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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.01.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-01-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920111016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892011101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892011101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-01
- Tag1892-01-11
- Monat1892-01
- Jahr1892
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Tabellarischer und Zifferusag nach höheren« Tarif. Extra-vkilagrn (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe. ohne Postbesörderung 6».—, mit Poslbesörderung 70.—. Ä,unahmeschluß für Inserate: Ab«ud-Au»gabe: Vormittag» 10 Uhr. Marge n-AuSgabe: Nachmittags 4 Uhr. Sonn, und Festtags früh 9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen j« «ina halb« Stunde früher. Ausernte sind stets an di« Expedition zu richten. Druck und Verlag vou E. Polz in Leipzig ^ 17. Montap den 11. Januar 1892. 8V. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. Realgymnasium. Anmeldungen zur Ofteranfnadme werden Freitag, den L2., »nd Sonnabend, den 2:1. Januar 1892, Vormittags von 9 bis 12 Uhr vo» mir eiitgegengrnominen. Bei der Anmeldung sind das Geburts- oder Tauszeugniß, der Impfschein und die letzten Schuicenjure» des auszunchmenden Schüler- vorzulegen. Leipzig, am 9. Januar 1892. Prof. Or. 6I«»el, Rector. Lekannlmachllllg des Leipziger Privatschullehrervereins. Im Auftrag des vorgenannten Vereins ersuchen die Unter zeichneten, die ihren Schulen Ostern 1892 zuzufnhrenden Ktuder gefältgst dis zum 15. Februar aumeldrn zu wollrn. Dir im Verein vertretenen Knaben- und Mädchenschulen ent- sprechen den städtischen Real- und höheren Mädchenschulen und sind außerdem mit Elrmentarclasfen verbunden, in welche nach den gesetz- licheu Bestimmungen Kinder ausgenommen werden, die vor dem I. Inlt da« 6. Jahr vollendet haben. Die Mädchenschulen haben Einrichtung und Lehrziel der öffent lichen höheren Mädchenschulen; sie sind also, mit Einschluß der Llementarclaffen, zehnclassig. Die berechtigten Knadeiischnlen führen ihre Zöglinge vom Beginn de- schulpflichtigen Alters blS zu der durch das Gesetz vom IS. Febr. 1884 sür die öffentlichen und privaten Realschulen vorgeschriebenen Reifeprüfung, so daß ein Knabe bei normalen Anlagen bereits mit vollendetem 15. Lebrntjahr eine abgeschloffene Schulbildung und Leu Besitz de» Freiwilligenzeugnisses erlangen kann; zugleich bereiten sie für die entsprecheaden Claffen der öffentlichen höheren Lehr- anstatt«» vor. Im Jnt«r«sse der Einheitlichkeit der Bildung, zur Erleichterung der Lern- und Lehrarbcit und zur schnellen und sicheren Erreichung der Schulziele ist es wünschenswert!,, daß auch der Privatschuir die Kinder möglichst mit Beginn des schnlpfiichtigrn Alters zugesützrl werden. — Die Unterzeichneten sind zur Entgegen- »ahme von Anmeldungen und zur Ertheilung jeder gewünschten AuS- kuust täglich (außer LountagS) zwischen II dis ,1 Uhr bereit. Dir. vr. 8. Barth, Berechtigte Realschule mit Elementarclaffen (Querstraße lg). Dir. 8. Metz» (Teichmann'sche Schule, Mädchenabtbkilung) Höhere Mädchenschule mit Seminarclaffen (Univrrjitätsstratze 26). Dir. De. Rath» (Teichmann'sche Schule. SnabeuabtheiUtllg) Be rechtigte Realschule mit Progpiunastol- und Elementarclaffen (Ecke