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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.09.1891
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-09-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18910902013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891090201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891090201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-09
- Tag1891-09-02
- Monat1891-09
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AbomremeittspreiS Gl der Hauptexpedltion oder den im Gt»dt- bezirk und den Vororten errichteten -lu«- aavestrlle» ab geholt: vierteljährlich^ 4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung ins HauS 5.5Ö. Durch die Post bezogen sär Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich >4 6.—. Directe tägliche Kreuzbandjendung iaS Ausland: monatlich 9.—. Die Morgen-AuSgabe erscheint täglich 6 Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentags 5 Uhr. Nrdaclion und ErpeLitioa: JohanncSgassc 8. Di« Expedition ist ununterbrochen ge öffnet von früh 8 dt» AbeudS 7 Uhr. Filialen: Ott« Me«W'» Sartini. (Alfre» Universitälsstraße I, LouiS Lösche. Latharüienstr. 14, Part, und KönigSplatz 7. Druck and Verlag von L Polz tu Leipzig. Morgen-Ausgabe. Anzeiger. Organ für Psliti!, Localgefchichte, Handels- und Geschäftsverkehr. JnsertionSPreiS Morgen-Ausgabe: die 6gespalten« Pktiv«^ »elle 20Reklamen unter dem Redaktion«^ strich (4 gespalten) 50^j, vor den Familien- nachrichlen <6 gespalten) 40 Abend-Ausgabe: die Ogespaltene Petitzeile 40^ Reklamen unter dem RedacttonoMch <4 gespalten) 1 Aamiliena ach richten and Anzeigen vertarroer Gegenstände <6gespalten) 80^. GrSßere Schriften laut unser», P«iS- verzeichufb- Labellarischer nnd Ziffer»sah nach höhere» Lass. Exlvn-Vellage« (gesalzt), nur mit de« Morgen - Ausgabe , ohne Postdesärdernag SU—, «tt Postdejärderuug ut 7V.—. ^»mh«eschtL- fiir Jeserrtr: Abend-Ansgad«: Vormittag» 10 Uhr. Margen-Au-gab«: NachunlwgS 4Uhr. Sonn- und Festtag» früh 9 Uhr. vei de» Filiale, und Anuahmeftelle» je ein« halb« Stunde früher. Inserate ß»L stets^an^die Mittwoch den 2. September 1891. 85. Jahrgang Zur gefällige» Beachtung. Heute Mittwoch, den 2. September, wird aus Anlaß der Sedan-Feier unsere Expedition von Iv Uhr ab geschlossen bleibeu. Lxpeäitlou äv8 l^ipLi^r lusedluttes. Ilerlnikthung. Das besonders zum Bewohnen für nur eine Familie geeignete, der hiesigen Stadtgen,eiude gehörige Hausgrundstück Kohlgarten- strafte Nr. 57 i» Leipzig-Reudnip mit 6 Stubcu und reichlichem Zubehör, Glasveranda und schönem Garten ist vom küosligea Jahre ad gegen einhalbjährige Kündigung zu vermiet!,'«,. Mielhgejuche werden auf dem Nachhause, I. Obergeschoß, Zimmer Nr. 8, entgegengenoinmeu. Leipzig, deu 22. August 1891. Ter Rath der Stadt Leipzig. la. 3814. Pr. Georgi. Lrumbiegel. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung, die vmneltzn», zur Wahl eines «irchenvorstande« für di« Aohaitliisparochie betresfcud. Für die neu zu begründende Johanuisvarochie in Leipzig ist durch Verfügung der Königlichen Kircheninjpection vom 30. Juli d. I. die Bildung eines Kircheuvorstandes angeordnet worden. Die Zahl der weltlichen Mitglieder desselben ist auf 11 (elf) festgesetzt. Die Wahl dieser Strchenvorsicher soll demnächst durch die Gemeinde der IohanaiSparochie stattsinden. Di« Johanuisparochie, welch« durch eine auf der Axr der Nürn berger Straße, Ltebigstroße, Johanuisalle« (inet, neuen Johannis- sriedhofs), Hospitalstraße, Gerichtsiveg, Dresdener Straße und JohaauiSplatz abgegreuzt wird, umfaßt lochend« Straße» und Plätze: Antonstraße, Bauhosstraße 9 und 11, Brüderstraße 25-63, 30-34, Dresdener Straße 3—22, Friedrichsstraße, Gerichtsweg 2—22, Klockenstraße, HoSpitalstraße, Bor den, Hospitalthore, Iohaanisallee (von der Liebig- bi- zur Hospitalstraß«), Alten und neuen Jobannisstürdhoi, JohaoneSgasse 17—35, 20-84, Johaunisvlad 8—26, Johannisthal, Kölligsstraße 15—33, 16—30, Kurze Straß«, Liebigstraße 18—15» Llndenstraße, Nürnberger Stroh« 1—53, Platostraße, Rabcnstcinplatz, Seeburgstraße, Strphanstraße, Eternwartcnstraßr 24—46, 49—79, Täubchenweg, Thalstraße, Ulrichsstraße 25-51, 60-92, Webergasse. Wir sordcrn die sttmmberechttgten Glieder dieser neuen Parochie hierdurch dringend auf, sich an der Wahl recht zahlreich zu belbci- lichen, und darum die Anmeldung dazu rechtzeitig zu bewirken. Tenn wer sein Stimmrecht ausübe» will, bat sich entweder schrift lich oder mündlich dazu vorher anzumeldeu. Stimmbcrechligt sind alle selbstständigen, innerhalb der neuen Parochie wohnhaften Hausväler (HaushattungSvorslände) evangelisch- lutherischen Bekenntnisses, welche das 25. Lebensjahr vollendet haben, verheirathet oder nicht, mit Ausnahme solcher, „die durch Verachtung des Wortes Gottes oder uuchrbaren Lebenswandel öffentliches, durch nachhaltige Besserung nicht wieder gehobenes Aergeruiß gegeben haben, oder von der Stimmberechtigung bei Wahlen der politischen Gemeind« ausgeschlossen sind", sowie Derer, welä^n durch Beschluß der Ktrchentnspectton di« kirchlichen Ehren- rechte entzogen sind. Mündliche Anmeldungen werden Donnerstag, den 3. September d. A und Freitag, den 4. September ü. X. ununterbrochen von Vormittags 10 Uhr bis Nachmittags 5 ll-r in der Johanniökirche (Vorhalle- entgeaeugenomruea. Schriftliche Anmeldungen mit genauer Angabe 1) des Bor- und Zunamens. 2) des Standes und Gewerbes, 3) des Geburtstages und JahrrS, 4) der Wohnung, können von heute an in der Expedition der Ricolaikirche, Nicolai, kirchhos 4, Erdgeschoß, während der ExpeditionSzcit, oder am 3. und 4. September d. I. während der oben genannten Stunden in der Johanuiskkche, jedoch nur bis Punct 5 Uhr Nachmittags, abgegeben werden. Leipzig, den 30. August 1891. Der Sahiom-f^ch für die Bildung eines StrcheLvorftoudeS zu St. Johannis. v. Hölscher. Bekanntmachung. Die Leuchtkraft des städtischen Leuchtgases betrug in der Zeit vom 24. bis 30. August 1891 im Argandbrcnner bet 2,5 Millinieter Druck und 150 Litern stündlichem Eonsum das 18Lsache der Leucht kraft der deutschen Normalkerze von 50 Millimeter Flammenhöhe. DaS specisisch« Gewicht stellt sich üo Mittet aus 0^56. Leipzig, am 31. August 1891. TrS Raths Deputation zu Sr» Gasanstalten. Die Fondsbörse )U Leipzig bleibt Mittwoch, Sen 2. September, aus Anlaß der Sedouscter grschloffe». Leipzig, ix» 25. August 1891. Ter Börsenvorstand. Für den Vorsitzenden der 1. Ablheilung: F. Dürbig. Bleyl, BSrsensecrrtair. wolinuilgsvermietljung. Die kleinere Wohnung in der 3. Etage des der Stadtgcmeinde Leipzig gehörigen Hausgrundstücks Rcichsstratzc Nr. 9 ist vom 1. Oktober ds. Ars. ab gegen riuhalbiährlgc