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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.01.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-01-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920108027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892010802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892010802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-01
- Tag1892-01-08
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Gröbere Schriften laut unser«» P»«-- verzeichnitz Tabellarischer und Zissernsap nach höherem Tarif. Cxtra-Vrila-en (gesalzt), nur mit der Ävraen.Aufgabe. ob ne Postbesörderung 60.—, mit Postbesörderung 70.—. Ännahmeschluß für Inserate: ?lbend-Au«gade: Vormittag« 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag« 1 Uhr. Sonn- und Festtags früh 9 Uhr. Bei den Filiale» und Annahmestellen je et« halbe Stunde früher. Inserate sind stet« an die Extzttzttt«» zu richten. Truck und Verlag von E. Pvlz in Leipzig ^ 13. Freitag den 8. Januar 1892. 8«. Jahrgang Khedive Tewfik -j-. Da- alte Wunderland Egvpteu hat seinen Herrscher verloren. Kbedive Tewfik starb am 7. Januar an der tückischen Krankheit, die jetzt aller Orten Opfer fordert, an der Influenza. Ter Tod de- Kbedive kommt unerwartet, man batte erst vorgestern von seiner Krankheit vernommen, und dieser Nachricht folgte die TokeSbolschaft auf dem Fuße. In der Reihe der egyptischen Herrscher aus dem Stamme MehemedS nimmt Tewfik eine hervorragende Stellung nicht ein. Mit fremder Hilfe auf den Thron gehoben, hat er fich nur mit fremder Hilfe auf demselben erhalten, freilich nicht durch die Gewalt der Waffen, wobt aber durch die Gewalt de- GolbeS. Als der alte Medemed Ali Pascha im Jabrr 1849 au-dem Leben schied, nachdem er seinen» Adoptivsohn Ibrahim ein Jahr vorder die Regierung übergeben batte, die dieser freilich nur einige Monate sübrte und dann starb, da befand sich da- egyptische Volk in einer drückenden Lage. Mehemed's AuS- saugungSsystem hatte die FellabS zu Bettlern gemacht, und wenn auch durch seine Wasserbauten Mehemed der Natur einen großen Theil Lande- zu Culturzwecken abgerungen halte, so war dieser Erfolg doch nur ihm und nicht dem au«- aemergellen Volke zu Gute gekommen. Mit Jubel wurde AbbaS Pascha begrüßt und er rechtfertigte da- Vertrauen, da- man in ihn setzte. Er reducirte die Marine, die hohen Gehälter der Beamten, er beseitigte da- Monopolwesen und befreite die Landbevölkerung von den Großarundpachtsystem und de» Erpressungen der Beamten. Ter Pforte gegenüber hielt sich AbbaS loyal »nd cS war somit die beste Hoffnung vorhanden, daß das schöne Nilland einem Aufschwünge cntgegcnging. Leider starb AbbaS bald, linier seinem Nachfolger Said, der 1854 den Thron der Pharaonen bestieg, wurden zwar die Maßnahmen zur Er weckung des Wohlstandes fortgesetzt, allein Said litt an dem allen Uebel der orientalischen Herrscher» an der Ver schwendungssucht, und dadurch belastete er da» Volk mit großen Steuern. Uuter seiner Negierung begann der Gegen satz zwischen England und Frankreich in ihrer Stellung zu Egypten mehr hervorzutreten. Said beschäftigte sich stark mit den Suercanalproject und wurde hierin von Frankreich unter- stützt, wahrend England die Idee mit scheelen Äugen ver folgte. Die Vollendung de- Canal- sollteer nicht erleben. 