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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.09.1891
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-09-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18910917024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891091702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891091702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-09
- Tag1891-09-17
- Monat1891-09
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Abend-Auegab«: die Sgespalten« Petitzril, 10 ^ 0iectoinea unter dein Redactioulstrich tl grit'ulten) I >l, Familiennachrichten und Anzeigen verlorener Gegenstände (8 gespalten) 20 GrStzere Schriften laut unserem Preit. verzcichnitz. Tabellarischer und Zifsrrnsatz nach höherem Tarif. Kxtr«-ve<Ia,r« (gesalzt), »nr mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbefürderung 00.—, mit Postbesörderung 70.-^. Annahmeschlnß für Inserate: Abend-AnSgabe: lSormittag« 10 Uhr. Marge a.Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh 9 Uhr. «et den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stunde früher. Inserate sind stets an dir Srtzestttt»» zn richten. Donnerstag den 17. September 1891. 85. Jahrgang. Der Untergang der Expedition ZelewSki. * Wie nicht anders zu erwarte» war, ist die Nachricht von der Vernichtung des Zelewöki'schen ExpeditionSeorpS in England niit mehr oder minder unverhohlener Schaden freude ausgenommen worden. Tie englische Presse bauscht daS Ercigniß in ungebührlicher Weise ans, um den Nachweis zu führe», wie wenig die Deutschen zu Colonisaloren geeignet seien. So schreibt die „Morning Post": „Scho» zinii zweiten (?) Mal ist eine deutsche Expedition von demselben Negerstamm geschlagen wurden. Tie Ursache hierzu ist vielleicht in den deutsche» Methoden zu suchen. Mehr als einmal ist gesagt worden, bah die Deutschen nicht gute Colonisaloren wären, und e- steht fest, daß die Eigenschaften, welche das deutsche Militai» fitstem zeitigt, nicht diejenigen sind, welche zu der Leitung einer Expedition gegen wilde Stämme gehören. Ob die Niederlage der deutschen Truppen indes; in derartigen Ursache» ihren Grund hat oder nicht — bezeichnend ist es, daß eine Expedition gegen die Mafitis nach der Küste zurüekgelchrt ist, ohne ,hr Ziel erreicht zu haben — so steht zum Mindesten so viet fest, daß in Afrika, wie eS heut« zusaniinenaesctzl ist, eine Niederlage europäischer Truppen einen Schlag sür die Livilisatio» im Allgemeinen darstellt. Die Hiobspost wird weit und breit ve» breitet, und wir dürfen nicht erwarten, daß unwissende Wilde den aus dem Papier arzogenen Grenzlinien große B«d«utung beimessen. Abgesehen deshalb von dem Bedauern, welches wir angesichts der Vernichtung der Localtruppen einer Wacht empfinden, mit welcher wir, wir mit ander» Staaten in Ostasrika, auf befreundetem Fuß« stehen, müssen wir die allgemeine Niederlage in Betracht ziehen, welch« die vorrückend« europäische Liviltsatton erlitten. Freilich war e« von vornherein unwahrscheinlich, daß di« Entwtckeiung Afrika«, ohne solch« gelegentlichen Zufälle von Statten gehen würde, von Anfang an war «s sicher, daß dt« Unterwerfung eines großen EontinentS nicht nur rtne rein mtlikairtsche Promenade sein würde; nichtsdestoweniger sind solche Zwischenfälle, wie die Niederlage Prnnierlieutenant