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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.09.1891
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-09-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18910908024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891090802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891090802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-09
- Tag1891-09-08
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Anfernon-prei- Morgrn-AuSaab«: die 6gespalt»a» »eile 20Neclamen unter de« Redaktion«» strich («gespalten) 50-^. vor den FamtUo» Nachrichten <6 gespalten) «0-L Abend-Ausgabe: die 6gespaltcne P«tttzetl» «o H, Reclainen unter dem Siedarticm«strich lg.spalten) I Familiennachrichren «nd Anzeigen verlorener Gegenstände Mgespaltr») 20 Grötzere Schriften laut unscrcln PreiS- vcrzcichnib. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. Istrtra-Vetlagrn (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne PostbefSrdernua -6 ÜO.—, Mit Postbesordernng ^l 70.—. Anzeiger. DlMN für Politik, Localgcschichte, Kandels- Mid Geslhastsverkchr. 'Ännalfmeschlnß für Inserate: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen.Ausgabe: Nachmittags lUhr. Sonn- und Festtags früh 9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stund« früher. Inserate find stets an die Ertzrtztlt«» zu richten. ^ 257. Dienstag den 8. September 1891 85. Jahrgang. Der Kaiser in Lauern. * Kaiser Wilhelm ist gestern Montag Abend ',»10 Uhr in München eingctroffcn. Er würbe vom Prinzregcnten, der von allen anwesenden Prinzen des königlichen Hauses umgeben war, auf das Herzlichste cinpfange». Ans dem Bahnhose war eine Ehrcncompagiiie anfgcsiellt, zum Empsange waren die Obersten Hoschargcn, sämiiillichc Minister und die Generalität anwesend. Bei dem Hcrannahen deS kaiserlichen SonderzugcS er strahlte der reichgcschinückle Ceniralbahnkof in eletlrischem Lichte und bengalischer Bcienchlung, eine Batterie gab mit 101 Kanonenschüssen Salut, die Kapelle des Leib Regiment« intonirte die preußische Nationalhymne und tausendfache begeisterte, jubelnde Hochrufe erschallten. Sobald der Zug hielt, entstieg der Kaiser, in der Uniform des 1. baye rischen Ulanen - Regiments „Kaiser Wilhelm II, König von Preußen" eilenden Schrittes dem Salonwagen und begrüßte mit wiederholten Umarmungen und Küste» den Prinz-Regenten, welcher preußische Artillerie - Uniform angelegt halte. Nachdem der Kaiser auch die Prinzen deS königlichen HanseS, welche gleichfalls in preußischen Uniformen erschienen waren, begrüßt hatte, erfolgte die Vor stellung deS Gefolges. Der Kaiser schritt sodann die Front der Eyrencompagnic ab, und ließ dieselbe im Parademarsch dcfilircn. Nach Abhaltung eines kurzen Ecrcleö im KönigSsalon bestiegen derKaiser und derPrinr Regent die sechsspännige offene Hof-Equipage und begaben sich, von je einem Zuge der Kaiser-Ulanen vor und hinter dem Wage» cöcortirt, zu der auf der anderen Seite des Bahnhofes an der Ehrenpforte errichteten Tribüne der städtische» Behörden. Hier wurde der Kaiser vom Oberbürgermeister v. Widenmayer Namens der Stadtzcmeinke ehrfurchtsvoll bewillkommnet, worauf der Kaiser huldvollst dankte, indem er sagte: „Ich danke für die herzlichen Worte, die Sie an Mich gerichtet