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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.09.1891
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-09-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18910924020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891092402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891092402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-09
- Tag1891-09-24
- Monat1891-09
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Faiiiiliciinachrichten und Adrigen verlorener Gegenstände (tigespalteni LO.iL Größere Schrtsten laut unserem Preis- verzcichniß. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. «rtra-vellagen (gesalzt), nur mit d«r Worgen-Ausgabe, odn« PostbesSrderuog » SL—, mrt PostbesSrderung ^ 70.—. Luuahmeschluß für Inserate: Adrud-Aasgabe: vormittags lO Ubr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh S Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je »in« halb« Stunde früher. Inserat« stad stets an die s-rpetztttaa zu richten. ^- 287. Donnerstag den 24. September 1891. 85. Jahrgang. Leipzig, 24. September. ^ Wir sind immer für die socialpolitischen Maßregeln der Regierung eingctrctcn und wir baden auch die Willive»- uud Walsenversicherung als von SchltißsteinkerT oc i alreform bezeichnet. Allein wir sind uns auch über die Lasten klar gewesen, welche damit der deutsche» Industrie ausgcbürdcl werden, und gerade in der jetzigen Zeit, wo Hantel und Wandel nickt in regem Fluß sink, macht sich eine Abneigung gegen eine Erweiterung der sociaipolitiscbcn Unterstützung^ gcfetzc geltend. Es sind nicht »ur die Kosten, welche diese Abneigung begründen, ein Tbeil der Abneigung grüntet sich auch aus die Erfahrung, welche wir mit der Ausnahme der Gesetze bei einem großen Tlicit des Arbeiterstantes gemacht baden. 9cur in wenig Kreisen bat man ein volles Vcr- skändniß für die Wichtigkeit der Reform bewiesen, in den weiteren hak man seine wohlfeilen Witze gemacht und die angeblich geringen UiirerstützungSsummen belacht. Aber gerade das ist kein Hiiiderniß gewesen, daß tie Arbeiter in jeder Weise die Wohltbalen der Gesetze anSgenutzt haben, wie es ' rigenS ihr gutes Recht ist, nur daß sie oft genug weiter gegangen sind. Erst haben sie die tbnen gewahrten Rechte verhöhnt und im Falle des Bedarfs haben sie doch versucht, weiter zu gehen uns sich Vortbcile zu ver schaffen, die ihnen nicht zukommen. Welches Wesen ist nicht um dir freien Hilsöcaffen geiuackt worden! Wir sind im Princip Anhänger der freien Lassen aus Gründen, die wir hier nicht auSsühren wollen, die meisten Arbeiter haben vorgegeben, cs auch zu sein, und daS Ende? — fast täglich kann man unter amtlichen Bekanntmachungen lesen, daß eine Hilsscasse nach der andern ihre gepriesenen Pforten schließt und sich auflöst, weil die Mitglieder in Hellen Schaaren der OrlSkrankrucaffe zuströmen. Tie angefeintetc OrtSkranken- casse ist zu Ehren gekommen, sie ist beliebt geworden, daß sie sich kaum der Liebhaber erwehren kann. Tie verlachte OrtS- krankrncasie wird anSgenutzt bis aufs letzte nnd oft genug fällt sic Simulanten zum Opfer. Die Simulation ist eine hervorstechende Eigenschaft eines gewissen Theilcö der Arbciter- bcvölkcrung. Wir sprechen da übrigens nichts Neues auS, denn über die Simulation klagen die anständige» Arbeiter selbst