von Zelewtki'«. deshalb nicht minder zu bedauern. Au» gleichem Grunde darf auch di« zeitweilige Ausgabe Uganda« durch die britische Ostafrika-Gesellschaft nicht ohne Eommentar dahin- gehen. Die Thatsache ist eine außerordentlich ernste. Sie bedeutet, daß Uganda dem Einfluß einer gewissen Anzahl französischer Missionare auSgeliefert wird und daß, wenn eS schon nicht die Ab- sicht der Gesellschaft ist, sich gänzlich au« Uganda zurückzuziehen, die Ausgabe, die Autorität daselbst wieder herzzistellen, ihre außer- ordentlichen Schnürigkeiten haben wird. » Gewiß ist die Niederlage in Uhehe der schwerste Schlag, den Deutschland in Ostafnka seit dem Aufstand von 1885 erlitten hat, aber man darf ihr nicht so schlimme Folgen für die „vorrückende europäische Cultnr" zuschreiben, wie da- die „Morning Post" thut. Keine andere Colonial macht, am wenigsten die englische, ist von derartigen Mißgeschicken verschont geblieben. Wir wollen hier nur an die Niederlage erinnern, die die Engländer im Kafsern- kriege bei Isandula am 22. Januar 1879 erlitten haben. Damals wurden nicht weniger als 1400 Mann und 80 Officiere niedergemctzelt, ein Verlust, der den deutschen bei Jlanza um das Vierfache übertrifft. DaS Gros deS englischen Heeres war von Natal abgeschnitten und wäre ebenfalls vernichtet worden, wenn Ertewayo eS verstanden hätte, seinen Sieg auszunutzen. Aber wie damals England den Muth nicht sinken ließ, sondern mit um so größerem Eifer die Scharte auSwetzte, so wird auch Deutschland den Mißerfolg vom 17. August d. Js. wieder gut zu machen Wissen. * Da» „Deutsche Colonialblatt" theilt im Anschluß an die Meldung von dem Ueberfall der Expedition von ZelewSki durch die Wahehe aus einem Privatbrief veS Lieutenant» von Tettenborn vom 29. Juli (Lager am Mjomdo-Fluß datirt) Folgendes mit: Die Expedition war am 22. Juni von Kilwa aufgebrockeii Der Uedergang über den Rnsitji fand bei Korogero aus sieben Canoes statt. Von dort ging dcrMarsck über Nubehobebo,Kisaki,Hongo und Mbamba nach demMjombo-Fluß, einem Nebenfluß der Mukondokwa, woselbst ein Lager bezogen wurde. Der Wahebe-Häuptling Taramatengwe, welcher vor einigen Monaten friedliche- Vcrbaltcn versprochen hatte, batte unter Bruch seine- Versprechens in Mbamba .80 Menschen geraubt. Er weigerte sich, auf ergangene Auf forderung zu erscheinen. Seine etwa 500 Meter entfernte Befestigung wurde mit 20 Granaten nnd 850 Maximpatroncn beschossen und nach kurzem Kampfe genommen. Tie Expe dition beabsichtigte, nach Heranbolnng der Nacksckubkarawane von Kondoa und einen; Aufenthalte von etwa sechs Tagen »ach dem südwestlich gelegenen Mage zu marschiren und die Wahehe in ihrem eigenen Lande aufziisuchen. * Lieutenant a. D. Blümckc, früher Osficier der Schutz- truppe , jetzt Leiter eines ColouialunternebmciiS, welcher die Erpedition ZelewSki ausgerüstet bat und deshalb Kenner der Verhältnisse ist, hat dem „Hirsckberger Tageblatt" über die ursprünglichen Absichten deS CvmmandcurS der Schutztruppe und den wahrscheinlichen Verlaus der Expedition folgende Emzelheiteu mitgetheilt: „Bereits Mitte Juni ist Herr von ZelewSki mit einer incl. >"st i000 Mann starke» Expedition gegen die im Hinterlande von Kilwa hausenden Mafitt ausgebrochen. Tie Expedition bestand sag aus allen verfügbaren Kräften: die Maiinschasten waren ansS Sorgialtigste auSgewähtt