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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.09.1891
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-09-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18910901023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891090102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891090102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-09
- Tag1891-09-01
- Monat1891-09
- Jahr1891
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VolksmrWaMchts. Ml» für dies» Theü bestimmt«, veudu-ga st»d »» richte» a, dm verantwortliche» Redactrur drfselbm L. G. La»« 1» Leipzig. — Sprechzeit: »»r dem 10—n Uhr «orm. n»d dm, 4—S U-r Nach». Fernsprechmeldung. * Petersburg, 1. September. Laut heute ergangener Bekannt, machung hat der Finanzminister der NeichSbank gestattet, auf Grund des kaiserlichen Moses vom 28. August neuerdings Credit- billets im Werthe von 25 Mitltoneu Rubel temporär z» rmitttren. Unsere Roggen-Ernte. Der Aussatz, welchen wir vorige Woche unter der Ueberschrist „Ernte - Schätzungen und Brvd-Versorgung" brachten, ist nicht un- bemerkt geblieben, die „Nordd. Allg. Zeitg." hat ihn einer kurzen Kritik und unverhoffter, wenn auch bedingter Anerkennung ge- würdigt. Wir übergehen beides und glauben nur das Eine de- haupten zu dürfen, daß wir uns von dem Bestreben, objectiv zu urtheilen, schon inuuer haben leiten lassen. Eben dieses Motiv war uns bei Abfassung jenes Artikels bestimmend; wir wollten darin der Besorgniß, welche über unsere Brodversorgung thalsächlich in weiteren Kreisen reg« geworden ist, eine Beschwichtigung entgegen- setzen. Indem wir diesen Standpunct unverrückt beibehalten, möchten wir allerdings davor warnen, in den Fehler der Umkehrung aus der übertriebenen Besorgnis; in die Sorglosigkeit zu ver fallen. Als ein Standpunct solcher Art will uns die Auffassung erscheinen, welche die „Kölnische Zeitung" in einem Artikel jüngsten Datums, Roggen-Theuern n g betitelt, vertritt. In diesem Artikel resumirl sich das rheinische Organ dahin, daß wir laut „ReichS-Anzciger" über 120 Will. Cenlner Heuer ernten, davon 110 Mill. Ctr. zum Conjum brauchen, mit den verbleibenden 10 Mill. Ctr. die Saat reichlich decken, und somit dem Bedarf schon aus eigener Erzeugung genügen. Mit der enormen Zufuhr aus Rußland in den 14 Tagen Respiro zum Ausfuhr-Berbot wären wir mithin nicht nur ausreichend, sondern vollauf versorgt. Schon das Argumentiren mit runden Zahlen und das vor- nehme Abwinken aller Bedenken wird bei dem kritischen Leser die Empfindung wecken, daß es sich die „Köln. Ztg." doch etwas leicht macht. Thatsächlich sind ihre Angaben in mehr als einem Puncte, wenn nicht in allen, anfechtbar. Der erste darunter betrifft die Saat. Zu dieser brauchen wir etwa 2'/»—:! Ctr. per Hektar, aus 6 Mill. Hektar folglich nicht 10, sondern 15—16 Mill. Centner. In dieser Höhe wird die Saat, wenn wir nicht irren, auch vom statistischen Bureau beziffert, indem dieses 800 000 t dafür auswirst. Was wir ferner vermissen, ist jegliche Rücksicht ans di« Schmälerung des Ertrags durch Frostschaden und Umpslügen, was man aus 400—480000 im --- 8—9 Mill. Centner schätzt. Hierbei ist noch nichts gerechnet für den Abzug zur Kornbrenncrei und zu gewerb lichen Zwecken sonst, außerdem dürste aus Len Brutto-Ertrag noch ein, wenn auch nicht erheblicher Abgang für Auswuchs, Witterungs und Elementarschäden fallen. Dürfen wir uns nach diesen wenigen Zahlen ein Bild unserer Brod-Bersorgung construiren, bei welcher sich Ernte, Verbrauch und Saat nur in regulären Jahren die Waage halten, so werden wir Heuer nicht vollauf versorgt sein, sondern nach mäßigem Anschlag immerhin um 8—9 Millionen Cenlner hinter unserem Bedarf zurückbleiben und ob die Zufuhr der letzten 14 Tage diesen Ausfall auch nur zur Halste balancirt, muß bis zum amtlichen Ausweis darüber eine offene Frage bleiben. Was die „Kölnische Zeitung" über diese jüngste Zufuhr äußert, klingt absonderlich genug. In dem bezüglichen Passus schätzt sie eine Einfuhr von 500000 t (10 Millionen Centner) also) als reichlick-e Deckung für etwa sich doch erweisendes Ernte- deficit und taxirt dem entgegen die Käufe Deutschlands im Auslande seit 4 Wochen auf das Mehrfache dieses Quantums. Nach der Fassung des ganzen Aufsatzes, der nur von Roggen spricht, kann es sich hierbei nur um diesen handeln und es wären darnach im ab- gelaufenen Monat diese 10 Mill. Centner mehrfach contrahirt worden. Gegenüber unserer sonstigen Roqgen-Einsuhr — Heuer bis August etwa 7—8 Mill. Centner — läßt sich dieser Passus ohne näheren Commeritar schwer verstehen. An den