ain meisten. Aber nicht »ur dir Krankcneassen leiden, nein auch die Unfallversicherung wird oft genug gebrandschatzt und die Bcr- handlungen und Entscheidungen der Schiedsgerichte führen nicht rum wenigsten oft Bilder einer ganz eigcntbiimlichcn NcchtSanf- faffung vor die Augen. Die Versicherung soll eine Geldquelle wer den, die zwar nicht allzu reichlich, dafür aber um so dauern der fließt, und um die früher so sehr verhöhnte» „Groschen", welche die Industrie allein trägt, entspinnl sich oft genug ein langwieriger Streit. Aber in der Uebertreibung, in der ge steigerten Anforderung liegt auch die Heilung. ES muß daS Verstäadniß für die socialen Reformges-Hc in daS Volk tiefer cindringen, wenn man so eifersüchtig die Reckte derselben wahrt, und eö muß sick schließlich auch rem cingcslcisckieslen Gegner jeder Socialrcsorm unter den Arbeitern die Wohl- lhat derselben ausdringc», wenn er immer und immer wieder sieht, wie sehr man eS sich angelegen sein läßt, die Vorthcile zu benutzen, und was Jemand von Vortheil ist, das mißt er nicht gern. Wenn daher der Präsident des RcickSvcrsicherungS- amtes in Bern gemeint hat, daß unsere jetzige Generation die Witlwcn- und Waisenversicherung nicht erleben werte, so ist zu hoffen, daß dieser Auösprnck nickt zu streng genommen wird, wenn natürlich auck der Schlußstein in vielem Jahr hundert nicht mebr das Gebäude krönen wird. Wenn nach und nach die Volksniasse sich besonnen und denken gelernt bat und nickt mehr bloS den Worten nackgingc, so wird die Heit auch für die Versicherung der Wiltwen und Waisen ge kommen sein. * Angesehene Führer und Preßorgane dcS EentrnmS haben sich in den letzten Wochen angelegen sein lasten, die Haltung ihrer Partei in der auswärtigen Politik gegen den Vorwurf der Unzuverlässigkeit, dcS Entgegenarbeiicns oder wenigstens der Abneigung gegen den Dreibund zu vcrtbeidigcii. Römische Blätter, welche in mebr oder minder engen Be ziehungen zum Valican sieben, hatten eine bedenkliche Hinn, igung zu der französisch-russische» Eoalilion vcrratbcn nnd dieMciiiiing anskommen lassen, daß dies die ossic''lle Politik der römischen Eurie, ja der ganzen katholischen Kirche sei. Gegen dies: Preßstimmen, deren wahres Verhältnis; ;»m Valiean wir nicht näher untersuchen wollen, wandten sich die hervor ragendsten Führer und Zeitungen des deutschen Eenlriiiiis mir einer Entschiedenheit, die nur wohltbncnd berüorc» ionnie, obwohl cS auch nicht an einzelnen katholisch-demokratische» Organen fehlte, deren Patriotismus eS znließ, in dasselbe Horn zu stoßen wie die vatikanische» Blätter. Im Allge meinen bat aber, so bemerkt die „Nationallibcralc Eorre- spondenz" sebr richtig, das deutsche Eentrnin durch seine be rufensten Vertreter eine scharfe Grenzlinie gegen tie römischen Scitensprünae auf dem Gebiete der auswärtigen Politik gezogen. Die Partei will offenbar auch ans tiefem Gebiete ihre Brauchbarkeit als Stütze der Rcichspolilik beweisen und handelt darin von ihrem Standpunkt aus sicher lich klug. Der deutsche UltramontaniSmnS kommt dabei aller dings in eine eigenthümlicke Lage. In der ganzen aus wärtigen Politik hat er kein höheres Interesse als die Wieder herstellung der weltlichen Mackt des PapstlhnmS. Wie oft ist diese Forderung in entschiedenstem, ja drohendste,» Ton erhoben worden! Mit dem Dreibund ist diese Forderung gewiß nicht