und ausgerüstet. Herr von ZelewSki wollte mit seiner Truppe in großem Bogen auf noch nie von emer Expedition beschrittenen Wegen bis nach Mpwapwa Vordringen; hier wollte er sich Anfang August durch eine von Bagamono für ihn abgehende Karawane mit Lebensmitteln, Munition und Tauschortiketn neu auSrüsten „nd den Umstände,> gemäß weiter gegen die Masiti operiren. Um die Mafiti zu über- raschen, waren die Absichten der Expbdition möglichst geheim ge- halten worden: doch wurden einige Tagemärsche von Kilwa die Lager- stellen der Mafiti verlassen gesunden, die nach der Größe des Lager« auf 3000—5000 Man» geichatz! wurden. Herr von ZelewSki. der wohl erwartet hatte, hier mit ihnen ziiwmmenziistoheii, sandte Lieutenant Printz mit seiner Compagnie nach Dar-eS-Salaam zurück, der Milte Juli dorl einlras, zur rechten Zeit, denn einige zum Biehkaus ausgezogene Leuliche brachten di, Nachricht, sie hätten nicht weiter al» drei Tage Vordringen können, da die Mafiti dort wären AlS diese ungläubig ausgenommen» Nachricht durch flüchtende JumbeS bestätigt wurde, sandte inan eiligst die Compagnie Printz gegen dieselben. Die Mafitt waren also durch Herrn von ZelewSki nach Dar-eo-Salaam gcdrängi worden. Der iveitere Berlauf ist mir unbekannt; vermutblich hat der Bezirk«, dauptmonn von Bogamoho und Dar-es-Salaam, Lieutenant R. Schmidt, die Führung der von Dar^S^alaam ouSgesandten Abthrilung über- nommen, ohne aber die Maiiti erreicht zu habe». Inzwischen muß aber Herr von ZelewSki Anfang August in Mpwapwa eingetroflrn fein, hat hier di« am 6. Juli von Bagamoqo abgegangene Proviant- karawane getroffen und mit Mpwapwa als Stützpunkt weiter operirt. Ob die gemeldeten Verluste vielleicht nur ein Detachement (Compagnie von Zitzewitz) getroffen haben, oder das ganze E^e- ditionScorpS, läßt sich nicht sagen, doch kann man aus der An wesenheit deS als gefallen gemeldelcn Arztes vr. Buschow das letztere vermuthen. Daß ein Bekämpfen der tapferen Mafiti mit großen Verlusten verbunden ist. zeigt der Sieg, den Herr von Gravenreuth vor Mt zwei Jabren über dieselben erfochten hat. Da die von Raub lebenden Nomadenstämme aller zwei Jahre raubend und mordend die von seßhafter Bevölkerung bewohnten und bebauten Strecken durchziehen, wird man wohl zur Anlage weiterer, diese schützenden Stationen schreiten müssen und die Schutzlruppe eher vermehren als vermindern." * Tcr Oberführer der Schutztrnppe, Or Wilhelm Schmidt, ist aus der Schweiz zuriickgekehrt und wird mit dem nächsten Dampfer (25. September) die Reise nach Ost- Afrika antreten, um daS Conimando der Schutztruppe zu übernehmen. Seine Ernennung zum Commanteur ist, wenn sich der Tod v. ZclewSli'S bestätigt, wahrscheinlich. Derselbe ist auch schon seit 1885 in Osk-Asrika thälig; er ist am 4. März 1859 in Braunschweig geboren und trat im Oclober 1885 in eine von der dcutsch-ostafrikaiiischcn Gesellschaft ab- gesandte Expedition ein: er sollte namentlich eine geologische Untersuchung des Kilimandscharo vornehmen. Der Ausführung dieses Aufträge» stellten sich aber Hindernisse in den Weg und vr. Schmidt, der Reserve-Lieutenant im 8. bayerischen Infan terie-Regiment ist, schloß sich der Expedition Hoernickr nach Usambara an, wo die Station Korogwe angelegt wurde. Im Jurff 1887 machte vr. Schmidt Erwerbungen auf den Komoren für