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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.10.1891
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-10-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911013021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891101302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891101302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-10
- Tag1891-10-13
- Monat1891-10
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Nachrichten (6 gespalten) 40 Abend-Ausgabe: die 6gespaltene Petttzeile 40 ^ Reclaincn unter dem RedactionSstrich 14gespalten) l Familiennachrichlen und Anzeigen verlorener Gegenstände skgespalten) SO >z. Größere Schriften laut unserem Preis« verzeichnttz. Tabellarischer und Ziffernsay nach höherem Tarif. l??tra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen - Ausgabe, ohne Postbesörderung 60.—, mit Postbesörderung 70.—. Ännahmkschluß für Inserate: Nbend-AnSgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-AuSgabe: Nachmittags 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh 9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Inserate sind stet» an die Sxpedtlt«« zu richten. Dienstag den 13. October 1891. 85. Jahrgang. vcr internationale „Friedenskongreß". ** Die politische Welt weis; nichts vom vorjährigen „FricdcnScongreß" und sicher wird auch die in diesem Iabre in Nom abgehailene Versammlung keine Spuren in der Welt geschichte zurücklassen. Wenn einige Leute, die daheim reckt wenig bedeuten, weil' sie die Zeit und das Geld haben, sich in Italien zu amüsircn und gern in den Tagesblättern ihren Namen erwähnt wissen möchten, sich mit einer größeren Zahl ve:t Italienern in Rom treffen, von dort gemcinsaine A»s- jl.'ge machen, geincinschasllick tafeln und sich über den Frieden nurerhallen, so hat das ebenso viel Wcrlh und Wirkung wie die Vierkant-Gespräche anderer Philister, ob sie nun in Nom oder Berlin, in Manchester oder Leipzig geführt werte». Daß diese Auffassung die allgemeine ist, konnte man auch aus dein Umstande erkennen, daß im vorigen Jahre von dem „Fricdcnsecilgreß" weder in der Ocsicntlichkeit, ncck in der Presse sonderlich die Rede war. Auch die „Beschlüsse" der „Friedensversammlung" lassen alle Welt ebenso kalt und glcickgilliz wie die Resolutionen eines Berliner Bczirkö- vercinS. Und in diesem Iabre wäre man über die „Römcr- sahrl" der Herren Barth, Brömcl und Nickert ebenso zur Tagesordnung übcrgezangen, wenn nicht der Haupt- unternebmer deS Eongresses, Herr Bong hi, sich beraus- genommen hätte, das deutsche Nationalgesühl zu verletzen, und wenn nickt die genannten Mitglieder deS dentsckcn Reichs tages dieser Thatsache gegenüber sich durchaus unwürdig benommen hätten. Oder ist cS nicht im höckstcn Grade empörend, wenn Herr Vonghi behauptet, die Deutschen haben cs in 21 Jahren nicht verstanden, die Elsaß-Lothringer sich zu Freunden zu machen, und eS sei das Neckt der Franzose», sick die Ncichslantc zurückzuholcii? Und sowohl Herr Nickert wie Herr Barth sprechen darauf von einer „Elsaß-Lothringischen Frage"! Für welchen Deutschen zieht cs denn eine solche „Frage", außer für die Herren Nickert und Barth? Wissen die Herren nickt, daß diese frühere „Frage" durch den Frankfurter Frieden gelöst worden, ist cs ihnen unbekannt, daß die verordnetcn Ver treter der Regierung