Argumenten, welche das rheinische Organ vorbringt, wäre mithin nach dieser kurzen Zergliederung mancherlei auszusetzen und e-s trifft ferner nicht zu, wenn es das Jahr 1887 mit dem heurigen auf eine Linie stellt und aus die geringe Einfuhr pro 1887 cxemplificirt. Die Ernte 1887 war im Gegensatz hierzu nicht nur besser als Heuer, sie war sogar die reichste des ganzen Tecenniums 1880—1890 und die 1887er geringere Einsuhr erklärt sich von daher ganz natürlich ans dem verminderten Bedarf. Mehr aber als alle diese Details ist es der generelle Standpunct, wonach die „Köln Ztg." uns über und über mit Brodkorn versorgt sicht, welcher uns optimistisch anmnthet und man braucht nicht in die Schwarzseherei anderer Blätter zu verfallen, um sich gleichwohl dem gedachten Organ nur mit großer Einschränkung anzuschließcn. Wollen wir unsere Brodversorgung auf ihre voraussichtliche Ge staltung ansehen, so müssen wir uns (Ersatz durch Weizen und andere Stoffe abseits gelassen) analog den letzten Angaben daran erinnern, daß Erzeugung und Ausbeute daraus expansiv sind, daß sie mit dem Bedarf wachsen können und werden. Die Bestätigung hierzu glauben wir der Einsuhrliste per 1880—90 in ihrer Gruppirnng entnehmen zu dürfen, wenn man entgegen der reichsten die schlechteste Ernte dieser Periode, 1880 nämlich, ins Auge saßt. Ein Blick aus genannte Liste lehrt, daß selbst nach dieser schlechten Ernte die Einsuhr nicht wesentlich über das Niveau anderer Mitteljahre gestiegen ist. Hieran darf man einen Beleg dazu sehen, daß wir von der russischen Einfuhr nicht in dem Maße abhängig sind, wie es das nackte Zahlenbild glauben machen könnte und das deckt sich auch mit aller sonstiger Erfahrung, nach welcher bei dieser Einfuhr noch vielerlei andere Faktoren als der bloße Bedarf Mitwirken, ganz abgesehen davon, daß der Ueberschuß der russischen Ernten in regulären Jahren, soll er überhaupt Abzug finden, an Deutschland seine gebundene Marschroute hat, was man nicht über, sehen darf. Es bleibt die Frage übrig, ob wir für ein event. Tesicit aus dem einzigen Gebiet, welches außer Rußland allenfalls noch Roggen liesern könnte, aus Ungarn also, einigen Ersatz zu hoffen haben. Diesen Punct haben wir in der ganzen letzten Zeit aufmerksam verfolgt, ohne indessen irgendwie einen verlässigen Anhalt zu finden, ^war fehlt es nicht an Schätzungen über Ungarns Roggen-Ernte, re stamnien indessen alle von Gctreidehüusern und sind entweder von vornherein durchsichtig oder lassen doch stets den Verdacht der Einseitigkeit offen. Dagegen ließe sich vielleicht aus den neuesten amtlichen Angaben ein gewisser Fingerzeig herlciten. Nach jüngsten Publicationen des statistischen Bureaus für Ungarn betrug dessen Roggen-Production pro 1880 — 90 im Mittel 14,7 Millionen Hektoliter per Jahr, 1890 kam sie ausnahmsweise auf 20,3 Millionen Hektoliter. Die „Neue Freie Presse", indem sie die Perspective des Exports nach Deutschland aufgreift, bc. merkt hierzu Folgendes: „Dieser ungewöhnliche Ertrag hatte nur >887 seinesgleichen und wenn der Roggen-Export voriges Jahr gleichwohl nicht von Bedeutung war, so hatte das seinen Grund in der Entblößung von Vorrättjen, mit welcher Lefterreich-Ungarn vorigen Herbst in die neue Campagne eintrat, und ferner darin, daß eine dürstige Kartoffelernte den eigenen Verbrauch sehr erhöhte. In alledem liegt nun freilich nichts Bestimmtes, es läßt aber doch die Möglichkeit offen, daß Heuer in Ungarn gewisse Posten zur Aus- fuhr frei werden, wenn die vorjährigen Hemmnisse wegsallen. Um die Prei-Sstürmerei der letzten Wochen noch mit einem Wort zu berühren, so sollte man sich mehr ais bisher daran er. innern, daß uns Las russische Ausfuhr-Verbot in einer besonders beengten Situation trifft, nicht blos vor geräumten Vorräthen, sondern auch vor erschwerten Zufuhren aus demJnlande. Kommen schon in gewöhnlichen Jahren um jetzigen Zeitpunkt nur spärliche neue Quanten an den Markt, weil sich im landwirthsck-astlichen Betriebe die Arbeiten Hausen — aus die Ernte folgt Neu bestellung, namentlich Raps und dazwischen Bearbeiten der Hack früchte und Grummet-Ernte — so verzögert sich dos Heuer in ver- stärkten: Maße, weil viel Getreide verregnet ist und in Scheunen oder Feimen erst uachtrocknen muß, «he es an den Drusch gehen kann. Tie bloße Senntniß hiervon schafft freilich keine Waare heran, sie läßt unS aber die Markt-Bewegung mit mehr Ruhe über- blicken und erkennen, daß sich die Situation erst allmälig abklärcn kann und aus welchen Gründen. In etlichen Wochen, zumeist im Lause Octvbcr, ist das zu erwarten und erst von da ab wird sich übersehen lassen, aus welchen Preisstand der Consnm sich »inrichten muß. Bis dahin müssen wir die häßliche Preistreiberei über uns ergehen lassen. Daß wir sie in jeder Weise verurtheileu, bedarf wohl kaum erst der Erwähnung. 