die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft, welche letztere er auch eine Zeit lang in Zanzibar al» General- Bevollmächtigter vertrat. Er wurde von Wissmann 1889 sofort in die Schutztrupve übernommen. Bei dem ersten Angriffe auf das Lager Buschiri's bei Bagamoho führte er den linken Flügel der Schutztruppe; dann zerstörte er Ende Juni mit nahezu 400 Mann da« befestigte Lager bei Kwale, welche« die von Buschiri zurückgelassenei^Uraber und Belutschen errichtet hatten. Auch an der Einnahme von Pangani nahm erTheil «nd wurde zum Befehlshaber der Station ernannt; dort Magaoda - Leuten überfallen und konnte kaum entkommen. Schon am nächsten Tage zog er mit feiner Truppe gegen die Maganda, zerstörte ihre /Dörfer und trieb fle nach Westen. Major von Wissmann rühmt von seiner Thätigkeit in Pan gani, daß vor Allein daS ruhige und bestimmte Auftreten deS vr. Schmidt, unterstützt durch seine mehrjährige Kenntniß von Land und Leuten, feine guten Früchte gezeitigt habe. Zuletzt griff W. Schmidt nordwestlich von Pangani ein Rcbellenlager mit dem Bajonnett an und zerstörte es. In der Zeit der Abwesenheit Wissmann'S von Ostafrika im Sommer und Herbst 1890 war vr. Schmidt stellvertretender Reichs- commiffar in Ostafrika. Leipzig, 17. September. * Die mehrerwähnte Unterredung, welche der Reichskanzler von Caprivi mit dem Nuntius zu München während de» dortigen Kaiserbesuches gepflogen, betraf, wie eine Münche ner Correspondenz der „Köln. BolkS-Ztg." angeblich aus bester Quelle vernimmt, in erster Linie die Stellung der deutschen katholischen Mission Süd-Schantong unter den Schutz des Reiche». Von Bischof Anzer sind beunruhigende Nachrichten cingctroffcn. Eine nachdrückliche Intervention der deutschen Diplomatie in Peking steht zu erwarten. Die Meldung auswärtiger Blätter, in der Unterredung sei die Dreibund frage berührt worden, Kälte, nach dem genannten Blatte, im Zusammenhang mit anderen Umstände» während deS Kaiserbesuches die größte Wahrscheinlichkeit für sich. Be züglich deS bayerischen Redemptoristen-Antragcs soll ein Einvernehmen mit der Berliner Negierung erzielt sein. Wie übrigens die „Pol. Corresp" berichtet, haben die Mit- theilnngcn, welche der päpstliche Nuntius Agliardi über seine Unterredung mit dem Reichskanzler von Caprivi nach Rom richtete, im Vatikan einen ausgezeichneten Eindruck gemacht. Man gewann hieraus neuerdings die Ueberzengung von den trefflichen Dispositionen der dentschen Regierung >» allen die katholische Kircke in Deutschland betreffenden Fragen. Von der angeblich bestandenen Absicht Schorlemer'S, der Curie persönlich Aufklärungen über die Haltung deS CenlruinS gegenüber dem Dreibund zu geben, ist in vatikanischen Kreise» nichts bekannt. * Der i» der letzten Session deS preußischen Ab geordnetenhauses abgclehnte Gesetzentwurf über die Ver legung und Vereinheitlichung deS Buß- und BettageS soll dem Landtag in der nächste» Session wieder vorgelegt werden, nachdem inzwischen Verhandlungen mit den evangelischen und katholischen Kirchenbehörden statt- gesunden haben werden. Der gescheiterte Gesetzentwurf ent hielt bekanntlich den Vorschlag, den Bußtag auf den Freilag vor dem ersten Adventsonntag zu verlegen. Gegen diesen Tag wurden aber erhebliche Bedenken geltend gemacht. Ein Freitag wurde überhaupt nicht für passend erachtet, weil die Maschinen der Fabriken am