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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.01.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-01-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920101014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892010101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892010101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-01
- Tag1892-01-01
- Monat1892-01
- Jahr1892
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-1^"' r i» b« HanpteMbitto, oder de» im Stadt« bezirk »Nb de» Bororte» errichtete» An«- gabestellea ab-eholt: vierteljährliche 4.50. bei twrtmaliaer täglicher Zustellung in- Hau» ^4 LLO. Durch die Post bezogen für Deutschland ,»d Oesterreich: Rertelläbrlich 6.—. Direkte tägliche Lreuzbandjenduug i»< Ausland: monatlich ^4 9.—. Die Moraen-Aulgab« erscheint täglich'/,? Uhr, dt, Avend-Lusgad« Wochentag- ü Uhr. Krkctim,»> Erpezitto«: I»tza»neS««ffe 8. unuaterbroche» 8 diä 'Abach» 7 Uhr. ( MiserTagMaü Anzeiger. Lrga« für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd GeschLftsverkehr. FM-len: Otta ««»«'« Tartstn. («frrd -ah«), Universität-strahi 1, Laut« Läsche. Saiharineustr. 14, Part, und KSnlgSplatz 7. JnsertionspreiS s Die sigespaltene Petitzeile 20 Ps . Neclamen unter dem RedactionSslrich (4ge- spalten» 50-cZ, vor den Fainilienaachrichten (6gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis« Verzeichnis). Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. 1-xtra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung ÜO.—, mit Postbesörderung 70.—. Aunahmtschluß für Inserate: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4Udr. Sonn- und Festtags friih 9 Uhr. Bei den Filialen und Anuahiueslellea ze eine halbe Stunde früher. Inserate sind stets an die vrtzedttian ' zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. ^-1. Freitag den 1. Januar 1892. 8«. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Dar 12. Stück des die-jährigen Gesetz- «nb Verordnungs blätter für da- Königreich Sachsen ist bei un- eingegongen und wird dir zum 17. Jannar künftige» Jahre» auf dem Nattz- haussaale zur Einsichtnahme öffentlich aushangrn. Dasselbe enthält: Nr. 48. Verordnung, dir LaudeSanstalten für Blinde, für schwach sinnige und für sittlich gefährdete Sinder betreffend; vom 18. November 1891. Nr. 49. Bekanntmachung, die Unterbringung in die Landesanstalten für Blind«, für schwachsinnige und für sittlich gefährdete Kinder betreffend; vom 18. November I89l. Nr. SO. Bekanntmachung. eine Abänderung der Hofranaordnung vom 21. August 1862 betreffend: vom 5. December 1891. Nr. 51. Verordnung, die Veranstaltung einer ErgänzungSwahl für die zweite Kammer der Stäadeversammlung betreffend; vom 7. Derrmber 18Sl. Nr. SS. Verordnung, die Einführung einer neuen Arzneitaxr be« treffend; vom 15. December 1891. Nr. S3. Verordnung, die Einführung einer neuen tbicrärztlichen Arzneitaxe betreffend; vom 15. December 1891. Nr. bl. Besetz, die provisorische Forterhebung der Steuern und Ab gaben im Jahre 1892 betreffend; vom IS. December 1891. Nr. Sb. Bekanntmachung, die dermalige Zusammensetzung de- Landtog-au-schusses zu Verwaltung der Staatsschulden betreffend; vom 1b. December 1891. Nr. LS. Bekanutmachung, die Umbezirkung der Parochie Leipzig« Lolkmarrdorf au» der Ephorie Leipzig II in die Ephorie Leipzig I betreffend; vom 17. December 1891. Leipzig, am 80. December 1891. Der Rath her Stadt Leipzig. vr. Beorgi. Krumbiegel. Bekanntmachung, hte ässentliihr« Lustbarkeiten ta Ueasetzerhaasen betreffend. Im Anschlutz an 8. 