02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.09.1891
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-09-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18910919021
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- LDP: Zeitungen
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
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Abend-Ausgabe: die 6gespaltene Petitjeile 40 Reklamen unter dem RedactionSstrich l4 gewalteu) I ^!, Familiennachrichten und Anzeigen verlorener Gegenstände stigespalten) 20^. Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer und Ziffernsap nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gefalzt), »ur mit der Morgen-Ausgabe, ohne PostbefSrderung 60.—, mit Postbesörderuug 7V.—. Ännahmeschluß fir Äasernte: Abend-AuSgabe: BornrittagS 10 Uhr. Morgen-AuSgabe: Nachmittag« 4Uhr. Sonn- und Festtags früh 9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eiu» halbe Stunde früher. Inserate sind stets an die Expetzttta« zu richten. 278. Sonnabend den 19. September 1891. 85. Jahrgang Zur gefälligen Beachtung. Unsere Erpedition ist morgen Sonntag, den 20. September, Bormittags nur bis 0 Uhr geöffnet. IUxpetlMon ües I-elprlxer Tageblattes. Leipzig, 19. September. * Der Kaiser begab sich beute früh 8 Ubr zu Wagen von Müblhausen über Bollstädt zum Manövcrfelbe. Se. Majestät führte heute bas 4. und I t. Armeekorps gegen einen markirtcn Feind auf der Linie Mühlhausen-Schlotheim- Lana-nsalza. * Die „Kölnische Zeitung" veröffentlicht an leitender Stelle einen „Völkerkämpfe" überschriebenen Artikel, welcher aus- Schärfste sür die Stärkung der Wider standskraft Deutschlands eintritt. Die Volkskrast der Nation solle reicher ausgenutzt, die Dcfensivstellung derselben mehr gesichert werden. Man solle sich nicht davor fürchten, die Verkürzung der Dienstzeit hinzunehmen, wenn dadurch größere Streilkräfte erreicht werden. Die Militairkrcisc be streiten, daß die ungünstige, durch wenige Festungen gedeckte Grenze gegen Rußland durch zahlenmäßig ausreichende Truppen auf die Dauer genügend gesichert ist, obwohl man, um den Hauptkampf mit Frankreich siegreich zu überslcben, den Rücken gegen Frankreich vollständig decken müsse. Das deutsche Uebergewicht an Volkszahl gegenüber Frankreich müsse besser militairisch verwerthct werden. * Der StaatSministcrS vr. Miquel ist von seinem Urlaub Wieder in Berlin eingetroffen. * Die „Hamburger Nachrichten" treten an leitender Stelle für die Wiedereinsetzung Wissmann's in seine früheren Machtbefugnisse ei». Das Blatt führt auS, daß die Orga nisation unter Wissmann eine grössere Sicherheit gegen Miß geschicke biete, als die heutigen Einrichtungen. * Dem russischen Botschafter in Berlin, Grafen Schuwalow, ist, wie schon telegraphisch gemeldet, der Wladimir-Orden I. Classe verliehen worden. Der Kaiser richtete gleichzeitig an den Grafen ein hulvollcs Hand schreiben, m welchem der Verdienste gedacht wird, welche der Graf in Erfüllung der ihm anferlcgten wichtigen diploma tischen Pflichten sich um den Staat erworben. Diese Aus zeichnung des Grafen Schuwalow erscheint im gegenwärtigen Augenblick um so bemcrkenswerther, als Graf Schuwalow bekanntlich zu den wärmsten Befürwortern guter Beziehungen Rußlands zu Deutschland gehört. * Neuere Nachrichten über die Schlappe der deutschen Schutztruppe in Ostafrika sind noch nicht eingetroffcn, und es wird Wohl noch eine Weile dauern, bis sich der Um fang und die Bedeutung des Ereignisses vollständig werden beurtheilen lassen. Die sachverständigsten Stimmen in ver schiedenen Anslaffnngcn weisen indessen daraus hin, daß man, so bedauerlich und unerfreulich der Vorfall auch