1883 starb er, und J-mael Pascha, der Sohn Ibrahim-, folgte ihm in der Regierung. Mit seinem Namen ist die jüngste Ge schichte Egypten- eng verknüpft. Seine Thatcn und seine Un- thaten sind noch in Aller Gedächtniß Verschwenderisch und schlau, da- sind die Charaktereigenschaften dieses Fürsten, der wie ein Prinz aus Tausend und einer Nacht erscheint. Un gezählte Summen kosteten 1869 die Festlichkeiten zur Eröffnung des Suezcanals, eben so viel kostete ihm seine Rangerhöhung zum Kbedive, Vicckönig, während seine Vorfahren nur Palis gewesen waren, aber JSmael schien alle Schwierig keiten spielend zu überwinde». Unter Munzinger, dem Gouverneu» von Massauah, eroberte sei» Heer einen Theil NordabcssinienS, seine Soldaten drangen in Dar Für, Dar Fertit, Zeila, Berbcra, Harrar ein und brachten diese Länder unter JSmael'S Botmäßigkeit, und der l Januar 1876 regelte die Gerichtsbarkeit in einem seiner Würde entsprechenden Sinne. So schien Alles glänzend und groß zu sein und Egypten einem großen politischen Auf schwung entgegen zu gehen, da brach das mühsam aufrecht erhaltene Budget zusammen. J-mael brauchte Geld. DiS- raeli kaufte ihm seine Suezcanalactien für 80 Millionen Mark ab und damit machte sich England zum Mitregenten. Tbeil- weisc wurde die Zinszahlung suspendirt, der Khedive mußte sein Privatcigentdum verpfänden, Tatra-Anleihe, und die Mächte setzten Wilson al- Finanzminister »nd BligniLreS al- Baulcnminister ein. Lange gefiel dies freilich JSmael nicht, denn er setzte diese Minister im April 1879 ab und ver weigerte die Zinszahlung der unisicirlcn Schuld. Indessen England ließ nicht mit sich spaßen und am 25. Juni 1879 siel auf das Betreiben der Mächte der stolze J-mael und nach den, im Jabre 1841 und 1873 erschienenen Ferman, welcher das Nachfolgerccht im Sinne der Erstgeburt und directer Erbfolge regelte, bestieg sein 1852 geborener Sohn Tewfik den Thron. Mit einer Anzahl seiner HaremSdamen ließ sich JSmael an dem Busen von Neapel nieder. Für die Mächte, die »un das eigentliche Regiment über nahmen, war die erste Sorge, die Schulden in Ordnung zu bringen. DaS Budget mußte unter allen Umständen ins Gleichgewicht gebracht werden. DaS ging »un freilich nicht ohne einige Ungerechtigkeiten ab. Eine Anzahl Officiere wurden ohne Zahlung des rückständigen SolkeS entlassen und dadurch gereizt. Oberst Achmed Arabi organifirte mit den Unzufriedenen einige Revolten, die schließlich de» der schwachen Haltung des Khedive zu Achmcd'S Sieg und seiner Ernennung um KriegSminister führten. Arabi riß die ganze Gewalt an ich, erklärte sich zum Haupt der Nationalpartei und zettelte Excefse mit den Fremden an. In Alexandria stoß Blut und dies reizte die Engländer zu kein vor der Geschichte nicht ge rechtfertigten Schritte der Beschießung Alexandrien» am ll. Juli 1882 durch Sevmour. Da» Grgentbcil der Absicht wurde erzielt. Die Soldaten richteten unter den Fremden ein Blutbad an und steckten ihre Häuser in Brand. Da schickte die englische Regierung unter Wolseley ein Landhecr gegen Arabi Pascha und dieser schlug ibn am 13. September bei Tel el Kebir. Arabi wurde gefangen und nach Indien geschickt. Die Schlacht bei Tel el Kebir besiegelte die Hegemonie England- ES occupirte da» Land und englische Beamte und Osstciere suchten und suchen nun nicht zu ihrem Nachtheile seit jener Zeit eine gesunde Verwaltung zu Stande zu bringen. Biel Glück haben sie nicht dabei gehabt. Da« hat aber ihre Thätigkeit nicht gehindert, die Einsprüche Frankreichs sind tauben Ohren begegnet, die Schuldentilgung und Zinszahlung bat zwar wieder begonnen und unter der Garantie aller Mächte sind sogar 3>/, Procent Egypter auS- gegcben worden, der Wohlstand ist in, Wachsen begriffen, aber ob da- Land nun wirklich zur Ruhe gekommen ist, ob nicht noch größere Stürme drohen, baS steht dabin. Unter dem schwachen Tewfik begründete der Mahdi seine Macht, der Sudan siel