der Universität«- und Schillerstrabe). Dir. vr. Wille« Emitt, Sinikt'sche Höhere Töchterschule (An der Pleiße 4). Dir. l>r. Schuster, Fünsclassige Realschule mit Progymnasium (Kleine Burggaffe V). Dir. L Toller, Berechtigte Realschule (Tentralstraße 1). Leipzig, 11. Januar. * In den nächsten Tagen beginnt das parlamen tarische Leben wieder; morgen, am 12. Januar, nimmt der Reichstag seine Tdätigkeit wieder auf, und zwar mit der zweiten EtatSberalhunq, specicli dem Etat des Reichs tags, wobei der deutschsreisinnige Diätenantrag zur Verhand lung kommt. Auch sonst werden in den nächsten Tagen bei verschiedenen Etatspositionen wichtige Verhandlungen und Abstimmungen stattfinden, so daß ein zahlreicher Besuch des Reichstags von Anfang an in hoben, Grade wünschenSwerth ist. ES wird hoffentlich der letzte Abschnitt in dieser über langen Sitzungsperiode sein und man glaubt den Schluß der Session vor Ostern ins Auge sassen zu dürfen. Dem Reicks tag liegt von Regierungsvorlagen gegenwärtig noch der Reich-hauShalt nebst dem (Vesctzentwurf über die Einnahmen und Au-gaben der Schutzgebiete, die Verfassungsänderung wegen der Immunität der Abgeordneten, das Telegraphen gesetz, die Gesetzentwürfe, betreffend die Unterstützung von Familien der zu Frieden-Übungen einberusenen Mann schäften und betreffend Bestrafung deS SclavenhandelS, sämmtlich in zweiter und dritter Lesung, der Handelsvertrag mit der Schweiz und der Gesetzentwurf, betreffend die Vereins Ibaler österreichischen Gepräge-, in allen drei Lesungen vor. WaS noch hinzukommt, ist nicht mit Sicherheit vorauSzu sehen. Höchstwahrscheinlich wird der Gesetzentwurf über Bekämpfung der Trunksucht noch vorgelegt; in Aussicht gestellt sind ferner noch Gesetzentwürfe über elektrische Anlagen, über den Verkehr mit Wein, über Gesellschaften mit bejchränkter Haftpflicht, über Acndcrung de« Unterstüyungswohnsitzgesctzes, über den Chcckverkehr, über Maßregeln zur Bekämpfung der Uasittlichkeit u. a. WaS davon wirklich noch eingebl, muß abgewartet werden. Von den zahlreichen noch vorliegenden Initiativanträgen erregen der Diäten-, der Jesuiten- und die Börsenanträge das meiste Interesse. Die wichtigsten Ver Handlungen werden unstreitig beim Etat stattfinden und insbesondere beim Militair- und Marineetat, wo die Regierung mit ihren hohen außervrdeutlichen Neuforderungen einen schwierigen Stand haben wird. Indessen große Con- flicte wird man in diesem Abschnitt der Session wohl auch nicht mehr zu befürchten brauchen. — Am 14. Januar tritt dann der preußische Landtag wieder zu einer Tagung zusammen, die an Wichtigkeit der lctztvorangcgangcnen, durch da- Zustandekommen der Emkoinmensteuerreform und der Land gememdeordoung ausgezeichneten Session kaum nackstehrn wird. Es herrscht allgemeine Ueberrinstimmung darüber, daß in den nächsten Wochen und Monaten der Schwerpunkt de« politischen Leben«, so weit e« in parlamentarischen Ver sammlungen zum Ausdruck kommt, lveit mehr im preußischen Abgeordnetenhaus, als im Reichstag liegen wird und zwar vorzugsweise wegen de« für unser ganze« Culturleden hoch bedeutsamen BolkSschulgesetzeS. E« ist auch beute noch außerordentlich wenig über den Inhalt diese« Geseyentwurs« bekannt und e« ist müßig, in diesem Augenblick Betrachtungen darüber auzustellen. Die nächsten Tage werden uns voraus sichtlich bereit« die Vorlage bringen. Möchten