02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.10.1891
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-10-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911010027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891101002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891101002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-10
- Tag1891-10-10
- Monat1891-10
- Jahr1891
-
-
-
6600
-
6601
-
6602
-
6603
-
6604
-
6605
-
6606
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
AvonuementSpreiS tn der Hanptexpcdilion oder den im Stadt, bezirk und de» Vororten errichteten Aus. gabestellen abgeholl: vierteljährlich.64.50, bei zweimaliger täglicher Zufiellung ins Haus .6 5.50. Durch die Post bezogen inr Deutschland und Leib i reich: vierieljohrlich -6 6.—. Direkte tägliche »ireuzbanbiendung ins Ausland: inonatlich .6 9.—. Tie Morgeu.'AiiSgabe erscheint täglich '/-? Uhr, die Abend-Äusgabe UochenlagS 5 Uhr. — — Nedartion und Erpkdition: Johaniicsgaffc 8. Tie Expedition ist ununterbrochen ge» öffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Filialen: Ltto Alruim's Tortim. lAlirrd Hahn). UiiiversitätSstraste I, Louis Löscht, Katharinenslr. 14, part. und Kvnigsplatz 7. Truck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Abend-Ausgabe. Anzeiger. Legan für Politik, Localgeschichte, Kandels- nnd Geschäftsverkehr. Znsertion-pret- Margen.Au-gab«: die 6gespalten« Potid, »eile 20^, Sieclanien unter dem Stedactton«» strich «gespalten) 50-4. vor den Fanfilien- »achnchlen (6 gespalten) 40-4- Abend-Ausgabe: die Kgespaltrne Petitneile 40^, Reklamen unter dem RedaclionSsrrich l4 gespalten) l Familiennachrichten und Anzeigen verlorener Gegenstände <sigespalten) 20-4 Größere Schriften laut unseren! Preis- verzcichniß. Tabellarischer und Zifferujatz nach höherem Tarif. Nxtra-Beilagen (gefalzt), nur mit de» Morgen-Ausgabe. ohne Postbeidrderung -6 60.—, mit Postbefürdrrung ^li 70.—>. Ännahmeschluß für Inserrtr?- Bbend-AuSgabe: Vormittags 10 Uhr. Marge n-Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtag- früh 9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je rin»! halbe Stunde früher. Inserate sind stets an die Er»eAM«» zu richten. ^3l7 » Sonnabend den 10. October 1891. 85. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Loniltlig, den 11. Oktober, Vormittags nur bis LZ Uhr Keössnet. IXpeililion «les l eisi/ixer 'I'r»k<»I)Inttb>. Die Socialdemokratie in ihrer wahren Gestalt. n. * Die Gewerkschaftsbewegung ist ein ganz besonderes Feld, welches sich die Socialdeniokratie zu ihrer Thäligkcit ausersebcn hat, und cö muß cingestandcn werden, wobt »ickt ob»c Erfolg, denn gerade von dieser Seile glaubt sie die Arbeiterschaft am besten zu fassen und in ihre Macht zu be komme». So haben wir denn jetzt ein noch nie dagcwesencö Wirrsal von Volks- reip. Gewerkschaftsversammlungen social demokratischc» Ursprungs, in dcncn zahlreiche Redner über die Nolhwenbigkcil der Organisation rcseriren. Und waS sind dies für Redner! Zumeist Leute, die ihre» Berus verfehlt haben und die hiermit cinen leichten Erwerb finden; sagte doch einst so ein „Reise-Apostel", daß, wenn er jede Woche in zwei Versammlungen zu sprechen batte, er zusricdcn wäre. Man kann hieraus ermessen, wie hoch ungefähr die „Honorare" sein müssen, wen» ein „Genosse" sich mit zwei Referaten, d. h. mit dem Ertrag derselben, „zufrieden" erklärt. Höchst amüsant aber ist es, wenn man in diesen Versammlungen nun Leute über die Gewerkschaftsbewegung sprechen hört, die von der GewerkschastSorganisalion absolut keine Ahnuug haben, noch haben können, da sie 1) selbst ge wöhnlich keine Arbeiter sind und demzufolge auch 2) nicht in der Gewerkschaftsbewegung stehen. So kommt es denn auch, daß diese wcrtbcn Herren manchmal an die unrichtige Adresse kommen und die verdiente Zurechtweisung erfahren. So ging cS auch vor Kurzem dem bekanntcn rclegirte» Studenten, jetzigen „Genossen" und „Volköredncr" Walter May. Dieser batte cö sich angelegen sein lassen, sich mit der Organisation der Buchdrucker, der bekannt besten Deutsch lands, zu befassen. Eine Broschüre, betitelt: „Die deutschen Buchdrucker in ihren Kämpfen gegen das Capital", war taS Product seiner Studien, in dessen Vorwort er aus eine nähere Schilderuirg der Buchdruckerverbände des Zeitraumes >871 bis 1890 verzichten zu können glaubt, weil während dieser Iabre „eine verderbliche Harmonledusetci" unter den Gehilfen cingerifsen war! Unter dieser „Harmonicdnselei" verstand Herr May das Pactiren zwischen Principalcn und Gehilfen in diesem bewerbe, und daö paßt ja, wie bekannt, diesen Herren nicht. Tenn Kampf bis aufs Messer ist ja das Losungswort — ein Pactiren mit dem Unternehmer ist Berrath. Diese Broschüre fand nun in dem Organ der Gehilfen, dem „Eorrcspondcnl für Deutschlands Buchdrucker", eine kritische Beleuchtung, die wohl Herr May nickt vcrmutbet haben wird. Zn den, ge nannten Artikel heißt eS u. A.: „In der Zeit unserer Har- monicdnselci ging Herr May zwar noch in die Schule, dafür hätte ihm bei einiger Liebe zur Arbeit, zu seiner Arbeit, die Fachliteratur die nöthige Kcnntniß der damaligen „Lvhiikänipfc von Bedeutung'' verschafft." Und weiter: „Im Jahre 1889 flackerte nach May bei den Buchdruckcrgehilfen ein schwaches Feuer auf. Sic stellten den Antrag auf Ein führung der achtstündigen ArbeilSzeit — aber aller guten Dinge sind drei — die unter ihnen immer noch grassircnde Harmonicdusclei und Angst vor einem frischen, fröhlichen Kampfe ließ sic ihr Ziel nickt erreichen." „Nein, diese Hasen- jüße! Wir glauben, nicht einer von ihnen würde auch nur den Mlith haben, über Dinge, die er nicht versteht, ein Buch zu schreiben." Ties nur ein Beispiel. Bedauerlich ist nur, daß die Arbeiterschaft sich vvn diesen Leuten Sand in die Augen streuen läßt, sich von den Reden hinrcißcn läßt, die nur ein Schwulst von Phrasen sind, die aber, mit dem nöthigen Patbos vorgetrage», niemals ihre Wirkung auf die dcnkunfäbigc Masse verfehlen. Um aber des Ruhmes, immer waS Neues zu erfinden, nickt verlustig zu geben, fängt man auch damit a:i, die Frauen zu organisirc». «freilich, die Socialdcniokratie, der nichts heilig ist, kümmert es wenig, oder aber ist es ihr Ziel, daS Faiulücnleben zu zerrütten, ihr Gisl in den stillen Frieden des Hauics zu werten. Denn die Frau in die Ge- werkschastSbcwcguttg mit bineiuzuzieben, beißt, sie ihrer ur eigensten Bestimmung entreißen, aus ein Gebiet werfen, wo sic nicht biiipaßl. Der Wcrtk einer guten, auf einer gesunden Basis er richteten Organisation ist nickt zu verkennen, denn es muß zugegeben werde», daß überall dort, wo