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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.10.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-10-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189110117
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18911011
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18911011
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-10
- Tag1891-10-11
- Monat1891-10
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.10.1891
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V I. HnlU Will ÄipM ÄgM Ii»i> Wgkl K. M, Zmtxg, ss. Mn M. E rster brbl«. k)p>«t«-r r>ret». 8peeia1-k'abrjlL kür 8trümpke sttMvro - ^ ^ 8lrÜLLVtv voll 4 weder StrieLselä«, tüolelei»« t»Ut»«r»v f.». cln.nr Lrtwiwzisolio 8tr»ss» SV. 8^I^UÜllRVlG voll 4f»eker Vixoxue, SlrumptlLosoi» SoelLSL io eleganten rvasekevkten Garden. ill Heäer ^rt, Lillüerstrümpls mit Soppvltsii kasssodloi» mul vsrstLrktoo LnloUlsUsa Los Low dsstso wlä oäslstsn «llßUsvdoi» LLMwLruil. I» vet«» UI»«> DG^ V »rtl» «111» » kte «u I'rvleevii. 8ek>varr6 r6in86tä6N6 AlsrveiHeux, Alster L.8S Mir. 8ek>var26 reiniseiäens 0amL8, Alster S.VS Fllr. Kieul»«1t: LR«o1»Nor»»r»i»iiii«-t »ml io allen woäernen karden tllr Ltrassenleleiäer. "W> 8p«« t»NtLt: dieteken^taAll^ tttr l8r»»>4Ia>vl«>er. DOHrGSIrrrSU* tzß' «L«OO^LfA /^ete^st^asse 4^. ^imLLren. Näheres über die Expedition Zelewski's. Die Ausgabe deS „ReickSanzeigerS" vom 9. Oclober ent halt endlich einen ausfübrlichcn Bericht des Lieutenants v. Tettenborn über deck unglücklichen Kampf vom 17. August. Der Bericht ist aus dem Lager am Myombo, vom 30. August, datirt und scheint am 12. September in die Hände des Gouverneurs gelangt zu sein, da von diesem Tage die erste briefliche Mittheilung deS Correipondenten des „Berliner Tageblattes" datirt ist, welche in der Abendausgabe deS Blattes vom 8. Oclober veröffentlicht ist. Am 20. September waren die Ueberlebendcn der Expedition Zelewski's in Sadaani angelangt. Seitdem ist Lieutenant Prince ^um Zwecke der Recognoscirung und Sammlung etwaiger Reite der Truppen Zelewski's nach Kondoa marschirt, aber bereits resultatlos von dort zurückgekehrt. Zwanzig schwarze Soldaten der deutschen Sckutztruppc sind nach einer lelegrapbischen Mit- tkcilung des Eorrespondenten des „Berliner Tageblattes" vom 7. Oclober neuerdings in die Hände der Wabeke gefallen, gegen diese haben aber die Massais einen KriegSzug unter nommen. Aus dem Bericht des Lieutenants von Tettenborn geht bervor, daß die Expedition von überlegenen Streitkräften un vorbereitet überfallen und niedergemacht wurde. Gerettet wurden 02 Soldaten und 74 Träger, von denen 1l Soldaten und 7 Träger verwundet sind. Der Verlust beträgt leider 4 Ossiciere, 6 Uiiterofsicierc, etwa 250 Soldaten sammt ihren Gewehren, 3 Geschütze, 90 Träger und 23 Esel nebst dem Haupttbeil des Gepäcks. Die Wabebes kaben ihren Sieg aber theucr erkauft, von den 3000 Streitern, die sie ins Gefecht führten, sind etwa 700 gefallen, darunter der Häupt ling Kuawa und der Fübrer Marawatu. Nur der Führer- losigkeit deS Feindes schreibt Lieutenant von Tettenborn die Rettung deS Restes der Expedition zu. Eine kurze Bemerkung in dem Bericht gicbt Ausschluß über die Sachlage in dem von dem Streifzuge nicht berührten Theile Dcutsch-ÖstafrikaS. Sic lautet: „Ich marschire morgen nach Kondoa, verbleibe dort so lange, bis ich die in Mpwapwa liegenden, für die Karawane bestimmten Lasten berangeholt habe, und breche dann nach Dar cs Salaam auf." Es war also eine grundlose Befürchtung, daß die Niederlage Zelewski's eine Rückwirkung auf die Gefanimtlage inDcutsch- Ostafrika üben würde, der wichtige KreuzungSpunct der Karawanenstraße Mpwapwa ist nach wie vor gesichert, und an der Küste bat sich bisher nichts geändert, cS