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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.09.1891
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-09-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18910918010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891091801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891091801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-09
- Tag1891-09-18
- Monat1891-09
- Jahr1891
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Die Einlösung der am 20. dicscS Monat» fälligen Zinsscheine der 3' .." , Leipziger Stadtanleihe von 1887 Serie II (d. d. 31. März 1890) erfolgt berests vom 15. dieses Monats ab bei unserer Stadtcasse in den Stunden von 9 Uhr BormittagS biS 1 Uhr Mittags. Leipzig, den 8. September 1891. Ter Rath der Stadt Leipzig. I>r. Georgi. L. Schulze. Lckattntmachung. Das 8. Stück des diesjährigen Gesetz- und Verordnungs blattes sür das Königreich Sachsen ist bei uns eingegangcn und wird bis zum 3. Oktober ds. IS. auf dem Raüihaussaalc zur Einsichtuahine öffentlich aushäugen. Dasselbe enitzäll: Nr. 27. DiSciplinarordnung sür di« evangelisch-luchensche Kirche deS Königreichs Sachsen, vom 30. Juli 1891. Nr. 28. Kirchengejetz, die PenswnSberrchtigung von Cantoren und Organisten, sowie Kirchnern und anderen kirch lichen Unierbeamien betr.; vom 15. Juli 1891. Nr. 29. Verordnung, die Abtretung von Grundeigenibum zu Erbauung einer nornialipurigen Eisenbahn von Zwickau über Erosscn nach Mosel betr.; vom 15. August 1891. Nr. 30. Verordnung, einige Aenderungcn in den sür die Wahlen zur II. Kammer der Ständeversammlung bestehenden Wahlkreisen betr.; vom 24. August 1891. Nr. 31. Verordnung, die Voroahme von Wahlen sür die II. Kammer der Ständeversammlung betr.; vom 27. August 1891. Leipzig, am 16. September 1891. Ter Rath der Stadt Leipzig. vr. Äeorgi. Krumbiegel. Bekanntmachung. Wege» vorgenommcner GasrohrlegungSarbelteu wird die Sternwartcuftraßc aus der Strecke vom Roßplotz bis zur Einmündung der Turner« stratze vou heute ab für allen durchgthcudrn Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 17. September 1891. Der Rath der Stadt Leipzig. Ir. 10667. vr. Äeorgi. Wirthgen. Bekanntmachung. Wegen vorzunehmender Reinigung der Expeditionsräume der Tiefban-Verwaltiiiig unseres Bauamies bleiben die Zimmer Nr. 17, 17», 17b, 18, 22, 23 und 24 Freitag, den 18. Srptcmbcr d. I, die Zimmer Nr. 9 bis mit 16, 19. 20 und 21 Sounabcud, den 10 September d. geschloffen. Leipzig, deu 16. September 1891. Ter Rath der Stadt Leipzig. Ie. 4866. vr. Georgi. Rüliug. Gewölbe-Vermiethung. DaS in dem der Stadtgemcinde gehörige» Grundstück Magazitt- gaffe Rr. 27 gelegene Verkaussgewülbe ist sofort gegen eilt- valbjährigr Kündigung oder fest bis zum st.Treembkr 1884 anderweit zu vermicthcn. Miethgejuche werden aus dem Raihhause, 1. Obergeschoß, Zimmer Nr. 8, enigegengenomiiicn, wo über di« Brrmiethungsbebiuguugen und auch sonst Auskunft «riheilt wird. Leipzig, den 15. September 1891. Der Rath der Stadt Leipzig. I». 