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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.09.1891
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-09-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18910930025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891093002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891093002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-09
- Tag1891-09-30
- Monat1891-09
- Jahr1891
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WM zm Lchmn TiMiitt Mi! AiiMr Nr. M, Mtwoch, M. ZeMer INI. <Meii>>-?l»Vl>e.) Golin'S Schwert. Don Gustav Äaegeler. N-chtruS »erdoten. An einem Frühling-morgen de-Jahre« 1849 lenkten vier deutsche Ordensritter ihre wegmüden Rosse aus einem Walde auf die frei« Straße hinaus, welche in geringer Entfernung den Uferbuchtungen de» Frischen HaffeS s^gte. Ein kühler Morgenwind trieb breite schaumgekrönte Wellen zum Lande und ließ die weißen, das schwarze OrdenSkreuz tragenden Mäntel der Ritter lustig flattern. »Mein Rappe versucht wahrhaftig zu grasen und scheint jeden Augenblick Lust zu haben, in den Vorderfrffeln zu- sammenzubrrchrn. Ich denke, Golin, wir rasten. Nicht unsere Rosse allein, auch wir sind hungrig und milde." Bertholv von Koben»!! spricht eS, der, hinter dem Genossen herreilend, den Kops seines prächtigen SchlachtrosseS immer wieder ge waltsam in die Eankare nehmen muß, wenn das sonst so stolz rinherfchreitende Thier ihn tief auf den Boden streckt, um in da- saftige GraS de- Wegrandes zu beißen, da es augenscheinlich seinen Hunger nicht mehr zu bewältigen vermag. „So nah« meiner Burg noch rasten? Doch — fragt Dhwell und Stobemehl!" „Laßt uns rasten !" sagt nun auch Dhwell. „Wir kommen früh genug »ach Konoweidet, — zudem ist« hier ein treff licher Ort zum Lagern!" und der hagere Ritter schwingt sich als Erster von seinem Roste. Dann läßt er seine Blicke voller Bewunderung umherschweifrn. Ucbrr den in traum hafte Ruhe versunkenen dunklen Fichtenforst zur Linken liegt blauer schimmernder Duft, rur Rechten gleiten über die lriie rauschenden Wogen die ersten Strahlen der siegreich die Nebel bekämpfenden Sonne.... „DaS wird ein prächtiger Tag heute!" meint Dhwell, als er sich zu den Brüder» lagert, welche bereit« dem ein fachen Mahle tapfer zusprechen und den Humpen fleißig kreisen lasse». Stobemchl blickt ihn sinnend an. „Schon mancher Ritter sagte daS am Morgen . . . und am Abend färbte sein Blut die Erde . . ." Dhwell lacht und auch Kobenzell stimmt laut mit ein. „Wahrlich", spricht der Letztere, „wenn man Dich sprechen hört, sollte man glauben, wir wären erst im Begriff, gegen die Litthauer zu ziehen, nicht, daß wir von einer siegreichen Hridenjagd kommen und viele Schätze erbeutet haben! „Stobemehl siebt etwa« schwarz", greift jetzt auch Golin in daS Gespräch ein, „aber er hat nicht so ganz Unrecht. Unsere Feinde sind im plötzlichen Ueberfall schon manchem der Ordensbrüder verderblich geworden, tritt dann «in« Verfolgung ein, so finden sie in Wäldern und Sümpfen für uns unzu gängliche Schlupfwinkel . . . Die Namen eine- Gcdinis, Olgierd, Kynstutte und Vatirke erwecken nur zu sehr die Er innerung an derartige, für den Orden unglücklich verlaufene KampfcSzüac . . ." „Das KriegSglÜck wendet sich", giebt Dhwell zurück, „dennoch ist es nn Ganzen unseren Waffen günstiger, als denen der Heiden. Oft aber hing — und ein bewundernder Blick trifft die Heldengestalt Golin'- — die Entscheidung von Deinem wunderbaren, im Glanze der Edelsteine schimmernden Schwerte ab, daS in Deiner kraftvollen Hand ein Schrecken der Litthauer wurde!" „Ein Schrecken der Litthauer sind