besteht auch keine Besorgniß, daß dies in Zukunft ge schehen werde. Daß solche Befürchtungen austauchtcn, war natürlich, und daß die augenblickliche Aufregung nach dem Eintreffen der ersten Nachrichten über das Unglück bei Lula, so bezeichnet der Bericht von Tettenborn's den nächstgelcgenen Ort, die Lage düsterer erscheinen ließ, als sie wirklich ist, kann nicht getadelt werden. Wäre der Bericht Tettenborn's sogleich nach seinem Eintreffen in Dar-cs-Salaam telegraphisch nach Berlin gemeldet worben, so würde man sich nicht unnütz beunruhigt haben, denn die Wahehes werden sich hüten, nach den Verlusten, die sie am l7. August erlitten haben, ihre Raubzüge zu wiederholen, weil sie mit Recht an- nebmen werden, daß man von deutscher Seile nichts unter lassen wird, um sie für ihren Wortbruch und die daraus er wachsenen Folgen gebührend zu züchtigen. DaS Ergebniß des Kampfes Zelewski's gegen einen zehnfach überlegenen Feind, der ihn aus einem Dickicht plötzlich überfiel, ist keineswegs unrübinlich, und es ist zweifelhaft, ob den Leiter der Expedition ein Vorwurf wegen mangelnder Vorsicht trifft. Die Unbekanntschaft mit den örtlichen Verhältnissen war die eigentliche Ursache der Katastrophe, denn die Feinde kaben den Vortbeil, welchen ihnen die Beschaffenheit des Landes darbol, klug, geschickt und muthig benutzt und dadurch einen Erfolg erzielt, der ihnen wobl selbst überraschend erschienen sein mag. Wie unglückliche Zufälle bei solchen Katastrophen stets eine Rolle zu spielen pflegen, so war das auch hier der Fall, denn die Hauptschuld an dem Unglück scheinen die scheu gewordenen Esel, welche die Kanonen zogen, zu tragen, weil sie Ver wirrung in die Reihen der 5. Compagnie brachten und die derselben angehörenden Askaris zu wilder Fluckt trieben. Von der Kriegscrfahrenheil und Verschlagenheit der Wahehes zeugt cs auch, daß sie das GraS in Brand steckten und dadurch dem Feinde, welchem der Wind die Flamme zutrieb, neue Schwierigkeiten bereiteten. Andererseits verdient der Muth und die Ausdauer» mit welchen Lieutenant v. Tetten born den Wahehes Widerstand geleistet und auch dann noch ausgebarrt hat, als ihm dadurch die schwersten Gefahren erwuchsen, das höchste Lob, und der Gedanke liegt nahe, daß dem Lieutenant v. Tettenborn bei der Wiederaufnahme deS Kampfes gegen die Wahche eine Hauptrolle zufallen wird. Wir können nur wünschen, daß Major v. Wiffmann nach seiner Rückkehr auS Kairo mit der Reorganisation der Schutz truppe und mit der Führung des nächsten Feldzuges gegen die Wahehes beauftragt wird. Eine exemplarische Züchtigung dieser Friedensstörer erscheint unbedingt nothwendig, aber sie kann erst erfolgen, wenn die Reihen der Kämpfer wieder ergänzt sind und wenn alle Vorbedingungen, welche den Erfolg gewährleisten, erfüllt sind. Vorläufig ist Deutschlands Stellung in Ostasrika un- erscküttert, es bestehen dort in der Hauptsache dieselben Verhältnisse wie vor dem l7. August. ES kann nickt davon die Rete fein, daß Deutschland seine Herrschaft in Ostafrika mit Feuer und Schwert aufrichtet, es muß nur dafür Sorge getragen werden, daß die friedlichen Zwecke der Eolonisation ungestört verfolgt werden können. Die Ein- eborenen wissen auch sehr wohl, daß wir keine SchreckenS- errschaft etwa nach dem Muster Skanley'S in Ost afrika ausüben wollen, sondern daß wir danach streben, in gutem Einvernehmen mit den Eingeborenen die reiche Ertragsfähigkeit deS Landes zum Vortbeil aller Be- tkeiligren auSzubeuten. Die deutsche Colonial - Politik ist darauf gerichtet, zu erhalten, waö da ist und eS weiter zu entwickeln. Wenn uns feindliche Stämme in diesem Streben entgegcntreten, so tbun sic eS entweder auS Un verstand oder weil sie bemerken, daß die eigenen selbstsüchtigen und auf Herrschsucht beruhenden Absichten damit in Wider spruch