1. 0. bringung mehr Müh« und complete Neueinrichtungen, fast gänzlich ausgeblieben Gcneralspcscn etwas höher linstltutr und Bankier- ihre Geschästslocalitäten nur während der s Vormittagsstunden geöffnet. *— Fahrkartenverkaus auf dem hiesigen Dresdner Bahn Hose im Juli ds. IS. I. Personensahrkarten: Einfache Fahrkarten 29 080 Stück (82 I. Cl.. I477 Il.Cl., 12987 IN. Cl. und 14 534 I V. Cl ). Rückfahrkarten 31 664 Stück <3227 II. Cl. und 28 437 Ill.Cl.),Ergänzungssahrkarten 4571 Stück,Schnellzugssahrkarten 2903 Stück <122 1. Cl.. 890 N. CI. und 1891 IN. Eil) und Militair- I sahrkartcn 2061 Stück. Im Ganzen wurden demnach 70 279 Stück Fahrkarten auSgegeben, 2787 Stück mehr als im Juli des Vor jahres, in welchem nur 67 492 Stück zur Verausgabung gelangten. II. An Hundesahrkartrn wurden zusammen 260,Stück verkauft. *— Sparkasse in der Parvchie Schöneseld zu Leipzig- Reudnitz. Sparverkehr im Monat August 1891: 1717 Ein- zahlungen 89 733,49 1518 Rückzahlungen: 101445,47 >t; 190 neue Vücher wurden auSgegeben und 123 Bücher sind erloschen. Verzinsung der Einlagen mit 3 Proc. if- Zittaucr Maschinenfabrik und Eisengießerei (vormals Albert Kießler L Co.). Der Geschäftsbericht über das Betriebsjahr 1890 91 zeigt, daß die im vorjährigen Berichte ausgesprochenen guten Hoffnungen vollständig in Erfüllung gegangen sind. Trotz des seit jener Zeit eingetreteuen und immer fühlbarer gewordenen stauen Geschäftsganges in der gesummten Textilindustrie hat die Fabrikleitung keine Veranlassung gehabt, weder eine Verkürzung der Arbeitszeit, noch eine Verringerung der Arbeiter eintreten zu lassen. Das Unternehmen hatte das ganze Jahr hindurch genügende Aufträge sowohl in seinen Specialmajchinen für Bleicherei, Färberei und Appretur, als auch im allgemeinen Maschinenbau, namentlich aber in Dampfkesseln. Der Umsatz ist daher nur wenig gegen das Vor jahr zurückgeblieben. Derselbe resultirte aber diesmal säst aus schließlich a»S Bestellungen auf einzelne Maschine», deren Ein- Spesen verursacht als Austräge aus welche im verflossenen Geschäftsjahre sind. In Folge dessen waren die als im Vorjahre. Die Preise von Rohmaterial, namentlich Cooks, Roheisen und Walzeisen, blieben durch die wiederholten Massenarbeitseinstellungen fast auf ganz gleicher Stuse wie im Vorjahre, während die Preise fertiger Maschinen bedeutend gedrückt wurden. Das Geschäft war daher ein sehr schwieriges und der Nutzen auch ein geringerer. Immerhin dürste das erziel!« Gesammteraebniß die Actionaire befriedigen. Der Bruttogewinn stellte sich aus 111567 (gegen 131247 „6 im Vorjahre). Nach Abschreibungen in Höhe von 22 303 verblieb ein Reingewinn von 89 263 welcher die Bertheilung einer Divi- dende .von 15 Proc. (gegen 17 Proc. im Vorjahre) gestattet. Für das laufende Geschäftsjahr ist das Unternehmen mit ansehnlichen Aufträgen versehen. r. vilstcrbrrg, 31. August. Neben unseren Wollwebereien hier und in Greiz haben auch die Handweber ans dem platten Lande sehr unter dem schlechten Gejchästsgang zu leiden. So hat der Ex port für Mousselinwaare nach China, Japan u. f. w-, welch« von den Handwebern in den Ortschaften Görschnitz, Cossengrün, Schön bach u. s. w. angesertigt wurde und früher gute Aufträge Vorlagen, fast gänzlich aufgehört. Infolge dessen ist eine Anzahl Weber ohne Beschäftigung, ein anderer Theil hat Arbeit für Flanell nach Reichen- bach erhalten. — Baumeister Piehler erbaut an derGreizer Straße eine geräumige neue mechanische Weberei. Privatbank zu Gotha. Die Direktion theilt uns mit, daß dieselbe für ihr« Forderung an die in ConcurS gerochene Firma Friedr. Langenickel, Schuhwaarenfabrik in Gotha, als Sicherheit börsengängige Werthpapiere, Cautivnshypothck und gute Bürgschaften besitzt. Die Direktion glaubt annehmcn zu dürfen, daß die Privatbank keinen oder nur einen geringen Verlust bei diesem Fallissement erleiden wird. prrlilt, 31. August. Die zweite Strafkammer Moabit sprach den Bankier Max Ahrendt in der bekannten Angelegenheit der Verbreitung eines falschen Gerüchts am Subscriptionstage der ScripS heute frei. — Die deutschen Creditbanken im Jahre 1890. Der vom „Deutschen Oekonomist" veröffentlichten Statistik der Credit- banken entnehmen wir folgende Sammelzahlen (in Millionen Mark): Actien Unloftc» Divikendcn Proc. Proc. 1883 705,6 90,85 --- 13,00 12,38 6,99 1884 719,4 89,45 --- 12,45 13,51 7,11 1885 723,9 93,24 --- 12,90 14,00 6,41 1886 733,6 99,27 ----- 13,53 14,83 6,43 188? 