Wenn wir Carpzov glauben dürfen, sind noch mehr Altäre gestiftet worden, und sicher folgten auch zu Beginn des 16. Jahrhunderts noch einige Altarstiftungen, die letzte wohl 1519. Das stimmt gut zu sammen mit der Nachricht bei Carpzov, die Johanniskirche habe bei Beginn der Reformation 22 Altäre, d. h. etwa 25 Geistliche, gehabt. Zu den Altarstiftungen kamen noch andere: die Stiftungen gewisser Chorgesänge (Tenebrae, Salve Regina) und von Geläut. Wir fragen uns, wo denn für so viele Altäre Platz gewesen ist in der Kirche, und kommen damit zu ihrer Baugefchichte und den Nachrichten davon und den Ueberresten ihrer Ausstattung aus der katholischen Zeit. Ebensowenig, wie wir über die Gründungszeit der Kirche wissen, ist uns über ihre älteste Form bekannt. Sicher ist das eine: die bei der Beschießung 1757 und durch nachfolgenden Abbruch zerstörte Kirche stammte im wesentlichen in der Form, die wir aus Ansichten und Aufnahme vor dem Abbruch kennen, aus dem großen Umbau um 1500. Damals wurde nach der Ueberlieserung die romanische oder frühgotische Basilika mit 3 Schiffen in eine gotische Halle umgebaut und ein viertes Schiff im Süden vorgelegt. Aber vielleicht können wir doch auf Grund des alten Planes und seiner Maße und durch Vergleich mit benachbarten Johanniterkirchen weiterkommen. Da ist auffällig, daß die 4. und 5. Travee des Mittelschiffes, nach dem Plan von etwa 1758, s. Fig. 1, die zusammen annähernd ein Quadrat bilden, in den Maßen ganz der Vierung der Johanniterkirche in Löwenberg entsprechen. Ebenso hat das nördliche Seitenschiff fast genau die Breitenmaße der Löwenberger Seitenschiffe. Auffällig ist ferner, daß das südliche innere Seitenschiff um eine reichliche Mauer breite schmäler ist als das nördliche. Bei einigermaßen regelmäßiger Anlage der alten Kirche müßte die äußere Mauer dicht hinter den Pfeilern, die das innere und äußere südliche Seitenschiff seit 1500 tren nen, gestanden haben. Da man bei Kirchenumbauten in jener Zeit so vor ging, daß möglichst immer wenigstens ein Teil des Gebäudes während der Bauzeit weiterbenutzt werden konnte, ist es also wahrscheinlich, daß man diese Pfeiler vor die alte Südmauer legte, dann die Decke und das Dach und schließlich die alte Südmauer entfernte und das innere Südschiff der neuen Halle fertigstellte. Wir wissen weiter, daß bei dem Umbau um 1500 zur Erweiterung im Osten, wohl am öst lichen Rande des alten Chorschlusses, eine Querwand über alle vier Schiffe gezogen wurde, während vorher das Mittelschiff allein nach Osten vorgeragt hatte. Nimmt man an, daß in der alten Basilika die Seitenschiffe bis zur Vierung gereicht hätten und von dieser zwei wenig in die Tiefe gehende Querschiffe ausgegangen seien, so kommt man für die Johanniskirche vor dem Umbau auf den Plan einer