und der Parlamente von Frankreich diesen „im Namen Gottes für ewige Zeiten" geschlossenen Frieden ausdrücklich in feierlichster Weise bestätigt haben? Ter „FricdcnScongreß" ist ein Borgang, für welckcn wir in unserer ehrlichen deutschen Sprache gar keine passende und deckende Bezeichnung haben, er ist eine Farce, eine heuch lerische Komödie. Herr Bongbi will den Frieden befördern, indem er zum Kriege hetzt, er will den feierlick verbürgten bestehenden Friedenszustand verändern; und zur Mitwirkung an dieser Arbeit ladet er Deutsche ein, und die Herren Nickert und Barth wollen dieser Einladung Folge geben. Eine stärkere Heuchelei ist kaum denkbar, als daß Herr Bonghi ausführt, er wolle, was er als Schriftsteller ver treten, Niemand „aufdrängen", er wolle seine öffentlich kundgegebene Auffassung über das Berbältniß zwischen Deutschland und Frankreich auf dem „FricdcnScongreß" ver leugnen. Will Herr Bonghi also etwas Anderes sagen, als er denkt? Und verlangt Herr Bongbi, daß man noch zu ihm Vertrauen haben, daß man ihn noch ferner als Ehren mann achten solle? Wir bleiben dabei, es ist im höchsten Grade unwürdig, daß irgend ein Deutscher sich an solchen „Verhandlungen" betheiligc. Herr Nickert freilich ist der Meinung, nun dürften deutsche Abgeordnete erst recht nicht fehlen, er hält cs für seine Pslickt, dafür zu sorgen, daß Deutschland in Rom nicht unvertreten sei. Wir glauben, Deutschland bedankt sich dafür, von Herrn Nickert vertreten zu werden, dessen Anmaßung von jeher fast noch größer war wie seine Unfähigkeit — was gewiß viel sage» will. Zudem glauben wir, ist das Deutsche Gleich in Rom, schon lange bevor Herr Nickert seine gütige Beihilfe für erforderlich erachtete, recht gut vertreten. Es ist eine Schmack, daß die Herren Nickert und Barth über deutsche Gesinnung, über deutschnationales Gefühl von linieren österreichischen StammcSgenossen belehrt werden müssen. Die österreichischen Abgeordneten haben die Einladung deS Herrn Bonghi abgelebnt, weil sic in testen Erklärungen gleich »ns eher einen Kriegs- als einen FriedcnSrus erkennen. Die österreichischen Abgeordneten halten es als „Angehörige des deutschen Volkes" sür eine „nationale Pflicht", dem Eongrcsse fern zu bleiben: Herr Nickert hält es für seine Pslickt an dem Eongreß theilzu- ncbincil. Für die österreichischen Abgeordneten gicbt cs keine „Elsaß - Lothringische Frage" — für die Herren Nickert und Barth aber cxislirl eine solche, und sic sind zufrieden, wenn Herr Bonghi zusagt, sich einer Besprechung dieser Frage zu enthalten! Wir erkennen an, daß diese unwürdige Haltung der „freisinnigen" Herren Barth und Nickert auck unter den eigenen Parteigenossen zum Tbeil scharf verurthcilt wird, wir freuen uns, daß dicje Männer mit ihrer politischen Auf fassung in Deutschland vereinzelt stehen. Selbst Herr Engen Richter ist weit entfernt, dieses antinakionalc Treiben zu billigen. Aber nm so mehr ist es unsere Pslickt, diese „Nom- Pilger" sestzunagcln, damit sich wenigstens in Zukunft kein deutscher Wahlkreis mehr finde, welcher solche Patrioten in de» Reichstag zu schicken mit deutscher Ehre und Gesinnung sür verträglich hält. !Leiv;isi, 13. October. * Die Eommiffion sür die zweite Lesung des Entwurfs eines Bürgerlichen Gesetz buchs trat Montag wieder zu sammcn, »in die im Frühling dieses Jahres ausgesetztc Materie der juristischen Personen