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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.10.1891
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-10-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911014011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891101401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891101401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-10
- Tag1891-10-14
- Monat1891-10
- Jahr1891
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Nbormenientspreis ln der Hauptexpeditton oder den im Stadt bezirk und den Vororten errichteten Aus gabestellen ab geholt: vierteljährlich./! 4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung ins HauS 5.50. Durch die Posl bezogen für Deutschland und Oesterreich: viertcliäkrlich >» 6.—. Direct» tägliche Kreuzbandsendung in- Ausland: monatlich -/i 9.—. Tie Morgen-?luSgabe erscheint täglich V«? Uhr, die Abend-AuSgabe Wochentags 5 Uhr. Nedaction und Expedition: Iohannrsgaffr 8. Dir Expedition ist ununterbrochen ge« öffnet von früh 8 bis Abend- 7 Uhr. Filialen: vtt» Klemm's Sortim. (Alfred Hahn), Uoiversitätsslraffe I, Louis Lösche, Kathariuenstr. 14, Part, und König-Platz 7. Drnck «mb Verlag von E. Polz in Leipzig. Morgen-Ausgabe. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und CcWftsmkchr. JnsertionspreiS Morgen-Ausgabe: die 6gespaltene Petit« »eile 20 RecIamen unter dem Redaktion-« strich (-gespalten) bO^j, vor den Familien- uachrichtea (6 gespalten) 40 Abend-AuSgabe: die 6geipaltene Petitzeile 40 R «c l o m e a unter dem RedaettonSstrich (4 gespalten) 1 Familiennachrichteu und Anzeigen verlorener Gegenstände (ligespaltrn) 20^. Gröbere Echristen laut unserem PreiS- vtlzeichuib. Tabcllarljcyer und Zisfcrnsatz uach höherem Tarif. tkrtra-veilagen (gefalzt), nur mit der Morgen - Ausgabe, ohne Poslbesördernng X 60.—. mit Postbesörderuug ^4 70.—. Ännahmeschlnß für Inserate: Abend-Au-gabe: Vormittag- 10 Uhr. Morge n-AuSgabe: Nachmittags 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh 9 Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Auseratr sind stets an di« Sx-rdtltoa zu richte». ^° 323. Mittwoch den 14. Oetober 1891. 85. Jahrgang, a. eU Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Die diesjährige Michaelismesse endigt mit dem 17. Oetober. An diesem Tage sind die Buden und Stände aus den Plätzen der inneren Stadt bis 4 Uhr Nachmittag vollständig z» raumen und bis spätestens 8 Uhr Morgens des 18. Oetober zu cntsernen. Die aus dem Augustusplatze und aus den öffentliche» Wegen und Plätzen der Vorstadt befindlichen Buden und Stände sind bis Abends 8 Uhr des 17. Oetober zu räumen und in der Zeit vom 19. bis 22. Oetober, jedoch lediglich während der Tagesstunde» von 6 Uhr Morgens bi- 7 Uhr Abends abzubrcchen und wegzuschaffen. Vor dem 19. Oetober darf mit dem Abbruche der Buden und Stände aus dem Augustusplatze nicht begonnen werde». Dagegen ist es gestattet, Buden und Stände auf dem Rastplatz», Welche vor Beendigung der Messe leer werden, früher, jedoch nicht am Sonntage, den 18. Oetober, abzubrechcn und wegzuschassen, dafcrn nicht dadurch Störung des Verkehrs oder Bcnachtheiligung des Geschäfts in den stehenbleibenden Buden hcrbcigcsührt wird. Es bleibt auch diesmal nachgelassen, die Schaubuden aus Lein Fleiicherplatze, sowie diejenigen Stünde daselbst, an weichen »»r Lebensmittel feilgeboten werden, noch am 18. Oetober geöffnet