Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.08.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-08-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189108208
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- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-08
- Tag1891-08-20
- Monat1891-08
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.08.1891
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr Redaktion und Er-rdition IohanneSgasje 8. Hirrchliuiidkn der Nrdactioa vormittags 10—12 Nhr. Nachmittags 5— 6 Uhr. >»,»« Niick^»d« Manulc:,,»« «»cht -- »u Siet^cl!«» lütt oertmtUch. »«»ahme »er für tzte nächstfolgende Kmamer drftimmte» Inserate au Wochentagen bis S Uhr Nachmittag»» «chonn- nn» Festtagen früh dt» ' ,9 Uhr. Zn den Filialen für Ins.-Tinnahme: ktt« lUeuim's Sortim. iAlfrrd Hatz«). Universitätüsrrahr 1, Anzeiger. MwnnementspreiS vierteljährlich 4>i, Mk. in Alt-Leipzig, inet. Bringerlohn 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Einzelne Nrn. 2t) Pj. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren tür Extrabeilage« <in Tageblatt-Formal gesalzt! »bne Poslbeforderuag 60 ML, mit Postbejürderung 70 ML Inserate 6 gespaltene Petitzeile 20 Pf. Erobere Schriften laut uns. Preisverzeichnis!. Tabellarischer u.Zisfernsatz nach höher« TartL Nrrlamen unter dem Redactionssirlch die Sgespalt Zeile bOPs., vor den Fainil iennachrichte» die 6gespalle»e Zeile SO Pf. Inserakr Louis Lüsche, -»Hannenstr. 14, pari, und KönigSplatz 7, nur bt« '/,lt Uhr. Organ für Politik, Localgeschichte, Kandels- nnd Geschäftsverkehr. senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuiiiimrLmIci oder durch Post nachnahme. 232. Donnerstag den 20. August 1891. 85. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung, Ärneralrevision übrr die Droschken betrrffrntz. Tie Generalrevisivn über die Droschken und deren Bespannung und zwar über diejenigen mit ungeraden Nummern, als 1, 3, b, 7 n. s. w., soll Freitag den 25. Teptrmdrr 1891 aus dem Fahrweg an der Tribüne der Rennbahn stattfinden. Die AussahrlSzeilen werden wie folgt festgesetzt: ES haben am gedachten Tage ihre Geschirre vorzusahren die Lonceffiouare mit den Anfangsbuchstaben X—? Vormittags 8 Uhr S-j . S . L-Ll - '/.w . X—8 - '/.ll - 8cd- 2 . '/«12 - und zwar derart, daß die Droschken nicht etwa nach und nach zu anderen als den vorgedachten Stunden ansahrcn, sondern das, die iäminllichen zu ein und derselben Zeit vorzusahrenden Wagen aus einmal und pünktlich zur festgesetzten Stunde auf dem AussahrlL- platze, der von de» Aussichtsorganen ain Tage der Revision noch jpcciell angewiesen werden wird, zur Stelle sind. Die Concessionare, welche bei Vorführung ihrer Nummern zu gegen sein müssen, werden insbesondere daraus aufmerksam ge- macht, daß bei dieser Revision die Droschken durchgehend- gut lachrt, die Sitzkissen und Rückenlehnen gut gepolstert und mit rein lichen, keineswegs dcsecien Uebcrzügen versehe» sein müssen. Ferner ist aus die gehörige JnstauLjctzung der Pferdegeschirre besonderes Augenmerk zu verwenden; dieselben müssen aus gutem LeLcrzeug besiehe», gut geschwärzt und dem beim Polizeiamie ausgestellte» Probegeschirr möglichst angepastt sein, wie den» überhaupt die Droschken durchgehend- allen übrigen Bestimmungen in 8. 