habe». Ich habe seiner Zcil München mit freudigen Erinnerungen verlassen. Was Sie über Meine Thätigkeit erwähnt haben, ist nur Pflicht und Schuldigkeit, die Ich geübt habe. Ich bin Meinen hohen Verbündeten, insbesondere Är. Königlichen Hoheit Ihrem Prinzregentcn sehr dankbar, wenn Ich in Meinen Fricdeu-bestredungen unterstützt werde. Nochmals besten Dank." Bei prachtvollem Wetter erfolgte sodann nntcr ununter brochenem stürmischen Jubel der zahlreich herbeigeströmte» Menschenmenge die Einfahrt durch die prachtvoll geschmückle, elektrisch beleuchtete Via trjuiiiplialis zum Residenschloß, be gleitet von den Klängen der Eapelle» der viele» im Spalier aufgestellten Vereine und von de» immer aufs Neue ans prechenden Hochrufe». Am großen Hauptportale der Residenz wurde der Kaiser und der Prinz Regent von dem Oberst-Hofmeister Grafen Eastcll an der Spitze der übrigen Obersten Hofchargen und des Ehrendienstes empfangen und zu den Gemächern geleitet. Ans den Treppe» waren Hatschierc i» Gala ausgestellt, zur Seite des Zuges schritte» Page» mit WachSsackel». Am Eingänge zum Thronsaale traten die Frau Prinzessin Leopold und die säuimllicke» Prinzessinen deS königlichen und herzog lichen Hauses dem Kaiser entgegen und wurden von demselben begrüßt. Nach einem Eercle mit den Hotslaalen im Ncbensaale zogen sich der Prinzregent, sowie die Prinzen und Prinzessinnen zurück, da der Kaiser ein gcmcinfchast- licheS Souper Wege» der vorgerückten Zeit dankend abgelehnt hatte. Der Kaiser nahm hierauf in feinen Gemächer» das Abendessen ein. Während desselben halte sich eine dichte Menschenmenge vor dem königlichen Schlosse a»ge>ai»>nelt, welche unausgesetzt in enthusiastische Hochrufe ansbrach. Der Kaiser dankte wiederholt vom Fenster aus. Leipzig, 8. September. * Der Kaiser gedenkt im nächsten Jahre der feierlichen Einweihung der Lutherkirche in Wittenberg bei- zuwohnen. * Bezüglich des nächstjährige» NeichShanShalts werden sich, so schreibt man aus Berlin, die Dinge aller Voraussicht nach so gestalten, daß die hauptsächlichsten Abweichungen von den vorjährigen Ausstellungen bezw. die Mehrforderungen in erster Reihe die Verwaltung deS Land- beercS und der Marine und dann in etwas beschränkterem Maße das Auswärtige Amt betreffen werten, Es herrscht an den entscheidenden Stelle» das Bestrebe», größeren Forderungen sür Eolonialzwecke nach Möglichkeit auSzuwcichc». Wie Weit da« möglich sein wird, läßt sich augenblicklich noch nickt abschen. Bezügliche Verhandlungen ruhen im Augen blick, sollen aber demnächst ausgenommen werden. Auch über Forderungen im Militairetat find endgiltige Entschlüsse »och nicht gefaßt; eS beißt, daß Dienstreisen des Kriegöiiiinistcr« in der letzten Zeit mit diesen Dingen im Zusammenhang standen. * Gegenüber den Mittheilunge» der „Danziger Zeitung" über die etwa« hinfällige Erscheinung de« Fürsten Bismarck bei der Begrüßung des Prinzen Al brecht vo» Preußen wird von Personen, die den früheren Reichskanzler in den letzten Wochen gesehen haben, versichert, daß er sich in vollstem Wohlsein befinde »nd durch Frische des Aus sehens, wie durch geistige Spannkraft überrasche. * Dem „Thür. Tageblatt" zufolge reist Herzog Ernst von Eoburg-Gotha am 12. d M. nach Tyrol zu längerem Aufenthalt, der etwa bis Milte October währen