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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.09.1891
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-09-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18910912015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891091201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891091201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-09
- Tag1891-09-12
- Monat1891-09
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Insertionspreis Morgen-Ausgabe: die Vgejpaltene PetV ^eile SO »j, Reklamen unter dem Redaction«« tnch («gespalten) bO^j, vor den FamUien- nachrichten lv gespalten) 40/L. Abend-AuSgabe: die kgespoltene Petitzeil» «O^L, Reclamen.unterdem Nedaclivn«strich t4gespalten) 1 ^l, Familiennachrichten und Anzeigen verlorener Gegenstände (tigespalten) 20 Größere Schriften laut unserem PretS- verzetchniß. Tabellarischer und Ziffernlatz uach höherem Tarif. Srtra-Veilagrn (gefalzt), nur mit der Morgen-Au-aade, ohne Postbesördetung ÜU—, mit Postbeförderuog 70.—. Ännahmeschluß für Zvserater Abend-AuSgabe: vormittag« 10 Uhr. Mo rge a-Au-gabe: Nachmittag« 4 Uhw Sonn- und Festtag« früh S Uhr. Bei dea Filialen und Annahmestellen j» rtN« halbe Stund« früher. Aaserat» stad stet« an dt« ErpedUt»« zu richten. 85. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Erpedition ist morgen Sonntag, den 13. September, Vormittags nur bis 3 Uhr geöffnet. kxpeiUtlon lies I,eip/,lxer ^axebiatte». Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung, die Lonn-, Fest- und vutztagsseier betr. In Gemäßheit der Vorschrift 8 12 der Verordnung, die Aus führung d«S Gesetzes, die Sonn-, Fest- und Bußtagsseier betreffend, vom 10. September 1870, bringen wir hierdurch zur öffentlichen Kenntniß, daß, soweit die in 8 6 und 8 des angezogenen Gesetzes enthaltenen Borschristen in Frage kommen, unter Einvernehmung mit der kirchlichen Behörde als AnsangS- und Lchlutzstundcu des Gottesdienstes für die Stad» Leipzig, einschließlich der mit ihr ver> einigten Bororle, die Ltunde» von S dtS 1V'/, Uhr vormit tag« festgesetzt worden sind. Leipzig, den 8. September 18dl. Der Rath der Stadt Leipzig. Wl X. 8052. I)r. Georgi. öolsram. Bekanntmachung. Nachdem wir Herrn vr. me«. Rudolf Streit al« Assistent de» Stadlbrzirk-arzte« der Stadt Leipzig angesiellt und am 5. d«. MtS eidlich tu Pflicht aeuommen habe», machen wir die« mit dem Be merken Sffenllich bekannt, d«ß derselbe laut der ihm ertheiltr» In- slruction bei Erledigung der ihm oufgetragcnen Besichtigungen, Erörterungen und Untersuchungen die in 8. 4 der Dtenstinstructtoa für die Bezirksärzte denselben eingeräumten Rechte auszullben hat, mithin berechtigt ist, den Zutritt zu allen denjenigen Lokalitäten zu beanjpruchen, deren Beaugenscheinigung und Untersuchung im Inkreise der öffentlichen Gesundheilspslege geboten erscheint. Nach der erwähnten Instruction liegt dem Assistenten de» Stadt- bezirksarzteS u. A. vorzugsweise ob: ». die Untersuchung und Begutachtung der der Jrrenkltnik zuzu- führenden Geisteskranken; d. die Untersuchung und Begutachtung von Geisteskranken, Epileptischen, schwachsinnigen und verwahrlosten Kindern, deren Auf nahme in eine Landesanstalt in Frage kommt; o. die Besichtigung und Untersuchung von Wohnungen und Grundstücken, deren gesundheitswidrig« Beschaffenheit in Frage kommt; ä. die Mitwirkung bei Besichtigungen und Erhebungen Krankenanstalten, Schulen, Fabriken. Apotheken rc.; e. die Unterstützung des StadtbezirkSarzles bciin Auftreten epide mischer Krankheiten durch Erörterungen in den befallenen Häusern, Wohnungen und Familien durch Ueberwachung von DestniectioaS- maßregeln, Brarbetlung der Epidemiestatrstik und Andere« mehr. Leipzig, am 8. September 1891. 