758,0 107,!X) --- 14,23 15,62 6,53 1888 772,4 1I5P2 ---- 15,00 17,11 7,79 1889 981,4 156,06 --- 15,90 22,75 8,77 1890 1057,6 188,71 --- 17,84 23.74 7,59 »ccerte <«cvn»m> Bcr- duillichkcilea Liquide Mittel Dcbitorr» 1883 346,7 1154,8 1024, 97 886,36 1884 379,2 1313,6 1090, 91 981,91 1885 393,8 1411,8 1081, 21 1100P5 1886 419,8 1450,4 1139, 83 1047,0? 1887 445,7 1472,4 1172, 95 1119,41 1888 448,3 UU2.0 1345, 09 1138,19 1889 516,0 2018,7 1673, 06 1426,23 1890 523,2 1908,2 1665, 41 1430,33 «ah -Liqu stät it der L Vermischtes. Leipzig. 1. September. *— Geschästsschlnß zur Scdanfeier. Gleichwie In den früheren Jahren so halte» auch diesmal zur Sedouseier die Bank- Bei den Berliner Banken allein stellten sich die Reserven am Schluß der sechs letzten Jahre auf 17, 18, 19, 20,ll, 22 und 23,58 Proc. Tie Position „Gestimmte Verbindlichkeiten" umfaßt .LMiloren, Depositen, Accepte und auszuzahlende Gewinne". Mittel" sind verstanden Lasse, Wechsel, LouV So gerechnet, blieben die liquiden Mittel En! Millionen Mark hinter den Verbindlichkeit! 1884 um 222,68 Millionen Mark, Ende Millionen Mark, Ende 1886 um 310,61 M! 1887 um 299,94 Millionen Mark, Ende Millionen Mark, Ende 1889 wieder um 345,i und Ende 1890 nur noch um 242,77 Millionei diese Ziffern in Bezug auf die Beurtheilung de). ^ . ..... ... Banken einen Anhalt zu bieten vermögen, scheint dieselbe im Allgemeinen nach der Anspannung von End« 1889 wieder bedeutend gebessert zu haben; indessen ist hierbei zu bemerken, daß unter Effecten auch Hypotheken und Consortialbetheiligungen inbegriffen sind, und daß die erheblich gestiegenen Summen der Wechsel (691 Millionen gegen 584 Millionen Ende 1889) unter Voraussetzung kritijcher Verhältnisse keineswegs irr ihrer Gesammtheit reolisirbar sein würden. *— Ueberfüllung der Getreide - Bahnspeicher in Berlin. Nach einer Bekanntmachung der Eisenbahnverwaltung kann wegen Ueberfüllung der Getreidespeicher d«S Schlesischen Bahnhoses eine bahnamtliche Entladung der ankommcnden Getreidewagen nicht mehr stattfinden. *— Bon den deutschen Interessenten am Export nach Indien wird deS Weiteren zu beachten sein, daß die indische Zoll- behörde zu dem, einen Präventivschutz begründenden allgemeinen Verbot des Imports aller Woaren, welche den gesetzlichen Vor- schristen nicht entsprechen, befugt ist. In den meisten nicht besonders qualisicirten Fällen begnügt sich die Zollbehörde bei Beanstandung von Waarcn mit Erfüllung der von ihr auf Grund des Waaren- zcichcngcietzeS erhobenen Forderungen, in der Regel unter Auserlegung einer kleinen Strase. ausnahmsweise auch ohne letztere. Wo die Zollbehörde an dem guten Willen des Importeurs keinen Zweifel hat und ihr derselbe wegen loyaler Erfüllung der gesetzlichen Vor- schristen sonst vortheilhast bekannt ist, läßt sie eS wohl auch bei einer Belehrung und Warnung bewenden. Viel hängt bei dem Ver halten der Zollbehörde immer von dem Ruse ab, dessen sich der betreffende Importeur im Allgemeinen bei der Zollbehörde erfreut. — Hinsichtlich der zollamtlichen Musterziehung zur Prüfung der lieberemstimmung von Maaren mit dem Waarenzeichengesetz bestehen nähere Vorschriften noch nicht. Bei ausländischen Waaren sollen 10 Proc. geprüft werden. Da hierfür aber dem Zollamte nicht das nöthige Personal zu Gebote steht, so begnügt mau sich in der Praxis gewöhnlich mit 2 Proc. Dem Importeur bleibt es aber unbenommen, aus einer umsangreicheren Prüfung zu bestehen. — Eine erst im vergangenen Jahre erlassene Novelle zum indischen Waaren zeichengesetz bestätigt die schon herrschende Praxis durch Ab schaffung des Erfordernisses der Angabe de- Ursprungs o r t S bei ausländischen Waaren. Der General - Gouverneur ist er- mächtigt, durch Bekanntmachung in der „Gazette os Jndia" (der indischen AmtSzeitung) diejenigen Elasten von Waaren zu bestimmen, welche im Sinne des Gesetzes als piee« froockn gelten. Ferner trifft der General-Gouverneur Bestimmungen über Anzahl und Auswahl der behuss Prüfung der Richtigkeit der Waareubeschreibuogen zu ziehenden Proben: subsidiär tritt dafür die Bestimmung des Gericht» oder der Zollbehörde ei». In beiden Fällen gilt da- Durchschnitts- ergebniß der Prüfung als prim» tacio Beweis der Stückzahl, Quantität, deS Maßes oder de- Gewichtes der Waare. Sofern von den Interessenten die Ziehung und Prüfung weiterer Proben beautragt und der »4 doe erforderte Lvsteuvorschutz geleistet wird, find Proben bis zu der in jedem einzelnen Falle vom General-Gouverneur, dem Gericht oder der Zollbehörde sestzusetzenden Grenze zu ziehen.! Bei dem Durchschnittsergebnis, der Prüfung behält es sein Bewenden. I Schließlich wäre noch zu betone», daß bet Reklamationen