Eure Schwerter auch", giebt Golin zurück. „DaS Schicksal nur, welche- diesem Heidenschwerte widerfuhr, ist eS, was unsere Feinde mit Ent setzen seiner gedenken laßt. Der Gedanke, daß da- Schwert ihre- eigenen Fürsten eS ist, welches die Reihen der Ihrigen lichtet ... das Niederdrückendste des Umstandes, daß auf dem Schwerte des grimmigsten Christenhassers Khnstutte der Schlachtruf unseres Ordens erglänzt — aus denselben Edel steinen zusammengesetzt, mit welchen litthauische Hände da- Schwert ihre- Fürsten schmückten ..." „Daß Du Dich mit dem Schwerte begnügtest . . . und nicht den Khnstutte zu Deinem Gefangenen machtest, als Du ihn in Deiner Gewalt hattest!" meint Kobenzell, während er da- prächtige Schwert Golin'S betrachtet und seine Blicke lange an dem au- den kostbarsten Steinen gebildeten „Hilf, Maria!" weidet. Stobemehl giebt ihm die Antwort. eben sagst, daß Du den nicht zu Deinem Gefangenen machen wolltest, dem Du daS Leben gerettet! Alle Ordensbrüder, Comthur und Großgebietiger, sind seitdem Deines Lobes voll, und der Hochmeister gar bat Dich als ein leuchtendes Bor bild hohen ritterlichen HcldenthumS hingeslcllt!" „So ist es!" bestätigt leuchtendes Blickes Dywell, während Kobenzell überrascht fragt: „Du. Golin, rettetest Kynstutte da- Leben —?" Golin nickt mit dem Haupte. „Aus dem Getümmel de- Kampfe« heraus, waren wir abseits an einen Sumpf ge- rathen. In dem Augenblick, wo ich einen Hieb wider Khn stutte führen will, wendet er sich blitzschnell zur Seite. Der Hieb trifft daS Pferd und läßt es, seinen Reiter abwcrfeud, wild davoneilen. Khnstutte erhebt sich und kämpft zu Fuß wie der Tapferste» Einer. Da stolpert er, fällt und versinkt bi- an den Hals in den Sumpf. Mühsam zieh' ich ihn hervor. „Dein Schwert", sprach ich zu ihm, — er reichte cs mir schweigend. Dann zeigte ich ihm einen Weg zur Flucht, und er eilte mit Gruß und Dank davon. DaS Schwert de« Heidenfürsten aber hat mir bis auf den heutigen Tag gar vorzügliche Dienste . . ." „Weißt Du aber auch, Golin, welch' furchtbare Mär man in Litthauen um Dein Schwert gewoben hat...?" Stobemehl spricht eS wcbmüthig sinnenden Blickes. „Vieles hörte ich, — lege aber kein Gewicht darauf!" giebt Golin lächelnd zurück. „WaS aber immer wieder aus den Grenzgebieten in das Orden-Iand dringt und mich mit trüben Gedanken erfüllt, ist die Kunde von der Prophezeiung der weisen Frau der Litthauer, wonach Dein Schwert nicht mehr siegreich sein wird, sobald^ Du einen der Unsrigen damit getödtet hast..." „Stobemehl!" sagt Dhwell, sich behaglich in da- weiche Gras streckend, „wir sind Alle müde ... Im Remter zu Konoweidet, hinter einer gefüllten Conventskannc kannst Du morgen weiter erzählen . . . jetzt laßt unS schlafen . . ." Lesse rauschen die Wasser des Haffs, über deren schillern den Spiegel ein Fischadler langsam seine Kreise rieht . . . wie ein heiliger Friede ruht's auf der sonnigen Uferland schaft, über die hinweg die schweigenden Wälder ernst die harmlos spielenden Fluthrn grüßen . . . Schlummernd liegen die Ritter in der Nähe ihrer weidenden Rosse >m Grase. Mächtig funkelt Golin'« Schwert in den Strahlen der Sonne: „Hilf, Maria!" . . . « a Schwarze Wolkenmassen verhüllen die Sonne, einem unheimlichen düstern Schweigen folgt das Heulen de« Sturme«, welcher wüthend da- Haff peitscht und die gischtgrkrönten Wellen hoch zum Ufer hinauf jagt. Acngftlich wiehern die Rosse der Ordensbrüder — ein laute- Echo im nahen Walde weckend. Golin hört diese- Echo. Blitzschnell springt er aus, und während ein donnernde- »Hilf, Maria!" die Genossen ans dem liefen Schlummer ausschreckt, hat er gerate noch Heit, nach Helm, Schwert