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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.09.1891
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-09-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18910910022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891091002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891091002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-09
- Tag1891-09-10
- Monat1891-09
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Durch die Post bezogen sur Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich 5 6,—. Directe tägliche Kreuzbandjendung i«S Ausland: monatlich >8 9.—. Die Morgen-AnSgobe erscheint täglich 6 Uhr, die Adrnd-AuSgabe Wochentags 5 Uhr. Ne-aciioa und ErpeLition: AshauneSgassc 8. Die Expedition ist ununterbrochen gc« öffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Filialen: vtl, «emni'S e-rttm. («lfretz Hahn). Universitätsstraße 1, Louis Lösche, ^ „ Kathartueustc. 1», pari, und KänigSplatz 7. Druck und Verlag vou L. Polz in Leipzig. Abend-Ausgave. Anzeiger. Lrgan fiir Politik, Localgcschichte, Hnndels- und Gcschiiftsverkthr. JxsertiimsprekS . Morgra-AuSgab«: die Ogespaltrne Petkt- reile 20 9ieclamen unter dem Redaktion»« strich llgespaltenj 50 vor den Famitira« uachrichlen (6 gespalten; 40 Ab» nd-Ausgabe: die 6gespallene Petitzeil» Svi^Nrclamea unter dem Rkdaettonspätckx j4 ge,vollen) 1 Familieonachrtchtrn »d Anzeigen verlorener Äegeuftänd» (Lgesp«tteu> 2V ^4 Gröhere Echristen laut unserem Preis- vcrzeichnib- Tabellarischer und Ziffnms«^ nach höherem Tarif. Ikrtra-Vetlagen (gesalzt), nur mit b« Morgen-Ausgabe, ohne Postbesördttuu^ 60—, mit Poslbrjürderuag 7V,—. Ännahmeschlaß für Insernlr: Abend-Ausgobe: Vormittag» 10 Uhr. Mo rge a-Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr- Soou- und Festtag« früh 9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestelle» je «juck halbe Stund« früher. -»serate siud stets an di« zu richten. 261. Donnerstag den 10. September 1801. 85. Jahrgang. Der Stundismus in Uusrlaud. ChronoS verschlingt seine Kinder, in der russischen Kirche scheinen die Kinder ihre Mutter verschlingen zu wollen. Bei keinem Bekenntnisse ist daö Scctenwesen ein so auS- gebreiteteS als in der russischen Kirche und schon viel, sehr viel ist seitens deö heiligen Synod getban worden, um dem selben zu steuern; wie es scheint, mit nur wenig Erfolg. Jedes Jahr kommen Nachrichten aus Petersburg, wonach gegen die eine oder andere Secte mit Verordnungen und Be strafungen vorgegangcn ist, ebne daß man hörte, daß auch diese Maßregeln geholfen haben. Gegenwärtig scheint man sich jedoch zu ganz drakonischen Strafen gegen die Scctirer aufzuschwingen und besonders die Stündchen sind cS, die durch ihr Anwachsen und ihre große Verbreitung dem heiligen Synod Sorge bereiten. In der Thal sind die Stundisten die entschiedensten Gegner der russischen Kirche. Die russische Kircke baut sich fast mebr noch als die lateinisch-katholische auf der Pricslerhcrrschaft auf, nur mit dem Unterschiede, daß daS Priestertbum in zwei Thcile zerfällt, in den niederen und den höheren Klerus. Der niedere Klerus ist mit wenig Ausnahmen wenig gebildet — man kann zwar vom höheren nicht das stricteGegentueil behaupten — und stellt ein Proletariat dar, daS einmal gefährlich werden kann. Wie in jedem konfessionellen Lande sind nun auch in Rußland den Priestern gewisse Borrechte eingeräumt worden, so