gegen Verfügungen der indischen Zollbehörde aus Grund deS Waaren- zeichengesetzes immer der Name des Empfängers der Waare oder wenigsten- deS Schiffes, mit welchem sie verschifft ist. als Anhalt-- punct für Ermittelungen angegeben sein muß. — Als Abschluß der gesetzgeberischen Thätigkcit auf dem mit dem Waarenzeichengesetz eröffnet«» Rechtsgebiete wird auch diese Novell« noch nicht betrachtet werden können. Vielmehr ist anzunchmen, daß manche bisher un- gelöst gebliebenen Fragen und technische Fortschritte in der Fabri kation auch noch in Zukunft zur Revision und Ergänzung einzelner Theile des jetzigen Rechts nöthigen werden. *— Eisenbahneröfsnung. Im Bezirke der königlichen Eisenbahndirection Berlin wird heute (l. September) die 29,83 Icm lange Bahnstrecke For st-Weiß wasser dem öffentlichen Verkehr übergeben. Z Dir in RIetschen an der Berlin-Görlitzer Bahn gelegene Papier, und Zrllstosfsabrik vormals Pölke sc Sohn, welche vor einigen Monaten von dem früheren Landrathe des Hoyerswerdaer Kreises Grasen v. Gersdorfs gegen einige Güter ein getauscht war — wie man glaubte, um das mit etwa 850000 übernommene Etablissement in den Besitz einer Actiengesellschast übcrzuführen — ist von dem Borbesitzer wieder übernommen. Die Absicht, die Fabrik an ein Gründerconsortinm zu überlassen, ist bci der Lage des Börsengeschäfts wohl ausgcgeben. D. Zunahme der Blitzgcsahr. Nach den Statistiken von 60 Feuerversicherungsgesellschastcn Deutschlands, Lcsterreich-Uiigarns und der Schweiz hat sich in den letzten 30 Jahren die Blitzgefahr, d. h. die Zündung von Gebäuden, Kirchen n. j. w. durch Blitz, um das Dreifache erhöht. Ter durchschnittliche jährliche Gesammt- verlnst an Volk-Vermögen beträgt für Dcntjchlcind 6—8 Millionen Mark. Diese eigcnthümliche Erscheinung ist um so merkwürdiger, als auch in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Blitzableiter an Gebäuden angebracht sind und diese schützen. Wäre dies nicht geschehen, jo würde der Schaden noch größer sein. Köln, 31. August. Der „Kölnischen Zeitung" zufolge beschloß der rheinisch-westfälische Roheisenverband, die Preise aufrecht zu erhalten und nur für Gießcreieisen Nr. 1 und Hämatit von 71 aus 69 ^ zu ermäßigen. *— Die allgemeine Lage von Handel und Industrie im Regierungsbezirk Köln wird dem „Reichs-Anz" als eine befried! gende, in einzelnen Zweigen sogar als eine günstige bezeichnet. Tic Arbeitslöhne haben sich aus der bisherigen Höhe erhalten; Arbeiter- Entlassungen sind in größerer Zahl mit einer Ausnahme nicht vor- gckoinmen und sind auch vorerst nicht zu erwarten. In der Erz- Industrie macht sich ein Ausschwnng bemerkbar. Tie Erzpreise sind gestiegen und haben auch eine Erhöhung der Arbeitslöhne zur Folge gehabt. Die Lage der Eisenindustrie hat in den letzten Monaten eine leichte Besserung erfahren, die sich durch vermehrte Nachfrage, bessere Beschäftigung der Werke und Sinken der Preise der Rohmaterialien, mit Ausnahme der Steinkohlenpreise, nicht aber durch eine Ausbesserung der Preise der Erzeugnisse bemerkbar gemacht hat. Die Marktpreise der letzteren werden noch kaum durch die hohen Kohlenpreise und gestiegenen Löhne gedeckt, so daß bei vielen Werken noch eher mit Verlust als mit Ge winn gearbeitet wird. Hingegen erfreuen sich im Besonderen die Wagen und Rädersabriken einer günstigen Lage, welche von ihnen selbst mit dem Hinznsügen anerkannt wird, daß sie ihre ganze Leistungsfähigkeit anfzubictcn haben, um ihren Licfernngsverpslich tungcn nachzukommen. — Im Regierungsbezirk Trier wird die allgemeine Lage des Eisengewerbes von den bethciligten Kreisen noch immer als schwierig bezeichnet, indem namentlich die größeren Werke zur Ausrechterhaltung ihres vollen Betriebes tbeils aus Lager arbeiten, thcilS angeblich mit Verlust Lieferungen für das Ansland über nehmen müssen. Der Preis für fertige Gießereiwaaren ist Weiler zurückgegangen, dagegen sind Aufträge für Walzwerke wieder reich sicher eingegangen. Eine gute Entwickelung des Betriebes zeigt sich auch in den Maschinenfabriken, die volle Beschäftigung haben. Dortmund, 31. August. Auf der Hauptfördcrsohle der Zeche „Friedrich Wilhelm" wurde das Flötz „Dicke Kirschbaum" an gesahren. Das Flötz besitzt eine Mächtigkeit von 4 Fuß reiner Kohle. Waldkck, 30. August. Der Bau der Bahnstrecke Arolsen Korbach scheint nun endlich Wahrheit zu werden. Der Grund und Boden soll demnächst angekauft werden; auch hat die Eijcn bahndirection Elberfeld die Lieferung der gußeiserne» Röhren im Gewicht von 120 000 Icc; bereits ausgeschrieben. VVI8. Bolchr», 31. August. Gestern wurde hier im Beisein des UntcrstaalssecrctairS v. Echraut die