ihm zu, Khartum und der edle Gordon fielen, Italien setzte sich in Massauah fest, Rußland sicherte sich Einfluß in Abessinien. England ist der eigentliche Herrscher in Egypten und wird seine mit Blut und Geld bezahlte Stellung nicht so leicht ausarbrn. Seinem Vater Tewfik folgt der am 14. Juli 1874 ge borene Erbprinz AbbaS Pascha in der Regierung. Der Prinz ist europäisch erzogen Noch jung, hat er noch nicht von sich reden gemacht. Möge eS ihm wie seinem Ahnen gleiche» Namens vergönnt sein, dem allen Wunderland- einen neuen Zauber zu entlocken, cS wirthschaftlich auf die ihm zukommende Höhe zu bringen. Leipzig, 8. Januar. * Der Kaiser bat die Glückwunsckadresse der Stadt verordneten zu Berlin mit folgendem Allerhöchsten Hand- schreiben beantwortet: Bei dem Eintritt in das neue Jahr hoben Mich die Stadt- verordneten Meiner Hauvt- und Residenzstadt Berti» mit Glück wünsche» für Mich und Meine Familie begrüßt und den Gefühle» der Treue und Ergehenheil Ausdruck gegeben. Aufrichtig erfreut durch dieie« erneule Zeichen vertrauensvoller Anhänglichkeit gebe Ich den Stadtverordneten Meine» wärmste» Dank zu erkennen. Zu gleich spreche Ich es gern au«, daß Mir La« Wohlergehen der Berliner Bürgerfchait beivnder« am Herzen liegt und Ich die ernste» Bemühungen der städtischen Verwaltung, die durch das schnelle An- wachsen der ReichShauplstadt und die Zeitverhältnifse hervorgerusenen mannigfachen Schäden und Nothsländc nach Kräften zu lindern, mit lebhaftem Interesse begleit«. Berlin, den 6. Januar 1892. Wilhelm R. An die Stadtverordneten zu Berlin. * In einer Ncujahröbetrachlung schrieb LaS Militair- Wochenblatt: „Ter Rückblick zeigt unS in allen Heeren Europas eine rastlose Thätigkrit, den Rachbar zu übcrbieten in der Zahl der Slreitcr, in deren Organisation, in der Ausrüstung, Ausbildung und in dem Streben, für die veränderten Waffe» auch die richtige Taktik zu finden. Die Thäligkcil in den obigen verschiedenen Richtungen »ft aber weder in der Theorie, »och in der Praxis als abgeschlossen zu betrachten, der größere Theil dieser Thätigkeiten »st noch im Werde» begriffe» und ringt nach Gestaltung. An das Wissen, die Einsicht und Arbeitskraft jede« Einzelne» werde» dadurch erhöhte Anforderungen gestellt, denen nur »iit Ausbietung aller Kräfte genügt werden kann. Ja, die Gefahr ist vorhanden, das, ein großer Theil Derjenigen, aus deren Schultern haupl'achlich die Arbeil«. last liegt, LaS sind die Vorgesetzte», Lssiciere und Untcrofficiere, dieser Last erliegt und vor der Zeit verbraucht wird. Tiefe rastlose Arbeit, die Streitmacht des Staates nach zeder Richtung hi» zu vervollkommne», ist das Kennzeichen der vergangenen Jahre, in er- hähicm Maße das des letzten gewesen und wird auch dem kommen- de» Jahre seinen Stempel ausdrücke». Wer wird Sieger fein in diesem Wettstreit der Völker? Derjenige, welcher es versteht, die stärkste Treibkraft in diese ewige rastlose Arbeit zu bringen, der wird La- schneidigste Werkzeug zum Siege, das beste Heer besitzen. Wohl ist eS noihwendig, daß wir den Nachbarn an Zahl der Sireil- kräsie, Güte der Ausrüstung u. s. w. nicht nachsleheii, aber immer mehr bricht sich die Ansicht Bahn, daß das mora tische Element die stärkste treibende Feder ist, sowohl in der ewig gleich ge stellten Uhr de« Dienstes wie in aller anderen zu leistenden Arbcil. DaS moralische Element im Heere ist maßgebend für seine Qualität, und die Qualität eines Heeres ist ein >o wichtiger Factor zum Siege als seine Quantität, das zeigt uns die Kriegsgeschichte aller Zeiten." * Die Deutschen in Rangoon haben als Geschenk für den Fürsten Bismarck einen silbernen