gerathen. Die Wahehes sind keine friedlichen Bewohner Afrikas, welche durch regelmäßige Arbeit vorwärts kommen wollen, sondern es sind Räuber, welche sich die Arbeitskräfte deS Lande-, wo sic beutesuchend eingcbrocken sind, dienstbar macken wollen. Die Wabebes sind nicht bester als die Araber, welche die Opfer ihrer Gewalt in die Cclaverei führen und die schwarzen Bewohner Afrikas nur als eine Quelle be trachten, um Reichtkümer zu erwerben. Mit den friedlichen Bewohnern Ostafrikas leben die deutschen Colonisten im besten Einvernehmen, und sic werden sich nur den Dank dieser erwerben, wenn sie gegen die cingewanderlcn Blut sauger mit der gleichen Thatkraft Vorgehen, welche sie gegen die Araber bewiesen haben. Afrika bleibt nach wie vor ein äußerst fruchtbare- und ergiebiges Feld für die deutschen Colonisationsbestrebungen, und es wäre eine grobe Verkennung der Sachlage, wenn man aus einem vereinzelten Mißerfolge den Schluß ziehen wollte, daß unsere Stellung dort gefährdet wäre. Wir werden aus der schlimmen Erfahrung hoffentlich die Lehre ziehen, daß die Verwaltung eines zum größten Tbeile noch unbekannten Landes nicht vom grünen Tisch, sondern nur auf Grund bekannter Thatsachen geordnet werden kann. * Musik. Paul Bernhard Limburger P. Auch heute erwarte man von uns nur wenige, anspruchs lose Umrisse, aber ja noch kein Bildniß. Die Familie Limburger ist ein ursprünglich frei-reichs städtisches Patrizicrgeschlecht, zu dessen noblen Traditionen die Pflege der Künste, namentlich der Tonkunst von Alters ker gehörte. Ter Großvater des Entschlafenen batte an dem Aufbau des musikalischen Institutes, daS sich mit dem Namen des Gewandhauses durch ein ganzes Jahrhundert eng ver knüpft, einen hervorragenden Antkeil, seinem Enkel war es beschicken, demselben Institute auch äußerlich den Achtung gebietenden vornehmen Glanz verleihen zu helfen, der ihm bisher denn doch zu sehr gefehlt hatte. Dem Enkel ward die Freude zu Thcil, das Säcularfest der „Großen Eoncerte" in demselben Jahre zu feiern wie daS eigene silberne Ehe jubiläum, das sich einst mir so nahe als „SommernachtS- traum in Dölitz" so idyllisch abspielte. Seit dem l4. Juli 1868 war Bernhard Limburger in die Concertdirection gewählt worden, an Stelle deS im Mai desselben Jahres verstorbenen liebenswürdigen Privatmannes Julius Kistner. Der Ballgesellschaft des Gewandhauses gehörte er seit Jahrzehnten an. Von ihm hat man auch eine Geschichte dieser Gesellschaft. Was vr. Dörffel in der Festschrift des Gewandhaus- Concert-Instituts über ihn zusammenstellte, und zwar mit Zustimmung und Wissen deS Heimgegangenen selbst, lautet: „Bernhard Limburger, geb. den 16. Juli l826 in Leipzig. Trat 185l als Theilhaber in das Seiden-, Wollen- und Clarngeschäft seines Großvaters fIacob Bernhard Lim burger, der seit 1799 ins Directorium gewählt war und DirectionSmitglied bis zu seinem 1847 erfolgten Tode bliebj, war bis 1866 Eonsul der Freien Stadt Frankfurt, wurde 1874 italienischer Viceconsul, 1875 großherzoglich badenscher Eonsul. Ist gegenwärtig Mitglied des DirectoriumS des königlichen ConservaloriumS der MusikAzu Leipzig." Erwählte Vorsitzende der Eoncertdireclion kommen nominell erst vom Jahre 1873 an in den Acten vor, also seil der Zeit, wo das Collegium sich ins Genossenschaftsrcgister eintragen ließ, s- Lcgationsrath vr. xbil. Keil fungirte von 1873 bis 1881 als solcher, seitdem Eonsul Limburger. Und wie Dieser zu repräsenliren verstand, weiß die Welt. Welcher Antheil dem Letztgenannten an der jüngsten Blütbe der seiner Leitung mit anvertrautcn Kunstinstitute gebührt, ist bekannt genug, gewürdigt genug. Der Neubau des Conccrthauses, sowie deS ConservaloriumS, Beides stolze Monu mentalbauten, danken ibm unendlich viel, und zwar in Bezug auf Anlage, Plan, Ausstattung in großstädtischem