und Schild zu greifen, — da stürzen auch schon zwanzig Litthauer mit wildem Geschrei Heran, wüthend Uber da- Mißlingen ihre« Plane», der eine völlige Ilcbcr- rumpclung der Ritter und deren Gefangennahme bezweckte, — deshalb auch waren sic im Walde von ihren Nossen gestiegen und zu Fuß berangcschlichen. Heiß entbrennt der Kampf. Rasselnd und schmetternd dringe» die Kämpfenden gegen einander vor. Schallend fallen die Schwerthiebe der Litthauer auf die Rüstungen der Ritter, besonders auf Golin dringt die Hälfte der Feinde ein und er 'at einen gar verzweifelten Stand. Aber er kämpft hcldcn- ast. Sausend durchfährt sein Schwert die Lust und iminer wieder klingt sein jauchzender Kampfe«ruf „Hilf, Maria!" wenn hier ein Litthauer mit zerschmettertem Arm, dort ei» Anderer mit durchbohrter Brust, ein Dritter mit gespaltenem Schädel zurücksinkt . . . aber ein SchmerzenSlant entfährt seinen Lippen, als er aus seine Genossen blickt. Dhwell und Kobenzell halten in der Eile nur ihre Schwerter ergreifen können, sie kämpfen ohne Schild, Helm und Bisir und bluten bereits auö zahl reichen Wunden . . . aber Stobemehl, — der Aermste kann kein Schwert gegen die Feinde schwingen, weitab hat man ihn gedrängt von dem Platz, wo eS liegt . . . seine ganze Gewandtheit muß er anfbieten, um mit seinem Schilde die Schwerthiebe der Litthauer aufzufangen. Kaum sicht Golin die bedrängte Lage de- Freundes, so bahnt er sich, furchtbar mit seinem Schwerte wüthend, einen Weg zu dem fast Wehr losen. Jetzt ist er in seine Nähe gelangt. I» diesem Augenblick wird Stobemehl von einem riesigen Litthauer be droht; weitaus holt Gobin zu einem gewaltigen Schwcrtbieb, — da springt der Litthauer zur Seite und tief spaltet Golin'S Schwert Stobemehl's unbedecktes Haupt. Wie ein Rasender kämpfend, bat Golin die letzten Feinde erschlagen, verwundet oder zur Flucht getrieben ... jetzt herrscht Grabesruhe auf der weiten Haide und dir düsteren Wälder winken einen schaurigen Todesgruß. Zwölf Litthauer sind den Schwerte» der Ritter erlegen — aber da liegen auch drei tapfere Ordensbrüder im Gra>e und ihr Blut mischt sich mit dem der Feinde. Dhwell und Kobenzell sind ihren zahlreichen Wunden erlege», die Schwerter lind den nervigen Fäusten entsunken und bleichen Antlitze- liegen die Todten da — da deckt auch noch ein Dritter den Boden, auch ein Tapferer — aber erschlagen von Freundes hand . .. Winrich von Stobemehl... Stieren Blickes, die Züge deö Antlitzes verzerrt, schaut Golin auf die Leiche des Freundes . .. Schwer stützt sich die Heldengestalt auf da- mächtige Schwert... Weit nach Westen ist die Sonne gesunken, hinter Wolken schleiern blickt sie schüchtern hervor... lieber GolinS' Wange rinnt eine Thräne. Ein letzter Strahl der zur Rüste gehenden Sonne reißt ihn aus seinem dumpfen Hinstarren. Eilig gräbt er ein Grab, weit genug, um die drei Tapferen zu bergen, um florten AugeS und mit zitternder Hand fertigt er ein kleine- Kreuz, das er in die Erde treibt, — dann kniet er auf dem Grabe nieder und betet ... Schon senden die ersten Sterne ihr bleiches Licht auf die Erde, da erst schwingt sich Goliu aufs Roß und sprengt in die Nackt hinein.... » * « Im Remter zu Konoweidet sitzt Golin auf der breiten Steinbank und blickt durch da« hohe Spitzboaenfcnster trüben Sinnes in die kapornische Haide hinaus. Weit nach Nord osten wendet er den Blick, dorthin, wo sein scharfe- Auge den Spiegel des Frischen Haffs erkennt, — dort, dort auf der Ufcrhöhe in der Nähe des Waldes hat er seinen treuesten Freund erschlagen, — dort hat er dem tapferen Stobemchl das Haupt bis zum Halse gespalten ... Hastig erhebt er sich von der Bank, schweren