durchzusetzen. Ei» starkes geeignetes Italien ist ein ebenso wichtiger Bcstantlbeil der DreibuiidSpolitit wie die Aufrechterhaltung der neuen Ordnung in Deutschland. Aber glaubt wirklich Jemand im Ernst, daß sich das ketzerische »nd kathvlikenversolgende Rußland oder die kirchcnscmdliche französische Republik jemals für kie Wiederherstellung de» Kirchenstaat» interessircn könnten > Jede französische Regie rung wäre verloren, die Derartiges nur vcrfuchc» wollte Wir köunen uns unter de» heutige» europäischen Vcrbätt- nissrn keine Weudung und keine Eittschcirnng irgend welcher Art verstellen, bei der eine Wiederherstellung de» Kirchenstaats ernstlich in Frage komtnen konnte. Darüber wirk man sich auch in einsichtigen katholische» Kreisen nicht täusche». Die Forderung der Wiederherstellung der weltlichen Macht de» PapstlhnmS scheint un» mebr und mehr ein lbcoretischc- Grundsatz zu werde», der princip>ll aufrecht erhalten urd »uf» Entschiedenste betont wird, au dessen jemals mögliche praktische Verwirklichung aber selbst im katholischen Lager nur noch wenige Schwärmer und Phantasten glauben. Mag auch die ziemlich glcichgiltigc Verwahrung wegen dcS Kirchenstaats binzugesügt werten, so ist doch anzuerkenncn, daß die Drei- bundSpolitik die unimiwnndciie Zustimmung auch der deutschen EentriiinSvartei gefunden bat. Sie bat überbanpt in Deutsch land keine Gegner, mit Ausnahme vielleicht der Social- dcmolrcttcn. * Der StaatSsccretair von Boctticker wird in den letzten Tagen dieses MonatS nach Berlin rurückkebrcn. In der erste» Hälfte des Oktober werden die Plenarsitzungen des BunkeSrathS zur Vorbereitung der für den Reichstag be stimmten Vorlagen wieder beginnen. * Der deutsche Eommisiar für die Weltausstellung in Chicago, RegierungSrath Wermuth, bat den für tie deutschen AuSstcllungSgcbäuke bestimmten Platz auSgewählt. Derselbe liegt nördlich von den Gebäuden, für die englischen und für die merikaiiisckcn Aussteller. * lieber die zunehmenden Ansprüche des Polo» niSmuö in Posen wird der „Schics. Ztg." geschrieben: Unter den 1600 deutsche» katbolisckcn Schulkinder» in der Stadt Posen sollen sich nach der Meinung dcö „Dzicnnik PoznanSki" »ur sehr wenige wirkliche Deutsche befinde». Alle übrigen müßten, so folgert das Blatt, den Religionsunterricht polnisch empfangen und, damit sie hierzu befähigt werden, am polnischen Sprachunterricht lbeilnchmen dürfen. Um dieses Ziel zu erreichen, wird unter den Eltern dieser Kinder zur Zeit eine außerordentlich lebhafte Bewegung entfacht. Immer zahlreicher werden tie SchnlvcrwaltungSorganc von solchen Eltern an gegangen, ibrc Kinder auS der deutsch-kalbolischcn in die polnisch-katholische NcligionSabthcilung zu versetzen oder den selben weuigslenS die Theilnabme am polnischen Sprach unterricht zu gestatten. Bis jetzt baden die Schulbehörden dergleichen Gesuche fast ausnahmslos consequent zurück- qewiesen, weil mit Rücksicht auf die Abstammung und häusliche Umgangssprache der Kinder hierzu keine Veran lassung vorlicgt. * Tie preußischen Minister de» Innern »nd der geist lichen, Unterrichts- und Medicinalangclegcnbeitcu haben, wir die „Allg. Ncichöcorr." erfährt, ans Anlaß einer ucuerding» ergangenen Entscheidung des LberverwallungSgerichtS dir bereits wiederholt erörterte Frage, ob die staatlicke Ge nehmigung zur Anlegung und Erweiterung communaler