ist, sich doch hüten müsse, darum in eine übertriebene pessimistische Auffassung unserer colonialpolitischcn Lage zu verfallen; es ist ein Ercigniß, wie es allen Eolonialmächten in zahlreichen Fällen und oft in noch viel stärkerer Weise begegnet und bei dem Charakter der Kriegführung in solchen Ländern, bei den naturgeniäß fast immer unzulänglichen Machtmitteln ganz unvermeidlich ist. Aus solchen Erfahrungen muß man eben seine Lehren ziehen und die Wiederkehr derselben durch ver doppelte Vorsicht und Besonnenheit möglichst zu vermeiden suchen. AuS einem vorübergehenden, durch einen Ueberfall errungenen Erfolg solcher auf die Dauer europäischer Kricgö- schulung und Bewaffnung doch nicht gewachsenen Stämmen darf man nicht gleich eine Bedrohung und Gefährdung unseres ganzen dortigen Colonialbesitzes machen. Die deutsche Presse bat denn auch, selbst in colomalfeindlichen Organen, im All gemeinen Ruhe und Besonnenheit bewahrt und dem Ereigniß keine größere Bedeutung beigemessen, als ihm zuzukommcn scheint. An den Blättern der colonialfreundlicken Parteien, auch des Centrums, wird anerkannt, daß das Reich mit der Uebernahme der Staatshoheit in jenen Landschaften die Pflicht überkommen habe, die Niederlage wieder gut zu machen, die Ordnung und Sicherheit zu schirmen oder wieder herzustcllen. Die Vervollständigung und, wenn nöthig, Verstärkung der Schutztruppen wird die nächste unvermeidliche Maßregel sein, und wenn hierzu erhöhte Geldbewilligungen nöthig sind, wird sich auch der gegenwärtige Reichstag dem nicht widersetzcn können, so schwer wir auch an den militairischen Lasten zu tragen haben. Auch Frankreich bat, obwohl es in derselben Lage wie wir ist, Kraft und Muße gefunden, gerade in dem letzten Jahrzehnt besonders auSgedebnte Colonialpolitik zu treiben, gegen deren Kosten alles, was das Deutsche Reick sür diese Zwecke aufgcwendet hat, das reine Kinderspiel ist. Einer llcberspaniiung unserer Eolonialpolitik, dem unbesonnenen Hineinrcnncn in ziellose, abenteuerliche Unternehmungen reden wir wahrhaftig nicht das Wort, am allerwenigsten in den gegenwärtigen Zeiten. Aber festhalten und sichern, was wir einmal erworben, gebietet unsere Ehre und unser Interesse, und übersteigt gewiß nicht die Kräfte eines großen Reichs. * Einige Blätter zerbrechen sich, so schreiben die „Berl. Polit. Nachr", den Kopf darüber, ob da« Volksschulgcsetz in der nächsten Landtagssessivn vorgelegt werden wird oder nicht. Es iicgt in der Natur der «ache, daß in dem gegen wärtigen Zeitpunkte, also nabczu vier Monate vor Beginn der LandtagSscssion, feste Beschlüße über das Programm für die letztere noch nicht gefaßt sind. Am wenigsten ist die« unfraglich be züglich des Volksschulgcsctzcs der Fall, bei dem es sich nicht um vie einfache Wiederaufnahme der vorjäbrigen Vorlage handelt, sondern umsasscnde Umarbeitungen wichtiger Abschnitte statt- finden müssen, und welche« überdies von Fragen der all gemeinen Politik sehr nabe berührt wird. ES mögen daher Zweifel darüber, ob die Vorlegung erfolgen werte, nicht ganz »»berechtigt sein, wohl aber ist cS durchaus verfrüht, zur Zeit schon eine feste Entschließung, sei kS im positive», sei es im negative» Sinuc, vorauszusctzcu. * Die Mittheilung der „Rhein- und Nuhrzeitung", daß Ehren-FuSangel einem Aufseher des Gcrichtögefäng- nisseS in Duisburg fünf Mark in die Westentasche gesteckt habe, daß diese Spende aber nicht als ein Bestechungs- Versuch angesehen worden sei auf die Erklärung dcö groß- müthigen Gebers hin, er habe dem Gefangenanfscber nur ein „Douceur" verabreichen wollen, regt zu einigen Bedenken an. Nach dem Gcfängniß-Reglement vom 16. März I88l sind die