sich dir viel sach daran geknüpften Befürchtungen nickt bewabrbeiten Daarben w,rd der Staatshaushalt die Kräfte de« Abgeordneten daasr« in erster Linie in Anspruch nehmen. Erwartet werten ferner Gesetzentwürfe über die Ausdehnung der Landgemeinde ordnung auf die Provinzen Schleswig-Holstein und Hessen Nassau, über die Kosten königlicher Polizeivenvaltungen. über tzi« Xrgestmg de« WelfenfondS, über dir Steuerbefreiung der ebemalS Reichsunmittelbaren, über Erweiterung deS Eisen bahnnetzes, namentlich auch über Tcrtiärbabneii. über Wasser recht, über Verlegung deS Bußtag«, über die Einnahmen uud Ausgaben deS Staats (EomptabilitätSgesctzi, eine Wegeord nung sür die dkheinprovinz u. a. Man wird sonach einer ehr langen und arbeitsreichen Sitzungsperiode cutgegcn- chen dürfen. * Der Staatssccrctair de« RcichSjustizamtS, Herr Wirkl. Geh. Rath I)r. Bosse, bat am Freitag Mittag l Uhr aus vorherige Anfrage den erste» Vorsitzenden deS Bundes ffir Bodcnbcsitzrcsvrm, Herrn Heinrich Frecsc, im Reichsjusliz- amt, Boßstraße 4, empfangen und in Gegenwart deS Decernentcn Herrn Geh. Rath Struckmann a»S den Händen desselben die Petition de« Bunde«, betreffend daö Vorrecht der Bauhandwerker, entgegen genommen. Der StaatSsecretair erklärte, daß eine eingehende Prüfung des in der Petition enthaltenen Gesetzentwurfes und der Motive erfolgen solle. Er ließ sich sodann in mehr als ein- tündiger Audienz die Gründe der Petition vortragen und erörterte unter Zuziehung deS genannten Decerncnten die rechtliche und nialerielle Sachlage auf daS Wohlwollendste und Eingehendste. Im Verlaufe der Eonserenz ergab sich leider, daß sich die meisten deutschen Regierungen auf Anfrage gegen jede« Eintragungsrecht der Handwerker selbst in der bisher vom Allgemeinen Landrecht gewährten unzulänglichen Form, d. h. hinter sämmtlicken eingetragenen Hypotheken ausgesprochen haben. Nur wenige Regierungen, darunter die preußische, sind für dieses bisherige Recht ein- actretcn. Der StaatSsecretair erklärte sich bereit, nach Prüfung der Petition eine Deputation von Bauhandwerkern u empfangen. Zur Wahl derselben wird der Bund sür Bodenbefitzreform demnächst eine große Bauhandwcrkcr- versammlung einberufen. * Der Erzbischof von StablewSki wird, wie bereits mitgethcilt, am 12. d. M. in Berlin den Homagialeid leisten uud zwar hat nach Angabe des „Dziennik Pozn." der Kaiser den Wunsch ausgesprochen, diesen Eid im Berliner Schlosse persönlich entgegenzunebmeu, was seit dem Jahre 1866 über haupt nicht geschehen ist. Die Consecration findet Sonntag, den 17. d. M., im Doin zu Gnesen statt. Zum Empfange werden große Vorbereitungen getrosten. Nach Posen reist der Erzbischof am 20. d. M. von Gnesen ab Für die Empfangs-Feierlichkeiten in Posen und die Inthronisation hat der Weihbischof LikowSki bereit- da« Programm sestgcstellt. » -» * * Die „Times" halt trotz eines Dementis die Meldung aufreckt, der Kaiser von Oesterreich werde demnächst den König von Italien in Rom besuchen, da der Papst auf sein Veto gegen den Besuch verzichtet habe. Von seinem Gewährsmanne in Rom erhielt der Berichterstatter folgendes Telegramm: Der Besuch de« österreichischen Kaiser- bei dem König von Italien scheint ausgemachte Sache zu sein. Derselbe soll nächsten September stattstnden. Der Eardinal-Erzbischof von Wien kani nach Rom zum letzten Eonsistorium und stellte dem Papst vor, cS