zu halten. Die Schaubuden, sofern sie aus Schwellen errichtet, in- gleichcn die Carroussels und Zelte sind bis Abends 10 Uhr des 20. Oetober, diejenigen Buden aber, rücksichtlich deren das Eingraben von Säulen und Streben gestattet und eine längere Frist zum Adbrucht nicht erthcill worben ist, bis längsten- den 24. Octoder Abends 8 Uhr abzubrcchen und von den Plätzen zu entfernen. Zuwiderhandlungen gegen diese Vorschriften, für deren Befolgung beziehentlich auch die betreffenden BauhanLwcrker oder Bauunter nehmer verantwortlich sind, werden mit Geldstrafe bi- zu 150 oder entsprechender Haft geahndet werden. Uebrigens haben Säumige auch die Lbrigkeiswegen zu verfügende Beseitigung der Buden rc. zu gewärtigen. Leipzig, den 10. Oktober 1891. Der Natt, der Stadt Leipzig- H 11795. 1>r. Georgi.Leistner. Bekanntmachung. Mit Zustimmung der Herren Stadtverordneten haben wir bc- schlossen, die Fluchtlinien des Ranft'schen GästchenS von der Kohl- gartenstraste im Flartheil Leipzig-Reudnitz bi- zur Langen Straße bez. dem Marienvlatz im Flurtheil Altstadt-Leipzig nach Maßgabe de- Planes T. L. V. Nr. 4924 U. X. Nr. 5587 sestzustellen. Dieser Plan liegt in unserer Tiefbau-Verwaltung iRathhaus, Zimmer Nr. 14, 2. Stock) vier Wochen, vom Ablauf« des Tages nach der Ausgabe der die Einrückung dieser Bekanntmachung enthaltenden Amtsblätter an gerechnet, zu Jedermanns Einsicht aus. Widersprüche gegen den Plan sind innerhalb dieser Frist bei deren Verlust schriftlich bei uns anzudringen. Leipzig, am 8. Oktober 1891. Der Nath der Stadt Leipzig. Io 5390. I)r Georgi. Ür. Redlich. Bekanntmachung. Im früheren NathhanSgrunSstück in Leipzig-Plagwitz ist eine im in. Obergcschofj nach der Kurzen Straffe heraus gelegene, aus 0 Zimmern und sonstigem Zubehör bestehende Wohnung von jetzt oder von einem späteren Zeitpunkt an gegen einhalb: jährige Kündigung anderweit zu vcrmiethen. Miethaesuche lvcrden auf dem hiesigen Rathhause, l. Obergeschoß, Zimmer Nr. 8, eutgegengenommen. Leipzig, am 7. OÄober >891. Der Nath der Stadt Leipzig. I» 3689. Or. Georgi. Krumblegel. Versteigerung. Freitag, den 16. Oktober, Vorm. 9 Uhr, werden im Postgcbäude am Augustusplatz (Eingang Poststraste, 3 Treppen links) ver schiedene, in unbestellbare» Postsendungen enthalten gewesene oder in Postwagen u. s. w. ausgefundene Gegenständ«, u. A. Regenschirme, Epazierslöcke, Korbwaaren, Schmierbürsten, getrocknete Därme, Glnckwunschkarten, 8 Bände „Buch der Erfindungen" u. f. w. gegen sofortige Bezahlung öffentlich versteigert. Leipzig, 12. Oktober 1891. Der Kaiserliche Ober-Postdtrector. Walter. Gewerbekammer L'eizmg. Freitag, den 16. d. M., Nachmittags i) Uhr öffeutliche Plenarsitzung im «ammerlocalk. Tagesordnung: I. Bericht aus der Registrande; II. Gesuch der gemischte» Innung zu Rötha um Verleihung der aus tz. 100« Ziffer 3 der Gewerbeordnung folgenden Rechte; III. Gesuch des Vorstandes der Ausstellung für das rolhe Kreuz rc., Stiftung von Ehrenpreisen betreffend; IV. Eingabe des Etster-Saale-Lanal-Lereins. Leipzig, de» 14. Oktober 1891. v. ä. Oebler, Bors. Herzog, S. Finanz- und Wehrfrage im Dreibunde. Es ist eine unleugbare Thatsacke, daß die finanziellen Gesichtspunkte in den Staaten de- Dreibunde« auch in der Frage der Wehrkraft daS Hauptgewicht beanspruchen. Als die Schrift über die österreichisch-ungarische Armee und die nothwendige Ergänzung der Infanterie und der Artillerie, des Transport- und