daß sich instinktiv eine gewisse Abneigung bei Einzelnen gegen den Priesterstand kehrt. In dieser Abneigung bat der StundismuS seine Wurzel und ihr verdankt er Wohl auch seine große Ausbreitung. Tie Stun disten verwerfen jede Priesterherrschaft und äußere Gc brauche und erkennen somit auch die Eacramenle nicht an Sic verinnerlichen den Glauben mehr und legen daö Haupt gewicht auf die religiöse Erweckung. DaS sind Eigenschaften, die dem heiligen Spnod jedenfalls nicht passen und welche auf der anderen Seite gerade in Südrußland, wo man sich überhaupt gern vom Norden sondert und seine eigenen Wege geht, für die russische Kirche schlimme Früchte tragen müssen. Der Glauben der Stundisten hat zudem eine evangelisirende Tendenz und gerade diese muß nothwendigcrweise sie noch gefährlicher machen. Es ist übrigens auch so ein Spott der Weltgeschichte, daß He Slundisteiibewegung gerade von Kiew auSgehen mußte, Kiew, wo die Prtschera sich befindet und von wo im ll. Jahrhundert daS russische Christenthum seinen AuSgang nahm. Man kann sich wohl die Sorge der Regierung und des heiligen Synod verstellen, wenn man bedenkt, daß — in Rußland wie anderswo — die Ansichten der Stundisten vielfach ge nährt werden und oft zu der Opposition, worin sick diese gegen die Staatskirche befinden, nun auch vielleicht Symptome einer Opposition in politischer Beziehung treten. Nickt nur die zahlreichen Nihilisten, die in Ki-W ihren Sitz haben, werden gern die Gelegenheit ergreifen, durch Prosclyten macherei der Regierung Ungelegenhriten zu bereiten, sonder» auch die drohende und vielfach herrschende Hungerönotd ist dem StundiSmuS günstig. So bigott der ungebildete Katholik ist, so eigensinnig ist er, wenn er meint, daß ihm sein Pope nicht hilft, und cS läßt sich Wohl begreifen, daß er dann sehr leicht zur Secte zu bekehren ist. Es ist daher nur der Trieb der Sclbsterhaltung, wen» die Negierung einen Gesetzentwurf ausgearbciiet bat, worin sie den StundismuS für entschieden staat-gefährlich und für eine antireligiöse Secte erklärt. Eie setzt zugleich die schärfsten Strafen für Verführung Griechisch-Orthodoxer zum Abfall von ihrer Kirche fest. Die Verbannung nach den entferntesten Gegenden Sibiriens und Zwangsarbeit sollen hier wirken Personen, welche der Zugehörigkeit zum StundismuS ver dächtig sind, sollen hinfort nicht mehr als Gemeinderichter, Gemeiodcälteste, Schreiber, Dorfälteste rc. in der bäuer lichen Selbstverwaltung fungiren dürfen. Dieselben solle» ferner nicht daS Recht haben, Dienstboten orthodoxen Bekenntnisse- zu halten. „Der Einführung deö Gesetzes soll eine allgemeine Zäblung der Stundisten und eine genaue Fest stellung aller derfenigen Orte, wo diese Secte auSgebreitet ist, voranacbcn. Die von Stundisten bewohnten Orte sollen strenger Aufsicht durch besondere polizeiliche Organe unter zogen werden, die namentlich darüber zu wache» haben, daß Angehörige der griechischen Kirche in kcmer Weise zu den Ber sammlungen der Stundisten zugelaffen werden." Wie die russische Regierung eine Zählung der Stundisten fertig bringen will, wenn sie auf daS Bckcnnlniß Strafen setzt und den Sectirern die Ehrenämter in der Selbstver waltung abspricht, ist nicht recht klar, noch unklarer, wie sie die Secte Polizeilich überwachen will. Unter den Polizisten gicbt eö ohne Zweifel ebenfalls Anhänger deö StundismuS, weil sich dieser bisher immer nur als eine Abweichung von der herrschenden Religion