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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.10.1891
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-10-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911006024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891100602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891100602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-10
- Tag1891-10-06
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Als vor wenig Tagen die Nachricht auS Stuttgart cintraf, daß die Aerzte des Königs Karl die strenge Weisung ertheill hätten, daß der König von Dedenhausen nach Stutt gart übersicdele und'als gestern und vorgestern die Berichte über den Zustand immer schlimmer lauleien, da lag der Schluss nahe, daß die Tage des Königs gezählt seien, daß seine Auflösung bevorstche. Man wußte zwar, daß der König schon seit Jahren litt, daß er jahrelang sein Winterquartier in Cannes aufgcschlagcn hatte, allein man klammert sich so gern an die Hoffnung, und so glaubte man, daß auch dies mal die Krisis vorübergcbcn werde. Gottes Rath hatte es auderS beschlossen. Heule früh 7 Uhr ist König Karl ver schieden. Die Württcmberger nehmen eine eigenthümliche Stellung in Deutschland ein. Sic sind gute Deutsche wie wir alle, aber sie sind noch ein wenig particularislisch und mebr oder weniger existirt für sie noch eine Mainlinic. Diese gewisse Sonderstellung, welche besonders im Handel und Berkehr sich geltend macht, ist auch der Grund, warum man sich im übrigen Deutschland eigentlich wenig mit Württemberg beschäftigt. Man weiß, daß das Land ein recht gesegnetes ist, daß seine Finanzen blübcnde sind, daß Handel und Berkehr daselbst auf hoher Stufe stehen, aber sonst hört man nickt viel von Württemberg. DaS gleichmäßige staatliche Leben, die glückliche Fortentwickelung dcS Landes braucht keine Aufregung, und da Gutes in unserer heutigen Zeit wenig Beachtung findet, Schlimmes aber nickt zu berichten ist, so bleibt die Rubrik Württemberg in den Spalten der Zeitungen fast immer leer. An diesen glückliche» Verhältnissen bat nicht zum wenigsten der verewigte König Tbcil gehabt. Mil dem Antritt seiner Regierung am 2',. Juni 1864, als er seinem Vater König Wilhelm I. folgte, ist der Monarch immer darauf bedacht gewesen, daß sich seine Württcmberger wobl befinden, daß das kräftige Erwerbsleben deS reichen Landes nickt gestört, sondern gefördert werde. DaS ist ibm in der That gelungen, und mit berechtigtem Stolz konnte der König am 25». Juni 1880 zu seinem 25jäbrigen Negierungsjubiläum schreiben: „Die zablrcickcn Zeichen der Treue und Anhänglichkeit, die bcrzliche Tbeilnahme, welche Mir und Meinem Hause das württembergische Bolk stclS bei frohen und schmerzlichen Er eignissen kundgcgcben hat und welche cS in diesen Tagen wieder in rührender Weise Mir entgegenbringt, werden Mir unvergeßlich bleiben und sind Meinem Herzen woblthuende Beweise davon, daß Mein Bemühen richtig erkannt worden und nickt erfolglos gewesen ist. DaS Glück und die Wobl- fahrt Württembergs wird auch fortan das Ziel Meiner landcsvätcrlichcn Bestrebungen sei». Für Alles, waS Ich während meiner Regierung zu wirken bemüht war, finde Ich den schönsten Lohn in den dankbare» und treuen Gesinnungen Meines Volkes." Und Liebe und Anhänglichkeit bat der König gesunden. DaS zeigten die begeisterten Kundgebungen seines Volkes, und nach dem Jubiläum konnte er daher die schönen Worte sprechen: „Sprichwörtlich ist ja die Treue der Schwabe» und ibrc Anhänglichkeit an das angestammte Herrscherhaus, aber schöner bewährten sich diese Eigenschaften selten als in den letzten Festtagen, deren jeder Uns zahllose Beweise derselben brachte. Glücklich und stolz sehen Wir