ttüudlguug anderweit zu vermiethe«. Micthgesuche werden aus dem Rathhause, 1. Etage, Zimmer Nr. 8, enlgegcngenommen. Leipzig, deu 27. August 1891. Der Rath der Stadt Leipzig. ln. 2693. vr. Georgi. Krumdiegel. Äadtische Volksschulen. Am 2. September als dem deutschen Rattanalskfttage wird in sümmtlichen diesigen Volksschulen iBürger- nnd Beztrksschulen) ein« patriotische Schulsctrr abgehallen. Sie beginnt in der 1. böhern Bürgerschule für Knaben in der 6. Bürgerschule (für die Knaben) in der 11. Bürgerschule um 8 Uhr. in der 6. Bezirksschulr für Knaben in der 7. Beztrksschule für Knaben in der 6. Bürgerschule (für die Mädchen) > „ in der 20. «ezir,«schule ) '0 Uhr. in atzen übrigen Schulen um v Uhr. Zur Thetlnahme au dieser Feier beehren sich hierdurch ergebenst rtnznlade» Lttppl«, b» »Oc Ang nst 1891. Wg tzEg velk-schnlen Ulohnungs-Vcrmietljung. In dem der Stadigemeinbe Leipzig gehörigen scührreu Rath- bausgrundstück in Letpzig-Anger-Krottcndors, Zweinaundorscr Straße Nr. 1, ist eine im zweiten Stockwerk gelegene, aus 2 Stube», 2 Kammern, 1 Küche und sonstigem Zubehör bestehende Wohnung vom 1. Oktober ds. Js. ab gegen holblährige Kündigung ander, weit zu vermicthen. Miethgcsuch« werden auf dem hiesigen Rathhause, erstes Stock werk, Zimmer Nr. 8, entgcgcngcnomme». Leipzig, den 31. August 1891. Der Rath der Stadt Leipzig. In. 2983. vr. Georgft Lrumbiegel. Bekanntmachung. Nachdem die Kranken- und Eterbecassc der Klempner- und Zlniigleftcrgrhilscn iu Leipzig in ihrer Generalversammlung vom 9. Mai d. I. beschlösse» hat, auf die Rechte des tz. 75 des Kranken- vrrslcherungSgesetztS zu verzichten und dieser Beschluß am 11. August laufenden Jahres in Kraft getreten ist, nimmt die Unterzeichnete Cass« Veranlassung, die Herren Arbeitgeber darauf hinzuweiicn, daß vcr- ichcrungspflichtige Mitglieder dieser Casje »ach der Vorschrift des gedachte» Gesetzes binnen 3 Tagen, dom Erschein»» dieser Bekannt machung au gerechnet, mittelst de« vorgeschriebe»«» Formular» zur Anmeldung zu bnngen sind. Bei Nichteinhaltung dieser Meldesrist treten die Rachtheüe der KZ. 50 und 8l deS angezogencn Gesetzes in Kraft. Leipzig, am 29. August 1891. Die OrtSkraukrncasse für Leipzig und Umgegend. Albert Brockhaos, Vorsitzender. ZUM Ledantage. Der diesjährige Sedantag ruft eine schmerzliche Erinnerung wach, er mahnt uns daran, daß der, dessen strategisches Genie den Sieg bei Sedan hauptsächlich ermöglichte, daß Generalfeldmarschall Graf Moltke nicht mehr unter den Lebenden weilt. Zwanzig Jahre lang haben wir den nationalen Festtag bei Lebzeiten Moltke's gefeiert, erst nach Vollendung des 90. Lebensjahres hat der große Mann der Nakur den Tribut gezollt, der Todrsengel senkte die Fackel, uud das glänzeude Licht erlosch, unter dessen Schein die deutsche Einheit gewonnen wurde. Alle- menschliche Streben hat seine Grenzen, und wenn sie noch so weit ge steckt sind, aber der Geist, welchen Moltke dem deutschen Heere und Volke eingrflößt hat, wirkt auch nach seinem Tod« fort, seine weisen Grundsätze sind Eigenthum deS deutschen Volke- geworden, sie werden ihm stets als Wegweiser voran leuchten und werden ihm Ruh« und Standhaftigkeit geben io der Stunde der Gefahr. Die Weltlage ist leider nicht friedlicher geworden seil dem Tode Moltke's, cS sind vielmehr Anzeichen vorhanden, daß die Hoffnungen