dürste. * Die Zustimmung, welche die Aufhebung des Ver botes der Einführung amerikanische» Schweine fleisches findet, ist, soweit man sehen kann, eine ziemlich allgemeine. Die Form indessen^ in welche sie sich bei den radicalen Parteien kleidet, ist nierkwürdig und ungemein lehrreich. Man jubelt über einen errungenen politische» Sieg und ignorirt fast in der gesainmlen dcutsckfreisinnigen Presse die Thalsachr, daß etwas geschehe» ist, wa« pje Voraussetzungen, unter denen das Verbot seiner Zeit erlassen wurde, verändert bat. Die Vereinigte» Staate» baden am 30 August vorigen Jahre« ein Gesetz erlassen, welche« eine amtliche Uiiterfuchung de« zur Ausfuhr bestimmte» Schweine fleische« und Specke« verschreibt — ei» nicht geringe« Zu- geständniß seitens eines Landes, in welchem beim Verkauf von Waaren der rücksichtsloseste Egoismus als erste Noth- wendigkeit und oberste Tugend gilt. Die Vereinigten Staaten haben sodann, nachdem die dculsche Regierung in dem August Gesetz kaum mehr als ein platonisches Entgegen kommen erblickt zu haben scheint, am :l. März >891 ein zweites Gesetz geschaffen, welche« die Beschan-Vvr- schrifteu de« erste» Gesetzes verschärfte »nd von dem der amerikanische StaatSsecretair für Landwirlhschaft ver sicherte, daß es „eine bessere gesniidkeilliche Ucberwachung sichere, als sie in irgend einem anderen Lande bestehe". Noch nicht genug: die deutsche Regierung hat, ehe sie znr Auf hebung des Verbotes sckritt, nicht allein durch ihre Eonsul», sonder» auch durch eine Anzahl eigens z» diesem Zwecke nach Amerika entsandter Fachmänner feststcUen lassen, daß die verschärften amerikanischen Beschau-Vor schriften eine wirksame Eontrole ermöglichen. Die ameri- tanischc Regierung hat also eine ganz andere Lage ge schaffen, als sie i>» Jahre 188!!, wo die Sperre verhängt wurde, gegeben war. Das Alles ist jedoch für den Radica- lismuS nicht vorhanden — er hat gesiegt, er bal der Regie rung den Fuß auf de» Nacken gefetzt, die Aushebung deS Verbotes ist nicht ans sachliche Gründe der Regierung znrück- zusührcn, sie ist ein Erfolg der radicalen Agitation, der Reichs kanzler ist durch ei» doppeltes eaurinischeS Joch gegangen, das ihm von der aincrikaiiischc» Negierung und dem Dculsch- srcisinn ansgerichtel worden. * Die So cialdcin »traten haben wegen der sächsischen LandtagSwahlen ihren auf den 10. October in Erfurt in Aussicht genommciicn Parteitag ans den II. October ver legt. Angesichts der tiefgehenden Spaltungen in der Partei darf man ans den Verlauf dieser Versammlung in hohem Grad gespannt sei». Ohne stürmische Auseinandersetzungen wird es auf keinem Fall abgehen. Dieser Parteitag bal eine für die Entwickelung der socialdcniokratischc» Partei besonders hervorragende Bedeutung. Bekanntlich soll hier der viel erörterte neue Programinentwurf unter Berichterstattung deS Herr» Liebknecht zur Bcrallmng kommen, und cö ist nnauS- blciblick, daß hierbei die Gegensätze heftig auiciiiandcrplatzcii. Interessante Gegenstände der Tagesordnung sink sodann: die Taktik der Partei, Berichterstatter Bebel, und die parlamen tarische Thätigkeit der RcickstagSfraclion, Berichterstatter Molkenbuhr. Diese Thätigkeit unterliegt bekanntlich hinsicht lich ihrer Zweckmäßigkeit und Richtigkeit starken Zweifeln und Anfechtungen bei den