Schrittes durcheilt er den weiten Remter. Unheimlich ballt es und schallt eS in den öden Räumen, — hier hatte er mit den Tapferen zu zechen gedacht, hier hatten sie sich ihre Abenteuer erzählen wollen, — ach, sie liegen alle unter dem kühlen Rasen, — und den Einen, den Edelsten davon — er hat ihn selbst erschlagen ... Ein leises Aechzen tönt auS der Brust des Helden — dem der weile Remter plötzlich wie eine enge, düstere Gruft erscheint Wieder brausen die ^Zellen des Frischen HaffeS in toller Erregung zum Ufer. In wilder Hast jagt der Sturm die Wolken am Firmament dahin, er peitscht daS Wasser und fährt heulend durch die Wälder. lieber die Haide tragen flüchtige Rossehufe Golin, den Helden, zum Ufer. Jetzt hält er sein Roß an und springt zur Erbe. Als er Helm und Panzer gelöst und inS GraS geworfen, schreitet er langsam gesenkten Hauptes zu der Stelle hin, wo ihm das von seiner Hand errichtete Kreuz daS Grab der Ordensbrüder zeigt. „Die Sonne hat keinen Glanz, die Erde keine Freuden mehr für mich, seit ich Dick, Stobemehl, Dich, den tapfersten, edelsten Ordensbruder erschlagen. Hier an Eurer Seite, Ihr Helden, mög' mir im Tode die Ruhe werden, die ich im Leben vergeblich suche! Aber mein Schwert", — er blickt niit unendlicher Wcbmuth auf die entblößte Klinge — „es soll fürderhin kein Blut mehr vergießen, Stobemehl, nachdem es Deines und meines vergossen . . ." Schon hat sich Golin die Todeswunde bcigebracht, aber mit gewaltiger Kraft rafft er sich noch einmal aus und zerbricht das mächtige Schwert in seinen Händen, — dann schleudert er die Thcile weit in das Haff hinaus . . . Ueber Berge und Thäler ist der Sturm enteilt. Die Wälder sind wieder in tiefes Schweigen versunken und die Wasser de- Haff» glatten sich. In den schillernden Spiegel der weiten Wasserfläche taucht jetzt der Mond sein klares Silberlicht, — er verklärt mit seinem Zauber die stille Ufer landschaft, — er gießt auch seinen heiligen Frieden über Golin'S Grab. Das Stlldtlhkater zu Leipzig. Soeben erschien „Das Stadttheater zu Leipzig" Statistik vom Tage seiner Begrüntnng am 26. August 1617 bi- I. April I89l. II. Band. Nack amtlichen Ouellcn bearbeitet von Georg Hermann Müller. Leipzig. Selbst vertag des Verfassers. Die vorliegende Arbeit präsentirt sich cincstheils als die Fortsetzung des im Jahre 1887 bei Duncker L Humblol unter dem gleichen Titel erschienenen dickleibigen Bande-, insofern eS eine Ergänzung des historischen ThcileS in seinen kurzen Angaben über daö Sommcrthcatcr in Gerhard'« Garten 1853 — 1858 unter der Direktion Wirsing sowie seine weitere Darstellung der Tbätigkeil der Direktion Stägc- mann bringt. Auch ein Rückblick auf die Zeit, welche der Gründung des Stadttheaters voranging, gehört hierher; derselbe bringt ein interessantes Verzeichniß der Theater truppen, welche Leipzig früher regelmäßig besuchten. Als eigentlichen Geburtstag de- Leipziger Stadttheaters darf man nach der Angabe des vorliegenden Buches wohl den 26. August 1817 betrachten, an dem am Kopfe deS Theaterzettels zum ersten Male die Bezeichnung „Tbeater der Statt Leipzig" erschien. Die Schaffung de« ständigen Theaters ist den Bemühungen Theodor von Küstner's zu danken, der nach Beseitigung anderer widriger Momente auch das größte Hinderniß zu überwinden wußte, welches der Sicherung einer festen Bühne m Leipzig entgegenstand, nämlich die Zurück ziehung der der Dresdner Hoftheater Gesellschaft ertheilten Er- lanbniß, während der Messen auch in Leipzig zu spielen DiekeS Privilegium siel 1811 und im April 181«» ging die königliche Genehmigung auf eine von KUstner entworfene und von den angesehensten Bewohner» Leipzigs