einen Russen für eine Fälschung zu erklären. Dem selben Blatte zufolge ist auch der Bericht der „Esten. Ztg." über die letzte Besprechung zwischen Wind tHorst und dem Fürsten Bismarck eine Erfindung. Zur Zeit der Unterredung stand der Rücktritt deS Reichskanzlers noch nicht fest. Für die Eventualität eines KanzlerwcchselS war schon Monate vor der Windthorst'schcn Besprechung General von Caprivi von dem Fürsten BiSmarck selbst dem Kaiser empfohlen worden. Unter Kaiser Friedrich war davon nie die Rede, sondern nur von einer Verwendung Caprivi's an der Spitze des Kriegsministeriums oder des GcneralstabeS. Die Anregung Kaiser Friedrich s scheiterte am Widerstande Moltke'S. * Nunmehr nimmt auch die „Nationalliberale Correspon dc»z" das Wort zu dem Thema Centrum und Vatikan und schreibt: „Wenn c» noch hätte zweifelhaft sein können, daß unsere Centrumspartei durch die bekannten Artikel des „Offcrvatore romano" in Verlegenheit gerathen ist, so würde die Düsseldorfer Rede de» Herrn v. Schorlemcr darüber volle Klarheit verbreitet haben. Seit dem vorigen Jahre gefällt sich daS Centrum in der Rolle der festesten Säule der NenbS- politik, und gewisse Vorgänge beim Tode Windthorst'S haben gezeigt, wie sehr eS in dieser Rolle respectirt wird. Es bc greift sich, daß die ultramontancn Politiker, insbesondere die jenigen vom Schlage de» Herrn v. Schorlemcr, eine so schöne und einflußreiche Stellung nicht wieder gefährdet sehen möchten Gefährdet aber würde sie dock wohl einigermaßen werden, wenn daS Centrum die Proclamirung einer ebenso demonstrativ franzosensrcundlichcn wie deutschfeindlichen Politik deS Vatikans ohne entschiedene Verwahrung hinnäbme. Herr v. Schorlemcr bat die erste sich ihm bietende Gelegenheit dazu ergriffen. Aber auf der andern Seite darf daS Centrum nicht im Gegensätze zum Papstthum erscheinen. Diesem Dilemma hat der westfälische Freiherr dadurch zu entrinnen versucht, daß er frischweg jeden Zusammenhang zwischen dem Papste und den erstaunlichen Auslassungen deS „Ofservatore" in Abrede stellte. Herr von Schorlemcr ist Geh. Kämmerer Sr. Heiligkeit, — seine vatikanischen Informationen und sein eigenes Urtbeil in allen Ehren! Er wird eS aber doch ge statten müssen, daß die Richtigkeit de» letzteren einigen ge linden Zweifeln begegnet, wie sehr er sich auch bemüht hat, denselben vorzubeugen, indem er über den „Lsservatore" die volle Schale der ihm zur Verfügung stehenden nega tiven Urbanität auSgoß. Die Sache ist mit der Düssel dorfer Rede des Herrn von Schorlemcr wirklich nicht abgethan. Der „össcrvatore romano" ist daS aner kannteste Preßorgan der römischen Curie, er muß denn doch scbr viel ernster genommen werden, als Herr v. Schor lemcr lbut oder zu tbun vorgiebt. Die wirkliche Sachlage ist einfach diese: Man bat im Vatikan für die Wiederherstellung der weltlichen Herrschaft des Papstes bis vor Kurzem auj Oesterreich und Deutschland gehofft, indem man aus den Ab lauf des Dreibundes rechnete; die Erneuerung de» letzteren bat diese Rechnung zerstört. Nunmehr klammert man sich mit aller Macht an Frankreich, in der Voraussetzung, daß der ungeheure europäische Zusammenstoß, den die ganze Welt seil Jabren mit banger Sorge Heraufziehen sieht, nahe seü Die Hoffnung ist, daß Frankreich mit seinen Verbündeten den Dreibund besiegen und den italienischen Einheitsstaat zer trümmern werde. In der Tbat ist da» der einzige Weg, auf welchem die Wiederherstellung der weltlichen Herrschaft wirklich denkbar wäre. Die Ausführungen deS „Offcrvatore" haben den Zweck, dies den Getreue» kundzutbun, damit sie sich danach einrichten. Die deutschen Ultramonlanen können nicht umhin, dazu Stellung zu ncbmen. Die Zertrümmerung Italiens wurde die Niederlage Deutschlands zur Voraussetzung haben. Der Weg, welchen die vatikanische Politik jetzt ein geschlagen hat, muß deshalb von jedem Deutschen, einerlei, welcher Partei er angehört, rückhaltlos verurtheilt werden. Ende dieses Monats steht die Generalversammlung der deutschen Katholiken bevor. I» den letzten Jahren war die Wiederherstellung der weltlichen Herrschaft aus ihr ein Haupt- thciiia. Wie wird sie die Frage diesmal behandeln'?" Ter Bundcöralb hat sich bekanntlich über Vorschriften, betreffend die Abgabe stark wirkender Arzneien, sowie über die Beschaffenheit »»>' Bezeichnung der Arznei- gläscr und Staudgesäßc in den Apotheken, schlüssig gemacht. Dieselben sind jedoch nicht obne Weiteres bindend, der BundcSratb hat vielmehr nur die Bundesregierungen er sucht, gleichförmige Bestimmungen nach diesen Vorschriften bis zum 1. Januar 1892 zu erlassen. In den vom BundcS- rathe zur Annabinc empfohlenen