aiißcnstchciitcn Genossen. Es ist bemerkenSwerth, daß mit der Berichterstattung über einen so zarten Pnnct keiner der alten Parlamentarier, sondern ein ganz neuer NeichStagSabgcordneler, der Eigarrcnmackcr Molkenbuhr, der Vertreter keö schlcSwig holsteinischen Wahl kreiscs Pinncberg, betraut worden ist. Herr Molkenbuhr soll übrigens zu den gcniäßiglerc» Mitgliedern seiner Partei gehören. * Im Sprechsaal deS ofsiciellc» Organs der socialdcmo- kratischen Parteileitung begegnen wir einer Auslassung de« „Genossen" Grau, die von Leuten redet, welche „die Parlci nur dar» benutzen, »in durch sie die Mittel zu einem sorgen losen Leben zu beziehen." Es ist daö eine ganz hübsche Illnstratio» zu dein Eapitcl von den Partcistcnern und znr Kenntnis; deS socialdemokralische» Agitalorcnlhiimö überhaupt. * DaS Großhcrroglich Sachsen-Weimariscke Hans ist durch den am Sonnabend Mittag in Vaden-Bade» am Herzschlag erfolgten Tod des Prinzen Al er an der, dritten Sohne« des Prinzen Herrmann von Sachsen-Wcimar-Eisenack, in große Betrübnis) versetzt worden. Der verewigte Prinz war geboren am 22. Juni 1857 und stand in königlich sächsischen Militairdiensten als Rittmeister im königlich sächsische» 2. Husaren - Regiment Nr. l9. Neben den hohe» Orden, die der Verewigte besaß, schmücklc die Brust desselben auch die königlich preußische Medaille sür LebcnSrettung. Dieselbe war ihm für die während seines EommandoS zur Militairreitschnlc in Hannover vollbrachte Rettung zweier Kameraden an« der Gefahr des Ertrinkens verliehen worden. Die Beisetzung wird dem Vernehmen nach in Weimar stattfinden. — In Leipzig war der verewigte Prinz wohl bekannt und durch seine Lenlscliglcil erfreute er sich der größten Sympathie. Wir erinnern uns noch, ihn vor einigen Jahren bei de», StifliingSseste deS hiesige» Militairvcreins der Husaren im Tivoli flott tanzen gesehen zu haben. * Auf Grund der im Jahresabschluß der Berliner Statt- bauptcasse gegebenen Nachweisungen über den Stand der Berliner Armenpflege ist zu constantire», daß jedenfalls in der Zeit vom 1. April >890 bis 31. März I89l in Berlin nicht nur kein Notbstand geherrscht haben kan», sondern vielmehr eine Besserung der Lcbensvcr- hältnisse eingetreten sein muß. ». * * * * Ter Prager Stadtrath hat beschlossen, von jeder ossiciellen Belheiligung an der vo» den Iungczechcn geplanten Feier des Gedenktages der Königskrönung Kaiser Leopold'« ll. abzusehen. Der Beschluß kam derart zu Stande, daß der Bürgermeister für die Ablehnung deS betreffenden Anirags entschied, für und gegen welchen je acht Mitglieder des Stadtratbö gestimmt halte». Die Einweiidnug des czcckischen National-ThcatcrS gegen das vo» der Intendanz versügie Verbot der „Titus"-Aufsiihr»ng wurde vom Inten kante» im Einvernehmen mit dem LaiideSauSschuß Beisitzer Grafen Schimborn bcratben und abgewiescn. * Die Ezechen entwickeln eine große Agitation zu dem Zwecke, daß zahlreiche czcchische Abordnungen ans Teiitick- Böliine» bei dem Kaiserbesuch in Reichenberg er scheinen, wo sie dem Kaiser Gesuche »in Errichtung von czeckische» Schulen in de» geschloffene» denlscken Sprach gebiete» überreichen solle» De» Unbeniillelic» sollen durch taS Agitation- Evinilö die Reisekosten gezahlt werten. * DaS Wiener „F remdenblalt" dementirt aus daö Entschiedenste die von