4317. vr. Georgi. Krumbiegel. Bekanntmachung. Vom t. Oktober d. I. an wird die Untversitätsktttderpoliklinik (bisher Nürnberger Straße 55) im nenrn aiitdrrkrankcilhaiife an der Oslstraße (Platzmaunstraße) Nachmittags 2—S Uhr siatiffuden. Leipzig, 14. September 1891. «önigl. Uui»erfitätS-ai»derpoliNiuik. Prof. vr. Heubuer, Direktor. Holi-Auttion 34 31 45 26 8 6 . bez.Mttst.1sj - ' - «L . . . t» - ' Oberst., 8—4 m L-, 3 --- r-' 7? S iS aus Rann Hofer StaatSforstrevter. Montag, den 28. Scptruibrr dss. AS.» von Vormittags 10 Uhr an sollen folgende ausberritete Nutzhölzer, als: 18 Stück etch. Klötzer von 13-22 cm Oberst. 1 « , „ » ^ . 23-36 . .'^sL-4mL-, .... 37—50 .... bi—70 . . . . 71—90 . . . . 81—106 . weißb. - . 13—23 1 erlerner Klotz «33 „ , 20 Stück eichene Klötzer von 16—25em Oberst. 2 und 3 m Läng7, im Hasenbruch Abth. 51, 195 Stück kicsernc Klötzer von 20—30 cm Mittenst. 6 m Länge, auf dem Schlage in Abth. W am AmmelShainer Weg, (Zusamineukunft sür die Klötzer im Schlangenwinkel Äbih. 54 auf dem dasigen Holzschlage, Zahlstell, für dieselben und Auctio,:«- local für diejenigen in Abth. 36 und 51 die Mühle zu Lindhardt), sowie TienStag. dr» 29. September ds». Is. ebenfalls von Vormittags 10 Uhr an in der Mühle zu Ltndthardt folgend« ausberritete Breun- Hölzer, alS: 22» '^Z^'^rennreisig. u.^nnd ^ H°At 12^, Dellh. eichene« «reuureisig, uud 42 52^ . weiche» - meistbietend gegen sofortige Bezahlung und unter den vor Beginn der Auktion bekannt zu machenden Bedingungen verneigen werden. Auskunft ertheilt die unterzeichnet« Revierverwaltuna. LSuigltche Farftrevierverwaltuug Ra « » hof und ttöuigUcheS Korftreutamt Wurzen, am 1L September 1881. ««»hol. »atßlar. Die Lage in China. Es ist unzweifelhaft, daß die Unruhen, welche seit einigen Monaten die Sicherheit der in China icbenden Europäer ge fährden, im Dachsen begriffen sind. Nach einem Telegramm, welches daS Auswärtige Amt in London erhielt, haben alle Vertreter der Mächte in Peking au ihre Regierungen in dem Sinne berichtet, daß eine Vermehrung der in den chinesischen Gewässern stalionirten Kriegsschiffe nölkig sei, weil ein neuer Ausbruch der Feindseligkeiten bevorstchc. In Atschang sind sämmllicbe Gebäude der Europäer zerstört worden, nur daS britische Consulat und daS Gebäude sür die Zollabfertigung blieben verschont, weil beide Häuser Chinesen geboren. Die französischen Nonnen konnten nur mit Mühe geschützt werde», da die Chinesen die Ermordung eines der Obhut der Nonnen anvcrlrauten chinesischen KindcS befürchteten. Die Ruhe wurde schließlich durch die Zollbeamten wieder bergestellt. Der Fall in Vlschang zeigt deutlich, wie sich die ganze Bewegung entwickelt bat. Es war schon längst bekannt, daß Fanatiker taS Gerücht ver breitet batten, die in den fremden Missionen befindliche» chinesischen Kinder, welche dort zur Erziebung und zum Unterricht Ausnahme gefunden hauen, wären der Gefahr, ermordet zu werden, ausgesetzt. Dieses Gerücht war das Mittel, durch welches die große Menge der Chinesen gegen die Fremden aufgcrcizt wurden. Mandarine handelten mit der fremtenseindlichen Seele im Einverständniß, ge hörten wohl gar selbst diesem Bunde an, und so ent stand allmälig eine Bewegung, welche sich über das ganze Gebiet deS Bangtsekiang verbreitete. Ueberall, wo die Unruben zum Ausbruch kamen, traten dieselben Er scheinungen hervor: Niederbrenncn und Plünderung der fremden Missionen und Echulbäuser und Gcwaltthätigkcilcn gegen die Fremden, Untbätigkcit der Behörden angesichts dieser Vorgänge, Lässigkeit in der Anwendung der zu Gebote