6 des Droichken-RegulativS vom 22. November 1890, die Dienstkleidung der Trojchkeiisührer aber genau Len Vorschriften in tz. 10 des an- gezogcncn Regulativs entsprechen müssen. Zuwiderhandlungen gegen vorstehende Anordnungen werden »ach §. 53 des Regulativs bestraft werde» und haben die Concessionare nach Befinden überdies die Außerbetriebsetzung der nicht vorjchristS- mäßig vorsahrcnden Geschirre zu gewärtigen. Leipzig, den IS. August 1891. Ta» Poltzri-Amt brr Stadt Leipzig. In Stellvertreiung: v. L. 3469. vr. Schmid. P. Bekanntmackung. Am 16. dieses Monats starb der Armciipsteger Herr Architekt und Maurermeister Gustav FicVlrr. Derselbe war seit der Uebcrnahme der Armeiivcrwalinng von Reudnitz in unserer Armenpflege thätig und hat sein Amt bis zu seinem Lode treu und gcwisjeiihast verwaltet. Wr unterlassen nicht, ihm unseren aufrichtigsten Dank in das ^ Jenseits »achzurusen. Leipzig, am 19. August 1891. Tas Arinciidircetorium. X. K. kü. 142. Hentschel. Artus. Gefunden oder als herrenlos angeincldet. rcip. abgegeben wurden in der Zeit von, l. bis IS. August 1891 folgende, zum uheil vermiuhlich auch von früher verübten Diebstählen herrübrende Gegenstände: ei» Portemonnaie nm einem 20 Tollarschrin und 29 ^il 55 in deutscher Münze, Geldbeträge vvn 19 ./k 42 ^ und 3 mehrere PorteinonnaieS mit geringeren Betragen, 2 goldene Ringe (einer defecth eine AiisstelluiigsmedaiUc, ein Evrallen-Arinband, eine Evrallenkelte, 2 rUemiiier, 3 Brillen, ein Taschenmesser, rin Tstchmesser mit silbernem Griss, „l>. t ." graviri, eii> Eigarreii-E:»i, 4 Tcckchen mit Stickerei, ei» Staut- schuk-Gebist um 8 Stück Zähne», ei» Paar Giac> ha»diä>ube, ei» Nindcr>äckchen, ciu grauer »»d ei» brauner Filzhut «ersterer ziemlich neu), ein Souiiiicriibrrziclicr, 2 Spaziersiöcke, eine Aiizahi Schirme, verschiedene Schlüssel, eine neue Mcssingplalle, eine Feder HaiiSivaage, eine Wageiikaosel, eine Pferdedecke, ein größerer Milchling, ein graues Pvlsteikiste». Tic unbekannten Eigeulhüiner dieser Gegenstände werden hier durch ausgesordcrt, sich zur Empsangnahine derselben in unserem Coniinisjariat rechtzeitig zu melden, andeinialls darüber »ach 8- 239 des B. G. B. anderweit verfugt werden wird. Gleichzeitig iordern wir auch Diejenigen, welche während der Monate Avril bis mit Juli 1890 Fundgegenilande bei uns abgegeben habe», aus, diese Gegenstände zurnckzusordcr», andcrnsalls auch hierüber den Rechte» gemäß verfügt werden wird. Leipzig, am 17. August 1891. Das Polizciamt der Stadt Leipzig. In Sicllvertrelung: vr. Schmid. Ml. Bekanntmachung. Tie Lieferung vcrschiedenrr Ulensilie» von Blech, Eisen lVett- stellen rc.), Fayence, Glas, Holz <Tischler- und Böüchcrarbciicn) rc., sowie vvn Roulcanx lind Feueriöschgerälhe im Oieiaiiliiiiwerihe von ungefähr 1000 ->e soll unier Len hier zur Einsicht und Unterschrift ansliegeiidcn Bedingungen in Sub»iisston vergebe» werden. Per- schlosst»«, init der Aufschrift „Tubinijsion aus Lieserung von Uten- Bekanntmachung. Tie Leuchtkraft des städtischen Leuchtgases betrug in der Zeit vom I °°" . bis 16. August 1891 im Arganddrenner de, 2.5 Millimeter M ' s ! I v e k ! ruck und 150 Litern stündlichem Konsum daS 18,8t'ache der Leucht- " ^ ^ e>nzusenden. >0 nnitee.e vnn 50 Millimeter Nl-inmenliöbe. ^-'lp»'a. den 20. August 1891. 