dem "Pariser „Soft" ans ciiicm slawischen Blatte leprodncirte Meldung, daß über tie Annexion Bosniens und der Herzegowina zur Zeit Erörterungen stattfänten und daß die Annexion im nächsten Iabre dnrchgcflibrt werten solle DaS „Fremdenblall" fügt hinzu: Da eS scheine, daß durck diese Melkung in Kon slantiaopel Anlaß zu Verkächligungk» geboten war, so tonne eS auf daS Bestimmteste versichern, daß an der ganzen Mel dung kein wahres Wort sei. In hiesigen »laßgebende» Kreisen beschäftige man sich überhaupt nicht mit derartigen bosnischen Fragen. * Aus Göpfritz wird über den Schluß der Manöver noch gemeldet: Nachdem Kaiser Franz Josef gegen lo Uhr daS Manöver hatte abblascn lasse», versammelte» sich die EorpScoinmandanten, Generäle und SlabS- ofsieiere unter Führung dcö Erzherzogs Albreckt vor den Majestäten. Kaiser Franz Josef sprach hierauf seine Anerkennung und Zufriedenheit über den Verlaus der miÜlairischen Ucbungen aus n»V danklc wärinslcns dem Kaiser Wilhelm NamcnS der Armee, daß Allerhöchstderselbc den Manövern beigcwohnt habe. Kaiser Wilhelm danklc und sprach seine Freude darüber ans, daß ibm Gelegenheit gegeben worden sei, die Tüchtigkeit der österreichisch ungarischen Armee zu bewundern. Hieraus verabschiedete fick der Kaiser von den Erzherzogen, Eorpörommantanlen unk Generäle» und begab fick, begleitet vom Kaiser Franz Josef, »ach der Bahnstation Allenlsteig, woselbst die Verabschiedung i» der bereits gemeldeten Weise erfolgte. * Der ungarische Ministerrath beschäftigt sich mit dem nächstjährigen Budget. Fast in jedem Ressort sinke» sich Mehrsorkernngeii. Wenn a»chRekuclionen vorgenommcii worden sind, wird doch der Voranschlag im Allgemeinen ein ungünstiger sein, abgesehen vom HcercSbndgct, bezüglich dessen zwischen dem Finanzminister und dem KriegSminister bisher keine Eiiftgnng erfolgte. * Gewisse Pariser Journale beschäftigen sich noch immer mit den geheimen Plänen, welche angeblich der König der Belgier gegen Frankreich hegen soll. Es wird behauptet, daß aus Grund bestimmter Abmachungen Belgien seine Häsen einer deutsche» Armee öffnen und die letztere unversehens in Frankreich einsallen könnte. Die MaaS- befcstigungen sollen in dieser Absicht angelegt worden sein. Man stützt diese Behauptungen ans das Tagebuch des Kaisers Friedrich III. vom Jahre 1870 und aus den Bericht des Fürsten Biömarck in der Afsairc Gestiken. Von Belgien auS wurde bekanntlich diesen Vermuthungen sebr bestimmt und an amtlicher Stelle widersprochen und eS ist dabcr kaum zu begreifen, daß man immer wieder aus derartige Phantastereien zurückkoninit. * Menotti Garibaldi, der Sohn Giuseppe Garibaldis »nd nebenbei, trotz der Kämpfe von Dijon, ein ehrlicher Freund Dentschlands, hat iin Namen der Familie Garibaldi die Theilnahine an der Feier der Enthüllung deS Gari baldi-Den km als in Nizza entschieden abgelehnt. * Nussischerscitö wird gemeldet, daß die 24. Division auS Sl. Petersburg a» die Wcstgrenze versetzt wird. Ebendahin gebt eine kaukasische Division, der eine zweite kaukasische Division im Frühjahr folgen wird. * Der „Grashdanin" bringt »unmehr auch auS dem Kreise der russischen Großgrundbesitzer Klagen über ihre durch den Mißwachs gefährdete ökonomische Lage, namentlich wegen der Unmöglichkeit, die Zahlungen an die Adels-Agrarbank