stehenden Schutzmittel und schließlich auch die gleiche Haltung bei den zur Hilfe gerufenen Truppen. Beschwerden bei der Regierung hatten so gut wie keinen Ersolg, sie gab Versprechungen und bat um Geduld, da die Bekämpfung deS UcbrlS Vorsicht erheischt, weil sie mit den religiösen Vorurtheilen deS Volkes zu rechnen habe. Diese Erklärung konnte aber nicht genügen, die Gefährdung von Leben und Eigenthum der Europäer in China verlangt vielmehr gebieterisch die strenge Bestrafung der Schuldigen und die Entschädigung der Verletzte». Hierbei zeigte sich jedoch eine Saniiisclizkeit und Sckwäche, welche die Verlegenheit und Unfähigkeit der Negierung offenbarte, den berechtigten Forderungen der geschädigten Europäer nachzukommcii. Diese sahen bald ein, daß sie auf Selbst hilfe angewiesen seien und handelten demgemäß. Sie bewaffneten sich und organisirtcn sich militairisch und haben damit auch in Htschang insofern einen Erfolg erzielt, als sic die Ruhe ohne Hilfe der Chinesen selbst wieder hergcstcUt haben. Natürlich können solche Zustände nicht für die Dauer fortbcsteben, und deshalb,ist eine Flotteiikundgebung von den Vertretern der europäischen Mächte in China als das ge eignete Mittel Ibezcichnet worden, um die schwer bedrohte Sicherheit der in Cbina lebende» Europäer zu gewährleisten. Damit wird die Sache aber kaum adgetban sein, eS wird vielmehr täglich klarer, daß ein ernster Kampf bcvorsteht zwischen den in China ansässigen Fremden und ihren Feinden unter den Chinesen. Bei diesem Anlaß hat sich herauSgestcllt, daß die Autorität deS Kaisers seinen Untertbancn gegenüber nur so weit reicht, als chinesische Interessen in Betracht kommen, zum Schutze der Fremden fehlt eS chm dagegen an allen irgendwie zuverlässigen Mitteln. Bezeichnend für die Sachlage ist die Eingabe des Tschung li Namen, deS chinesischen Auswärtigen Amtes, an den Kaiser vom 13. Juni, durch welche encrgffche Maßregeln gegen die Ruhestörer empfohlen werden. ES wird freilich darin an erkannt, daß die Fremden in den ihnen zucrkannten Rechten geschützt werden müssen, daß ihnen Sicherheit für ihre Person und ihr Eigenthum sowie für freie Religionsübung verbürgt sei, aber der ganze Ton des Schriftstückes ist so lahm, so energielos, als ob eS sich um eine ganz untergeordnete An gelegenheit bandelte. Der Schlußsatz lautet: .Es wird nun mehr die Pslickt deS Gencral-GouvcrneurS der beiden KiangS und von Hukuang, wie der Gouverneure von Klangs», Anbui und Hugci sein, Anordnungen zu treffen, daß die Anstifter und Mithelfer der Ruhestörung dingfest gemacht und streng bestraft werden, damit eine Warnung sür die Zu kunft geschaffen wird." Seitdem sind drei Monate verflossen, dir Unruhen haben fortgedauert, aber von Bestrafung der Schuldigen und überhaupt von einer energischen Kraftäußc- rung der Regierung ist nichts berichtet worden. Die europäischen Mächte wissen sehr wohl, daß die Regie rung in Peking, der Kaiser an der Spitze, nicht so kann, wie sie unter anderen Umständen geneigt wäre zu handeln, und deshalb haben sie auch bisher Nachsicht geübt. Aber dieser Zustand kann nicht immer dauern, eines TagcS muß die Forderung gebieterisch erhoben werden, daß ausreichende Genugtbuung und Entschädigung für die Gcwaltthätiakeilc» gegen die Europäer geleistet werten, sonst werten die Inter essen der in China lebenden Europäer überhaupt sür die Zukunft in Frage gestellt, und Alles, was seit einem Mcnschenalter geschehen ist, um einen freien und ungehinder ten Handelsverkehr zwischen Europa und China zu begründen, wäre vergeblich gewesen Die Frage der völligen Erschließung des chinesischen Reiches für den ungehinderten Verkehr mit den europäischen Staaten ist von größter Bedeutung für die Culturentwickclung in Asien. Offenbar hat Rußland Im Norden und England im Süden die größte Anwartschaft auf die Durchbrechung der Schranken, welche China dem Weltverkehr bisher ent gegensetzte. die übrigen Großmächte kommen erst m zweiter Linie in Betracht, und deshalb ist eS auch nur der Lage der Verhältnisse entsprechend, wenn Deutschland sich zunächst auf diplomatische Mitwirkung an dem Widerstande gegen die Schwäche und Unthätigkeit Chinas in der Missionsfrage bc- tbeiligt Dem Vernehmen nach bat der deutsche Reichskanzler dem päpstlichen Nuntius m München gegenüber den nach drücklichen Einspruch der deutschen Diplomatie in Peking zum Schutz der deutschen katholischen Mission in Eüd-Schantong zugesagt. Dadurch ,p di« Solidarität der europäischen Interessen in China grundsätzlich sestgestellt, selbstverständlich wird der Schutz auch tbatsächlick gewährt werden, wenn deutsche Interessen in China in Gefahr kommen. Diese Angelegenheit ist noch in ihren Anfängen begriffen, sic wird aber voraussichtlich bald große Tragweite annehmcn, weil bei ihrer Erledigung zugleich die Frage zum AuSIragc kommen muß, ob die chinesische Regierung sich auf die Seite der Feinde oder der Freunde der Europäer stellt. Die öffentliche Meinung in China, soweit von einer solchen die Rede sein kann, hat sich gegen die Fremden erklärt, obwohl die Regierung seit vielen Jahren gute Beziehungen zu den europäischen Mächten unterhält, uud diese Meinung wird Recht behalten, wenn sie die maßgebenden Kreise des chinesischen Volkes für sich bat. Es gewinnt den Anschein, daß dies der Fall ist und daß die dem Fortschritt zugeneigte Regierung bei ihren Bestrebungen auf unüberwindlichen Widerstand stößt. Waö Europa vom Auswärtigen Amt in Peking und vom Kaiser von China zu erwarten hat, ist in den letzten drei Monaten klar geworden: Biele gute Worte und Versprechungen, aber keine Tbalen. Deshalb wird Europa wohl oder übel zur Selbsthilfe schreiten müssen, und was sich daraus entwickeln kann, ist unberechenbar. * Leipzig 18. September. * Der „RcichSanzeigcr" schreibt: Nachdem der Kaiser die Anerkennung der provisorischen Regierung in Chile genehmigt hat, ist diese durch den kaiserlichen Ge sandten in Santiago Gutschmid ausgesprochen worden. * Ter BundeSrath wird bald nach Wiederaufnahme einer Arbeiten, und zwar zunächst in seinem Iustizauöschuß an die Bcratbungen deS bayerischen Antrages über Wiederzulassung der Redemptoristen herantrcten, mit dem man sich bis dahin nur insoforn beschäftigt batte, als zum Referenten der hanseatische Ministcrresident 1)r. Krüger ernannt worden ist. ES gilt als gewiß, daß während der Anwesenheit deS Reichskanzlers v- Caprivi in München über diese Angelegenheit an verschiedenen zuständigen Orten mit demselben Erörterungen stattgesunden haben. * ES wird jetzt anläßlich des deutschen Mißerfolges in Ostasrika auf die Ansichten hiugewieseu, welchen Fürst BiSmarck in einer Denkschrift vom 8. Oktober 1888 über den Werth militairischer Expeditionen in das Innere von Ostafrika Ausdruck gab. Der Fürst schrieb damals wie folgt: „Abgesehen von der Ausdehnung und Unwegsamkeit deS Landes, wird der ortskundige Gegner stets die Möglichkeit haben, dein Stoße einer überlegenen Truppe nach Bcbürfniß auszuweichen, um nach Gelegenheit von Ort und Zeit den Kampf wieder aufzunehmen. Ständige Garnisonen euro päischer Truppen würden sich im Innern, wenn überhaupt, nur mit den schwersten Opfern an Menschenleben uud Geld halten lassen." Auch in diesem Falle hat demnach der geniale Scharfblick deS Fürsten Bismarck daS Richtige getroffen. * Der Ausschuß für den Bau des Rhein-Weser- Elbc-Canals hat die Zusage an das Ministerium betreffs weiterer BeitragSleistung für die Vorarbeiten ge nehmigt und beschlossen, behufs Aufbringung der erforder lichen Mittel sich an dir größeren Stadtgcmeindcn der Canallinie und an die Provinzen Hannover, Sachsen und Westfalen zu wenden. Ferner beschloß der Ausschuß, den Minister zu ersuchen, bei Bearbeitung deS CanalplaneS Vertreter von Handel, Industrie und Landwirthschaft hcran- zuziebcn, die bei den Einzelheiten der Vorarbeiten sich gut achtlich äußern sollen. Endlich sprach der Ausschuß die Er wartung aus, daß der Rbcin-Weser-Elbr-Canal in denselben Größeiiverhältnisscn in Aussicht genommen werde, wie der Dortmuud-EmS-Canal. * Die Reise des Prinzen Leopold von Bayern zu den Kaisermanövern nach Erfurt ist, so schreiben die „Münchener Neuesten Nachrichten" eine neue Phase in den erfreulichen Ergebnissen der Münchener Kaiser-Tage. Der Prinz ist bekanntlich zum Generalinspecteur der IV. deutschen Armee-Jnspection in Aussicht genommen als Nachfolger Blumenthal'S, der Wege» hohen Alters zu gegebener Zeit um die Enthebung von diesem Amte nachsuchen will. Wie man in militairischen Kreise» annimmt, dürste die Ernennung bei der üblichen Neujahrsansprache deS Kaisers an die commandirenden Generäle publicirt werden. Die Mittheilung einzelner Blätter von der Trennung der bayerischen Truppen von der IV. Armee-Inspection ist natürlich vollkommen un richtig, ebenso die Nachricht, Prinz Leopold würde als Nach folger seines VaterS Jnspecteur der bayerischen Armee werden. Wenn man darauf hinweist, daß der diesjährige bayerische Militairctat eine Forderung für diesen Posten enthalte, so ist zu bemerken, daß der Etat seit 1886 diesen Posten fortführt, ohne daß eine Besetzung erfolgt wäre. * AuS Weimar wird uns geschrieben: Die hiesige Zei tung „Deutschland" veröffentlicht bezüglich unserer LandtagS- wahl heute die folgende Erklärung: „Ja der gestrigen Nummer Ihrer Zeitung wird in dem Be- Acht über die Versammlung des „Freisinnigen Vereins" Herr I)r. Frankel für den alleinigen freisinnigen Landidaten für die bevorstehende Landlagswahl aller Einwohner der Stadt Weimar, welche nicht 3000 versteuern, erklärt. Dieser Beschluß, welchem «ine Besprechung der freisinnigen Wahlmänner nicht vorauSgcgangen ist. ist nicht zutreffend; eine Ülnzahl derselben kann vielmehr in Herrn Iw. Fränkel die geeignete Person rine- sreisinnigen Landtagsabgeordneten nicht finden und behält sich vor, einen die freisinnig« Partei entsprechend vertretenden Maua tu Bor schlag zu brinoeu." Diese Absage ist