10 de» Ortsstatuts, die Vereinigung der obengenannte» bisherige» Landgemeinde mit der Stadt Leipzig de> treffend, wird zur öffentlichen Senntnib gebracht, datz bi« aus Weitere» da« jetzt daselbst geltende Regulativ und die sonstigen behördlich», Anordnungen über Erheb««» »a» Abgabe» für öffentliche Lustbarkeiten in Kraft bleiben. Gesuche und Anmeldungen, welche sich auf Abhaltung öffentlicher Lustbarkeiten beziehen, sind Naschmarkt Nr. 2,1, Obergeschoß, Zimmer Nr. 8, anzubringen. Leipzig, den 30. December 1891. Der «ath der Stabt Leipzig. Vld. 6568.Vr. Georgi.Fröhlich. Bekanntmachung. Nachdem zufolge unserer Bekanntmachung le. 6168 vom 17. November 1891 der Plan 1. k. V. Nr. 4468, li. X. Nr. 5649, bctr. Feststellung der Fluchtlinien sür die Straße» ans und an dem Areale deS Georgendause» im Rosenthale, vorschriftsmäßig, und zwar vvm 24. November bis mit 22. December 189l ausgelegen hat, Widersprüche hiergegen aber nicht angemeldet worden sind, so bat derselbe nunmehr auf Grund 8. 22 des Regulatives, die neuen städtischen Anbaue und die Regulirung der Straßen betr., vom 15. November 1867 sür seslgestcllt zu gelten. Leipzig, am 28. December 1891. Der Rath der Stabt Leipzig. Ie. 6992.Vr. Georgi.vr.Redlich. Bekanntmachung. Für Unterlassung der Zusendung von Neujahrskarten gingen ferner «in: von Herrn vr. msä. Georg Joseph, « Carl Jung, Frau Emilie Haunstein, Herrn Edmund Astor, » Job. Paul M. Jacobs, » Paul Temmler, » Otto Zieger, » vr. zur. August von Bulmerincq, Frau verw. Stadtrath Simon, 6 6 6 6 6 « 6 « 6 54 Summa, worüber hierdurch dankend quittirt wird. Leipzig, den 31. December 1891. Las Armenamt. Hentschei. Schicker. Bekanntmachung. In der constituirendc» Vorstandssitzung der Unterzeichneten Taffe sind für das Geschäftsjahr 1892 gewählt worden: als Vorsitzender: Herr Albert vrackhauS, . stellvertretender Vorsitzender: Herr «vbert VrannS, . Schriftführer: Herr Gustav Steiuert, « stellvertretender Schriftführer: Herr Albert Canrah. Die unterzeichnet« Lrtskrankeneasse iungirt sür ihren Eassenbezirk gleichzeitig al» Organ der JnvoliditätS- und BlterSversicherungs» anstatt sür da- Königreich Sachsen. Das Bureau befindet sich: Leipzig, Nicolaikirchhos Nr. 2. Bevollmächtigter und Bureauvoriieher: Herr Buchhalter G1e«e«S Utzl«ann. Leipzig, am 31. December 1891. Lie OrtSknankrncaffe für Leipzig «nd U»»e»enb. Albert Brockhaus, Vorsitzender. Bekanntmachung. Für Unterlassung der Zusendnng von Neujahrskarten haben an den »nterzeichneten Verein gezahlt ^4 6,— Herr Emil S trübe, Leipzig, » 5»— - Georg Polter, d». » 6,— « Robert Degener, do » 6,— » Paul Witzteben, do. ^4 23,—, worüber hierdurch dankend quittirt wird. Leipzig, 31. December 1891. Ter v»rsta«d »es Samariter-Verein«. Schn vor, Schatzmeister. Königliches Gymnasium. Die >>«eltz«n,»u zur Lsteransnahme werdea am 9., IO. »nd 11. Januar von 11 bi« I Uhr angenommen Vei der Aameldnng ist