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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.10.1891
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-10-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911016015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891101601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891101601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-10
- Tag1891-10-16
- Monat1891-10
- Jahr1891
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Uhr im Sitzungssaal« der Stadtverordneten abzuhaiteudeu gemeinjchast- lichrn Sitzung hierdurch eingetaden. Leipzig, den 12. October 1891. vr. Georgs, Oberbürgermeister. Größel. Lekanntmachnng. Das 9. Stück des diesjährigen Gesetz- und Verordnungs blattes sür das Königreich Sachsen ist bei uns eingegangen und wird bis zum 30. October d. äs. aus dem Ratyhaussaale zur Einsichtnahme ösfeutlich aushängcn. Dasselbe enthält: Nr. 32. Verordnung, Ernennungen sür die Erste Kammer der Ständeversaminlung betreffend, vom 9. September 1891. Nr. 33. Verordnung, den Wegfall der Gcwichtsbezeichnung „Zentner" betreffend, vom 15. September 1891. Nr. 34. Verordnung, die Veranstaltung einer weiteren Er- gänzungSwahl sür die Zweite Kämmer der Stände- versammlung betreffend, vom 16. September I89l. Nr. 35. Verordnung, die Bestellung von Eommissaren siir die Ergäuzuugswahten zur Zweiten Kammer der Stände- Versammlung betreffend, vom 22. September l89l. Nr. 36. Verordnung, die Enteignung von Grundeigcnthum für Erbauung eines Verbindung gleises vom Bahnhof Plagwitz-Liadenaii nach dem Gleise II. v. (jetzt k. II.) betreffend, vom 26. September 189l. Leipzig, am 12. Oktober 1891. Der Rath drr Stadt Leipzig. vr. Georgi. Krumbiegel. Lekailntnuichiulg. Am 19. October dS. IS. wird die Geschäftsstelle der städtischen Gasanstalte«, die Rechnung-- und Lasfenverwaltnng und die Abthettn«, fnr Rohrnetz- ««» Beleuchtung-Wesen »mfaffend, von der Ritterftraszc 6. Theaterpafsage. nach dem Gckgebäuve an Ser städtischen Markthalle, Kiirprinz- ftratze 14/16, Ecke Vrüdrrstratze, 1 Treppe, verlegt. Von erwähntem Zeitpunkte an sind alle dnS Rechnung?- und Casscnwesen, sowie die öffentlichen »nd Privnt-Belenchtungsanlagen betreffenden Anbringen wahrend der Äejchästsslnnde», von 8—12 Uhr Vormittag- und von 2—6 Uhr Nachmittag», an obige EentralslcUe zu richten. Leipzig, den 1. October 1891. Des Raths der Stadt Leipzig Deputation zu den Gasanstalten. Tie Beerdigung unseres verstorbenen Collegcn, des ordentlichen Professors der philosophischen Facultat Herrn Geheimen Hofrath vr. Friedrich Zarlicke, (Lomthur pp. findet Sonnabend, den 17. dieses Monats Nachmittags, die ihr unmittelbar vorausgehende Trauer feierlichkeit in der Paulinerkirche 2'/^ Uhr statt. Für diejenigen Herren Kollegen, welche sich am Conduct betheiligen wollen, stehen Wagen im Paulinerhof bereit. Leipzig, am 15. October 1891. Der Ncctor der Universität. vr. Karl viiuIluK. Lekaimlmlichilng, Wasserversorgung von Leipzig-Eutritzsch betr. Nach dem Stande der Rohrleguiigsarbkttk» wird Ende dieses Monats mit der Herstellung von Audoyrungen im Gebiete Leipzig- tiutrtlzsch zu beginnen sein. Wir fordern daher diejenigen Besitzer von Grundstücken in dem gcnnnnte» Gebiete, welche sich an die ösfenlliche Lcilung anzuschließen beabsichtigen, hierdurch auf, demnächst die hierzu erforderlichen Meldungen und Zahlungen zu bewirke»; nähere Anskunst crtheilt die Geschäftsstelle des Wasserwerks zu Leipzig, Thomnekirchhof 18,1. Das aus Erniäßigung der Pauschsätze sür Herstellung der An schlüsse in Aussicht gestellte Anrecht wird