landwirthschaftlichc Ausstellung siir Lothringen eröffnet. Bor der Preisvertbeilung theilte der Unlcrstaatssccretair mit, daß eine baldige Ausführung der Mosel-Canalisirung zu gewärtigen sei. Bci dein Festessen brachte der Gras VillerS das Hoch auf Seine Majestät den Kaiser, der Abgeordnete Baron Zorn von Bulach das Hoch auf Lothringen aus. Haiinovrr, 31. August. Bei der heutigen Verdingung seitens der Eisenbahndirection Hannover waren nach dem „Deutschen Submissionsanzeigcr" Mindcstsordcrnde: 1528 t Querschwcllcn West sälische Stahlwerke 115 ./<, 984 t Weichcnschwellcn Gcorgs-Maricn Hütte I20./t, Flußstahlschienen: Georgs-Marienhütte 5400 t I >7./?, Dortmunder Union 4500 t 1l5 757 t 117 Rheinische Stahl- werke 1800 t 115 .äl, Hörder Verein 2700 t 115 .äl>, Phünix-Laar 1800 t 115 .M ab Werk, Stahlindustrie Bochum 900 t 115 Bolckow, Vaughan L Co. in Middlcsborough boten 9900 t zu 117,50 und 757 t zu 117 frei Bremen, Harburg, Geestemünde oder Bremerhaven an *— Contanten - Einfuhr in Hamburg. Von London wurden 7 Kisten Contanten für die Norddeutsche Assinerie und 9 Kisten do. für die Reichsbank zugcsührt. g Die Dampf-Wasch-Anstalt, Actien-Gcsellschast in Hamburg, welche erst im Januar 1889 mit 270 000 Actien und I35 00<) .ck Prioritäten gegründet worden ist, hat in dem mit dem 30. Juni 1891 beendeten Geschäftsjahre einen Verlust-Saldo von 136 520 erbracht, welcher sich in dem ersten Monate des neuen Geschäftsjahres, also bis Ende Juli 1891 auf 139 935 erhöhte. Angesichts dieser höchst »»befriedigenden Resultate ist die Liquidation der Gesellschaft beschlossen worden, zumal da das Be tricbsergebniß und die Geschästsaussichten erkennen lassen, daß ein Bedürfnis, für die Thätigkcit der Gesellschaft am Hamburger Platze nicht vorhanden ist. *— Hamburg, 31. August. Wie uns mitgetheilt wird, ist in den letzten Tagen unter Führung der hiesigen Firma Sigmund Weiß die Gründung einer Actien - Gesellschaft perfect geworden, welche die von dem Düsseldorfer Ingenieur Julius Diß in Eilbcck bei Hamburg erbaute Bierbrauerei nebst Mälzerei unter dem Titel „Bürgerliches Brauhaus Actien - Gesellschaft" Hamburg übernimmt. Das gesammte Capstal in Höhe von zwei Millionen Mark (1000000 Mark Prioritäten, 1 000 0t)0 Actien) ist fest übernommen und es wird vorerst nicht beabsichtigt, dieselben an den Markt zu bringen. Den Vcrwaltnngsrath bilden die Herren Consul Carstens, erster Vorsitzender, Director Hertz «Waarencrcditanstalt), zweiter Vorsitzen der, Gcneralconsul Jul. Schabert, F. W. A. Mujelius (in Firma Musclius L Peine), sämmtliche in Hamburg. — Als technischer Leiter ist Herr Braumeister Hieber designirt. (H. B.-H.) *— Tbe Nobel Dynamite, Trust-Company. Der gestrigen Mitthcilung, daß der Vertrag der Gesellschaft mit der deutschen Reichsregicrung wegen der Lieferung des rauchsreicu Pulvers perfect geworden ist, wird hinzugesügt, daß die Spandauer Pulverfabrik ihr System verläßt, um sich der Nobel Trust-Company anzuschließen. Bei den schwebenden Verhandlungen wegen Lieferung von rauchfreiem Pulver — dieselben betreffen das in der deutschen Armee unter der Bezeichnung O./89 bekannte Nobel'schc Pulver — handelt es sich um England. *— Hamburg - Harburger Jute - Spinnerei und -Weberei. Ter Aussichtsrath beschloß, der aus den 8. October anberaumten General-Versammlung die Bertheilung einer Dividende von 4'/, Proc. für das Geschäst-siahrj 1890,91 in Vorschlag zu bringen. Lübeck, 31. August. Tie heutige General - Versammlung der Lübecker Feuerversicherungs-Gesellschaft beschloß, wie vorauszusehen, die Liquidation der Gesellschaft. ' »umbtnucn, 31. August. Nachdem die Einfuhr von Schweinen aus Dänemark, Schweden und Norwegen wieder zugelasten worden, ist die lände-polizeiliche Anordnung vom 24. Tecember 1887, betreffend das Verbot des Ausladens von Kehricht, Küchenabsällen und Schweineborsten von allen aus schwe diichen, norwegischen oder dänischen Häsen aus diesseitigen Landungs plätzen ankommenden Schiffen, ausgehoben worden. *— Actiengesellschast für schlesische Leincnind ustri e «vormals Kramsta. Rach den Mittheilungen von zuständiger > Seite hat der Waarenabsatz zwar nicht ganz den Umfang des vorigen > Jahres erreicht, jedoch dürste Las Betriebsrrgebniß pro 1890/91 gegenüber demjenigen des Vorjahre» nur weuig »nrückstehea. Im vorigen Jahre ist nach Absetzung reichlicher Abschreibungen rin Rein gewinn von 647 010 erzielt und eine Dividende von 7'/, Proc. vertheilt worden. Die Etablissements sind mit Ausnahme der Stärkefabrik zur Zeit in vollem und regelmäßigem Betriebe. Speyer, 30. August. Demnächst wird die seit etwa 40 Jahren hier bestehende Nohtadaksabrik