di» letzt« MichoeliScrnsur oder eia spätere« Unterrichtszengniß vorzutegen. Die Aufnahmeprüfung wird Montag, den 25. April abaehalteo Vorher »nd spätesten« di« zum 23. April sind die gesetzlich vor geschriebenen Zeugnisse (Donszengniß oder Geburtsschein, Impfschein Schulhingniß von Oster») einzureichrn. Letzüt», a» 94. Deamder 1891. vr. «stGN» «ichter. Rector. Bank. Von einer Anzahl hiesiger Einwohner ist durch Vermittelung de» serrn Rentier Carl Lt«ne«ann hier der zu Weihnachten jeden lahrer unter die Echutzmannfchast zur Lertheilung kommenden ech»tz«an«»caffe der Betrag von 1476 Mark überwiesen worden. Indem das Unterzeichnete Directorium des jolizeiamtS über den Empfang dieser Summ« quittirt, spricht cs zugleich im Namen der ihm unterstellte» Beamten den geehrten Schenkaebrr» für dies« wohlwollend« und reichliche Zuwendung den pflichtschuldigsten und wärmsten Dank aus. Dir Liste der Echenkgeber kann von denselben bei unserer Polizricoff», Wächterstrabi Nr. 5, 1. Stock, Zimmer Nr. 40, bis zum 10. Jannar 1892 ringesehen werden. Leipzig, am 81. Derrmber 1891. Da» Lireciarin« be« Palizeiamt« der Stabt Leipzig. vretschneider. Unger, Eass. König!. Lehrerseminar zu Borna. Anmeldungen zur nächsten Aufnahmeprüfung nimmt die Direktion bi« zum LI. Februar an. Beizubringen sind: das Taulzeugniß, her Wiederimpsschein, di« Schulcrnsuren, ein a«S- ührttche« GrsundheitSzeugniß und rin vom Angemeldeten ver übter Lebenslauf. Die Zeit der Prüfung wird brieflich mitgetheilt. Bar«a, deu 1. Januar 1892. Seminardirrctor Viel. ZUM neuen Jahre. E« ist eine alt hergebrachte Sitte, daß man beim Beginn eine« neuen Jahres Wünsch« für Andere und sür sich selbst äußert und hegt und daß man Pläne für die Zukunft macht, um die eigene Lage »u verbessern und sie mit den öffentlichen Zuständen in gedeivliche Wechselwirkung zu setzen. Auf die Presse angeweodrt, stellt sich die Sache so, daß ihre Bcrlreter ich di« Frage vorzulegen haben, worauf die öffentliche Auf merksamkeit zunächst zu richten ist. Selbstverständlich ist die Aufrechthaltung de« Frieden« mit den andern Staaten die erste BoranSsetzung einer gesunden Fortentwickelung, und diese ist nur möglich, wenn auch im Innern Einigkeit und Einver ständniß über da« Ziel herrscht. Unsere Wünsche haben drShalb die Richtung auf die Be festigung der Einigkeit, wo sie bereits besteht, und auf die 'erstellung da, wo sie fehlt. Der Sammelplatz für alle ftstrebungen deS staatlichen und privaten Lebens ist da» Vaterland und feine Wohlfahrt, ibm gelten alle Anstrengungen und Bemühungen der Parteien wie der Personen, soweit sie überhaupt als Glieder eines großen Ganzen zu rechnen sind. Webe dem, der das Vaterland gering tchäyt und glaubt, einzig und allein die eigenen Interessen zur Richtschnur nebmcn zu können. Wir haben in Deutschland einen Zug unseres nationalen Wesens hauptsächlich zu bekämpfen, und da- ist der Individualismus. Dieser Zug nach Absonderung, nach Verfolgung eines selbst gewählten Wege« ist so stark, daß er der Vaterlandsliebe vielfach Abbruch thut. Er tritt hervor in der Sonderrichtung einzelner Stämme, wie der Welfen, er bat die Partei deS EcntrumS und die deutsch- freisinnige Partei geschaffen, und seine schlimmste Ausartung ist die Socialdemokralie. Die