VerpflegungöwesenS erschien, wurde sie im Deutschen Reiche mit freudiger.Zustimmung begrüßt, weil man in Deutschland daraus entnahm, daß die finanziellen Bedenken hinter den unerläßlichen Anforderungen an die Er höhung der Wehrkraft zurücklrcten würden Bald aber wurde auch diese Unternehmung voll Mark und Nachdruck durch des Gedanken- Blässe angekränkelt, und bei den nachfolgenden Ministerberatbungen schrumpften die erwarteten Mchrforde- rungen an da- Budget etwa auf ein Drittel de- in der Schrift als notbwendig bczeicknctcn Betrage- zusammen. Der neue österreichische Finanzminister Steinbach hat das Bedürfniß nach Busrechthaltung des Gleichgewicht« im Staats haushalt bei Vorlegung de- Budget- so dringend dargestellt, daß der Volksvertretung in dieser Beziehung kaum noch etwas zu lhun übrig bleibt Die Haltung deS Fiuanzministers ist von allen Seiten zustimmend begrüßt worden, also wird auch der Reichsfinanzminister nickt umhin können, auf die öffent liche Meinung Rücksicht zu nehmen und die Met,Forderungen für die gemeinsame Armee auf da« äußerste Maß zu bc schränken. Die Delegationen treten am 9. November zu sammen, wir werben daher bald darüber Klarheit gewinnen, waS für die Armee abfällt. Die österreichisch-ungarische Armee hat bei den letzten Weuiuer, mn Hetze,«»»« «ist,»,«fähigen gezeigt, La es» Wilhelm bat als Zeuge der Ucbungcn im Waldvicrtcl den österreichischen Truppen daS höchste Lob gespendet, und da- Unheil des Kaisers von Oesterreich stimmte mit dieser Mei nung überein. Das kann uns nur mik größter Befriedigung erfüllen, aber es kann uuS nickt darüber hinwcgbelscu, day die Zahl der Truppen in Anbetracht der sehr gespannten internationalen Lage mit der Zahl der Bevölkerung nicht in richtigem Verhältniß steht, und daß in dieser Beziehung Vieles zu wünschen übrig blcibl. Wenden wir unsere Blicke nach Italien, so waltet dort noch in böhercm Maße das Streben vor, die Landeövertbci- tignug hinter den finanziellen Inleresscn znrücktrelen zu lassen. Die italienische Armee in ihrem henligeii sehr beschränkten Umfange erscheint einem beträchtlichen Thcil der VolkS- vcrtrclung immer noch zu groß, sic lostet zu viel, und jede Verschiebung des Staatshaushalts zu Gunsten der Armee erregt Unzufriedenheit in so hohem Grade, daß der Sturz eines Ministeriums unvermeidlich wird, wenn das Gleich gewicht in den Finanzen nicht als oberster Grundsatz seines RcgieruiigLprogramms gilt und festgehallen wird. Wir verkennen daS Gewicht der Gründe nickt, durch welche die Volksvertretung in Oesterreich und in Italien be stimmt wird, ihr Hauptaugenmerk auf daS Gleichgewicht in Einnahmen unv Ausgaben des Staates zu richten, aber wir Hallen uns an die Tbatsache, daß der Dritte im Bunde, da- Deutsche Reich, die Wehrkraft deS Landes als erste und un erläßliche Lebensbcdingiinz allen andern Rücksichten voran- slcllt. Nicht als ob Deutschland leichtsinnig ins Wesen hinein wirthschaslele und sei» Wohl und Wehe allein durch ein starke Armee gesichert hielte, man wägt auch bei uns die Leistungen nach den vorhandenen Kräften ab und verlangt nicht mehr als der Ertrag der Arbeit des deutschen Volkes zur Verfügung stellt, aber wir verlegen den Schwerpunkt unserer Anstrengungen nach der Seile, wo die Existenz ihre Wurzeln bat. WaS helfe» alle finanziellen Erfolge auf dein Gebiete von Handel und Industrie, von Gewerbe und Landwirthschaft, wenn die Kraft des Landes nicht anSrcicht, um den Frieden