C. Lichtenberger L Zielch, wegen Geschäftsaufgabe ihre sämmtlichen Tabakvorräthe aus den Ernten 1884 bis 1890 versteigern lasten. Die „Sp. Ztg." schreibt dazu: Das Aushören dieser Finna wird von einigen pfälzi schen Ortschaften sehr empfunden werden, wo diese alljährlich größere Einkäufe gemacht hat. Im Lause des letzten Jahres hat auch die Finna Josef Nägele ausverkaust und liquidirt. Auch dieses Geschäft hat bis 1882 jährlich einige Tausend Centner Tabak in der Pfalz gekauft. Wie man ferner hört, wollen noch zwei andere hiesige Firmen, darunter eine der allerältesten, dem Rohtabakgeschäst den Rücken kehren, wenn nicht durch Erhöhung des Eingangszolles bessere Aussichten eröffnet werden. Vor zehn Jahren bestanden hier noch 14 Rohtabakgeschäst«, von welchen jedes regelmäßig einige Tausend Centner Tabak gekauft hat. Heute bestehen deren nur noch sechs. G Ans Bayer», 30. August. Die Nonne, welche die Wälder Obcrbayerns in den letzten 2 Jahren arg verwüstet hat, ist im Ab- nehmen begriffen. Im Ebersberger Parke, wo sie zuerst austrat, ist ein weiterer Kahlfraß nicht eingelreten, so daß dort das Abschlagen des Holzes als beendet betrachtet werden kann. Noch stehen viele von der Nonnenraupe vernichtete Bäume längs der Holkirchner Bahn, besonders in der Nähe der Stationen Sauerlach uoz Deisen hofen. Zur Bewältigung de- Transportes der abgeschlagend Hölzer werden gegenwärtig dort besondere Waldbahnen angelegt. Daß die Nonne in ihrer Weiterentwickelnng gehemmt wird, ist einerseits der energischen Gcgenmaßregelu der Forstbehörden, andernjeits dem Um stande zu danken, daß die Natur selbst durch Vermehrung der Feind« dieses Jnsectes (Springjpinnen, Schlupfwespen rc.) für Abwehr der weiteren Schäden gesorgt hat. Hi Müuchcn, 31. August. In jüngster Zeit hat die Nachricht einer bevorstehenden Neubildung eines eigenen Verkehrs ministeriums eine Discussion in der Presse in der Weise ge sunden, als wenn die Creirung schon in nächster Zeit erfolgen würde. Ties ist indcß nicht der Fall. Bon Seite der competentcn Lberbehörde würde allerdings bereitwilligst auf den Gedanken eiii- gegangen werden, wenn der Landtag hierzu die Initiative er- greisen und die bedeutenden Kosten hierfür bewilligen würde. Ans sich selbst heraus kann sich ein Eisenbahnministerium nur bilden, wenn der leitende Minister in Folge Uebermaßcs von Arbcil sich außer Stande sehen würde, dem Eiscnbahnressort weiter vor- zustchen, oder wenn ein Nichtfachmann in das Auswärtige Amt, mit welchem ja das bayerische Verkehrswesen verbunden ist, eintreten würde, da eine Verwaltung dieser wichtigen Sparte ohne directe Mitarbeit des jeweiligen Ministers unmöglich ist. Ein weiterer zwingender Grund zur Bildung eines Eisenbahnministeriums wird die seinerzcitige Einverleibung der Psalzbahuen in den Bereich der Staatsbahnverwaltung fein. Eine Untcrstellung der pfälzischen Eisenbahnen unter die Generaldirection ist undurch führbar, wie auch die Beibehaltung der Generaldirection im Falle der Creirung eines Berkehrsministeriums unmöglich ist. Gegebenen Falles müßte eine Tcccntralisirung durch Bildung provinzieller Direktionen eintreten, die durch Neubauten von Tirectionsgebäuden, Neueinstellung von Beamten, abgesehen von der Neuschaffung aller Sparten in einem eigenen Eisenbahnministerium, bedeutende Kosten verursachen würde. Mit einem einfachen Uebertritt des Eijenbahnrcssorts des äußeren Ministeriums in die Generaldirection kann kein eigenes Eisenbahnministerium geschaffen werden. Eine weiter zu lösende Frage würde sein, ob fürderhin die Oberbahnämter neben den pro vinziellen Bahndirectionen bestehen bleiben können. Zur Zeit liegt ein zwingender Grund zu solchen einschneidenden Veränderungen nicht vor und steht auch kaum zu erwarten, daß der Landtag solche vorzunehmen Lust zeigt, so lange Herr von Crailsheim als un- bestrittene Autorität auf dem Gebiete des Eisenbahnwesens dem Vcrkchrsinslitut in regster Thätigkcit vorsteht und hoffentlich zum Wohie desselben noch lange vorstehen wird. *— Die Lage der Dinge an der Wiener Börse wird von der „N. Fr. Pr." treffend wie folgt bezeichnet: „Die Wiener Börse klammert sich an die gebesserten Erntcchancen, um ihre gebeugten Hoffnungen wieder anszurichten. Die Spekulation hat große Verluste erlitten und sie empfindet dieselben als eine Ungerechtigkeit. Im Kampfe mit dem Stärkeren ist sie unterlegen, aber der SangniniSmns steckt ihr im Blute, und dieselben Leute, welche vor »vrnigen Tagen gezwungen wurden, ihre Engagements zu lösen, zeigten heute nicht übel Lust, den Reigen von Neuem zu beginnen. So wird der Markt fortwährenden Schwankungen preisgcgeben. Tie Wiener Spekulation hat den Fehler begangen, ihren Berus zu verkennen und ihre Kräfte zu überschätzen, und diesem doppelten Jrrthume dankt sie ihre jüngste Niederlage. Welches Mißverhältniß zeigte sich zwischen den verfügbaren Mitteln und den übernommenen Verbindlichkeiten! Tagelang wurden die Ver käufe in Wien und Berlin fortgesetzt, und wenn man die Besitzer dieser unerschöpflichen Essectenschätze nannte, staunte alle Welt, Laß es möglich war, aus so schwankender Basis so riesige Engagements auszubaueu. Seit anderthalb Jahren verkaufte Las Ausland seine österreichischen Werthe, und es verkaufte sie zu hohen Coursen; jetzt zeigt sich, daß die überraschende Aufnahmefähigkeit unseres Marktes nicht echt war und daß eine Speculation, deren Werth oft weit ihre Kraft überstieg, sich ver- messen hat, die Rolle des Capitals zu spielen. Unsere Effecten waren gut, aber durchaus nicht ihre Besitzer. Es wäre ungerecht, solche Vorwürfe allzu sehr zu gcneralisiren, aber es ist unverkennbar, daß die Spiellust wieder weitere Kreise erfaßt hat und daß zweifelhaft Elemente einen verderblichen Einfluß ans die Börse gewonnen haben. Das mußte sich rächen, und den Schaden mußte auch jener Tbeil der Börse tragen, welcher keine Ausschreitungen verschuldet, aber den Fehler begangen hatte, die Lage der fremden Märkte sowie die Höhe der hiesigen Engagements unrichtig zu beurthcilcn. Die wirthschastlichcn Verhältnisse der Monarchie sind durchaus normal, und die Börse hatte Recht, wenn sie von dieser Seite keine ernste Gefahr befürchtete. Ti« Speculation glaubte an die ungeschmälerte Rentabilität der Effecten, und in vielen Fällen niag dies auch begründet gewesen sein; aber als sie die Effecten er- warb, vergaß sie, zu prüfen, ob sich beim Wiederverkäufe genug Abnehmer finden würden. Tie Actie hat in Oesterreich bisher nicht vermocht, die weiten Schichten des capitalbesitzendcn Publicums siir sich zu gewinnen; dieses Publicum kennt nichts als die Rente und die verwandten Formen von Schuldverschreibungen, während das Interesse an den Dividcndcn-Papieren außerhalb der Börse nur einen kleinen Kreis fesselt. Als nun das ausländische Capital österreichische Actien verkaufte, welche es lange Zeit gehegt hatte, da fehlte das Ersatzcapital, um dieses Material dauernd auszn- nehmen, und darin kam der Einfluß der auswärtigen Marktverhält- nisse zum Ausdrucke, welche die Wiener Börse zu ihrem Nachthrile unterschätzt hat." *— Oesterreichisch« Credit-Anstalt. In den Actien dieses Bankinstitutes sollen ganz enorme BaisseFLngagcments lauicii. Ein bekannter Berliner Baisse-Matador soll vor einiger Zeit sehr bedeutende Blanco-Abgabcn in diesen Actien bewirkt haben, wie auch einzelne Wiener Großjpeculanten bereits große Baisse-Positionen in Credit unterhalten. So schätzt man das Blanco-Engagement des von Berlin nach Wien übergesicdelten Speculanten Pl. aus 350»! Stück und ebenso soll der bekannte Herr Z—r stark nach unten liegen. Daß bei derart gestalteten Engagements-Verhältnissen sich über Nacht einmal ein völliger Scenen-Wechsel an der Börse voll ziehen kann, braucht nicht besonders gejagt zu werden. *— Bezüglich der Stellung ItalienS zur Frage der Handels - Verträge erklärt „Popolo Romano": Italien begreift die Schwierig keiten der Lage; es verlangt daher keine Besserung der bestehenden Verträge, sondern nur einige mit den Interessen der Ccntralmächle vereinbare Vorthcile zur Beßcrung der wirthschastlichcn Lage Italiens und zu Gunsten des allgemeinen Friedens. *— Unterhandlungen wegen eines Silber-Darlehns der Bank von Frankreich an Rußland. Ter „F. A." hört von anscheinend gut insormirter Seite, daß zwischen Agenten Lcs russischen Finanzmiiiisters und der Bank von Frankreich Unter handlungen wegen Ucbcrlossung eines Theiles des Silbcr-Metall- schatzes der Bank von Frankreich an die russische Reichsbank gegen Verpfändung der dieser Bank gehörigen russischen StaatS-Anlcibcü schweben sollen. Daß Rußland jetzt die Rechnung für die gast freundliche Behandlung der französischen Flotte in Kronstadt an den Schaltern der Bank von Frankreich präsentircn möchte, erscheint glaubhast; es ist aber wohl kaum anzunehmen, daß die Gouverneure der Bank, welche sich zu jeder Zeit einen objcctiven finanziellen Scharfblick bewahrt hatten, aus das Geschäft cingehen werden. Rußland kann es wohl ganz gut paffen, durch Beschaffung eines Silbcr- „Tepots", vermittelst dessen neue Notenhausen aus der Druckerprcsse hervorgczaubcrt werden konnten, der Nothwendigkeit eines direkten Rothsrand-AulehenS zu entrinnen. Die Bank von Frankreich weiß
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