gegenwärtige Parteigruppirung weist günstige Zahlen Verhältnisse auf, so daß Gcietze, deren Zustandekommen aus allgemeinen Gründen wünschenSwerth, zum Tbeil notbwendig war, Gesetzeskraft erlangt haben trotz scharfer Partei gegensätze, wie daS Einkommensteuergesetz und die Land gemcindeordnuna in Preußen, das Arbeiterschutzgesetz, die Novelle zum lerankcncassciigesetz und die Handelsverträge im Reiche. Aber die parlamentarischen Kämpfe, zu welchen die Beralbung dieser Gesetze Anlaß geboten bat, waren zum Tbeil so ernst, man könnte sagen gehässig, daß sie nicht allein nach ihrer Schlnßwirkung, sondern auch au sich beurtheilt werden müssen. Und dabei tritt die leidig« Tbatsache zur Erscheinung, daß die Verranntbeit in bestimmte als Programm ausgestellte politische Grundsätze, und auf der anderen Seite Standes-, Berufs- und Geschäfts-Interessen, endlich der Wunsch nach Verbesserung der materiellen Lage dabei in einer Weise hcrvorgetrcten sind, welche den Wunsch nach Abstellung dieses Uebelstandcs sehr berechtigt cr scheinen läßt. Unser Hauptwunsch sür das neue Jahr besteht also darin, daß die Parteigegensätze, so weit sie nickt unauSgleichbar sind, gemildert werten mögen, daß sich die Anhänger gleicher Grundsätze in Zukunft nicht durch Programme von einander künstlich scheiden, sondern den vorliegenden Fall nach Lage der Cache unbefangen prüfen mögen, nicht eine Billigung lediglich vom beschränkten Parteistandpuncte, noch die Ab lebnung durch Abweichung vom Programm auSsprechcn mögen DaS politische Leben macht gegenseitige Zugeständnisse nötkig Wer den Nachgebenden der Grundsatzlosigkeit zeihen wollte, befände sich aus dem beklagenSwcrthen Standpunkte, daß nur das der Unterstützung würdig ist, waS in die Partcischablone paßt. Lasten sich etwa in der Entwickelung begriffene Verhältnisse, welche den Bruch mit der Vergangenheit in sich schließen, nach Programmen beurtheilen, welche das scheinbare Bedürfnis der Lage eine» bestimmten ZcitpunctcS geboren hat? DaS Programm der freisinnigen Partei, welche« ,m Mär; 1881 vereinbart worden ist, kann nickt als eine Art von Katechismus für den deutschen Liberalismus der Zukunft angeseben werden, dazu geht es viel zu sehr au- Einzelheiten rin. Wir taffen an» Grundsätze gesallrn, wie sie die Verfassung der Einzelstaaten ausspricht- „Jeder Staats bürger bat da» Recht der freien Meinungsäußerung durch Wort und Schrift", oder: „Alle StaatSangcbörige sind vor dem Gesetze gleich". An diesen Grundregeln müssen die An bänger de» DerfassungSstaatrS unter allen Umständen fest halten, und da» ist auch unsere» Wissen» stet» geschehen Aber beispielsweise gekört die Entscheidung über die Frage, ob zwei- oder dreijährige Dienstzeit, nicht in rin Parteipro gramm. denn darüber brbält dir Kriegsverwaltunz schon aus dem Grunde da« letzte Wort, weil ihr da- Sachverständniß in höherem Grade beiwohnt, al» irgend welcher politischen Partei. Wir Kegen den Wunsch, daß die.unbefangene Prüfung aller Regierungsvorlagen in Zukunft nicht vom Partristand- pnact, sondern von dem der allgemeinen Wohlfahrt ans geschehe» möge. Wir haben bereit« eine« Anlauf nach dieser Richtung gemacht bei der Berathung und Beschlußfassung über die Handelsverträge und können nur die Hoffnung