zu gewahren sein, sofern der Antrag bis spätestens den 24. October d. I. Abends 6 Uhr bei der genannten Geschäftsstelle cingcbracht »nd der zu hiiitcrlcgrnd« Betrag bis spätestens den 28. October d. I. Nachmittags 4 Uhr an die im gleichen Gebäude befindliche Lasse des Wasserwerks ab- geführt sein wird. Leipzig, am 13. October 1891. Drr Natl, der Stadt Leipzig. Io. 5469. vr. Georgi. CichoriuS. UmverMs-Mliolhtk. Die für nächsten Sonnabend, den 17. October, angesagtc Feier der Einweihung deS neuen Gebäudes muß wegen eines Todesfalles auf Sonuabeud, den 24. October, um 11 Uhr verschoben werden. Leipzig, deu 1b. October 1891. vr. Krehl. HolzverKeigenmy. Montag, den IS. Oktober 1891, sollen Vormittag« Uhr auf hiesigem Vofferische» Vahnftof im Zimmcrhos und hieraus auf den; Hohlen- bahnhos daselbst in der Nähe dcs Güter- expedtlionSgebändes II, Nachmittag» 3 Uhr auf der Haltestelle Stötteritz, sowie . '/»ü Uhr in der Gaschwitzcr Eurvc vor dem Bäuerischen Bahnhof, Zugang vom Connewitz - Stötteritzer CommuiiicationS- weg a>w, alte Eisenbahnschwellen und Holzabsälle meistbietend gegen sofortige baare Zahlung unter den nn Ort und Stelle bekannt zu machenden Bedingungen versteigert werden. Sgl. Adtheilungö-Fngcuicur-Vureau Leipzig I Ltlumiilmachnng. Zu Gunsten der Schwettern-tiafie des Albcrt-ZweigvereinS Leipzig erhielt ich von Herrn Friedensrichter Tchwarzmaun folgend« dom 27. Mai bis 12. October 1891 vereinnahmt« Sühne- Geschenk iu Sachen Sch. '/. G. Sühue T. Et. Geschenk Sühn« Dazu gesammelt von de. tz D, Sch. '/. P. K. '/- N- G. '/. W. P. '/. Tr. P. '/. «. B. S. Et. F- S '/. L. S. Sch. S. Sch. B. G. M. '/. R. Sch. /. St. V. P. S- 7. « 7. E. 7- W- 7. St. L -L «. 7. M. l- 'j W. B. R. «. ten 4 — - 2.— . 2b — - 5- » 4.50 - 5.— - 10.— - 10.— - 10.— » 3.— - 10.— - 30 — - 25 — - 5.— . 5.— - 15 — . 10.— » 3 — » 3.^» - 10 — - 3 — - 20.— - 10 — . 10 — - 10.— - 10 — . 8.— » 3.—- - 30.- - 10.— - 5 — - 50.— - 89.50 453- »orüber hterderrch dankeab qutttir«. Letp^G da» 1L. Otto»« 1«1. Carl Strobe. HM LlberpLwrtgventm». Israclililldc Lcligimisgcmkiilde >u stivfig. Anmeldungen zumEonstrmandcn-Uutcrricht nehme ich bi«End« dieses Monats entgegen. Tie Besprechung mit de» Evnsirniondinnen wegen Festsetzung der Unterrichtszeit findet Donnerstag, den 29. ö. Mts., 4V« Uhr, Nachmittags im kleinen SitzuagSsaale d«< Synagogeugebäudes statt. Meinen privaten Religionsunterricht sür reifere Knaben, dir eine Mittelschule besuchen, eröffne ich Sonntag, dcn 1. Rodember, von 16—11 Uhr Vormittags in der Ersten höheren Bürgerschule woselbst lch auch Keieanmeldungen rickgegennehme. Rabbiner vr. vorxe«. 1Zo/!ik8V6L6in UrtZuinuilniip; «>o» 2tt. 1881, 4bvackn 6 I !»r im 8un>« ckor I. lilligernoliulv. 1ag;esoickvuo8- Verübt ülwr cken lUesMuitzen ckeutsebeo slerrte- tng in IVeiinur. Loriobt cker tür >iis nusvllrtixs ^n^olexeubeit nio»ier^oset>:te>n Lominis^iou. ^nkrs^ oiiie» slitgiwcko«: „viue Xorm Illr vbrenkzoriolite mi sebaüäll". Vereiv8äugvbxoii>lviteu. Xrauleelleiu«enl'rn^ell. vr. tteoriei. ImangsverKeigenmy. Im Wege der Zwangsvollstreckung sollen die im Grundbuche von Naundorf, Bund l, Blatt l8, au) den Äkanien des Lekonome» Friedrich Albert Aaäwitz daselbst eingetragenen, zu Naundorf gelegenen Grundstücke: Schenkgut Nr. l8 der Gebändestenerrolle »nd Artikel Nr. 80 der Grnndsteuermnlterrolle am 30. Oktober 1891 Vormittags 10 Uhr vor dem Unterzeichneten Gericht an Ort und Stelle versteigert werden. Tie Grundstücke sind mit 6,19 Reinertrag und einer Fläche von 0.48M Hektar zur Grnndsicncr, mit 272 .L Nutzungswerlh zur Gebäudesteuer veranlagt. Auszug aus der