Stile. Die Kunst erhielt die längst entbehrten würdigen Heimstätten und Tempel. Beide Kunstinstitute erlitten in anderer Richtung bereits vor Jahresfrist gar schweren Verlust durch den jäben Hintritt Generatconsul vr. zur. Wachs muth's. Der Tod Eonsul Limburger's wiegt aber fürwahr nicht minder schwer. Beide kunstsinnige und geschäftskundige Männer so rasch, voll und ganz zu ersetzen, namentlich in ibrer rühmenswertben begei sterten, gesinnungsvollen, an elastischen Traditionen festhal tenden Hingabe an die ihnen anvertrauten Ehrenämter, wird gewiß sehr schwierig sein. Ehre und Dank denn schon beute dem Andenken des wackeren mit weitem Blick ausgestatteten, seine Zeit und die Bedürfnisse der Großstadt verstehenden, aus dem Vollen heraus Großes zu schaffen bemühten MäcenS. vr. Karl W. Whistling. §. Frau Moran-Olden, die frühere geniale Primadonna unseres Stadttheaters, wird, vielfachen Wünschen entsprechend, in der bevorstehenden Saison ein großes Concert mit Orchester in Leipzig veranstalten. * Lillian Sanderson wird in der kommenden Saison wiederum eine größere deutsche Tournüe unternehmen, zu welcher sic hervorragende Künstler zur Mitwirkung eingeladen hat. * Die „Great Balleria Tour" concertirt augenblicklich in den großen Städten Englands. Tie deulsche TournS« ist für die zweite Hälfte der Saison, also nach Weihnachten geplant. Lunst-Verem. Die Mitglieder des Kunstvereins werden besonders daraus hin gewiesen, daß die für die demnächst stattsindende Ver- loosung angekauften Kunstwerke (Lelgeniälde, Aquarellen, Skulpturen und Originalradirungen- im Eingangssaale ausgestellt sind. Ausgestellt ist eine Reihe der neuesten von der „Gesellschaft für vervielsältigende Kunst" hcrausgegebenen Aquarellradirungen, z. Td. nach Werken hervorragender Meister der Gegenwart, sowie ferner eine Reihe der farbigen Blätter der Arundel-Societn (Nachbildungen von Frcscomalereien italienischer Meister). Ausgestellt sind ferner folgende Gemälde: „San Giovanni in Neapel" und der „Canale gründe in Venedig" von Carlo Brancaccio in Neapel, „Ter Achensee" von Joseph Schoyerer in München, rin Genrebild „Sehnsucht" von Hans Knöchl in Halle, der „Jnselsberg" von Jakob Nikolaus von Starkenborgh in Wiesbaden, „Küste von Brasilien bei Rio de Janeiro", Aquarell von A. Goering in Leipzig, außerdem Gypsabguß einer Statue „Psyche", modellirt von Ernst Bernardien in Leipzig und eine Marmorbüste des f Generalconsuls vr. Wachsmuth von Earl Sesfner in Leipzig. Gerichtsverhandlungen. Königliches Landgericht. Strafkammer I. 0. Leipzig, 10. October. Im August d. I. zeigte der Baron von A. bei der hiesigen Polizeibehörde an, daß er m der letzten Zeit von mehr oder minder unverschämten Bettlern überlaufen werde und einen derselben, der trotz mehrmaligen Abweisens, ihn immer belästige, für einen Gauner halte. Als der Mensch miederkam, wurde er von der Polizei verhaftet. Es stellte sich heraus, daß man eS mit einem gemeingefährlichen Schwindler und Hochstapler, den am 23. Juli 1866 in Schwerin geborenen Kaufmann Heinrich Hermann Hellmuth Ludwig Frickow zu thun hatte. Frickow hatte nach seiner Eon- firmation als Kaufmann gelernt, aber seine Lehrzeit nicht inne- gehalten; was er später vorzugsweise betrieben, daS ergiebt sich wohl aus dem Strafregisterauszug Frickow's, welches Vorstrafen wegen Diebstahls, Betrugs, schwerer Urkundenfälschung, Land- streichend, Beilegung eines falschen Namens einem zuständigen Beamten gegenüber, sowie Führung gefälschter Legitimolions- Papiere behufs besseren Fortkommens aufweist. In dem Besitze Frickow's befanden sich bei seiner Verhaftung nicht weniger als acht gefälschte Legitimationspapiere auf den Namen des Frei- Herrn Ludwig von Dombrowsky lautend. Dieselben waren theils von Behörden, theils von Privatpersonen ausgestellt, im