auSsprechcn, daß die Parteien auf diesem Wege ferlsahren mö- en. Wir leben in einer Zeit, in welcher die Sicherstellung dcS Daseins der Mcbrdeit im Gegensatz zu dem sest begründete» und stets wachsenden Rcichtbum Weniger stellt. In cincr olckciz Zeit ist eS doppelt schwer, die politische Tbätigkeit von der Wahrnehmung bestimmter Interessen unberührt zu erkalten. Der Besitzende strebt naturgemäß nach der Bc- cstiaung seines Besitzes, und der Besitzlose sucht unter allen lmstänten Besitz zu erwerben. Den Besitzenden wird ein hoher Grad von Aufopferungsfähigkeit zugeiiiuthct, während ihm ans der andere» Seite die Drohung mit Gewalt ent- gcgcngeslclll wird. Hier die richtige Milte zu trpffe». ist außerordentlich schwer, aber man darf mit voller Sicherheit behaupte», daß die Humanität in diesem Streit der Wünsche allein die richtige Grenze zu ziehen vermag. Wenn die Arbeitgeber sich vas Wohl und Wehe ihrer Arbeiter so angelegen sei» lassen, daß sie die eigenen Interessen nur »ach BilligkeitSrücksichlen wabrnehmen, daun ist der ocialdemokratischen Agitation die Spitze abgebrochen. DaS Streben, solche Rücksichten walten zu lassen, ist vielfach er kennbar, und der Zug der Zeit ist offenbar dabin gerichtet, den Fabrikarbeitern die Sorge uni das Dasein ibrer Familien nach Möglichkeit zu erleichtern, aber eS ist unzweifelhaft, daß in dieser Beziehung noch weit mehr geschehen könnte, als wirklich geschieht. Die socialistisch geschulten Arbeiter ver- olgen allerdings Bestrebungen, die sich niemals verwirklichen affen, aber der berechtigte Kamps zwischen Eapital und lrbeit ist »ur in dem Sinne zu einem gedeihlichen Ende zu ührcn, daß der Standpunct der Vereinbarung über billige Bedingungen von beiten Seiten angenommen wird. Ter Staat kann in dieser Beziehung nicht Alles erreichen, er bat die Balm gebrochen durch die Gesetze über die Untcr- iützuiig der kranken, der durch Unfälle und durch Alter arbeitsunfähig gewordenen Arbeiter, das Uebrige bleibt der Fürsorge der Arbeitgeber anheimgrstcllt. Daß viele unbe rechtigte Ansprüche an diese heräntrcten, ist unzweifelhaft, aber andercrscilS steht fest, daß ein nicht unbeträchtlicher Theil der Arbeitgeber mehr thun könnte, al» cr aus eigenem Antriebe thut. Unser Wunsch für das neue Jabr geht dcS- hpilb dah-n, daß dir Arbeitgeber sich allgemein ihrer Pflicht bewußt werden mögen, bei Versvlaung ihrer geschäftlichen Interessen auch der Humanität ihr Recht zuzuge>tehrn. Auf diesem Gebiet bleibt noch viel zu thun übrig, aber Bc- trebungrn gegenüber, wie sie der gegenwärtige AuSstand der Buchdrucker zeigt, ist Einigkeit der Arbeitgeber >n der Ab wehr der gcftetttcn Forderungen da- einzige Mittel, um Herren der Lage zu bleiben. * Leipzig, 1. Januar. * lieber die am Dienstag im evangelische» BereinShause in Berlin abgehallcnc Versammlung vvn Mitgliedern der Gruppe der positiven Union berichtet die „Kreuzztg." das Folgende: Die Versammlung war von 76 Theilnehinern au? verschiedenen Gegenden deS Bereiches der evangelischen Landeskirche besucht; neben Brandenburg, Sachsen und Schlesien waren auch Rheinland und Wesisalen, Pommern, Preußen und Posen dabei vertreten. Ter Vorstand der Verwaltung wurde gebildet aus Lber-Verwal- tungsgerichtS-Ralh Hahn als