Steuerrolle, beglaubigte Abschrift dcs Grundbuchblattes, etwaige Abichätzunge» und andere die Grundstücke betreffende Nachweisnngen, sowie besondere Kauf- bedingnngcn können in der GerichlSjchreiberei, Zimmer Nr. l-l, eingnehen werden. Das Urtftcil aber die Ertheilnng deS Zuschlags wird am 3. November 189l, Mittags 12 Uhr an Gcnchtsjtclle ver kündet werden. Eilenburg, den 13. October 1891. Königliches Amtsgericht. Zn den Landlagswühlen. * Tie Presse der verschiedenen Parteien ist cisrig damit beschäftigt, das Ergebnis; der sächsischen Landtagswablcn z» erörtern und je nach dem politischen Stantpunct, dcn sie einnimmt, die betreffenden Schlüsse daraus zu ziehen. Allen voran sind es natürlich die socialdcmokratischcn Hetzblätter, die dcn Mund gehörig vollnchmrii und einen förmlichen Freudentanz auffübren ob dcö errungenen „grotzcn" Sieges. Wie groß dieser Sieg ist. daS baden wir in der letzten Nuiuiiicr dargclegt. Tie sccialdeinokralische Partei bat mit winziger Stiinmenmchrbeil drei neue Sitze von den Conscrvalwcn erobert, welche Schlappe, wenn letztere klüger gewesen »nd im Sinne de« Cartels den Nationalliberalcn etwas entgegen gekommen wären, recht gut Kälte vermieden werden können. Daß die Zahl der überhaupt abgegebenen sccialistischen Stimmen sich gegen 1885 beträchtlich vcrmcbrt bat, daö kann Niemand verwundern. Wenn die socialdcinokralischc Presse ehrlich sein wollte, so müßte sie zugcsteben, daß schon auS dem äußeren Grund der Aufstellung von socialistischen Candidatcn in fast sämmtlichen Kreisen vei dcn diesmaligen Wahlen sich die starke Zunahme der Wahlstimmen dieser Partei zum großen Tbeu erklärt. Es liegt doch auf der Hand, daß. wenn vor 6 Jahren nur in einer kleineren Anzahl von Bezirken socialdemokratische Eandidaten aufgestellt waren, während dieses Mal von 30 Kreisen nur 2 oder 3 keinen solchen Eandidaten auf- zuweisen hatten, ganz naturgemäß ein viel höherer Prccent- satz abgegebener soeialistischer Stimmen daraus entspringen muß. Und dann kommt noch ein anderer Umstand hinzu, welcher zu der gedachten Vermehrung wesentlich beigetragen bat. Seit 1885 sind im Königreich Sachsen die Löhne der ludustrttllen Arbeiter ganz dedruteud in die Höhe gegangen, wa« zur Folge gehabt, daß eine sehr große Zahl d,eser Arbeiter den geringen CensuS von S erreicht hat und damit wahlberechtigt geworden ist. Dieser letztere Umstand führt «ns dazu» gegenüber de» Betrachtungen der Berliner Blätter, die in ihrer Unkenntniß der sächsischen Verhältnisse etwas Auffälliges darin jinden, daß trotz deS EcnsuS von 3 -6 die Socialistcn drei neue Mandate haben gewinnen können, immer und immer wieder zu betonen, daß dieser Ecnsus von 3 .6 bei dcn Löhnen, die in Sachsen gezahlt werden, so gut wie kein Ecnsus mehr ist und daß die große Masse der Arbcilcrbevölkcrung beute diesen EensuS erreicht hat. Wie hätten auch sonst die Social» dcmokratc» in dcn Arbeitercentren, in dem Leipziger, dem Chemnitzer, dem Zwickauer und in den beiden Dresdner Land kreisen, die große Zahl von Wahlberechtigten auf die Beine bringen können? Die Zahl dieser Wahlberechtigten weicht nur ganz unwesentlich von derjenigen bei dcn RnchStagSwablen ab, und wie die Dinge gegenwärtig liegen, könnte man eigentlich nichts dagegen einzuwenden haben, den jZensuö, da er nicht mehr als 3 »L beträgt, ganz Wegfällen zu lasten, damit endlich dem lächerlichen Gerede, daß in Sachsen bei den Wahlen zum Landtag wegen des EensuS Viele davon ausgeschlossen seien, ein Ende gemacht wird. I»i Zabre 183l, vor 60 Jahren, mag der Thaler- censuS in der That die Arbeiter vom Wählen ausgeschlossen