2^2 r,r Rath der Stadt in I». 1245 vr. Georgi. rößel. Bekanntmachung. Wegen vorzunehmender Reinigung der ExpeditionSräume der Hochbau-Verwaltung unseres Bauamte« bleiben die Zimmer Nr. 1 bis mit 5 Montag, den 14. September dS. As., sowie die Zimmer Nr. bb bi« mit 8 Dienstag, den IS. September PS. As.» geschloffen. Leipzig, am S. September 1891. Der Rath der Stadt Leipzig. ,rgi. Rü Id. 4218. vr. Geor iüliitg. Bekanntmachung. Tie Herstellung einer Schleußt 111. Vlaffc in der Rtebeck- Strahe auf deren Strecke von der Stötteritzer Straße bis an die südliche Grenze des Grundstück- de» ZwangSarbeitShauseS soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden Die Bedingungen und' die Zeichnung für diese Arbeiten liegen in unserer Lresbau-Berwaltung, Rathhaus, 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 14, aus und können daselbst eingesehen oder gegen Entrichtung der Gebühren im Betrage von 50 welche eventuell ia Briefmarken einzusendcn sind, entnommen werden. Bezüglich« Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: ..Mtzleutze in der Riebeck-Straße' versehen ebendaselbst, und zwar bi« zum 26. dsS. MtS., Nach mittag» 5 Uhr einzurrichen. ZDer Rath behält sich da» Recht vor, fimmtlich« Angebote abzulehnen. Leipzig, den 11. September 1891. , ^ De» Rath» der Stadt Leipzig Io. 4819. Straßenbau-Deputation. Gesucht wird der am 2. April 1847 zn Schkeuditz geborene Kaufmann Ruvolf Robert vttamar Luther, welcher zur Fürsorge für seine Famttt« anzohaUen ist. Leipzig, am S. September 1891. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armen-Amt.) X. L. VI. S3d. I. Ludwig-Wolf. Frke. Erstatteter Anzeige zufolge ist da« der Anna Auguste Helfer am 3. Juli 1882 in Burgwenden auSgeferttgte Dienstbuch verloren gegangen. Im Auffinduuglfalle bitten wir um Ablieferung desselben an un«. Leipzig, am 7. September 1891. Da« Psltzetamt der Stadt Leipzig. II. 4439. Bretschneider. Tr. Da» dem Stubenmädchen Sophie Auguste Anna Hellge . - -- -- - unterm 31. Januar 1872 ausgestellte Dienstbuch Anzeige zufolge in hiesiger Stadt verlöret» worden fiudunaSsall« o» an« abzultrfrrn. Leipzig, am 7. September 1891. Da« Galtzetamt der Stadt Letprtg. II. «E vretschaetder. Hieramts ist erstatteter uud im Aus Die Ansprache Freycinet'S an die Generale. Der französische KriegSminister Freycinct hat in seiner Ansprache an die französischen Generale beini Schluß der Manöver gesagt: „Niemand zweifelt beute daran, daß Frank reich stark ist. Eö muß jetzt aber auch bewiesen werken, daß Frankreich klug ist, und auch in seiner neuen Lage die Würde, die Ruhe und das Maßbalten zu bewahren weiß, welche in schlimmen Tagen seine Wiedererhebung vorbereitet haben." ES ist eigentlich ein tiesbeschämendeS Zcugniß, welches Frcycinet durch diese Ansprache seinen Landsleuten ausstellt, denn cS setzt voraus, daß sie geneigt sind, sich der Würde und Ruhe zu enläußern, welche nicht nur die Klugheit, sondern die Vernunft erfordert, und daß sie durch Maßlosig keit die Früchte langjähriger Bemühungen verderben könnten. So spricht man mit jungen Leuten, von deren Ueberinuth man schlimme Dinge erwartet, aber nickt zu Generalen, welche zum Commando großer Truppenkörpcr berufen sind. Aber Freycinct ist in seinem vollen Recht, wenn er die Autorität seiner Stellung als Kriegsministcr in dieser Weise benutzt, denn die letzten Wochen baden gelehrt, welcher Ausschreitungen die Franzosen