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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.09.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-09-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189109272
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910927
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910927
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-09
- Tag1891-09-27
- Monat1891-09
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.09.1891
- Autor
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Äbonnemextsprkld Io der Hauptexpedittou oder den tm Stadt bezirk und den Bororlen errichteten Aus gabestellen abgeholt: vierteljährlich.44 KO. oet zweimaliger täglicher Zustellung ins Haus 4i 5ckO. Durch di« Post bezogen sür Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich 4l 6.—. Direct« tägliche tbreuzbandjeadung ins AuSIaud: monatlich S—. DI« Morgen-Ausgab« erscheiat täglich 6 Uhr, di« Lbeud-Lutgabe Wochentag« 5 Uhr. LeLirtilm »ad LrpekMr«: I»h«»»e«,ass« 8. Dt» Expedition ist uauaterbroche» ge» «-»et »ou jrüh 8 bi» «beud« 1 Uhr. Filiale«: vtts Me»«'» Eorttm. (Alfred Haha), UniversitätSstratze 1« LoulS Lösche. KaHartneustr. Ich pari, uud Köuigsplatz 7. Druck und Verlag vou E. Poll in Leipzig. UchriM JnsertionsPreiS Morgen-Ausgabe: di« bgespaltene PeMe »eile 20 R e c l a m e n unter dem Redaktion«» strich («gespalten) 50^. vor den Familien» Nachrichten (6 gespalten) 40^. Abend-Au-gad«: die 6gespalt»ne Petitzeilo 40/^.Reclameu unter dem Redactionsstrich («gejpalten) 1 4l, Familiennachrichteu und Anzeigen verlorener Gegenstände l6gespalten) 20 ^ Gröbere Schriften laut unserem Prei«» verzeichaib- Tabellarischer und Ziffernsah »och höherem Tarif. Anzeiger. SW» I», M»,SmlMP«, Extra-Beilage« (gesalzt), oor mit der Marge».Lutgabe, ohue SL-. «tt Armahmeschluß fir Inserate: Bbend-AuSgabe: BonnittagS 10 Uhr. Morgen-AuSgabe: lliachinittag-t 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh 9 Uhr. Bei de» Filialen und Annahmestelle» je ein» halbe Stunde früher. Inserat« siud stets an dt« Expedition zu richte». ^ 2S2. Sonntag den 27. September 189l. 85. Jahrgang. Im Interesse rechtzeitiger und vollständiger Lieferung des Leipziger Tageblattes wolle "laltd^ ^^"lelmnt b g ' jNpmttkrlphN sÜt zwkilNalige« tägliche« Zillptigeti Der Abonneuientspreis beträgt wie bisher pro Quartal 4 MI »O -Pf«, 5 MI. 80 Pf., durch die Post bezogen 0 Mt. In Leipzig nehmen Bestellungen entgegen sämmtliche Zeitungsspediteure, sowie 8 die Hauptexpeditiorrr Johannes^ffe 14 und König P ? ^ < -i- Filialen- Katharinenstratze^o ^ . Ferner kann in nachfolgenden Ausgabestellen das Leipziger Tageblatt zum Preise von 4 Arndtstraste 3» Herr L. 0. Kittel, Colonialwaarenhandlung. F Beethovenstrahe 1 Herr I'keoü. 1'eter, Colonialwaarenhandlung. Brühl 8V (Ecke Gocthestraste) Herr Herrn. Aletwke, Colonialwaarenhandlung. Frankfurter Strafte 11 Herr krn^t liros, Colonialwaarenhandlung. Ätarschnerstraste N Herr kau! Zelireiber, Drogengeschäft. Nürnberger Strafte 43 Herr Ai. k ^.ibreeilt, Colonialwaarenhandlung. Colonialwaarenhandlung. Peie-skirchft°s SH--- « Packhofstrafte 1 Herr Ll. II. 8ellröter, Cigarrenhandlung. Zcitzer Strafte »S H-rr V. Lkster. Cigarrenhandlung. iftsches Gahchen v ^ i?,»LeimLini, Colonialwaarenhandlung. Ranstädter Steinweg 1 Colonialwaarenhandlung. Schütz-nftr-z-» H-» cnh°ndlm>,^ NstÄr -^»liner S-rav-i Herr 6. 