Typographische Mitteilungen Zeitschrift des Bildungsverbandes der Deutschen Buchdrucker, Berlin 29. Jahrgang Dezember 1932 Heft 12 Ständige Beilagen: Der Phototypograph Das Fachschulwesen im Buchdruckgewerbe Der Sprachwart Es braust ein Sturm politischer Leidenschaft durch unser Land, der nicht wilder sein kann. Wohin wir sehen: überall Kampf um die Zukunft! Wir wissen nicht, was morgen sein wird. Und darum ist es schwer, Worte zu schreiben, die eine längere Zeit Grundlage für berufliche und erzieherische Bildungsarbeit sein sollen. Jeden beseelt nur ein Wunsch, ein Wille und eine Hoffnung: als freie Menschen für Ideale schaffen zu können, die wir in jahrzehntelanger Berufs arbeit aufgebaut haben! Wir brauchen heute mit keinem besonderen Treue- Appell an unsere Freunde heranzutreten; denn fast alle Ortsgruppen berichten: wer heute noch in unsern Reihen steht und mit unerbittlicher Zähigkeit um unsere Ziele kämpft, der wird für alle Zeit seiner Organisation die Treue halten! Solche Bekundungen schließen jeden Zweifel aus, sie rütteln die Lauen auf, und sie geben die feste Über zeugung, daß die Gegenwart Millionen mutiger und charaktervoller Menschen zählt, zu denen auch wir gehören wollen! Wir wissen aus der Geschichte, daß ähnlich schwere Stürme wie in der Gegenwart auch in vergangenen Jahrzehnten über Deutschland brausten. Treue und Manneswort aber waren unbezwingbar, sie bauten mutig an einer werdenden Welt! In diesem Geist geht es auch heute rüstig weiter. Nichts aber vermag mehr vorwärts zu bringen als das guteVorbild praktischer Kollegialität! Nur das Beispiel wirklichen Handelns überzeugt! Helft diesen Gedanken in alle Hirne hämmern! Mit Qualitätsleistungen vermögen wir auch in der Gegenwart Erfolge zu erringen! Es wäre falsch, unter Qualität den Kampf um Richtungen zu verstehen. Qualitätsarbeit muß das Gegenteil von Rekordsucht sein! Unsere Zeit ist mit ihr ausgefüllt, auch in unseren Beruf kommen wir selbst in entferntesten Winkeln mit ihr zusammen. Der eine möchte den andern durch Rekordleistungen schlagen und sich so eine Vormachtstellung schaffen. Rekorde aber werden aufgestellt, damit man sie überbietet. Keinem ist unter ihrer Herrschaft geholfen. Uns kann es deshalb nidit auf Rekorde ankommen. Unsere Aufgabe muß es sein, jede gesetzte Zeile, jede gedruckte Arbeit mit dem Geist der Qualität, mit dem Geist anständiger Werkarbeit zu verbinden. An der Spitze unseres Schaffens sollten die Worte von Johann Gottlieb Fichte stehen: „Der Mensch soll arbeiten, aber nicht wie ein Lasttier, das unter seiner Bürde in den Schlaf sinkt und nach der notdürftigsten Erholung der erschöpften Kraft zum Tragen derselben Bürde wieder aufgestört wird. Er soll angstlos, mit Lust und Freudigkeit arbeiten und Zeit übrigbehalten, seinen Geist und sein Auge zum Himmel zu erheben, zu dessen Anblick er gebildet ist.” Freude an der Arbeit wünschen auch wir! Wieviel Berufsidealismus wird darum von unsern Kollegen aufgebracht! Ein glänzender Beweis dafür ist jetzt wieder das Ergebnis des internationalen Plakatwettbewerbs der Büchergilde Gutenberg, aus dem in diesem Hefte einige Arbeiten gezeigt werden. Auch die als Initiale verwendete Verkleinerung auf dieser Seite ist ein solcher Entwurf. „Unser Buch — Deine Bildung”, ein Leitwort, wie wir es uns nicht treffender und nicht herzlicher für die Werke der Büchergilde Gutenberg denken können. Ja! So soll es sein! Möge dieser Appell bei der Kollegenschaft nicht ungehört verhallen: „Unser Buch — Deine Bildung!” /iü