fähig sind, wenn sie Morgenluft wittern, wenn nur die geringste Aussicht vorhanden ist, daß sie die im Iabre >870 verlorene gebietende Stellung in Europa wieder erlangen könnten. Diese Berbimmelnng der russischen BundeSaenossen, die Absingung der russischen Rationalkymne bei jeder passenden oder »»passenden Gelegenheit, das unausgesetzte Hcrvorhcben der Stärke der beiden vereinten Mächte ent hielt eine so verderbliche Aufreizung der Leidenschaften, daß darin endlich eine Acnderung einlretcn mußte. Diese Aenderuug wird sich freilich nicht auf Grund der Ansprache Frcycinet'S an die Generale vollziehen, dafür baden die Erwiderung Saussier'S und der Trmkspruch des russischen MilitairaltachSS General FrederickS gesorgt, aber cS ist wenigstens dem Heber« schäumen de- RackegcfüiüS und den Kundgebungen de» fraw zösischcn UebermutheS ein Dämpfer aufgesetzt worden. Die Rache der französischen Republikaner soll würdig, ruhig und maßvoll sein — so drückt sich Frcycinet au« —, die Generals Sanssier und FrederickS haben sich aber die Worte des fran zösischen Kriegsministers in ihrer Weise auSgelcgt, sie haben daraus nur die schmeichelhafte Anerkennung der Vorzüge der französischen Armee und ihrer vorzüglichen Generale heraus gehört und danach ihre Erwiderungen eingerichtet. Freycinct halte gesagt, daß die Üoniinandostellen in guten Händen seien, und Sanssier hat darüber dankend quittirt. General FrederickS hat sich aber der Worte erinnert, die er im Jahre 1888 gesagt hat: WaS wartet ihr denn mit einer solchen Armee'? Thut einen Schritt vorwärts und wir (Russen) werden euch folgen. General FrederickS leerte sein Glas auf die schönen französischen Truppen und ihre tapfern Anführer. Dieses Hoch kann also als Bestätigung Dessen gelten, waS er vor drei Jahren gesagt hat und was vom Vorsitzenden des GeneralratheS der Unteren Seine neulich in Erinnerung gebracht wurde. Der Londoner „Standard" hat davor gewarnt, daß sich die Vertreter des Dreibundes und des russisch-französischen Einvernehmens gegenseitig in prahlerischen Acußerungcn über ihre nnlitairiscke Macht und Leistungsfähigkeit ergehen; cS kann aber wahrlich nicht als Prahlerei auSgelcgt werden, wenn Kaiser Wilhelm am Schluß der österreichischen Manöver in Göpsritz seine Freude über die vorzügliche Tüchtigkeit der österreichischen Armee ausgesprochen und daran den Ausdruck der Ucbcrzcugung geknüpft bat, daß man mit solchen Ver bündeten der Zukunft getrost entzcacnsehen kann. General FrederickS bat durch seine neueste Aeußcrnng die Franzosen zur Initiative im kriegerischen Sinne herausgefordert, anterS kann sein Hoch auf die französische Armee und ihre BefeblS- haber weder in Frankreich noch in Rußland aufgefaßt werden. Damit steht die Mahnung zur Aufrechthaltung der Würde, Ruhe und Mäßigung, welche Frcycinet an seine Landsleute gerichtet hat, in scharfem Widerspruch. ES wird überhaupt den Franzosen unendlich schwer, ihren KricgScifer zu zügeln und ihre darauf gerichteten Acußerungen in gewissen Grenzen zu halten; sie brennen auf den Augenblick, in welchem sie ihre mit viel Geld und Mühe erlangte Steigerung ihrer Kricgstücktigkeit praktisch zur Geltung bringen können, ihr ganzes Wejen und Benehmen seit den Kronstädtcr Festen geht daraus hinaus. Die Ansprache Freycinet'S ist ein Kennzeichen der inter nationalen Lage. Bei dem Frühstück, welches er den Gene ralen und fremden Militairbevollmäcktigten in Vendcuvrc gab, waren die Gemllthcr der Anwesenden von den niilitai- rischen Erfolgen bei den Manövern, wirklichen wie ge träumten, rrregtz die französischen Generale batten