und privater Begräbnistplätze der LandcSpolizeibebörde zustebe, einer erneuten Erörterung unterzogen nnd sind dabei im Einvcrständniß mit dem Obcrvcrwattuiigsgericht zu der Ansicht gelangt, daß die Entscheidung über die Zulässigkeit der Anlegung nichtkirchlichcr Bcgräbnißplätze für das Geltungs gebiet dcS Allgemeinen LandrechtS zur Zuständigkeit der OrlSpolizeibchörten gehöre, in welche mir unter besonderen Umständen ausnahmsweise cingegrissc» werden könne. * Der preußische Minister der öffentlichen Arbeiten bat — wie die „Allgemeine ReichScorrespondenz" erfährt — anS Anlaß eines ^peeialsalleS sei» Befremden darüber ausgesprochen, daß ein Arbeiter, nachdem er in Folge eines Betriebsunfalles erkrankt, nach der Ge nesung nicht wieder zur Arbeit angenommen, sondern mit seinem deSfalsigcn Gesuche zurückgcwicseii worden war. Wenn hierzu angesübrt wird, daß dies aus Mangel an Beschäftigung geschehen sei, so wird ministcriellerseitS darauf hingewicscn, daß ei» zufolge Betriebsunfalles erkrankter Arbeiter überhaupt so lange nicht als auSgeschiedcn anznscbe» sei, bis etwa scststebe, daß er in absehbarer Zeit die Arbeit wieder aufzunebnicn außer Stande sei. ES versiebe sich, daß in einem solchen Falle die Feststellung der Unsallenlschädigung von AmtS wegen deren Annahme bei der Strombanverwaltting oder in einem andere» gleichartigen staatlichen ArbcitSbetricbe zu ermitteln. ^ Bei der LandtagSersatzwa bl im 2. Wahlbezirk deö Regierungsbezirks Osnabrück (Lingen - Bentbeini) wurden 21^ Stimmen abgegeben. Es erhielt Kolon Dainink ans Wilsum (Parlcisteliluig »»bekam:») l I3 Stimmen, Rcgier»»gS- Präsidcnt l>r. Stüve (frcieons.) 10 t Stimmen. Elfterer ist somit gewählt. * Ans ein Glückwunschschreiben des Verbandes der Militair- * Einer der sonst streitbarsten klerikalen Fübrer in Oesterreich, der Abgeordnete I)r. Ebenboch, bat sich Uber daS klerikale Programm in bemerkenswertb vorsichtiger und gemäßigter Weise ausgesprochen. In kirchlichen und religiösen Fragen sollen sich die conservaliven Abgeordneten im ReichSrath unbedingt den Weisungen des Episkopats sügcn, in nationalen Fragen den Standpunct der Gleichberechtigung eimiekmen. Denn die Gerechtigkeit sei ein Grmitziig des deutschen Ebarak- terS und — die Erfüllung der klerikalen Forderungen sei nur mit Hilfe der slawischen Abgeordneten möglich. DaS Bcrbalten der Negierung gegenüber müsse von Fall zu Fall vorsichtig überlegt werde». Die Regierung fordere die con- scrvative Partei nicht muthwillig zum Kampfe heraus, sie komme aber auch den Forderungen derselben nicht entgegen. Die Conservaliven werden daher nicht unbedingt Oppositions partei, aber auck nicht unbedingt Regierungspartei sein. Aus die gesetzliche Regelung der Sckulfraae dürfe seine Partei ebenso wenig verzichten, wie auf die Möglichkeit, wieder zur Majorität zu gelangen. Doch müsse er, so wehe eS ibm tbue, offen erklären, daß an eine gesetzliche Regelung der Schul tage gegenwärtig nicht zu denken sei. In dieser Frage sei die klerikale Partei zur Zeit vollständig isolirt und ihr Be streben muffe vorläufig darauf gerichtet sein, daß diese Isolirung nicht auch bezüglich anderer Frage» eintrcte. * In der Sitzung des internationalen CongreffeS für Arbeiterunsälle in Bern verwahrte sich Veyssier, der Ver treter der französischen Arbeitcrsyndicate, gegen die von belgischer und