zu beralben. Zahl reiche Commissaricn des ReickSamtS des Innern und der preußischen Ministerien waren crsckienen, dieselben erklärten, daß das gekackte Ncicksamk unk kaS prenßisckc Slaats- iiiinisterinm bisher zu der Frage, ob die Entstehung der jllristisckcn Persönlichkeit rcichSgesctzlich zu regeln sei, »och nicht hätten SlcUnng nehmen könne». Da diese hochwichtige Frage die Vorbedingung für die Behandlung der ganzen Materie ist. beschloß die Mehrheit der Eominissio» nach längerer Debatte, die Beratbung des Abschnitts „Juristische Personen" einstweilen auszusetzcn und zunächst in die Be ratbung deS ObligationenrechlS cinzutrcten. . * * Dem Gesetzentwürfe gegen den Mißbrauch geistiger Getränke werden im Bundcsrathe schwerlich, wie in der Presse behauptet wird, grundsätzliche Bedenken cnlgcgengestcllt werden. Angesichts der Erklärungen eines TbeileS der Regierungen und der Anträge der mit der Frage befaßten Vereine dürste vielmehr das Bedürfnis; zm» Erlass: eines Gesetzes zur Bekämpfung der Trunksucht anerkannt werden. Nur die Bestrebungen einiger, namentlich süd deutscher Regierungen dürften sich darauf richten, das Ge setz ausschließlich oder doch vorwiegend gegen den Mißbrauch von Branntwein zuzuschneiden, den Genuß von Wein und Bier aber ans dem Spiel zu lassen und jedenfalls der Landesgcsctzgcbung bczw. den Landesregierungen in dieser Hinsicht einen weiten Spielraum zu eröffnen. * Die durch die Zeitungen gegangene Angabe, daß die Reichstagsersatzwahl in Stolp-Lanenb urg ans den 20. October angcsetzt sei, bestätigt sich nicht. Ein Termin ist überhaupt noch nickt sestgeskellt. * Die Reichs-Rhein llnlersucknngseominissioil hat nach nahezu achtjähriger Thäligtcit ihre Arbeiten nun mehr abgeschlossen und ans der letzten der abgebaltencn Tagungen ihren Bericht an den Reichskanzler festgeslellt. Tie Ergebnisse der Berathuiigcn sind in einer Reibe von Resolu tionen iiicdergelcgt, deren Inhalt und Begründung sür die Fragen deS Ncichswasserschutzes auch über den Bereich deS RbeiuftromeS hinaus Bedeutung gewinnen dürften. * Ter Landgemcindcordnnng sür die sieben östlichen Provinzen dürfte schon in der nächsten Session des preußi schen Landtages der Entwurf einer Lanvgemeindc- ordnung für Schleswig-Holstein folgen. Die Vorlage wird voraussichtlich vorher noch dem zu diesem Zwecke zu versammelnden Provinziallandlage vorgclcgl werden. Nack den Ergebnissen der Verhandlungen mit Vertrauensmänner» aus der Provinz darf aber anzenommcn werden, daß daraus sich Schwierigkeiten für die Vorlegung dcö Entwurss in der nächsten Session nicht ergeben werden. * Ans Berlin wird der „Rheinisch-Westfälischen Zeitung" geschrieben: „Dem Ausfall der am Dienstag im Königreich Sachsen vorzuneyinenden LandtagS-Ersaywablen wird hier mit nicht geringem Interesse entgegengesede». Tie Verpflichtung der sächsische» LrdiiiinqSparlcie», nach Möglichkeit daiür zu sorgen, daß die Sociatdemokralie keine erheblichen Fortschritte macht, erscheint um so größer, als manche Wendung der deutschen Politik in neuerer Zeit zu ciucm nicht uilwcsenllichen Tbeile mit ans sächsischen Einfluß zurückzusuhrcn sein dürste. Ist cs beinahe notorisch, daß insbesondere ebr.isowohl vom sociaiistengesetz wie von der Schutzzollpolitik das Königreich Sachsen ganz bedeutende Vor- Weite gehabt hat und beruht es auf Wahrheit, daß in erster Linie mit auf