zu leisten. Ein Eorrespoiident des Blattes äußert sich mit Bezugnahme ans die der bäuerliche» Be völkerung gewährte Hilfe mißbilligend darüber, daß die Regierung die so arg bedrängte» Großgrundbesitzer so ganz im Stich lasse. „Tie Landämtcr versenden »ngcsänml die Mahnungen zur Zah lung der Steuer unter Aufrechnung der verwirkten Pöngeldcr, »nd die Gouverneure lasse» durck die Polizeibehörden wegen Nichtbezahlung der Staat« Grundsteuer die Dreschmaschine» und Arbeitspferde registrier»; einzelne Landbankcn, danmtcr auch eine besondere Abtheilung der Adels-Agrarbank, gewähren in einzelnen Fällen zwar einen Aufschub, jedoch stets nur ans ein halbes Jahr. Bei dem totalen Ausfall lantwirth- schaftlicher Revenuen, von welchen dreißig GcuvernemenlS betroffen worden sind, kann ei» Aufschub ans nur ein halbes Jahr keine Rettung bringen! Nothwendig wäre die allgemeine Maßregel eines Zufchlaczes der gesainmlen IahrcSzahlung zum Eapitalbctrage der Schuld, oder mindestens eine zcbn- fährigc Frist dieser sowohl als der als Grundsteuer zu leisten den Zahlungen." Der Eorrespondent deS Blattes spricht die Be fürchtung auS, eS könnte der Grniid und Boden in Rußland total cnlwcrthet werden, falls diese Vorschläge keine Beachtung fänden. Tic „Nowojc Wreinja" scheint daran zu zweifeln, daß der Nolhstanb unter den Großgrundbesitzern thatsäcklich eine solche Höhe erreicht hat, äußert aber doch die Befürch tung, die Negierung werke nicht in der Lage sein, den in ihrer Existenz also Gefährdeten eine wirksame Hilfe zu bringen. „Die verzwcifellc Lage, i» welche diese Großgrundbesitzer durch einen einmalige» Mißwachs gestürzt worden sind, beweist, falls diese Klagen berechtigt sind, die Abnorinitäl der Be dingungen, unter denen sic ihre Landwirthschaft betreiben." * Nach einer Meldung der „Politischen Eorrespondenz" ans Konstantinopel übergab der deutsche Botschafter von Nadowitz gelegentlich der letzten Audienz bei dem Sultan ein Dankschreiben deS Kaisers Wilhelm für das dem Kaiser vom Sultan zur Erinnerung an den Anscnthalt in Konstantinopel übersandle Oclgemälte. * Alle von objectivcr Seite derrührcndcn Besprechungen des jüngsten türtischen Ministerwcchscls gelangen zu Ergebnifscii, welche sich vollständig decken mit dem, was an kiefer Stelle unlängst über den wirthschaftlichen Niedergang keö ottomanische» Reiches und den daraus hervorgehendcii reißend schncUc» Niedergang des englischen Einfluiscs am Goldenen Horn gesagt wurde. Nicht zuletzt sind es die Londoner Blätter selbst, welche bervorheben, daß die Ersetzung des bis herigen Großvezicrs Kiainil Pascha durch Dschevad Pascha einem principiellen Siege der russischen über tie britische Oricnlpolilik gleich zu erachte» sei, wenn sie auch, öffentlich wenigstens, über die wahren Gründe des für England so unerfreulichen Er eignisses mit Sftllickwcigc» lmiweggehciz. Tbatsache» aber werden durch einfache» Toblschweigen ebenso wenig aus der Well geschasst, als »i ihre» Folgen abgeschwächt, und so wie die Dinge sich gestaltet baden, wird England, und sonst Nie mand, sür den seinen Wcllmacklinlercffc» dadurch, daß es in der Türkei einer Gesellschaft scrupelloser Epceiilaiiten freie Hand ließ, zngesngle» Sckakcn aufkommen müssen. Der über triebene englische Eonservaiivismu». der auch an solchen alten