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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.01.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-01-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920112018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892011201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892011201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-01
- Tag1892-01-12
- Monat1892-01
- Jahr1892
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Abonnementspreis h, h« Hauptexpedition oder den im Stadt- beiirk und den Vororten errichteten Aus- ^bestellen abgeholt: vierteljährlich.^4 50, bei jweimaliger täglicher Zull«Nung ins vxiu» 5.50. Durch die Post bezogen siir ^eulschland und Oesterreich: vierieliädrlich » 8.—. Direkte täglich« Kreuzbandjendung i»1 Ausland: monatlich 9.—. LieMorgen-Ausgab« erscheint täglich '/,? Uhr, di« Abend-AnSgab« Wochentag« ü Uhr. Redaclion und LrptLitiou: L»h»uarS,«ste 8. Die lkiveditto» ist Wochentag« uannterbrochen »»ffnat »on früh 8 bi« Abend« 7 Uhr. /Male«: vtt» «e»»'S Lorti«. <«1fre» Hnh»), UniversitLtsstraß« 1. Lout» Lösche. ffakhartnenstr. 14, patt, und König-Platz 7. Morgen-Ausgabe. tipMkr„T«lMalt Anzeiger. Organ siir Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. Jnsertionspreis Die 6 gespaltene Petitzcile 2» Pfg. Reklamen unter dem Redaetionssmch >4ge spalten) 50^, vor dcu Faniilieanachrichlen (6 gespalten) 40-^. Größere Schriileu laut uujerem Preis- verznchnib. Tabevanscher und Ziffrrosatz nach hohe rem Tarif. Extra-Beilagen (geialzt), nnr mit der Morgen-AuSgade. ohne Postbesörderung 60—, mit Postbesörderung 70.—. Lmlahmrschluß für /«lernte: Abead-Au-qabe: Vormittag« 10 Uhr. Marge n-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Sonn- und Festtag» früh 9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen >« ein« halb« Stunde früher. Inserate sind stets an die Erffetttton zu richt«». Druck nnd Verlag von E. Polj in Leipzig ^rlS. Dienstag den 12. Januar 1892. 8«. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. Geffenlliche Sitzung der Stadtverordneten Arettag, den 18. Januar 1802, AbentzS -V, Uhr t« Sitzungssaal« am Raschmarkte. Tagesordnung: I. Wahlen von Mitgliedern au« dem Collegium, bez. der Bürger schaft zn ». dem städtischen SteuerauSschuß, d. dem gemischten GaSousschuß, c. dem gemischten Schulausschuß, ä. dem Armendirectorium, «. der Deputation der Friedensstistung, k. dem Turatorium der Fregeslistung, sd- dem gemischten Ausschuß litt öffentliche GesunddeitSpsleg», li. der gemischten Deputation zur Erörterung von Reformen in dem Systeme der Geineindeanlagen und Vorberalhung der Petttion von Grundstücksbesitzern wegen der städ tischen Grundsteuer. II. Bericht d«s FinonzausschuffeS über Conto 3 „Stadtverordnete", Conto 4 „Pensionen, Warlegelder und Unterstützungen", Conto 5 „Stadtorchester", Conto 10 „WodisabrtSpolizei" anher Pos. 2, 4d—12, 14, 16 in Verbindung mit 16», m, n der Gehaltsliste, 23—30, 31 d in Verbindung mit Pos. 3t d der Gehaltsliste, 32-35, 48-54, 55. 56. 58-60. 62. 62d. 67. 68. 