die Gewerkschaften vrganisirt sind, geordnete Zustände im Gewerbe herrschen. Es würde deshalb ein verfehlter Weg sein, wenn man dem Arbeiter das ibm gesetzlich gcwährleistctc Eoalitionsrecht zu schmälern suchte. Es kann dies nur der Svcialdemvkratie eine willkommene Handhabe sein, uni den Arbeiter zu er bittern und erfolgreich auszubetzc». Nein gerade das Gegen- tbei! strebe man an, man dränge den Arbeiter zur Organisation, um geregelte Verhältnisse in der Industrie, in den einzelnen Ge werben zu schasse». Es würde hierdurch derSocialdcni"kratie daS Heft aus der Hand gewunden. Freilich, alle umstürzlerischen Elemente balle mau fern, und die Arbeiterschaft selbst würbe, einmal zur Einsicht gebracht, wer ihr Bestes will, wokl bemüht sei», sich ihrer „revolutionaircn Freunde" zu wehren. Hierzu gehört vor Allen« eins: Der Arbeitgeber bcinükc sich iininermebr, den Arbeiter nickt als daS Werkzeug seines Willens zu betrachten, sondern als den Mitmenschen. N,ä,l abstoßend, sonoern zu sich bcrübcrzichcns behandle man ihn, er ist auch ein Glied der menschlichen Gesellschaft und dal das gleiche Recht an das Leben! Es ist dies die stärkste Waffe, die die Unternehmer gegenüber der Socialdcmokratie besitzen; wenden sie sie an, cS wird zum Heil des deutschen Volkes gereichen. Leipzisi, 10. Lctober. * Im preußischen Staatshaushallsetat für 1892 9.1 dürste fick wokl auch die erste Forderung für den Bau eines neuen Gesch ä s tSgebä ndeS für das Abgeordneten haus befinden. Zur Ausarbeitung der speeiellc» Entwürfe und Kostenanschläge für beite Häuser dcö Landtages waren schon im laniciiten Etat der Bauvcrwaltung 40 000 aus- gcworfcn. Mittelst dieser Summe sollten außer den Bau plänen und Bauzcichnuiigen auch alle sonstigen Vorbereitungen veranstaltet werten, welche nötbig sind, um nach Bereitstellung der Baumittcl am I. April 1892 den Bau des zunächst in Frage kommenden Geschäftshauses für das Abgeordnetenhaus thaksächlick in Angriff nehmen zu können. Danach ist anzu- ncbmen, daß der nächstjährige Etat der Bauverwaltuug die erste Rate für diesen Bau enthalten dürfte. * Wie wir bereits kur; mittbcilten, traf vor einigen Tagen Herr Ebarles I. Murphy, Specialagent des Ackerbau- ministeriumS tcr Vereinigten Staaten, »n Aufträge des Ministers Rusk i» Berlin ein, um die Ausmcrksaiiikeit der deutschen Regierung auf ein neues Brod zu lenke», das angeblich mit Nahrhaftigkeit, Geschmack und Haltbarkeit den Vorzug der Billigkeit verbinde» und einen Ersatz für Roggenbrot bieten soll. Herr Murphy bat auö je einem Pfund Maismehl und Roggcnmehl bei einem Berliner Bäcker Brote ansertigen lassen, die in fertigem Zustande vier Pfund wiegen sollen. Tie Herstellungskosten für ein solches Brod betragen einschließlich der Fracht nnd des Einfuhrzolles auf Maismehl »ach Aussage des Amerikaners nickt mehr als ungefähr 16 Pfennige, während für ein Roggenbrot» von demselben Gewicht zur Zeit über 60 Pfennige bezahlt werden. ES wird außerdem behauptet, daß man taS Maismehl in diesem neuen Brod nicht diirckschmccke. Ferner empfiehlt Herr Murphy noch als Ersatz für Weizenbrod ein anderes Brod, daö zu gleichen Thcilen aus Weizen- und Maismehl hcrgestellt wird und zu cincni viel niedrigeren Preise auf den Markt gebracht werden kann, als das gewöhnliche Wcizen- brod. Durch