1-wfte. L°l°malw°ar-nh°ndlnng. in Anger-Crottendorf Herr ködert 6reiner, Zweinaundorfer Straße 18. Herr Lervd. Thonberg Herr R. llllntsed, Reitzenhainer Sttaße 58. k L - . ReLmtz Hm Leipziger Stt-b- s. Amtliche Bekanntmachungen. Oeffeutliche Sitzung der Stadtverordneten «1M»»ch. de« 30. September 18SI. Abends «'/. Uhr. t« LttzungSsaale am Naschuiartte. Tagesordnung: I. Wahl der vou dem Collegium zu ernennenden Mitglieder in de» gemischte» Ausschuß für die diesjährig« Stadtverordneten, wähl. II. Bericht de< Finanzausschusses über: n. Einstellung von 1000 ^l für die Klcinkinderbewahranstalt in Leipzig-Conne- wiy und 100 sür die Vvlksbiblioihck daselbst in Conto 7 des diesjährigen Haushaltplanes: d. die Rechnung des Leib- Hause- und der Sparcasse auf das Jahr 1890; e. die Rech, nung über Einnahme und Ausgabe bei Verwaltung dcr Sparcasse zu Leipzig-Eutritzsch im Jahre 1890; <>. die Rech nung der Sparcasse zu Connewitz auf das Jahr 1890; e. die Rechnung der Sparcasse zu Plagwitz auf das Jahr 1890. Hl. Bericht des OekonomieauSschusjcs über Ausnahme der Schleußenwässer der politischen Gemeinde Stötteritz in das städtische Schleußennetz. IV. Bericht des Oekonomie- und Finanzausschusses über: a. lieber- Wölbung dcr Rietzschke entlang des Penndorflschen Grund- stücks in Leipziu-Anger-Crottcndorf, d. Herstellung einer Strecke der Braustrabe uud der verlängerten Kurz« Straße in Leipzig-Gohiis. V. Bericht de- Bau- und OekonomieauSschusseS über: a. Fest- stellung eines Bebauungsplanes für »inen Theil der Flur Leipzig-Eutritzsch und Leipzig-Gohlis: l>. Feststellung eines Bebauungsplanes für den Sladttheil Sellerhausen, o. Flucht- Ituien-Festslellung sür verschiedene Straßen in Leipzig. Lindenau, ck. Anlegung einer neuen Straße zwischen der Zschocherschen und Kirchstrabe in Leipzig-Plagwitz, o. Fest stellung der Fluchtlinie der Poslstraßc zwischen dcr Merseburger Straße und der Thüringer Eisenbahn in Leipzig-Lindenau. VI. Bericht de» Bau-, Oekonomie- und Stiftungsausschusjes über: Entschädigung des von dem Grundstück der Firma: C. R. Röder zu der Straße 8 des Reudnitzcr Bebauungsplanes ab- zutretendcn Areales. VH. Bericht des Bau-, Oekonomie- und Finanzausschusses über: u. ein Abkommen mit Herrn Reichsgerichlssecrctair Witt in Leipzig-Gohiis wegen eines Arealaustausches bez. Entjchädi- gung des von demselben von der Schillcrstraße in Leipzig. GohliS zu erwerbenden Areales; d. regulativmäßige Eni- schädigung des von dem Köster'schen Grundstücke zur Lützcncr Chaussee in Leipzig-Lindenau abzutreicndc» BrcaleS; c. rcgu- iativmäßige Entschädigung des von dem Müller'schen (Grund stücke an der Thercsienstraße in Leipzig-Eutritzsch zur Straße abzutretenden Areales. Vm. Bericht des Bauausschusses über: ». Nachverwilligung zu Pos. 130 deS Haushaltplan-Nachtrags über die Volksschulen der am 1. Januar 1891 einverlcidten Vororte; b. Aus- sührung von Arbeiten wegen Einführung vou Wasserzählern im hiesigen Krankenhausarundstücke. Bekanntmachung. In dem der Stadtgemeinde Leipzig gehörigen Eckgebäud« au der Markthalle find folgende Miethräume. als 1) das an der Briidcrstraße gelegene Verkaussgewölbe X von 37,74 qm Flächengehalt