10. Druck kraft der deulichen Norincillerze von 50 Millimeter Flainmenhöhe. Das specisuche Gewicht stellt sich im Mittel aus 0,457. Leipzig, am 17. August 1891. TeS Raths Deputation zu den Gasanstalten. StockhoHauction. Mittwoch, den 29. August d. Iö., sollen vvn Nachmittag» 2', Uhr a» im Forstreviere Coniicwilz, aus dem Miltcimatd- schlage in Abth. 5t und 6», dem sogen. Apitzsch. ca. 259 Hansen hartes, klri»ge»iaa,tcs LtoSholz unter den im Termine ausbängendcn Bedingungen und der üblichen Anzahlung an den Meistbietenden verkauft werden. Zusaniiiirnkunst: aus dem Mittelwaldschlage im Apitzsch, an der hohen Brücke bei Connewitz und den Wegen »ach der P-aldschänke. Leipzig, am 18. August 1891. TeS^RathS Forstdcputation. Bekanntmachung. Wegen vorzunehmender Erd- und Macadamisirilngsarbeitcn auf der Earl Tauchnitzstraße wird der Rennbahnweg vom Schleuniger Wege bis an das Schcibkiiholz vom 29. dieses Monats ad aus die Dauer der Arbeiten für allen Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 18. August 1891. Ter Rath der Stadt Leipzig. IX. 9318. 1)r. Georgi. Leistncr. Gesucht wird der am 18. Oktober 1850 zu Ebersbach beiDöbelu geborene Tischler Moritz Gmil Hälszig, welcher zur Fürsorge für seine in Waijenpsleg« befindlichen Kinder anzuhalten ist. Leipzig, am 14. August 1891. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armeii-Amt.) >. u. IV». 2459,9V Hen t s ch eh Hr. Erstatteter Anzeige zusolge ist La- für Hnlda Anna Flath aus Kappel unlerm 22. Mai 1886 vom vormaligen Gemcindcvorstand in Neuschünefeld ausgestellte Dienstbuch vor einiger Zeit in hiesiger Ctadt verloren gegangen. Dasselbe ist im AussindungSsalle an uns abzulicsern. Leipzig, den 1b. August 1891. Da» Polizeiamt der Stadt Leipzig. Ja Stellvertretung: I. 3180. vr. Schmid. G^ DaS dem Dienstmädchen Caroline Louise Vollmer ans Nordbausen von der Polizeiverwallung daselbst unterin 26. April 1889 au»- ! gestellte Dienstbuch ist zusolge anher erstatteter Anzeige vernichtet § worden. Zur Verhütung von Mißbrauch wird dies hiermit bekannt I gemacht. Leipzig, am 1b. August 1891. Da» Poltzetamt der Stadt Leipzig. In Stellvertretung: IV. 461«. vr. Schmid. H. Bekanntmachung. Ausstellung in Wien detresfend. Nach einer der hiesigen Gewerbekammer zugegangenen Eröffnung des König!. Sachs. Ministerium- deS Innern, soll ün Mai nächste» Fohre- in Wien eine Fach-AuSstellung eröffnet werden, welche Theater und Musik in ihrer historischen, künstlerischen und technischen Entwickelung darstellen soll. Mit dieser Ausstellung soll eine gewerbliche SpccialaiiSstellung verbunden werden, welche durch Vorsüdrung aller für Theater und Musik erforderlichen gewerblichen und industrtrllcu Erzeugnisse die Schaffenskraft und den Absatz aus diesem Gebiete anregcn und neu beleben soll. Interessenten können alle- Nähere in unserem Bureau, Schlost- gasse 22 24, ,insehen und bitten wir bezügliche Anmeldungen zur veichickung dieser Ausstellung bi» Ende diese» Monat» an uns gelangen zu losten. Leipzig, de» 13. August 1891. Die Gewerbekammer. D. L. Oehler, vors. Herzog, S. KöntglichcS Garnisonlazarettz. Mihleuvtrkliuf. Die Erben des am 27. Juni dieses Jahres verstorbenen Mühlen bescher- Karl Ferdinand Preis; in Kadchsch beabsichtigen, das zum Nachlasse gehörige, vom Verstorbenen sur 42 000 ./< vvn seinem Pater erkaufte, an der vereinigten Mulde, gegenüber der Haltestelle Nimbl'chcn bei Grimma, gelegene Mühlriigrundstück mit dazu gehörige» Garten-, Feld- und Waldgrundstuckcn. von