Sonnabend nicht wieder würden angebeizt werden, um am Sonntag wieder zu ruhen. Auch wurde die Zeit unmittelbar vor Advent für unpraktisch gehalten wegen der umfassenden Saisonarocile» z» Weihnachten. Es wurde statt dessen empfohlen, einen Mittwoch, und zwar eine Woche früher als in dem Gesetzentwurf vorgesehen, zum Bußtag zu machen. * Nachdem im September >889 eine erste internationale Confcrenz sür Unfallversicherung der Arbeiter in Paris statt- gesunden hat, tritt künftigen Montag aus Anregung de» da mals gebildeten PcrmancnzcomitnS bezw. der Schweiz in Bern eine zweite Conserenz fii r Unfallversicherung zusammen, aus welcher diesmal auch Deutschland vertreten sein wird. Die Referate, welche dort Uber die Erfahrungen der Staaten auf de», Gebiete der Uiisallrcrsicl'crung erstattet werden, sind de» Thcilnehinern an der Conserenz schon vorher gedruckt zu gänglich gemacht worden. Auf diese Weise ist es, wie der „R.-A." schreibt, zu erkläre», daß dasjenige Referat, welche» der Präsident des RcichS-BersichcrungSamts, vr. Boediker, auf der Conserenz in Bern z» erstatten gedenkt, vorzeitig von Berliner Blättern in einem AuSzugc, der zu Mitzver-» ständnisscn Anlaß geben kann, veröffentlicht worden ist. DaS amtliche Blatt wird nach Eröffnung der Conserenz und nach dem das Referat über „die Gestaltung der Unfallversicherung in Deutschland" gehalten sein wird, in der Lage sein, darüber authentisch zu berichte». * Es ist bezeichnend, daß der Beschluß deS Juristcn- tagcS, betreffend das Trunksuchtögesctz, am bei fälligsten von soeialtcinokratiscker Seite begrüßt wird. Das Cenkralorgan der Partei in Berlin denuncirt die am Juristentag anwesend gewesenen RcichSgerichtS-Räthe, weil sie sämmllich für die TrnnkslichtSgesctz-Novelle cingktrete» seien. In den besonnenen Prcßvrganen bricht sich uizwischcn immer mehr die Ansicht Bah», daß bei Beurthcilung der Frage nicht bloS die rein juristische», sondern auch die socialpolilischen Gesichts punkte inS Auge zu fassen seien. * Der Abschluß der Angelegenheit des KricgSdampferS „President,: Pinto" wird durch das folgende von den „Hamburger Nachrichten" veröffentlichte Schreibe» außer Zweifel gestellt: „Königlich preußische Gesandtschaft in Mecklenburg und den Hansestädten. Sr. Magnificcnz habe ich die Miltheilung zu machen, daß nach einer Erklärung de« Berliner Vertreter» der chilenischen Congreßpartei da» zur Zeit hur befindliche Kriegsschiff „Prcsidente Pinto" sich derselben unterworfen at. DaS Schiff will von hier nach Havre absegeln, ohne ier in Hamburg Mannschaft anzuwerben. Seitens der kaiserlichen Regierung steht der Abfahrt de« „Presidente Pinto" nichts entgegen. In bekannter Hochachtung Ew. Magnificenz stet» Ergebener ge», v. Thielmann. Herrn Bürgermeister vr. Petcrsen." * Au» Weimar wird un» von heute gemeldet: Ver schiedene freisinnige Wahlmänner verwerfen beute öffentlich dir Fränkel'schen LandtagScandidatur al» ungeeignet. * Dem Ministerium de- Innern und der Justiz zu Darmstadt ist von der Mainzer Handelskammer die Bitte vorgetragen worden, zu veranlassen, daß vor dem Zusatz von Sacckarin zu Wein und Most gewarnt und dabei darauf aufmerksam gemacht werde, daß der Verkauf von derartig behandeltem Weine, ohne ausdrückliche Bekanntgabe de» Zusatzes an den Käufer, strafbar sei. Die eventuelle vielfache Anwendung dieses