ebenso charakteristisch wie die Thatsache, daß Herr Eugen Richter vor etwa neun Monaten in seiner „Freisinnigen Zeitung" den vr. Frankel als eine Persönlich- keit hinstellte, die im Hinblick auf di« ganze Vergangenheit schlechterdings nicht zu einem Führer der freisinnigen Partei tauge. * Die Anwesenheit de« Statthalters in den Re ich»- landen, Fürsten Hohenlohe, und de«UnterstaatSsecretair- deS Ministeriums sür Elsaß-Lothringen v. Köller in Berlin hat zunächst den Zweck einer allgemeinen Besprechung der elsaß - lothringischen Anaelegrnheiten an leitender Stelle. Cpeciell handelt e» sich in erster Reihe um die geplante Einführung der KreiS- und Gemeindr- orduuug. Daß auch di«Frage über den Grenzverkehr, Paß- wang rc. bei dieser Gelegenheit erörtert wird, liegt auf der )and. Sonderliche Erwartungen wird man daran jedoch ür Erleichterungen des Grenzverkebrs nicht knüpfen dürfen. Zs fehlt ja nicht an greifbaren Anzeichen, daß die Vcr- timmuug über daS feindselige Gebühren der Wohl oder übel maßgebenden Strömung in Paris hier einen hoben Grad er reicht hat, und daß man damit wird rechnen müssen. * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" bemerkt zu der Meldung ves ,S)icner FremdenblattrS" bezüglich der Ver ladung von Gewehren von Ragusa nach Corfu, eö ei auffallend, daß die Montenegriner Schritte in Konstantinopcl gethan haben, ebe sie dem österreichisch-ungarischen Geschäfts träger in Cettinie von der Sache Kenutniß gaben. Es sei dies wohl geschehen in der richtigen Voraussetzung, daß eine Widerlegung der montenegrinischen Behauptung der österreich- ungarischen Regierung nicht schwer fallen würde. » * Kaiser Franz Josef il st gestern Mittag 12 Uhr in erncr der Statthalter' commandant anwesend. * Wie die „Budap. Corresp." meldet, begab sich der ungarische HandelSminifter am 14. d. aus eine Studien reise nach Konst a nt in opel; derselbe trifft in einigen Tagen wieder in Pest ein. * „DagenS Nyheter" melden: Dem Vernehmen nach beabsichtigt die dänische Regierung dem alsbald zusammen» tretenden Reichstag eine Äorlage zu unterbreiten, betr. die Aufnahme einer größeren Lotterieanleihe. Es ver lautet, daß der Ertrag aus dieser Anleihe dem König und der Königin an ihrem goldenen Hochzeitstag als Ehrengabe überreicht und zur Wiederaufführung dcü Schlosses ChristianS- borg verwendet werden soll. * ES ist eigentlich überflüssig, daß sich verschiedene Blätter die Mühe geben, das Gerücht zu widerlegen, daß der Zar nächstens nach Berlin kommen werbe. Es hat so ziemlich kein Mensch au diese vor einigen Tagen verbreitete Nachricht geglaubt, uud wir würden von ihrer Widerlegung ebenso wenig wie von ihr selbst Notiz genommen haben, wenn di« "orm, in weither dir Widerlegung erfolgt, nicht einen pikanten leigeschmack hatte. ES wird nämlich — anscheinend osficiöS — aus Berlin geschrieben, daß die Nachricht „für jetzt" un begründet sei, daß über Ort und Zeit der Zusamnieukunst der beiden Monarchen „aus bekannten Gründen" sich nichts agen lasse, und daß die Möglichkeit einer Verschiebung deS öcsucheS „auf längere Zeit" nicht ausgeschlossen sei. DaS Letztere ist Wohl das Richtige. * Der „Allg. ReichS-Corresp." berichtet man aus Peters burg: Die Berichte der ausländischen Presse über den Nothstand in Rußland sind vielfach übertrieben. Die