Vorschriften ist eine längere Reihe von Droguen und Präparaten ausgcsübrt, welche für sich oder in Zubereitungen nur aus schriftliche Anweisung eines Arztes, Zahnarztes oder ThierarzteS, in letzterem Falle jedoch nur zum Gebrauch in der Tbierheilkunde, als Heil mittel an daS Publicum abgegeben werde» dürfen. Weiler ist bestimmt, daß eine wiederholte Abgabe von Arzneien, welche Cbloralbydrat entbaltcn, sowie von solchen zu Einspritzungen unter die Haut bestimmten Arzneien, welche Morphin, Cocain oder deren Salze enthalten, nur aus jedesmal erneute schriftliche, mit Datum und Unterschrift versehene Anweisung eines Arzte» oder Zahnarztes erfolgen darf. DaS Recepl muß ferner stets erneuert werten, wenn die Arzneien zum innerlichen Gebrauch, zu Auaenwässern, Einatbinungcn, Einspritzungen unter die Haut. Klysticrcn und Suppositoricn dienen sollen und zugleich der Gesammtgcbalt der Arznei die an einer der ini Vcr- zeickniß aufgcsübrtcn Droguen oder einem der Präparate vermerlte Gcwichtöinenge übersteigt. Den Bundesregierungen ist eS überlassen worden, homöopathische Zubereitungen in Verdünnungen oder Verreibungen, welche über die dritte Decimalpotenz hinauSgcben, von diesen Vorschriften auS- zunebnien, auch zu bestimmen, inwieweit die Abgabe der ausgesührtcn Arzneimittel aus Recepte von vor dem Geltungö- beginnc der Gewerbeordnung avprobirten Zahnärzte» oder von Wundärzten erfolge» darf. Sodann ist bezüglich der Beschaffenheit der Arzncigläscr vorgeschrieben, daß die von einem Arzt, Zahnarzt oder Wundarzt zum innere» Ge brauch verordnten flüssigen Arzneien nur in runden Gläsern mit Zetteln von weißer Grundfarbe, die zum äußeren Gebrauch verordnten flüssigen Arzneien dagegen nur in sechseckigen Gläsern, an welchen drei neben einander liegende Flächen glatt und die übrigen mit Längsrippen versehen sind, mit Zetteln von rolber Grundfarbe abgegeben werden dürfen. Flüssige Arzneien, welche durch die Einwirkung deS Licht» verändert werden, sind in gelbbraun gefärbten Gläsern ab- zugebcn. Alle diese Vorschriften gelangen, wie gesagt, nicht schon in Folge deS BundcsrathSbcschlusscS zur Einsübrung, sondern erlangen ihre Giltigkeit erst nach dem Erlaß von Verordnungen der Einzelrcgicrungen, die, wie zu hoffen ist, möglichst übereinstimmend auSsallcn werden. * Die diesjährige Confercnz des preußischen Episkopats, welche gegenwärtig in der alten BischosSstadt Fulda — der „Metropole der katholischen Bewegung", wie die poesicvolle Bezeichnung lautet, — abgchaltcn wird, ist mit dem gleich geheimnißvollcn Dunkel »»igebc», welches seit vielen Jahren diese Versammlungen bedeckt. Trotzdem ist eö unserem Corre- spondenten möglich, aus der denkbar besten Quelle einige thatsächliche Mittheilungen zu machen. Die HauptberalbungS- gcgenständc bilden die sociale Frage sowie die durch das Sperr- acldcrgesctz bedingten Maßnabmcn. Auch wird wiederum eine Adresse an den Papst beschlossen werden. AuS dem Königreich Sachsen ist von Katholiken zu Händen deS Bischofs Wcyland eine Petition an die versammelten Kirchcusürstcn gesandt worden, in der rundweg verlangt wird, „im Interesse der Kirche selbst das Schauspiel der Ausstellung deS „„heiligen Rockes"" in Trier zu inhibiren." Tie Prälaten gingen über diese Eingabe — die übrigens eine sehr scharfe Kritik des „daS kirchliche Bewußtsein vernichtende" Reliquicn-UnwesenS entbaltcn soll — einfach zur Tagesordnung über. Dies Ergebniß war vorauSzuschen. * Tic Anmeldungen zu der Wallfahrt nach Trier nehmen, wie Trierische Blätter erfahren, mit jedem Tag größeren Umfang an. Neuerdings kommt aus Detroit, im Staate Michigan, Vereinigte Staaten von Nordamerika, die Nachricht, daß fünf Pilgerfahrten von New Aork aus mit Dampscrn der Niederländisch - Amerikanischen Dampsschiff- fahrtö Gesellschaft vorgesehen seien. * Einhuudcrtdrcitausend Altersrenten sind bereits in den ersten sieben Monaten dieses JahrcS zuerkannt; 16 119 Ansprüche unterliegen noch der Prüfung. Demnach ist voraus- zuschcn, daß die Zahl der AltcrSrenten-Empsängcr, die im ersten Jahre der Wirksamkeit der Alters- und Invaliditäts- Versicherung aus l 15 000 geschätzt wurde, bis Ablauf deS Jahres tatsächlich wohl an die 175 000 beranreichen wird. * Um eine Gewähr dafür zu haben, daß bei dem Ausbau von Wasserstraßen die Interessen der Fischerei entsprechende Würdigung finden, ist neuerdings in Preußen die Einrich tung getroffen, daß den EchiffsahrtScommissionen, welche periodisch mit den bethciligtcn Organen der Staatsverwaltung die Wasserstraßen bereisen, auch Kischerrisachverstäodige de«- geordnet werde».
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