Stoffe» sei aber um so bedenk licher, weil Saccharin in der Weintraube nicht enthalten ist, so daß also bei dessen Gebrauch dem Weine ein völlig fremder Stoff bcigebracht werde, der überdies nicht vcrgähre, sich in keiner Weise verändere, von dem menschlichen Körper nicht ver daut und unverändert wieder auSgeschieden werde, al» Nähr mittel also nicht gelten könne. * AuS Jena wird uns geschrieben: Wie mitgetheilt wurde, hat die „Freisinnige Zeitung" deS Abg. Richter sich auf daS Entschiedenste gegen die Bestrebungen der Flürscheim'schcn Bodenreform er ausgesprochen. Der Abgeordnete Har» mening hat darauf ankündigen lassen, daß er die Aus führungen der „Feisiiinigcn Zeitung" in der bevorstehenden Generalversammlung de» Bunde» für Bodenreform be kämpfen werde. Wenn der Abgeordnete aber geglaubt hat, daß er gleichzeitig der freisinnigen Partei angeboren und für die von Richter bekämpfte Verstaatlichung de- EigenthnmS an Grund und Boden eintreten könne, so ist er nun mehr durch die „Freisinnige Zeitung" eine« Bessern belehrt worden. Dieselbe bat schon in voriger Woche erklärt, daß die Bestrebungen der Bodcnreformer dem Programm der freisinnigen Partei schnurstracks zuwidcrlaufen, heute bemerkt dasselbe Blatt auf eine Acußerung deS Harmciiing'schcn Organs, die freisinnige Partei verhalte sich zur Bodenreform frage neutral nnd Jeder könne sich zu derselben stellen wie er wolle, eS sei dies ein Jrrthum, der Standpunct der Flür- scbeim und Genossen vertrage sich nicht mit dem Pro gramm der freisinnigen Partei. Demnach wird Herrn Harmening also nichts übrig bleiben, als sich von Flürscheim loSzusagen oder aus der freisinnigen Partei auszuscheidcn. * Aus München wird vom l6. September gemeldet: Die Del egir tcn zu den Verhandlungen über de» deutsch- österreichisch-italienischen Handelsvertrag waren gestern der Einladung der bayerischen Negierung zu einer Besichtigung des königlichen Schlosses in Herrenchiemsee gefolgt. Heute Nachmittag 2 Uhr werden die Sitzungen der Delegirten fort gesetzt. Tcr Gang der begonnenen zweiten Lcjung hängt lediglich von den neuen Instructionen der italienischen Dcle- girtcn ab, welche den Gegenstand der erste» Berathungcn bilden werde». DieStimmung der italienischen Dcle- girten ist, wie die „Münch. Neuesten Nachr." melde», auf Grund der von Nom cingetrosfenen neuen Instructionen sehr hoffnungsvoll. * Zur Stimmung in Bayern wird der „M. Z." auS Berlin geschrieben: Gegenüber der Sprache, die »ach den Münchner Kaisertagcn wieder von einem, allerdings nur kleinen Thcile der bayerischen Presse geführt wird, ist eine Rede bemerkenSwerth, die am 18. d. Mts. der bayerische CentrumSabgeorduete Gras Konrad Preysing gebaltcn bat. Sie galt einer zu Zwiesel im bayerischen Wald von einem Vcterancnvereiii veranstalteten Fahnenweihe, »nd der ReichstagSabgeordnclc für Straubing war für eine Ansprache bei jenem Anlaß um so mehr geeignet, als er selbst die Feld züge von 1866 und 1870/71 mitgemacht bat, den letzteren im Gefolge deS späteren Kaisers Friedrich. Die Rede war wesent lich socialpolitisch gefärbt, was in der eifrigen socialdcmo- kratischc» Agitation unter den „GlaSmacherleuten" deS Bayer- waldrS seine Erklärung findet; sie verwies aus die social- pvlitische Nescrmlhäligleit des Reichstage-, betonte die hohe Einsicht und da« Bkrdicnst Kaiser Wilhelm'- II, hob