gegeben hat. Gebt man aber einmal mit polizeilichen Maßregeln gegen denselben vor, so wird man die Stundisten früher oder später rn einer politischen Gegnerschaft treiben, für die der Boden schon ge nügend vorbereitet ist. Jedenfalls zeigt dir Aufmerksamkeit, welche die russische Regierung erneut der Secte zuwendet, daß Manches in Rußland bedrohlich ist, für daS man in den Westlichen Staaten Aehnliches nicht aufzuweisen hat. Leipzig, 10. September. * Die „Nordd. Allgem. Ztg." führt in einem anscheinend vfsiciösen Entrefilet auS: Der CourSrückgang der 3proc. ConsolS rechtfertige keineswegs die Bedenken, die sich bis jur Befürchtung einer Gefährdung de- StaatScreditS zu- pitzen. Wenn zum Vergleich auf den Stand der 3proccntigen Papiere anderer Länder binaewiescn werde, so müsse man bedenken, daß keines dieser Länder sich wie Deutschland den LuxuS einer Opposition leiste, die, jede Maßnahme und Ab sicht der Negierung boshaft kritisirend, daS kleine Capital vom StaatScrcdit abschrecke. Daß der StaatScredit im Kriegsfälle in Verlegenheit kommen könnte, sei ernsthaft nicht zu furchten. * Gegenüber anderweiten Meldungen stellt die „Münchener Allgemeine Zeitung" das Erscheinen des Fürsten Bismarck im Reichstag in bestimmte Aussicht. * Die „Nordd. Allgem. Ztg." schreibt: „Der „Wiener MoutagSrevae" war von Berlin gemeldet worden: „Ueber die Eonfcrcnz zwischen Kalnoky und Caprivi wird bis ans Weiteres »ickts ocrlaulbart werden, dock werde» einige für Oktober in Aussicht genommene wichtige Veränderungen im diplomatische» EorpS sowohl Oesterreich Ungarns wie Teulsch- lants aus diese bedcntnngSvolle Eonfercn; zurnckznsnkren sein. Mit Bestimmtheit wird versichert, das; der politische In formationsdienst, welchen die beiden Reiche Mitteleuropas derzeit im Orient unterhalten, sich nicht als völlig ausreichend erwiesen hat, insbesondere angesichts der von Rußland gemachte» großen Anstrengungen; auch wichtige Pcrsonalsragen im EonsularcorpS sollen in der Eoiiferenz zwischen Kalnoky und Eaprioi zur Sprache gekommen sein." — Nachdem dieser Notiz in der Presse viclsach Beachtung geschenkt worden, ist doch darauf hinzuwcisen, daß sich in deren Tenor eine erheb liche Unkeiintniß internationaler Gepslogcnhcilen verrälh. lieber die Vertretung des einen Staate» bei dem anderen verständigen sich selbst solche Staaten, die in besonders intimen Beziehungen zu einander nicht sichen, dagegen ist die Besetzung diplomatischer und ConsulatS-Poslen in dritten Ländern niemals Gegenstand der Erörterung auch noch so eng befreundelcr Staaten." * Die „Nordd. Alig. Zeitung" schreibt: „Zur Schul reform tauchen allerlei weitere Milthcilnngen ans, die ihren Ursprung in laum bekannien Proviiizialbläticrii haben. Bei dem erklärlicher und bercchligter Weise so überaus lebhaften Interesse weiter Kreise der Bevölkerung an diesem Gegen stände, welches weit über beruflich mit der höheren Schule verknüpfte Personen binauSrcicht, wäre zu wünschen, daß der Inhalt dieser Darstellungen von maßgebender Seite entweder eine Bestätigung oder enie Richtigstellung erführe. Wie nolh- wcndig das wäre, ergicbt sich schon daraus, daß die jetzt umlaufenden Melkungen zum Thcil mit älteren, beglaubigten Angaben im Widerspruche stehen. So berichtet r. B. die „Poinmcrsche RcichSpost" betreffs der Vcrsetznngsprüsung anS Unlcrsecnnda Dinge, welche den früheren Mitthcilungc» deö „Reichs- und StaatSanzeigcrS" über die in Aussicht ge nommene