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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.08.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-08-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189108301
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910830
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910830
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-08
- Tag1891-08-30
- Monat1891-08
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.08.1891
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r. Kilqe M KWr WM md A«Mr Ar. A2,5ml«- dc« 80. AM» W. Das nationale Fest kn Worms. * Seit einer Reihe von Jahren veranstalten die National liberalen im Süd westen deS Reiches, um die Zeit deS Scdangevenktages, ein Volks thümlich es Fest, welches, obschon von einer einzelnen Partei angeregt, deswegen doch bei Weitem kein eigentliches Parteiscst sein will und tbat- sächlich auch nicht ist. Es gilt der Erinnerung an Groß- lhaten, die von der ganzen Nation verrichtet worden, an denen jeder ehrliche Deutsche Anthcil hat. Wem diese Er innerung hehr und heilig, der bat auch die Legitimation, zu dem Feste zu erscheinen. Der Gedanke der Parteiung liegt also der nationalen Veranstaltung serne. Die herrlichen Früchte der deutschen Erhebung aus den Banden des Kleingeistes sind Gemeingut der Nation; auch daS Anrecht und die Pflicht ist ihr gemeinsam, freudig an die glorreiche Beendigung der staatlichen Zerklüftung, an die Aufrichtung deö Alle einigenden Deutschen Reiches zu denken, und nur diesem Gebächtniß sind dir jährlich um die Wende des August wieberkehrenbeu Feste im Südwesten gewidmet. Die Feierlichkeit wird diesmal in WormS veranstaltet — an einem Orte, dessen Geschichte und Denkmäler nicht nur daS Können zusammcngesasstcr deutscher Kraft, sondern auch daS Elend politischer Zerfahrenheit und nationaler Charakter losigkeit dem lebenden Geschleckte vor Augen führen Hier ist eS, wo die Sage den Recken Siegfried crstcbcn läßt, wohin Karl der Große das denkwürdige Maifeld einberuft, um den Krieg der Franken gegen die heidniscken Sachsen beschließen zu lassen, Wo der Gegensatz zwischen Kaisergewalt und Theilsürstenthum, wie zwischen Rom und Wittenberg ans den Reichstagen der früheren Jahrhunderte aufeinanderflößt, wohin namentlich auch die Verwüstung-- und Eroberungszüge der westlichen Nachbarn gerichtet sind. Nirgends besser als in jenen Landschaften am mittleren Rbeinstrom läßt sich daS Heil ermessen, welches dem Vaterlande im Jahre 1870 aus dem einträchtigen opser- mulhigen Zusammenstehen von Fürsten und Volk, ohne Unter schied deS Standes und der Eonsession, erwachsen ist. Ter hohen Freude über die unvergleichlichen Siege der deutschen Heere ist stets die höhere Freude bcigesellt, daß wir, indem wir uns dem Kaiser und das Reick, damit auch den sicheren Hort erkämpft haben, der daS Vaterland schirmt gegen fremden Uebermuth und — der die einzelnen Theile kräftig genug verbindet, um der Zersplitterung und Schwächung von innen heraus eine unüberwindliche Schranke ent- gegenzusctzen. Solcher Freude ist niemals der Ernst deS männlichen Entschlusses fern geblieben, daS Errungene mit grenzenloser Treue und Opferwilligkeit sestzukalten, und diese Saite bat schon bei allen vorauSgegangcncn Festen, am Niederwald-Denkmal, auf der Ludwigshöhe, auf Lein Aucrbacher und dem Heidelberger Schloß, einen reinen, festen Klang gegeben. In diesem Jahre mag sic wohl dem Gedächtnißseste das besondere Gepräge verleiben. Hierzu muß vor Allem beitragen der Verlust des unver gleichlichen Feldberrn, der unseren Heeren die Siegeslaufbabn gewiesen, der im Kriege wie im Frieden der Stolz des deutschen Volkes gewesen ist. Nur einer von den geschichtlichen Helden ist unS fetzt noch erhalten, die die große Zeit ungebahnt und die Entwickelung zur Einbeit entscheidend bestimmt haben: Fürst Bismarck, dem die Dankbarkeit und Verehrung der Nation auch in die Zurückgezogenheit deS Sachsenwaldes gefolgt ist. Be, dem Heilrus, der ihm auch in WormS ersckallen soll, mag die festliche Gemeinschaft deutscher Männer der jüngsten Mahnung desselben Altreichskanzlers eingedenk sein, daß unsere Kraft — eine Kraft, die selbst „den Teufel aus der Hölle jagen kann" — nur in unserer Einigkeit beruht, und mag daS Gelobuiß erneuern, diese ihre Kraft sorglich zu hüten und allzeit zu entwickeln. Die Zeiten sind ganz danach angctban, daß ein solche- Zeugniß ungemindcrten Krastbewußtseins nütz lich erßcheint. Die Nothwendigkeit, die uns von mehr als einer Seite mißgönnte nationale Selbstständigkeit nochmals verthcidigen zu müssen, kann plötzlich herantreten durch Umstände, die unserem Einfluß sich entziehen. ESwäre frivol, daS Zusammen treffen solcher Umstände für einen bestimmten Zeitpunct, für ein bestimmtes Jahr Vorhersagen zu wollen. Ebenio frivol wäre eS aber auch, aus der Geschichte der letzten Wochen nicht die verstärkte Ucberzeugung zu entnehmen, daß eS derartige unberechenbare, für den Einfluß unseres FricdenSbedürsnisses unzugängliche Umstände — Persönlichkeiten und Volks dcwcgungcn — giebt, und daß sie an Bedeutung ganz gewiß nickt verloren haben. Noch dürfen wir mit unserem Kaiser der Hoffnung leben, daß man au keiner Stelle gesonnen ist, die ungeheure Ver antwortung eines FriedenSdruches auf sich zu laden. Möge diese Zuversicht nicht täuschen, möge eS Denen, die unseren heißersehnten, hart erkämpften deutschen Nationalstaat nur als eine weltgeschichtliche Episode anschen, niemals gelingen, da- Ohr der Machthaber zu erlangen. In einer Beziehung kann ihnen von WormS eine äußerst nützliche Belehrung zu Theil werden. Sie haben in vereinzelten, ebenso überspannten, als leidenschaftlichen Aeußerungen deS vulgärsten ParticulariS- muS ein Symptom der allen Zwietracht unter den deutschen Stämmen begrüßt. Diesen Jrrthum mögen sie nur drangebcn. Es ist rin deutsches, kein Parteiscst, daS in Worms gefeiert wird eS ist der Deutsche, Bürger und Bauer, Hoch und Niedrig, dessen beste Ucberzeugung dort zu gemeinsamem Ausdruck kommt, und zwar ist eS der Süden, wo diese- Einheit» gefühl bezeugt wird, jetzt gewiß so entschieden und begeistert, wir bei früheren Gelegenheiten. Da- mag doch Wohl der Wertschätzung jener, an sich schon untergeordneten Er scheinungen innerhalb deS Reiches, ein Ziel setzen. Wer in der Fremde mit dem Gedanken sich trägt, uns den Frieden zu stören, mag auch mit der Thatsache rechnen, daß der deutsche Sinn und der deutsche Arm sich die Kraft bewahrt haben, heute und in aller Zukunft gegen Jedermann zu be- haupten, waS vor 20 Jahren errungen worden. Kaiser und Reich bleiben unverrückbarer Mittelpunkt der deutschen Volksgenossen in Nord und Süd, vom Fels zum Meer. Die- auss Neue zu bekräftigen, ist die erhöhte Bedeutung der diesjährigen Feier zu WormS. Lolonialpolitisches. * Berlin, 28. August. Tie Bestrebungen der Expedition Borchert nach dem Bictoriasee finden in allen Kressen Deutsch, lands das wärmste Interesse, und dieses wird auch durch thaikraflige Unterstützung bekundet. So haben die rheinischen Jndusiriekresse Herrn Barchen große Posten von Tanschwaaren zur Verfügung »stellt. sächsische Eisenindustrielle werden Herrn Borchert eine» Iheil der zur Anlage der Schifisbauwerft nolhigen Handwerkszeuge und Instrumente liefern. Geheimrath Projeyor l)r. Nenmayr, Director der Seewarte in Hamburg, welcher seit Jahren säst alle größeren wissenschaftlichen Expeditionen init ausrüste» half, hat auch dieses Mal freundlichst sich bereit gesunden, die Borchert'iche Expedition nach der wissenschaftlichen Seile hin ausrüsten zu Helsen, und wird sich Gras Schweinitz, Lssicier in der Borcherr'jchen Expe- dilion, wie schon gemeldet, zwecks Studiums und Information für den Monat September nach Hamburg auf die Seewarle begeben. Lachse». Vs. Leipzig, 29. August. Unser Leipziger Künstler- Verein plant, wie schon wiederholt in diesem Blatte erwähnt wurde, eine Sammel Ausstellung von Arbeiten seiner Mitglieder. Die Angelegenheit hat nunmehr greifbare Gestalt gewonnen. Es haben sich über vierzig Mitglieder deS Vereins bereit erklärt, die Ausstellung zu beschicken, und es soll dieselbe voraussichtlich im bevorstehenden Januar stattsinden. Der Wunsch, Räume unseres MuseumS für diese KünstlervercinS- AuSstellung benutzen zu dürfen, hat sich als unausführbar erwiesen, dagegen sind durch daS freundliche Entgegenkommen deS Directors unserer Kunstakademie, deS Herrn Geheimen -kwsrath Professor l)r. Nie per, ganz vorzüglich geeignete Räume im Akadeiuiezebäude für die Zwecke dieser Ausstellung zur Verfügung gestellt. — Ein begnadeter Jnterpreteur der Fritz Reuter'schen Muse, Herr Director Carl Karutz, früher Oberrcgisscur am Victoria-Theater und am Hostbealcr in Schwerin, wird alle Freunde Fritz Neuter'S heute und Montag im „Eldorado" um sich versammeln, um ihnen die köstlichsten Perlen auS deS Dichters Schöpfungen zu bieten. Herrn Director Karutz gebt für seine Vorträge der günstigste Ruf voraus, so daß wir seine Veranstaltungen warm empfehlen können. Hl Im Kaiserpanorama (Grimmaische Straße 24, I.) gelangt in dieser Woche eine neue Abtbeilung von Ansichten zur Ausstellung, und zwar in erster Linie von Triest und allen Sehenswürdigkeiten, welcke diese Stadt bietet, ferner Momentscenen von der Molo San Carlo, vom Haupt- und Marktplatz dieser Stadt, von der Molo Giuscpiuo, dem Hafen und so fort. Nickt weniger lohnend zu besichtigen sind die berühmten Schlösser Miramar und Duino, sowie die herrlich gelegenen Städte Capodistria, Parento und andere Sehens würdigkeiten. So bleibt die Verwaltung deS Kaiserpanoramas stets bemüht, Neues zu schaffen. Gegenwärtig gehen den zahlreichen in Leipzig bestehenden Vereinen Einladungen zum Abonnement zu, welch letzteres eine ganz erhebliche Verminde rung LeS Eintrittspreises gewährleistet. k. Roßwein, 28 August. In der am Montag statt- gesundenen Sitzung deS diesigen GewerbevercinS kam u. A. die schon im Ausschuß besprochene Frage zur Er örterung, ob von Seiten des GewerbevereinS Schritte in der Getrcidevertheuerungs-Aiiaelegenheit zu lhun wären. Der Ausschuß batte beschlossen, den Landlagsabgc- ordneten und Kmndcistammcrsecrelair Rechtsanwalt Klrb ach in Plauen i. V. um sein Gutachten zu ersuchen, ob eine An regung deS hiesigen GewerbevereinS bei dem Landesverband sächsischer Gewerbevereine, derselbe möge ein Gesuch an unsere so landesväterliche königl. sächs. Staatsrcgierung richten, daß sie beim BundeSrath auf zeitweilige Aushebung der Getreide zölle binwirken wolle, die Zuständigkeit der Gewerbevereine überschreiten würde. Die Antwort Kirbach'S sprach auS, daß nach seiner Ansicht „die Gewerbevcrcine als Vertreter der Interessen deS Gewerbe- und insbesondere des Kleingewerbes ein sehr erhebliche- unmittelbares Inter esse an der Frage der