Drängen von sächsischer Seite auS die Politik des neuen Eiirses inaugnrirt worden ist, so liegt es nahe zu erwarte», daß gerade auch von Sachsen aus der Beweis geliefert werde, cs gehe ohne Sociaiistengesetz und ohne Festhalte» an dem alten Eurse in wirthschaflspvlitischer Beziehung. Erscheint schon das Ver fahren der sächsischen Lrdnuugsparteien, in einer ganzen Reihe von Wahlkreise» mit Sondercandidaturcn vorzugchen, wenig geeignet, die Au-ssichlen der Socialdemokratie zu trübe», so muß es auch als der Gipset der Unklugheit bezeichnet werde», wenn das Partei organ der sächsischen Conservalivcn vor wenigen Tage» de» Sieg der ultramontan-dcinokratischen Coalition in Baden mit Jubel be grüßte und dein Natioualliberalismus auch in Sachsen eine seinen Niedergang besiegelnde Schlappe wüu'chtc. Selbst weil» die völlig verschiedene Lage der Partcivcrhäitnisse in Sachse» und in Baden ganz objcctiv in Rücklicht gezogen wird, scheine» die sächsischen Eonservativen mindestens etwas von dem Hochmulh, der vor dem Falle kommt, erkennen zu lasse», wenn sie Le» zu allerletzt im Interesse des Gesammtvaterlandes zu begrüßenden Rückgang der nationalliberale» Stimmen in Baden für ein Ieichen nehmen, in dem sie besser siegen könnten. Einstweilen sollte» sie dankbar dafür sein, in der »alionalliberalen Partei noch immer eine Bundcs- genossin haben z» könne», über die zu schnell zur Tagesordnung übergehen zu wollen, sich selbst die Iukuusl verkürzen heißt." vOi den vorstehenden Darlegungen berührt uns eins recht wundersam. Es wird angedeutet, daß „in erster Linie mit aus Drängen von sächsischer Seite aus die Politik des neuen CnrscS eingeleitet Worten sei." Soll hiermit vielleicht sogar gesagt sein, daß von Sachsen ans der Stur; Bismarcks be trieben worden? Wir glauben die Verhältnisse unseres Heimatblandes und die Gesinnungen nnscrcr höchsten Regie rungstreue zur Genüge zu kennen, um bündig behaupten zu dürfen, daß jener Andeutung der „Rhein. Wests. Ztg." es an jedem thatsächlichen Anhalt gebricht. Hm Gegentheil, nirgends ist der Rücktritt des Fürsten Bismarck tiefer und schmerzlicher bedauert worden und nirgends verhält man sich dem „neuen Eurs" gegenüber skeptischer, als gerate in Sachsen. * In Betreff des Bcsncheö Sr. Majestät des Kaisers in der elektrischen Ausstellung in Frankfurt a. M. schreibt die „Krcuzzeilnng": Nock gestern wurde Bedauern darüber geäußert, daß auch die Reise Sr. Majestät von Slullgart »ach Homburg vorübergehen werde, ohne daß uns das o»llück zu Tbcil werden würde, ibn in nnscrn Mauern begrüßen zu können. Als darum Keule früh gegen 9 Ubr die Kunde umbcrflog: „Der Kaiser ist in der elektrischen Ausstellung, winden vielfach Zweifel gehegt. Hier in Frank furt, wo tagtäglich mit Börsengernchtcn gearbeitet wird, ist man sehr zur Skepsis geneigt. Aber die frohe Nachricht war wirklich wahr und Tausende strömten nach der Ausstellung unk nach dem Bahihof, in» ihre» jngciid- frischcn Herrscher zu sehen und zu begrüßen. Gründlich überrascht war auch das AnsstcllungS Eoinitv, dessen „ver dienstvoller" Vorsitzender bekanntlich — Herr Sonncmann ist, dem Anschein nach einer der ersten Elektriker dieses Ialn Hunderts. Einer der frühsten unlcr den überraschte» Herren vom Ecmitv, der i» der Ausstellung eintras, war der intellcctiiclle Urheber und thaikräsuge Schöpfer kcr cl^k.rische» Ausstellung, Herr