sicher zu stellen und die Begehrlichkeit der Nachbarn in Schranken zu halten? Das deutsche Heer genießt den Ruf der Unüberwindlichkeit, und eS hat sich diesen Ruf durch beispiellose Erfolge errungen/ aber das Deutsche Reich bat auch das Streben, seine mili» lairische Leistungüfäbigkeit auf der erklommenen Höhe zu er halten und blcibl deshalb nicht zurück biuler den Anstrengungen, welche von anderer Seite gemacht werden, um weitere kriegerische Erfolge Deutschlands zu verhindern. Nkvltke hat das treffende Wort für die Ausgaben in militairischcr Beziehung gefunden und im dcnlscken Reichstage ausgesprochen, er nannte diese Ausgaben productiv, weil sie dazu dienen, die friedliche Entwickelung zu ermög lichen und zu gewährleisten. Unter dem Schutze de- schlag fertigen deutschen HccrcS hat sich die Entwickelung aller friedlichen Bestrebungen des deutschen Volkes erst gestalten und vollziehen können, ohne ein solches Heer würde der Friede nicht aufrecht zu erhalten gewesen sein. Frankreich dreht jetzt den Spieß um und verkündet durch seinen Kriegs und leitenden Minister Freucinet, daß der Friede nur er halten werden könne, wenn Frankreich den Frieden von Nie mandem erwarte, sondern ihn nur durch das Ansehen erkalte, welches Frankreich zugcstanden werde. Wir wollen mit Herrn Freycinet nicht über die Ursachen rechten, welche der Erhal tuiig des Friedens zuträglich sind, sondern wir wollen eS unö dann genügen lassen, daß wir in Frieden leben. In einer sehr wesentlichen Beziehung steht der Dreibund hinter den beiden Freunden von Kronstadt zurück und das ist in der schrankenlosen Freiheit, die Wehrkraft des Landes bis auf das Acnßerste anzuspaiinen. Es ist gewiß nicht die Aufgabe der civilisirtcn Staaten, einen Wettstreit aus diesem Gebiete zu veranstalten, der die besten Kräfte verbraucht, obne sie den Aufgaben friedlicher Entwickelung hinreichend dienstbar zu machen, aber unter dem Druck der heutige» Weltlage ist die Wehrkraft die Hauptsache, und derjenige Staat, welcher sic am besten und vollständigsten organisirt, hat die Kraft in Händen, den europäischen Frieden aufrecht zu erhallen. Dementsprechend bat Frankreich, wenn auch in entgegen gesetzter Absicht, seine Wehrkraft obne Rücksicht auf die Kosten auf eine Hobe gebracht, welche wir trotz bedeutender Mehr zahl der Bevölkerung nickt erreicht haben und erst erreichen werde», wenn die Vorschläge deS ebemaligcn KriegSiiünistcrö von Verdy du Vernvis zur Anssübrung gekommen sind, daß also die biSber unbenutzt gebliebene Wehrkraft von mehr als IU Millionen Deutschen zur vollen Verwendung gelangt. Es sind auch hier die finanziellen Bedenken, welche die Aus führung der sebr bcachtenSwerlhcn Gedanken deS Herrn v. Veroy bisher verhindert babcn, aber ihre Berechtigung ist so cinlcucktcnd, daß wir auf die Dauer daS nähere Eingehen auf den Gedankengang des verdienten Mannes nicht werden umgeben können. Moltle sagte, daß jeder Staat in der eigenen .Kraft seine beste Stütze finde, er sagte das mit besonderem Hinweise auf das Deutsche Reich als Mitglied des Dreibundes. Seine Worte fanden wie immer lebhaften Widerhall im deutschen Volke, weil sie von einer Seite kamen, an deren Wcrlb und Wucht kein Zweifel anfkeimen konnte. Wir legen große« Ge wicht auf die BundeSgenossenschast unserer Verbündeten, aber wir können uns nichl verhehlen, daß wir in einen, Kriege gegen Frankreich und Rußland doch in erster Linie auf unsere