zusammen 2 bn 8,2 n oder 3 Acker 229 lüRulhe» Flache, aus freier Hnnv zu verlausen. Tie vorhandenen Gebäude, als Mühle, Wohn-, Stall- und Nebengebäude, sind durchgehend- massiv und befinden sich in gulem Zustande. In der mit Lchaiikwirthschüstsbetrirb verbundenen und von Sommerfrischlern gern ausgesuchten, durch eine eingebaute eiierne Turbine in Gang gesetzten Mühle befinden sich zwei französische Mahlgänge, ein Walzeiistuhl, rin Spchgang und ein Ventilator im Betriebe. Tie vorhandene Lhlnsscrkrmt kann durch Einbau eines Wehres in die Mulde bedeutend erhöht werden. Tie Besichtigung des Grundstücks kann jederzeit erfolgen und wollen sich Kainlusllge zu diesem Zwecke entweder an Herrn Guts bescher Julius Ge» in Zennitz bei Grimma oder an die in der Mühle beschäftigten Personen wenden. Kauisancrbictungen sind unter Angabe de- in Aussicht gestellten Kauspreises bis spätestens 30. September dieses Jahres beim unter zeichneten Gerichte einzurcichen. Die nushastenden Hypotheken können in Anrechnung a»s den Kaufpreis übernommen werden. Grimma, am 13. Juli 1891. KöniglichrS Amtsgericht. ^ Forkest Lllbmislwil auf Uogyeu-Bernialilung. Die Vermahlung unseres JahresbcdarsS an Roggen mit circa 16000 Centner soll, entweder im Ganzen oder in Loose getheilt, j vergebe» werden. Wir haben zu diesem Zweck einen Submissions-Termia zum 28. August er., Vormittag 9 Uhr in unserem AnttSlocale anberaumt. MadlwcrkS-Jnhaber ersuchen wir bis dahin, Offerten mit der I Aufschrift: „Submission ans Vermahlung" an uns portofrei cinznicubcn. Die Bedingungen der Uebernahme l liegen bei unS zur Einsicht aus. Torgau, den 18. August 1891. Königliches Proviant-Amt. Die Ausstellung des Heiligen Rockes. Oseute beginnt im Tom zu Trier die Ausstellung deS Heiligen Rocke-, des Kleidungsstückes, waS JesuS CbristuS, als er noch auf Erden wandelte, getragen haben soll Abgesehen vvn dem sehr naheliegenden Bedenken, ob eS überhaupt möglich ist, ein Kleidungsstück beinahe neunzehn Jahrhunderte den Einwirkungen der zerstörenden Kräfte zn entziehen, ist ein Beweis für die Herkunft deS sogenannten Heiligen NvckcS im Dom zu Trier nicht zu erbringen. In dem Bucke von Tbümmel über seine Reise in dir mittäglichen Provinzen Frankreichs geschieht ciiicSPilgerö Erwähnung, welcher die Reise von Jerusalem in die Hcimaib mit einem Kästchen, angesüllt mit Erde vom (Hrabe Ebristi, antrttt und im Besitz eines Zeugnisses über die Echtheit der Erde, welches der Patriarch von Jerusalem ausgestellt hat. Unterwegs verkauft der Pilger den Inhalt deS Kästchens an viele Ab ncbmer, und ats eS geleert ist, füllt er eS einfach mit anderer Erde. Man sagt, daß die Splitter vom Kreuze Ehristi, welche in unzähligen Kirchen als Reliquien auf bewahrt werden, auSreichen würden, um Dutzende von Kreuzen berzustellcn, und daß die Nägel vom Kreuze Ebristi, die ebenfalls echt sein solle», daS Gewicht von vielen Ceittnern auSmachen. Es ist der Lauf der Welt, daß in solchen Dingen absichtliche und absichtslose Täuschungen mit unterlaufe», aber gerade deshalb sollte man die Identität von Gegen ständen, deren Herkunft nickt nachweisbar ist, nicht als unzweifelhaft hinstcllen. Die Särge, welche in den eghplischen KvnigSgräbern vorgejuuden worden find, reden mtt cheem Inhalt eine Sprache, deren Wabrbcil jeden Zweifel aus schließt, die Tcmpelruinen aus der Griechen unk Römcrzcit