die unverbrüchliche Treue gegen Bayern und Wiltclsbach hervor und gipfelte i» einer begeisterten Kundgebung sür Kaiser und Reich. Die »ltramonlanc Publicistit der extremeren Richtung ist über die Rede um so mehr verdrossen, als die sociale Stellung und der allgemein geachtete persönliche Charakter de« niederbayrrischen Aristokraten ihr den directen Angriff erschweren. «> * * * Die letzte Volkszählung hat den Nachweis gebracht, daß in den deutschen Städten Böhmen« und Mähren», in denen man planmäßig die Heranziehung deutscher Lehr linge sür den Handwerker- und Gcwerbestaiid betrieben hat, die czechische» Minderheiten nicht gewachsen, sondern vielmehr zurückgegangcn sind. Im Jahre 1883 bildete z. B. der deutsch- nationale Verein in Neichcnbcrg einen Lehrling»- und HerbcrgSauSschuß mit der Bestimmung, den deutsche» Handwerkern der Stadt statt der crechischcii Lehrlinge deutsche Knaben zu verschaffen. In sieben Jabren bat »un der Verein nicht weniger als 7lO deutsche Lehr linge »ach Rcichenbcrg gezogen: 215 auS dem Riesen- gcbirge, 27 l auS dein Erzgebirge, 8 auS Sachsen, Mähren und Schlesien und 216 aus der Umgegend RcichenbergS. lieber 500 haben bereits auSgelernt und Helsen die czechischen Gesellen allmälig verdrängen. Während man 1880 in Reick,cnbcrg noch 2000 Czcchen zählte, war ihre Zahl 1890 auf etwa 1400 gesunken. Die Kosten der Heranziehung dcnlscher Lehrlinge betrugen bis jetzt ungefähr 8000 sl, eine >m Verballniß zu dem erreichten Resultat geringe Summe. In Olnintz bat der Bund der Deutschen NordmährcnS seit 1886 über 350 deutsche Lehrlinge »iitcrgcbrachl; während 1880 noch 6000 Czechen in der Stadt gezählt wurden, ermittelte man 1890 kaum 5000. Auch nach Prag hat man viele Hunderte von deutschen Lehrlingen gezogen; wenn hier die Zahl der Deutschen von 30 000 im Jahre 1880 auf 27 000 >m Jahre 1890 gesunken ist, so liegt die Ursache darin, daß viele Deutsche in dir Prager Vorort« ver zöge» sind und einige Tausend Deutsche einfach den Czechen zugezählt wurden. In Wirklichkeit ist heute in Prag das Deulschlhum weit kräftiger als vor zehn Jahren. Gehören doch dem deutschen Handwerkerbundc in Böhmens Hauptstadt allein 4000 Mitglieder an! Gicbt e- doch heute über 100 deutsche Vereine in Prag! Sind doch alle deutschen Mittel- und Volksschule» und alle deutsche» Kindergärten buchstäblich überfüllt! Die günstigen Erfolge in Rcichenberg und Llmütz werden auch anderen deutsche» Städten, die durch verhetzte slawische Minderheiten zu leiden haben, z. B. Jgla», Brünn, Znaim, Krumau, Prachatitz, Dux, Brüx, Hohenstadt, Lust erwecken, bezüglich der Heran ziehung deutscher Lehrlinge und Arbeitskräfte ähnliche Vor kehrungen zu treffen. Je rascher und energischer man die Sache in die Hand nimmt, um so schneller werden alle diese Orte wieder da« Gepräge rein deutscher Städte annehmen. Auf demselben Wege, auf dem die Czechen so große Erfolge davongetragen haben, werden auch die Deutschen zum Ziele kommen. * Die Abberufung deS russischen Botschafters in Wien, Fürsten Lobanoff, ist jetzt, nach einer Meldung der „Magdeburger Zeitung", beschlossene Sacke. Lobanoff wirb zum Mitarbeiter von GierS im Auswärtigen Amte ernannt werden. * Der Kaiser von Oesterreich empfing in TemeSvar Deputationen der Geistlichkeit aller Confessioncn, deS Comi- tatS, der Städte und der