auch französischer Seite befürwortete Ansicht, daß grobe Fahrlässigkeit von dem Empfange der Rente auS- schtießen solle. Der Präsident des deutschen NeichsversicherungS- amls, Bödikcr, unterstützte Veyssier. Ein solches Vorgeben hieße die vergiftenden Proccffe verewigen; dasselbe werde viel schaden und nichts nützen, man müsse der menschlichen Schwäche Rechnung tragen. Tie Ansfübrungen BLdiker's fanden all gemeinen Beifall. In der Mittwoch VormittagSsitzuiig, bei welcher Bödiker-Berlin und Köppen-PeterSburg zusammen präsidirte»,reserirte Kaan-Wien über die Unfallverhütung der Arbeiter in Oesterreich. Man hat daselbst von dem Hastpflichtgesctz abgesehen und sofort den Grundsatz der obligatorischen Versicherung ausgestellt. Mit dem 1889 cin- aefübrten trrritorialen System an Stelle von BrrufSgenossrn- Ilhaften habe man gute Erfahrungen gemacht. Vorlheilhaft sei dir Einfachheit der Verwaltung. AuS der Unfallversiche rung fei die Krankenversicherung in Oesterreich bervorgegangen und mehrfach werde jetzt der Wunfch nach einer InvaliditätS- versickcrung laut. Redner schlug keine Resolutionen vor: auch eine Discufsion fand nicht statt. An Stelle reö abwesenden Dejace-Lüllich sprach von Berchen - Brüssel über die Un fallversicherung in Belgien. Auch er stellte keine Anträge. Ehcysson-P»riS berichtete über den gegenwärtigen Stand der Unfallversicherung der Arbeiter Frankreichs. Der Stand der Angelegenheit lasse eine baldige gesetzliche Regelung erwarten, lieber die bezüglichen Verhältnisse i» Spanien sprach Grüner-Paris, über tie Niederlande Westcronen und van Meiccren Amsterdam. Ueber die nord- amerikanischen Vcrbätlnisse reserirte Gould - Washington. In Nordamerika gebe eö nur eine individuelle Organisation, doch wenn die Versicherung durch den Staat sich bewahre, so würde daö praktische Volk der Amerikaner sie auch annebmen. An der darauf folgende» DiScnssion betheiligten sich Vestcncck-Salzburg, Gigol-Paris, Mocllcr-Brackwedc, Peri'sct Paris, Maycr-Straßburg, Naef-Aarau, Kaan-Wien, Wenzel-Berlin, Greulich Zürich und Westcronen. Zwei Re solutionen wurden cingcbracht. In der ersten erklärt der Eongrcß die allgemeine obligatorische Unvallversicher»ng für wünschenSwcrth; bei der zweiten wird als wünschenSwcrth eingelci st werde. Hür solche Arbeiter sei daher die bisherige - bingestcllt, daß die Arbeilerversichernngen sich in zwei Elassen ArbeitSttellnng offen zu halten »nd äußersten Falles sei ! grnppircn: die erste soll Krankheiten »nd kleine Unfälle, die zweite große Unfälle, Alter und Invalidität umfasse». * Die niederländische zweite Kammer nahm den Ent wurf der in Beantwortung der Thronrede a» die Königin zu richtenden Adresse unverändert an. In derselben wird betont, daß die Kammer, die Revision des Wahlrecht« er wartend, inzwischen andere Reformen in Angriff nehmen löiine. Die Adresse wird der Königin-Regentin überreicht werden. * Der Besuch deS Königs Leopold von Belgien am vereine bat derGroßberzog von Baden geantwortet ',-r freue . ^oscherzoglicken Hose zu Luxemburg ist für Eilte September sich, daß die wertbvolle Schulung des Hccrricnslcs in der ' ^„gesagl. durch Parlcigeist und Streit erfüllten Gegenwart eine Bürg- * 2l„s FrcdenSborg wird gemeldet, daß der Kaiser * Kaiser Wilhelm richtete an die Königin-Regentin von Spanien ein sehr berzlicheS Schreiben, in welchem er