Vermittelung des amerikanischen Gesandten Herrn Phelps batte Herr Murphy eine Unterredung mit dem Chef der Verpflcgiings-Abtheilung des Kriegöministcriuins, Wirklichen Geheimen KricgSrath Engelhard, der sich Proben der genannten Brodsorten vorlcgcn ließ und den Wunsch auSsvrach, in den Militair-Bäckereien Ver suche mit der Murphy'sche» Mchlmischung anstcllen zu lassen. In Folge dessen hat Herr Murphy sich sofort telegraphisch aus Amerika Maismehl bestellt, das zu Versuchs zwecken der PerpflegnngSablbeilung des Kricgsministeriums überwiesen werde» soll. Daß Herr Murphy von dem land- wirthschafllicheu Minister vvn Heyden empfangen wurde, erwähnte» wir bereits. Dem Vernehme» uack wird er nächster Tage auch eine Unterredung mit dem Minister des Innern habe». — Wenn sich dieses Brod bewähren sollte, was vorläufig noch abzuwarte» ist, so könnten sowohl die Bevölkerung Deutschlands, wie die Maisbauer in den Ver einigten Staaten große Vorthcile daraus ziehen. Da auch Rumänien ungeheuere Massen von Mais liefert, so würde die Möglichkeit vorliegcn, durch die genannte Mischung stets i» Deutschland ein nahrhaftes und dabei billiges Brod ber- zustcllen, — vorausgesetzt, daß die Angaben des Herrn Murphy sich auch als richtig erweisen. * Nack längerer Pause wird wieder einmal gemeldet, daß Unterhandlungen der preußischen Regierung mit dem Vatican wegen Besetzung des erledigten Erzbischofstuhls von Posen-Gnesen dem Abschlüsse nabe seien und zwei polnische Prälaten für dies Amt i» «Frage kämen. Wie die „Münchner Neuesten Nachrichten" vvn bcstuiiterricktetcr Seite erfahren, sei diese Nachricht ebenso unbegründet, wie alle vorhergehenden derselben Richtung. Die Sache sei nach wie vor unent- schicden, und von erneuten Verhandlungen ist »icktS bekannt. Richtig sei nur, daß die Eurie allerdings die Wahl eines polnischen Eandidatcn begünstigen möchte. * Wie die „Hannov. Neuesten Nachr." aus Hannover berichten, wurde den Parteien, welche vorgestern vor der Kammer für Handelssachen verhandeln wollten, die Mittbeiluuggemacht, daß keinerleiTermine stattfinden könnten, da die Kammer für Handelssachen thatsächlich außer Kraft gesetzt sei. Nach ciiigezogenen zuverlässigen Er kundigungen liege der Grund in «Folgendem: Die Kammer für Handelssachen ist gesetzlich mit einem Mitglicde des Land gerichts und zwei Handelsrichtern besetzt, welch letztere je aus die Dauer von drei Jahren vom Könige ernannt werben. Tie drei jährige AmtSdauer der bisherigen Handelsrichter war uu» am >. Lctober 1891 abgelauscn, und zu diesem Tage hätte» neue Handelsrichter ernannt werken müssen. Durch Verschulden irgend einer Behörde ist cS vergessen worden, diese Ernennung rechtzeitig zu bewirken, so daß jetzt am Landgericht Hannover keine Handelsrichter vorhanden sind und daher auch die Kammer für Handelssachen nicht arbeite» kann. — Die „Vossiscke Zeitung" bemerkt zu Obigem, daß der Justiz minister vcrmuthlich nicht säumen werde, die Leffentlickkeit darüber auszuklärcn, welche AmlSstelle die Schuld für diese Verzögerung der Geschäfte treffe. * In einer am Montag in Anwesenheit des Prinzen Ludwig zu München abgebaltcncn Sitzung des General- comitöS tcS Landwirthschaftlichcn Vereins in Bayern stand auch der Contractbruch der ländliche» Arbeiter zur Erörterung. Es gelangte der Antrag des