mit einem Nedenraum von 17P0 qm und einem tm Kellergeschoß unter dem Gewölbe befindlichen Lagerraum von 36,10 qm, 2) da- an derselben Straße gelegene Verkaussgewölbe 8 von 3L.1S qm Flächengehalt mit einem größeren Nebenraume von 15P0 qm und einem kleineren von 2,35 qm, sowie einem im Kellergeschoß unter dem Gewölbe befindlichen Lagerraum von 21,70 qm. S) das an derielben Straße gelesene Verkaussgewölbe 0 von 32,10 qm Flächrngehalt (ohne Nebenraum) mit dem darunter im Kellergeschoß befindlichen Lagerraum von 21.70 qm, 4) das an der Ecke der Brüder- und Kurpnnzstraße gelegene Berkaussaewülb« v von 56,30 qm Flächengehalt (ohne Reden- raum) mit dem darunter im Kellergeschoß befindlichen Lager- raum vou 45,50 qm, L) die im II. Obergeschoß nach der Brüderstraße r« gelegene Wohnung, bestehend aus einem Salon, 1 einsenslrigen uno 3 zweifenstrigen Zimmern, sowie Mädchenkammer, Küche, Speisekammer, Bad und sonstigem reictilichei, Zubehör, vom 1. k. Mou. bez. später ab und zwar diejenigen unter 1—4 aus lech- Jahre uud di« Wohnung unter 5 aus drei Jahre und wenn nicht «» halbes Jahr vor dem Bertragsablaus Küadiguug erfolgt, aus drei wettere Jahr« freihändig zu vermielhen. Die BermiethungSbedingunaen liegen aus dem Rathhause, I. Ober- fleschoß, Zimmer Rr. 8, zur Einsichtnahme o»S, auch werde» eben- «lbst Miethgesach« eutgegengenommeu. zig, de» 28. September !8S1. Der »er Et«»t LeiZii«. Bekanntmachung. Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntniß, daß nach -. 3 der Marktordnung sür di« Stadt Leipzig vom 22. April 1891 die Markthalle vom I. Oktober lausenden Jahres an für das Einbringen von Marktgilt in die Stände und sür den Großhandel erst von 4 Uhr Morgens ab geöffnet werden wird, während der Kleinhandel erst um 7 Uhr Morgens beginnen und sonach dem Public»« «st von 7 Uhr ab der Eintritt gestattet werden wird. Vom gleichen Tag« ab wird auch der Großhandel a»f Roß- »»d und Königsplatz erst um 4 Uhr Morgen« beginne». Leipzig, am 23. September 1891. 4M. Der Rath »er Ltadt Leipzig. llr. Georgi. Lrislner. la. Bekanntmachung. Hiermit geben wir bekannt, daß bis auf Weiteres die Anfuhr von Boden und Bauschutt in die zwischen dem Napolconsleine, Südfriedhofe und dcr Hochbehälleranlage des Wasserwerkes uu- mittelbar südlich des Stötteritz-Connewitzer Commumcationswcgcs gelegene Kiesgrube und zwar von eben genanntem Wege, sowie von der neben dem Friedhofswege bereits befindlichen Anschüttung auS gestattet sei» wird. Wir bringen dabei in Erin'ncrung, daß nach den in unserer Be- kanntmachnng vom 29. Mai 1880 sestgeslellten Grundsätzen zu der hier beabsichtigte» Straßenschülliing nur Erde, Sand,. Kies und Steiiiknack, sowie Bauschutt, aus Stein, Sand, Kalkmörtel und Erde bestehend, zugelassen werden können, dagegen insbesondere Kehricht, Scherben, Blcchstücke, Blechwaaren, Gypsslücke. Stroh oder Stroh geflechte, Dünger, Holz, Papier, Asche, Kohlenstaub, Schlamm, Rus, Glas und dergleichen nicht verwendet werden dürfen. Ten Anordnungen des von uns ausgestellten Aufseher- ist i« jeder Beziehung Folge zu leisten. Leipzig, den 24. September 1891. Der Rath Ver Stadt Leipzig. Ia. 5083. vr. Georgi. Rüling. Produktenbörse )n Leipzig. Die Wahl von 3 Mitgliedern in den behuss Einschätzung der Bürsenbesucher zu de» Jahresbeiträgen für 