Typographische Mitteilungen Zeitschrift des Bildungsverbandes der Deutschen Buchdrucker, Sitz Berlin Zweck und Ziel der praktischen Arbeitslosenkurse In den verschiedensten Orten werden und wurden Arbeitslosen-Fortbildungs- kurse veranstaltet. Diese Tatsache berechtigt zu der Frage: Welchen Wert hat ein solcher Kursus für die arbeitslosen Kollegen? Und es kann als Antwort nur folgen: Jeder Arbeitslose muß Fühlung mit seinem erlernten Beruf behalten. Besonders die jüngeren Kollegen sind von der Arbeitslosigkeit hart betroffen. Die in der Lehrzeit mühsam erworbenen wenigen Kenntnisse verfallen zu leicht der Vergessenheit anheim, so daß es für die Betreffenden schwer sein dürfte, sich nach längerer Arbeitslosigkeit im erlernten Beruf zurechtzufinden. Das bekannte Sprichwort: „Nur Übung macht den Meister”, verpflichtet jeden Kollegen, solche Gelegenheiten auszunutzen, um sein Wissen und Können zu bereichern. Alle Arbeitslosen sollten ferner bestrebt sein, ihr trauriges Los durch Beteiligung an allen Veranstaltungen des Verbandes der Deutschen Buch drucker und seiner bildenden Sparten zu verbessern; alle sind bestrebt, diese Kollegen nach besten Kräften zu unterstützen. Leider ist festzustellen, daß manche Arbeitslose durch allzu große Interesselosigkeit nicht anerkennen wollen, daß so manches Gute für sie gebracht wird. Zugegeben sei, daß diese Kollegen durch lange Arbeitslosigkeit mutlos und stumpfsinnig werden können. Diesen Kollegen wieder andere Stimmung und Hoffnung auf bessere Zeiten zu geben, sollte unsere erste Aufgabe sein! Die praktischen Kurse bieten Ge legenheit, den Arbeitslosen wieder geistige Nahrung zuzuführen und ihnen durch regen Gedankenaustausch mehr seelischen Halt zu geben. Fragen wir nun nach dem Ziel des praktischen Unterrichts, so sage ich als Antwort: Arbeitslose Kollegen, die sich in ihrer Freizeit genügend mit ihrem Beruf beschäftigt haben, können am Tage des Wiedereintritts in den Arbeits prozeß mit einer gewissen Zuversicht an die Arbeit gehen. Die Kollegen, die in ihrer langen Arbeitslosigkeit sich um nichts bekümmert haben, werden in der neuen Kondition zuerst bestimmt Schwierigkeiten haben, und sie sind bei der heutigen Einstellung der Prinzipale dann bald wieder draußen. Deshalb rufe ich besonders den jungen Kollegen zu: Beschäftigt euch mehr als bisher mit dem erlernten Beruf und denkt nicht, in der heutigen Zeit sei jede Weiterbildung nutzlos. In den Einrichtungen des Bildungsverbandes ist jedem Kollegen Ge legenheit gegeben, durch die Fachzeitschriften der Gehilfenschaft, durch Be teiligung an fachlichen Diskussionsabenden, Vorträgen usw. sein Wissen zu bereichern. Täglich gibt es neue technische Verbesserungen auf dem Maschinen markt, alle zielen darauf hin, immer mehr Kollegen überflüssig zu machen. Die hier angeführten Gründe sollten endlich alle Kollegen autrütteln, auch in der Notzeit Interesse für den erlernten Beruf zu zeigen und für den Bildungs verband der Deutschen Buchdrucker. Otto Schwachenwaide, Stettin 29. Jahrgang Heft G Juni 1932 Ständige Beilagen: Der Phetotypograph Das Fachschulwesen im Buchdruckgewerbe Der Sprachwart Aus dem Inhalt dieses Heftes Zweck und Ziel der praktischen Arbeitslosenkurse 107 Verschiedenartige Gestaltung der Visitenkarte .. 108 Wochenendkursus in Liegnitz 108 Rechtschreibungs-Fortbildungskurse 109 Fördert die Erwerbslosenschulung 111 Ein Schriftkonstruktionskursus in Darmstadt... 112 Schriftmischung und Schriftgefühl 113 Der Storchen Schnabel 114 Die Zunge im Schiff 114 Ein Speisekarten-Wettbewerb 115 Grundsätzliches zurFrage der Erwerbslosenkurse 116 Berichte aus den Ortsgruppen 119 Beilage „Das Fachschulwesen“ Vorstandssitzung des Reichsvereins der Lehrer für die graphischen Gewerbe 121 Kleine Mitteilungen 122 Beilage „Der Phototypograph“ Auswertung der Werksaufnahmen 21 Die Photographie als Illustration 23 Was man vom Blitzlichtpulver wissen soll 24