Referenten, Wirlb- sckastSratb Otto, zur Annahme, daß vom Standvunctc der landwirihschasllichcii Interessenvertretung Bayerns für die vom deutschen LandwirthschastSralhc angeregte Herbeiführung reichögcscylichcr Bestimmungen über den ArbeitSvcrtragsbruch ländlicher Arbeiter, bezw. über die Bestrafung des ArbcilS- vcrtragSbruches ein Bcdürfniß nicht anerkannt werden könne. * Die „Kölnische Zeitung" meldet auS Konstantinopcl: Gelegentlich der Verabschiedung Goltz Paschas wurde der selbe vor Antritt seiner Urlaubsreife vom Sultan mit der Ucberbringuna der herzlichsten Grüße an den deutschen Kaiser beauftragt. Dieser sandte darauf dem Sultan ein Telegramm, welches demselben, ohne irgendwie die Politik zu streifen, in Aus drücken von außerordentlicher Herzlichkeit ves Kaisers Dank ausspricht und Len Sultan seiner unwandelbaren Freunk- jchajt versichert. Der Kosstaottuopeler Correjpoutcnt der ,.K. Z." erfährt von bestunterrichtetcn Personen, der Sultan sei von dieser DankeSäußcrung geradezu gerührt gewesen und babc dieser seiner Stimmung in einer unmittelbar an den Kaiser gerichteten Depesche entsprechende Worte geliehen. Auch dem Großvezir nnd anderen hohen Würdenträgern gcgenühcr erklärte tcr Sultan, wie innig er durch die Frenndschafts Versicherungen des Kaisers crsrcut sei. Vor stehender Vorgang werde in Konstantinopcl nicht als be deutungslos angesehen. * Aus Meiningen wird uns vom 9. Lctober geschrieben: Tie Stichwabl in unserem Landbezirke zwischen dem bis herigen freisinnigen Abgeordneten NerY»lg und dem national- liberalen Schultheiß Henncberger in Herps hat einer ganzen Anzahl freisinniger Blätter Veranlassung gegeben, daß ersterer so gut wie gewählt sei, da derselbe einen bedeutenden Vor sprung von mehreren Hundert Stimmen habe. Dies ist zu früh gcjubelt, denn gestern zählte Ncrtzing 666 und Henne- dergcr 676; eö fehlte bloS noch das Ergebniß von Einöd- hauscn, welches für Henneberger entschieden hat, so daß der selbe mit 20 Stimmen Mehrheit in den Landtag gewählt ist. * In der VorstandSsitznng deö Bergarbeiter-Ver band es wurde beschlossen, die Agitation ini Saarrcvicr nnd Wnrmrcvier fortzusetzcn. lieber den 'Anschluß an die Gencral- kviumissivn der Gewerkschaften Deutschlands sollen durch den Vorsitzenden tcS Verbandes die Gutachten vvn Vertrauens männern eingehvlt werden. * Ans die Adresse der Generalversammlung der Präsides der katholischen Gcsellenvereinc Deutschlands und Oesterreichs a» den Papst erging an den Generalpräscs Schäffer die Antwort, der Papst halte die Gescllcnvcreiiic, als eine feste Stütze der menschlichen Gesellschaft, für überaus geeignet, Vielen die in der Encyklica über die sociale Frage genannten Vortbeile zuzuwenken. * Wie verlautet, dürfte demnächst die Frage tcr In- validitätS- und Altersversicherungspflicht der Ha uSgewerbtrcib enden von dem RcichS-VersichcrungS- amt zur grundsätzlichen Entscheidung komme». * Wenn der „Reichsanzeiger" folgende Notiz bringt, dann «nnß eS schon schlimm geworden sein: „In neuerer Zeit ist cs öfters vorgekommcn, daß zweifelhafte Londoner «Firmen durch Inserate in deutschen, insbesondere ostpreußischcn Zeitungen oder durch Versendung von gedruckten Eircularc» sich gegen Vorauszahlung eines bestimmten zur Deckung der lliikosten bezw. als Provision geforderten Betrages