Regelung des BercchtigungSwcsenS direct cntgeaen- stchcn. Wie schon erwähnt, soll jener an die Provinzialschul- collcgicn ergangene Erlaß, auf welchen alle diese jetzt uinlauscnken Nachrichten fußen wollen, als „vertraulich" bezeichnet sein. Nachdem einmal gegen diese Directivc gefehlt worden, wird die UnIerrichtSverwallung, sofern sic der Jrrcsübruiig der dcthciligtcn Kreise vorzubengen für ihre Pflicht hält, kaum umhin können, schleunigst anzuorkiien, daß diese neuen Lehr pläne allgemein bekannt werden." * Ter heilige Nock in Trier hat nun doch ein Wunder zu Stande gebracht. Ultramontane Blätter weisen darauf bi», daß trotz des über die Maße» starken BahnverkchrS nach Trier noch kem erheblicher Unfall stallgesunden bat, im Gegen satz zu so vielen Vergiiügungszügcn. „Die Pilger stehen also in besonderer Weise unter dem Schutze dessen, zu dessen Ehre sic sich den Entbehrungen der Wallfahrt unterzogen haben." Wir meint», der Eisenbahnverwaltuiig gebührt vafür volle Anerkennung. * In verschiedenen industriellen und gewerblichen Kreisen ist, veranlaßt durch eine falsche Zeitungsnachricht, die Meinung verbreitet, die kaiserliche Verordnung, durch welche die tzts. I05u u. sf. der Gewerbcordnungsiivvellc, betreffend die Sonntagsruhe, in Kraft gesetzt werden sollen, werde in Kurzem veröffentlicht werden. Auf Grund authentischer Information können die „Bcrl. Polit. Nachr." versichern, daß die diesbezüglich nothwciidigen Vorbcrathungen des BundcS- ratbs noch nicht abgeschlossen sind und daß wohl noch längere Zeit vergehen wird, ehe zu der Ausarbeitung der betreffenden kaiserlichen Verordnung wird geschritten werden können. * Die „Morning Post" und eine Berliner Correspondenz geben sich, so schreibt die „Post", den Anschein, als hätten sie authentische Mittheilungen politischer Art auS Schwarzenau okcr Maireö erhalten. Demgegenüber wird uns von München aus glaubwürdig versichert, daß jene Mitlbcilungcii nichts sind, als Eombinationcii, ohne jegliche Aulorisiruiig und obne jeglichen factischcn Anhalt. Ob und in welchem Umfange zwijchen Maireö und Monza ein Depeschenwechsel stattgcsunden hat, war für unfern Gewährsmann natürlich nicht controlirbar, für den angeblichen Gewährsmann jener Organe aber jedenfalls noch viel weniger. Sollte endlich noch daS obligate Schwarzenaucr Interview auftanchen, so warnen wir im Voraus davor. Während dcS Aufenthalts Er. Majestät des Kaisers Wilhelm in Oesterreich ist, wie sestgcslclll werden konnte, ein einziges Gesuch eines Zeituugs- Corrcspondentcn um Gewährung einer Unterredung an den Stellen, die dafür in Betracht kommen können, eingereicht worben, nämlich von einem Berichterstatter der „Daily News" hei dem General der Cavallcrie von Appel, der zum Ehrendienst bei Sr. Majestät dem Kaiser Wilhelm com- mandirt war. Diesem Gesuche ist übrigen- nicht entsprochen worden. * Aus der in Tuntenhausen (Oberbayern) tagenden Jahres versammlung dcS Bauernvereins sprachen die CentrumS- sührcr Datier und Orterer. Sie erklärten sich für den Frieden angesichts des gemeinsamen secialdemokratischen Feindes. Das Centrum wolle unter Aufrechterhallung der Principien Hand in Hand mit der Regierung gehen, falls aus diesem Wege vermöge vou Compromisscu etwas zu er reichen sei. * Beachtenswerth ist rin auS Anlaß der Anwesenheit Sr. Majestät de« Kaisers in München veröffentlichter Artikel in dem „Neuen Münchener Tageblatt", einem ver breiteten Localblatt ohne