Oskar v. Miller, dem sattsam belannle hiesige Zustände Herrn Tonnemann übergeordnet habe». Herr v. Miller übernahm auch sofort die Führung Sr. Majestät und wurde dabei von Herrn Gebeiliiralb Killlcr «rterslutzl. Ja, wo war Herr Sonncma»»? Nach seiner »Fra»! surtcr Zeitung" soll er freilich in erster Linie au der Führung Sr. Majestät bcthciligt gcwcsc» sein, bas ist aber eine dircclc Unwahrheit. Ueberhaupr schien beule die „Frankfurter Zeitung" von ihrer gerühmten „Firigkcit" in der Berichterstattung verlassen gewesen zu sei», denn Herr Sciinemann kam sehr spät, kurz vor Schluß des kaiserlichen Besuchs und konnte bei dem nngcmcin lebhaften Tempo, in welchem der Kaiser die Besichtigung vornahm, trotz seiner Fortschrittsbcine niemals die vordere Gruppe erreichen, so daß er sich schließlich darauf beschränkte, die hessischen Prin zessinnen anzurcten, die schon früher einmal den Genuß seiner belehrenden „Führung" über sich haben ergehen lassen müssen. Auck bei der Fabn mit der eleklriscken Bahn nach der MainanSstellung befand sich Herr Souiiemalui so sehr im Hmlergrniite der Ereignisse, daß er mit knappci Noth den An schluß crrcicklc. Se. Ma>csläl bat de» iittcrilativiialcii De mokraten keines Blickes gewürdigt, und diese Thatsache, die sich im Lame deS TageS überallhin verbreitete, bat bis weit in die Kreise der Soiincinaiin'schcn Gesinnungsgenossen hinein große Befriedigung erregt. Um so unverschämter ist das Ver halten der „Franlsurtcr Zeitung", die von einer „Führung" durch „Herrn Sonnemann" spricht. Dieser Herr befand sich während der ganzen Zeit dort, wohin er bei einem Besuch Sr. Majestät gekört — im Hintcrgrniitc. Da wahrscheinlich zahlreiche Blätter die Lüge kcr „Frankfurter Zeitung" un befangen abdrucken werden, sei hier der Wahrheit die Ehre gegeben. * Für den am 18. October in Eisenach slatlsindendeii Parteitag der nationalliberal en Partei i» Thü- ' Eigen ist die Theilnahme folgender Herren als Netner ,zesichert: Ter Reichslagsahgeortnelc Iw Pieschcl Erfurt, kW. L sau» Darmslad l, kB. Bürtlin Karlsruhe, ferner Professor Gg. Meyer Heidelberg, Laudtazsabg. Zeitz Meiningen, Iw. Hans Blum Leipzig. * Der Rcichslagsabgeordnctc von Fcustcl, Vertreter deS bayerischen Wahlkreises Bayreuth, ist gestorben. * Während seines Aufenthalts in Ostende hat Stanley, wie die „Münchner Allg. Zlg." meldet, erklärt, er wundere sich über den Lärm, den die Vernichtung der Expedition Zclewski's inner- und außerhalb Deutschlands bervorgerusen habe. Ter Untergang dieser Expedition gehöre einfach zu den unvermeidlichen Episoden, welche i» der Geschichte jeder Coloiiisattvii Vorkommen. Ans ähnliche Zwischenfälle müsse man auch i» Zukunft gefaßt sein. Dieses Ereignis; werde aber die Fortschritte der Deutschen in Afrika »icöl bindern. Slanlcv wandte sich gegen die von der französische» Presse gegen das deutsche Eoloiiisationssystcm gerichteten Angriffe unk erklärte, das deutsche System sei das beste. Die Negcrslämmc seien durch bloße Anwendung humaner Grundsätze nickt zu civiii- siren. Der vornehmste Grund für ihre Unterwerfung sei die Furcht vor der Macht der Weiße», die man sie von Zeit zu Zeit fühlen lassen müsse. Die Franzosen hätte» mit ihrem System jedenfalls nur geringe Erfolge erreicht. So sei das französische Eongo-Gcbicl lange nicht so trefflich organisirt wie ras belgische, in welchem ein thatkräftiges