Bräuckc» hartnäckig fcsihäll, welche durch den Lauf der Dinge langst überholt und i» Mißbräuche verkehrt sind, rächt sich jetzt, wie die „Berl. Polit. Nachr." ganz richtig be merken, in einem eklatanten Falle. In früheren Zeilen mochte England seine Rechnung dabei sinken, wenn eS, als über legener Spieler, die Karte der Welthandel derart mischte, daß andere Staaten und Völker, ohne eS zu merken, für Allsten die Kastanien aus dem Feuer holten. Heute ist man auf dem Festlande klüger und selbstbewußter geworden. Man erwartet von jedem, daß er seine Pflicht selber tlme und nicht von anderen für sich 1h»n lasse; und das traditionelle System der englischen Politik, sich vo» dem übrigen Europa, seinen Sorgen und Lasten zu isolircn, und mir die Vortheile aus dem Widerstreit fremder Inter essen cinziiheinisen, wurde in demselben Augenblicke hinfällig, wo die geheime Taktik deS InsclreichcS durchschaut wurde, bei allen Anlässen der inlernativnalcn Politik für sich immer die Nolle deS tortiu» zzamlons vorzubchaltcn. Wenn England seiner Orientpolitik keine höheren Ziele zu stecken, keinen solideren Inhalt z» gebe» sür gut fand, denn den, einer Schaar auf die reichen wirlbschastliche» Hilfsquellen der Türkei losgelassener beutegieriger Speculaiiten als fMtiss-partuut zu dienen, so toiinlc cs nicht wohl die Aufgabe Europas sein, den Eng ländern eine moralische Vorlesung zu Hallen und sie über ihre wahren Interessen zu belehren. In der modernen Politik sorgt Jeder für sich selbst und hat Jeder auch, wenn iiia» die Wahrheit gestehe» will, gerade genug zu thun, wenn er seine eigenen Angelegenheiten in Ordnung halten will. Gemeinsame Interessen allerdings sollten gemeinsam wahrgenoinmcn werden, und daß dem so ist und zum Heile des Ganze» auch ersprießlich durchgcsnhrt werden kann, zeigt das Beispiel keö Dreibundes. In England bcrrsckt anscheinend eine unüberwindliche Abneigung, um einer gemcinnüyigeii, gemein- inlercssirentcn Sacke willen aus einer freiwilligen Selbstisolirnng hera»szulrelen,weil man andernfalls znEnlschlicßunge» geführt zu werden, zu Kraftanstrenglingeii sich veranlaßt zu sehen scheut, an die mau nicht heran will. Tic Folge davon kann nur der schnelle Zerfall eine- Prestiges und deS damit verbundenen Macht- cinflusscS sein, hinter welchem der nur reale Factorcn in Rechnung ziehende Geist der Zeit keinerlei positive Stützen erblickt. Dies ist denn auch die Moral, welche die öffentliche Meinung ziemlich aller Orten auS der Geschichte de» jüngsten türkischen MinistcrwechselS zieht, milsainmt dem Ausvlick auf eine weitere Entwickelung der Dinge, von welcher die Be rufung Dschevad Paschas nur der Anfang sein dürfte. * lieber Maßregeln gegen die Corruption in Canada wird auS Ottawa berichtet: Der Premierminister I. I. Abbott brachte am 4. d. eineVorlage ein zur Verhinderung von Betrügereien gegen den Staat. Bestecher wie Bestochene solle» strenge bestraft werden. Unternehmer, welche BcstechungS- gclder zahlen, solle» i» Zukunft niemals wieder Staatscon- tracte erhalten. Die Strafen für die Uebertretung dieses Gesetzes sind auf Geldbuße von 100—1000 Doll, oder sechs Monate Gcfängniß normirt. * In Ebina, wie jetzt auch in Japan, scheint die Er regung des Volkes gegen tie Europäer, insbesondere die Eng länder, epidemisch zu