letzteren Falle war aber gewöhnlich noch eine amtliche Beglaubigung bei- gefügt. Der Herr von Dombrowsky war darin als Kaufmann, Zahntechniker, Photograph, Schauspieler re. ousgesührt, in einem Zeugnis, über die Entlastung des angeblichen Freiherrn von Dom- browSky au» dem Krankenhause wurde bestätigt, daß derselbe un heilbar Herz- und lungenleidend sei. Diese falschen Zeugnisse hat geständigermaßen Frickow entweder» seihst angefertigt oder sich anscrtigen lassen, um dieselben gelegentlich vorzuzeigen, und dadurch sein Fortkommen zu erleichtern, da er auf seine echten Zeugnisse keine Unterstützung bekommen hätte. Ja welcher Aus dehnung übrigens Frickow das Geschäft der Anfertigung beziehent lich Vertretung falscher Legitimationspapiere betrieb, mag daraus hervorgeben, daß man bei ihm noch Zeugnisse für einen Böttcher- gesellen Beyer fand, auch wurden in seiner Wohnung falsche Stempel vorgesunden, ebenso fand sich ein Borrach von Siegelmarken von Firmen und Behörden in seiner Wohnung und es hatte sich auch Frickow eine Anzahl unbeschriebener Geschäftsbriefe mit dem Vor druck der Firma — u. A. von einem hiesigen Rechtsanwalt — zu verschaffen gewußt, zu welchem Zwecke läßt sich leicht erracheu. Bei seiner Vernehmung gestand Frickow zu, im August d. Js. von Mitgliedern hiesiger vornehmer Familien mindesttns 20 X in Einzelbeträgcn von 50 ^ bis zu 3 aus Grund von Briefen er- erhalten zu haben, die er unter dem Namen Ludwig von Doin- browsky an sie zuvor gerichtet hatte. Frickow hatte in denselben vorgeschwindelt, sein Vater sei ein sehr hoher Beamter (Oberjäger- meister) in Preußen gewesen, und seine Mutter sei eine geborene von L. fl Z- re., er deutete dann an, Laß wohl mütterlicherseits eine, wenn auch entfernte Verwandtschaft bestehen könnte. Seine Eltern seien aber beide gestorben und er habe daher keinen Nachweis. Er habe als Kaufmann gelernt und verschiedene Stellungen in BreSlau be kleidet, sei aber krank und ohne Mittel Den Schluß deS Briese« bildete dann eine Bitte um Unterstützung; in mehreren Fällen wurde dieser Bitte entsprochen, in zwei Fällen, beim Baron von A. und der Gräfin S- wurde Frickow aber abgewiesen. Weiter gestand Frickow ein unter ähnlichen mündlichen Vorspiegelungen bei hiesigen Zahntechnikern und Photographen Beträge von 50 ^ bi« 1 er langt zu haben. In der Hauptverhandlung trat Frickow von diesen Zugeständnissen zurück »nd behauptete nur in fünf Fällen bei dem Manöver mit dein Bettelbriefe Beträge bis zu 3 erlangt zu haben. Bezüglich der Schwindeleien gegen Photographen und Zahntechniker räumte er auch nur drei Fälle ein. Es konnte daher, da seine Behauptungen, obwohl höchst unwahrscheinlich, chm nicht zu widerlegen waren, seine Verurtheilung nur auf Grund seiner Zu geständnisse erfolgen. Nur in Rücksicht aus die nicht bedeutenden Vermügensvortheile, die Frickow durch seine Betrügereien erlangt, fühlte sich der Gerichtshof veranlaßt, dem Angeklagten mildernde Umstände zuzubilligen, strafschärfend mußte aber berücksichtigt werden, daß Frickow geradezu als gewerbsmäßiger Betrüger betrachtet werden muß. Unter diesen Umständen warf der Gerichtshof für jede der acht vollendeten Betriigerrien je 10 Monate, für die beiden versuchten Betrügereien je 6 Monate Gefängniß, insgesämmt aber 92 Monate Gesängniß aus. Die Strafe wurde in einer Gesammt- strase von 3 Jahren 6 Monaten Gesängniß und 5 Jahren Ehrverlust zum Ausdruck gebracht. Für die acht Uebertrrtungen nach 8.363 des Reichsstrafgeletzbuchs (Führung falscher Legitunotions- Papiere zum Zwecke besseren Fortkommens) wurde auf je 6 Wochen Hast erkannt, insgesainint also 48 Wochen Hast, da aber der Höchst- betrag der Haststrase 3 Monate beträgt, so war aus eine Strafe in dieser Höhe zu erkennen.
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