1891 zu bestellenden Schätzungsalioichui; findet Dienstag, den 2». Scptcmbcr d. I., unmittelbar nach Börsenichluß im Borslandszimmcr statt. Näheres erzieht der Börsenanschlag. Leipzig, den 19. September >891. Tie Abgcordnctc» dcr 2 Abtvcilung dcü BörskNvorstaiidcS: F. Schmidt. Georg Schroeder. Louis Steinbrecht. Bleyl, Börseusecretair. Bekanntmachung. Vom 1. Oktober d. I. an wird die Untversttätskinderpolfkltntl (bisher Nürnberger Straße 55) im ncucn kinderkrankrnücuse an der Lststraße (Platzmannstraße) Nachmittags 2—3 Uhr stattfinden. Leipzig, 14. September 1891. «onigl. UniversitätS-ainderpoliMatk. Prof. vr. Heuboer, Director. Steckbrief. Ter unten beschriebene Fabrikarbeiter Johann Georg Montag auS Zappendorf ist, nachdem er wegen schwere, Diebstahl- in Hast genommen war, entwichen. Es wird ersucht, denselben festzunehmeu uud in da« nächste Ge- fängniß abzuliefern. Leivztg, de» 25. September 189l. Der Untersuchungsrichter bei »cm Königliche« Limdaertchte. Burkhardt, L.-G.-Rath. Beschreib» ng: Alter: 23 Jahre, Statur: mittel, Gröge: 1,68 m, Haar«: blond, Stirn: niedrig, schmal, Augenbrauen: blond, Nase: breit, Zähne: vollständig, Gesicht: länglich, Bart: rüthlicher Schnurrbart, Augen: blaugrau, Mund: etwas aulgeworsene Lippen, Gesichtsfarbe: gesund, Kleidung: graubrauner Fiizhut ohne Band, schwarzbraune« Stoffs jaquet, grauschwarz carrirle Stofswesle. schwarzgestreifte, graubraune Beinkleider, rothgestreiile« Barchenlhemd. spitz« Schnürschuh«. Bet der Flucht war der Verfolgt« a» der etae» Hand mit der Kette geschlossen. Die Kellnerin Johanne Cborlotte Hertletn, zuletzt hier auf. bältlich, soll in einer hier anhängigen Straffache gegen da- Dienst» Mädchen Howinka, z. Z. hier in Hast, als Zeugin vernommen werden. e.ie ,c. Her«ein wird hierdurch ausgeiordert, ihre» jetzige» Aus. rnthaltsort sofort anher onzuzeigen Lhemuitz, am 25. September 1891. Der Köut,licke St««t»««w»lt. ve. «o,^ X Königliche Lnuliakademie Mid Knnßgcwcrbc- schiile in Leipsig. druck». Schnsiy'eßcr und Buchbinder^ vcrsnchawetse err,ch,.l werd.n. Der Unterricht findet an zwei Wochentagen AbentzS statt- Anmeldungen nimmt der Unterzeichnete am 2. °nd ^Oktober Abend« zwischen 6 und 8 Uhr und SonaMa de» 4. Octob« «. .wischen 11 und 12 Uhr Vormittags Wächterstrab» U vr. Lud». Ntrprr. «tgegeu. Bekanntmachung. Tie Ausgabe der Karten sür diejenigen Shnagogenplätze, wclchr die bisherigen Inhaber auch sür das kommend« Jahr zu de- halten wünschen, findet ferner ... . i» ,« Sonntag, den 27. September, Bormittags 10^12 Uhr. in der Gemeindekanzlei (Synagogengebäude, 1 Treppe) statt, UNS zwar bleibe» Ste Plätze Vcn bisherigen Inhabern nur b,S Sonntag, den 27. September. Mittags 12 Uhr, re,krv»rt. Urber dte bis z» diesem Zeitpunkt nicht abge-olte« Karte« wird anderwritig versügt. . . Wir bitten, bei Abholung der Karten die bisherigen Karte« und die diesjährigen Genieindesleuerquiltungea mitzubriugeu. Leipzig, den 24. September 1891. Der v-rfta«d der Israelitischen Religion«,emeinde zu Leipzig. Die Lage -er Türkei. Die Türkei bildet, heute mehr denn je, den eigentlichen Mittelpunkt der politischen Lage. Als Frankreich noch un abhängig von Rußland seine Ziele auf dem Gebiete der aus wärtigen Politik verfolgte, war zwar schon die Rücksicht nahme dieser Macht aus die