Tafelaufsatz kunst vollster Arbeit im Werthe von mehr als .10 006 „ach Hamburg geschickt, welcher dem Fürsten in den nächste» Tagen überreicht werden soll. * Ueber da« Verhältniß der preußischen Re gierung zu den Polen bringt die „Schlesische Zeitung" eine Correspondenz auS Berlin, die stellenweise Erstaunen Hervorrufen dürste. Unter Anderm wird gesagt: „Dnrch die Duldung jeden Religionsgebrauchs, so lange derselbe den Gesetzen nicht widerstreitet, hat sich Preußen aus Angehörigen oller Consessionen und Nationalitäten die brauchbarsten Stütze» des Staates gcjchassen. Warum sollte eS das nicht auch bet de» Polen versuchen?" Dieser Versuch ist, bemerkt der „Hannov. Cour ", eben schon mekrfach gemacht worden »nd hat Früchte getragen, welche »öthigte», von einer Fortführung desselben avzusehen. Die Gegner der gegenwärtigen polnischen Politik können eben keinen Grund entdecke», wesbalb diese Versuche, die sich nicht bewährt haben, unter jeder Regierung wiederholt werben sollen. — Weiter beißt cs in der Zuschrift der „Schles. Zlg ": „Fürst Bismarck link einst Len Ausspruch gelhan, er unlerlchetde weieiillich zwei Kalegorien von Nationen: männliche und weiblich«: die Polen gehörte» z» den weibliche» Nationen. Ter große Staats- mann verrietd auch hierbei seinen icharsen Blick. Die Polen theiien in der 3 bat mit de» Frauen »vie deren Feiger, so auch deren Vor züge. Nicht übermäßig logisch denkend. leicht exaltirt und in ihrer Aufregung über s Ziel schießend, sind sie aus der anderen Seite auch um so hingebender, ausopscrnder und treuer Wo sic den stärkeren Willen erkennen, beugen sie sich, wenn auch »ichl gern. Daß dieser stärkere Wille i» Preuße» nach wie vor vorhanden und >ederz«it kräftig genug und in der Lage ist, Hebelgriffen zu wehren, daraus könne» sich die Pole» ebemv sicher verlassen, wie es ihnen un benommen bleibt, sich so frei zu bewegen, wie cs die Gesetze des Staates irgend gestatten." Die cilirtc Bemerkung deS Fürste» BiSiuarck ist zweifel los zutreffend. Aber sic scheint doch gerade die schärfste Verurtbeilung deS gegenwärtigen Systems zu enthalten Denn die Polen werde» eben i» fortwährender NachgiebiHkcit iiicht „den stärkeren Willen erkennen". — Tie „Schlesische Zeitung" macht zu de» Ausfübrungen ihres GewährSmanne- sclbsk folgende kritische Bemerkung: „Wir müsse» es dahingestellt sein lassen, ob unser Gewährsmann die ihm jedenfalls nur mündlich zu Theil gewordene Information i» alle» Puncten richtig wicdergegebe» hat. So, wie sie hier dar- gelegt sind, dürsten die für die Regierung maßgebenden Gesicht«- puncte nach mancher Richtung hm aus Widerspruch stoßen." * Mil großer Spannung siebt man dcni Betrage der Mehreinnahmen entgegen, welche durch das neue preußischc Einkommensteuergesetz mit der Selbst erklärung erzielt werke». Die Schätzungen sind natürlich augenblicklich noch ohne jeden festen Anhalt; als ungünstig wird der Umstand zu betrachten sein, daß die bei der Steuererklärung zu Grunde zu legenden beiden letzten Jahre anerkannt schlechte Geschäftsjahre waren. Tic Schätzungen über das Mehrcrgebniß sind denn auch naturgemäß sehr schwankend, eine mittlere Berechnung kommt zu einem Resultat von etwa l5 Millionen Mark Mebrcrtrag. lieber die Verwendung diese« Mebrcrtrag« (über 80 Millionen Mark und für die folgenden Jabre 4 Proc. steigend) bestimmt bekanntlich da« Gesetz, daß die Ueberschüffc nach Maßgabe eine- zu erlassende» besonderen Gesetzes zur Durchsübrung der Besei tigung der Grund und Gebäudesteuer als StaatSstcuer, bezw.der Ucbcrwcisung derselbe» an commiinalcVerbändc zu verwenden, bi« zum Erlasse diese« Gesetze«, jedoch