zur Ge währung von Darlehen erboten haben. Es kann nur dringend cmpsohlen werden, solchen Offerten gegenüber große Vorsicht zu gebrauchen, denn es kommt nur zu häufig vor, daß cS hierbei nur daraus abgesehen ist, daö Publicum durch Ein- debaltuug der erforderten Vorschüsse ailSzudculcn." * Der weiße Rabe unter den Iungczechen, Abgeordneter Professor Massaryk, der kürzlich vor einem Tbcilc seiner Wähler sich sehr entschieden gegen die russo philen Ge sinnungen im czeckischen Lager und für eine Verstän digung mit den Deutsche» aussprach, hat sich durch die seither an seine 'Adresse gerichteten Drohungen nicht cin- schüchtern lassen. Er erklärte jetzt wieder in Klattau, cö sei nicht politisch, die ganze Welt gegen sich aufzubetzcn und bei jeder Gelegenbcit das böhmische StaatSrccht und die politischen Reckte der Ezeckcn zur Sprache zu bringen. In der aus wärtigen Politik müsse die Phantasie des czcchischcn Volkes gedämpft werden; man müsse mit der Bescheidenheit aiiftrcten, die einem Volke geziemt, daö noch nickt auf die auswärtige Politik des Reiches entscheidend einwirkt. Die Sympathien zum Slawentbume müßten vom Verstände durchdrungen sein und man müsse sich nur von der Devise leiten lassen: Böhmen für sich! Diese offene und besonnene Sprache gcsällt natürlich de» jungozeckischeii Heißspornen nicht und sie betrachten Massaryk als Vcrrätber an der nationalen Sache. Dieser bat sich nun mit einigen Gesinnungsgenossen über die Gründung eines neuen Blattes geeinigt, dessen Leiter der jungczechische Abgeordnete Ein« sein wird, der frübcre Vertreter der „Narodni Listy" in Wien. Als Gründungs fonds wurden 250 000 Gulden aufgebracht. Uni aber der versöhnlichen Richtung auch eine größere Wirksamkeit zu sichern, wird Abgeordneter Massaryk seine Ansichten im österreichische» Rcichsrathe vertreten, wobei eö natürlich an heftigen 'Angrisfcii seiner bisherigen engeren College» nicht fehlen wird. * Wenn der Pariser „Rappel" auch nur z»m Thcil Recht hätte, befindet sich Frankreich dieses Jahr in glänzenden „siiianzicllcn Umständen". Er schreibt: Tie von der Finanzverwaltung ausgearbcitetcn Berichte ge statten cs, sich von der ganz außerordentlich günstigen Lage im gegenwärtigen Moment Rechenschaft abzulcgcn. In den ersten 9 Monaten dieses Jahres haben die Steuern und in direkten Einlünste »in 72 I I.'» 000 «Francs mehr ergeben, als die ohnehin schon sehr optimistisch veranlagten Annahmen des Budgets für I89l bestimmten. Bekanntlich bat die Kammer, um tcr Notbwcnkigkeit neuer Steuern zu entgehen, die budgetären Einschätzungen für 1891 ans Grund tcr während des AiiSstcllungsjahres >889 erzielten größeren Ein künfte vorgenvmmen. Trotz dicker eigentlich nicht normalen Zahlen zeigt sich dennoch eine Mebreinnahme von 72 Millionen. Wenn, was man mit vollstem Reckte anncbmen kann, diese günstigen Ergebnisse sich auch im letzten Drittel des Jahres 1891 ergeben werden, wird man nach Schluß dieses IahreS aus Steuern und iiidirectc Einkünfte eine Mcbrciiinabme uni neunzig Millionen erzielt haben. Auch im Vergleiche zum vorangcgangenen Jahr 1890 zeigt sich ein erheblicher «Fort schritt. Wahrend tcr ersten 9 Monate 1891 haben die Steuern und indirecten Einkünfte die Einnahme» der gleichen Periode des Vorjahres um 77 Millionen überschritten. * Bonghi richtete