eine beträchtliche Summe für die Opfer der Ueberschwcmmuiig zur Verfügung stellte. In Consucgra werden jetzt zahlreiche Holzhäuser zur vorläufigen Unterbringung der Ucberschweuiinlen gebaut. Der Wiederaufbau der Stadt wird bald in Angriff genommen. * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt: Der Lärm über die „Slgri"-Ängelegenhelt hat sich nun wieder gelegt z interessant dürfte sein, was jetzt auS brief lichen Mittbkilungen auS Konstantinopel über die Entstehung der Sache bekannt wird Die erste Nachricht, welche über die „Occupatio» von Sigri" in Konstanlinopel einging, war ein offenes Telegramm dcS französischen Eonsuls in Smyrna. Der französische Botschafter, welcher kurz schast dafür i:ete, daß die iLoldalen sich fern von dem ver giftenden Einslus; selbstsüchtiger Parteileidciischaflen ballen »nd aus dem festen Grund selbstloser Treue beharre» werte». von Rußland bereits morgen die Rückreise nach Rußland antrete» werde. * Wie die „Nowoje Wrcmja" meldet, wird dem russischen Er rnsc Allen zu, treue Wachl^ zu batten gegen innere »nd > Rcichsralb demnächst eine Vorlage de« Ministers des Innern " bei der Stunde der Eulfchcidiiiig Jeder gtzer die Indenfrage zugehen. Tic Vorlage basirt ans äußere Gcsakr, damit gerüstet sei, sich als ein treuer Tob» des Landes zu bewähren * Die nationallibcralc Partei in Baden veröffent licht, unmittelbar vor den Wablmännerwablen, einen Wab! ausnis. in wclckcni die Mitglieder und Anhänger der Pariei zur tbalkräftigen Wabrncbmiing ihre« Wahlrecht« und ihrer Wahlpflicht ausgesorderf werden. A» die Mitbürger ergebe in ernster Zeit der Ruf, a» den Wahlurne» über die zu künftige Zusammensetzung der Zweiten Kammer zu cittschcidcn. Umworb'N von den verschiedenen Parlcie», die zur Förderung ihrer Grundsätze aufruscn, sei deren gewissenhafte Prüsung eine heilige Pflicht, der sich Niemand entziehe» möge. * Die liberale „Bonner Zeitung" enthält an der Spitze ihre« Blattes die Erklärung, daß sie mit Ente dieses Monats cingehcn werde. Sic tritt zugleich den von gegnerischer Seile gebrachten'Auslegungen, daß sie ihr Erscheinen cinstclicn müsse, weil die Regierung und die Parlcigcnosscii dem Blatte die ibm bisher gewahrte Uittcrsiützuiia cittzogcn hätten, aus daS Entschiedensteeiilgege». Siesckreibt: „T>e„Bonncr 7je>l»»g"babc zu alle» Zeiten ans eigenen Füßen gestände». Wen» sie jetzt von, ^ckinplatze ablrcie, so geschehe cS eben, weil der Eristcn;- kamps a»S den eigene» Mitteln des Verlegers nickt mebr länger geführt werken kennte nnd weil die „Bonner Zeitung" eS verschmähte, srenidc Hilfe in Anffnich zu »ebnicn." Die „Bonner Zeitung" ist eines der älteste» rheinischen TageS blättcr. Lie wurde im Jahre 1808 von Buchdrucker Peter Neuster begründet und ist seitdem ununlerbrockc» i»> Besitz der Faiiiilic Neuster gewesen. In Bonn erscheine» nun nur »och uliramvntanc Blätter und die ullrarcacticnäre „RcichS- zeitung". dem Material, welches der Eomiiiissioii der Gencralgoiircr- »eure von Wilna, Warschau und Kiew und anderer Beamten, unter dem Vorsitze des Adjuncten des Ministers des Innern, zugestellt wurde. * „Daily Ebroniclc" ersäbrt auS zuverlässiger O.uclle, Lcrd Lytton werde vom Botschafterpostcn i» Paris zurück- t eten und dura, den permanenten StaatSsccretair im Aus wärtigen Amte. Earl Vhilipp Eurrie, ersetzt werden. * Der Claalösccretair