Parteifarbc. ES beißt darin u. A.: „Wir Bayern verkennen die hohen Ausgaben nicht, welchen Kaiser Wilhelm U. sein ganzes Thun und Denken weiht. E« darf aber auch nicht Wunder nehmen, wenn Mancher mit banger Sorge meint, daß die Last, welche rastlose Energie und unermüdlicher Pslichieifer dem Kaiser auf die Schulter legen, zu schwer let für einen sterblichen Menschen. Und eben darum freuen wir unS, daß wir den getreuesten Ekkehard der deutschen Einheit, den Fürste» Bismarck noch besitzen, um sein Urtheil und seinen Rath zu hören; wohl uns, daß der Mann noch zu uns redet, in dem der nationale Gedanke, daS deutsche Selbslgesühl und Deutschlands Würde so herrlich in Einem Guß erscheint, der da« deutsche Einheitssehneu au- der nebelhaften Ber- schwommenheit sentimentaler Träume and au« der Ohnmacht viel« köpfiaer Zerrissenheit in dt« sestgestalirt« Wirklichkeit der Einheit und Macht htnübergeführt hall" * Die „Post" schreibt: Wir erwähnten in Nr. 211, daß in Marienbad am Sedantage auf der Brunncnprome- nade keine Kornblumen zu kanjcn gewesen sind, angeblich weil tic Brunnen Jnspcclion den Verkauf verboten habe. AlS Grund wurde angeführt, daß General Gall if e t vor zwei Jahren daS Tragen von Kornblumen als persönliche Demonstration betrachtet habe. Diese Tbatsache wird uns bestätigt, mit dem Zusätze, daß der General deswegen gegen einige deutsche Herren „ainüglich geworden" sei. Außerdem habe ein damals i» Marienbad anweseiikcr Mitarbeiter dcS „^luuitour Ouivor^ol'' Eingaben an das Bürgermeisteramt und an die Brunnen-Jiijpcction ge richtet, worin er unter pathetischer Berufung auf den fried lichen Charakter eines Weltliades sich über die angebliche Verletzung des französischen NationaigcfühlS beschwert habe. Im folgenden Jahre, wo General GaUisct nicht wieder da war und cS in Folge dessen natürlich auch nicht zu Skandal kam, hat derselbe Äita.rbcilcr des „Moniteur" sich bei den Behörden betankt. Was nun das Verbot des Verkaufs von Kornblumen anlangt, schreibt uns unser Herr Ge währsmann: „Ter Brunnen-Jnspcelor gab mir auf Be fragen die Versicherung, es sei ein Verbot weder vom Stifte Tcpl, noch von ikm auS erlassen worden; die Verkaufsstellen in der Blniiicnhalle seien nur bedeutet worden, den Verkauf von Kornblumen, ohne irgend ein Auf sehen damit ;n erregen, vor sich gehen zu lassen, damit nicht wiederum Scene» hervorgernscn würden, wie vor zwei Jahren." Ein eigentliches Verbot ist also nicht ergangen; der Effect ist aber natürlich derselbe gewesen: dir Händlerinnen haben Unannehmlichkeiten befürchtet und keine Kornblumen mitgebracht. Für die deutschen Eurgäste ist jedenfalls die Zumulhnng stark, daß sic ein patriolijchcS Symbol im Ver borgenen kaufen sollen wie ein Ding, dessen man sich eigentlich zu schämen hätte. * Kaiser Franz Joses hat in Galgocz am Mittwoch verschiedene Deputationen von Geistlichen empfangen. Ter Kaiser bcaiilwortete jede Ansprache einzeln aus das Huld vollste, indem er für. den Ausdruck der Treue, Anhänglichkeit und deö Patriotismus dankte. Ter Deputation der Kirche AugSburgischer Consession erwiderte der Kaiser, er nehme die Huldigung der Deputation gern und mit Tank entgegen; rc hoffe und erwarte, daß sie im Kreise ihrer Gläubigen, weicher Zunge immer, eifrig die Gefühle der Treue, der Ncligiösität und des einer vcrtammungSwürdigcu Richtung nicht zugänglichen reinen Patriotismus pflege» würden, wodurch sie sich und ihren Glaubensgenossen am besten