eigene Kraft angewiesen sind. Unsere Anstrengungen, auf mili- tairisckem Gebiet, allen Anforderungen an unsere Leistungs fähigkeit zu genügen, kosten Geld, sehr viel Geld, aber diese Ausgaben sind verschwindend klein im Vergleich mit dem, WaS unS ein unglücklicher Krie>^ kosten würde. Bon diesem Gedanken müssen alle unsere Schritte geleitet werden, um unsere Wehrkraft zu erhöben, und wir können nur wünschen, daß unsere Verbündeten diesem Beispiel folgen mögen. . Leipzig 14. Oktober. * Erbzroßhcrzog Friedrich August von Oldenburg, Präsident der Deutsche» Landwirthschaft--Gesellschaft, hat den Ausschuß für den 11. d. nach Berlin einberusen. Es soll auch über den Antrag, betreffend Vertretung von landwirth- schaftlichcn Ausstellern aus der Weltausstellung in Chicago verhandelt werden. * Einer an-Berlin von unterrichteter Seite zugebenben Meldung zufolge entbehren die neuerdings austauchcnden Ge rüchte betreffs einer geplanten Verbindung deS Re ichS- schatzamleS mit deni preußischen Finanzniinisterilim in irgend einer Form jeder wie immer gearteten Begründung. Zu derartigen tief eingreifenden organisatorischen Verände rungen liege derzeit kein Anlaß vor. * Die bereits telegraphisch angekündigte Auslassung des „Staats-Anzeigers für Württemberg" betreffs der persönlichen Theüiiahme Sr. Majestät dcSKaiferg an den Begräbnißfeierlichkeiten in Stuttgart hat folgenden Wortlaut: „AIS die Nachricht in Stuttgart eintraf, daß Se. Majestät der Kaiser eS sich nicht ncbincn lassen wolle, Seinem treuen Ver- bündelen dem Hvchselige» König persönlich die letzten Ehren zu erweisen und Lein jungen KönigSpaar und der edlen Künigin-Wiitwe ain Tage der Beisetzung tröstend zur Seile zu stehen, da war in, ganzen württeinbergijchen Volle ein einiges Gefühl der größten Rührung und der Freude über Liesen hochherzigen Beweis dcmjchcr Kaiser- und Fürstentrene, und inan konnle aUenlhalbe», in allen Schichten der Bevölkerung ohne jeden Unterschied, Worte ungehcnckiclier dankbarster Gesinnung vernehmen. Tag der Kaiser in solcher Weise mit der Thal beweist, wie Er Freud und Leid mit den verbündete» Herrscherhäusern und Völker» des Reichs zu lheiteii gewillt ist, dag Er keine Muhe achtete, um von der fernen NorLvslgreiize des Reichs »ach dein schwäbischen Süden zu eiten, nm Zeuge und Theitnchmer zu sei», wenn Württemberg uin seinen König trauert, das hat unser Volk ausS Nene Sein gutes und edles Herz kennen gelehrt, und jeder brave Würtlemberger hat sich im Stillen gelobt, dem Kaiser den Liebesdienst nicht zu vergehen, den er in diese» Tagen des Schmerzes dem Königshaus« und damit auch dem Volke von Württem berg erwiese» hat!" * Der „Staatsanzciger für Württemberg" meldet die Pensioiiirung deS FinaiizministerS I>r. von Renner und die Ernennung von Riccke'S zum Fiiiaiizministcr. Ter König besuchte de» Dr. von Renner in dessen Wohnung, sprach ibm seine Zufriedenheit für seine langjährige aus gezeichnete Wirksamkeit an- und überreichte ihm daS Bild des Königs. Heute empfing der König den Finaozminister von Nieckc. * Der König von Württemberg hat folgenden Erlaß an den Staats-Minister der Justiz, vr. von Fader, gerichtet: „Es ist mein W ille, unS An laß meines Regierungs antrittes einen umfassenden Gnadenact zu er lassen, und ich will deshalb den Anträgen meines Insliz-MinisterS hierüber entgegensehen. Dabei ist mein Abseken daraus gerichtet, daß die Er weisung der laiidcsbcrrlichcn Gnade