auf diese Tage zurück, deren Gedächtuiß niemals auö Unserem Herzen schwinden wird." Als Könij^Karl zur Regierung kam, da war die Schleswig- Holsteinische Frage ausgerollt und im Hintergründe drohte der große und dock leider nolbwcndige Krieg um die Bor herrschaft in Deutschland. König Karl stellte sich damals auf die Seite Oesterreichs und die Württcmberger waren voller Begeisterung für den Krieg „gegen den Prcuß". Der Sieg von Köuiggrätz kübltc die Gcmüthcr ab und die verlustreiche Niederlage bei TaubcrbischosSheim am 2 t. Juli führte am 2. August zu einem Waffenstillstand, dem der Friede bald nackfolgte. Aller Groll, der aber, wie auch wo anders, noch iu den Herzen über den Ausgang des deutschen Kriegs übrig geblieben war, schwand, als die Kanonen jenseits des Rheins donnerten. Dem nationalen Aufschwünge konnte selbst der Minister von Barnbüler, der große Verdienste um das Land hat, nicht widerstehen. Als l87l die Wahlen zur Kammer eine überwältigende nationalliberale Mehrheit ergaben, da ging er und an seine Stelle trat Mittnacht, ein Mann, dessen Arbeit eng mit der Regierung König Karl'S verknüpft ist. An seinem Jubiläum schrieb der König an den Minister präsidenten von Mittnackt, daß sein Name mit allen Hand lungen seiner, des Königs, Regierung eng verknüpft sei, der selbe sei ihm seit langen Jahren der treueste und umsichtigste Bcrather gewesen. König Karl war am 6. März 1823 geboren und vcr- mählkc sich am 13. Juli 1848 mik der am l l. September 1822 geborenen Großfürstin Olga, einer Tochter deS Zaren Nicolauö I. Kinder sind nicht verbanden. Die Thronfolge gebt auf Prinz Wilhelm, einen Großneffen des verstorbenen Königs, geboren 25. Februar >848, über. Der jetzige König Wilhelm war mit Prinzessin Marie von Waldcck vermählt, »ach dem Tode seiner ersten Gemahlin hcirathcte er 1886 die Prinzessin Ebarlotte von Schaumburg-Lippc. Die zweite Ehe ist kinderlos, auS der ersten Ehe entsprang Prinzessin Pauline, geboren 10. Tccember 1877. König Wilhelm ist ebenfalls bei seinem Volke beliebt und daS Altentak, welches am 20. October 1880 gegen ihn be gangen wurde, war, wie sich berauSstelllc, auf die geistige Störung deS Attentäters zurückzuführen. Leipzig, 6. Lctober. * Der Kaiser wird noch bis Mitte dieser Woche im Jagdschloß Romiittcn verweilen und sich alsdann von dort, behufs Abhaltung von Jagden, direct nach dem Jagdschloß HubertnSstock in der Schorfhaide begeben, wohin auch die Kaiserin zu reisen gedenkt * Der BundcSrath wird voraussichtlich am nächsten Donnerstag seine erste Plenarsitzung nach der Sommerpause abhaltcn. ES ist anzunebmen, daß in der nächsten Zeit bereits den zuständigen Ausschüsse» eine Anzahl kleinerer Etats zn- gehcn wird, während die größeren, welche für die Ge staltung deS gesammten ReichShauShaltS maßgebend sind, da die entscheidenden Entschließungen kaum überall er gangen sind, zur Zeit noch nicht so weit gefördert sein dürsten, daß ihrem Eingänge beim BundeSrathe alsbald entgegen- aesehen werden könnte. Daraus allein schon ergiebt sich zur Evidenz, daß alle neuerdings wieder lancirten Nachrichten über Mebr- oder Neuforderungen auf militairischem und colonialem Gebiete mit Vorsicht ausgenommen werden sollten. DaS ist allerdings sicher, daß im Militairetat der ins Gewicht fallende Posten der Naturalverpflegung der Truppen, Dank dem noch immer an der Börse fortgesetzten Treiben, eine beträcht liche Erhöhung erfahren dürfte. DaS wird schon daran« klar, daß im EtalSentwurf für 1801/02 die Tonne Weizen mit 10l,80 ^ und die Tonne Roggen mit 164,60 ^ in Ansatz gebracht waren, während am letzten Sonnabend die betreffenden Preise an der Berliner Börse sich auf 220 bis 238 bezw. 218 bis 239 beliefen. Die Kosten der Beschaffung der