an die „Tribuna" ein Schreiben, in welchem er die Gründe darlegt, die ihn bestimmten, die be kannte Zuschrift an daS „Berliner Tageblatt" zu senden. Dieselbe sei erfolgt, um Mißverständnissen vorzubeugcn, welchen sein in der „Nuova Antologia" veröffentlichter Artikel über den FrieVenScongreß möglicherweise Raum geben könnte. Die Absicht, welche ihn hierbei leitete, sei gewesen. Jedermann zu überzeugen, daß seine persönlichen Anschauungen über die weltbewegenden politischen Fragen den Eougreß in keiner Weise becinflofsrn köruitew, Der zwischen Deutsch» land und Frankreich schwebende Streit wegen Elsaß- Lothringens sei ja überhaupt keine der Angelegenheiten, welchen der Congreß seine Aufmerksamkeit widmen solle, und eö werde daher darüber weder abaestimmt, noch irgend welche concrcte Entscheidung getroffen werden. Wenn demnach die Zuschrift an das „Bert. Tagcbl." die deutschen Abgeordneten bestimmen sollte, dem Congrcsse sernzu- bleibcn, so würde er fick sagen müssen, daß er gerade das Gegcntheil von dem erzielt habe, was er beabsichtigte. Er hoffe, daß Lei» nicht so jci. Andernfalls müsse er glauben, daß die Sehnsucht nach Frieden nicht »n Herzen aller Der jenigen lebe, deren Lippen davon Überflüssen. Daraus, daß er der Vorsitzende des römischen Ausschusses sei, folge übrigen« s nicht, daß er auch dem Congresse präsidiren werde; er selbst 1 hoffe da« Gegcntheil. — „Opinione" schreibt, eS sei be dauerlich. daß Vongbi'ö Brief eine so herbe Polemik entfacht habe. Mau dürfe aber hoffen, daß die Mißverständnisse eine glückliche Lösung finden würden, nur müsse inan sich aller seits zu den Grundsätze» strengster Billigkeit bekenne». * Die große Ccntralhalle de« Ratbhauses in Dublin wird für die Ausbakrniig der Leiche Parncll'S hergerichtet. 'Alle augenblicklich dort anwesende» parncllistischcn Deputirten fahren tcr Leiche bis Holyhcad entgegen. Mehrere An hänger Mac Carlbn's erhielten Zuschristen, in dcncn ihnen Beschimpfung angetrobt wird, falls sic der Leichenfeier bei wohnen würden. Von der Obduction der Leiche Parncll'S ist Abstand genommen worden, da cs feftsteht, daß derselbe eines natürlichen Todes gestorben ist. * Nach einer Petersburger Drabtmcldung wurde jüngst in Moskau eine Nibilistin verhaftet, welche unter Änderm gestand, einen Koffer mit revolutionaircn Placalen im Hause eines «Freundes, deS bekannten Com- ponistcn Glazunow, zurückgelassen zu haben. Der Koffer wurde vorgcfunde». Glaznnow bctheucrl jedoch, von seinem Inhalt nicht die mindeste Kcnntniß zu haben; er leistete eine Cauticn vvn 5000 Rubeln, um seiner Verhaftung vorzu- bcugcn. * TaS ofsicielle Organ des russischen KrieaSministe- rinmS, der „Russische Invalide", thcilt mit, in Anbetracht des beträchtlichen Zeitverlustes, den bei einer Mobilisation des Heeres das Schleifen der durch das Tragen und den Gebrauch in FricdenSzeitcn stumpfgewordencn kalten Waffen verursache, sei angeordnet worden, daß in jedem Jahre bei sämmtlicke» Truppcntbeilcn nach Schluß der Winterbcschästigungcn eine erneute Schärfung der Waffen vorgenomme» werden soll. * Großfürst Paul Alexandrowitsch ist auS Anlaß deck TodcS seiner Gemahlin aus 4 Monate ins Ausland beurlaubt worden. — Die unter dem Vorsitz de« ReichSratbSmitgliedrs StojanowSki stehende Commissio» zur Ausarbeitung eines neuen