Gefangenen (bei Antritt ihrer Straf haft), sowie deren Sachen sofort einer „gründlichen Visi tation zu unterwerfen und alle den Gefangenen während der Hast entbehrlichen Gegenstände denselben zum Zweck der Verwahrung bis zu ihrer Entlassung abrunchmen". Zu diesen entbehrliche» Gegenständen gehört natürlich auch daö Geld, das ein Gefangener etwa bei sich trägt. Herr Fusangcl muß also bei seinem Strafautritt Mittel gesunden haben, trotz der „gründlichen Visitation" einiges Geld bei sich zu behalten oder sich solches während der Haftdauer zu verschaffen. Es wird wobl fast ein Jeder geneigt sein, solche Machinationen milde zu bcurlbcilcu, so lange es sich um gewöhnliche Sterbliche handelt, da der Wunsch nach Verbesserung seiner Lage gerade bei einem Gefangenen meist sehr lebhaft sein wird. Wenn sich aber Jemand als „Märtyrer des Rechts" ausspiclt, und ohne Beweise andere ehrenwerlhe Personen der „Eorruption", der „Bestechung" und sonstiger Uebelthatcn beschuldigt, so muß eS doch einen eigenthümlichen Eindruck machen, wenn eben dieser Bekämpfcr der Corruption in seinem eigenen Interesse sick zur Verabreichung eines „Douceurs" an seinen Ausseher entschließt, und sich damit jedenfalls sehr stark dem Verdacht eines „BesteckungSversucheS" auSsctzt. Der betreffende Ge- fangcnaufseher hat jedenfalls Herrn Fusangel genau so be handelt, wie eS ihm seine Pflicht verschrieb, und hatte also gewiß nicht Anspruch auf ein „Douceur". Als kluger Manu hätte also Herr Fusangel auch den bösen Schein vermeiden sollen. * Im November soll in Rom eine „internationale parlamentarische Friedens-Conferenz" tagen, auf welcher zu erscheinen „Parlamentarier aller Länder" auf gefordert werden. Wie behauptet wird, sei beute schon die Thcilnahmc von mehr als 300 italienischen Senatoren und Deputaten, sowie von etwa 5>0 französischen Parlaments mitgliedern gesichert, und wenn, wie das Vorbereitungs-ComitS hofft, a»S den übrigen Ländern auch nur eine annähernd gleiche Betbciligung stattfindet, so sei ein „großer Erfolg" vorauSzusehen. Wer sich der Vorgänge auf der Brüsseler Versammlung im Jahre 1882 erinnert, dürfte aunehuieu, daß kein Deutscker cS mit seiner nationalekf'Ehre vereinbar finden würde, dieser Einladung zu entsprechen. Dennoch ist nicht nur die freisinnige „Nation" — das nimmt Niemand Wunder — sondern auch die „Nationalliberale Correspoiidenz" für die Annahme derselben eingctretcn. Gegen diese Haltung des officicllcn Parteiorgans wendet sich nun das national- liberale „Frankfurter Journal": „Wir trauten unseren Augen nicht, als wir das lasen, hielten aber die ganze Auslassung bios für einen nicht in allen seinen Consequenzen durchgedachten Einsall in der Saurengurkenzeit. Unseres Wissens hat auch kein namhaftes nationalliberales Blatt diesen Gedanken aufgegrissen und wir hatten darum über die Sache mit Stillschweigen hinweggchen können, wenn nicht di« „Freisinnige Zeitung" ihren Beisall darüber ausgesprochen hätte. Das genügt schon allein, um der „Nationalliberalcn Correspondenz" zu bewciicn, daß sie sich auf einem Irrweg befunden hat und daß ihr hin- geworsener Gedanke nicht die Meinung der Partei repräsentirt. Nachdem aber die Angelegenheit an die Oeffcntlichkeit gelangt ist und hinterher der Partei an die Schuhe gehängt werden könnte, halten wir es für angemessen, in aller Form dagegen zu protcstiren Unter den heutigen Berbältnissen kann kein national gesinnter deutscher Mann mit den französircnden Friedensligcn gelten. Wir haben sür unseren Theil der „internationalen parla mentarischen FriedcnS-Conferenz" mit ibrer buntscheckigen Zusammenwürfelung und ihren meist recht phantastischen Bestrebungen