Vorsitzendem, Prof. 1). Eremer, Super intciident Pfeiffer, General der Inf. v. Strubberg und läe. Weber als Beisitzern. Im Anschluß an die letzten Vorgänge der General- Synode wnrden Anträge aus Ergänzung deS im Jahre >875 ver einbarten Programms der Gruppe gestellt und nach eingehender Berathung hierüber eine aus 7 Mitgliedern lHahn.Mathis, Pfeiffer, Stöcker, v. Strubberg, Weber, v. Wedel!) bestehende Commission er wählt mit der Ausgabe, di« hierfür vorgeschlagenen Sätze einer weiteren Berathung zu unterziehen, das Ergebnis, der letzteren an die Provinzialvorsiände der Grupp« bcliuss weiterer gutachtlicher Aeußcrung zu übersenden und demnächsl im Lause des Monat- April 1892 eine Versammlung der geiammten Gruppe nach Berlin einzubernsen, welche definitiv über die Ergänzung des Programms und etwaige Aenderungcn in der Organiiation der Gruppe be schließen soll. Bis dahin sollen die gestellten Vorschläge als ver trauliche behandelt werden. * Um den Ausschreitungen der Arbeiter zu steuern, haben die Directionen der königl. Fabriken in Spandau zu einer strengen Maßregel gegriffen. Aus ihr Gesuch cr stattet, wie die „Post" berichtet, die Polizeiverwaltung an die Directionen Anzeige von allen Exceffcn, an denen Arbeiter der Militairwerlftatten betheiligt waren. Die Fälle werden geprüft, und meistcntbeilS erfolgt dann die Entlastung der Excedentcn. So erging eS jüngst auch dem Hauplbetbeiligtcn an dem Tumult auf dem Bahnhof in Spandau. Bei der drohenden Haltung der im Zuge befindlichen Arbeiter wnrden an dem Abend die Nachforschungen »ach dem Rädelsführer eingestellt. Er ist aber nachträglich in der ArtiUeriewcrkstalt in der Person eines Schmiedes auS Berlitt ermittelt und sofort entlassen worden. * DaS preußische Abgeordnetenhaus wird am 14. Januar nächsten Jahre- mit folgender FraclionSsiärke zusammentrcten: 126 Eonservative (einschließlich von Kölker, der bis zur Präsidcntcnwabl hier rangirt),67 Freiconservative 8t Nationallibcralc, 98 EentrumSmitglicder, 27 Freisinnige, 14 Polen, ll keiner Fraktion Angehörige, zusammen 427 Erledigt sind 6 Mandate (ein freiconserrativeS, 3 national- liberale. l freisinnige«, l polnische»), und zwar für I. Merseburg (Liebcnwerda-Torgau), 3. Osnabrück «Bersenbrück :c ), 4. Han nover (Stadtkreis Hannover), l l. Wiesbaden (Stadtkreis Frank furt a. M.), 2. Berlin, 7. Posen (Schrimm Schroda). Die vorige Session währte vom l2. November >890 bi« zum 20. Juni l89l. Wäkrcnd derselben wurden ll Mandate erledigt, 6 Mandate wieder besetzt. Für Frickenkam (uat.-lib.) 3. Tllffcldor (Mettmann) trat Boettmger (nat.-lio.) ein, für v. Puttkamcr (cons.) 9. Frankfurt (Luckau-Lübben) von Lorbenstein (cons ), sür Psaff inat.-lib.) 3. Stade Hottendorff (nat.-lib), sür Limbourz (Ecntr. gest. 13. Februar I89l) 3. Trier Ist-. Köhler «Eentr.), sür Wirth (freis.) 6. Wiesbaden (OberlabnkreiS) Vr. Beckmann (cons.); Lrbmann (Eentr.) 4. Trier (Saar bürg rc.^, welcher wegen Ernennung zum Oberlandesgerichts rath sein Mandat nicdergelrgt hatte, wurde wietergewählt Nach Schluß der Session wurden neugrwählt sür Vr. Windt- hortt (Eentr., 1 l4. März 189l) Graf Ballestrrm (Eentr.), I. Osnabrück, für Melbeck (nat.»lrb.) 1. Düsseldorf (Lennep re.) Kclders (nat.-lib ), sür Stüve (sreicons.) 