insbesondere auch den Angehörigen der ärmeren Bolköclassc, welche unter dem Druck der äußeren Noth sich minder bedeutender Verfehlungen schuldig gcmachl haben, zu Theil werde. Stuttgart, den 8. Oetober 189l. Wilhelm." * Im bayerischen Landtag hat der Abgeordnete Frhr. von Slausfcnberg sein Referat über die Eisenbahn- Vorlage fertig gestellt. Der Entwurf fordert einen Eredit von 25 078 500 für die Doppelbabnen Treuchttingen- Nürnberg, München-Salzburg, Nosenheim-Knsstein, Landshut, NegcnSburg-Schwandors und Trcuchtlingen-Würzburg. Zum Umbau der an der schiefen Ebene gelegenen Bahnhöfe Nencn- marll und Marktschorgast ist eine Million Mart gefordert. Zur Beschaffung von Fahrmaterial — 110 Locvmotiven, 203 Personen-, 1050 Güterwagen und 250 Dienstwagen — wird ei» Eredit von 14 963 000 verlangt. Frhr. v. Stauffen- berg wird in seinem Berichte die Regierung um Aufklärung darüber ersuchen, welche Borsichtsmaßrcgeln bei den gegen wärtigen Arbeiten zur Sicherstellvng der vorbeifahrcndcn Züge getrosten sind. Auch wird eine nähere Darlegung der Gründe erdeten, welche daü EggolShcimer Eisenbahnunglück verursacht haben. Ebenso will Frhr. v. Stanssciiberg über die Brauch barkeit der Locvmotiven und Maschinen Anfschli'isse erbitten, da ihm hierüber mehrfache Klagen-zugvkommen sind. - * An-Coburg, 13. Oetober, wird uns geschrieben: Der zwischen unserer und der bayerischest Regierung abgeschlossene «taatsvertrag, betrcfstmd die Besteuerung der inneren Er zeugnisse des coburgischcn AmtögerichlsbezirkS Königsberg, wird soeben nach erfolgter Ratification verkündet. Der coburgische Amtsgerichlübczirk Königsberg bildet eine Enclave in Bayern (Franken) und ist daher schon durch Staats- vertrage von l85t unv 1865 in das bayerische innere Stener- lyslcnl einbezogen worden. Dieses Verhältniß wird jetzt bis zum Jahr 1896 erneuert und bleibt weiter auf je 5 Jahre gütig, wenn nichl 9 Monate vor Ablauf des 5. Jahres eine Kündigung erfolgt. Die Erträge des MalzausschlagS und der Uebergangsabgabe von Malz und Bier, welche auf den Be zirk Königsberg entfallen, werden dem Hauptzollamtsbezirke Schweinfurt miteinaercchnel und für Coburg nach Maßgabe der Königsbcrger BcvölkcrungSzahl scftgesteUt. * « » * In Wiener Blättern veröffentlicht die Schriftstellerin Bertha v. Suttner einen Ausruf zur Beschickung deS FriedenScoiigresseS in Rom trotz des durch Bonghi veran- laßten Zwi'ckenfallS. Es wird der guten Dame, die sich durch einen Roman „Die Waffen nieder" bei Backfischen und höheren Töchtern einen Namen gemacht hat, wohl wenig nützen, wenn sie sich für die Schwärmer ins Zeug legt. Man kann wohl mit einem Roman einen Ersolg erzielen — mit ernsten Sachen soll sich aber eine Frau nicht befassen. Wenn man gewissen Blaustrümpfe» auch in der Literatur hier und da einmal einen Platz einräumt — in der Politik hat da- Weib zu schweigen. Tic Veröffentlichung de- Aufrufs dürfte wohl auch nur gegen Gebühren erfolgt sein. * DaS österreichische Abgeordnetenhaus genehmigte in der gestrigen Sitzung nach emer Epecialdebattc den Gesetz- cntwurs» betreffend die Vergünstigung bei Neubauten für Arbeilerwohnungen. * DaS ungarische Unterbau- nahm in der gestrigen Sitzung die Wahl der Delegationsmitglieder vor. DaS Resultat wird in der nächsten Sitzung bekannt gegeben werden. Im weiteren Verlaufe der Sitzung sübrle der Abgeordnete Hocka au-, die Pester Polizei sei gclegenilich der in den letzten -vagen staltgcfundeiien