haben. — Heute ist das ein völlig überwundener Standpunct und besitzt jeder Arbeiter, mit ganz geringen Ausnahmen, dasselbe Wahlrecht wie der Millionair. Der Schutz, dcn die Landesverfassung bei ihrem Erlaß durch dcn ThalcrccnsuS gegen daS Hineindrängen turbulenter Elemente in die Stände versammlung aufrichtelc, ist durch die Entwerthung dcö Geldes längst beseitigt. Sehr Luster mall die „Leipziger Zeitung* daS Wahl ergebniß, indem sie Zahlen i» das Feld führt, die noch gar nickt einmal amtlich fcstaestclll sind. Warten wir die officielle Zusammcnstcllung der Wahlresultatc ab und sehen wir dann zu, wie sich in Wirklichkeit die Sache stellt. Wir begreifen die üble Stimmung unserer verehrten Eollegin, da die Er folge der Socialdemokratcn an neuen Mandaten ausschließlich dem conservativen Besitzstand abacrungen worden sind. Hätten diesen Mißerfolg die Nationalliberalcn erlitten, so siud wir fest überzeugt, daß die „Leipz. Zeitung* das Wahlresultat in etwas weniger düsterem Licht würde haben erscheine» lasten. Ta aber die Conservativen zwei Sitze eingebiißt und die Nationalliberalcn einen Sitz gewonnen haben, so müssen die letzteren wieder einmal die schlechte Laune der „Leipziger Utting" über sich ergehen lassen. Wozu in solcher ernsten ^,eit, wie eö die gegenwärtige ist, diese Reibereien? Tic „Leipz. Ztg." behauptet, das; die Erfolge der Nationalliberalcn nur durch conservative Unterstützung herbeigcsührt worden seien. Gewiß, Niemand wird in Abrede stellen, Laß in so und so vielen Wahlkreisen die Wahl der nationalliberalcn Abgeordneten durch die Evnscrvativcn in dankenswerther Weise unterstützt worden ist, aber, und da« ist eben das Unrecht, welches die „Leipziger Zeitung" begeht, sie verschweigt, daß die National- liberalen m einer noch beträchtlich größeren Anzahl von Wahlkreisen Gleiches mit Gleichem vergolten haben und mit allen ihren Kräften sür die Walll der conservativen Eandidaten eingctreten sind. TaS ist die vsscne, ehrliche Handhabnng deS EarlclS, an dem aber, wie cs ganz scheint, die „Leipz. Ztg.* keine rechte Freude mehr bat. WaS die bedauerlicken Vor gänge in Dresden und Umgebung anlangt, so bestreiten wir der „Leipziger Zeitung" ciilickicken die Berechtigung, sür die dortigen Mißerfolge der Lrdnungspartcien lediglich die Nalionallibcralen veranlwortlick zu mache», denn die Con- servativen tragen durch ihre Halsstarrigkeit, den National liberalcn auch nur mit einem Schritt entgegen zu kommen, mindestens reu gleich greßen Theil der Sckuld. Glücklicher Weife sind, wie die Wahlen deutlich ge zeigt haben, die Evnscrvativeii im Lande von anderen, von friedliebenderen Gesinnungen erfüllt, wie sic daö hiesige halbamtliche Lrgan zur Schau trägt. Durch das auf gegenseitigem Entgegenkommen beruhende feste Zusammenhalten der Eoiiservalivcn und Nationallibc- ralcn ist cS gelungen, dcn wülhenten socialdcmokratischen Ansturm aus den Besitzstand der Lrdnungsparkeicn in der Hauptsache abzuschlagen, und wir hoffen zum Heile unseres Vaterlandes, daß es immer so bleiben, daß der Sinn für das bedrohte, gemeinsame Ganze nnter Hintansetzung engherziger FractioiiSiiilcressen, erhallen bleiben und sich durch keine Preß- treibereicn stören lassen möge. Wir sind zu aller Zeit gegenüber der socialdemvkratijcheii Gesabr sür die Einigkeit der Ortnungs- varleien entschieden eiiigetreten und gcdenlcn daS in alle Wege «nick ferner zu thu». Heute ergreifen wir bereits die Gelegenheit, indem wir unsere politischen Gesinnungsgenossen in Dresden auf daö Dringendste ausfordcrn, am Tage der Stichwahl im ersten dortigen Wahlkreis alle ihre Stimmen aus den