Colonisationö- systcm zur Anwendung komme. Stanley liegt die feste Ueber- zeugung, daß die Folgen der Vernichtung der Expedition Zelcwski'S sehr bald verschwunden sein werten. * Aus Meiningen wird uns vom 12. October ge schrieben: Nachdem VaS vollständige Ergebnis; der Stich wahlen vorliegt, erzieht sich, daß unter 24 Abgeordneten 9 neue in den Landtag cinzichen, darunter zum ersten Mal auch ein Socialdemokral, und zwar gebührt der Stadt Sonnebcrg, der Hochburg deS Freisinns, das traurige Ver dienst, einen socialislischen Parteiführer als den Mann ihres Vertrauens in den Landtag gewählt zu haben. Dieses interessante Wahlergebniß liefert, wie die „Werra-Zcitnna" sehr richtig sagt, wieder einmal den Beweis, wie erfolgreich unser „Freisinn" der Socialtcmokratie die Wege ebnet, und bestätigt nul einer Deutlichkeit, die nichts zu wünschen übrig läßt, die Wahrheit des Bismarckschen Wortes: „Der Frei sinn ist die Vorfrucht der Socialdcmokratie." * Man schreibt uns aus Weimar vom 12. October: Es erscheint wohl selbstverständlich, daß auch in unserer Stadt, in welcher so viel im Interesse der nationalen Einigung und der liberalen Entwickelung Deutschlands geschehen ist, die Inbiläumsscier der nationallibcralen Partei festlich begangen wurde, und nur äußere Gründe waren es, welche die Verlegung der Feier aus den gestrigen Tag nolh- wendig machten. Der Verlauf der im „Tivoli" veranstaltete» Festlichkeit war ei» wohlgelungener und würdiger. Die eigentliche Festrede hielt Herr Gymiiasialprofessor Dr. Urtel, welcher von den politischen Verhältnissen in Deutschland vor 1860 ausging und sich sodann über die Gründung der national- liberalen Partei, deren Programm und parlamentarische Arbeit verbreitete. Es werde der Nationalliberalis mus. so führte Redner aus, stets dem Grundsätze treu bleiben, daß das Vaterland über der Partei steht, daß erst den nationalen und dann den liberalen For derungen zu genügen ist. Professor Ilr. Köblcr brachte ein Hoch auf den Fürsten Bismarck aus, in das die äußerst zahlreiche Versammlung begeistert ciiistiminte. Es wurde be schlossen, alsbald a» den Gründer des Reiches ein DankeS- und Begrüßungsiclcgramni zu sende». Von den weiteren Reden war besonders diejenige deS Herrn I>r. Schcidcmantcl von Bedeutung, welcher die Führer der Partei pries und deren Verdienste in Hellen Farben zeichnete. Weitere An sprachen wechselten mit patriotischen Gesängen ab. ein eckt deutscher Eommers entwickelte sich »nd erst zu später Stunde trennten sich die Fcslgenosseii mit dem Bewußtsein, daß die Tichterstadl Weimar niemals auf die Dauer den crtrcmcn Parteien im politischen und sociale» Leben gehören kann * Die Handelsvertrags-Verhandlungen sollen jetzt rasch gefördert werte». Da Herr Malvanv und Herr v. Glanz und somit sämmllicl'e Dclegirtc in München wieder anwesend sind, werden täglich Sitzungen slaltsintcn. Montag Vormittag hatten die tcnlschc» und italicnischen Dele- girtcn eine längere Beralbung. * Der „ Staat San zcigcr für Württemberg" nieldet, der König habe die Bitte des Fiiianzmiiiistcrs I>r. von Renner um Versetzung in de» Ruhestand buld- vollst gewährt. Das Gesuch des Ministers war mit dem Hinweis aus sein vorgerücktes Lcbcnsallcr und seine leidende Gesundheit motivirt. Die übrigen StaatSminister batten gleichzeitig anläßlich des Regierungswechsels ikre Porte scuillcs dem Könige