daS Manöver als ein Examen ausgcfaßt, welches sie dem russischen MilitairattachS gegenüber abzulegen hatten. Die militairischen Vertreter der anderen Mächte kamen nur neben sächlich in Betracht, denn die einzige Großmacht, die Frank reich im Kriegsfälle mit Erfolg zur Seite stehen könnte, ist Rußland. Auch von der stets in neuester Zeit gerühmten Wiederbelebung der Kraft Frankreichs fällt rin gut Theil auf die gehoffte russische Bundesgenossenschaft, denn nur im Ver ein mit Rußland könnte Frankreich den Kampf gegen daS übrige Europa aufzunehmen wagen, soweit sich dieses daran betbciligen will oder muß. Leider ist aus den Reden bei dem Frühstück in VendeuvreS zu entnehmen, daß die Mahnungen zur Ruhe und Mäßigung, welche Freycinct mehr dem Schein als dem Wesen nach an seine Landsleute gerichtet hat, kaum irgend welchen Eindruck gemacht haben, und daß, wenn der Friede trotzdem erhalten bleibt, diese Thatsache mehr au Rechnung der Wehrkraft und Rüstung der Gegner als au den Willen der Franzosen und Russen zu setzen ist. Wenn wirklich diejenige Uebereinstimmung zwischen Rußland und Frankreich bestände, welche aus den beiderseitigen Kund gedungen hervorgeht, dann würden eS die Freunde nicht bei Worten bewenden lassen, sondern sie würden zu Thaten über gehen. Daß die« nicht der Fall ist, giebt uns die Hoffnung, daß der Friede vorläufig erhalten bleiben wird. Es ist sehr schwer und unbequem, solchen Friedensfreunden gegenüber, wie eS Russen und Franzosen sind, stets vollen Gleichmuth zu bewahren, aber eS ist durchaus unerläßlich, um diesen Gegnern des Dreibundes jeden Borwand zur Friedensstörung zu entziehen. Vorgänge, wie die, welch« in Tr. neuester Zeit zu ««er Ueberemkwft zwischr» Rnßlaud uud der -vurkei ,n der Dardanellenfrage geführt haben, Europa nicht aus seiner Ruhe ausscheiichcn. u» Angelegenheit hatte auch können und diese acnhe.l hatte auch Wohl von Anfang an nicht einen so ernsten, den Frieden gefährdenden Zweck. Aber <u-f Balkanhalbinscl giebt eS so viel- unfertige Zustande und so bedenkliche Meinungsverschiedenheiten, daß eö Rußland nicht schwer werden kann, daraus Kriegsfall machen. Das Bewußtsein der Kraft Frankreichs, wie eS sich einen der Wiederbelebung . . . , ^ >n der Rede Freycinet'S kundgicbt, in Verbindung mit der Quasi-Brudergenossenschast Rußlands und Frankreichs bildet eine augenscheinliche Gefahr für den europäischen Frieden, welche nur durch Gleichmuth auf der anderen Seite und durch diplomatische Geschicklichkeit abgewandl werden kann. Es ist nothwenbig. die Regungen des kriegerischen Geistes in Frankreich und Rußland aufinerk- sam zu beobachten, um nicht überrascht zu werden, aber vor- läufig dürfte eS genügen, die Dinge beim Namen zu nennen, ohne sich dabei zu erhitzen. Wir wollen Frieden. Rußland und Frankreich dagegen Krieg, darüber besteht in Europa kein Zweifel. Leipzig, 12. September. * Der Kaiser ist mit dem KricgSiniiiister und dem GencralstabSchef gestern früh lO llbr 55 Min. von Röhr- mooS nach Eassel abgereist. Capriv, und Blumenthal reisen Abends nach Berlin ab. * Ueber die Pläne deö CentruinS bezüglich der Anträge aus Beseitigung des JesuitengcsetzeS soll noch kein Be- schluß gefaßt sein. Man batte in dein bisherigen Verlauf der NeichStagstagung diese Anträge rurückgestellt, weil früher eingcbrachte daö Vorrecht hatten. Ware dem Eenlruin darum ru lhun gewesen, die Berathungen zu beschleunigen, so hätte sich dies ohne große Mühe ermöglichen lassen. DaS Ver- halten des EentrumS in dieser Beziehung ist sogar vielfach ! ausgefallen. Wird daS bisherige Verfahren Weiler