sei in seinem Interesse, diesen Besuch nicht zu verhindern. Eine Ver ständigung ist auf dem Puncte, erzielt zu werden. In einem Leitartikel über dieses Thema bemerkt die „Times", diese Nachricht müsse alle Freunde deS europäischen Friedens erfreuen. * Im spanischen Ministerrathe wurden die Vor- änge vor Zlercs besprochen. Den neuesten Nachrichten aus eres zufolge hätten die Anarchisten auch einen Angriff auf die Caserne versucht, seien jedoch bald in die Flucht ge schlagen worden. Einer der Unruhestifter habe einem aus dem Theater kommenden Bürger mit einer Sichel den Kopf abgeschnitten. Er sei sofort verhaftet worden. * Der spanische Kreuzer „Alfonso XII." ist in Tanger eingetroffen, wo sich bereits der französische Kreuzer „CoSmao" und da-englischen Kriegsschiff.Thunderer" befinden. Ein englisches Geschwader liegt zur Beobachtung vor Eadix. * Im Hinblick auf die Beziehungen Englands zu Egypten »nd dessen Herrschern soll ein Tbeil der englischen Miltelmeerfiottc sofort nach Alexandrien abgehen, um AbbaS Pascha bei seiner Landung auf egyptischem Boden zu be grüßen. Innere Ruhestörungen oder eine äußere Einmischung würben nicht besorgt. Sir Evelyn Baring, der seit I88t die Seele der egyptisckcn Regierung gewesen, werde auf seinem Posten in Kairo bleibe» und hoffentlich auf AbbaS denselben legitimen unerläßlichen Einfluß auSüben, den er aus Tewfik ausgeübt, da Baring jetzt unentbehrlich in Kairo sei. * Im türkischen amtlichen Blatt wird die Ernennung deS Prinzen Abba« zum Khedive veröffentlicht. Der Sultan hat der Ernennung de« bisherigen englischen Botschafter in Madrid, Ford, zum Botschafter in Konstantinopel zu gestimmt. * Uebrr die Krankheit und den Tod des Khedive wird dem „Reuter'schen Bureau" aus Kairo von, 9. d M. gemeldet: Die europäischen Aerzte, welche erst 17 Stunden vor dem Tode des Khedive berufen wurden, erstatteten einen Bericht über dieKrankbeit, dieBehandlung und den Tod deS Verstorbenen und verlangten, die eingeborenen Aerzte, welche den Khedive vorher behandelt hätten, sollten ihre eigenen Beobachtungen dem Berichte beifügen. Diese hätten, da sie nicht erkannten, daß der Khedive an Lungenentzündung und gefährlicher Nieren- erkrankung litt, gefährliche Morphiumeinspritzungen verordnet Eompetenle Aerzte sollen mit einer Untersuchung der statt- gebabten Behandlung vertraut werben Da« Gerücht, der egyptische Hausarzt de» Khedive, Salem, sei entflohen, bestätigl sich nicht. Musik. Vierte Kammermusik. Leipzig, 10. Januar. Hallen sich die Herren Concert meister Pr>ll, von Damea, Unkenstein und Wille mit per ersten von ihnen zu Ende de« vergangenen IahreS ge gebenen Ouartctt-SoirSe alt Ensemblespieler und Jmerpreien de« Streich-Quartett« besten« eingesührt, so haben sie ihren guten Nus durch ihr gestrige« Spiel wesentlich desestigt und irden eiwaigen Zweifel an ihrer künstlerischen Leistungs fähigkeit vernichtet. Die Ausgaben, dir sich die Herren gestellt hatte», waren sehr verschiedener Art; rin ewsache« Haydu sche« Quartett stand zu Anfang deS Programm-, den Schluß bildete daS große X moll-Quartett op- l32 von Beethoven, Gegensätze, wie sie schärfer kaum gedacht werden können; in der Mitte befand sich ei» Streichquartett von B. Suietana „AuS meinem Leben" (b) incill), also ein neuere- Werk, da hier seit längerer Zeit nicht zur Ausführung gelangt ist. Daß die Vortragenden jedem