2. Osnabrück (Lingen) Daniink tsreicons.), sür vr. Bachem (Eentr.) 4. Köln (Mül beim) Dauzenberg, sür Lucius (Eentr.) I Aachen (Schleidens Jerusalem (Ecntr.) Nach Schluß der Session schieden lo Mit glietcr bis beute aus: Prof. Vr. MoSler (Ecntr.) 3. Trier ladt, Kreis Trier) starb am 3. Juli I89l und wurde durch Roeren (Eentr.) ersetzt; für von Bredow - Erntzle (cons.) 7. Potsdam (Wcsthavelland u. s. w.), der in daS HcrrciibauS berufen wurde, trat von Brcdow-Landin am 24. Octobcr 1891 ein; sür den am 2l. Juli v. I. verstorbenen Frbr. v. Grote lHospitant der Nativnallibcralcn) 5. Lüneburg Plitlsarkcii (Hosp.. nat.-tib.): sür Berger (s- 9. August v. I.) nat.-lib. Schutze Vellinghausen «nat.-lib.), Walther (sreicons.) h am l9. September v. I. l. Merseburg, Buddciiberg (nat.- lib.) 3. Osnabrück, f am 7. November v. I.; ibre Mandate bade» »iedergclegt: Tramm (nat.-lib., 4. Hannover), am 25. November v. I., Hergenbabn (nat.-lib.), Zelle (sreicons., 2. Berlin) und v. StablewSki (Pole) 7. Posen. » -i, « * Graf Taaffe scheint entschlossen zu sein, auch die Eonservative» und Slowenen zu „versöknen" und einem ibrer Extremsten gleichfalls einen fetten Posten zu verleihen. Man meldet der „Voss. Ztg ": Wien, 30. December. In partaiiicntarischcn rkreisen verlautet, die Forderung des „Vaterland", daß auch der Hohenwartclub bei Vergebung höherer Stellen berücksichtigt werden müsse, sei injpirirl, da die Berufung des slowenischen Abgeordneten Schutt je auf einen einflußreichen Beamtciiposlen bcvorstehe. Schuklje ist Professor am StaatSgymiiasium in Wien, dabei aber entschiedenster Kämpfer für die slowenische Sprache in den Alpcnläiidern. Ihm dürste wahrscheinlich ein Posten im IlnterrichtSmiiiisteriuin zugcdackt sei», wo cS ihm möglich wäre, seinen Landsleuten kleine Gefälligkeiten aus dem Gebiete des Schulwesens zu leisten, die Minister v. Gautsch bisher ablchnte. * Nach amtlicher Feststellung beträgt die Einwohner zahl der Stadt Rom 432658. Tie dortigen Localblätter verkünden mit Selbstgefühl, daß ma» sich der halbe» Million nähere, aber eS wird bei den jetzigen wirtbschaftlichen Ver hältnissen dock noch eine gute Weile dauern, diS da» Ziel erreicht ist. Ohne hier näher daraus cinzugebcu, ob die hoben BevölkerungSziffern ein Vorzug sind oder nicht, sei doch bei dieser Gelegenheit bemerkt, daß die Einwohnerzahl der italienische» Hauptstadt in einem schreienden Mißverhältnis! zu der Gesammtbcvölkcruiig deS Landes steht und daß das WachStbu», der römischen Bevölkerung neuerdings langsamer vor sich gebt. Gegen die .Ziffer vom Jabre 1870, am Ende der päpstliche» Herrschaft, hat sich die Einwobiicrzabt bis beule allerdings verdoppelt, sie betrug damals 215 000. Aber in dem raschen Zuströmen der Be völkerung von auswärts, das mit der Umwandlung Roms zur Hauptstadt des .Königreichs begann, ist in den letzten Jahren eine Stockung eingctretc». Vergliche» mit den anderen europäischen Hauptstädte» steht Rom an absoluter Seetcnzahl hinter London, Paris, Berlin, Wien, Pest, Madrid zurück, und im Verhältnis! ist cS dünner vcvölkcrl als sämmtliche übrigen Hauptstädte. Wenn man die Verbältnißziffer der Eiiiwobncrzahl dcö ganzen Landes zur Bevölkeraug der Hauptstadt nach den Zahlen der europäischen Staaten