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Typographische Mitteilungen
- Bandzählung
- 18.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. 4. 6055-18.1921
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id51204371X-192100003
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id51204371X-19210000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-51204371X-19210000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- Kunst
- Saxonica
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 2, Februar
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitschriftTypographische Mitteilungen
- BandBand 18.1921 -
- Ausgabe1, Januar 1
- Ausgabe2, Februar 15
- Ausgabe3, März 29
- AusgabeBilden und Wirken : zehn Jahre Bildungsverband der Deutschen ... 43
- Ausgabe5, Mai 67
- Ausgabe6, Juni 79
- Ausgabe7, Juli 93
- Ausgabe8, August 115
- Ausgabe9, September 137
- Ausgabe10, Oktober 159
- Ausgabe11, November 189
- Ausgabe12, Dezember 211
- SonstigesHefteinbände 1 - 12 -
- BandBand 18.1921 -
- Titel
- Typographische Mitteilungen
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TYPOGRAPHISCHE MITTEILUNGEN ZEITSCHRIFT DES BILDUNGSVERBANDES DER DEUTSCHEN BUCHDRUCKER 2 ünftfer und Gewerßd HEFT Nr. W FEBRUAR IS. JAHRGANG •ir Der Künßler wird heute vielfach im Gewerbe als kecker Eindringling betrachtet, ohne den es gerade ebenfogut ginge. Die Fachpreffe glaubt, ihren Lefem hu [chmeicheln, wenn fie das immer aufs neue verfichert. Das i|i ungerecht, hat aber tiefere Urfachen. Die kunßgewerbliche Bewegung iß in einem Sta dium angelangt, wo fie den Allerweltskunftgewerbler älterer ObfervanH und feine papiemen Entwürfe abfchütteln muß. Könnte man aberdenKünßler wirklich heute fchon entbehren, fo wäre das fein hödifter Ruhm: dann hätte er ja das von William Morris begonnene Erziehungswerk vollendet. Seine Aufgabe, als die eines Erziehers, iß, fich felbft entbehrlich hu machen. Er wird feine Beßimmung erft dann erfüllt haben, wenn es kein Kunßgewerbe mehr geben wird. — Von dem, was er bisher erreicht hat, und von dem, was ihm hu tun noch übrigbleibt, fei im folgenden die Rede. In den alten Zeiten meißerlicher Kunft hätte man nie mandem begreiflich machen können, was wir unter Kunftge werbe verfiehen. Man hatte weder den Begriff davon, noch die Sache felbft. Jeder tüchtige Handwerker war ein Künftler; jeder Künftler ein Handwerker. Zu dem intimen Freundeskreis Bru- nelleskos, des Florentiner Dom-Erbauers, gehörien nicht nur Yerrocchio, der Bildhauer, Roffellino, der Maler, fondem auch der dicke Tifchler Manetto. Sie waren aus einem Stande: Meißer ihres Handwerks. Der mittelalterliche Handwerker arbeitete nicht nach frem dem Entwurf; nicht entliehener Geift, fondem der eigene führte die Hand. Immer wieder prüfend und verbeffernd fuchte er hu geßalten und vor das leibliche Auge hu (teilen, was dem gei zigen Auge vorfchwebte. Wie Jakob mit dem Engel des Herrn gerungen hatte, fo rang er mit feinen Anfprüdten an Vollkom menheit. Sein Lebenswerk ftieg von Stufe hu Stufe empor nur Meifterfchaft und glich dem Aufftieg der unfterblidien Seele hu ihrem Abfolutum. Der mittelalterliche Handwerker war mit feinem Gott im reinen. Er war auch bei fchlechter Benahlung und langer Arbeitsneit glücklicher, als es der in der Fabrikation der gleichen Gebrauchsgegenßändebefchäftigte, hochbezahlte Induftriearbeiter von heute fein kann; denn deffen Tätigkeit entfaltet nicht die feelifchen Kräfte des Menfchen, fondern ver krüppelt fie. Der Zerfetjungsprozeß, den man als Fortfehritt hu preifen nicht müde wird,hat dieEinheit: Künftler-Handsverker, Gei ft- Hand