Studentenkundgebungen tactloS und gewaltthälig vorgegangen, er selbst sei angegriffen und nahezu insultirt worden. Der Ministerpräsident erwiderte, daß er die strengst« Untersuchung der etwa vorgekommenen Mißbräuche ahnden werde. Das HanS nahm die Antwort zn seiner Kenntniß. Der Präsident schlug vor, die Berathung der Vorlage betreffs der Bewilligung deü Budgets in der nächsten Sitzung vorzuiichmc». Appcnyi bcantragle dagegen die Ver tagung bis zum Teccmber. Der Fiuanzmiiiistcr Wckerle befürwortete wegen deö regelmäßigen Fortganges des Staats haushalts den Äntrag deü Präsidenten, der schließlich vom Hanse angenommen wurde. * AuS Monza wird uns gestern Abend telcgraphirt: Der König empfing GierS und pflog längere Unterhaltung mit ihm. Nach dem Dejeuner ist Rudini mit GierS nach Mailand .zurückgereist. Rudini, Nigra und Arco treffen in Monza Abends zum Diner wieder ein. Die Blätter be sprechen das Ereignis; noch nicht, obwohl dessen politische Bedeutung augenscheinlich ist. * Wie a»S Kopenhagen gemeldet wird, verlautet daselbst mit Bestimiittbcit, daß die königliche Familie die Einladung des russischen KaiscrpaareS, fick mit demselben nach der Kr im zu begebe», woselbst im engsten Familienkreise die silberne Hochzeit deS russische» KaiserpaarcS gefeiert werden soll, an genommen habe. Die Abreise aus Kopenhagen wird nach de» bisherigen Dispositionen zur See, und zwar wahrscheinlich ani l7. d. M. erfolgen. * Der Bericht über das Budget des französischen Krieg-miiiistcriumS ist den Depulirtcn zngcgaiigen. Stach deniselben erreichen die von der Comnnssion und dem KricgSmiiiistcr acccptirlen Credite die Höbe von 641 521 515 Francs gegenüber 68l 679 185 Francs im Jahre 1891. Die Miiidcrsordcrnng für das nächste Budgetjahr be trägt demnach 37 151 670 Francs. Die Commission bat de» Ausgaben für Erhöhung deS Efsectiv-Bestandes der Eavalleric uni 914 Pferde und für die Neubildung zweier EavaUerie-Rcgimentcr zugestimmt. Der Bericht vergleicht daS französische und das deulsche Militairbudget mit einander und stellt die Behauptung ans, in Frankreich sei dcrEfsectiv- Bestand der Armee schneller gewachsen als daö HcercSbudget, während in Deutschland das Umgekehrte der Fall sei. — Der Kriegsministcr Freycinet beauftragte den General Bois- dcsfre mit der Abgabe eines Gutachtens über die Bildung einerN ad fah rer-Ab theilu ng mit einem eigenen Ofsicier- und Unterossicicrcorpö. * Zn der vom „Daily Telegraph" verbreiteten Meldung betreffs der Entdeckung eines gegen das Leben deö Zaren gerichteten Anschlags liegt keinerlei anderweitige Be stätigung vor. ^ Parncll'S letzte Stunden waren unendlich qual- vcll. Bon jebcr war er zu Rheumatismus geneigt. Daher kam eö, daß die Erkältung, welche er sich in Galway znzog, bei seiner durch die Ereignisse der letzten Zeit bochgcreizten und geschwächten Coiistilulion so vcrkängiiißvolle Folgen nach sich zog. Am Sonntag brach das Fieber mit aller Gewalt aus, und die Acrzte wurden äußerst besorgt, als die Temperatur am nächsten Tage noch stieg. Der Kranke ver mochte keine Nahrung mehr zu sich zu ncbincn. Montag Abend begannen die Krämpfe. Sie wurden immer heftiger. Dann nahm der Kampf eines unbezähmbaren Willens gegen ein Leiden, in welchem dieser Wille nicht auSreicktc, seinen Anfang. Die Schmerzen wurden so stark, daß die Acrzte zum Morphium ihre Zuflucht nehmen mußten. DaS Mittel bewirkte wenigstens eine Erleichterung. Als die