Handelskammer, welche ihre Hul digungen darbrachten, und versicherte dieselben in Beant wortung ihrer Ansprachen seinerGnade und seine-Wohlwollens. Am Nachmittag besicktiate der Kaiser die Ausstellung, über welche er sich in sehr lobender und anerkennender Weise anS- sprach. Die Abreise des Kaiser-, welcher überall von der Bevölkerung äußerst enthusiastisch begrüßt wurde, erfolgte heule Abend. Der Kaiser bcgiebt sich zunächst nach Pest und von dort nach Miramare, um sich daselbst von der Kaiserin vor ihrer Abreise nach Korfu zu verabschieden. Am 19. d. wird der Kaiser wieder in Wien eintreffen. * Nachträglich verlautet folgende Aeußcrnna Kaiser Wilhelm' S über dieösterreichische L andwehr-Jnfanterie: „ES erfüllt mich mit Gcniiglhuimg, gesehen zu haben, daß Oesterreich diesem Hccrcötbeile besondere Aufmerksamkeit zu- wendct und für die so wichtigen Reserve-Formationen im MobilisirungSsalle erfolgreiche Vorsorge getroffen hat." * In den gemeinsamen Ministerconkerenzen in Wien wurde Beschluß gefaßt über da- den Delegationen rorzu- legende Bndgc t, E- ist nabe;» sicher, daß daS KriegSbndget eine bedeutende Erhöhung erfährt. * Einer Meldung der „Agcnzia Stefan!" zufolge hat Italien die neue chilenische Negierung anerkannt. * AuS Nom wird vom 16. September gemeldet: Obwohl im Ministerium deS Acußercn, welches, wie versickert wird, in der Orient frage im vollständigen Einvernehmen mit England vergeht, die Gerüchte über die Besetzung SigriS nicht den geringsten Glauben fanden, hegt man dennoch die Ucberzeugung, daß in den letzten Tagen die Lage im Orient schwieriger und gespannter geworden ist. * Im italienischen KricgSctat für daS Finanzjahr 1892/93, welcher dem Schatzministcr zugekommc», ist der außer ordentliche Thcil noch vollständig in der Schwebe gelassen, während der ordentliche Theil auf derselben Höhe wie der des laufenden Finanzjahres steht. * Die römischen Blätter drucken einen Brief CriSpi's vom 21. August an den demokratischen Verein in Palermo ab, worin er daS demokratische Programm in der socialen Frage dar legt und verlangt, daß nack dem Grundsatz: Jedem daS Seine gebandelt werde; im sociale» Kampfe dürfe eS weder Sieger nock Besiegte geben. CriSpi schließt mit der Auf forderung zur Arbeit: vakoromns. * Betreff« der Corachc einiger dcntscken CcntrumSblättcr über die sranzoscnfrcundlicke Politik des „Osservatorc Romano" wird in Vati canischen Kreise» versichert, daß die in Deutsch land durch diese Politik hcrvorgcbrachten schlechten Eindrücke im Vatican nicht unbemerkt gel liebc» sind. Jedoch seien die vom „Osservatorc Noinano" entwickelten Ansichten von hohe» vaticanische» Persönlichkeiten weder inspirirt noch getheilt. * Der Präsident der Republik, Carnot, ist heute in ChalonS sur Marne ciiigelroffe». Zum Empfange desselben hatten sich die Spitzen der Behörden cingesunden. DaS zahl reich anwesende Publieum bereitete demselben eine sympathische Ausnahme. * Dem Vernehme» nach wird der Kaiser von Ruß land am 30. d. M. oder am l. October dir Rückreise von Kopenhagen »ach Rußland antreten. * Spanien ist in den letzten Tagen von eine», Un wetter heimgesucht worden, dessen entsetzliche Wirkungen kaum ihre« gleichen haben. Ucdcrall halte Sturm und Regen den Eisenbahnverkehr behindert, die Telegraphenlinirn zerstört
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