beobachtet, so bars man annehmcn, daß noch eine ganze Zeit nach I Wiederbeginn der Reichstagsarbeiten vergehen möchte, bevor dies- Angelegenheit auf die Tagesordnung gesetzt wird. In wischen scheint der Petitionssturm bezüglich Aushebung des JesuitengesetzcS bei dem Reichstage semen Höhepunkt über chritten zu haben. ES ist nicht unbemerkt geblieben, daß in Berlin hezüg lich der polizeilichen Ueberwachungen der Versamm nngen »ach mancher Richtung hin eine mildere Auffassung plahgrcift. Versammlungen, welche wissenschaslliche oder fach- gewerbliche Gegenstände zum Inhalt haben, werde» überhaupt nicht mehr bewacht. Nur wenn bekannte Politiker auch in olchen Versammlungen als Redner erwartet werden, wird davon eine Ausnahme gemacht. Bei socialdcmokratischen Festveranstaltungen tritt gegen die biSbcrige Uebung eine polizeiliche Ueberwachung ein, sobald eine Festrede angekündigt oder zu erwarten ist. Tie „Straßburger Post" erklärt die Nachricht franzö 'sicher Blätter von Massendesertioncn deutscher Sol baten nach Frankreich für unbegründet. Es sei auch nicht daS Geringste vorgekommen, was zu einer solchen Mel dung hätte Veranlassuiig geben können. Wahrscheinlich liege eine Verwechslung von Deserteuren mit RcfractaircS vor, da« heißt solche» Militairpslichtigen, die sich der bevorstehenden Einziehung znni Heeresdienst durch die Flucht entzogen hätten. Solche Resractaires kämen alljährlich um diese Zeit aus Frankreich in die Reichslande und umgekehrt. Dafür, daß dies Heuer etwa in besonders großem Umfange stattsinde, liege übrigens kein Grund zur Vermuthung vor. * Die Altkatholike» Bayerns haben die an den Prinzregcnlen gerichtete Bitte um Anerkennung als öffentliche Kirchengesellschast erneuert und außerdem die Erlaubniß zum Gebrauch der bischöflichen Insignien erbeten. wohlwollende Haltung in Bulgarien selbst oder auch ander wärts mit Bezug aus daS Fürstenthum zu Schritten hätte evmnthigeii können, die dem Standpunkte und den Interessen Rußlands zuwidergclaufen wären. DaS in Kenstantinopcl * Nach dem Schlüsse der Manöver versammelte Kaiser Franz Joses gestern in Galgocz alle selbstständigen Com- niandeure, an deren Spitze Erzherzog Friedrich, und gab seiner außerordentlichen Befriedigung über daS Aussehen und die Haltung der Truppen Ausdruck und sprach sich lobend über die Leitung des Manövers auS. Der Kaiser dankte dem Erz berzog und den Eouiniandantcn für ihre Thätigkeit bei der Ausbildung der Truppen. Der Keiser wurde überall jubelnd begrüßt. * Der schweizerische BundeSrath beschloß die An weisung des Verlegers des „Droit de Savoye" in Genf wegen Schmähung fremder Regierungen und Aufreizung. * Die Sektion für sociale Werke des Mechclner Katholiken-CongrefseS bat sich zu Gunsten der Errichtung einer belgischen Strafcolonie im Eongogebiet ausgesprochen. * Nach einer Mittheilung des Pariser „TempS" soll die eSjährige außerordentliche Session des fran- islschen Parlaments am 13. October beginnen, assclbe Blatt glaubt zu wissen, die Regierung werde von der Kammer verlangen, daß sie die Berathung des Budgets für 1892 auf die von dem RegierungSenIwurse gesteckten Grenzen beschränke und daß die von dem Budget-Ausschüsse empfohlenen Reformen der Getränkestcuer und der GerichtS- kosten nicht gleichzeitig mit dem Budget erledigt werden sollen, damit dieses rasch durchbcratbe» werden könnte. DieS wäre um so leichter, als die erwähnten Reformen den Vor anschlag al- solche nicht berühren und als selbstständige Gesetz vorlagen geprüft werden können. * Ein amtliches Telegramm auS Manila besagt, daß die militairischen