Delirien be gannen und daü Bewußtsein von Zeit zu Zeit wieder erwachte, sprach er einzig und allein von Irland. Nur daS Land, welches er so sehr geliebt, um dessen willen er so viel ge litten, schien ihn noch zn interesfircn. Am Dienstag Morgen zwischen 6 und 7 Uhr schwand das Bewußtsein völlig. Als er schon wußte, daß der Tod ihm bevorstand, galt sein letzter Scheidegruß seinen Mitkämpfern und dem irischen Volke. Dann sank er hilflos zurück in die Kissen. Die furchtbaren Krämpfe stellten sich aufs Neue ein bis 25 Minuten vor Mitternacht. Tann hörte daS Herz, welches so lange ge kämpft hatte, auf zu schlagen. * Der Correspoiident deS „Daily Telegraph" au- Cork meldet: Große Aufregung sei dadurch in nationalen Kreisen hervorgcrufen worden, daß die Erben Parncll'S in dessen Rechte als Milverwalter einer Summe von 40 000 Lstrl. eingesetzt werden sollen, welche in Pari« deponirl sind. ES wurde bisher allgemein angenommen, daß Justin Mac Carthy, der überlebende Verwalter, allein die Disposition darüber erhalten werde. * Die baldige Wiedervereinigung der beiden irischen Parteien scheint sich, wie wir schon in der gestrigen Abcndittiiiimer melden konnten, nickt verwirklichen zu sollen. Tie „Voss. Ztg." erhält folgende Meldung: London, 12. Lclober. Der FichrcrouSschuß der parnelll- tischcn Partei beabsichtigt, ermuthigt durch die Volkc-knnd- aebuna bei Parncll'S Beerdigung, den Kampf mit den Antiparnellilen sortzusrpeii. John Redinond wird, unterstützt von einem Ans- schusse, wahrscheinlich die Führung der Parnelliten übernehmen. Tie Zeitung „United Jrcland" schreibt in einem Artikel über die gestrige Leichenfeier: „Parnell ist todt, aber der Parnet- tiSinus lebt." Bei der bevorstehenden, durch Parncll'S Tod er forderlich gewordene» Ersatzwabl zum Unterhaus» für Eork wird cs sich jedoch zeigen, ob die Parnelliten obne Parnell einen bedeutenden Anhang im Bott« haben. Ei» Parnellit, rin Aatiparuelllt und ein Lonscrvatier werden sich nm de» Sitz bewerben. * Zur HungerSnoth in Rußland wird der ,^kreuz- Ztg." geschrieben: „Von verschiedenen Selten a»S Rußland gehen unö Nachrichten zu, welche die HungerSnoth alS in erschreckender Zunahme begriffen darsicllen. Mit nicht weniger alS einigen 40 Millionen wird die Zahl der hungernden Bauern angegeben. Wenn inan Anfangs ver sucht sein mnßke, die Berichte über Las Umsichgreifen deS Hungkrihphus in einzelne» Gegenden und über Acte der Verzweiflung, zu welchen die Hungernden schritten, für übertrieben zu hotten, so zeigt e- sich letzt, Laß diese Berichte tbatsächtich der Wahrheit entsprechen. Tenn die russischen Blätter selbst, welchen die- gewiß nicht gestattet würde, wenn es möglich wäre, die schreckliche Lage zu veriulchea, fahren fort, dieselbe in grellen Farben zu schildern. Die „Nowoje Wremja", in welcher ihr Herausgeber Suworin selbst in einer Fortsetzung seiner „kleinen Briese" scharfe Kritik übt und durch- greiscnde Verbesserungen verlangt, wer.» die HungerSnoth nicht eine ständige werden soll, bemerkt, es sei uoch nicht lang« her, daß man sich russischerseitS mit dein giivstigcn Stand« der Finanzen brüstet« und daraus verwies, daß die Einnahmen die Ausgaben ubersckreiten. Ter wirkliche Wohlstand, daS Gleichgewicht zwischen den Ausgabe» und Einnahmen könne aber nicht durch künstlich« Zusammenstellung der Ziger» erreich» werden jmche« sei a»r dan, oechende». wem»
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