Naturalien werden gewöhnlich zur ersten Hälfte nach den Preisen im October des Jahres, in welchem der Etat festgesrellt wird, und zur anderen Hälfte, sür welche schon die Ernte des nächsten Jabres mit maßgebend ist, nach dem Durchschnitt der letzt- verstossenen zehn Jahre berechnet. Schließlich aber stehen solchen Mehrfordcrungen bei den dauernden Ausgaben auch sichere Mehreinnahmen gegenüber. Jedenfalls ist Alle-, waS über eine „wenig erfreuliche" Gestaltung des RcichShauS- baltSetats bisher gesagt und und geschrieben wurde, in daS Reich der Combination oder richtiger der Erfindung zu ver weisen. * Die Commission für die zweite Lesung dri« Entwurfs eines Bürgerlichen Gesetzbuches wird nach einer Pause von über einem Vierteljahr am 12. d. M. wieder zu einer Gesammt-Sitzung im Reichs-Justizamt zusammen- lreten. Seit ,dcm Beginn deS vorigen MonatS tagt dort bereits eine Borcommisflon zur Vorbereitung von AenderunaS- anträgen zur zweiten Lesung deS Entwurfs unter dem Vorsitz des StaalssccretairS deS ReichS-JustnamtS vr. Bosse, deren Berathungen mit dem allgemeinen Tbeil dcS Obligatiooen- rcchtS begannen. Die Commission, welche den Entwurf de« Gesetzbuches auSarbcitete, trat, wie man sich erinnern wird, im Jahre 1874 unter dem Borsitze des im Jahre 1888 verstor benen Wirklichen Geheime» NathS Ilr. Pape zusammen, welche ihre Arbeiten am 30. Mai 1880 beendete, während die Commission für die zweite Lesung am l. April unter dem Vorsitz deS jetzigen ReichSgerichtS-Präsidenten, damaligen SlaatssecretairS Vv. v. Oehlschläger begann. Die Zahl drr Mitglieder der jetzigen Commission beträgt einschließlich de- Vorfitzendcn 24 (ll ständige und 13 nichtständige), die Zahl der Mitglieder, welche den Entwurf auSarbeilcte, betrug 15 (0 ständige und 6 Hilfsarbeiter). Die Arbeiten der jetzigen Commission sollen in zwei Jahren, also 1803, beendet sein; wenigstens kofft man dies. * Aus Berlin wird ofsiciös gemeldet: Wie verlautet, wird die ReichSrcgieruna im nächsten Etat 34 Millionen, und zwar hauptsächlich für Artillcriezweckc, fordern. * Der italienische Staatsmann Bonghi bemerkt in einem Schreiben an das „Bert. Tagcbl.": „Ohne irgendwie der Wahrheit zu nahe zu treten, liegt eS Allem »ach aus der Hand, daß Deutschland in einundzwanzig Jahren es nicht verstanden hat, die Elsaß-Lothringer sich zu Freunden zu mache», ja eS ist nicht einmal wahrscheinlich, daß ihm dies in der Zukunft gelingen wird, da Frankreich sich in zwischen völlig erholt hat und seine natürliche Anziehungs kraft von Neuem ausübt. Wenn mir, als Erz-Monarchisten, nun dies auch mißfallen mag, da cs ja Werk der Republik ist, so pflege ich dock nicht mit Wünschen und Hypothesen, sondern mit der Wirklichkeit zu rechnen. Andererseits müssen selbst die eingefleischtesten Deutschen in Frankreich ein für den inlcllectucllen und moralischen Verband der Völker noth- wcndigcS Element erblicken." Herr Bonghi hat offenbar von de» clsässiscken Verhältnissen, von denen er doch glaubt sprechen zu sollen, keine blasse Ahnung. Wenn er nur die in allen Zeitungen veröffentlichte Unterredung eines Pariser Eorrcspondentcn mit dem Straßburger ReichSlagSabgeordncten vr. Petri oder andere Stimmungsberichte aus neuester Zeit, nickt in deutschen, sondern in französischen Blättern gelesen hätte, die alle darauf hinauslietcn, daß die Elsässer bei aller Sympathie für Frankreich doch jetzt ver ziehen, deutsch zu bleiben, und daß dagegen gar nichts mehr ru machen ist, wenn er die ungeheuren Umwandlungen zum Guten sehen könnte, welche die deutsche Verwaltung in dem ganzen AuSscben und der ganzen Existenz des Landes bervorgcbracht hat, so würde er so ungereimtes Zeug nicht geschrieben haben. Aber auch wenn die An sichten de« Herrn Bonghi