für die Eolonien in England KnutSford hielt eine Rede, in welcher er auf die von Sir Morley gebalicnc Rede anspiclte und in welcher er sich gegen die Räumung EgnptenS vor der Einführung von Reformen und vor der Einsetzung einer stabilen Regierung ausspricht. * Die römischen Blätter widmen dcni Andenken Tbeodor Körner'S snmpatkische Artikel. Tic vergleiche» ihn mit Mameli, dem italienischen Dichter, der als Student im Freibeitskampte in Rom im Jahre >8»'» siel, und feiern ihn als Dichter und Helte». — „Lpi- nicnc" und andere Blätter sprechen die Hoffnung aus, daß die Aushebung dc» Paßzwangcs i» Elsaß- Lothringen auf die Bcziebunge» zwischen kenlsckiland nnd Frankreich beruhigend wirken werde — „Italia militaria" dcmcntirt die Meldung, daß zwilchen dem Schatzministcr und dein KriegSministcr Meinungsverschiedenheiten über den Etat deS KriegSintnistcriuinS bestehen Der Papst empfing den ne» ernannten Ordensgeneral der »»oriler. Caratclli, welcher nunmebr sein Amt Über nimmt, und spendete demselben seinen Segen. darauf seine Abschicdsaudienz beim Sultan hatte, ergriff die Gelegenheit, durch Denunciation der bösen cnatischen Ab sichten, sich beim Sultan als Freund und Retter der Türkei auszu spie len. Der Sultan aber scheint daS Manöver durchschaut und sich nicht beunruhigt gezeigt zu habe». In Konstanlinopel hat denn auch die Nachricht viel weniger Aufregung bervorgcrufcn als in den übrigen euro päische» Hauptstädten, denen sie durch die französischen Tclcgraphcnburcaux und Zeitungen mitgethcilt worbe» war. * Ter serbische Finanzminister Vuitsck ist telegraphisch nach Belgrad zurückbcrufen worden zur Ordnung wichtiger Eabinctsfragen. * Die „Times^ meldet aus Singapore von gestern: „Nachrichten auS Sbanghai vom 9. d. M. zufolge Ware der Aufstand in Itsang ein von Soldaten, HunanS, organi- sirteS Werk. Die Ccntralrcgicrung sei nicht im Stande, den Aufstand zu unterdrücken und könne nur aus Gefahr eine- Bürgerkriege« Truppen aus inneren, entfernten Gegenden bcran- zicben. In Nangking werden die Christen durch Maucr- anschläge verschiedener in den den Europäern geöffneten Häsen begangener Verbrechen beschuldigt Der Eintritt fremder Strcitkräfte allein könne den Aufstand unterdrücken. Die „Times" meldet auS Futsch au, eiu Plan zur Wegnahme dcS Arsenal« sei von den ausländischen Beamten entdeckt worden. Die Ausländer glauben, daß die Anwesenheit eine- Kanonenboote« unbedingt nothweudig sei. * General Leiva ist zum Präsidenten der Republik Honduras gewählt worden; er erhielt dreimal so viel Stimmen als sein Gegner, General Borill. Der bisherige Präsident Bogran unterstützte die Wahl Leiva'S; dieselbe bedeutet einen entschiedenen Sieg der Demokraten. Mlilairisches. * Berlin, 24. September. Von dem Resultat der Nrtillcrieübungen bei einem Manöver bei Jüterbog wird, wie Hirsch'« Telcgraphenbureau berichtet, eü abbäng,», in welcher Art dir Erweiterungen und Veränderungen der dculichen Artillerie statt- sindc» werden. Tie Neuorganisation der Artillerie erfolgt aus alle Iälle, und der Reichstag wird sich in der nächste» Se'sio» mit dieser Frage und ihrer finanziellen Wirkung beschäftigen müssen. * Ein seltenes militairisches Jubiläum feiert am 1. October d. I. der beim Jnvaliden-Bataillon in Berlin stehende Lieulknant Kummer. Er trat im Jahre 1831, nachdem er das «9>,iii»asium in Brandenburg