keinen Geschmack abgewinncn können. * In Hannover wollen am 4. October die Deutsch- freisinnigen einen Parteitag des nordwestdeutschcn Partei- verbandcs abhalten, welcher Hannover, Bremen und Olden burg umfaßt. Auf der Tagesordnung stehen die Stellung der Freisinnigen zur Wclfensondssraae und Organisations fragen. Die Abgeordneten Richter, Barth, Traegcr, v. Bar und Hacke werden an dem Parteitag theilnchmcn. * Aus einem Privatbrief« des Herrn Emil Voigt aus Hamburg, der vor wenigen Tagen beim Fürsten Bismarck in Barzin zu Gaste war, ist den „Hamb. Nachrichten" mit Genehmigung des Verfassers folgende Stelle zur Verfügung gestellt worden: „. . . TeS Fürsten Gesundheit läßt nichts zu wünschen übrig. Am Tage meiner Ankunst war er zwei volle Stunden zu Pferde; und, wie Ihnen be kannt, pflegt er dabei oft Trab oder Galopp zu reiten. Am nächsten Morgen lud er mich zu einem längeren Spazier gänge in den Park ein, der an Größe und Schönheit den FricvrickSruher weit übertriffl; Nachmittags besahen wir einen Theil der fürstlichen Güter, und es dauerte die Waacnfahrt durch die herrlichen Wälder von 3 bis 7 Uhr. Nock weit crstaunlickcr als die körperliche ist die geistige Regsamkeit des Fürsten, und wenn er auch im Scherze sagte, sein Interesse für Politik habe seine übrigen Neigungen verschlungen, wie im Fischteiche die größte Forelle alle klei neren zu verspeisen pflege, so bcmerkle ich andcrerseilS aus unseren Ausflügen durch Wald und Feld, mit welcher Freude er den guten Stand der Culturen musterte und mit welcher eingehenden Sorgfalt er später forstliche und landwirtbschast- liche Anordnungen gab. Als ich jetzt las, daß gerade wäbreno der Tage meines Varziner Aufenthalts einige Zeitungen den Fürsten hatten bedenklich krank sein lasten, war ich überrascht und erheitert, wußte ich doch, daß diese üblen Nachrichten nirgends ander« entsprungen sein konnten, als auS den „from men" Wünschen seiner Feinde. * AuS München wird geschrieben: Nach der „Postzeitung", Welche sich auch einmal hoch unterrichtet gerirt, soll über den bayerischen Antrag auf Rückberusung der Re demptoristen ein Einvernehmen mit der preußischen Regierung erzielt worden sein. Bei dieser Nachricht dürste wohl der Wunsch der „Postzrilung" zu Gevatter gestanden sein. von wobliiiiterrichtetcr, indcß keineswegs msiciöscr Seite, paß Preußen in eine Rückberusung der Redemptorist«» »ie und »immcrmehr eiowillige» werde. Befremdend erscheine die Begründung dcS bayerischen An trages, welche die Rechtsfrage bereingczogen habe, statt dem Sachverhalte gemäß zu erklären, für Bayern erscheine die Annahme des Antrages mit Rücksicht auf ein besseres Ein vernehmen mit der Ceiitrumömehrhcil dcS Landtages wünsckeiiSwerlh. Hiernach scheint weit mehr Aussicht auf Erfolg das Gcgeutheil der Meldung der Augsburger „Post zeitung" zu haben. * lieber die deutschen Fortschritte in Elsaß- Lothringen bringen die „Münchener Neuesten Nachrichten" einen Artikel, in welchem cS heißt: „Während im deutschen Sprachgebiete Elsaß-LothringcnS und thcilweisc auch in der Stadt Metz das deutsche Schulwesen sich vollständig ein gebürgert hat und recht gute Erfolge ausweist, während auch an der Sprachgrenze infolge dcS deutschen Unterrichts und der steten Berührung mit den deutsch redenden Nackbargcmcindcn die deutsche Sprache sich immer weiter auSbreitet, bat das Deutsche im französischen Sprachgebiete dcS Rcichslandcs, das etwa den siebenten Theil des Ganzen ausmackt, besonders im Kreise Chateau - Salinö und im Süden des Metzer Landkreises, bisher nur sehr geringe Fortschritte ge macht. Die Ursache zu dieser Erscheinung liegt darin, daß die Bcwolmcr der srauzösischcn