seine (des Kaisers! ständige Zufriedenheit und fernere Gnade sickern könnten. Auch die Deputation der israelitischen Ge meinde versickerte der Kaiser seines ferneren Schutze- und seiner ferneren Gnade. * Die Kundgebungen für die groß kroatische Idee auf der Agr am er Ausstellung, die immer weitere Kreise ziehen und an denen min auch die Slowenen Istrien- und KrainS thciincbmen, erregen auch in Ungarn gerechtjertigle« Bedenken. Dasselbe Blatt, das sich jüngst für die Ver- cinignng Dalmatiens und Kroatiens ereifert hatte, findet nachträglich selbst, daß die Loslösung Dalmatiens vom österreichischen Staatenverbande nicht etwa so leicht zu be werkstelligen wäre, „wie man dem Kinde einen Milchzahn ausziehl", und fügt bei, man möge sich doch in Ikroatien nicht einbilden, daß Ungarn nichts Dringendere- zu thun bade, als sich kopfüber in einen Kampf mit Oesterreich wegen Dalmatiens zu stürzen, wenn diese Errungenschaft nur dazu dienen soll, einem unsinnigen ExpansionSdrang der kroatischen Brüder Genüge zu leisten. ES wäre daher wohlgcthan, wenn die berufenen Männer den ParoxySmuS ihrer Com- patrioten zu dämpfen bemüht wären. * Bei den SectionSberathungcn des katholischen Con- gress es in Mechel» empfahl die Scctioo für die socialen Werke unter dem Vorsitz von Woeste den leitenden Elasten daS Studium der Volkssprache, um sich mit dem Volke vertraut zu machen. Ferner beantragte dieselbe die Errichtung von Asylen für jugendliche Vagabunden und auSgesctzte Kinder. Tie Seciion cinpfahl, solche Kinder christlichen Fa milie» auf dem Lande auzuvcrtrauen. Ein belgischer Philan throp stellte dem Eongresse 40 000 Franc« zur Verfügung, ui» in JemappeS (Henncgau) eine Unterkunftsstätte für die Opfer von Grubeuunsällen zu gründen. — Die Section für die Werke der Milvthätigkeit unter dem Vorsiv dcS Duc d'Ursel beantragte, die Eaiidibatcn für die Priesterwurde in den sociale» Frage» gründlich zu unterrichten und dieselben mit der Tbätigkcit aller socialen Gesellschaften vertraut zu machen. Die Sectio» cmpsahl die Gründung von Zeitschriften über die Wohl- tbätigkeitS-GeseVschasten und die Arbciterstiftunaen. — Die Sccnon für de» Unterricht beantragte, dem Wunsche de« Papstes entsprechend, ans sämuitlichcn katholischen Ländern auSerwählte Jünglinge unter den Auspicien eine« Bischofs nach Rom zu führen, um dieselben dort für ihren Priester- bcruf heranzubilden. — Die Section für Literatur und Wissen schaften machte den Vorschlag, bei sämmtlichen katholischen Vereinen Gesellschaften für Literatur und Kunst zu errichten, vornehmlich >n een JünglingSvereinen. * Die französische Regierung beschloß, nicht die Initiative zu ergreife», »m die italienische Regierung zur Betheiligung an der Enthüllung der Garibaldistatue in Nizza einzuladen. Der Municipalität von NiM ließ sie freie Hand, sich nach ihrem Gutdünken zu entscheiden. * Die politischen Lärmmacher Frankreichs hemmen ihre Schritte auch nicht vor den Hallen der Kunst. Im Januar d. I. haben sie cs zu Wege gebracht, daß die Regierung die weitere Aufführung des Sardou'schen Stücke« „Thermidor" verbot, und sie fühlen sich selbstverständlich nicht veranlaßt, gegen einen Ausländer, noch dazu einen Deutschen, weniger rücksichtslos zu sein als gegen einen ihrer eigenen Landsleute. Und so haben sie jetzt die Lohengrin-Frage, die für Frankreich nach jahrelangem Hader endlich erledigt schien, von Neuem belebt. Die erste Aufführung der Wagner'schcn