berechnet und auf Nom anweudct, so findet man, daß Rom als Haupt stadt eines ReickcS von 30 Millionen Einwohnern etwa l 200 000 bis I 300 000 Seele» zähle» müßte. * Die „Agencc de Eoiistanlinoplc" dcmcntirt bcstimmtcst die Gerüchte angeblich einer beabsichtigten türkisch-franzö- sjischcn Flo Itendemonstralion vor den bulgarischen Hafen Varna und Burgaö anläßlich dcS französisch - bulgarischen Zwischenfalls. * AuS Fez kommt die Nachricht, daß die französische Regierung beim Sultan eine Reklamation im Interesse einer unter marokkanischer Oberbobeit siebenden, an Algier grenzenden Kabyle betreibe. Die Kabhlc ist von einer Nackbarkabylc beraubt worden. Ter Fall untersteht voll ständig und einzig der Rechtsprechung des Sultans. Somit bedeutet die Einmischung der Franzosen, welche in der Tuat- Frage mit Gewalt gegen den Sultan vorzugehen gedenken, nichts Anderes als die Betbätigung der Schutzberrschast über eine» Tbeil von Marokko Falls der Sultan sich den sran- zösischeii Forderungen widersctzl, bält man ein Vordringen der an der Grenze bereit siebende» sraiizösischcn Truppe» in daS Tual Gebiet für unausbleiblich, und diese Aussicht bat besonders die spanischen Vewobucr des Lande« n» böchste Aufregung versetzt. Franlicich scheint sich jetzt Tank der russischen Freundschaft in Europa so sicher zu suhlen, daß cS den Zeitpunct sür größcrc Unternehmungen i» der Ferne sür geeignet hält. Diese Stimmung macht sich jetzt sür das Sultanat Marokko schmerzlich fühlbar. Lolonialpolitisches. " Eine soeben mit sranzösischer Post über Marseille eingetroffene Nachricht vom Bictoria-Nhanza bestätigt, daß Lieutenant Langheld, der vor bald 2 Jahren mit Einin nach dem Seen- arbiet marichirle, später in Bukoba gefährlich erkrankte, Anfang Lctober wieder hergeslellt zur Jnipicirung der von ihm erbauten Station Muaiisa am Süduser des SecS eingctrosscn ist. Es ist wunderbar, mit wie geringen Mitteln Langheld am Victoria- Nyanza io Bedeutendes leisten konnte. Nach Emin's Welter- marsch standen ihm nur zwei deuliche llnterossi-.iere »nd circa 100 Mann Sudaneien zur Verfügung; anßerdem besaß er Tausck- artikel sür drei Monate. Das war Alles. Leit dein >. Mai d. I. hat Langheld keine Tauichartiket mehr erhallen, er hoffte dennoch dis zum l. Januar auszulommen. Langheld hat das von Emin mir nothdürilig angelegte Bukoba zu einer testen Station sür 100 Mann Besatzung ausgebaur und die Arbeiten an der Station Muansa, welche sür 50 Mann berechnet ist, vollständig zu Ende geführt. Bei beiden Bauten waren Eingeborene zum Theil gegen rin» ganz geringe Entschädigung beschäftigt, so daß hier aus dem Gouvernement keine Kosten erwachse» sind Lieutenant Langheld ist in dem Verkehr mit den Häupilingc» »nd Eingeborncn sehr gewandt und versieh» es ausgezeichnet, sich dieselben zu Freunden zu machen. Selbst den Unterhal! sür sich und seine Leut« bat Langheld von den Eingeborne» auigedracht, und zwar ohne Zwang auszuüben. Der deinsche Einfluß ist am ivestlichen und löblichen See- user derart von ihm gehoben worden, daß kein Häuvtling ohne sein Einverstäadniß irgend etwa« unternimmt. Buch dem Lctavcuhandel bat Langheld im Gebiet« seine« Distrikte« et» End« gemacht. ES kann
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