Cantvnc mit den deutsch redenden Bezirken gar nicht in Berbindung stehen, wohl aber mit den französischen Dislricten bis in die neueste Zeit heraus rege geschäftliche Beziehungen unterhielten, ferner darin, daß eS bisher an Lehrern fehlte, die neben dem Französischen auch deutsch unterrichten konnte». Jetzt wird auch hier eine Windung zum Besseren ciiitrctcn; denn cs ist eine sebr große Zabl älterer französischer Lehrkräfte, die sich die deutsche Sprache entweder nicht aneigneu konnten oder nicht aneigneu wollten, theils in den zeitweiligen, tlieils in den dauernden Ruhestand versetzt worden. An ihre Stelle sind jüngere Lehrer aus dem Rheinland«: oder eingeborene Lothringer, die auf dem Metzer Lehrerseminar vorgcbildct wurden, getreten, so daß jetzt in säiuiiitlichcn Schulen des französischen Sprachgebietes regelrechter deutscher Unterricht ertheilt werden und der französische Sprachunterricht immer mehr zu Gunsten des deutschen zurücktreten kann. Selbst verständlich wird man erst dann eine größere Verbreitung der deutschen Sprache in den französischen Dörfern und kleineren Städten erwarten können, wenn das ältere, nur französisch sprechende Geschlecht abgestorben sein wird." e> * * Nach einer Pestcr Meldung theilt der Abgeordnete Falk im Peftrr Lloyd einen privaten R»te»w««hfei zwischen dem Fürsten Bismarck und dem Grafen Andrassy mit, Bis marck habe schon vor acht Jahren einen baldigen Handels vertrag zwischen Oesterreich-Ungarn und Deutschland in Aussicht gestellt. * Aus Pest wird gemeldet: In der gestrigen gemeinsamen Ministerconferenz wurde, wie die „Budapestcr Corrc spenden;" erfährt, der Voranschlag des gemeinsamen Budgets berathen, welches durch die Steigerung der LebcnSmittelprcise einen wenn auch nicht wesentlichen NachschlagScrcdit erfordern werde. Eine bedeutende Mchrsorderung werde auch die Ein führung rauchschwachen Pulvers verursachen. Die Ver größerung der Cadres wäre bei der Conferenz eingehend erörtert worden. * In einer ofsiciösen Auslastung macht sich der „Pester Lloyd" über die angeblichen Enthüllungen der „Times", betreffend die Dreibund-Verträge, lustig. Man erwiese dem Urheber zu viel Ehre, seinen Erfindungen, die an geblich aus Pest stammen, ernste Bedeutung beizumeffen. ES sei auch auSgeschlosfen, daß eS sich um einen ballvn ckoLsai englischer Staatsmänner handle; denn bei der Innigkeit, die zwischen Wien, Berlin und London herrsche, sei da« englische Cabinet in der Lage, unmittelbar über die Abmachungeil der verbündeten Mächte Kenntniß zu erlangen. * Nach dem „Osservatore Romano" wohnten den Bei- sctzungsfeicrlichkeiten für den Cardinal Rotelli in der Kirche Sainle Marie in Traspontina zwölf Cardinäle, der französische Botschafter, mehrere Prälaten und eine große Bolksmenge bei. * Die Rede, welche der Papst bei dem Empfange der französischen Pilger halten wird, wird sich, wie verlautet, auf die Arbeiterfrage beziehen und besonders die Be ziehungen zwischen Arbeitgeber und Arbeiter (Streiks uod Lohntagen) ausführlicher, als das in der letzten Encyklika über die sociale Frage geschehen ist (45 rvrnm oovaruin), behandeln, im Vatican schreibt man der Rede eine große Wichtigkeit zu. so daß die Aufmerksam keit der kirchlichen Würdenträger des Auslandes bereits darauf gelenkt wurde. Merkwürdiger Weise bilden, wenigstens bisher, die Arbeiter nur einen sehr geringen Bestanbthcil des Pilgerzuges, der größtentbeils aus Priestern gebildet ist. Einige französische Journalisten, die mit den Pilgern »ach Rom gekommen sind, erklären offen, die republikanische Agitation in Frankreich seitens des Cardinals Lavigcrie und einiger vaticanischen Organe babe bei den Katholiken