dieser Stile gerecht wurden, daß ihre Leistungen in technischer Beziehung ebenso wie im Zusammenspicl musterhaft genannt werden könne», Ware schon deS wärmsten Dankes würdig, daß sie ihr Programm aber auch derartig interessant und vielseitig zu gestalten wußten, verdient ganz besondere Anerkennung, und eS wurde mit dieser und begeistertem Beifall seiten- deS PublicumS erfreulicher Weise nickt gekargt. DieHcrren haben sicheinc« durchschlagenden, vollen Erfolges zu erfreuen gehabt, zu dem wir sie auch an dieser iLtellc be glückwünschen. DaS naive Haydn'sche Quartelt, von Manchen, deS Scherzando-TrioS wegen „Nachtigallen-Quartett" ge nannt, erhielt durch die natürliche, von Künsteleien freie Wiedergabe neues frisches Leben und erfreute ganz be- onderS in seinem zweiten und letzte» Prestosatze durch den echt Haydn'schcn, von Laune sprudelnden Inhalt, wie ihn so viele Schlußsätze de- Meister- aufweiscn. Ganz anders geartet ist das Smetana'sche Quartett. Man bat diesen Meister den „Böhmischen Beethoven" genannt, und wenn er an diesen Niesen auch lange nicht heranrricht, so muß die Composition doch als eine zum großen Theile origi nelle, stets interessante bezeichnet werden. Mit Beethoven batte er übrigen- daS traurige LooS gemein, daß er die letzten Jahre seines Leben- an vollständiger Taubheit litt. Der erste Satz deS Quartetts, ein Allegro vivo, beginnt bereit- eigen artig, indem die Bratsche längere Zeit hindurch die Führung übernimmt; auch im Verlaufe desselben behauptet sie eine maßgebende Stellung. Der Satz ist von großer Klarheit, die Motive charakteristisch und von schöner Melodik, der Aufbau kunstvoll und plastisch. Der zweite Satz ist ä In Polka betitelt, jedoch nickt im Sinne unsere- Tanze«, sondern mit nationaler Färbung; die schwellenden Accorde de- Oes ckur- TrioS bilden einen starken und eigenthümlichen Gegensatz zu dem Hauptsatze, der in b' «lur steht und zu modulatorischen Combmationen vielfache Veranlassung giebt. Der dritte, costeuuto in >LÜur, zeigt wiederum schöne Melodik und Eigenthümlichkcit, verliert sich aber etwas zu sehr in« Weite. Der letzte Satz, Vivace, ist wieder nationalen Cha- rakterS und zeichnet sich durch Lebendigkeit und Frische au» ; ganz eigeuthümlich sind die nach einer längeren Fermate ertönenden Anklänge an die Motive de- ersten »nd langsamen Satze«, sowie der in Adagio au-klingrnde wehmüthige Schluß. Wenn schon sämmtlichen Auöfiihrcnden da« größte Lob für die Wieder gabe zu spende» ist, so gebührt Herrn Unkenstein als dem Vertreter der oft schwierigen und umfangreichen Viola-Partie solches doch noch besonder-. Die Krone de« Abends bildete selbstverständlich daS Beethovcn'sche ^moII-Quartett mit seinem fesselnden und zur Andacht stimmenden Inhalte, seinem nie versiegenden Jdeenreichthum und seiner wunderbaren Melodik; der leidenschaftliche letzte Satz wird durch ein Recitativ mit dem vorhergehenden verbunden, dessen ausdrucks volle Deklamation Worte überflüssig macht. Das im Zu sammenspiel oft sehr schwierige Werk kam ebenfalls zu einer außerordentlich schönen Wiedergabe, so daß dem Beifall mehrere Hervorrufe folgten. Gerade bei diesem Quartett wird Payne'S kleine Partitur-AuSgabe den Besitzern derselben von großem Werthe gewesen sein und ihnen die volle Ein sicht in die Eomposition erleichtert bez. möglich gemacht haben. G. Schlemüller. Neues