russische Orientpolitik erkennbar, aber die Hauptsacke blieb für Frankreich immer das Ver- hältniß zu Deutschland. Hierin ist eine Veränderung seit den Kronstädter Festen eingetreten, Frankreich ver zichtet auf eine selbstständige auswärtige Politik und richtet alle seine Schritte so rin, daß sie sich genau mit den russischen Absichten im Einklang befinden. Diese Veränderung wirkt auf die Türkei zurück und stellt sie vor eine Aufgabe, welcher sie ohne Rückhalt bei anderen Mächten nicht gewachsen ist. Als nächster und natürlicher Stützpunct bietet sich der Türkei der Dreibund dar, die Hilfe, welche von diesem kommt, kann aber immer nur danu eintreten, wenn eine Verletzung dcr Verträge vorliegt, für deren Erfüllung die Mächte deS Dreibundes die Bürgschaft übernommen haben. Die Beziehungen der Türkei zu Ruß- lanb sind aber so geartet, daß e« auch viele Angelegen- heilen zwischen beiden Mächten zu regeln giebt, welche ohne Zuziehung anderer Mächte geordnet werden können und müssen. Eine solche Angelegenheit ist die Dardanellenfrage, weil die Behandlung der russischen Schiffe stet- abweichend war von deriemgcn, welche die Schiffe anderer Mächte erfuhren, und weil die Bestimmungen des Pariser und des Berliner Vertrages «Lpielraum genug für Sonder-Abmackungen zwischen Rußland und der Türkei gewähren. Als die Weltmächte England und Frankreich noch die Politik befolgten. Rußland Meere auSzuschlicßen, und als sie noch die Macht dazu besaßen, wäre allerdings eine Uebereinkunst nicht aeduldet worden, wie sie neulich -wischen Rußland und dcr Türke, über d.c Durchfahrt russischer Schiffe durch die Frankreich gegen Rußland, sondern Rußland und der Sins?euM ru'ammenstehen. Deshalb ist auch der Einspruch England« gegen das neue Uebrreinkommrn von aussichtslos und unwirksam gewesen. Mit T rötesten und Unterhandlungen kommt England in diesem Falle um keinen Schritt weiter. Wenn ,hm da» Ueb» 7- kommen zwischen Rußland und der Türkei nicht vafit dann Benutzung dcr Umstände gerichtet gewesen bis zum Jahre 1877, in welchem ein gewaltsamer Versuch zur Eroberung KonstantinopelS gemacht wurde. Seitdem ist Rußland zu seiner von 1856 biS 1877 befolgten Taktik deS Zuwarten» zu- rückgekehrt uud wird diese erst ausgcben, wenn eS sich zur Entfesselung eines europäischen Kriege« stark genug fühlt. Dieser Augenblick scheint doch noch in einer unbestimmbare« Zukunft zu liegen trotz der ungeheuren Vermehrung der russischen Armee und trotz der jüngsten Annäherung a« Frankreich. Die Türkei ist seit dem letzten russisch-türkische« Kriege darauf angewiesen, den Widerstreit der Interessen bei den Großmächten zu ihrem Vortheil auszunutzen, bald in Ueber- einstimmuag mit den Unterzeichnern de« Pariser und Berliner Frieden« zu handeln, bald da, wo cS angebracht ist, selbst ständig vorzugehenDund diejenige Festigkeit ru zeigen, welche der Sicherheit des Entschlusses und dem Gefühl der Kraft entspringt. Der Schuldner ist stets vom Gläubiger abhängig, und in diesem Falle befindet sich die Türkei Rußland gegenüber. Sie ist nicht im Stande, die ^Kriegsentschädigung ,n der Höbe zu zahlen, wie es der Berliner Vertrag Nuß land gegenüber erheischt. Das wirkt nicderdriickcnd auf die Türkei, aber doch nicht in dem Maße, daß sie dadurch in der Freibeit deS Entschlusses