mituntcr- »eichnetcn Adresse rin, in Leipzig ein eigenes, .stehendes Theater zu errichten. Bilden so diese historischen Angaben deS Buches einen werthvollen Beitrag zur Leipziger Theatergeschichle, der auch dem ßroßen Publicum Interesse abgewinncn muß, so enthält der Hanpttheil des Werkes eine Arbeit, die im Wesentlichen für den Fachmann Werth besitzt, die aber diesem die höchste Achtung abgewinncn wird vor dem Bienenfleiß deS Autor-, der hier ein immenses Material zu einer klaren und übersicht liche» Darstellung gebracht hat. Hier bietet Georg Müller auf Grund der amtlichen Unterlagen eine Statistik des Stadttheaters, die sich über etwa 74 Jahre des Bestehens dieses Institutes erstreckt, nämlich seit der Gründung am 26. August 1817 bis zum t. April 189l. Nicht weniger denn 266 Seiten des Buches umfaßt diese mühevolle Arbeit, durch welche alle» Denen, die sich beruflich oder auS Liebhaberei mit den Ver hältnissen deS Leipziger Stadttheaters beschäftige», ein Nach- chlagewerk vo» bauerndem Werthe geboten ist. Die Statistik ist nach drei Gesichtspunkten geordnet. Sie umfaßt ». Ver- zeichniß der Mitglieder mit Angabe de« Ein- und Aus tritts desselben; d. Vcrzeichniß sänimtlichcr Gäste mit Angabe deS ersten Auftretens und der Anzahl der egcbencn Gastrollen; o. Vcrzeichniß sämmtlicher m der Zeit gegebenen dramatischen und musikalischen Werke mit lngabc der ersten wie der letzten Aufführung und mit Hinzu- sügung der Anzahl der Aufführungen. Besonders dieser letzte Thcil bietet natürlich eine Fundgrube interessanter Fest stellungen, da sich die Geschmacksrichtung des Leipziger PublicumS in Bezug auf darstellende Kunst ja zahlenmäßig auS demselben Nachweisen läßt. Ueber SV Aufführungen erlebten nach diesem Verzeichnisse folgende Werke: die Afrikanerin (129), Alessandro Stra- della (87), das Zauber märchen Aschenbrödel (115), Barbier von Sevilla (221), die beiden Schützen (bl), Bekenntnisse" von Bauernfeld (56), Entführung aus dem Serail (58), die Hell'sche Posse „Benefiz-Vorstellung" (65), Bcttelstudent (l50), Der Bibliothekar (5l), Luiiipaci BagabunduS (69), Braut von Messina (55), Bürgerlich und romantisch (57), Lost tüu tutte (54), Zaar und mmermann (17t), Doctor Klaus (102), Doctor eSpe (66), Don Carlos (l2l), Don Juan (247), Donna Diana (93), Dorf und Stadt (8l), Egmont (lOb), Emilia Galotti (61), Euryanthe (75), Äcllini'S „Montechi und Capuletti (79), Faust, I. Theil (>34), Gounod'ö „Faust und Margarethe" (123), Feenyändc (56) , Fest der Handwerker (65), Fidelio (136), Figaro'- Hochze it (177), Fledermaus s88), Der fliegende Holländer (82), Fra Diavolo (113), Freischütz (383), DaS GlaS Wasser (69), Die Grillt (58), Aubcr's „Maskenball" (78), Guten Morgen, Herr Fischer (62), Hans Heiling (1U8), DeS Königs Befehl (52), Die Hugenotten (216), Der Hüttcn- besitzer (73), Johann von Paris (85), Die Journalisten (87), Die Jüdin (90), Die Jungfrau von Orleans (119), Die Karlsschüler (56), Kälbchen von Heilbronn (84), Der Kaufmann von Venedig (94), Krieg im Frieden (80), Kurmärkcr und Pikardc (6l), Kyriy-Pyritz (62), Be zähmte Widerspänstige (92), Lohcngrin (l77), Lucia von Lammermoor (57), Die lustigen Weiber von Windsor (149), ReaimentStocher (153), Martha (200), Meistersinger (80), Minna von Barnhclm (t02), Nacht lager zu Granada (99), Die Nachtwandlerin (71), Nanon (57) , Narziß (54), Nathan der Weise (68), Nvrma (7l), Oberon (206), Shakespeare'S „Othello" (59), Pariser Tauge nichts (51), Postillon von Lonjumeau (105), Prcciosa (74), Prinz Methusalem (59), Prophet (Il6), Puppcnsee (62 l, Die Räuber (95), Reise um die Erde (82), Rhcingold (53), Rienzi (64), Robert der