Theater. Leipzig, >0. Januar. Herr Schuegraf, jener Sänger, welcher Herrn Schelper während seine- Kranksein« theilweise ersetzen sollte, bat bi» jetzt nur eine Partie gesungen, welche Herr Schelper ständig ausführte. Sowohl für den Jäger im Nachtlager als für den Werner im „Trompeter" haben wir in Herrn Demuth einen ausgezeichneten Vertreter» nur der Wotan war eine eigentlich Schclpcr'sche Partie. Den günstigsten Eindruck von den drei Gastspielen rief daS gestrige kervor, welche« Herrn Schuegras als Werner zeigte: Fehlte eS der Stimme auck an Kraft und Glanz, der Dar stellung an männlicher Kraft, so kann man doch der Sicher heit der musikalischen Ausführung, dem Bestreben, gefühlvoll zu singen, einer Anzahl gelungener Momente der Ausführung die Anerkennung nicht versagen. DaS Publicum spendete namentlich nach dem sebr rührselig gesungenen berühmten Abschiedlieds lebhafteren Beifall Frl Calmbach gegenüber muß man leider immer mehr auf gesangliche Vorzüge verzichten und sich mit den dar stellerischen begnügen, die Stimme klang auch gestern sehr angestrengt, und namentlich machte die Bildung hoher Töne der Sängerin große Mühe. Daß Frl. Calmbach brillant spielte, kann die musikalischen Mängel doch nicht ganz ver decken Frl Eiben schütz batte die Partie der Gräfin wohl zum ersten Male übernommen. Die Zeichen des Anfänger- thums verschwinden a» den Leistungen der Dame immer mehr, sie singt sicher und bringt einen gewissen Wohlklang der Stimme zur Geltung, da« Spiel ist wohlerwogen und zeigt die darstellerische Begabung der Dame in gutem Lichte. Von den übrigen Darstellern verdienen unsere beiden Bassisten, dir Herren Wittekops und Knüpfer, auSzcichnende Er wähnung. Herr Schnelle machte au« dem Damian im Sinne Neßler'« eine recht komische, da« Publicum sehr erheiternde S'gur. Herr Eapellmeister Porst war der sehr geschickte Leiter der Aufführung, d,e der großen Ballscene im 2. Acte wieder entbehrte und bezüglich der Ehorleistungeu oft recht schwach war. M. Krause. * Der dritte populäre Kammermusik-Abend von Frif von Bose, Edith Robinson und Georg Wille findet henke Abend ?>/, Uhr im alten Gewandhause statt. Pro gramm. Schumann, Trio vmoU. Schubert, Roocko driUnnt LwoU. Brahm«, Qinntrtt k'moU. ' Pablo de Earasate sieb» sein erste« Concert dierselbst lm «erein mit der Pianisrtn Bertha Marz am Mouiag, den IS. Januar <a der «lberthalle, und »war unter Mttwirkuag der EaveO» de« kSnigl. sltchl. Jus .Regt«. Nr I»4 Da« Programm tautet: Loaart (LmoU) sür Ptanosört, vo» Schamau», Coueurt Nr. 3 für Violine von Bruch, Schottische Fantasie für Violine von Bruch, Solostücke für Pianosorte von Liszt und Saint- SaSns, Carmen-Fantasie für Violine von Sarasate. Hiervon wird das dritte Concert von Bruch in Leipzig zum ersten Male gespielt. Die Carmen-Fantasie ist bekanntlich eine der großartigslen Leistungen des genialen Virtuosen. G Gera, 9. Januar. Selten hat der Tod eines Mannes in allen Kreisen der Bürgerschaft eine so große und innige Theil» nähme gesunde» als der unseres allverehrte» Capellmeisters Wilhelm Tschirch. I» dein in der Schillerslraße liegenden Trauerhause sangen ^>ei dem heule Nachmittag 3 Ubr slaltgeslindeiien Leichenbegangniß die Schüler des sürsllichcn Gymnasiums, an welchem derselbe eine so lange Reihe von Jahren als Gesanglehrer ihälig war, eine Motette. Langsam bewegte sich dann der lange, lange Leichenzug