conservativen Eandidaten zu vereinigen, damit der Sieg über die Socialtemokralic ein möglichst imposanler und der Mißerfolg am 13. Letober wenigstens zum Theil aus geglichen wird. Die Eröffnung der französischen Lämmern. Die französischen Kammern haben ihre seit dem 18. Juli unterbrochene Thätigkeit gestern wieder ausgenommen und zwar unter wesenttich veränderten Verhältnissen. Die inter nationalen Beziehungen sind durch die Kronstädter Feste in eine gauz andere Richtung gedrängt worden, Frankreich hat durch die Annäherung an Rußland zwar an Selbstständigkeit der Bewegung auf dem Gebiete der auswärtigen Politik ein- gebvßt, dafür aber an Selbstgefühl bedeutend gewonnen, e« ist wieder zu eiuem wichtige» Factor für die Ausrecht- baltung des europäischen Gleichgewicht« geworden, wir sich Ribol, der französisch« Minister de« >»«w<irti-«n, bei d«r Enthüllung deS Denkmals des Generals Faidherbe in Bapaume auSdrückte und wie Frcycinct bei dem Festmahl in Marseille bestätigte. Frankreich hat daS Gefühl der Vereinsamung verloren, seit Rußland ihm in so offen kundiger Weise seine Sympathie bezeugt bat, und verbirgt seinen Thatendurst heute unter selbstgefälligen Reden, welche dem Ruhme seiner reorganisirten Armee szewidmet sind. DaS Wort Friede ist von den Franzosen seit langer Zeit nickt bei öffentlichen Anlässen in gleich verschwenderischem Maße gebraucht worden wie jetzt, kein Minister versäumt eS, wenn er bei einem Fest essen eine Rede hält, die Friedlichkeit der Absichten Frankreichs bervorzuheben, allerdings mit der Einschränkung, daß Frank reich nicht nothgcdrungen wie früher, sondern aus eigenem Entschluß den Frieden bewahre. Durch diese Aenderung der osnciellen Redewendungen ist dem Charakter der französischen Politik ein ncueö Gepräge gegeben, welches seine Wirkung auch aus die Gcsammt- beit der internationalen Beziehungen erstreckt. Die Phrase vom europäischen Gleichgewicht ist wieder zu Ehren ge kommen, man läßt den Franzosen ihre eigenthümlicke Auffassung der Wcltverhältnisse und hält sich vorläufig an ihre FricdenSversicherungcn, wcno auch mit dem still schweigenden Vorbehalt, daß sie nur als UcbergangSstadium gemeint sind. Wir haben nnS in dcn letzten Wochen allmälig daran gewöhnt, Frankreich nicht mehr als selbstständige Macht, sondern nur noch als im Bunde mit Rußland zu betrachte». Frankreich bat thatsächlich ans selbstständige auswärtige Politik Berzicht geleistet und die Entscheidung über Krieg und Frieden Rußland anheimgestellt. DaS dient aber nicht zur Befestigung deö europäischen Friedens, sondern verlegt nur die Bcstiinmung über die Geschicke Europas uach einer anderen Stelle, die Berantwortlichkcit Frankreichs wird dadurch ver mindert, die Rußlands erhöht, das Gefühl der allgemeine» Unsicherheit über die Gestaltung der Zukunft aber bleibt. Durch die vielen Ministerrcden der letzten Wochen ist der daS Ausland hauptsächlich intercssircnde Theil der französischen Kammcrverbandlungen vorweg genommen, die öffentliche Meinung ist in dem Sinne beeinflußt worben, daß die Kammer ihre Arbeiten auf die inner» Angelegenheiten Frankreichs beschränken, die internationalen Beziehungen aber aus dem Spiele lassen möge. Es scheint, daß die Mehrheit der Kammer diesen Fingerzeig berücksichtigen wird, und daß nur die Boulangisten davon eine Ausnahme machen werden. Es ist bereits eine Anfrage von dieser Seite über die Lohen- grin-Aufführung in Paris in Aussicht gestellt, ebenso wie die Ablehnung des Ministers Constans, darauf zu antworten, cs sei denn, daß die Anfrage in Form einer Interpellation aus die Tagesordnung der Kammer