gehemmt würde, im Gegentheil hat der Sultan darin einen Grad von Festigkeit und Folge richtigkeit bewiese«, der mit Recht di« allgemeine Bewunderung erregt. Mit einem Gegner von den Charaktereigenschaften Abdul Hamid'S verhandelt man ganz anders als mit einem Despoten, welcher seine Stellung lediglich al« eine Vollmacht betrachtet, seine Unterthanen za drücken und sie seinen persönlichen Absichten dienstbar zu machen. Abdul Hamid wird von allen europäischen Mächten ernst genommen, man achtet ihn und schenkt seinen Bemühungen, den seiner Leitung anver trauten Staat zu reorgauistren und ihn als gleichbe rechtigte« Glied dem übrigen Europa einzufügen, die gebührende Aufmerksamkeit. AuS diesem Grunde wird auch die russisch-türkische Uebereinkunst in der Dardanellen- Frage nicht als «in Act der Schwäche der Türkei, sondern als eine wohlerwogene und selbstständige Handlung de« Sultans aufgefaßt, welche dazu bestimmt ist, da« Land vor stärkeren Erschütterungen zu bewahren. Die Türket besitzt in der Besetzung Egyptens durch Eng land eine Waffe gegen diese Macht, welche ihr gestattet, da« Maß der Zugeständnisse, welches sie Rußland gewähren will, auS eigener Veranlassung zu bestimmen. Die Nube und Besonnenheit, mit welcher alle Entschlüsse Abdul Hamid S gefaßt werden, bürgen dafür, daß sie nicht die Eingebungen deS Augenblicke- sind, und daß sie nur einem wirklichen und für die Dauer wirkenden Bedürfniß entspringen. Der Miuisterwechscl, welcher anfänglich so großes Äufsebcn erregte und die Besorgniß erweckte, als sei das moralische Gleichgewicht Abdul Hamid'S erschüttert, hat, wie wir das sogleich voraussetzten, kein Shstcmwechsel zur Folge gehabt, die türkische Politik ist dieselbe geblieben, die sie vorher war, die Politik Abdul Hamid'S, nicht eine« schwankenden, von seinen Untergebenen abhängigen Charakters, sondern die wohlüberlegte Schlußfolgerung au« den bestehenden Ver hältnissen. Die Diplomatie der Gegenwart beruht nicht wie die der Verganaenheit auf der Fähigkeit, die Gegner und Nebenbuhler aus politischem Gebiete irre zu führen, sondern auf der richtigen Beurtbeilung der Sachlage bei Verfolgung von Zielen, welche de» Beifalls der öffent lichen Meinung sicher find. Leider sind wir noch nicht auf dem Standpunct angelangt, daß für diese Ziele allein die Gesammtwohlfahrt dcr Menschheit maßgebend ist, aber wir nähern uns der Richtung, wo der Standpunct zu suchen ist. Abdul Hamid ist von dem Geiste echt christlicher Humanität beseelt, obwohl er als Mohammedaner an der Spitze eine» mohammedanischen Staat-Wesen- steht, er ist der Aufrecht» erhaltung de« Frieden« geneigt, wie er da- Beste der seiner Herr schaft anvertrauten Unterthanen wabrzunehmen bestrebt ist. Er ist in einer schweren Zeit zur Regierung gekommen auS Verhältnissen, welche ihn dem hohen Beruf eine« absoluten Herrscher« stet» fern gehalten hatten, aber er hat sich in der Schule de-Unglück« für seinen schweren und verantwortlichen Beruf entwickelt und der Sache des Frieden« unschätzbar« Dienste geleistet. WaS Abdul Hamid zu bedeuten hat, wird annäherod klar^ wenn mau sich vorstellt, wa« «in Ränke schmied orientalischer Art oder «in Lüstling statt seiaer auf dem Throa für U-glück angrstiftet habe« wtird«. * '
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