begründeter wären, als sie cs in der Tbat sind, so würde doch jeden andern Staatsmann das Taktgesübl abgebalten haben, zur Einleitung eines FricdcnScongresies, an dem Deutsche tbcilnehmcn solle», solche Bemerkungen zum Besten zu geben. Und Herr Bongbi ist der Bcranstaltcr und Präsident dieses ConarcsicS! WaS würden die Italiener sagen, wenn der Präsident einer deutschen Versammlung dieser Art, der sie zur Theilnahme einladet, sich in ähnlicher Weise über die nationale Zusamnicn- ebörigkcil zwischen dem italienischen Königreich und etwa 'cnelicn oder dem Kirchenstaat verbrcilcn wollte. * Eine aus allen Theilen des Hildesheimer Reichs- tagswahlkrciscs beschickte Vertraucnsmänncrversammlung der nationatliberalen Partei hat die Candidalur vcs GuIS besitzcrS undLandtagSabgeordnetenSande r- Elze für die bevor siebende RcichStagöersatzwahl beschlossen. Der Wahlkreis war bekanntlich meistens nationalliberal vertreten. * Der Provinziallag der deutschsreisinnigen Partei hat in Hannover getagt und sich, wie schon kurz Acmelket, Vorzugs weise mit dem WelsensondS beschäftigt. I» einer Resolution wurde die Aufhebung der Beschlagnahme dieses Fonds und seine AuSantwortuna an das hannoversche HauS verlangt. Von irgend einer Bedingung und Garantie ist dabei nicht die Rede. Bekanntlich befindet sich ein Gesetz entwurf über die Verwendung und Verwaltung dieses FondS in Vorbereitung; die freisinnige Partei thäte besser, diese Vorlage abzuwarten, ehe sie da« Thema ausS Neue in agitatorischer und nur den Interessen de» WelsenthumS zu Gute kommender Weise verarbeitete. * In der Fahnen-Angelegenheit ist dem Bundes vorstände des Deutschen Krregerbunde» neuerdings eine Verfügung deS preußischen Ministers des Innern Me- angcn und seitens dcS Vorstandes zur Kenntlich der Ber- andS-, Bezirks- und BcrcinS-Borstande gebracht worden. Die Verfügung lautet wie folgt: „Den Vorstand benachrichtige ich mit Bezug aus da« an Len Herrn Krieasminister und an mich gerichtete Gesuch vom 15. Jutt dieses Jahres, betreffend die Wetterführung von Fahnen seiten» der Kriegervereine, ergebenst, daß die über diese Angelegenheit gepflogenen Verhandlungen zu einem Ergelmiß gesührt haben, durch welches den Anträgen und Wünschen des Vorstandes in ausreichender Weise Rechnung getragen sein dürste. Insbesondere wird die Genehmigung zur Wetterführung von Fahnen denjenigen enttvandsireie» -ver einen, welche dieselben bisher in gutem Glauben geführt hoben, grundsätzlich nicht um deswillen versagt werden, weil die Verein« nicht die Zahl von SO Mitgliedern erreichen. Be, Anträgen, betreffend Fahnenfiihrung von «riegervereinen. welche bisher keine Fahnen gesührt haben bezw. neu gegründet werden, wird nach den bisherigen Bestimmungen geprüft werden, ob der ««ein den- jenigen Ansvrderungen entspricht, welche bisher für die Erlaubnis zur Führung einer Vereinssahnt gestellt wurden. Infolge des gestern mündlich vorgebrachten Antrages lasse ich bei» Borflande zugleich Abschrift der Allerhöchsten Cabinetsordre vom 6. Februar 18.5 zugehen, gemäß welcher die von Krieger- und »hiilichen «er- einen erbetene Erlaubniß zur Führung von Fahnen, sofern letztere den dieserhalb Allerhöchst gegebenen Bestimmungen entsprechen, von dem Herrn Kriegsminister und mir selbstständig zu ertheilen ifl, während Ausnahmen und Abweichungen von den bestehenden Grund, ätzen nur init Allerhöchster Genehmigung gestattet werden dürfe». Der Minister des Innern, (gez.) Herrsurth. * Nicht nur dem Hausirhandel, sondern auch den Abzahlungsgeschäften sollen demnächst durch reichS- acsetzliche Bestimmungen entere Grenzen gezogen werden. Beide GeschäftSformen verleiten namentlich die arbeitende» BevölkerungSclassen zu leichtsinnigen, unwirthschaftlicheil Aus