unter dem Vorantrill der Stadlcapelle, der Liedertasel und des Arion durch die mit Zuschauern dicht besetzten Straße» der Stadt nach der Lrinitatiskirche. Dem Sarge folgten die Hinterbliebenen, die Vertreter der Behörde», die Loge Archimedes um ewigen Bunde, das Lehrereollegium des Gymnasiums, zahlreiche Tepulatioiien auswärtiger Gesangvereine, Mitglieder der Hoscapelle, des Musikalischen Vereins, der Erholungsgeselllchast und viele Bürger aus allen Schichten der Bevölkerung. Die überreichen BluinenspenLen mit kostbaren Widmungsschleifen und die aroßeAnzahl der Leidtragenden waren ein sprechendes Zeugniß sür die Achtung und Beliebtheit, dessen sich der deutsche Liedermeister in unseren Mauer» zu erfreue» hatte. Tie Kirche erwies sich zur Aufnahme einer solchen Trauer- gemeinde zu klein. Bor dem Altäre umstanden die Gymnasiasten >en Sarg und trugen Lorbeerkränze. Myrlheiikroncn und Palmenwedel. Die von ihm gegründete Liedertafel halte den gesanglichen Theil der erhebenden Trauerscierlichkeit über nommen. Mt beredten Worten schilderte Kirchen» ath Barth im Anschluß an Ps. 39, 5—8 die hohen Verdienste des Heimgegangene» als sorgender Familienvater, als treuer Beamter und als jchaffenS- reudiger Tondichter. Aus dem allen Friedhoje wurde die irdische Hülle des so sanft Ciitjchlasenen unter den Klänge» des Grab- >csanges „Stumm schläft der Sänger" in die Erde gebettet. Friede einer Asche! * In der künstlerschaar der Great Balleria-Tour ind ein« Reihe von Nationalitäten vertreten, so Italien durch Signor Foli, Spanien durch Seüor Albcniz, Belgien durch Eugen Vsaye, den berühmten Geiger, Deutschland durch Wil- Helm Ganz, England durch Miß Lews und schließlich Amerika durch die Prima donna Alwins Valleria, welche der Concerl- gesellschast den Namen giebt und den jungen Tenor Orlando tzarley. Entwurf eines Gesetzes 1«r Erricht«»« rtner staatlichen Sächsischen Badrnrrrdttanstalt. Von dem Mitgliede der ersten Kammer Freiherrn von Friesen wird den Mitgliedern der Staatsregicrung und de» beide« Ständekammern der Entwurf eines Gesetzes zur Errichtung einer staatliche» Sächsischen Bodencreditanstalt vvrgelegt. Derselbe verdankt seine Entstehung der Anregung des verstorbene» Finanzmintsters Freiherr» vo» Könncritz, welcher erklärte, die Dotalion der Hälfte der Grundsteuer an die Schulgemeinde», gegen die Freiherr vo» Friesen aus prineipiellen Gründe» gestimmt halte, könne nur dann erst in Wegfall gebracht werden, wen» eine ander- weite zlveckmäßigere Verwendung der Grundsteuer zum Nutzen der Gemeinden gesunden sein würde. In dem Entwürfe heißt es u. A.: Die Sächsische Bodencrcdit- ansialt hat den Zweck, die Cnliur und Bebauung des Bodens im Königreich Sachsen im Interesse der Gesammtdevölkerung desselben, sowie namenllich die sefte Ansiedelung der industrielle» wie land- wirthschasllichen Ardeiterbevölkerung zu fördern und zu nntersiützen und Beamten zu billige» und zweckmäßige» Wohnungen zu verheile». Sie eröffnet zu diesem Zweck für Grund- und Hausbesitzer und Ge meinden nach Maßgabe ocS Werthes ihres Grundbesitzes eine» Credit und gewährt innerhalb der Grenzen dieses CreditS Darlehne zu billigen Zinsen unter besonders seftgestellten Bedingungen. Die Anstalt sieht unter Aussicht des Gesanrmtmiiiilleriums. Sie hat ihren Sitz in Dresden und die Rechte einer juristischen Person. Die Verwaltung erfolgt durch