Maßnahmen gegen die Aufständischen zu einem erfolgreichen Ende geführt haben. * Ter ^Petersburger (Korrespondent der „Politischen Correspondenz" schreibt auS Petersburg, 7. September: Der Rücktritt deS von Kiamil Pascha geleiteten CabinetS hat in Rußland nur eine Empfindung wachrufen können: die der lebhaften Genugthuung. Schon die eine Thatsache, daß Kiamil rin ausgesprochener Gönner der Bulgaren war, mußte genügen, um ihm die Sympathien Rußlands abzuwenden. Die Befriedigung, mit welcher man in Petersburg st'""» Sturz aufnimmt, ist denn auch zum nicht geringen Dheue auf den Umstand zurückzuführen, daß die Bulgare» am Gol dene» Horn einen mächtigen Förderer verloren haben, dessen einHetretene Ereigniß kam nun Rußland um so gelegener, al« verschiedene Gerüchte der letzten Zeit gerade Actionen ia dieser Richtung angckündigt hatten. Aber auch abgesehen von diesem Momente, sieht man die Ersetzung Kiamil Pascha» durch Dschcvad Pascha als eine erfreuliche Wendung an, da man hier von dem neuen Großvezier eine Rußland gegenüber minder voreingenommene,und anderen Mächten gegenüber minder nachgiebige Haltung erwarten zu dürfen glaubt, als sie daS Großvczierat Kiamil Paschas gekennzeichnet hat. Die Nach richt von dem CabinetSwechsel in Konstautinopcl wirkte in Petersburg um so angcnehmcr, als demselben in Angelegen heit der Durchfahrt von Schiffen der russischen freiwilligen Flotte durch die Dardanellen der Abschluß eines llcbereinkommen» vorausging, welche- nach Allem, was bisher über dessen Inhalt verlautet, als ein Erfolg der russischen Diplomatie angesehen wer den darf. Die öffentliche Meinung in Rußland giebt der Ueber- zeugung Ausdruck, daß die seitens der Pforte in dieser Be ziehung gemachten Zugeständnisse eine formelle Anfechtung durch andere Mächte nickt zu besorgen habe», da die Er leichterungen, welche für die Passage russischer, unter Handelsflagge fahrender Schiffe gewährt wurden, mit den be stehende» Verträgen nicht in Widerspruch sieben. Die russische» Blätter schreiben den von Herrn von Nelidow in Konstanti nopel erzielten Erfolg zum Theil der nachdrücklichen Unter stützung zu, welche die Aetion des russischen Botschafters seilen des französischen Botschafters Grasen Montedcllo erfahren bat, und erblicken darin eine mittelbare Wirkung der Ereignisse von Kronstadt, welche daö enge Einvernehmen Rußland- mit Frankreich in eclatanter Weise dargetban und das Ansehen dieser Staatcngruppen erhöht habe». So geeignet nun auch die besprochenen Ereignisse sind, dem nationalen Selbstgefühle der Russen zu schmeicheln und in St. Petersburg eine gehoben« Stiininung bervorzurufen, darf man durchaus nicht glauben, daß dieser Befriedigung ActionSgelüste Rußlands in inter nationaler Beziehung entspringen könnten. In St. Petersburg herrschen nach wie vor friedliche und friedenszuversichtliche Dis positionen und die Russen sind gerade in Folge zener Ereig nisse vom Gefühle tiefer Beruhigung erfüllt. Man ist über dies in Rußland zur Zeit allzusehr von ernsten Besorgnissen wegen der Folgen der diesjährigen Mißernte in Anspruch genommen, als daß man nicht völlig geneigt sein sollte, den Blick von dem internationalen Terrain abzuwcnden, um alle Kraft und Thätigkeit im Innern des Landes zur Bekämpfung dieser nationalen Ealamität aufzubieten. Die au» verschiedenen Provinzen deS Reiche« einlaufendcn Berichte lauten betrübend und eS erscheint als unmöglich, daß das Eingreifen der Regierung allein binreickcn sollte, um dem Notbstande der von Mißernte hrimgesuchtcn Bevölkerung abzuhelsen. Die Unterstützung der RegierungLaction durch