gaben und müßten schon auS diesem Grunde nach Möglichkeit eingeschränkt werden. Dazu kommt noch, daß in vielen Fällen eine unredliche GcschäftSpraxiS minderwcrthige oder geradezu unbrauchbare Waarcn de» Käufern anzuhänge» bestrebt ist. Indessen sollte sich die Gesetzgebung doch auch hüten, das Kind mit dem Bade auSzuschütten. WaS zunächst den Hausirhandel anlangt, so läßt sich nicht ver kennen, daß derselbe auf dem Lande häufig einem thatsäch- lichen Bedürsniß entspricht, ohne einen seßhaften Gewerbe betrieb zu schädigen. Der Hausirhandel wird hoffentlich nur insoweit eingedämmt werde», als er entweder das tausende Publicum oder die angesessenen Gewerbetreibenden schädigt. Die Mißstände, welche die sogenannten Abzahlungsgeschäfte Gefolge haben, sind bekannt genug. Aber cS läßt im sich doch nicht in Abrede stellen, daß auch diese Geschäfts form bei reellem Betriebe recht nützlich wirken und wirth schaftliche Vorthcilc herbeisühren kann. Kleine Leute würden wohl selten in die Lage kommen, ihre Wirthschast zu vervoll ständigen und sich wertbvolle Stücke anzuschaffcn. wenn ihnen nicht die Gelegenheit geboten wäre, durch monatliche Abzah lungen die für ihre Verhältnisse sehr beträchtliche Summe all- mälig aufzubrinacn. Es kommt also nur darauf an, sowohl im Hausirhandel, als bei den Abzahlungsgeschäften die vor handenen Auswüchse zu beseitigen. * Kürzlich brachten verschiedene Zeitungen eine Notiz, wonach die Carpciiter-Bremse abgeschafft und eine durch gehende Bremse auch aus den preußischen Bahnen eingesührt werden soll, worüber demnächst Bcrathunaeii stattsinde» würden. Diese Nachricht sind wir in der Lage durch die Mittheiluna zu vervollständigen, daß bereits im August d. I. unter dem Vorsitz des Herrn Ministers Thielen, also sehr bald nach dessen Amtsantritt, in Berlin eine Besprechung sämntt sicher Maschineittcchnikcr der preußischen Staatsbahnen stattfand, in welcher beschlossen wurde, die Westinahouse- Bremse auf den preußischen Slaatsbahnen (im Einklänge mit den übrigen deutschen Bahnen) nicht nur für die neu zu bauenden Wagen cinzufllbrcn, sondern auch die bisherige Car- penter Bremse bei den vorhandenen vollendeten Wagenbeständen in eineWestinghouse-Bremse umzuwandeln. Am l2. September d.J. tagte in Leipzig eine Versammlung von Maschincntechnikern der sämmtlichcn größeren deutschen Eiscnbahnvcrwaltungcn (Preußen,Bayern,Baden,Württemberg,Sachscn ic ),welche einem einheitlichen BremSsystcm nunmehr sür ganz Deutschland durch die Wahl der Wcstinghousc-Brcmsc zustimmtc. Dank dem lhatkrästigen Vorgehen des neuen Ministers ist cS jetzt er mögsickt, daß dieses wichtige Glied in der Sicherheit deS Eisenbahnwesens, nämlich ein einheitliches BrcmSsystem für ganz Deutschland, nicht mehr fehlen wird. Dieser Beschluß ist nicht nur für die Gegenwart (die Wesling- housc - Compagnie liefert jetzt schon fortwährend den »renßiscken Stacttsbabnen ihre bcstbewäbrlcn Bremsen), andern auch für die Zukunft von allergrößter Bedeutung; denn nicht nur die Entwickelung deS ganzen Durchgangs verkehrs wird nicht mehr, wie eö bislang der Fall war, durch den Mangel einer einheitlichen Brcmsart gchebcmmt, sondern auch der baldigen Einführung der für die Industrie ebenso nothwenkigcn wie vortbcilhaslcn rasch fahrciivcn Güterzllge, wie solche sich schon lange in Amerika allgemein bewährt haben, steht nunmehr kein Hindcrniß weiter im Wege. Für militairische Maßnahmen ist die Einführung der die größte Sicherheit bietenden Wcstinghouse-Bremse von nicht zu unter- schätzender Wichtigkeit. * Der Cbes des GcneralstabeS, Graf vonSchlirfscnll., hat sich nach Karlsbad begeben. * Der deutsche Gesandte in Nordamerika, Gras Arco- Balley, ist Montag Vormittag in Berlin cingctroffen. * Aus