a. H. bis Prima besucht halte, bei der Otarde-Artillerie freiwillig ein, wurde 1812 Lberleucriverker »nd 1878 Secondelieutenont. Ter jetzt 82jährige Herr hat mithin M Jahre in den subalternen Militaircharge» und unter 5 Königen Preußens gedient. Marine. * Berlin, 23. September. Das Kreuzergeschwader, be stehend aus S. M. Schisse» „Leipzig" «Flaggschiff), „Sophie" und „Alexandrine", Eiejchwaberchcs Contrc-Admiral Voloi», ist am 22. September a«. in Balparaijo ciiigetrosse». * Wilhelmshaven, 23. September. Die soeben publicirtcn Herbsleommandirungen für das Marin e - Uebungs- geschwnder sind gebildet aus den Schiffen „Friedrich Karl", „Deutschland", „Friedrich der llirvge", „Kronprinz", „Prinzeß Wil helm", „Pfeil". Im Dienst verbleiben oder werde» n>» eingestellt die Panzerlchijse „Baden", „Bauern", „Lldcnburg", die Panzer- sahr'.euge „Siegfried", „Deowulf", die AvisoS „Greis", „Wacht", „Meteor", der Minc.ldcmpser „Pelikan". Tie Pacht „Hohen- zollern" erhält eine rcdncirte Besatzung. Tic neuen Panzer „Brandenburg". „6" und werden mit Ingenieuren besetzt werden. Probefahrten mache» das neueste Torpedoboot „1- 8" mit der Aviso „Kalke". Sorialpolitisches. * Eine wesentliche Erhöhung dürste im nächstjährigen Eint des ReichsaimS deS Innern die Forderung sür die Invalidität,:- und Alterüveriicherung erfahren. Bekanntlich hat sich ans dem genannte» Gesetze eine vieriache finanzielle Belastung des Reiches ergeben, einmal durch den Reichs;:,ichiisz zu jeder Rente i» Hobe von jährlich 50 ./b, sodann durch die ticentenantheile, welche an: die Tauer inilitairiicker Dienstleistungen entfallen, drittens durch die Wochenbeilräge, welche das Reick, als Arbeitgeber entrichte» »ins;, n»d viertens durch die Ausgabe» für d,e Herstellung der Insatz- ! marken Im ersten Jahre der Geltung des Gesetze» habe» sich ^ drei Arte» der Belanung fühlbar gemacht, die Herstellung 'der Tovvelmarken, sür welche ein Betrag von 15 75» ailsgeworjen wurde, die Wochenbeilräge des Reichs, welche bei den einzelnen Verwaltungen gefordert wurden und bei einigen, wie bei der Mililair- »nd Marlneverwablung, recht beträchilicke, am' über : eine Million sich beziffernde Beirage repräienlirten, sowie der : ich.- zusckuist. Tie ersten beiden Aelastnngsarlen werben im Jahre 1892 93 in wenig veränderter Form wiederk.hren, der Reichszuschny, der für das Jahr 189l aus 6,2 Millionen normirt war, wird >edoch weienilich erhöbt lein. Einmal war e« für das laufende Jahr nur nö.gig, , Attersrenlenzui,Hüffe zu verlangen. Tenn auch nach de» Ueber- , gangsbesiüiimungk» kann die Invalidenrente nur »ach einer durch ein Beitragsjahr erfolgten Zahlung des Beitrages beansprucht werde» und wenn ii»n auch das erste Beitrags;ahr mit dein 21. No- rember d. I. abgelansen ist, so wird doch tür die Festsetzung nnd Anweisung der Invalidenrente soviel Zeit vergehen, daß im lausen de» Kalenderjahre kaum eine Auszahlung derselben erfolgen dürste. In den Etat für 1892/93 wird demnach völlig neu der Belrag für de» Zuschuß zu den Invalidenrenten eines ganzen Jahres und zwar des Kalenderjahres 1892 einzustcllcn sein. Außerdem wird der Be trag sür den Zuschuß zn den Altersrenten erhöht werden müssen. Es hat sich jetzt schon hei ansgestellt, daß die in Aussicht genommene Summe von 6,2 Millionen für da«
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