einen vom Gesummt-Ministerium auzustellendeii Direktor und dem nöthigen Beamlcnpersonal, welche die Eigenschaft als Slaatsdiener besitzen. Zur Control« der Berivaltung wird ein Berwallungsrath aus den Mitgliedern beider Ständekammern ge bildet und von letzteren gewählt. Zur Bestreitung der Koste» der Verwaltung fließen in die Cosie der Anstalt die vom Grundbesitz zu erhebenden staatlichen Grund- steuern in Höhe von 0,4 jährlich, sowie der zehnte Theil der »ach dein Rechenschaftsberichte über den Staatshaushalt sich ergebenden jährlichen Ucberschusse des letzteren Unter Zustimmung der Stande können nach Bedarf noch weitere Zuschüsse aus den Staatseinnahmen an die Lasse gewährt werden. Die Anstalt ist ermächtigt, Pfand briefe in der tzöhe auszugeben, als sie Dorlehne aus ihrer Cape gewahrt. Je 3 Millionen ausgegebene Plandbrieie bildii, eine besondere Serie. Bei Eröffnung einer »eilen Sern' ist der Zinsfuß derselben von den Standen sestzuslellcu. Zur Ermittelung der Hüde des offene» Credit« wird das Grund stück, dessen Besitzer die Eröffnung eines Cvnto-Corrents bei der Anstall wünscht, durch eine von dein Direktorium der Ansto - zu ernennende Commission abgeschätzt. Aller zehn Jalire hat eine Revision der Abschätzung zu erfolgen. Durch den offenen Credit werden Darlehne dis zur Hohe von des abgejchatzlen Werllu. zu einem billigen Zinsfüße gewährt. Der gewahrie offene Credu des Grundstück» wird in dein Grund- und Hypvthekenbuch ein getragen. Sobald dies geschehen, muffe» alle übrige» Neallastrn de» Grundstück« in demselben getilgt werden. Sowohl an Privatpersonen wie auch an Gemeinden können behuss Ameliorotionen deS Grund und Bodens, Cnlwasserung und Bewässerungsanlagen, Wafferregulirungen, Reitanlagen m wesentlichen Verbesserungen von Strogen, Echleußenaiilagen, Neu bauten und größerer Umbauten von Privat- und öffentlichen Gebäuden nach dem Stande der Casse außer dem ans ihren Grundstücken eingetragenen offenen Credit sowohl Unterstützungen, als auch Vorschüsse gewährt werden. Es soll jedoch die Gewahr» n , von ainvrtisirdaren Vorschriften die Regel, die Gewäbrung von Unterstützungen nur die Ausnahmen bilden. Die Verwaltung der Vodencreditaustalt hat es sich ganz besonders angelegen sein lassen, behuss fester Ansiedluug der Arbeiterbevölkerung sür Erbauung ge eianeter Wohnungen und Erwerbung von Grundbesitz durch die Ar beiter, sowie Vermittelung billiger und zweckmäßiger Wobnungru sür Beamte Sorge zu tragen. Es ist bei Neuanlage» von dem Grund- sa»e antzugeh«», daß jede Hanshattoug bestimmt abgegrenzte Räume erhält. Wenn »« die Verhältnisse gestatten, soll »tn xmuS nur von einer Familie bewohnt werden Ist es erforderlich, mehrere Arbeiterfamilien in einem Hause unterzubringen, so ist sür >ede derselben »in besonderer Ein- und Ausgang herzustellen So- genannt« Sasernenquartiere mit gemetnschosllichen Treppen uns Corrtdors sind nur zur Unterbringung uoverheiratheler Arbeiter zu oestattrn. In der Näh« von Städten mit größeren JndustrieF^tzijffemenP ist es dt« Ausgabe der Bodenredttanftalt, aicht nur für Beschaffung einzelner Arbeiterwodnangen. sondern auch sür Gründung von Arbeitercolonten Sorg« z» tragen. Der Zweck dieier Arbeitercolonien ist es, für dir ArbetlerbevSlkernng in größeren Mafien Wohnungen tn gesüaderer Lag» und zu billigere»
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