tragen die Spuren ihrer Herkunft für Jeden erkennbar an fick, aber so vergängliche Dinge wie Kleider und Holzkrcuzc lassen die Feststellung ihres Ursprungs aus Jahrtausende zurück nickt zu, eS sei den», daß die Umstände, unter welchen etwaige Ucbcrreste auszesunden wurden, ihre Beweiskraft in sich tragen. Wir wollen annebinen, daß der heilige Rock in Trier daS ist, wosür er anSgegcbcn wird, und Leo Xlll. hat diese Frage in seinem Schreiben an den Bischof Korum in bejahendem Sinne entschieden. Es beißt in diesem denkwürdigen Schreiben: „Du bist von der Ucberzcugnnz durchdrungen, daß die Ehre, welche jenen hochheiligen Reliquien erwiesen wird, zur Verherrlichung GoltcS und zugleich zur Förderung des religiösen Sinnes im Volke, sowie zur Läuterung der Serien viel beiträgt. Eö ist fürwahr ein schöner und heilsamer Gedanke, zumal i» unserer, dem christliche» Glauben so cntsremdclcn Zeit, heilige Erinnerungen öffentlich wachzurusen und daS christliche Volk cinzulate», der erhabenen Geheimnisse der incnscl'tichcn Erlösung zu gedenken." Durch diese Worte deS Papstes wird die Echtheit des Heiligen Rockes zum Glaubenssatz erhoben, und cS ist den Bekenner» deS katholischen Glaubens verwehrt, die Echtheit zn bezweifeln, denn cS sollen durch die Ausstellung deS Heiligen Rockes heilige Erinnerungen öffentlich wachgcruscn werde». ES ist noch in frischer Erinnerung, welche ungeheuere Aufregung die Verkündung der Ilnscblbarkcit deS Papstes in der ganzen christlichen Welt erzeugt hat. Der StifiSpropst von Dvllinger in München erhob mit einer Anzahl Münchener Professoren öffentlich Widerspruch gegen diese Veränderung der Grundlagen der katholischen Leber, und bekanntlich ergab sich daraus die Gründung des Alikathv liciSimiS und der Eullurkampf, welcher zwischen der preußischen Regierung und dem Vatikan so lange geführt worden ist. Bischöfe, die sich weigerten, innerhalb der Grenzen ihrer bisherigen Machtvollkommenheit ibr Amt fort Zufuhren, wurden adgesctzt, cö wurden neue Normen aus gestellt für die Anstellungsfähigkcit und für die Vorbildung der Geistlichen, und es wurde dein abgesetzlen Geistlichen das Mcffelcscn und die Spendung der Sakramente bei Strafe untersagt. Wenn zu jener Zeit der Bischof von Trier die Ausstellung deS Heiligen Rockes angeordncl hätte, so wäre ein Sturm von Entrüstung in ganz Deutschland die Folge gewesen. Ganz ander« steht die Sache heute nach dein FriedcnSschluß vom io. Mai 1887, der durch die Einsetzung der katholischen Seminare in ihre früheren Reckte besiegelt wurde. Heute wird die Ausstellung des Heiligen Rockes vom Papste als cin geeignetes Mittet angepricsc», um in unserer dem christlichen Glauben so entfremdeten Zeit heilige Erinnerliiigen öffentlich wachzurusen und daS christliche Volk cinzulaten, der er habcncn Geheimnisse der menschlichen Erlösung zu gedenke» Es wäre unendlich traurig, wenn der »langcliidc Glaube durch Vcra»stallll»gen wie die Ausstellung des Heiligen Rockes gestärlt oder hervorgerufen werden könnte. Tic heiligen Wahrheiten der christlichen Lehre sind hochcrhabcn über solche Acußcrlich leiten. Man möge die Verehrung der Reliquien den gläubigen Gcmülhcrn überlassen, sie mag vielfach Bedürfnis! sein und zur Bestärkung in der Verehrung des allen Ehristen Heiligen beitragen, aber wir hatte» cs für höchst bedenklich, solche rein innerliche und