bürgerlichen Gesetzbuches für Rußland, welche einen Tbeil ihrer Riesenarbeit bereits bccndct bat, beantragte, ihr fortan 25 oo» Rubel jährlich auS Rcichsmittcln zu be willige»; die bisher angewiesene geringe Suinnic verursache nur eine längere Verzögerung des Abschlusses des Reformwerks. * Die „Politische Correspondcnz" «neldet auS Peters burg: Der sinnischc Senator Baron Troil und der ScnatS- bcamtc Bergelund, dcncn eine Audienz bei dein Zaren, bei welcher sie eine Darstellung der traurigen Lage Finnlands geben wollten, verweigert wurde, dcinissioniren. * AuS Petersburg, 9. October, wird berichtet: Wie verlautet, werden sich der König und die Königin von Dänemark zu Anfang des nächsten Monats nach der Krim begebe», wo die Feier der Silberhochzeit des russische» Kaiser paares begangen werden soll. — In den deutschen Wolaa- Colonien ist in Folge gänzlicher Mißernte ein großer Nothstand auögebrochcn. Tausende von Bettlern ziehen im elendesten Zustande von Dorf zu Dorf, um ein Stück Brod zu finde», Tausende liegen am Typhus darnieder. Die evan gelischen Prediger in den Wolga Gegenden haben ein Noth- jtandS Comitü gebildet, um gegen 100 000 Nothleidende monatelang niit Lebensmitteln zu unterstütze». Die Glaubens genossen in Deutschland werden daraus aufmerksam gemacht, daß Spenden zum Besten der Nothleibcndcn von Pastor Thomson in Saratow entgegen genommen werden. * Der serbische CulluSminister Nicolitsch verbot den katholischen Geistlichen, bei dem Besuch katholischer Co lo nie» Gottesdienst abzuballen. Die Maßregel sei eine Folge vvn Beschwerden der serbischen Geistlichkeit über die Zunahme der Katholiken. Diese Zunabme sei freilich nicht eine «Folge de« verbotenen UebcrtrittS, sondern sie sei auf gesetzmäßigem Wege erfolgt. * Die Pforte hat den General Abdul Ke rin als Gouverneur nach Scutari entsendet, um die Autorität in Albanien wieder herzustellcn. * Dem Reutcr'schen Bureau wird a»S Rio de Janeiro gemeldet, daß der Gesundheitszustand deö Präsidenten Fon seca zweifelhaft sei. Eine leichte Besserung habe sich zwar ein gestellt; indessen zeige sich große Schwäche bei dem Kranken. ES machten sich bereits Bestrebungen geltend, den Präsidenten durch eine geeignete Persönlichkeit zu ersetzen. Lolonialpolitisches. Bericht drs LieutrnantS von Tettrnborn. * Der Lieutenant in der ostafrikanischen Schutztruppe von Tettenborn bat, wie telegraphisch gemeldet, dem kaiserlichen Gouverneur Freiherr» von Soden folgenden Bericht über den Zusammenstoß der Expedition Zelewski's mit den WaheheS erstattet: Lager am Myombo, den 10. August 1891. Am 10. Juli brach die Expedition über Marore zu den Wahehe- hauptlingen Mamkussa und Manamlua am Kitttüach im Rubeho- gebirgt aus. Die Haupllinge sliichlclen und hatte» bis au« wenige Stück, welche »ns in die Hände fielen, ihre Rinder und ttleinvieh abgetrieben. Vom 5. bis 6. 'August wurden eNva 25 Tembcn den Flammen preisgegeben und 1 Feinde gelobtet. Daraus marjchtrte die Karawane über Marore, den Ruaha bek Masombi überichreitend, aut Mgowero nach Mage. Am 14. August tras die Expedition dort ein und bezog Laaer. Zum ersten Male batten sich dort Wahehekrieger in größerer Menge gezeigt; bewaffnet waren sie mit Schild und Speer, selten mit Flinten. Einzeln«
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht