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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.09.1891
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-09-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18910901023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891090102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891090102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-09
- Tag1891-09-01
- Monat1891-09
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Mir Dl« eothe» Fahne», Draperie», Vltnne», Schleis«», Derorationen spielte» eine gewaltige Roll«, aber sie vermochte» keioe besondere Ausmerkjamleil zu errege», weil di« Polizei sich nicht um sie kümmerte und sich von den Feiernden ziemlich fern hielt. Am Montag Abend sollte in der Brauerei FriedrichShain Max Schipprl über Lussalle sprechen. * Gelegentlich deS Streik» ia Fourmie» schreibt die Pariser „Estaseite" Folgende», da» genau unsere» Verhältnissen entspricht: „Der traurige Veld Culine hat Nacheiserrr gesunden. Seit einiger Zeit durchslreisen Wanderapostel de» revolutionären SocialiSmnS die Gegend von Fourmie» und suche» überall die s zu werden. Meinungsverschiedenheiten von Arbeitgebern und Arbeitern zu vcr- bittern. Vor der unheilvollen Dazivischenkunst Euline's erfreute sich diese Gegend der tiefste» Ruhe, die Beziehungen zwischen Arbeitern and Fabrikbesitzer» waren ausgezeichnet, rin Erzeugnis des Vertrauen» und der Philanthropie. Die Agitatoren haben da» anders gemacht, sie haben Arbeiter «Syndikate gegründet, nicht als eine Vertheidiguugswasse in den Händen der Bethel« ligten, sonder» als ein Kriegswerkzcug gegen die Arbeit geber. Als einer der Letzteren einen Arbeiter entlieh, der sich zu verschiedenen Malen durch seine Grobheit hervorgetha» hatte, wollte man ihn zwingen, den Gemahregeltcn wieder auszunehmen. Er weigerte sich energisch, der Streik brach in den Werkstätten aus und die andern Arbeitgeber machten gemeinsame Sache mit ihm, weil sie erachteten, der Augenblick sei gekommen, die Wider« spänstigen, die überall Zwietracht säen, auszustohen. Zu diesem Zwecke stellten sie die Arbeit ganz ein, in der Absicht, die Fabriken wieder zu öffnen, wenn die Störenfriede, etwa fünf Procent der Arbeiterichast, drauhen wären. Die Bürger-Abgeordneten Thivrier und Baudin waren empört über einen wiche» Beschluß. Sie be gaben sich nach Fourmies, um die Arbeiter zur engsten Soli darität zu ermahnen, und überhäuften die Arbeitgeber, welche das Gesetz über die Arbeiter-Syndikate verletzen, mit Schmähungen. Diese Anschuldigung ist geradezu blödsinnig: toenn das Gesetz den Arbeitern das Coalitionsrecht gestattet, so darf es die Arbeitgeber nicht des gleichea Rechts berauben. Diese vertheidigen sich blvs, sie antworten, wie es in ihrer Macht steht, aus eine widergesetzliche Forderung und vergelten Gleiches mit Gleichem. Es gelallt de» Herren Thivrier und Vaudin, Oel ins Feuer zu gieße», die Arbeiter zu den äußersten Entschließungen zu dränge», statt sie die Stimme der Vernunft hören zu lassen. Wir wissen leider schon lange, welche verhängnißvolle Nolle die Wanderprediger des revolutionären Socia- lismuS bei allen Gelegenheiten spielen. Di« Arbeiter haben noch nicht einseh«» gelernt, daß ihre Lage Lurch deren verwersliche Rat schläge überall verschlechtert worden ist. Werden sie endlich die Augen dieser Erteuntniß ösjne», wen» die Arbeitgeber ihre Fabriken unbarmherzig schließen oder fremde Arbeiter hcrbeirufcn?" Der gestrige» versammlaug wohnten ungefähr 2000 Arbeiter bet. I Es wurden viele Reden, besonder» gegen die Stückarbeit, geholten. Di« Polizei ließ den Rednern vollständige Redefreiheit. ES wurde beschlossen, wenn binnen drei Tagen kein Einvernehmen erzielt werde, di« Bäcker und die Arbeiter an der elektrischen Beleuchtung einzulade», die Arbeit einzustellen, damit die Stadt ohne Brod! und Licht bleibe. Tie Agitation wegen der Arbeitseinstellung be« ginnt heute. Mailand, 31. August. Die Arbeiter von sechs anderen! metallurgischen Etablissements schlossen sich den Streikenden der „Elvetica" au. Ter Streik der Mechaniker scheint ein allgemeiner Sport. Herbst-Rennen z» Leipzig an« 2U. und 27. September. Die Nennungen für da» Leipziger Herbst-Meeting! sind sehr gut ausgefallen, wohl eine Folge der große» Be liebtheit, welcher sich der hiesige Platz in allen Sportkrciscn! erfreut. 34 Unterschriften wurden für den Preis der! Stadt Leipzig abgegeben und für daö Diana-Iagd- renncn wurde» gar 4l Pferde genannt. Ferner erhielten! Grassi-Handicap24 Unterschriften,Tribüiien-Rciluen ! 2« Unterschriften, Zohannapark-Handicap 23 Unter schriften. * Baden-Baden, 30. August. Heute ist die große Handicap« Steeple-Ehase gelaufen (Union-Llubpreis IO00O .St, Distanz 6000 in). Die Favoriten unterläge», und der ausgesprochenste Außenseiter, die br. St. „Chäteau Lansac", 4j. (620, üg) gewann. Das Pferd halte i» Frankreich sehr hcsricdigcude Leistungen gezeigt, in Teutichland aber bis jetzt schlecht abgejchnitte». „Chateau Lansac" gehört dem Rittmcistcr Suermondt. — Bedauerlich bleibt eS, Laß auch diesmal der Badener Jubiläum Spreis wieder in das Ausland wandcrte. Das französische Pserd „Le Capricorne" gewann das Neunen zum Schluß sehr sicher mit '/, Längen gegen .Zenobia", Herrn May gehörig. Ein Graditzer Pferd »ahm an dem Rennen nicht Theil; „Peter", der doch bester als „Zcnobia" ist, hätte, falls er gesund am Pfosten erschienen wäre, „Le Capricorne" abserligen können. Bis jetzt ist der Jubiläumspreis in Baden erst einmal von einen, deutsche» Pserd gewonnen worden, 18nial dagegen waren die Franzosen siegreich, achtmal die Lester- reicher, dreimal die Engländer, die freilich in der letzten Zeit dem Rennen fern geblieben find. nannten Tage» von einer Deputation de» Vorstandes durch Ucker« reichung eines Andenkens in der Form eines Ringes geehrt worden). Der Vorsitzende brachte ihnen ei» Hoch aus, mit dem Wunsche, daß sie auch in Zukunft in gleicher Weis« für das Wohl der Jugend wirke» möchten. Zum Schlüsse gedachte Redner noch des nationale» Gedenktages, zu dessen Feier sich in diese» Tagen ganz Dentschland rüste, und mahnte besonders die Jugend, sich a»zu ,chließc» a» das Vater land und es fest zu halte» mit ganzem Herzen. Dem solgtc der ge- nikinjchasllichc Gesang: „Dentschland, Deutschland über Alles".—Doch noch säumte man init der Heimkehr, trat man doch aller Lrten Vorbereitung zum Abbrenncn eines großen Feuerwerks, und als die Dunkelheit völlig zur Herrschaft gelangt war, Hot uns Herr Mann durch seine Vorführungen eine» glänzenden Beweis seiner pyro technischen Leistungssähigkcit. Daneben leuchtete» die Gärte» von ungezählter Me»ge von Bnuliaterne» und Lampions in alle» Forme» und Farben und gcw.ibrieu einen secnhaslen Anblick. So bot das Fest in allen seinen Theileu eine» herrlichen Verlauf. ZU den Landtagswahlen. * Leipzig, 1. September. Die Ergänzung-Wahlen zur Zweiten Kammer deS sächsischen Landtages sind, wie wir bereit- in der Morgen-Nummer kurz »littheilcu konnten, auf Dienstag, den 13. October, anberaumt worden. Die darauf bezügliche Verordnung des königl. Ministerium des Innern lautet: Zufolge 8- N5 der VersassungSurkunde vom 4. September 183l in Verbindung mit Punct HI des zu Abänderung derselbe» erlassenen Gesetzes vom 3. Tccember 1866 sind im lausenden Jahre die Stände deS Landes zu einem vrdknllichen Landtage emzuderusen und des halb die erforderliche» Ergünzmigswahlelt für die Zweite Kammer und zwar in folgenden Wahlkreis»: im l. und 4. Wahlkreise der Stadt Dresden, im 1. Wahl- kreise der Stadt Leipzig, im 1. Wahlkreise der Stadt Chem nitz, im 2., 7., 11., 12., 15., 19., 21., 23. und 24. städtische» Wahlkreise, sowie im 4-, 7., 10-, II.. 16.. 18., 19.. 20.. 21.. 27., 29 , 30., 33., 35. und 40. Wahlkreise LeS Platten Landes vorzunehmc». Demnächst hat in dem zufolge der Verordnung vom 24. laufenden Monats, einige Aenderungen tu den bestehende» Wahlkreisen des platten Lander betreffend, neu gebildeten, mit der Ordnungsnummer 24 bezeichnet««! Wahlkreis des platten Landes eine Neuwahl statt zu finden. In Gemäßheit von 8- 22 deS Gesetzes, di« Wahlen für den Landtag betrejjend, vom 3. Tecember 1868 (Gesetz- und Verordnungs- Blatt 1868, Seite 1373) werden die betheiligte» Behörden ä». gewiesen, die zur Veranstaltung dieser Wählet» erforderlichen Ein leitungen unvcrweilt zu treffen. Die Abgabe der Stimmen hat in allen vorbezeichneten Wahl- kreisen am IS. vctover L8SL zu erfolgen. Dabei wird ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht, daß Ort schaften und Ortstheile, welche mit einer Sladtgemciiide vereinigt wurde» sind, mit der Stadt, deren Vesiaudthcüe sie jetzt bilden, beziehentlich was die vormaligen LandgcinciiiLcn.GohIis und Eutritzsch aulangt, mit dem 1. Wahlkreise der Stadt Leipzig zu wühle» habe», wogegen die übrigen Lackdgemcindc», weiche dem bisherigen 24. Wahl- kreste des platten Laiides augehürt haben, an den bevorstehenden Wahlen nicht betheiligt sind. Im Uebrigeu wird, was den 10. Wahlkreis des platten Landes aulangt, aus die vorerwähnte Verordnung vom 24. laufenden Mo nats venvicsen und »och bemerkt, daß alle audercn obeubczeichnclcn Wahlkreise des platten Landes in der bisherigen Zusammensetzung verbleiben. Dresden, am 27. August 1891. Ministerium de- Innern. v. Metzsch. , Paulig. Socialpolitisches. * Im ReichSversicherungSamt ist man augenblicklich mit einer Zusammenstellung der von den einzelnen Berufsgcnossen- schafteli eingejandten Rechnungsergebnisse sür das Jahr 1890 beschäftigt. Die Uebersicht wird sich auf das erste volle Jahr der Thäligkeit sämmtiicher landwirthjchastliche Bernssgenoffenschasten erstrecken. Die Summe der von diesen letzteren und den übrigen Genossenschasien im Jahre 1890 gezahlten Entschädigungen beläuft sich auf 20 Millionen Mark. Die ZusammensleUung wird dem BundeSralh wie dem Reichstag unterbreitet werde». Bekanntlich sindet im Lause deS Septembers d. I. die internationale Unsall- vcrhütungS-Conserenz statt, in welcher dem Präsidenten dcS Reichs- Versicherungsamts Gehcimrath Aödiker der Vorsitz übertragen ist. * Nach einer Meldung der „Franks. Zig." aus Neunkirchen hat Herr Frhr. von Stumm seinen Arbeitern abermals eine Theuern ngSzulage gewährt. Die Bekanntmachung lautet: „TheuerungSzutage. Vom 1. September ab wird di« monatliche Thencrnngsznlage erhöht. Es erhalten von da ab bis ans Weiteres Meister und Arbeiter über 24 Jahre 8 .4i, Arbeiter zwischen 19 und 24 Jahren 6 alle jüngeren 4 Ten letzten Satz, also 4 -ä!, erhalten vom 1. September ab ausnahmsweise auch alle Invaliden und Wttlwen, welch« aus der Neunkirchner Knappschaslscaffe Pension beziehen, sowie solche Kranke, welche während des betr. Monats keine Schicht gearbeitet haben. Die Voraussetzungen zur Gewährung der TheuerungSzutage bleiben im Uebrigen dieselben wie bisher. Stenn- kircheii, 28. August 1891. gez. C. v. Stumm." * Bei Entscheidung einer zwischen einer höheren Berwaltungs- behorde und dem Vorstand einer Versicherungsanstalt entstandenen Meinungsverschiedenheit hat das Reichsversicherungöamt de- schlossen, daran sestzuhalten, daß als Jahresarbeitsverdienst der unter 8- 22 Zister 5 des Invalidität»- und Altersversicherung», gesetzes fallenden verstcherungspflichligen Lehrlinge der dreihundert- sache Betrag des nach 8- 8 des Krankenversicherungsgesetzes fest- gesetzten orlSüblichen Tagelohnes gewöhnlicher jugendlicher Tage- ardnier des BejchäftigungsvrtcS zu gelten hat. Nach dem Wortlaute und der Entstehungsgeschichte des erwähnten 8 22 Ziffer 5 kann der sür erwachsene Tagearbeiter festgesetzte ortsübliche Dogelohn aus die Lehrlinge nicht Anwendung finden. Arbeiterbewegung. * Köln. 31. August. Der „Kölnischen Bolkszeituna" wird aus Essen gemeldet: „Kohle und Eisen", das Organ des Bergarbeiter. Verbandes „Glücks ns", stellt mit dem Ouarlalsschluß sein Er scheinen ein. * Den im Ansstand unterlegenen Wiener Buchdruckern hat die Berliner Gaucasse 11000 .iäl überwiesen; durch Sammlungen wurden »och 2000 ^ aufgebracht, der Hamburger Gau übermittelte 1500 Von alle» organisirten Buchdruckern im Dentjchen Reich soll eine Extrasteuer von 20 erhoben werde», um die Forderung deS Neunstundentages durchsetzen zu können. * Mailand, Sl. August. Die Nachrichten über de» Streik der Arbeiter der metalltlrgifcheu Anstalt „Elvetica" laut«» ernster. Wissenschaft. * Prvf. vr. von Helmholtz feierte feinen 70. Geburtstag im Kreise seiner Angehörigen in Madonna di Campigliv. Der Curverein von Campigliv und die Gäste bereitete» ihm durch die Bürgercapelle von Pinzolo und zahlreiche Bliinienspendc» eine Ovation. Ter Telegraph hat bereits die Ehrungen »litgeihciit, welche dein berühmten Gelehrten durch die Fürsten zu Theil wurden. Tie Gelehrtenwelt hat die Feier aus de» 2. November verschoben, an welchem Tage anch die Ueberrcichung der Adressen und Ehren gaben stattfinden wird. Für die Hclmholtz-Stiftung sind bereits über 45 OMcingegangen. Tie Liste der Spender füllt vier enggedrnckte Folioseiten: da noch immer neue Gaben eiiilausc», wird noch eine NachtragSlistc erscheinen. An der Stiftung haben sich Gelehrte nnd Freunde der Wisienschast aus allen Nationen be theiligt. Dein internationalen Charakter der Spende entsprechend, wird auch die Verwendung international geregelt werde». Mit der Festsetzung dcS genauen Statutes der Stiftung ist die Berliner Akademie der Wissenschaften betrank worden, welche aber erst am 22. October nach Ablauf der Ferien zuin ersten Mal wieder zu saininentritt. Mit der Verwaltung der Gelder soll die General casse des CuUttsmiilisteriums unter Veirath eines ComitöS be auftragt werden. Aus den Zinsen der Stiftung will man die Kosten der Herstellung der Helmholtz - Medaille be streite», welche aller 2 oder 3 Jahre als Auszeichnung sür de» Ge lchrlen verliehen werden soll, der ans dem Gebiete der Physik in der Zwischenzeit anerkanntermaßen die größte Entdeckung gemacht hat. Tie ersie dieser Medaillen erhält Herr v. Helmholtz natürlich selbst. Man schätzt init dieser Medaille eine ähnliche Einrichtung, wie sie bezüglich der Copley-Mcdaille in England besteht. Aus der tistung werde» außerdem auch die Kosten der Büste bestritten, weiche Hildebrandt meißelt und die der Vollendung sich nähert. Für die Festlage im November ist außer dem ComincrS anch ein Fest »iaht geplant. Wir erwähne» noch, daß v. Hclmholtz auch vom Naturwissenschaftlichen Verein sür Sachsen und Thüringen zum Ehrenmitglied ernannt worden ist. * Ter schriftstellerische Nachlaß Jos. v. Bunscn's, welcher »och nicht zur Berötzentlichung gelangt ist, dürste ei» sehr bedeutender sein; »ach der „Magdeb. Ztg." wird demnächst ein werthvoller Theil von Professor Hippold in Jena herausgeben werden. * Sigmaringen. 31. August. Die Generalversammlung der Deutschen Alterthnmsvereine ist heute im Beisein deS Fürsten von Hvhenzoller» crössnet worden; bis jetzt sind 130 Thcil- nehmcr anwesend, darunter hervorragende Gelehrte. Vorträge hielten Hosrath Zingeler über „Zur Geschichte Hohenzollerns" und Professor Thndichum über „Die Herstellung historischer Karten". Zn- nnd Abnahme in der Strafienbevöllrernng Alt-Leipzigs. icl. Eins der merkwürdigsten Ergebnisse, welche die letzte Volks- zählunz sür Alt-Leipzig vtzenbart hat, ist in dem Umstande zu suchen, daß eine Mehrung der Bevölkerung lange nicht in dem Maße eingetreten ist, wie solche erwartet wurde. Co war beispielsweise schon sür Milte 1889 die Bevölkerung auf 185 575 Seelen berechnet worden und die wirkliche Zählung ergab, daß Ende 1890 nur 179 689 Personen vorhanden waren. Es hat das allgemein über rascht und eS wird Sacke näherer Nachforschung sein, die Ursache» dessen zu ermitteln. Für heute nur die Bemerkung, daß wir in dem bcregte» Umstande keinerlei Unglück zu erblicmi vermögen, denn ein langsames Anwachsen der Bevölkerung init guter Steigerung des Wohlstandes ist »»bedingt dein umgekehrten Verhältnis; vor- zuziehen. Dagegen ist ei» Vergleich darüber sehr interessant, in welcher Weise sich manche Stadttheile und Straßen gewissermaßen entleert nnd — wie zweifellos der Fall — einen Theil ihrer Be- wohner andcren Straßen abgegeben haben. In der Hauptsache ging der Zug von der innere» Stadl nach den Vorstädten und zwar bat vornehmlich die Südvorstadt hiervon prosilirt, den» während die innere Stadt um 2465 Seelen abgenoinine», hat die Südvorstadt einen Zuwachs von 7626 Seelen erhalten. Bei dieser Bevölkernngsverschiebnng werde» insbesondere die neu alisgebanle» Straßen bevorzugt, den» die dort erstehende» Häuser bieten in ihre» Wohnungen für billigere Miethe eine» viel größere» Comfort, als die Wohnungen der älteren Häuser. Was abcr die erhöhte Entfernung von der innere» Stadt, den« ge werblichen Centruin, anbclrifft, so wird dieselbe mit einer lO-^-Fabrt ans der Pscrdebab» überwunden — ganz abgesehen davon, daß sich in den Vorstädte» i'.nmer größere Verkaufs- gewöibe nnjihun, so daß nur in gewissen Fällen sich ein Ein kauf außerhalb LeS Stadtviertels nöthig macht. Eine »atnrgemäße Folge dieser großstädtische» Entwickelung ist die immer mehr zu nehmende Selbstständigkeit der einzelnen Stadtviertel. Wir geben nun im Nachfolgenden eine Uebersicht derjenigen Hauptstraßen (mit mehr als 1000 Einwohnern) und zwar nach der Ordnung der Zn- nnd Abnahme ihrer Bevölkerung. Es habr» Eilnrol'neri.isl tLiilwos'iienahl I8<> Idt« 15-19 2019 Dlücherstroß« . . 1508 1376 2081 2192 Braudvorwerkstraße 3483 3017 >.i93 1022 Vranslraße . . . 1133 1030 1577 2146 Brüdcrslraße . . 1577 1533 1994 2239 Brühl .... 2588 20!>0 2568 2620 Burgslraße . . . 1431 1212 1213 1262 Einilieiislraße . . 1462 1439 1220 1268 Franlfurtcr Straße 1347 1171 2282 2788 Friedrichslraße. . 1334 1117 1711 1827 Gcrbcrstraße . . 2656 2544 931 1007 Hainstraße . . . 1153 1044 948 1029 Humboidtstraße . 1455 144,» 1154 1213 Jnselstraße . . . 1i»2? I0l3 969 15l85 Kaiharinknslraße . 1241 998 2184 2611 Lauge Straße . . 1984 1977 1152 1161 Lützoivslraße , . 1834 1583 1169 1674 Neumarkt . . . 1061 802 2715 3439 Nicolaistraße . . 1723 1656 1234 1268 Pctersskraße . . 1914 1572 1603 2149 An der Pleiße. . 1227 INO 1453 2l!>0 Proinciiadensiraße 1409 1381 1!»08 2121 Querstraße . . . 1216 1195 1167 1555 Ranstädtcr Stcinw. 2421 2254 1332 1431 Ncichsstraße . . 1418 1295 919 1731 Ritlerslraße. . . 1251 1207 2286 2344 Stcrnwarienstraße 3007 2732 2548 2686 Tanchaer Straße . 1240 1151 2387 2397 Turnerstraße . . 1247 1175 2597 2729 Ulrichsgaffe. . . 2224 2046 951 1061 Weststraße . . . 3263 3100 1776 1786 Windinühlenstraße 2486 2236 1138 1149 1740 1818 Schreberverein -er Liidvorstlidt. ---7 Leipzig, 1. September. Der Nachsommer scheint nnS sür die vielen unfreundlichen Tage dcS Vorsommers entschädigen zu wollen. Auch der verflossene Sonntag zeigte ein recht sre»»dliü>es Gesicht; was Wunder, wenn die Bclhciligung am zweite» Kinderfeste des obengenannten Vereins, welche» an diesem Tage abgehaitcn wurde, eine ganz außerordentlich zahlreiche war. Lange schon vor der zum Abmarsch festgesetzten Zeit war der Tivoligarien von Thcil- nehmern gefüllt. Pünetlich mit dem Glockenjchiage, wie »ia» cs im Südvorstädtischen Schrcbervereine überhaupt gewohnt ist, bewegte sich der Zug unter der Begleitung zweier Mnsikcorps durch die Zeitzer, Körner-, Mablniann-, Brandvorwerk-, Moltkestraße und den Schlcußiger Weg nach dem reichgcschinückten Fcstplatz. Hier angekomme» nahm der Zug Ausstellung vor dem Redner Pulte, nnd nachdem der gcmeinschasoich« Gesang: „Lobe den Herren, den mächtige» König der Ehren" (Sir. I, 4 und 5) verklungen war, hielt der Vorsitzende Herr Th. Zimiiicrmann die Begrüßnngs Ansprache. Er wieS hin aus die vorgeschrittene Jahreszeit und de» nahenden Herbst als Sinnbild der Vergänglichkeit. „Es währt nicht mehr lange und alle sruchtbeladene» Bäume unserer Gärten spenden ihren Segen und die letzte Rose wird einsam verblühen. Wen» dann mit dem Herbste wiederum ei» Jahr des Spiels und der Freude und der Lust in unserem VcrcinSleben dahin ist, so hofft die inuntere kinderschaar sehnsüchtig deS Frühlings, »m wieder nach Herzenslust sich im Grünen zu tummeln Doch cs ist auch eine Anzahl unter Euch, bei denen alsdann die Spiel- und Kinderzeit ihren Abschluß erreicht hat und der Ernst des Lebens sich geltend macht." Redner wandte sich nun besonders an diejenigen Kinder, welche künftige Oster» ihre Schulzeit beenden, und die eine kostbare Bandschleise mit feiner Stickerei als Fahnen schmuck geschenkt hatten, und dankte für die herrliche Gabe: „Diesen Schmuck der Fahne nimmt der Schreberverci» von Euch entgegen als einen Beweis der Liebe für die hier froh verlebten Stunden, aber er sei auch ein Zeichen dafür, daß Ihr in Zukunft dem Vereine treu bleiben wollt: das äußere Band fei bios ein Ausdruck sür das innere, daS Euch im Lebe» mit dem Schreberverein umschiingen möge. Ter eingeschriebene Sinnspruch aber „Frohsinn schätzt Tugend" be kundet, daß di« Pflege de- Frohsinns, der kindlichen Heiterkeit, Euch inmrr tüchtiger z»m Guten machte, und nun ruft Ihr es zur Be berzigung allen nachfolgenden Geschlechtern zn. Doch ich möchte Euch auch gemahne», des Wortes der Fahne: „Tugend schafft Froh sinn" im Leben stets eingedenk sei», dann blühen Euch im Leben Rosen ohne Zahl, und der Frohsinn, die rechte Glückseligkeit sollt Euch als reise Frucht in den Schooß." Und nun entwickelte sich in den verschiedenen Gruppen der Spielenden ei» munteres Leben und Treiben, wie wir eS bei dem Kinderfeste aus einem Schreberplotze ja immer sehe». Und viel zu früh brach für die junge Welt der Abend herein. Es begann nun der übliche Umzug durch die Gärten, dem dcr osficielle Schluß deS Festes folgte. Nach geschehenem Ansinarsch vor der Halle erscholl mit Musikbegleitung der Ehorat „Nu» danket alle Gott", hieraus nahm der rührige Vorsitzende nochmals das Wort und gedachte mit Worten be« Tankes deS herrliche» Verlaufes, welchen das Fest genommen, er dankte voriiehinlich den Mitgliedern der Spielcomnsission, die mit unermüdlichem Fleiß sich der Kindenvelt widmen, insbesondere gedachte er init wannen Worten der Thätigkeit zweier Mitglieder, der Frau Pfalz und der Frau Ries«, welche seit dem Bestehen de- Vereins (seit 1874) in »nverdrotzener Weise durch Leitung des Jugendspiel« tm Südvorstädtischen Kchreberveretne thätig waren (die beiden Verdieulen Mitglieder wäre»»auch am Vormittage de» ge- -ugenommkn ad genommen Rlberlstraße. . . Nlexauderstraße . Amonstraße . . Arndtstraße. . . Banerische Straße Berliner Straße . Carolincnstraße . Tnsourslrah« . . Elisenstraße. . . Elsterstraße. . . Erdmaiiiisiraße . Gr. Fleischergasfe . Gcorgcnsiraße . . Gustav Adolphstr. Hohe Straße . . Hospitalstraße. . Kochstraße . . . Körnerstraße . . Licbigstraße . . Moltiestraße . . Nordstraße . . . Nürnberger Straße Pscissendorfer Str. Piagwitzcr Straße Schenkendorfsiraße Sebastian Bachstr. Sidonienstraße. . ":ophie»slraße. » Südsiraße . . . Thalstraße . . . Waldstraße. . . Wiesensiraße . . Zeitzer Straße. . Wie aus vorstehender Uebersicht hervorgeht, hat bei 33 größeren Straße» die Einwohnerzahl ziigknoinmc», bei 31 hingegen abgciionimc». Am stärkste» war die Zunahme in dcr Schenkendorsstraße, die sich um 8l4 Bewohner vermehrte »nd fast nahezu verdoppelte: dann folge» die Nordstrabe mit 737, Körnerstraße und Köriierplatz mit 724, Gustav Adoiphstraße mit 666, Arndt-, Mvltke-, Elisen- und Kochstraße mit 569, 548, 506 und 505, sowie Albert- und Hohe trabe mit 470 »tzd 427 Personen an Zmiahme. Fast alle diese braßen liegen im Slldviertel und sind im Verlause des letzte» Jahrfünfts mehr oder minder stark ausgebant worden. Tie Ab nähme war am stärksten im Brühl, der sich um 498 Bewohner verminderte; sodann folgen Braiidvorwcrkstraße mit 366, Pcters- Stcrnwartettstraßc »nd Neumarkt mit 342, 275 nnd 259 Personen, sowie Lützow-, Windmühlen-, Katharinen-, Burg- »nd Friedrichs- ftraße mit 251, 250, 243, 219 und 217 Personen Verminderung. Es sind das dnrchgchends Straßen, die zum Theil an Ucbervölkernng, d. h. an zu starker Besetzung dcr Wohnungen litten und deren Entleernug nur freudig begrüßt werden kan». Daß wir überhaupt ans dcr übermäßigen Besetzung der Grund- stücke lieranskvmmc», geht am beste» daraus hervor, daß pro ' rundstück 1880 : 39,4 Bewohner, >885 aber 4l,2 und jetzt wieder nur 39,0 Bewohner entfallen. Die Wohnun gsverhältnise sind somit wieder gesündere geworden nnd eS ist Aussicht vorhanden, daß sie auch so verbleibe». Mit diesem Resultate können wir ganz znsriedcn sein. Entscheidungen des Reichsgerichts. (Nachdruck verboten.) I-. Leipzig, 31. August. (Polizeibeamter und Ver brecher >m Bunde.) Der gewiß seltene Fall, daß ein Polizei beamter einen Verbrecher, mit dem er amtlich in Berührung ge kommen ist, zu weiteren Verbrechen anffordert und ihm Vortheile verspricht, kam in der letzten Sitzung dcS Reichsgerichts am vorigen Donnerstag zur Sprache. Vom Landgerichte Königsberg in Ostpreußen ist am 23. Juni der frühere Hilfsoollzieljiingsbeainte Nikolaus Kretschman» wegen Aufforderung zn einem Verbrechen in zwei Fällen zu 1 Jahr Gesängniß und 2 Jahren Ehrverlust verurthcilt worden. Dos eine Mal handelte es sich um eine Aus sorderung zum schweren Diebstahl, das andere Mal um eine solche zur Theilnahme an einem Münzverbrechen. Der zweite Punct der Anklage kam in der Verhandlung vor dem Reichsgericht nicht mehr in Frage, da der Angeklagte deswegen keine Revision eingelegt hatte. Krelschmcinn war im Jahre 1885 bei der Polizei als HilsS- beamter beschäftigt und Halle in der Hauptsache mit dcr Erledigung von Kirchen- und Eterbe-Catzen-Angelegenheiten zu thnn; ausnahms weise wurde er auch als Transporte»! von Gefangene» verwendet I» jenem Jahre hatte er nun auch einen verurtheilten Dieb, den Tischlergesellen M., nach der Strafanstalt zu transportiren. M. muß ihin wohl besonders vertrauenswürdig erschienen sein, denn er machte ihm unterwegs Andeutungen über ei» gutes „Geschäft", welches nach seiner Freilassung ausgesührt werde» könnte. M. verbüßte seine Strafe und verhrtrathete sich später. Etwa sechs Jahre nach dem erwähnten Transport des M. in di« Gefangenen-Anstalt traf Kretschman» jenen aus der Straße und lud ihn eia, mit ihm zu lammen ei» Glas Bier zu trinken. Bei dieser Gelegenheit sagte er dem M., er sei aus dem Wege zu ihm gewesen, da er ihm etwas Wichtiges initzutheilen Hab«; augenblicklich sei hierzu jedoch keine Gelegenheit, M. möge ihn deshalb einmal besuchen oder zu einer bestimmten Zeit tn die katholisch« Kirche kommen. M. that jedoch keines von Beidrni. Später suchte Kretschmann ihn in seiner Wohnung ous und fragte ihn, ob er sich noch dessen erinnere, was er ihm vor sechs Jahren gesagt Hab«. AIS M. die- bejahte, rückte er mit seinem Plane heran-. Lr sagte, er sei Lafsirer der Sterhecasse in R. und habe al» solcher zu gewitzen Zeiten namhafte Beträge an den Kanzleirath S. abzuliesern. Er wisse nun genau, wo S. die Gelder ausbewahre, und glaube, daß sie mit Leichtigkeit gestohlen werdc.c könnten; zn dem Diebstähle aber habe er ihn, M., auSersehc». Wenn M. dann Las Geld erlangt habe, so solle er cs ihm, Kretschmann, übergeben und er werde e- ihm dann in kleineren Rate» zurückgeben, damit cs nicht aussalle, wenn er über allzu große Beträge versllge. Er gab dann dem M. noch An- Weisungen, wie er den Diebstahl am besten und sichersten auSsühren tonne, und fügte Hinz», er werde bemüht sein, die Entdeckung zn verhindern oder, salls M. gleichwohl entdeckt werden sollte, dafür sorgen, daß er wieder Transporteur werde, und dann würde er M. nicht ins ZnchihanS, sondern ander- wohin bringen. Beide Cum- pane trasc» sich dann sväter in dcr Kirche; hier »heilte Kretschmann dem M. mit, der Plan sei gescheitert, da er gehört habe, daß Kanzlei- rath S. das Geld bereits abgeschickt habe. Ter n»f den hier dargesiellten Thaibestand vom Landgerichte angcweiidcle Paragraph ist der 8- 49» des Strafgesetzbuches, welcher, soweit er hier in Betracht kommt, lautet: „Wer einen Anderen zur Begehung eines Verbrechens aussordert, wird, soweit nicht das Gesetz eine andere Strafe androht, mit Gesängniß oder Festungshaft be straft. Es wird jedoch das lediglich mündlich ausgedrückte Aus- fordern nur daun bestraft, wenn die Aufforderung an die Gewäh rung von Vorlheilcn irgend welcher Art geknüpft ist." Tie Revision des Angeklagten behauptete nun, «S handle sich hier nicht um das Gewähre» von Bortheilen. Wenn der Angeklagte dem Nt. »ach der Entdeckung zur Flucht verholsen haben würde, so iväre das immer noch kein vermögensrechtlicher Gewinn, de» doch das Gesetz offenbar im Auge habe. Immerhin sei aber dieser Vor theil ein io geringer, daß er objcctiv und subjektiv ungeeignet er scheine, aus M. eingewirtt zu haben. In der bloßen Eröffnung der Aussicht des Entsliehenlassens beim Transport könne ein Verspreche» von Vortheilen nicht erblickt werden. — Herr Reichsanwalt Galli bemerkte hierzu Folgendes: Tie Schlußseslstellung, wonach der An- geklagte den M. zum schweren Diebstahl ausgesordcrt hat, ist an sich ungenügend, weil der Ihatbestand des Verbrechens, zu dem aufgesordert wurde, nicht hinreichend angegeben ist. Der Zusammen hang ergiebt aber, daß es sich um Entwendung von Geld mittelst Nachschlüssels u. s. w. im Innern eines Behältnisses handelte. Das Landgericht hat die Vortheile, die in der ratenweise» Zurückzahlung deS gestohlenen Geldes liegen konnten, nicht mit in Betracht gezogen, da der Besitz des Geldes die Consequenz des Dieb stahles gewesen sein würde und das Gesetz offenbar einen Voriheil außerhalb der That voraussctzt. Das Landgericht war aber nicht behindert, einen Voriheil darin zu finden, daß der Angeklagte seine Bemühungen im Falle eines Strafverfahrens dahin zusagte, daß er den Verdacht ablenken und auch eventuell als präsumtiver Trans porteur die Ablieferung ins Zuchthaus vereiteln wolle. Aus das Vcihäliniß des VortheilS zur Schwere der Sirasthat und auf den Einst,iß, den die Ankündigung eines derartigen Borlhcils möglicher weise halte übe» könne», kommt es bei 8 49» nicht an. Ich be antrage deshalb die Verwerfung der Revision. Das Reichsgerichts faßte jedoch die Sachlage anders auf, denn cs sprach den Angeklagten von dcr Anklage frei, soweit er Revision eingelegt hatte, und verwies die Sache unter Ausrecht- crhciltnng der sonstigen Feststellungen zur Findung einer ein fachen Strafe anstatt der Gesammtstrase an das Landgericht zurück I» den Urtheilsgründen wurde gesagt: Dem M. ist lediglich versprochen ein Verhalten des Angeklagten, welches die Entdeckung hindern oder die Verbüßung der Strafe vereiteln würde. Aei diesen Versprechungen handelt es sich also nur um die Abwendung etwaiger schädlicher Folgen aus dem Verbrechen, zu dem aufgefordert wurde. Irgend ei» Vortheil, auch im weitesten Sinne genommen, de» dcr Ausgcsorderte ohne die Begehung des Verbrechens entbehren würde, ist ihm nicht zugesichert worden. Tie Aussorderung war sonach an die Gewährung von Bor- »heilen irgendwelcher Art nicht geknüpft. Sterblichkeils- nnd Gesundheitsverhaltnissc. Gemäß den Veröffentlichungen des kaiserlichen Ge sundheitsamtes sind in der Zeit vom 16. bis 22. Augnst er. von je 1000 Einwohnern, aus das Jahr berechnet, als gestorben gemeldet: in Berlin 20.7, in Breslau 26,4, in Königsberg 29,4, in Köln 25,1, in Frankfurt am Main 14,5, in Wiesbaden 29,3, in Hannover 22,9, in Cassel 14,9, in Magdeburg 28,2, in Stettin 36,5, in Altona 27,2, in Straßburg 27,8, in Pietz 16,2, in München 24,5, in Nürnberg 26,4, in Augsburg 28,5, in Dresden 20,0, io Leipzig 28,9, in Stuttgart 21,8, in Karlsruhe 22,2, in Braunschweig 26,0, in Hamburg 21,0, in Wien 19,5, in Pest 27,6, in Prag 21,4, in Triest 27,0, in Krakau 39,0, in Amsterdam 17,2, in Brüssel 23,4, in Paris 19.4, i» London 17,8, in Glasgow 18,5, in Liverpool 22,4, in Dublin 20,6, in Edinburg 18,9, in Kopenhagen 17,7, in Stockholm 18,0, in Chrisliania 15,9, in Petersburg 28,7, in Warschau 29,7, in Odessa 24,9, i» Rom 20,4, in Turin 24,5, in Venedig 20,6, in Alexandrien 57,5. — Ferner in der Zeit vom 26. Juli bis I. August cr. in New-Pork 23,6, in Philadelphia ?, in Baltimore ?, in Kalkutta 22.4, in Bombay 27,1, in Madras 42,1. Auch in dieser Bcrichtswoche hielt die Besserung des Gesundheits- standeS in den meisten Großstädten Europas an und wurden aus den meisten derselben kleinere Stcrblichkeilszissern als aus der Vor woche gemeldet. So erfreuten sich einer recht geringen Sterblichkeit (von noch nicht »5,0 pro M. n. I.) Frankfurt a/M., M.-Gladbach, Mannheim, Remscheid, Cassel, Plauen. Günstig (bis 20,0 pro M. ». I.) war die Sterblichkeit in Barmen, Elberseld, Dresden, Metz, Bremen, Mainz, London, Paris, Wien, Amsterdam, Kopenhagen, Stockholm, Chrisliania, Glasgow, Edinburg u. a. und blieb auch in Berlin, Hannover, Danzig, Stuttgart, Aachen, Hamburg, Karlsruhe, Tarmstadt, Prag, Liverpool, Dublin, Nom u. a. eine mäßig hohe (etwas über 20,0 pro M.). Unter den deutschen Städten stieg nur in Stettin die Stcrblichkeitsziffer über 35,0 pro M. u. I. — Unter den Todesursachen ist zunächst fast allgemein eine Ab nahme der Todesfälle an Darmkatarrhen und Brcchdurch- sällen festzustcllen, obwohl in vielen Städten, wie in Berlin, Breslau, Hamburg, München, Dresden, Leipzig, Köln, Königs- berg, Hannover, Nürnberg, Magdeburg, Siraßburg, Düsseldorf, Stettin, Kopenhagen, London, Paris, Wie», Odessa, Pest, Peters burg, Warschau ü. a. O. die Zahl der durch diese Krankhcits- formen bedingten Sterbesälle noch immer eine bedeutend größere war als gewöhnlich. Die Theilnahme des Säuglingsalters au dcr Gesaministerblichkeit war im Allgemeinen eine kleinere als i» der Vorwoche; von je 10,000 Lebenden starben, anfS Jahr berechnet, in Berlin 107, in München 134, in Leipzig 133 Säuglinge. Akute Entzündungen der Athmungs- vrgane zeigten sich gleichfalls nicht häufig als Todesursachen. — Von den Jnsectioiiskrankheitc» wurde» nur Sterbesälle an Masern und Scharlach häufiger gemeldet, während das Vorkommen von Diphtherie, typhösen Fiebern, Keuchhusten und Pocke» ein dcr Vor woche ähnliches blieb. So maren Todesfälle an Masern in Amsterdam, Paris London, Petersburg und Warschau zahlreicher, in Elberfeld und München seltener als in dcr Vorwoche. Erkrankungen haben in Wie», Pest und Petersburg ab-, dagegen i» den Regierungs-Bezirken Arnsberg, Minden, Stade zugenommen. Das Scharlachsleber hat in London, Prag und Petersburg mehr Opfer als in der Vorwoche gesorden, auch aus Altona, München, Nürnberg, Chemnitz kamen mehrfache Sterbesälle zur Mitthcilung. — Tie Sterblichkeit an Diphtherie und Croup war tn München, Dresden, London, Peters burg eine größere, in Franksnrt a M., Danzig, Düsseldorf, Wien, Pest, Warschau, Kopenhagen, Paris eine geringere als in dcr Vorwoche. Erkrankungen kamen aus Berlin, Wie», Pest i» wenig gegen die Vorwoche veränderter Zahl zur Anzeige. — Unterleibstyphus zeigte sich in den größeren Städten Europas im Ganzen selten als Todesursache; aus Brombcrg und Paris wurden etwas mehr Todesfälle als aus dcr Vorwoche mit- geheilt. — In Petersburg zeigte» sich Erkrankungen an Fleck- typhuS und an RücksaUsjieber t» wenigen Fälle». In Kopen hagen erlagen der Genickstarre 2 Personen. An Keuchhusten starben in Berlin, Wien und Petersburg etwas mehr, in London, Glasgow, Liverpool ciwaS weniger Kinder. — Todesjälle au Pocken kamen aus Wien und Prag je 2, aus Warschau 5 Todes fälle, aus Wie» 6, aus Pest 2, aus Christian!» und Petersburg vcr- einzelte Erkrankungen zur Kenntniß. Ans London wurden noch 9 Sterbesälle an Influenza und 1 Todessall an Rotz berichtet. Lachse«. —>- Leipzig, 1. September. Vom 21. August bis gestern baden die Osfrcier-corp- der zweiten königl. sächsischen (5avalleric-Briqade Nr. 24, der Husarenrcgimeiitcr Nr. 18 und 19 („König" und „Königin") in der Woche jeden Nachmittag ihre „Meß" — OsficierStasel — in Kraft- Hotel de Prusse unter steter Theilnahme distinguirtcr Gäste de- Militair- nnd CivilstandeS, wie Generallicutcnant v Hollleben, Excellenz, Oberst v. Zeschau rc., Gesandter Graf Hohenthal und Bergen aus Knauthain, Consul Limburger und anderer (meist die Quartiergeber dcr Herren Officirre in dem Cantonnement-gebiet« bei Leipzig)
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