Teufel (105), Robert und Bertram (77), Shakespeare'S „Romeo und Julia" (74), Bellini'S „Romeo und Julia" (80), Roseninüller und Finke (74), Schöne Galatbca (60), Schöne Helena (60), Schwert deS Damokles (53), SommcrnachlStraum «.78), Die Stumme scr(199), Schiller'« Teil (lol), empler und Jüdin (l24), peter von Säkkingen (147), Troubadour (115), Undine (lOO), Veilchenfrcsser (58), Verschwender (93), FieSko (51), Versprechen hinterm Herd (93), Der ver schwundene Prinz (58), Waffenschmied (>lt), Waise a»S Lowood (7l), Wallcnstcin's Tod (63), Wasserträger (63), Weiße Dame (143), Wildschütz (76), Wiener in Berlin (72), Die zärtlichen Berwandteu (76), Zauberflöte (213), Zops und Schwert (7l). Den Schluß des Buches bildet die Angabe von Behörde, Direktion und Personal des Stadttheaters am Tage des Ab schlusscs des Werkes, ferner ei» Verzcichniß der Leipziger Tages Blätter und deren Referenten und schließlich einige nicht uninteressante Angaben über die Stätten, an denen die Lew ziger Bühiicnmitgliedcr untereinander geselligen Verkehr pflegen. Durch die wohlwollende Unterstützung des RathcS der Stadt Leipzig, dem der Verfasser auch diesen zweiten Band gewidmet hat, ist die Drucklegung deS Werkes ermöglicht worden. Wie der Verfasser selbst constatirt, dürfte bei dem zerstreut vorliegenden und durch langen Gebrauch abgenutzten Material eine lückenlose Zusammenstellung bald nicht mehr möglich sein; diese Thatsachc giebt der Arbeit Müllers er höhten Werth und läßt den emsigen Fleiß, der dieses Nach schlagewerk geschaffen, als einen doppelt lobcnöwcrtbcn er scheinen. tt. 8—i. vermischtes. 1t AuS Thüringen, 29. September. Auf der Frött- städt-Frievrichrodaer Bahn verunglückte vor einigen Tagen der Zugführer Linz zwischen Waltershausen und Friedrich roda. Derselbe bemerkte während der Fahrt ein ausfälliges Knistern an einem Wagen und leimte sich de-balb sehr weit auS seinem Coup6, um nach der Ursache zu forschen, dabei stieß er bei voller Fahrt gegen eine Signalstange, stürzte köpf über aus dem Wagen »nd blieb besinnungslos liege». Tie Verletzungen deö Verunglückten haben sich bis jetzt glücklicher Weise als leichtere Contusionen deö Kopse» herauSgcstcllt, so daß eine unmittelbare Lebcnögesabr nicht zu befürchten ist. — In Ilmenau ist vorgestern ein junges Mädchen er schossen worben; heute Nachmittag fand in Gegenwart deS Untersuchungsrichters vom Eisenacher Landgericht die gericht liehe Leichenostnnng statt. D Gera, 29. September. Nachstehenden Erlaß bringt Staatsniinister 1>r. E. von Bculwitz zur öffentlichen Kennt »iß: „Ich vcrwillige au» Anlaß der Geburt Meines geliebten Enkels, des Prinzen Heinrich XI. , die Summe von 30 000.^, welche in den drei LandeStheilcn: Gera, Schlei; und Loben stein EbcrSborf mit je >.), zu woblthätiaen oder gemeinnützige« Zwecke» Verwendung finden soll. Weitere Bcstiuimuiigci darüber bleiben Vorbehalten. Heinrich XIV." Deputirte erschienen waren Die Vorstände mit den Depu Festspiel im Saale de- Etadtparks. --- Hamburg, 29. September. Der Kronprinz von Italien traf beute Vormittag auS Kopenhagen hier ein und wurde aus dem Bahnhof von dem italienischen Gcneral- consul und von den« italienischen Verein auf daS Herz lichste empfange». Der Kronprinz nahm einen prachtvollen ccs -i-a»io«ics «oo-, -Lvmnic von Portici (72), Tannhäus Rossini'S Dell (9lZ, T e Trompeter vonSäkkinc Blumenstrauß entgegen und dankte herzlich für die ihin zu Thcil gewordene Begrüßung. Der Senat hatte dem hohen Gaste eine» StaatSLampfer zur Verfügung gestellt, auf welchem der Kroiiprinj heute Nachmittag in Begleitung deS Senators Sthamcr eine Hasenfabrt bis Blankenese zu unternehmen