Eisenach wird uns geschrieben: In der ersten Winterversammlung des hiesiaen Nationalliberalen Reichsvereins sprach Lebrer Folz über „Das Jabr 186» und die Gründung der nationalliberalen Partei", iiikem er einleitend hcrvorhob, daß im Jahre 1866 der Grund gelegt worden sei zum neuen Deutschen Reich und zu einer neuen liberalen Partei. Redner verbreitete sich dann des Längeren über den Versaffung-conflict in Preußen, den Krieg von 1866, die Erfolge drr HeereSrcsorm und die darauf erfolgte In- demnität seitens dcS Abgeordnetenhauses. Ter im November 1866 erfolgte «uStritt von 10 Mitgliedern aus der preußischen Fortschrittspartei, die unter Führung von Twcstcn, LaSker und Unruh durch öffentliche Erklärung die Regierung in ihrer deutsch-nationalen Politik offen und rückbaltlrS zu unterstützen erklärten, kann als der Zeilpuncl der Gründung der national- liberalen Partei betrachtet werden. Redner schloß mit den Worten: Wer später eine Geschichte der Entstehung drSDeutschen Reiches schreibt, der wird stet« auch in Ehren der Männer gedenken muffen, die zur Bildung der nationalliberalen Partei den Anstoß gaben. — Den zweiten Vortrag hielt Genrral- secrctair Westpbal über „Kornzölle nnd Theucrung". Redner gestand einen Einstuß de- Zolls auf den Preis zu, führte au-, daß daS Ausland den Zoll nur »um Theil trage, daß die Regierung aber gegenüber den schwebenden Handels verträgen sich dem Drängen nach Aufhebung der Getreide- zöllc nicht habe fügen können. Hieraus fand die Stellung der Parteien zur Kornzollfrage, sowie die wüste Getrride- speculation an der Börse gebührende Würdigung, und schließ lich weist Redner neck auf ein Moment bin, das besonders für die kleinen deutschen Staaten von großer Bedeutung ist, daß nämlich die Einnahmen aus den Getreidezöllen den erstercn stets eine große finanzielle Erleichterung verschafft haben. * DaS socialdemokratische Parteiorgan, die „Münchener Post", veröffentlicht nunmehr die Abänderungsanträge, welche „Genosse Vollmar" auf dem Hallenser Parteitag zum Parteiprogramm stellen wird. Praktisch am wichtigsten dürste darunter derjenige, betreffend die Religion, sein. Vollmar will an die Spitze des berilglichen Passus den ge strichenen Satz „Religion ist Privatsache" wieder hergestcllt und den Schluß anders gefaßt wissen. In der Motivirung seines Verlangens sagt er: „Andernfalls würde es nicht fehlen, daß diele Abschaffung von Beschränktheit oder Böswilligkeit als Unterdrückung der Kirche und Religion ausgelegt wird. Die Beibehaltung des Satzes „Religion ist Prtvatfache", ist logisch wie agilatorisch geboten. Der Schlußsatz, daß die religiösen Gemeinschalten künftig als private Vereine anzusehen seien, ist an sich einwandfrei. Man muß sich aber gegenwärtig halten, baß die große Menge der Bevölkerung an die Verbindung des Staates mit der Kirche und di« dadurch bewirkte privilegirte Stellung der letzteren derart gewöhnt ist. daß ihr die Einreihung der Kirche unter oie „Privatvercinigungen" ohne weitere Erklärung leicht als eine Herabsetzung erscheinen kann. Dieser Auffassung und der dieselbe benützenden Verhetzung wird aber ein Riegel vorgeschoben, wenn zugleich betont wird, daß die kirchlichen Gemeinschastcii als private Bereinigungen dl» volle Freiheit gewinnen, ihre inneren Angelegenheiten selbstständig und von den Machthabern unbeeinflußt zu ordnen. Ter Ruf nach dieser Freiheit bildet ein Hauptagitationsmület namentlich der katholischen Kirche; unser Vorgehen in der angcgcbeneii Richtung würde an eine Stimmung im Volte anknüpfcn und dem Kleru» den Kamps gegen uns erheblich erschweren." Man wird gut tbun, die Taktik dcS Herrn von Vollmar immer mit einer gewisse» Vorsicht zu bcurtheilen, da sie darauf dinauSläuft, das sogenannte