gefprengt. Die Produktion wurde auf Quantität ftatt auf Qualität eingeßellt. Um fchneller und mehr produnieren hu können, wurde aus der Werkftätte die Manufaktur mit ftreng durchgeführter Arbeitsteilung. Mafchinen wurden erfunden; die Manufaktur wurde num Großbetrieb, sur Fabrik. Mafchinen müffen befdiäftigt werden, um rentabel hu fein: man läßt ße, damit das Produnierte (ich fchnell abnutje und immer wieder Nachfrage entftehe, unfolider arbeiten als not wendig wäre. Künftlerifche Leiftung fetjtdie Konzeption in der Phantafie, in der Vorftellung eines Menfchen voraus; ße ift natürliches und unwillkürliches Ergebnis des über feine Arbeit emßhaft nachdenkenden Handwerkers. Bei geteiltem Arbeits- proneß aber kann ße nur durch bewußten Willen von oben oder von außen in den Arbeitsproneß hineingetragen werden. Der Wille danu war feiten vorhanden; der hu Hilfe gerufene Künftler vertagte meiftens, weil ihm Material und Tedinik fremd waren. Da Rentabilität immer mehr in den Mittelpunkt des Intereffes rückte, wurde die künftlerifche Produktion hu einer Spenialität Kunftgewerbe fchied (ich vom Gewerbe und wurde eine Luxusbranche. Die Erfindung immer neuer Mafchinen führie im 19. Jahr hundert mit Riefenfehritten von den letzten Reften alter Kultur fort in den Lärm unfrer modernen Zivilifation.Die Spezialifie- rung und Mechanifierung der in den Induftrien befchäftigten Menfchen fchufen namentlich ein feelifches Elend, das im 18. Jahrhundert noch nicht vorftellbar gewefen wäre. Marx und Engels haben das foHiale Ge wißen der Welt wachgerufen und die Arbeiterfchaft zum Kampf um ihreMenfdienrechte organi- ßert. Heute gilt der orthodoxe Marxismus für veraltet, weil er ganz im darwiniftifchen Entwicklungsoptimismus des 19. Jahr hunderts befangen iß und ßch faß nur mit der materiellen Seite des Arbeiterproblems befchäftigt. Daß die Seele eines Menfchen nicht verkrüppelt werden darf, auch wenn alleVolks- wirtfchaftler das für eine unausbleibliche Notwendigkeit er achten [ollten, war der Gedanke, der William Morris, den Ur heber der modernen kunftgewerblichen Bewegung, am tief ften bewegte. Morris war Sozialiß, auch feine Schüler, von denen der 80 jährige, ehrwürdige Patriarch Cobden-Sanderfon, der Meißer der Doves-Preß, heute noch lebt,waren Sozialsten. Das bedeutet, daß ße die künftlerifche Höhe ihrer typographifchen Leißungen nicht angeftrebt haben, um das Luxusbedürfnis der Multimillionäre und Bücherfnobs hu befriedigen; audi nicht um der englifchen Nation Lorbeeren hu pflücken oder ihrer Kultur Propaganda zu machen; es bedeutet, daß fie künftlerifche Qua lität nicht als Parole ausgegeben haben, um mit englifchen Pro dukten den Weltmarkt zu erobern, fondern daß es ihnen um Höheres als nationale Eitelkeiten und Egoismen ging. Sie haben das Beifpiel ßatuiert, daß auch der in die moderne Zivili- fation verftrickte Menfch (Cobden-Sanderfon war ein wohl habender und angefehener Rechtsanwalt in London gewefen, bevor er Drucker und Buchbinder wurde) zu den hödiften künftlerifchen Leiftungen des Handwerks befähigt wäre, wenn er die feelifche Einheit des mittelalterlichen Handwerkers zu- rüchgewönne: daß dies heute möglich ift und in aller Zukunfi möglich bleiben wird. WirDeutfchen der 191S hoffentlich abgefchloßenen Ära hatten uns in den Labyrinthen imperialißifch-weltwirtfchaft- licher und fozialiftifch-marxißifcher Gedankengänge fo ver loren, daß wir den Sinn diefer kunßgewerblichen Erneuerung nicht v.erßanden haben. Denn hier handelte es fich nicht um materielle Wohlfahrt, die ßatißifch zu erfaßen gewefen wäre,
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