keinen Anklang gcfuncen, so daß sie aushörcn müsse. * In Folge des festen Entschlusses des Kammerpräsidenten Bianchieri, von seinem Amte zurückzutrctcn, beabsichtigen die Freunde Eriöpi's, Lessen Candidatur aufzustellen, um ihm die Möglichkeit zu bieten, eventuell im Falle internatio naler Verwickelungen wieder an die Spitze der Regierung zu gelangen. Die Regierungspartei wird einen eigenen Candi- daten aufstellcn. * Dem Vernehmen nach sollen in den höheren Stellen deS italienischen diplomatischen Corps große Verände rungen bevorstchen. — Nach einer Meldung der „Riforma" verzichtete das Ministerium infolge der gestrigen Be sprechungen auf den Schluß der Parlamentsscssion. DaS Ministerium werde bei der ersten Veranlassung die Ver trauensfrage stellen und im Falle eine« Mißtrauensvotums die Kammer auslösc», Neuwahlen auSschrciben und bis zum Zusammentritt der neuen Kammer wciterregierrn. * In einem Gedichte, welches Italien« größter Dichter unserer Zeit, Carducci, morgen veröffentlichen wird, besingt derselbe die Schlacht bei La Bicocca di San Giacomo im Jahre 1796, wo die Piemontcsen gegen die Truppen Napoleon'« Wunder der Tapferkeit verrichtete». DaS Gedicht schließt: „Die Söhne der Alpen schaaren sich heute bewaffnet uni den König von Italien, um Humbert von Savoyen. DaS Volk blicke vertrauensvoll aus seinen König und auf seine Armee. — Das Gedicht wird als ein Zeichen der Zeit angesehen, nicht nur wegen der Anspielung auf die Möglichkeit, daß die Kämpfe sich erneuern, sondern auch wegen der ehemaligen republikanischen Gesinnungen Carducci's. * Wie bereits gemeldet, ist für die Enthüllung des Garibaldi-Denkmals in Nizza der 4. October festgesetzt worden. Wie die Pariser Blätter melden, wurde dieses Dalum gewählt, weil Garibaldi an diesem Tage im Jahre 1870 das H Commando der in Dole versammelten Streilkräfte über- g nominell bat und weil in Nizza nicht der italienische Patriot, r sondern der republikanische Soldat gefeiert werden soll, der für Frankreich sein Schwert gezogen hat. * Nach Nachrichten auS Rom empfing der italienische Botschafter in Kviistantinopel den Auftrag, die Schritte dcS englischen Botschafters White in der Dardanellcnsrage zu unterstütze». Bislang habe White der Pforte bloS zu verstehen gegeben, eine Veränderung des Katu« guo würde nicht geduldet werden. In dem Schreiben an Baron Blanc sagt Rudiiii, Italien könne sich vou Englands Orientpolitik nicht trennen. * Nach einer Meldung dcS „TempS" wurden, wie wir bereits in einem Theil der Morgenausgabe melden konnten, bei der Einfahrt des französischen Dampfers „Amerique" in den Hafen von Salon ichi die abgegebenen üblichen Salutschüsse von den englischen und türkischen Schiffen er widert, von de» italienischen jedoch nicht. Auch der zweite Salutschuß sei von italienischer Seite unerwidert ge blieben. Der französische Botschafter in Konstanlinopel sei vou dem Vorfall verständigt worden. * Der „Paix" sagt über die Erfurter Kaiserrede: Wir haben gestern mitgetbeilt, daß der „Rcichsauzeiger" einen Text der Kaiserrede veröffentlicht, welcher deutlich von dem Texte abwcicht, den die „Post" und die „Kölnische Zeitung", sowie telegraphische Burcanx zuerst meldeten und welchen die französische Presse überciiistiniiiiciid wiederholt hat. Wir dürfen wobl annebmcii, daß die erste Fassung die richtige war. Wir geben indessen zu, daß die durch das officiclle Blatt publicirte Aenderung die Tragweite der gesprochenen Worte wesentlich abschwächt. ES beweist dies, daß mau sich der Verantwortlichkeit und Trag weite dieser Worte mehr und mehr bewußt wurde. Jeder Vernünftige muß zugebcn, daß die Sache hiermit ab- getban