Kleinbürgertbum nicht allzu sehr vor den Kopf zu stoßen. * Nach Miltheilungen auS österreichischen Abgeordneten- krcisen soll in der Frage deS böhmischen Ausgleichs eine entscheidende Wendung cingetreten und der Wiener Ausgleich verladt worden sein. Die bevorstehende kurre Session des böhmischen Landtages wird sich also nicht mehr mit den Wiener Punctatione» beschäftigen. Ent scheidend sür diese Gestaltung der Dinge ist eine ein» stündige Besprechung gewesen, welche der Kaiser mit dem Lhersllaiikmarschait von Bödmen Fürsten Lobkowiy und dem Fürsterzbischos von Prag, Cardinal Grasen Schimborn, gepflogen. Beide Herren hatten ihre Anschauungen dahin ausgesprochen, den Wiener Ausgleich mit Rücksicht auf die er bitterte Stimmung, in weicher das loyale czcchische Volk gegen diese Pnnctationen sich befinde, fallen zu lassen. Dadurch würde jene Beruhigung emtretcii, welche eine neuerliche gemeinsame Confcrenz überden AnSgleichdurch die gegeiiwärtigeiiVertrauenS- männer der beiden Nationalitäten ermöglichen würde ; denn die Jungczechen, deren Programm al« Hauptpnnct die Revision der WienerPunctation ausweise, würden ohne Weiteres einem Ruf deS Ministerpräsidenten Grafen Taaffe Folge leiste». Der Monarch habe darauf im Interesse einer endgiltigen Versöhnung der beiden Nationalitäten im Königreich Böhmen zugestimmt, die gegen wärtigen AuSglkichungSpunctationen vorläufig ruhen zu taffen. Daß die deutsch-liberalen Führer einer eventuellen Revision der Pnnctationen keine besonderen Schwierigkeiten machen würden, wird in Prag als sicher angenommen. IlebrigenS werde Taaffe in allernächster Zeit der deutsch-liberalen Partei ein kleine- „Freundschaftsgeschenk" überreichen — da« Portefeuille dcS Unterrichtsministeriums. Sobald Schmerling wegen seiner ungemein geschwächten Gesundheit seine Würde nicderlegt, wird UntcrrichtSminister Baron Gautsch zum Curator der theresianischen Akademie an Stelle Saimerling'S ernannt; als künftiger UiiterrichtSminister aber wird ein UnivcrsitätS- profefsor ernannt, welcher Mitglied res Herrenhauses und Mitglied des „Deutschen SchulvcreinS", der Schöpfung der deutsch-liberalen Partei, ist. * Wir batten kürzlich gemeldet, daß der Kaiser von Oesterreich zu dem Bürgermeister von Reichen der g geäußert hätte, cS möchte die Uniform der dortigen Polizcimannschaft — sie trägt nämlich Pickelhauben — ge ändert werden. In einer der „Post" ttuaekonimenen Zu schrift wird jedoch die Authenticität dieser Acußerung bezweifelt. Dian schreibt dem genannten Blatt nämlich: „Die Acußerung klingt »m so unwahrscheinlicher, als Se. Majestät der Kaiser in Wien, wo sowohl die Burggendarmcrie als auch die k. k. Sicherheitswache mit Pickelhauben adjustirt ist, reichlich Ge legenheit fände, diese Kopfbedeckung abzuschaffcn, wenn sie ibm anstößig erschiene." * Ein Erlaß dcS österreichischen Kriegsminister- vom 27. September empfiehlt den Osficicrcn strengste« Enthalten von der DiScnssion politischer Fragen an öffentlichen Orten und Fernballen der Mannschaft von politischen und nationalen Demonstrationen. * Im Anschluß an die EnthüllnngSfcier in Melk fand eine Festtafel statt, bei welcher der russische BotsckaftSrath Fürst CantacuzenoS als Vertreter der russischen Regierung einen Toast auf den Kaiser Fraiiz Josef auSbrachtc, wobei die Capelle die Lsterreichifcke Nationalhymne spielte. Ter Abt des Stifts Melk erwiderte unter den Klängen der russischen Nationalhymne mit einem Toast auf den Kaiser Alexander. * In der magyarischen Presse herrscht lauter Jubel über die Abdankung des BaronS Kockmcister von dem Präsidium der Pestcr Handels und Gcwcrbckammer. ,Buda pests Hirlap", welches die Führung des ChorS in der ganze»
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