Getrcidezölle baden und deshalb auch zur Erörterung und Geltcndmachunfl desselben be rechtigt sind, ohne sich einer Ucberschreitung ihrer Zuständig kcit schuldig zu machen, eine Berechtigung, die in Lagen, wie die gegenwärtige, zur Pflicht werden kann." In der Verhandlung über diesen Gegenstand wurde zwar dcrvor- geboben, daß man der Landwirthschaft durchaus nicht gute Einnahmen mißgönne, aber daß man eS doch im Interesse deS leidenden Kleingewerbestandes geboten halte, einen Vcr such zu machen, aus eine zeitweilige Aufhebung der Getreide zölle hinzuwirken. Es wurde demgemäß die Jndruckleaung eines dahingehenden Antrages an de» Vorort des Gau verbandes niedererzgebirgischer Gewerbcvereinc, den BundeS- vercin -zu Waldbcim, beschlossen und die Verbreitung dieses Antrages an sämmtliche Vereine deS Landesverbands. — Ein wohlhabender Gutsbesitzer in der Gegend von Colditz erhielt, wie die „Nachrichten für Grimma" mit- tbeilcn, bei der letzten Einquartierung 8 Mann. Dieselben hatten am Sonnabend Rasttag und halsen an diesem und dem nächsten Tage in der Ernte mit. Da viele unter ihnen landwirthschaftliche Arbeiter gewesen und ihre Kräfte außer ordentlich anstrcngten, brachten sie am ersten Tage ll und am zweiten Tage 18 Fuder Weizen und 2 Fuder Erbsen unter Dach und Fach. Hatten sie auf Anerkennung in irgend einer Weise gerechnet, so bestand diese nur in Worten des Bedauerns von Seiten deS splendiden WirtheS, „eS sei schade, daß sie schon wieder fort müßten". Einer der bctheiligten Vaterlandsverthcidiger gab am Sonntag einen zarten Wink durch die Frage, WaS der Wirth im Dorfe für Bier habe. Daraus zeichnete aber der Gastsreund auch nicht, sondern beschrankte sich auf die gefällige Belehrung, daß Bayerisch. Lager und auch Böhmisch zu haben sei. Damit wußten wenigstens die Kameraden, mit wa» für Bier sie für ihr eigenes Geld den Scheunenstaub hinunterschlucken konnten. Ckemnitz, 28. August. Eine in den Einzelheiten geradezu erschütternde Tragödie hat sich in dem unweit unserer Stadt gelegenen Dorfe M. zugetragen. Eia angesehener in den besten Verhältnissen lebender Gutsbesitzer war Montag Abend mit seiner 29 jährigen lebenslustigen Gemahlin von einem kleinen Ausfluge zurückgekehrt. Als er über den Hof ging, um in der Scheune nach den Ausführungen seiner dies bezüglichen Anordnungen zu seben, vernahm er aus dem ersten Stock seines Wohnhauses einen Schuß. Erschrocken wandte er sich um und stürmte die Treppe hinauf nach dem Abort, wo der Schuß unzweifelhaft abgcseuert worden war. Da dieser Raum von innen verschlossen war, so rüttelte er mit aller Gewalt an der Tbllr und rief de» Namen seiner Frau. Statt aller Antwort fiel im Innern des Aborts ein zweiter Schuß, worauf der zum Tod Erschrockene »ach einem Beil in die Küche eilte, um die Tbiir aufzusprengen. Als er mit einem Beil ankam, bot sich ihm ein gräßlicher Anblick. An dem Treppengeländer hielt sich krampfkasl, blutüberströmt eine junge Gemahlin fest. Sie hatte ih» offenbar dort er wartet. Wortlos fiel daS unglückliche Weib ihrem Gatten um den HalS, küßte ihn und stürzte dann mit einem herz zerreißenden Aufschrei zu Boden. Ebe der sofort zur Hilfe gerufene Arzt ciulraf, war die unglückliche Frau verschieden. Sie lebte in glücklichster Ebe und war Mutter mehrerer Kinder, an denen sie niit großer Zärtlichkeit hing, darum kann bloS Schwermuth die Bedauernswertbe in den Tod ge trieben haben. (Dresdner Nachrichten.) Thurm, 27. August. Heute wurde für die hiesige seckS- classige Volksschule von den 9 Gesuckstellern, von denen drei zur üblichen engeren Wahl vorgeschlagen waren, Lehrer