ist. Wir können jedoch die Haltung gewisser fran zösischer Zeitungen wohl verstehen, die in einem heftigen und agressivcn Tone unter der Flagge deS Patriotismus Miß- kläuge in die große Menge zu bringen suchen, denn mau merkt, daß es nicht nur die Ehre ihres Volkes ist, welche sie vcrthcidigcn, sondern daß sic auch sür ihre eigenen Interessen kämpfen, welche sic in erster Linie wahrzittichmcil und zu erhalten suchen. * Präsident Carnot erklärte bei einem Festmahle, Frank reich habe seine Stellung in der Welt wieder erobert und seine Armee wieder bergesiellt. Das Land verlange, daß die Republik alle verständigen Kräfte vereinige und ebenso eine sickere, liberale, ruhige und entschlossene, als würdige und friedliche Politik verfolge, deren Erfolge sicher seien. * Der Minister des Acußcren, Ri bot, empfing den französischen Botschafter in Konstantinopel, Grafen Monlebello, und den türkischen Gesandten. * Die „Libertö" plaidirt gleich anderen Pariser Blättern für ein gemeinsame« Vorgehen gegen Cbina. Die Mächte müßten China zeigen, daß Europa einig sei in der Verthcidigung seiner Interessen und Rechte. * Die „Times" bespricht den Erfurter Trinkspruch deS Kaisers und sagt, die Thatsache, daß der Ausdruck, den die Franzosen so anstößig siudcii, unterdrückt wurde, deute klar an, daß eS dem Kaiser nicht in den Sinn gekommen ist, denselben an die Franzosen zu richten. Selbst Kaisern müsse gestattet werden, etwas vou der ursprünglichen Freiheit dcS Menschen zu behalten, u. a. die Freiheit, unter Freunden ihre Gedanken auszudrückcn. „Wenn unter solchen Umständen — das Gemüth erfüllt von dem von seinen Landsleuten erduldeten Elend — alles Andere für den Augenblick vergessend, der Kaiser Napoleon einen korsischen Parvenü nannte, so können wir wirklich nicht cinseben, warum daraus so viel Wesens gemacht werden sollte. Die Deutschen haben sehr guten Gr und, das An de n kenNapoleon's zu verabscheuen. Wenn sie ihn nichts Schlimmeres nennen als Parvenü, so dürfen sic wegen ihrer Mäßigung gelobt werden. Die Franzosen sind nicht besonders maßvoll in ihren Ausdrücken Uber Ausländer, welche sie nicht leiten können, noch ist Grund vor handen, warum sic oder dieDeutschcn eine Achtung beucheln sollten, die sic nicht empfinden. Es würde auf Seiten eines Deutschen sicherlich ungezogen und unhöflich sein, sich beleidigend über einen französischen Helden zu äußern. Aber dies ist genau das, was der deutsche Kaiser nicht gethan bat. Es steht ernstem Zweifel offen, ob der Kaiser sich des Wortes „Par venü" überhaupt bediente. Unzweifelhaft wird der Ausdruck verleugnet. Daraus zu bestehen, dem Kaiser Ausdrücke anzu- heftcn, deren er sich überhaupt niemals bedient haben mag, welche er aber jedenfalls öffentlich in Abrede stellt, ist weder besonders billig, »och besonders würdevoll." * Es ist in London ernsthaft die Rede davon, das durch den Tod Rai'c's erledigte Amt eine» Gcneral-PostmeisterS dem Unterst« S-Secretair im Auswärtigen Amte, James Fcrgusson, a ,»tragen. Es ist wahrscheinlich, daß er die Stelle annii..mt. * Dem neuen Director im asiatischen Departement des russischen Ministeriums des Auswärtigen, Grafen Kapnist, ist der Annen-Orden 1. Classe verliehe» worden. * Wie weit der dem russischen Finanzminister be willigte Urlaub i» Zusammenhang sicht mit der unleugbaren Erbitterung, die in den Kreisen dcS immer mehr nieder- gebcndcn russischen Großgrundbesitzes gegen ihn herrscht, ist schwer zu sagen -V priori läßt sich annebmcn, daß ein Finanziinnistcr nicht gern in Urlaub gebt, wenn sein Ressort gerade in einer bösen Krisis sich befindet: die französische
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