Oper „Lohengrin" sand in Paris am 3. Mai 1887 statt. Eine heftige leidenschaftliche Bewegung war ihr voraus gegangen, in welcher eS sich nicht darum handelte, ob Wagoer'S Knnstform gut oder schlecht, seine Musik an sprechend oder abstoßend sei, sondern lediglich um die politische Seite, welche der Angelegenheit gewaltsam gegeben worden War. Richard Wagner war uo Dentscher und hat sauer Zeit über Paris und die Franzosen Aeußernngen gcthan, die man ihm nickt vergessen bat. Aber, abgesehen davon, war den französischen Deutsckenhctzern jede GelegenlM recht, die ihnen einen neuen Vorwand bot, sich als Patrioten ans- zuspiclcn. Sie brachten eS wirklich dabin, daß von den weiteren Aufführungen des „Lohengrin" auf einen Wink seitens der gcäiigstclcu Regierung Abstand genommen wurde. DaS war unter dem nickt bcjonderS starken Ministerium Goblct. Daö heutige Ministerium ist thatkräftiger und entschlossener und läßt sich von dem wüsten Geschrei der ..Iliivcrsvhiilichcn" nicht leicht beirren. Wie bereit« gemeldet ist, batte am Dienötag Abend in der Großen Oper eine Generalprobe dcS „Lohengrin" statlsinden sollen; eine weitere Meldung besagt jedoch, daß die Probe erst am Sonnabend veranstaltet und daß dann der Tag der ersten Ausführung bestimmt werden soll, lieber die Gründe deS Aufschubs verlautet nichts, dagegen wird der „Voss. Zeilg." zum Staude der Angelegenheit des Weiteren gemeldet: * Paris, 9. September. Nachdem die „Agence libre" und „Jiilransigeaiil" sich unter dem lügenhaften Vorwände, daß ei» deutjcher Wagnervercin anläßlich der ersten Aufführung von „Lohengrin" eine Kundgebung in Paris vornehmen wolle, gegen die Aufführung ausgesprochen hatten, scheint eS säst, al» ob die Pairiotenliga sich der Sache aniiehmen wolle; doch haben bisher die Hetzereien noch nicht den gehofften Ersolg gehabt und sind vteb- niehr aus starken Widerstand gestoßen. * Wiewohl die Existenz eines Bündnrß vertrage» zwischen Rußland und Frankreich bisher von Peters» bürg anö beharrlich i» Abrede gestellt wurde und man eine Zeitlang den EhauoiniömuS, welchen dir Kronstädter Vcr« brüdcrung in Frankreich erzeugt batte, zu dämpfen suchte, ist cs doch beachtenswerth, mit welcher Befriedigung in den in Beziehungen zur russischen Regierung siebenden Organen die französischen Freundschafts-Kundgebungen für Rußland verzeichnet werden. In dieser Bcziebung ist besonder em in der letzten Nummer des „Nord" enthaltener Artikel bcnicrkcnSwcrlh» der »icbr oder weniger direct der Befestigung der russisch französischen Freundschaft und den hieran in Frankreich geknüpften Hoffnungen die Wirkung einer Ve»ständigu»g zwischen den Parteien in Frankreich zuschreibt. Sehr wenig verblümt wird eS in diesem Artikel ausgesprochen, zu welcher Befriedigung cS Rußland gereichen würde, wenn sich, was sich bereit- in mamiizsachen, von verschiedenen Seiten auSgcgangcncn Kundgebungen auödrückte, die in Frankreich einander gcgen- übcrstebendcn Gegner in jenen Gefühlen znsammen- siildcil würden, welche die Hoffnungen ans eine Verbindung mit Rußland erweckten. Allerdings darf, wenn man derlei liest, nicht außer Acht gelaffen werden, daß wieder die Unter bringung eines neuen russischen AnlchenS in Frankreich auf der Tagesordnung steht und daß daher russischerseitS hr- areislichcrwcisc Alles geschieht, um die durch die Kronstädter Verbrüderung erzeugte Stimmung rege zu erhalten, zugleich aber politischen Befürchtungen entgcgcnzutrctcn, die