zur Verfügung gestellt. Der .König bat den Präsidenten deS StaatSininisterniinS, I>r Freiherr«« Mittiiachi, zu sich beruscil und demselben unter Versickerung Seines Allerhöchsten DerlraucnS de» Einschluß zu erkennen gegeben, eine Aenderung an dem Bestände des Staals- inittistcrinms nicht verfügen zu wollen. Der „Staalsanzcigcr" meldet jerncr, daß am Montag Nachmittag die Eröffnung der lctztwilligcn Verfügungen deS verewigten Königs statt- aeflinden bat, sowie daß Leine Majestät der Kaiser Freitag Nackmillag auch den Präsidenten I)r. von Mittnacht in Audienz empfangen hat. * Man schreibt der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" auS Stuttgart: Die von der württcmbcrgischen Armee schon lange crsebiitc Einführung der einreihigen Wassen- röcke bei Infanlcrie, Artillerie und Pioniere», wie solche bei allen übrigen Bnndcstruppen schon längst im Gebrauch sind, siebt jetzt mit Sicherheit nabe bevor, da der jetzt regierende König wieterbolt ausgesprochen bat, daß der zweireihige Waffel»ock und Mantel, ganz abgesehen von den nicht »iierbeblichen Mehrkosten sür das ganz nutzlos verwandte Material an Tuck und Knöpfen, besonders im Sommer sehr »iibcglicm und ungesund ist, auch das Tragen deS Gepäcks dadurch wesentlich erschwert wirk. * * * * AnS Pest wird gemeldet: Die liberale Partei des Unterhauses bat die in die Delegationen zu wählenden Mitglieder, unter diesen Kvloman Tisza, kesigiurt und wird auch sür die Wabl kcr von der gemäßigten Opposition nomi- »irkcn vier Tclegirtcn, deren einer der Abgeordnete Albert Apponyi ist, stimmen. Die gemäßigte Opposition hat be schlossen, dem Vukgclprevisormm nicht zuzuslimme», weil sich dasselbe ans eine ungewöhnlich lange Zeit erstrecke. Ferner beschloß dieselbe wegen deö angeblich »»ge hörigen Vorgehens eines Polizeibcamten gegen zwei Abge ordnete, wie auch darüber eine Interpellation an die Regie rung zu richten, daß mehrere Studenten, welche anläßlich der jüngsten Dcmonstralioncn verhaftet worden waren, in einem uligcsnukeii Locale sünszcbn Stunden lang in Hast gehalten worden seien. Wegen dieser letzteren Angelegenheit wirk auch von Seiten der äußersten Linken eine Interpellation in Aus sicht gestellt. * Die Rede, welche der Bürgermeister von Brüssel, Herr B uls, in Marseille hielt unk in welcher er erklärte, daß ein geheimer Vertrag zwischen Deutschlan d und B«:^ gicn nickt cxistire, wird in der gesainniten europäischen Presse besprochen, hauptsächlich deshalb, weil aus Brüssel nachträglich berichtet wurde, daß Bnls vom Könige den Auftrag batte, die Gerüchte über den Vertrag als falsch zu erkläre». Nun waren diese aber stets nur i» der fran zösischen Presse anfgetauckt, »nv es ist zweifelbafk, ob dieselben jetzt cndgiltig aus der Welt geschafft sind, denn stets von Neuem wird ans die Maasbcscjligungen bingcwicscii. Diese sollen zur Vcrtheidigung der belgischen Neiitraliiät dienen, obwohl Moltkc vor ungefähr einem Jahre einem belgischen Besucher gegenüber die Meinung aussprach, daß die MaaSbesestigungen nicht ein Bollwerk der belgischen Neutralität seien, daß sic im Gegcntbcil im Ernstsallc Belgien hindern würde», seine Ncntralität zu behaupten. Graf Moltke sprach sogar den Verbackt aus, daß einTbcil kccMaasbcscsiigun- gen gegen Tcntschland gerichtet sei. Nn» zieht cs lau», ein glaub würdigeres Zeugnis; dafür, daß Dcnlschlant auf die