private Initiative ist unerläßlich. Der heilige Synod hat Sammlungen für diesen Zweck in den Kirchen angeordnet und die Klöster und Pfarreien, die in der Lage hiezu sind, angewiesen, einen Theil ihrer Ein künfte den vom Notkstande Betroffenen zuznweisen. In den Blättern wurden öffentliche Sammlungen eingelcitet und in einigen Gegenden, wie z. B. in der besonders schwer heim gesuchten Provinz Tambo, baden verschiedene Körperschaften, Clubs und Private beschlossen, einen Theil ihrer Einkünfte ür die Dauer de« bevorstehcndeu Winter» zur Milderung der "otb zu verwenden. ^ Der Bericht, welchen der italienische Kriegsminister General Pelloup dem Ministcrrathe über die Ergebnisse seiner letzten JnspicirungSreisc unterbreitet bat, und der auch außerhalb der officielle» Kreise bekannt wurde, hat allgemein den befriedigendsten Eindruck gemacht, und dies umsomehr, als allgemein bekannt ist, daß General Pelloux die Wahrheit stet- in der ungeschminktesten Form zu verkünden pflegt. General Pelloux hat unltr Anderem auch die Landesgrenzen bereist und die Bertheidigungsmittel daselbst eingehend studirt. Sein Urtheil über die VertheidigungSfähigkeit dieser 8 Grenzen hat die allgemeine Ueberzcugung befestigt, daß jede Besorgnih für die Zukunst ausgeschlossen und Italien in der Lage ist, jeden »ngriff mit vollständigem Erfolge zurückzuweisen. WaS General Pelloux über den Geist, die Ausrüstung, Ausbildung und Bewaffnung der Armee berichtet, lautet in, höchsten Grade befriedigend und beseitigt vor Allem die Besorgniß, als ob die großen im Armee-Budget in letzter Zeit vorgenommenen Ersparungen die Schlagfertigkeil der Armee und deren Orga nismus irgendwie beeinträchtigt hätten. Der Bericht hebt insbesondere hervor, wie sehr die MobilisirungS-Fähigkeit einer Armee deren Erfolge bedingt. Der KriegSmimster hat daher die Absicht, eine Probe-Mobllisirung vorzunehmcn, wobei allerdings darauf Rücksicht genommen werden soll, daß daS Budget möglichst wenig belastet werde. E» sollen daher die bevorstehenden Herbstmanöver unterbleiben und die hierdurch ersparten Summen zur Mobilisirung eine« ArmeecorpS ver wendet werden. Ein definitiver Beschluß über diesen Vor schlag des KriegSministerS dürfte ,n den nächsten Tagen gefaßt werden. Die Nachricht, daß an« ErsparungSrücksichten die Zahl der gegenwärtig bestehenden ArmeecorpS um zwei reducirt werden solle, cntbebrt jeder Begründung, da General Pelloux fest entschlossen ist, nach keiner Richtung an dem gegenwärtigen Organismus zu rütteln. * Anläßlich des Namenstages des Kaisers von Rußland fanden zahlreiche Ordensverleihungen und Beförderungen in der Armee statt. General Gurk» erhielt den Wladimirorden erster Elaffe, der Chef deS Generalstabes. General Obrutschew, den Alexander NewSkiorden mit Brillanten, der General- commandant von Kiew, Dragomirow, wurde zum General der Infanterie befördert. — An Bord de» „Polarstern" empfing der Kaiser Alexander gestern Vormittag in besonderer Audienz den französischen Gesandten, welcher die Glückwünsche de« Präsidenten Earnot und der Regierung anläßlich deS Namenstages überbrachte. Die Stadt bat geflaggt: Mittag» salutirten sämmtliche Kriegsschiffe. Nach dem Gottesdienst in der russischen Kirche fand ein Dejeuner an Bord deS „Polarstern^ statt, welchem die ganze königliche Familie, sämmtliche Minister, Generale und Admirale beiwohnten. * Bor Kurzem ist im Lande der Kubauschrn Kosaken ein offener Aufstand gegen dir Behörden auSgrbrocheo, der erst durch Aufgebot von Waffengewalt «nterdrstckt werdeU
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