Herrn vou Wyschnegradski in den Mund gelebte Aeußerung, eS seien mehr als 100 Millionen Rubel nothig, um die Bevölkerung in den Stand zu setzen, zu überwintern und das nöthige Quantum Getreide zum Besäen der Felder zu haben, beruht auf Erfindung. Bisher sind von der Reichs- rentei nur ca. 30 Millionen für nöthig erachtet worden. * Der Präsident Carnot traf vorgestern früh 9 Uhr in itry ein, begab sich alsbald zu deu unter dem Commando deS Generals Sausster ausgestellten Truppen, passirte die Front und nahm sodann auf der sür ihn errichteten Tribüne Platz; die Capellen der in Revue stehenden Regimenter spielten die Marsaillaise. Um 8>/, Uhr begann der Vorbei marsch der Truppen vor dem Präsidenten, in dessen Um gebung sich die Minister des Krieges, der Marine, des Unter richts und des Ackerbaues befanden. Eine große Menschen menge wohnte dem Schauspiel bei und brachte wiederholt Hochrufe auf den Präsidenten und die Armee aus. — Bei der Revue erfolgte der Vorbeimarsch der Infanterie in Carröformatioo. Tie Cavallerie sormirte sich nach dem Desilöe zu einem geschloffenen CorpS, das in einer Stärke von 16000 Reitern eine Schcinaltacke auf die Tribüne, auf welcher sich der Präsident befand, auösührte und in einer Distanz von hundert Metern vor der Tribüne kurz parirte. Dieses Manöver rief den besonderen Beifall de- PublicumS hervor. Nach Beendigung der Revue nahm der Präsident Carnot die Bcrtheilung der Auszeichnungen vor und kehrte daun nach der Station Vitry zurück. Ungefähr 50 000 Zu schauer hatten der Revue beigewohnt. * AuS Paris wird von gestern Abend telearaphirt: DaS an auswärtigen Börsen verbreitet gewesene Gerücht von dem Tode deS Ministerpräsidenten und Kricas- ministerS Freycinet ist vollständig erfunden. Ter KriegSmiuister wohnte der Truppenbesichtigung in Vitry bei. * Verschiedene Londoner Zeitungen besprechen die Seenen, welche sich in Paris bei der vorgestrigen Aus führung des „Lohenbrin" abspielten. Die „Times" sagt, daß dergleichen in keiner anderen Stadt Vorkommen könne, und wenn eS Vorkommen sollte, so wäre eS am besten, die Urheber mit derjenigen Verachtung zu behandeln, welche solche Kindereien verdienen. In Frankreich jedoch könne die Re gierung solche Thorhciten nicht übersehen, da sic sich der Folgen erinnern müsse, welche Straßenunruben schon wiederholt ver ursacht haben. Die Erfahrungen deS IahreS 187l bewiesen, daß und werde eS an Wachsamkeit und Energie nicht fehlen lassen Der „Standard" bemerkt: „Die Staatsmänner in Berlin mögen di« Demonstrationen der letzten Nacht mit Verachtung behandeln, sie können aber die Thatsache nicht ignorircn, daß sie einen neuen Beweis von dem tiefen Haß ablegen, den ein Theil der französischen Bevölkerung gegen Deutschland hegt, wie sie auch die Hoffnungslosigkeit eines jeden Versuchs zu einer Aussöhnung mit Deutschland beweisen. * Die „Polit. Corr." schreibt: Wie un« au« Rom ge meldet wird, haben die Mittheilungen, welche der päpstliche Nuntius in München, Msgr. Agliardi, über seine kürzlich stattgehabte Unterredung mit dem deutschen Reichskanzler, Herrn v. Caprivi, an den Batican gelangen liest, daselbst einen ausgezeichneten Eindruck gemacht. Obgleich Einzelheiten über de» Inhalt dieser Mittheilnngeu noch nicht bekannt
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