längsten« bi- zum EtatSjahr I893'9l ciiischlicßlich, ;» ciiici» besonder»» von dem Finanzminister zn verwaltenden Fonds abznsiibre» sind. Von dem Mebrcrtrag werke» jedenfalls die großen intiistrie- und handel-reichen «Städte eine» starken Antbcil aiifbringen. Man wird aber als selbstverständlich vorauSsctzc» dürfen, daß die Communalznschläge zur StaatScinkomnienstellcr sich aus einer Höhe halte», das; der Ertrag a»S der ftsemcinde- eiiikoinincnsteuer die biSker daran« gezogenen Beträge nicht erheblich übersteigt. * Zu der nunmehr feststehenden Einleitung de« DiS- ciplinar Verfahren« gegen de» Grafe» Limburg- Slirum bemerken die „Hamburger Nachrichten": Es ist nicht recht klar, in welcher Eigenschaft gegen de» Grafe» Limburg.Stimm dir Tisciplaruiitersuchung eingeleitet sein soll. Feuilletsn. Das geflügelte Rad. bj Roman von Hermann Heinrich. Nachdruck verböte». (Fortsetzung.) Als wissenschaftlich uud technisch gebildeter Mann ging er bierbcl wissenschaftlich zu Werke. Wochen hindurch war er aus dem königlichen Patentamte täglicher Besucher. Hier sturirtc er sämmtliche Zeichnungen der bereits vorhandenen Patente, um sich über daS bereits Vorbandcne zu unterrichte» und in der Erwartung, daß ihm dabei ein neuer Gedanke ansgcbcn werde. Hierin aber hatte er sich getäuscht. Er fand Vieles, waS ibm sofort als unbrauchbar erschien, und Manches, was der Verwirklichung der Idee schon sehr nahe kam; aber eigene selbstständige Gedanken kamen ihm nicht. Er war eben keine schöpferische Natur, die selbstthälig gestaltet und da« Alte zu neuen, originellen Formen umbildct. So plastisch tüchtig er sich sonst erwies und so glänzend sein Witz war, in dieser Beziehung glich sein Geist einer tauben Äebre. Amalie verfolgte das Studium des Ingenieur« mit Interesse und ließ sich oft von ihm darüber berichte». Sie war dein schönen Manne von Herzen zuzethan und wünschte, daß ihn, die Erfindung gelinge» möge. Ader wenn sie ihn liebte, warum bot sie ihm denn nicht bedingungslos ihre Hand? Warum machlc sie die Verbindung von c»ner Bedingung ab hängig. die zu erfüllen kein Mensch mit Bestimmtheit hoffen durste? Diese Frage hatte sie sich selbst oft vo»gelegt. Und die Antwort daraus lautete: weil dem Ingenieur bei all' seine» glänzenden Eigenschaften ein Etwas fehlte, waö sie mckr fühlte als mit Worte» bezeichnen konnte. Anna hatte dieses Fehlende „Gemüth" genannt. „Er hat einen scharfen Verstand aber ein leere- Herz. Er liebt nur sich und Alle«, WaS ibm nützt." Ob sie recht Halle, eb Dorner wirklich nicht« weiter war als ein kalt berechnender Egoist? Amalie kcnic diese Frage nicht beantworte», aber eben deshalb suchte sie ibn sür rin Werk der Menschlichkeit zu begeistern, testen glückliche Ausführung ihm zugleich eine große Betculung in der Welt geben mußte Dorner hütete sich wohl, die Ergebnißlosigkeit seines bis berigen Studium« Amalie zu verratbc». Im Gegenlheil schilderte er seine Pläne in großen Worten und erregte die Erwartung, daß er in nicht zu ferner Zeit sein Ziel erreiche» werke Als Amalie kurz vor Weibnackten der Einladung zu «wer Reise nach Italien felgte, die von Seiten eines naben Verwandten ihre- verstorbenen Gemahl- an sie erging, ver abschiedete sie sich von dem Ingenieur mit den herzlichsten Wünschen sür seine Arbeit. Sie war überzeugt, nach ihrer Rückkehr die Verlobung mit Dorner feiern zu können. Dieser aber, überzeugt, daß er weder durch eigene- Genie noch durch irgend eine Inspiration da- Problem lösen werde, betrat den Weg, der schon oft zum Ziele geführt hat, den Weg der geschäftlichen Vermittelung. Eine- Tage- ging er direct au« dem