der Friedensfeind« im Wachsen begriffen sind, die Annäherung zwischen Rußland und Frankreich hat in beiten Ländern eine Stimmung erzeugt, welch« Gefahren für de» Frieden in sich schließt und nur durch doppelte Wachsamkeit und Kriegsbereitschaft auf der Gegenseite ausgeglichen werden kann. Trotzdem ist die Sebanfeier bat geblieben, was sie immer war, ein Fest der Freud« über die Beendigung eine« Zustandes, welcher Deutschland nicht zur vollen Entwickelung seines politisches Berufe- kommen ließ, ein festes Bollwerk in Europa zu bilden gegen Bestrebungen, die lediglich auf Machterweilerung und auf Ausübung eines NebergcwichtS gerichtet sind. Die deutsche Einheit erfüllt ihre Bestimmung dadurch am besten, daß sie Jedem da« Seine giebt, daß sie der friedlichen Entwickelung nach keiner Seite Hindernisse bereitet, nnd daß sie nur gegen Friedensstörung alle ihre Kräfte in Bereitschaft hält. Das ist die Hauptbedeutung deS SedanfesteS, daß eö diesen politischen Grundgedanken öffentlich und mit voller Hingebung an die Sache vertritt und zum allgemeinen Bewußtsein bringt. ES läßt sich kaum ein schärferer Gegensatz denken, als er zwischen der friedlichen Sedanseier und den Huldigungen bestebt, welche die französischen Kriegshetzer vor dem Etandbilde der Stadt Straßburg in Pari« darzubringen pflegen. Dort ist eS der Rachekrieg, welcher stet« der lebenden Generation al- Aufgabe der Zukunft vor gehalten wird, in Deutschland feiert nian das Eedansest als den Ausgangspunkt einer neuen Zeit, welch« dem KricdeoS- gedanken vor dem Streben »ach Machterwriterung und nach Eroberungen den Vorzug einräumt. Beide Richtungen sind seit zwei Jahrzehnten miteinander im Kamps begriffen, aber der deutsche Standpunkt hat sich al« da richtig an» krajwvüer, bewährt. S> haben sich zwei andere Großmächte, Oesterreich-Ungarn und Italien, au Deutschland angeschlossen, um mit ihm vereint den Friedens- gedanleu hochzuhalten und ihm die Herrschaft in Europa zu sichern. Das Gute bricht sich erfahrungsgemäß nur langsam Bahn und hat mit den größten Schwierigkeiten zu kämpfen, bevor eS sein Ziel erreicht, wenn ihm das überhaupt vergönnt ist, aber ebenso ist eS hergebracht, daßidie bösen Neigungen eS nicht lieben, unverhüllt iu die Oeffentlichkcit zu treten. Eie haben sich vielmehr stets eines trügerischen Scheines bedient, hinter welchem sie ihre wahre Natur verborgen haben. So tritt denn auch jetzt die russisch- französische Verbrüderung unter dem Aushängeschild der Er höhung der FriedeuSbürgschaften zur Erscheinung und nimmt die Maökc vor, daß sie etwaigen Augriffsgelüsten des Dreibundes das Gegengewicht halten müßte. Diese mit wehr Eifer als Ge schicklichkeit vorgetragencn Mitthciluugeu haben ihren Eindruck überall da verfehlt, wo sie Täuschungen Hervorbringen sollten, Europa weiß genau, was es von der russisch-französischen Annäherung zu halten hat, daß sie die FriedruSsicherheil ver niindert und daß sie den Dreibund zu verdoppelter Aufmerk samkeit uölhigt. Wenn der FriedenSgedaukc in Wahrheit so mächtig wäre in Europa, wie wir, die wir das Sedansest feiern, wünschen, dann bedürfte es keiner Verbrüderung der Russen und Frau zoscn, dann würden der Frankfurter und der Berliner Friede als die Grundlage deS in Europa seit dem Jahre 1871 uud 1878 bestehenden Zustande- anerkannt, und eS gäbe keinen