gesetzt wird. Die Geschicklichkeit dcs Ministers ConstanS, derartige Dinge zu behandeln, wirv sicher den richtigen Weg finden, um über diese Störung der rein sachlichen Geschästüthätigkeit der Kammer hinweg zu kommen. Es ist unzweifelhaft, daß die Franzosen daS Bedürfniß haben, dcn Lauf rein gesckästSuiäßiger Kammcrverbandlungen durch pikante Zwischenfälle unterbrochen zu sehen. Die Herabsetzung der Schnellzugs-Tarife uud die Reorganisation des Eiscnbahn-EomilöS zum Zweck der Erhöhung der Sicher heit deS Eisenbahnverkehrs genügt ihnen nicht, wenn sie auch die Wichtigkeit und Nothwendigkeit solcher Berathungen nicht verkennen. Eine Kammersession ohne scanvalöse Unter- breckungen, ohne Angriffe auf die Minister erscheint in Frank reich völlig undenkbar, für diesen Theil deS Repertoire« werden schon die extremen Parteien, insbesondere die Boulangistrn strebungen in voller Klarheit zu zeigen. Die Umstände, unter welchen die Kammern in Frankreich am 15. October zusammcngetreten sind, haben einen so völlig abweichenden Charakter von dem, welcher früher diesen wich tige» Vorgang zu bezeichnen pflegte, daß man Mühe bat, sich in die veränderten Verhältnisse hineinzudcnkrn. Eine Session der französischen Kammern ohne Scandal, ohne einen Ministcrsturz hat man seit Errichtung der dritten Republik nicht erlebt, und deshalb ist die jetzt eröfftrete Session sür dcn Politiker von hervorragendem Interesse. Man darf aber dabei nicht vergessen, daß in der Regel das Unerwartete geschieht, was aller VorauSberrchnuug und alter Vorsichtsmaßregeln spottet. Nicht die Bemühungen der Menschen, einen Vorgesetzten Ztveck zu erreichen, sind eS, welche die Wcltereignissc zur Reise bringen, sondcn die Leidenschaften, deren Entwickelung und Ausbruch sich weder controliren, »och verhindern läßt. Die Reorganisation des französischen HecreS, welche heute von allen französischen Ministern, welche öffenklick zu Worte gekommen sind, mit so großem Stolz als abgeschlossen verkündet wird, ist hauptsächlich daS Werk der Leiden schaft. Tie Bewilligung der Unsummen für militairischc Zwecke ist nicht daS Ergebniß ruhiger lind besonnener Ueberlegung, sondern lediglich daS Werk des Rachedurstes wegen eines Mißerfolge«, der nur der grenzenlosen Ucicrhebung und der maßlosen GroßmachtSffucht der fran zösischen Nation entspringt. Solche Anstrengungen macht man nicht, um eines Tage- zu erklären, daß Frankreich wieder Einfluß auf das eiiropäifche Gleichgewicht üb«, sondern dieser Einfluß will auch Bethätigung finden. „Die Zukunft gehört den. Weisesten", sagte Frehcinet in Toulon. Was ist mit dieser WeiSdcit sonst gemeint als die Bestimmung drr Ge schicke Europas? Frankreich hat keineswegs darauf verzichtet, die erste Rolle in Europa zu spielen, uud seine Bemühungen, seine Interessen mit denen Rußland- zn vereinigen, haben nicht den Zweck, Rußlands Pläne zu fördern, sondern ledig lich die Militairmacht Rußland« in den Dienst der franzö sischen ZukunftSpläne zu stellen. Das ist ein vergebliches Bemühen, weil ein mit Hilfe Rußlands siegreiches Frank reich nicht im Stande ist, Rußland der Früchte seines Sieges zu berauben, und diese siwd für Frankreichs Zukunft sicherlich verbängnißvoller alS> dir deutsche und die italienische Einheit. Frankreich träumt von der Wiederherstellung seine« Uedergcwicht« in Europa, vergißt aber, daß Rußland« Kraft und Zukunft hauptsächlich in Asien wurzelt. Wa- will aber da« Leine Europa im Ver reich mit dem Riesen Asien bedeuten^ Wenn Rußland die rinverüihl anhalbiusel seine« enrupäischen Besitz
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