persönliche Angelegenheiten zum Gegen stände ösfcnllicher pomphaster Feierlichkeiten zu machen, die nebenbei auch materielle Zwecke verfolgen, wie die Erhebung von Beiträgen zum Ausbau des Tome» in Trier und zur Unterstützung des Heiligen VatcrS in seiner Notblage. Wir befinden u»S zwar in keinem Notbttaiidc, aber die Verhältnisse liegen in Deutschland heute nicht so günstig, daß sie die Reise großer Massen von meist unbemittelten Leuten nack Trier gestalten, zu welcher durch die Aus stclliiiiz des Heiligen RockeS förmlich die Aufforderung an alle Gläubige» ergangen ist. Nack einer ungefähren chätzung werden zwei Monate lang täglich etwa 30 000 Pilger nach Trier lommcii, um der verheißenen Wohl tbat der Kirche thcilbaslig zu werden, wie Vergebung der Sünden und Besichtigung des Kleides, weiches der Erlöser getragen bat. Wahrhaft ernster und inniger Glaube bedarf solcher Stärkungsmittel nicht, und eS ist vielmehr zu befürchten, daß dadurch einem schädlichen Fanatismus die Wege geebnet und daß eine große Zahl zu Hause schwer ent bchrlichcr Arbeitskräfte ihrer Bestimmung entfremdet werden Ter Papst hält cS auch für geboten, die Trierer Wallfahre, zur Aufrcchlerbaltung von -Ordnung und Gesittung zu er mahnen. Das ist charakteristisch für die Förderung des religiösen Sinnes im Volke »nd für die Läuterung der Seele, welche der Papst von der Ausstellung deS Heiligen Rockes erwartet. Es ist klar, daß die Ansammlung einer großen Zahl von Gläubige» in Trier auü allen Wcltgegentcn auch zu manchen Meinungsverschiedenheiten und Reibereien fuhren wird, zumal die Frage noch ungelöst ist, ob der Heilige Rock in Argcnteuil oder der in Trier de» größten Anspruch auf Echtheit bat. Die Beweggründe, welche die Pilger nach Trier führen, lassen sich schwer con- troliren, aber daß nicht alle aus religiösem Eifer den Weg dahin macken, ist bei der Unvollkommenbeit aller mensch lichen Verhältnisse als sickcr anzunehinc». Tas moralische Ergebniß der Wallfahrt läßt sich schwer seststellen, aber der wirlbschaftlicbe Nachtbcil, der daraus für die katholischen Gegenden erwächst, ist unzweifelhaft. Gerade jetzt, wo die Ernte die Anwesenheit der Landlcute in der Hcimalh so unerläßlich macht. fühle» sich viele derselben durch ihr religiöses Bcdürfniß verpflichtet, den Weg »ach Trier zu unternehme» »nd dort einen Theil ihrer Ersparnisse zu opfern, um nur der Bortheilr für ihr Seelenheil, welche daraus er wachsen, nicht verlustig z» gebe». Wir können deshalb die Ausstellung de» Heiligen Rocke- in Trier nur in jeder Be ziehung beklagen. * u früh von dem Schauplatz seiner Thatcn zurückgclrelen sei, onuie die fortschrittliche Presse nicht Worte genug finden, uiu ihrem Hohn und ihrer Verachtung über diesen lächer lichen Mangel an politischem Verständniß Ausdruck zu geben. Gelang doch schon in den letzten Jahre» der Thäügkeit Bis marck s nickt« mehr, wie die Herren Richter und Genossen der Welt, d. h. natürlich ihren Parteigenossen jubelnd vcr- tilnkete», und war derselbe» Quelle zusolge der Tag de» Rücktritts deS Kanzlers der Anbeginn einer neue», glänzenden Aera aus dem Gebiete der auswärtigen Politik. Leider, nickt nur im Sinne dieser politischen Wellermachcr, hat diese Behauptung den Tbatsachcn gegenüber nicht Stand halten können; die Annäherung Rußlands an Frankreich, wie sic fick demonstrativ in den Kronstädtcr