gekackte. Um 6 Uhr findet zu Ehren des Kronprinzen ein Diner im Zoologischen Garten statt. Für den Abend ist ein Besuch der Oper in Aussicht genommen. Die Weiterreise de« Kronprinzen nach Amsterdam erfolgt morgen Abend über Frankfurt am Main, woselbst der Kronprinz einen kurzen Aufenthalt nimmt. — Hamburg, 29. September. Der Kronprinz von Italien machte am heutigen Vormittag eine Umfahrt durch die Stadt. Nach dem im „Hainburger Hof" eingenommene» Frübstück begab sich der Kronprinz nebst Gefolge in einer Reihe von Equipagen zur Besichtigung der Binnenalstcr und Außcnalster. Unter Andern« wurde auch der Kunstballe ein Besuch abgestattet. Um 2 Uhr erfolgte programmmäßig die Besichtigung des Hafen« und dann die Fahrt nach Blankenese unter Führung des Senators Stahmcr. Da der hohe Gast incognito reist, war von besonderer festlicher Beflaggung der StaatSgebäude, sowie der Hafenanlagen Abstand genommen worden. DaS berrlichstc Wetter begünstigte die Besichtigung der Stadt und Elbpartien. ^Marburg, 29. September. Vor einigen Tage» erschoß der HilfSfm'ster Hoppcl zu Stertzbausei, den schon mehrfach wegen Wilddieberei bestraften Müller Schmidt von Goßfelden im Acte der Nothwchr. Der Förster überraschte den letzteren ans dem Anstande und rief ihn an, das Gewehr abznliefern. Diesem Befehle kam Schmidt aber nicht nach, sondern legte ans den Förster an, welcher ihm jedoch in dielen« entscheidenden Augenblicke durch einen rasch abgegebenen Schuß zuvorkam, der einen tödtlichcn Verlauf herbcisllurtc. r. Tetschen, 29. September. Auf der Station Mittel grund an der Linie DreSden-Bodenbach ist am Sonntag, den 27. September d. I., in der Mittagsstunde eine dort rangirende österreichische Maschine in die Maschine des daselbst haltenden Leipzig-Wiener Schncll- zugS gefahren, wodurch die letztgenannte Maschine, sowie der Tender starke Beschädigung erlitten. Der Locomotivfiilircr und der Heizer des Schnellzugs konnten sich im letzten Augen blicke durch Abspringen vo» der Maschine in Sicherheit bringen, so daß Verletzungen von Personen nicht zu beklagen sind. Literatur. Sternröschen. Großes, romantisckieS staubermärcken in fünf Acten von Margarethe von Witte». Musik von I»r. Tlniion- Wolss. Leipzig, Oswatd Muhe. Tie Tickten» bietet den denlichen Bühnen in ihren, „Sternrösche»" ein romantisches Märchen in« Stile Raimund'». Die Märchendichtung wird immer vom gute» und bösen Priiictp, von Ormuzd und Ariinan, beherrscht. Auch in dem roinanttjchen Märchen von Margarethe v. Witte» stehen sich „Sternröschen" und „Schivarzbärchen" gegenüber, wie die Go'.ü- maric und die Pechmarie, wie Aschenbrödel seiner stolzen, bofsährtigen Schwester und wie Schneewittchen der eitlen Königin. Sternröschcn ist von ibrer Sliesmuiter der Königin Frcdegundc und ihrer Stief schwester Schwarzhärchen dem Untergang geweiht. Aber sie wird durch die Fee Lindenvlüthe beschirmt und am Ende triumphirt, wie in jeder echten Märchendichtung, das gute Princip über das böse. Di« Dichterin bat cs verstanden, dein eigenartigen Märchenstofs drainatischeS Leben zu geben. Tic Handlung wird auf der Bühne Alt und Jung fesseln und der Regie ist reichlich Gelegenheit geboten, ihre Kunst in wirksamer Grnppenbitdung, in prächtigen Bühnen- tableaur. wie sic zu Märchenausiüdrungen gehören, zu zeigen. Tie ganze Märchenpracht wird sich in Dekorationen und Requisiten, in Costümen und Lichtefsccten entfalten lassen. Neben den ernsten, stimmungsvollen Scrncn, die „die Moral von der Geschichte" bilden, ist auch dem harmlosen Humor ein seiner Spielraum geboten, so dost das fröhliche Lachen neben den Tdränen der Rührung siegrein« he- stehe» wird. Tie