Pätzold, an der 22. BezirkSschule in Dresden, mit großer Stimmenmehrheit als Director gewählt. Wittgensdorf, 28. August. Tie königliche Brand- vcrsicherungSkammer in Dresden bat den Schlossermeister GuslavFriyschinz hier für seine energische und erfolgreiche Thäligkeit beim Löschen deS am 80. Juni Nachmittags in dem Wohngebäude des Privatmanns Karl Trauzott Wolf entstandenen Feuers eine außerordentliche Geld- bclohnung aus den Mitteln der königlichen LandeSbrand- versicherungSanstalt bewilligt. Zwickau, 28. August. Die hier seit 8 Jahren unter der Leitung des Obermeisters Kynast bestehende Schneider- Fachschule wurde vom Ministerium des Innern zu einer Gewerbeschule erhoben. v. Freiberg, 28. August. Vor einigen Tagen gelang zwei jungen Leuten, Emil Eiselt aus SpitzkunnerSdors bei Zittau und Wilhelm Wendler aus Sobland a. d. Spree, daS Wagstück, die Rlesenesse bei HalSbrückc von außen zu erklettern. Hoffentlich werden Vorkehrungen gegen Wieder holung dieses .Kunststücks getroffen, das nicht immer so glücklich ablaujen dürste. — DaS ein Jahr alte Kind einer in der Nachbarstadt Brand wohnenden Familie gcricth gestern in einem unbewachten Augenblicke an einen Tisch, auf dem ein Spirituskocher stand. Der letztere siel mit dem heißen Wasser um, welches daS Kind arg verbrühte. Da auch der brennende Spiritus sich über das Kind ergoß und demselben Brandwunden zufügte, wird an dem Auskommen des Kleineu gczweifelt. L AuS dem Erzgebirge, 28. August. Auf dem 804 m hoben basaltischen Scheibenberge hat die Stadtgemeindc Scheibenberg einen AuSsichtsthurm errichten lassen, der am Nachmittage deS Sedantaae« geweiht werden und mit allerhöchster Genehmigung den Namen „Königin Carola- Tburm" erkalten soll. Der 26 m Hobe Thurm, der eine prächtige Aussicht gewährt, ist auS Basalt erbaut worden; die Plattform wird durch ein Holzdach und eine GlaSver- schalung geschützt; die Treppen sind mit Ausnahme der obersten eisernen) von Holz. Die Bauart deS ThurmeS ist eine ,chöne und gediegene, überhaupt verdienen alle Anlagen auf dem Scheibcnberge volle Anerkennung. Der Weibescicr, bei welcher Herr Bürgermeister Kegler die BegrüßungS ansprachc und Herr Pfarrer Prctzsch die Weiherete Halle» werde», geht ein Festzug voran; Concert und am Abcud Ball im Schießhause schließen sich an dieselbe an. I. Aue, 28. August. Die hiesige Stadtvertrctung hat ein stimmig beschlossen, einen Stadtbaumcister anzuslellen. Der AnfangSgebalt desselben soll 2100 ^ betragen. — Der Be- zirkSobstbauverein zu Schwarzenberg veranstaltet in diesem Jahre eine OdstauSstellung, mit welcher ein mehrere Tage dauernder Lehrgang in der Obstverwertbung, welcher vom Sccretair deS LandeSobstbauvercinS, Herr» Garteninspcetor Lämmerhirt auS Dresden, geleitet wird, verbunden wird. — In Schneeberg brannte beute Vor mittag daS im Stadttheile Ziegensch'.eppc stehende Wohn- Haus des Fabrikarbeiters Ebert gänzlich nieder. Dresden, 28. August. DaS Ausscheiden des Oberbof- marschallS Freiherrn von Könneriy aus königlichen Diensten erfolgt, nach einer Mittheilung deS „Dresdner Anzeigers", erst am l. November, an welchem Tage auch der königl. sächsische Kammerhcrr Gras Vitzthum von Eckstädt auf Lichten- Walde daS ihm übertragene Amt antritt. Gemalde-Äusstellung der Kunsthandlung von Äug. Weger jun. Unter den Neuheiten der Kunsthandlung von Aua. Wegersun. (Stecknerdurchgang, Thomasktrchhos) begegnet man wieder manchem recht BemerkenSwerthen. Vor Allem sind zu erwädnen zwei gute ältere Sachen, Gegenstücke, nämlich ein Paar Stillleben von der Hand deS. mau kann wohl sagen berühmten, Willem »laasz Heda (1594 — 1678). Sein« Stillleben, die sich meist um einen silbernen oder krystallenen Becher gruppircn und auS allerhand Fischen, Hummern, Cttronen und anderen Früchten und wohl auch Blumen bestehen, sind durch ihre prächtige, kunstvolle Swfibehandlung und den geschmackvollen Farbenautbau ebenso bekannt, wie sie selten sind. Darum ist es immer von großem Reize, wenn man ein Paar guten Heda s begegnet, wte dies jetzt hier in der Weger'schen Ausstellung Ler .rall tst, Neben diesen beiden ziemlich großen Heda S fallt der Blick auf ein hübsche« Oelgemäld» von Hans von Loofchen in Berlin. Pferde tm Stall", »in Rapp» und ein Schimmel, die sich beide hier tm Dolos Lr mento die Zeit vertreiben. Nicht nur die beiden Thiere, auch der Jnnenraum ist malerisch vorzüglich be handelt. Ein Hauptanziehungspunct der Weger'schen Ausstellung ist aber wohl ein nicht zu kleines Lelgemälde von TreSler in Berlin, mit einem Blick über den Brienzer See, einen der Juwelen der Schweizerischen Seen. Das durchleuchtete Wasser des Seespiegels, die jenjcilige Hochgebirgssernsicht, die über daS Ganze ausgegosscne Stimmung, Alle« ist vorzüglich behandelt. Herausgehoben aus den übrigen Sache» sei noch ein recht interessantes Aquarcllblatt von H. Gras in Nürnberg, ein in voller Freilicht- beleuchtung gemalter männlicher Sludienkops von wirklicher, präch tiger Durchseelung. Uebrigens begegnet man auch wieder mehreren von August Wegerzun. selbst in verschiedenen Darsiellungsweisen mildem ihm eigenen Geschick »ach gulcn Photographien lebensgroßen Bildnissen, so einem in Ocl ausgesührtcn Herrenporlrait, einem Damenportrait in Pastell und einein anderen Hecrenpvrtrait in Kreide. Ver schiedene andere noch dazu kommende Kunstblätter, wie Neuheiten in Albums, Oleographien, Stichen, Emailbilderu, Aquarellen, Photogravüreu u. f. w., machen di« Ausstellung zu einer recht reichhaltigen. Adolf WeiSke. Zoologischer Garten. Mr. Harry Lockhart'S sechs drcfsirte Elephanten. * Wenn sich Jack, der große Elepbant, vergnügt die Füße mit Kreide einreibt, um daraus mit den Vorderbeinen die Walzen über das Podium zu rollen oder um gar auf allen Vieren auf dem Holzcylindcr rasch vorwärts zu stram peln, dann wirb erst die Dressur klar, die Mr. Harry Lockhart seinen gelehrigen Zöglingen bcigebracht bat. Sie steigert sich aber inö Unglaubliche, wenn die riesigen Thiere Pyramiden und Brücken bilden, wenn einer der Kolosse das Pickestal besteigt, wenn sich recht- unk links von ihm die Dickhäuter auseinander stellen, große Bogen bildend, unter denen wieder je ein anderer der Rüssellräger steht. Mil lautem Trompeten wird diese Production begleitet. Kurz vorher stellt die ganze Gesellschaft auf dem Kopf, wobei Nelly, der kleine Komiker mit der Halskrause, sich munter aus eineni beweglichen Untersabdreht. Jack schaukelt wunderbar,er wechselt dabei sogar mit den Vorderbeinen. Noch drolliger wird das Schauspiel, sobald Jenny das schwankende Brett betritt und beGe Elephanten nun da- Gleichgewicht aus der Wippe herzuslellen suchen, was ihnen auch nach vorherigem kräftigen Auf- und Abschwanken glücklich gelingt. Und nun folgt Nummer auf Nummer in rascher Folge. Die Elephanten pariren aufs Wort. Kein Exercitium geht verloren, wir am Schnürchen wickelt sich das Programm ab, sei eS, daß die Elephanten sitzen oder sich mit den Vorderbeinen in die Luft erheben, sei eS, daß sie galoppiren, wie Schulpfcrde in der Manöge oder daß vollends einer von ihnen, der kleine Nelly, sich nach den Weisen deS „DonauwalzerS" im Kreise dreht. Mr. Lockbart bat überall, wo er war, soviel Ehren ein- gebeimst, daß eS