Festtagen offenbarte, ml alle lüiisttichcn Verschleierungen gegenstandslos gemacht. Plan spricht in fortschrittlichen Kreisen nicht gern davon, und cS verdient deshalb um so mehr Beachtung, wenn sich cin Berliner fortschrittliches Lokalblatt, welches stet« in gehässigster Weise La« Wallen des große» Kanzlers zu lritisircu bestrebt war, in seiner Wochenübersicht zu dem wchteldigcn Ein geständnis! gezwungen sicht, daß vor Jahren eine solche un günstige Wendung der politischen Berbältnissc kaum zu er warten gewesen wäre. „Man kann sogar", sagt daS Blatt — ohne den staatsinännischen Eigenschaften deö Gencral- KanzlerS vvn Eaprivi zn nabe zu treten —, „offen cingcsteben, daß diese so demonstrative Verständigung zwischen Republik und Zarcnlhuni wahrscheinlich nickt so offen hcrvorgetrcten wäre, wenn bei unö noch der „eiserne Kanzler" die Zügel der auswärtigen Politik in der Hand gehabt hätte. Denn wie er im iLtandc war, Dank seiner geschichtlichen Ver gangenheit, gleichsam mit seinem Blick die Rcvanckc- heldcn Frankreichs zu bändigen, so war er zugleich auck in den Augen Alexander« lll. der Ritter St. Georg, welcher im Stande war. im Interesse der »louarckiscken Ideen und der Solidarität aller Dynastien, die Umsturzbcstrcbungcn, wie sic sich greifbar in der königslosen Staalssorm verkör perten, wucktig darnieder z» halten. Dieses historische Schwer- zcwicht fehlt seinem Nachfolger, der noch dazu in die üble. )age kam, all die Unsumme von Haß und Groll als Erbe z» übernehmen, welche die Biöniarck sckc Politik der letzten Uahre, seit der Austreibung der russischen Wcrthe vom deutschen Markte, in der Seele der Zarismen Politiker aufgestapclt halte. Kam noch dazu, daß die Erneuerung deS Dreibundes und die „Ebrenmitgliedschasi" Englands in dieser mittel europäischen Frieden« Vergesellschaftung in Petersburg ein Gcsübt der Jsolirung Hervorrufen mußte, so bat man ohne Zweifel die hauptsächlichsten Beweggründe, welche einen Mann von der Natur des russischen Kaisers veranlassen konnten, der Welt daS Schauspiel einer Verbindung der Republik und des KosakcntbilmS zu geben." Wir können uns denken, daß dem Schreiber dieser Zeilen die gemachten Zugeständnisse recht schwer geworden sind und finden eS sehr verständlich, wenn er diesem jchmerzlichcn Gefühl durch allerdings recht lahme Vorbehalte Ausdruck gegeben bat. Es kann uns geuügen, wenn aus solchen Kreise» zugegeben werden muß, daß Dank dem über wältigenden Prestige deS einstigen Kanzler« während seiner AmtSthätigkcit Blanche«, WaS durchaus nicht im Interesse des Deutschen Reiches liegt, vermieden worden wäre. Die Phrase von der „geschichtlichen Vergangenheit" und der Erb schaft von Haß und Groll sind dabei ganz irrelevant. Nicht nur seiner geschichtlichen Vergangenheit verdankt Bismarck die an Furcht grenzende Ehrfurcht, deren er sich im Auölande crsreule, sondern seiner Thatkraft, seinem weitschauenden Blick, Eigenschaften, die er sich eben bi« in sein hohes Alter erhalten hat Daß man ibn >m Auölande nicht geliebt bat, ist selbstverständlich, hat er doch allein »nd ausschließlich für Preuße»-Deutschland gewirkt, WaS oft genug nickt ebne Schädigung fremder Interessen geschehen konnte; aber da« cilirte Blatt zeigt selbst, wie wenig schwer der Nachfolger Bismarck'« an diesem Groll zu tragen bat, indem er aus das Vertrauen hinweist, dessen der „Ritter