Dreibund, um den Frieden aufrecht zu halten. Die Bedeutung de« SedanfesteS ist in der Hauptsache versöhnend, eS ist nicht der Triumph des Sieger- über den Besiegten, welcher in der Festesfreude Geltung verlangt, sondern die Freude über die endliche Ausrichtung eines Zustande«, welcher bei einigem guten Willen aller maßgebenden euro- räischen Mächte die Bedingungen erfüllt, welche an Dauer uud Sicherheit gestellt werden können. Die Franzosen habe» ja selbst die Regierungszeit Napoleon'« Oll. alL eine Frank reich schädliche vcrurtheilt und haben die Fabel erdacht, daß Deutschland nach Besiegung de- Kaiserreiches mit der Re publik Frankreich aus einer ganz ueueu Basis Frieden chließen werde. Die Franzosen können aber dieRegirrungSzeit Napoleon« III. nicht willkürlich an- der französischen Geschichte ausstreichen, weil am 4. September 1870 von Gambetta und seinen Genossen die Republik verkündet worden ist. Frankreich ist ein Ganzes, das mit seinen Machthabern steht und fällt, die Parteien haben nur insofern Geltung, als sie eine» neuen Zustand aufrichteu, der ihnen auch militairiscke und poli tische Erfolge sichert. Ohne diese Erfolge bleibt Frankreich für da« verantwortlich, was seine Regierung gethan, er worben oder verloren hat. Weil aber auf französischer Seite da- Streben verwaltet, immer nur die augenblickliche Re gierung für alle-, was Frankreich gewinnt oder verliert, sei cS politisch oder moralisch, verantwortlich zu machen, so muß Deutschland sich auch allein auf sein« Macht und Widerstands fähigkeit verlassen nno im Verein mit seinen Verbündeten alle« thun. wa« dazu dienen kann, da- Bestehende zu erhalten DaS Sedansest erinnert un« au da« Wort de« leider verblichenen Moltke, daß Deutschland die Errungenschaften d«S JahrcS 1870 fünfzig Jahre lang zu vertheidigen ge nöthigt sein wird. Moltke hat diese- Uriheil auS seiner ge nauen GeschichtSkenntniß geschöpft, er war sich dessen bewußt, daß die Franzosen eS so leicht nicht verwinden werden, von den Deutschen vollständig und nachdrücklich besiegt worden zu sriu, wie cS in den Jahren 1870 und 1871 geschehen ist Unsere Grundsätze und unsere Haltung in politischer Be> Ziehung sind heute noch dieselben, wie sie am Tage der Schlacht von Sedan, am 1. September 1870, waren, wir wollen Ruhe und Frieden haben und in unserer friedlichen Entwickelung nicht durch unruhige und herrschsüchtige Nachbar» gestört werden. Wir können deshalb den diesjährigen Sedautag nicht besser begehen als dadurch, daß wir unS die Lehren Moltke «, deS genialen Strategen und großen ManueS, stet« gegenwärtig halten, daß wir bemüht sind, ans dem Wege, den er u»S vorgezeichuet, rüstig sortzuschreiten, daß wir unsere Wehrkraft auf der Höhe der Zeit erhalten und stet« bereit sind, da« Erworbene gegen die Feinde zu vertheidigen. Die deutsche Einheit ist ein hohes Gut, um daS wir von ver schiedenen Seiten beneidet werden, und gerade da« setzt unS den Angriffen derFrinde aus, baß unsere Absichten durchaus uneigcn nütziz sind, daß wir Niemanden schaden wollen. Nach den bi« zum Jahre 1870 geltenden Ueberlieserungen hätten wir unsere Macht mißbrauchen solle», um daun schließlich ein ebenso klägliches Ende zu nehmen wie Frankreich unter Napoleon I. Weil wir aber Maß zu halten verstanden, deshalb ist der Haß der Feinde bi« zum Uebermaß gewachsen, die in ihren Interessen sich geschädigt Glaubenden haben ihre Machtmittel berechnet und gefunden, daß sie schließlich mehr Soldaten in- Feld stellen können als der Dreibund. Daraus ist die russisch französische Annäherung begründet und danach muß ihre Be deutung bcurtheilt werden. Die Sedaufeier ist dem Frieden« gedanken gewidmet, die Feste in Kronstadt gegen nn« da« Gespenst de« Kriege«, wir wollen hoffe», daß Sedan über an Sie- behält. Leipzig, 2. September. * Der „RrichSanzeiger" meldet: Angesicht« der Steige rung der BrennholzpreisewieS der preußischeLaudwirth- schaftSminister die Regierungen an, den Localbedarf rechtzeitig zu decken und der unbemittelten Bevölkerung die Deckung von Brennholzbcdarf aus den Staatsforsten zu angemessenen Preisen zu erleichtern. Es seien deshalb freihändige Verkäufe geringerer Sortimente iu Aussicht genommen. * Jo Danzig sprach am Montag im Katholikentage Frbr. von Schorlemer-Alst über die sociale Frage. Die Lösung derselben sei nur durch die Religion uud durch Freiheit der Kirche möglich, vr. Porsch verlangte in seiner Rede das Condominat von Staat und Lärche über die Schule. Generalvicar Lüdtke-Pcplm sprach über die Aus stellung des heiligen Rocke« zu Trier. * AuS Altenburg wird uu« vom 1. September ge schrieben: Der heutige Tag ist für unser Herzogthum insofern von großer Wichtigkeit, als au ihm der Herr Sammerhcrr von Hclldorff, Besitzer d«S Rittergutes Drackendorf, da« ihm von Sr. Hoheit dem Herzog Ernst anvertrautc Amt eines StaatSministcrS übernimmt. Dem neuen Staatsministrr werden von allen Seiten und aus allen Kreisen Sympathien entgcgcngebracht, uud daS Volk setzt um so größeres Vertrauen auf seine Person, weil er im Lande selbst ansässig uud als ein edler und gerechter Charakter weit und breit bekannt ist. Als Herr von Hclldorff kürzlich als LandtagSabgeordneter ausgestellt wurde, war seine Wahl ein glänzender Beweis von der Anhänglichkeit, die ihm von den Bewohnern der engeren Heimalh gezollt wird, und vielfach tauchte die Hoffnung auf, daß in seine Hand die Leitung der Verhandlungen deS Landtages gelegt lverdeu könnte. Nun ist er von unserem Herzog berufen worden, von noch höherer Stelle au«, die Geschicke des HeimalhlaodeS zu teilen, und darum begrüßt ihu das Volk am heutigen Tage um so freudiger. Weiß man doch, daß er eng mit deu Interessen der Bevölkerung verbunden ist und in seinem kleinen Kreise bisher als wohlwollender Mann mit rathen und thun half, wenn eS galt, cdele, gemeinnützige oder vater ländische Werke zu fördern. Herr v. Helldorff ist 1834 ge boren uud bat an den Kriegen von 1866 und 1870/71 als preußischer Officier theilgenommen. Mit unserem LaudeS- »errn ist er seit Langem schon aus« Innigste befreundet und ist deshalb schon gern bereit gewesen, deu Schmerz zu lindern, welcher Sr. Höhnt dadurch bereitet wurde, daß der frühere StaatSminister zur Disposition gestellt werden mußte. * Aus Stuttgart wird gemeldet: Das Befinden des Königs war, wie der „Staatsauzeiger für Württemberg" meldet, in der letzten Woche befriedigend. Die Beschwerden und Störungen des Unterleib« bleiben in Abnahme begriffen. Ein Fieberaofall ist nicht wieder cingetretcn. Tie Erholung schreitet zwar langsam, aber m der letzten Zeit ohne ernst liche Unterbrechung fort. * Zum Besuche dcö Kaisers in Reickenberg wird unS geschrieben: Statthalter Gras Thun trifft am 3. Sept. Nachl« hier ein, um mit dem Festcomits das definitive Programm zur Ankunft Sr. Majestät deS Kaisers am l. Oktober d. I. zu brrathen und am 4. d. Nachmittag« »ach Prag zurückzukehrcn. Die den Monarchen am 1. Oktober erwartende Huldigung seitens der Deutschen in Nvrddöhmca wird eine überwältigend großartige sein. Bon allen Seiten kommen Kundgebungen korporativer Thcilnahme an deu EmpsaugSfestlichkeiten. So hat die Stadtvertretung von G ro ttau im Einvernehmen mit den Vertretungen der Nachbar- gemeindcn DöniS, Ketten, Ullersdorf, Grasenstem und GörSdorf beschlossen, sich seitens der Stadt- bezw. Gemeindevertretungen und sämmllicher Vereine dieser 6 Ortschaften an den Em pfangsfeierlichkeiten in corpore zu betheiligen. — Der Be zirksausschuß in Reicheubera hat den Statthalter auf tele graphischem Wege ersucht, Namen» der Bevölkerung deS Be zirkes seiner hohen Freude über den beglückenden Besuch deS Kaiser« und dem ehrfurchtsvollsten Danke an den Stufen d«S Thrones Ausdruck zu geben. — Da« czechische Hetz blatt „Czech" benutzt den kaiserlichen Besuch in Reichrnderg zu folgender Auslassung: „Beim Besuche Sr. Majestät in Rcicheubrrg muß durch daS Auftreten des czechischrn Elementes öffentlich in hervorragender Weise die Existenz der czechischrn Bevölkerung in der al» rein deutsch proclamirten Stadt manifestirt werden, eventuell möge der gceiguele Ausdruck verliehen werden den Leiden und Drangsalen, welch« die Repräsentanten und Antochkhooe» dieses Lande in den gemischtsprachigen Gauen auSgcsetzt sind. Möge ferner in geeigneter Weise gezeigt werden, daß der Besitz der deutschen Eapitalistrn im nordböhmischen Manchester eigentlich da« Werk de« czcchischen Bolle« ist. * Au« Pest wird uns vom 31. August gemeldet: DaS aesammte Officiercorp» de« Jnfanterie-RegimentS „Graf JcllachicS" begab sich auS Samobor nach Schloß Novi Dvori und legte einen prachtvollen, mit den Farben deS Regiment« geschmückten Kranz auf da» Grab deS RegimeutSinhabcr«, de« ehemaligen BannS JcllachicS, nieder, wobei dev Oberst eine Rede hielt, in welcher er die Verdienste des Verstorbenen feierte. Der »Pest» Lloyd" vcrurtheilt auf da« Entschiedenste dies« militairischc Demonstration, welche die Rücksichten auf die berechtigte Empfindlich keit der ungarischen Nation außer Acht lasse, zu mal die Uzelac-Affaire, welche dasselbe Regiment betreffe, noch nicht aufgeklärt sei. Ein solches Vorgehen müsse die Frage anregen, wie eS mit dem Geiste der DiScrplin iu der Armee bestellt sei, und den Anschein erwecken, als ob die po litischen und nationalen Gegensätze auch in da« gemeinsame Heer eingedrungen seien. * Die Ernennung deS Bischofs Hidessh zum Primas von Ungarn soll, so wird an« Wien gemeldet, eine voll zogene Lhatsachc sein. * In diesen Tagen soll in Nizza die feierliche Ent hüllung d«S Monumente« stattfinden, welche« die G«- burtSftadl Garibaldi'« zu Ehren ihre« berühmten Sohne« errichtet hat. Es muß natürlich erscheinen, daß diese Feier lichkeit in diesem Augenblicke der französischen Regierung einige Verlegenheit bereitet, da dieselbe unvermeidlich Beran- lassoug zu Aeußeruugeu und Manifestationen über den Stand der Beziehungen zwischen Frankreich und Italien ^ben noch. D«-n kinntt, d«ß i» NsM
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