Musik von 7>r. Thhson-Wolfs ist uns nicht bekannt. Ter Name des Comvonistcn bürgt aber dasür, daß sic den Zauber des Märchens erhöhen wird. Möge dasselbe bald und glücklich die Bühnenprobe bestehen! ü. I'r. » * H In der soeben erschicneiicn siebenten (vorletztenl Abtheilung von Berner, Geschichte de« Preußischen Staates iBerlagsanstait s,ir Kunst und Wiiscnschast vormals Friedrich Bruckinann in München, vollständig in acht Nbtbeiluiigcn ä 2 .O behandelt der Autor in gewohnter klarer Darstellung die Zeit vom Jahre 1816 bi» zum Schlüsse der Regierung Friedrich Wilhclm's IV. In voll- ständig objektiver Weise schiidert er die innere Entwickelung Prenßciw zu einem einheitlichen constitutioncllen Staate und zeigt dabei die bekannte Meisterschaft in der Darstellung innerer Vorgänge in« Staatslcbcn. — Von den Beilagen erwähnen wir zunächst eine» hübschen Farbendruck „Königin Luise von Preußen" nach dem Kupserstick, von L. Buchhorn; von den Vollbildern: „Tie Besreier Europas" von F. G. Wcitsch, „Tie letzten Augenblicke Friedrich Wiihelm'S III." von I. Schoppe, „Portrait König Friedrich Wiihelm'S IV." von F. Krüger, „Die Krönung König Wilhelm'- I. in Königsberg 1861'' von A. F. Menzel, das berühmle Werner'sche Bild „Die Kaiserproclamatio» zu Versailles 1871" Außerdem sind der Abtheilung an Faksimiles beigegeben: „Ter Tagcsbesehl des französischen Eommandanten der Festung Glogau vom 28. Lctober 1813", „Ein eigenhändiger Bries des Kronprinzen Friedrich Wilhelm (IV.) an A. v. Humboldt", die Proclamalion Friedrich Wilhelin'S IV. „An meine lieben Berliner" vom Jahre 1848 i«. a. — Auch die siebente Abtheilung beweist, das; das W rk in seiner Fortsetzung hält, was sein Ansang versprach, daß es ein gediegener Geschichtswerk wird. ** Aus dem Geschäftsverkehr. k Wer hätte nicht schon von all den Besuchern der Leipziger Messe die Tchmiicktvnarcii - Vude von Lpirito Sa» Giorgio aus Mailand gesehen, wer wüßte nicht, daß cs dort tausend und ein Cchinucksache» von den billigsten bis zu den feinsten und werli - vollsten gäbe? Wer jemals dort gekauft hat, weiß diese Quelle zu schätzen »nd bleibt dem Meßgeschäste als Kunde treu. Seit 24 Jahren besuch« Herr Spirilo San Giorgio die Leipziger Messe, 20 Jahre lang befand sich die reizend mit Gemälden ausgesiallele lange Bude auf der Promenade am Museum und 4 Jahre an der Ecke der 13. Reihe aus dein Augustusplatze. Jetzt hat das Geschäi« abermals seinen Stand geändert, um dort so tauge sein Tomicil auszujchlagen, alS Herr San Giorgio aus Mailand die Leipziger Mehc bezieht; die wohlbekannte Schmuckwaarcnbude befindet >>ck> jetzt wieder nus der Promenade zwischen dein Grimmaischen Steinwcg und der JohanneSgasje gegenüber der Flinsch'schen Papierhandlung. Wer also ElivaS von Schinucl- sachen braucht und die italienischen bevorzugt, dein kau» nur geralhen werden, die mit neuem Schmuck an italienischen Ausichleu versehene Bude San Giorgio'S aus Mailand an der gedachte» Stelle auszusuchen. Heim IS van ckor 8oeivnrtv /» Ilumbur^, NM 29. Keptomlior 1891, Kora^ii!« 8 lllie. 8tations-Xame. E-.L liielitUIWI Ull'1 LlLrlcs cken IVivckes. Wetter. ß L. L älnllnirhmora 751 88VV stark bald beäeckt 4- 13 6'bri>>«iua»un>I 746 IV 8«»rm Kerzen 4- 12 »n-cknu 762 81V leinvr Au»; linlb deckeekt 4- 9 Xentubi n-ansei' 7»A 8VV Ici«:r bedeckt 4- 13 K»rl*r»Iie . . 768 ?ti» I)un»t -s- » zV»-l>n,I>'ll 7«>8 «rill vnlkenlon 9 Keonlau . 76« 8VV hioli« bedeckt 4- 12 tzlii!»» 767 0ö>0 inL-nil^ heiter 4- lü V«»»n»°iil>ch» «ed-c«nri Hetnri» IIdt« sin Stellrertutmi, «. «. r»,„ ln sei»»'»- VUr da, rt«„ Proper vr. c>»car V,»I t,
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