nickt Wunder nimmt, wenn ihm auch hier der redlich verdiente Beifall in reichstem Maße zu Theil wird. Herrn Ernst Pinkert aber muß Leipzigs Bevölkerung dankbar sein für ein Schaustück, da« zu den allerfelteustea seiner Art gezählt werden darf. Literatur. W. Hriinburg'S gesammelte Romane und Novellen wekdea in der neuen illuslrirten Ausgabe (Leipzig, Ernst Keil'- Nach folger) gewiß die Iaht der Freunde die>er Schriftstellerin bedeutend vermehren. Bo» dieier Ausgabe liegen jetzt die Lieferungen 14 bi- >8 vor, welche die Erzählung „Kloster Wendhufen" enthalten, aber noch nicht zuin Abschluß bringen. Die Statten, wo die Handlung spielt, da« Kloster, die Villa, das Forsthaus sind in der anheimelnden Weise geschildert, welche zu W. Heimburg's Vorzügen gehört. Die Mädchenköpfe, die Heldin, welche die Geschichte selbst erzählt, und die liebenswürdige Charlotte, weiche das Unglück hat, daß ihr Bräutigam ihren Bruder im Duell erschießt, sind sehr anmuthend, und die beiden älteren Damen, deren Feindschaft durch eine dunste, sich im Laufe der Erzählung immer mehr ausklärend» Vergangenheit begründet wird, in scharfe» Contrast gestellt« Lharaklrrköpse. Spannend ist diese Erzählung jedenfalls und wird auch ihr« Wirkung auf daS Gemüth der Leser und Leserinnen nicht versehle». — Das neue Buch der Natur. Von A. v. Schweiger-Lercheil- feld. (Mit circa 400 Illustrationen, darunter zahlreichen Vollbildern.) Wien, Pest und Leipzig. A. Hartleben's Verlag. — Jo den vorliegenden neuen Lieierungen (6—10) diese- verdienstlichen und anziehenden naturwissenichasilichen Werkes sind der Pflanzen-Bnatomie und Pstanzen-Physiologie eingehende, sehr lichtvolle und durch die Art der Darstellung sehr ansprechende Abschnitte gewidmet. Wer da weiß, wie schwer es ist, die ziemlich verwickelten Verhältnisse von all jenen Erscheinungen, die im Pslanzenlcben zum Ausdrucke kommen, dem nickt sachmännisch gebildeten Natursreunde verständlich zu machen, wird überrascht durch die Art des Vortrages, den der snlaewandte Verfasser anfchlägt. Die elementaren LkbeuSäußerungen der Pflanzen, ihr anatomischer Bau, Ernährung und Wachsthum, Bewegungs- erscheinuiigen, die Anpassung der Pflanzen an ihre LebenSbedingungen, die Fortpflanzung und Vermehrung der Pflanzen — die- sind in kürze die wichtigen und hochinteressanten Themen, deren wissenschaft liche Bedeutung gewiß nicht darunter leidet, daß es der Verfass« vorzüglich verstanden hat, sie dem Laieu mundgerecht z« »ach«». Merrgold von Fritz Bode (Han- Elben). Arolse», A. Speyer'sche Buchhandlung. — Eia unleugbarer Wid«streit besteht in diesem Werke zwischen Entwurf und Ausführung. Die hier dargestellten Figuren sind die sturm- und wettererprobten Fischer einer meerumrauschlen Insel »nd ihr Sprechen und Fühlen dringt der Verfasser in Hhperidealer Weise zum Ausdruck. Ls dürste dies nicht ganz de», heutigen Geschmack entsprechen, wer aber daran Be hagen empfindet, der wird auch entzückt sein über den thatsächlich poetischen Schwung der Sprach« und dir phantastevollen Statur- schilderungen. H-«. » * « Nainäntschc Nevue. Polltisch-literarisch« Monatsschrift. Heraus geber: Dr. St. N Ciurcu, verantwortlicher Redakteur: vr. Titus Tominc. VII. Jahrgang, Vll. und VIII. Heft. Di« RomLnische Revue erscheint zu Mitte eioeS jeden Monats. (Wien. Selbstverlag de- Herausgebers.) Wir zeigen hiermit an, daß der diesjährige d zurückgesetztev Sapissene-Waaren Montag, de« 31. Angnst, in unseeein Detail < Geschäft, Markt ZV, Uaushalle, l Etage beginnt. Lachs. Wossgarnsavrik vorm. L «nügsi-.
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