Ncntralität Belgiens großen Werth legi, als die Acußcrung Moltke's über die Nutzlosigkeit der Maashesestiguiige». Ein Staat in der geographische» Lage Belgiens besitzt die stärkste seiner Lebciis- bedmgungen in seiner Neutralität und cs muß die wichtigste seiner Sorgen sein, daß dieselbe von den Nachbar» rcspectirt wird, denn seine eigenen Kräslc reichen nickt ans, ihm den Bestand zu verbürgen, wenn rings »mber der Kriegsbrand lodert. Die Rede des Brüsseler Bürgermeisters mag den Zweck gehabt haben, das Mißtrauen kcr Franzosen zu be schwichtigen, obwohl im gegebenen Augenblicke gar kein Grund vorlag, die belgische Neutralität zur Besprechung zu bringen. * Die traurigen Folgen ultramontaner Thätigkeit auf dem Gebiete der Schule zeigen sich wieder einmal in den Zuständen der Volksbildung, wie sic Lurch die jüngste Volkszählung in Belgien sestgeskellt worden sind. In der Stadt Brüssel waren 52 ooo Personen oder 90 Proccnt des Lesens und Schreibens vollständig nnkiindig; in den Vor städten noch mcbr. „Da dic Hauptstadt Brüssel", schreibt der dortige Eorrcspondent der „Krenzzeitung", „als der geistige Mittelpunct Belgiens und als dic Stadt gilt, in der die Volksbildung »och auf der höchsten Stufe steht, so kann man sich vorstellcn, wie es damit anderswo, zumal aus dem Lande, a»ssiel>t. In Rußland dürften die Verhältnisse kaum viel ärger beschaffe» sein. Dabei denkt »nscre Regierung gar nicht daran, de» Schulzwang cinzlisübren und ihre Organe werten im Gegentheil nicht müde, zu betonen, daß zu viele Schulen im Lande sind." * Ter „Fanfnlla" meldet, der russische Minister des Auswärtigen von Giers werde Dienstag dem König und der Königin vvnIlalic n ans Schloß Monza einen Besuch abstatte», der italienische Ministerpräsident di Rudini werde cbcnsallö kort anwesend sein. Der „Fanfnlla" fügt hinzu, der russische Bolschaiier Vlangali habe in den letzten Tagen eine lliilcrrcdung mit Rudini gehabt »nd sich dann »ach Venedig zum Minister von GicrS begeben, um mit demselben eine Zn- sammcnknnfl mit Rudini zu verabreden. Diese Zusammen kunft werde morgen in Monza statlsindcn. — Einer Meldung der „Tribuna" ans Mailand zufolge sind dic Botschafter Italiens in Paris, Marchiejc de Mc- nabrca, unk i» Wien, Graf Nigra, in Mailand cin- gctroffcn »nd werden den Ministerprasitcntcn di Rudini morgen nach Monza begleiten.— Eine Meldung aus Mai land von beule lautet: Gestern Abend trafen der russische Minister des Auswärtigen von Giers in Begleitung deS russischen Botschafters aus Palanza und der Ministerpräsident Rndiiii auS Rom hier ein nnd nahmen im Hotel „Cavour" Wohnung. * Als bezeichnend sür dic in Italien herrschende Stim mung wird ans einen ans Anlaß der Enthüllung des Garibaldi-Denkmals in dem „Fansnlla" erschienenen Artikel des gewesene» Garibaldiancrs Achille Fazzari über die politische Bedeutung der Entbulliingsscier deö Garibaldi-Denk mals verwiese». Eer Artikel spricht fick in sympathischer Weise über die friedliche Bedeutung des Dreibundes auS und bebt hervor, daß jeder Italiener die Pflicht habe, an diesem Bünd nisse scstzubaltc», welches die Möglichkeit eineSConfliclcSzwischen Fiaiilreich »nt Italien ,m Auge bade. „Garibaldi", beißt cS in dem Artikel weiter, „scr ein aufrichtiger Freund Frankreichs gewesen. Nach der Erklärung des ProtectoratS über Tum-
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