der in Rede stehenden Finanzoperation abträglich sein könntcu. * Viele italienische Blätter verlange», daß die Ent hüllung deS Standbildes Garibaldis in Nizza unbedingt am 20. September stattfinve, da sonst Diejenigen, welche immer behaupte», daß man in Frankreich die Empfind- lichleit der Italiener systematisch verletze» wolle, nickt, wenig stens dem Anschein nach, ganz im Unrecht wären. Nur durch Beibehaltung jenes Datums könnte die Denkmals-Enthüllung den Charakter einer italienisch-französischen Feier haben. * Wir konnten schon mehrfach daraus Hinweisen, daß von polnischer Seite in der letzten Zeit eine Schwenkung ge macht worden ist, welche eine Annäherung des polnischen Elements in Preußen und Oesterreick an die Deutschen bekundet. Das ist zweifellos in einem Augen blick, wo die Weltlage sich verschärft hat, und angesichts der Wichtigkeit des polnischen Elements in einem möglichen großen Kriege nicht ohne Bedeutung. Der Krakauer »Cza«" hat vor wenigen Tagen den Czcchen vorgebalten, wie thoricht cS sei, den Deutsche» als den Feind des SlawenthumS zu bezeichnen. Ter „CzaS" hat gefragt, ob eS etwa die Deutschen seien, die die Pole» unterdrückten? Im Namen der polnischen Nation protestirt das angesehene Krakauer Organ gegen die unter schiedslose Hetze des EzechenthnmS. * Da« russische Finanzministerium hat, mit Giltig keit vom Montag dieser Woche an, für vorläufig unbestimmte Zeitdauer die Anordnung getroffen, daß für solche Personen a»S den NothstandSbezirkcn, die in die besser situirleu Gouvernements sich begeben wollen, um daselbst Arbeit zu suchen, sowie auch für die Rückreise der Fahrpreis für die dritte Eisenbabnclasse aus annähernd den fünften Theil des bisherigen tarifmäßigen Betrage« ermäßigt wird. Als that- sächiich im Notbstande befindlich werden in der officielle» Publication folgende Landestbeile Rußlands bezeichnet: die Gouvernement« Woronesch, Charkow, KurSk, Tula. Rjäsan, Tambow, Pensa. Ssaratow, Ssamara, Kasan, EsimbirSk, Njischegorod, Wjatka, Jekatcrinvslaw, Pcltawa, Chersso», Perm, Ufa, Orcnburg, drei Kreise dcS Gouvernements Orcl, drei Bezirke dcS Gouvernements Tobolsk, und da« Turgai- Gebict. DaS Finanzministerium hält cS für nötbig, darauf hinzuweisen, daß dieses wahrhaft erschreckende Register der im tatsächlichen Nothstaudc befindlichen LandcStheile Ruß lands nach Maßgabe weiterer Feststellungen über den Aus fall der Ernte möglicherweise noch vermehrt werden könnte. * Nach einer Londoner Meldung sagt der „Standard" in einer Besprechung der letzten Reise de« Deutschen Kaisers, die Welt dürfe nicht überrascht sein, wenn sie bald von einer Handlung deS Dreibundes Kenntniß erhalten sollte, die dazu bestimmt sei, den durch die Kronstädter Verbrüde rung und deren Folgen erzeugten Eindruck zu verändern, wenn nicht zu beseitigen (?). * Nach Berichten aus Bukarest legt man dort auf die Begleitung des Königs bei seiner Reise nach Venedig durch den Ministerpräsidenten FloreScu großes Gewickt, durch welche in der Thal die in Aussicht genommene Begegnung des Königs Karl mit dem König Humbert in bedeutsamerem Lichte als in dem einer bloS durch die Höflichkeit gebotenen Begrüßung erscheint, und eS begreift sick. daß hieran Ber- mutbungen, betreffend die Annäherung Rumäniens an die Drribundmächle, geknüpft werden. Vielleicht hängt e» damit auch tusa-uueo, daß von gutuuterrichtet« rumäuffcher Seit,
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