Bureau nach der Leipziger Straße Vor einem jener neuen Häuser, die durch ihre architektonisch reichen Sandsteinsatzadcn, sowie durch die hohe» Giebel und Tbürnikbcn Aussehen erregen, mäßigte er seine Schritte Die prächtigen Schauläden zu beiden Seiten der Thür würdigte er keine« Blicke-. „Technische« und Patent-Burkau" war an der Thür mit goldenen Buchstaben auf polirtem schwarzen Granit zu lesen. „Leopold Libauer u. Co." hieß die Firma. Er eilte eine Treppe binaus und trat in da- Bureau. Ein weiter, schön ausgestatteter Raum war mit einer Menge von Schreibpultcn und Tischen au-gesüllt, vor denen Beamte des BureauS in eifriger Arbeit standen oder saßen. Die Thür nach links war geöffnet und zeigte noch einige Zimmer, die demselben Zwecke dienten. Die Firma Libauer u. Co. mußte eine scbr bedeutende sein und besonderes Vertrauen genießen. Dorner fragte, ob Herr Libauer anwesend sei, und als dieBcamten eS bejahten, ging er auf die Thür rechts zu, klopfte an und trat in daS anstoßende Zimmer. Herr Libauer saß an einem eichenen Schreibtisch von reicher Schnitzerei Ein Sopha mit Sesseln lud zum Sitzen ein. Seidene Gardinen decorirten die Fenster, und an den Wänden hingen große Stahlstiche in breitem Rahmen. DaS nicht zu große Zimmer mackle einen behaglichen Eindruck Herr Libauer schien den Eintretenden zunächst nicht zu bemerken. Als er aber Dorner « Stimme erkannte, sprang er schnell aus und ging dem Ingenieur mit verbindlichem Lächeln entgegen. „Seien Sie gegrüßt, Herr Dorner! Bitte nehmen Sie Platz! WaS verschafft mir die Ebrr?" „Eine geschäftliche Angelegenheit. Herr Libauer." „Haben eiuc wichlige Erfindung gemacht? Suchen ein Patent nach?" fragte Libauer mit schlauem Lächeln „Sie wissen, daß >ck> zu der curioscn Gemeinschaft der Leute, welche der Weil mit neuen Erfindungen glauben unter die Arme greisen ;» müssen, nicht gehöre, ebensowenig wie Sie selbst, Herr Libauer", cntgegnete Dorner mit leichtem Spott. Libauer nickle. „Gott sei Dank, »ein." „Uud tciinoch ist eS eine Erfindung, die mich zu Ihnen führt Ich such« eine Kuppelung" „Da« überrascht mich Ich denke, die Herreu Sachver ständige» ballen Vie Erfindung sür unmöglich." „So ist eS", entgegnete Dorner. „Diese Ueberzeugung, daß das Problem einer gefahrlosen Kuppelung nicht zu lösen ist, bat sich bei mir noch verstärkt durch da« eingehende Studium sämmtlicher Patente aus dem königlichen Patentamt. Es beißt Zeit und Kräfte vergeuden, sich damit zu befassen. Dennoch interessire ich mich dafür. Ich wünsche, eine Er findung dieser Art durch Kauf in meinen Besitz zu bringe»." „Aber welches Interesse können Sie an eincni nach Ihrer Ueberzeugung werthlosen Objecte haben?" „Ein rein persönliches. Denken Sie, ich will cS als Nipp sache sür meine» Schreibtisch verwenden. Einen öffentlichen Gebrauch will ich von der zu erwerbenden Erfindung »ienials machen, und dennoch muß dieselbe mit allen Rechten aus mich übergeben." „DaS ist eigen, Herr Dorner. Doch cS ist nicht meine Sache, nach Gründen zu fragen. Ich bin Geschäftsmann, nichts weiter." „Und das Geschäft soll sür Sic ein gutes werden. Es kommt mir aus ein paar tausend Mark nicht a»" Libauer nickte. „Der Auftrag ist nickt leicht, indessen wird seine AuSsührung nicht unmöglich sein. Haben Sic sonst noch einen Wunsch, eine Bedingung?" „Ja, die Erfindung darf selbstverständlich noch nicht patcntirt sein." „DaS heißt also, wenn ich Sie recht verstehe, daß auch daS Urheberrecht auf Sie übergehen müsse." „Gewiß. Aber ich wiederhole, daß ich von diesem Rechte niemals einen öffentlichen Gebrauch machen werde. Ungelegen- beiten irgend welcher Art können Ihnen also aus dem Ge schäft nicht erwachsen." „Hm! DaS ist eine schwierige Bedingung. Die Erfinder sind meistens etwas eitel, und wenn ihnen die Sache Nickis weiter einbringt, so wollen sie doch wenigstens auf den Ruhm nicht verzichten." ..Da« kommt ganz daraus an, wie .nan'S ansänzt Wenn ibnen die Ergebnißlosigkeit ibrcr Bcmül »ngc» auf der einen, ein sicherer Gewinn aus der andere» Seite targestclll wird, so dürfte dock, mancher das Gewisse sür da« Ungewisse nebnicn. Sebcn Sie sich doch die Erfinder an Es sind meisten- arme Leute, die mit großen Hoffnungen ansaugrn und schnell genug dem Elend verfallen. Es ist einsach ein gutes Werk, wen» wir ihnen >hr alte« Eisen mit einigen hundert oder lausend Mark bezahlen." „Versuchen wir-!" entgegnete Libauer. „Und gelingt eS nicht, nun, so baden wir ja auch nicht« verloren " Dorner verabschiedete sich. Am Abend desselben Tage« schrieb er Amalie nach Florenz, baß seine (Hedanken der Ver wirklichung bereit« sehr nahe seien. Er war der Meinung, daß jene Bedingung, an welche die junge Frau ihre Ver bindung Mit Dorner geknüpft hatte, nur die Folge eruer augenblicklichen GesüblSwallung gewesen sei. Wenn er ihr nicht gleichgillig war, so mußte sie sich mit der guten Absicht begnügen, besonders wenn er ikr die Beweise seine« ernsten Streben» verlegen konnte. Er ging auf ihre Launen ein, um sie um so sicherer in seine Gewalt zu bringen Und wenn sie erst die Seinige wäre, dann wollte er ihr dir Schwärmerei schon abgcwöhnen. Er verstand mit Fraucn umzugeben, sie zu leiten »nd zu beherrsche». Bald nach Oster» empfing Dorner eine Einladung von Libauer. „Es ist auch Hobe Zeit, dachte er, wenn biS zur Rllckkcbr AnialicnS noch etwas geschehe» soll. Er batte fick, bis jetzt ganz sorglos dem Lebensgenüsse kingegebcn und nur bin und wieder mit seinen College» von der Kuppelung ge sprachen. Daß er sick, selbst mit einer solchen beschäftige, ließ er deutlich durchblickc», wenn er auch bestimmten Fragen auswich. Jetzt folgte er mit Spannung der Einladung seines GesckäslSsreuiidcS. „Nun, waS sagen Sie dazu!" sagte Libauer, indem er aus ein aus dem Tische stehendes Modell hinwicS. Dorner untersuchte daS Modell mit kritischen Blicken. „Sehen Sic", sagte er dann, „taö ist auch so eine Kuppelung, die »iS Blaue hinein erfunden worden ist, obnc daß sich der Erfinder uni die Bedingungen gekümmert hat." „Aber sic ist nicht schlecht." „Nein, cS ist ein gescheckter Gedanke. Schake darum! Eine Selbstftippklung ist von vornherein ausgeschlossen." „Was sind daö für Bedingungen, von welchen sie sprechen?" „Diejenigen, welche die Zeitschrift deutscher Ingenieure veröffentlicht hat und deren erste und hauptsächlichste die Bei behaltung der biSberigcn Pateiitkuppelung fordert." „To! Damit ist « hier freilich nichts. Hier hat die bis herige Palentkuppclung nichts mehr zu sagen." „Das ist eben der Fehler." „Aber für ihre privaten Zwecke siele dieser Mangel nicht ins Gewicht?" „Ganz und gar nicht. Ich will nur betonen, daß der Man» umsonst gearbeitet hätte, wen» wir ihm seine Arbeit nicht bezahlten." „Wer ist der Erfinder?" „Ein einfacher Arbeiter au« der Eenlralwrrkstatt dir Anbaltcr Babn, ein Riese von Gestalt, ein Kind von Gemüth. Er errölbete fast, als er mir sagte, daß er eine Kuppelung ersunden habe, und »m meine Veimitlelung wegen de« Patcnt- bat. Ich glaube, der wird »n« keine Schwierigkeiten machen." „Und sein Name?" „Libauer ickwirg einen Augenblick. „Namen lhun nicht« zur Sache", sagte er dann. „Sic machen da« Geschäft mit mir, mit keinem weiter." „Sie mißtraue» mir?'
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