werden; in beiden Ländern macht sich der Nativismus gegen die Fremde» in einer Weise geltend, die von Seiten der bcthciligtcn Mächte die sorgfältigste Bcachtniig fordert. * Die Verhältnisse in Ehilc, so wird dem „New fstork Hcrald" vo» Santiago tclegraphirt, werden allmälig wieder, wie sie vor dem Kriege waren. Heber die Wahlen und die Einsetzung einer vcrsassungsmäßige» Regierung ist bis jetzt keine Entfchcikung getroffen und es dürfte Wochen dauern, bis eine gefällt wird. Mittlerweile besorgt die Junta de Gobicrno die Angelegenheiten des Lande-; Peru und Brasilien haben die Junta zu ihrem Siege und der Wieder herstellung deS Friedens beglückwünscht. Die Junta hat ein Decret erlassen, wodurch die von Balmaceda auS- qegcbencn Banknoten sür giftig erklärt werden. Eine Untersuchung der Banken hat ergeben, daß viele Anhänger Balmaceda'S dort Guthaben besitze». Diese werde» von der provisorischen Regierung consiscirt und zur Bezahlung der unter Balmaceda'S Regiment auSgegebenen Roten dienen. Tie Telegraphen sind jetzt sämnitlich wieder in Betrieb und die Eensur ist abgeschafft. Ter deutsche Gesandte in San tiago hat dem Eapilain George Montt mitgethcill, daß alle auf deutschen Kriegsschiffen befindliche» Flüchtlinge, welche sich anderer als politischer Vergehen schuldig gemacht habe», anügelicsert werden sollen. Politische Verbrecher dagegen werden ans neutralem Boden gelandet werden. Ter amerikanische Gesandte hat die gleiche Erklärung abgegeben. Der amerikanische Kreuzer „Baltimore" ist wahrscheinlich nach Eallao gesegelt. Er hat die Herren Molendo, BanadaS, Espinosa, Godoy und andere Balmaccdisten an Bord. Tic deutsche Eorvettc „Alexandrine" wird mit Elaudio Bicuna, dem Admiral Oscar Viel und Eapitain Alberto Fnenteö morgen wahrscheinlich gleichfalls dorthin fahren. Das meistens aus Freiwillige» bestehende Heer des EongrcsseS wird aufgelöst und die Leute gehen in ihre Heimath. Die Junta fühlt sich hinlänglich sicher, um die Armee entlassen zu können. Der Berichterstatter res „New-Aork Herald" in Santiago hat eine Unterredung mit dem nordamerikanischen Gesandten, Egan, gepflogen. Ter Gesandte wünschte die strengste Prüfung seiner Handlungs weise. Er habe niemals für Balmaceda Partei ergriffe». Er habe dessen Achtung erworben und deSyalb das Leben vieler Gegner Balmaceda'S rette» können. Er, der Gesandte, stelle in keiner Verbinbiing init Salpetcr-Spcculationc» und habe nichts gethan, uni rie Beschlagnahme der „Itata" ber- hcizusnkrcii. Er habe Balmaceda schon am 20. August vor- gcschlagcn, im Falle seiner Niederlage die Zügel seiner Negierung dem General Baqncdano zu übergeben. * lieber die Balmaceda'sche Silbersendung von 800 000 Peso« <gleich mehr als drei Millionen Mark), die dem chilenischen Staatsschätze entnommen waren >i»d deren Beförderung nach Montevideo dem englischen Kriegsschiffe „Espivgle" anvcrtraut worden ist, bringt eine Zuschrift der „Times" an« Valparaiso weitere Entbiillungen. E« wird darin zunächst bestätigt, daß daS Silber Eigenthum de« Staate« und durch Gesetz zur Einlösung de« Papier geldes bestimmt worden war, welches Ehile seiner Zeit zur Führung des Krieges gegen Peru in Umlauf gesetzt hatte. Im März 1887 war der Minister de- Innern durch eia
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