St. Georg" sich bet der gerade jetzt wichtigsten Persönlichkeit, dem Zaren, ersreute. * AuS Kissingen wird gemeldet: Am 12. d. M. war hier der Dekan Kraussold aus Schweinsurt beim Fürsten Bismarck zu Gaste. Er berichtet darüber im „Schwein- surtcr Tageblatt": Einer Einladung des Fürsten zui» Früh stück um l Ilbr folgend, fand ich mich »in die " bestimmte Stunde auf der oberen Saline ei» und wurde im Salon vom Fürsten begrüßt. Nachdem ich meine Freude über die Wieder kehr nach Bad Kissingen und über ein wirklich vortreffliches Aussehen ausgesprochen hatte, führte er mich ins Nebenzimmer, wo am runden Tisch bereits gedeckt war »nd der Fürst sich in einen Armsessel setzte und der kleinen Tischgesellschaft prä- sidirle. DaS sehr belebte Tischgespräch bei dem bis 3'^ Uhr ausgedehnten Frühstück wendete sich auf die verschiedensten Gegenstände der Vergangenheit und Gegenwart, auf die Eoloni- Leipzig, 20. Angnst. * Der Kaiser war an Bord der „Hohcnzollern" Dienstag Vormittag auf der Höbe der Insel Fehmarn angekommen, woselbst eine größere Flottenbesickligung statlsinden sollte. Soweit bis jetzt bekannt ist, trifft der Kaiser am Freitag Abend wieder in Berlin rin, um am nächsten Morgen die große Herbstparade über da» Garde - EorpS persönlich abzu I nehme» * Wenn in letzter Zeit von Verehrern der Staat Skunst deS Fürsten BiSmarck dem Gedanken Ausdruck gegeben I wurde, daß der größte Staatsmann seiner Zeit doch wohl satioii OstasrikaS, aus kieRuffificirungdcrQstseeprovinzen, wobei der Fürst seine Ansicht dahin aussprach, daß Rußland sich da durch selbst den größten Schaden bereite, da eö seine besten Kräfte für Krieg und Frieden zerstöre; aus die Zeiten vor und nach dem Jahre >866. Da ick ihn erinnerte, wie er, damals sel,r leidend, nach dem böhmischen Feldzüge, bei Ein bringung der JndemiiitätSdill in: preußischen Abgeordneten haus,: die Worte sprach: „Man hat diesem Ministerium viele Vorwürfe gemacht, den Vorwurf der Furchtsamkeit nie", er widerte er lächelnd: „Gewiß nicht, eher das Geacnthcil". I« höchst interessanter Weise erzählte er daun die Vorgänge vor dem Nikolsburger Friedensabschluß, und erging sich in »vabr- bast rührender Weise über die erhabenen Eigenschaften Kaiser Wilhelm'- I, dessen Andenken wir ein volles Glas widmeten. Letzteres geschah i» Gegenwart einer studentischen Deputation. Aus meine Bitte, daß die Tinte doch nicht cingctrocknct sein möge, wie der Fürst cS ausgesprochen halte, sondern daß er seine LcbenSersabruiiaen und Grundsätze dem deutschen Vater- landc schriftlich erhalten möge, antworte er mir: „Ja, aber nickt hei meinen Lebzeiten; da müßte ich doch verschiedene Rücksichten beobachten." * Die „Rb Wests. Ztg " bringt folgendes Telegramm aus Bochum, 17. August: „DaS telegraphisch auch an der Berliner Börse verbreitete Gerücht von dem Abschlüsse deö Ermittelung- Verfahren- gegen Herrn Geheimen Rath Baare »nd der Eröffnung der Vvrliiitersuchllng ist nach einaegangenen sicheren Informationen durchaus unwahr." — Die gegen Ibeilige, au« Essen stammende Mittbeilunz war von dem Hirsch'schen Telegrapbcnbureau verbreitet worden; au« welcher Quelle letztere- geschöpft, vermögen wir nicht sestzustellen. Uebrigeo» glauben w:r nochmals hervorhrben zu sollen, daß wir io der Eröffnung der Voruntersuchung keineswegs einen
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