70-77, 78—84, Conto 13 „Museum", Conto 29 „Bergwerks»;«", Conto 30 „Markthalle" nebst Fond« und Anhang anher Conto Pos. 15 in Verbindung mit Poi. 15». «. p, t der GehaliSliste und Anhang Pos. 5, Conto 32 „Echauipielhäuler" anher Pos. 14, 23 und 26, Conto 37 „FiscalltscheLntschüdigungSrente", Conto 39 „Aichamt und Münzwesen" und Specialbudge» „Aichonit", Conto 40 „Quartirramt", Conto 42 „verschiedene Einnahmen und Ausgaben" und Svecialbudget „Stadtbibliothek"', Conto 43 „Lagerhos" und Sprcialbudget „Lagerhos" auher Pos. 20, Conto 44 „Vieh- und Schlachihos" und Specialbudget „Vieh- und Schlachihos" sammt Anhängen anher Fond« > Vieh- hos II Pos. 3 und 8 Schlachtdos V Pos. 3, Conto „Bezirk-- vermögen". Conto „Schuldaufond«", Conto „Reservefonds für dt« Mansfeld« Kure der Stadtgemetade", Specialbudget „Leib- Han« und Sparkasse'' »nd Svecialbudget „Sparkassen der Bor- orte" auher „Sparkasse zu L.-Connewitz" Dos. 3 in Verbindung mit Pos. 3» der Gehaltsliste und „Sparkasse zu L-Godlit Pos. 3 tu Verbindung mit Pos. Sd der «ehalt«lisi» de« Hau«, haitplane« der Stadt Leipzig aus da« Jahr 1892. Versteigerung von Lauplätzen h«» sttcheftitchen BetzauungSplnne« für Vte Gtatztffur Leipzig. Di« der Stadtgemeinde gehörigen, an der Grafst-, Beethooen- nnd Fertztnantz Ahotze-Tttaffe gelegenen und aus dem betr. Parcelllrungsplan Nr. 5031 wie folgt bezeichneten fech« Bauplätze X. an der Grassisttahe neben dem König!. Lonservatorium von 426,40 qm 8. an der Ecke der Grafst- nnd Beethoven- ftrahr von 537,13 - 6. an der Beethovenstrahe von 739,96 - v. an der Beethovenstrahe von 554,72 « L. an der Ecke letzterer und der Ferdinand Rhode-Strahe von 844,55 - au der Ferdinand Rhode-Strahe von 724,28 - Flicheugehalt sollen «tttmoch, den IS. Januar k. I von vormittag» 10 Uhr au, im Saale der Alten Waage. Katharinenstrahe Rr. 1, in der 2. Etage, zu« verkaufe versteigert werden. Der Bersteigerunastermin wird pünktlich zur angegebenen Stund« eröffnet und die Versteigerung bezüglich eine« jeden der einzeln nach einander in obiger Reihenfolge auSgebotenen Bauplätze geschloffen werden, wenn darauf nach dreimaligem Au«rufe kein weiteres Gebot mehr erfolgt. Die Bersteigerungsbedingungen mit dem Parcellirungsplan liegen ichon jetzt auf dem Rathhaussoale 1. Etage zur Einsichtnahme au« und e« werden davon Exemplare in der Sportelcasse I, Naschmarkt Nr. 2. 1. Etage, Zimmer Nr. 6, gegen Erlegung von 1 an Tiejrntgen aber, weiche dergl. bereit« zu der aus den 14. September d. I. onberaumt gewesenen, wiederausgehobenea Versteigerung ent nommen haben und dieselben zurückgeben, unentgeltlich verabfolgt. Leipzig, den 29. Decembrr I89l. Der Nath her Stadt Leipzig, le 5792. 6370.Vr Georgi.Lerutti. Hol, -Auclion. bei Liebertwolkwitz sollen Mittmach, Im Universität«.Holze »eu 15. Januar P. J^ l. aon vormittag« 10 Uhr an 295 Stück eichene Klötze von S—22 cm Ober- bez. Mitteustärke und 3—10 m Länge, eichene Klötze von 23—65 cm Ober- bez. Mitteustärke und 3—7 m Länge, birkene Klötze von 11—32 cm Ober« bez. Mitteustärke und 3—6 m Länge, linden« Klötze von 33—68 cm Oberstärke und 4 bi« 5 m Länge, Raummeter eichene Nutzscheite. II. von vormittag« '/.12 Uhr au: Raummeter eichene und birkene Brenuschette, '.>«,5 Wellenbundert horte« Brennretsig. 112 hatte Abraumhausen, 40 - Schlagreisighausen und 40 Raummeter hotte Stöcke auctionlweise verkauft werden. Kauflustige werden ersucht, zu der angegebenen Zeit aus dem «tttetmaihfchlage in her «ähr tzr« -arfthause« der Uaiversttätr-Waldung sich einzufinden. Die geartznrten An zahtuugeu stu» fofart «ach Sem Zuschläge zu Semtrke«. Leipzig, am 3. Januar 1892. U»tsersttät»-Ae«t«mt. Gebhardt. 16 53 5 23 Lutz- und Lrennholz-Äuclion. Dienstag, den IO. Janaar d. I., sollen von vormittag« s Uhr an im Forstrevier« Tauuemttz ans dem Mittelwaldschlag« Atth. 15» und 16» ca. 50 Rmtr. Lichen-R«tzfcheitt, 170 . Elchen- ! 4 . Weißbuche» I 13 . Rüstern- l 5 - Ellern« ! 15 - Ellern-Rollen «nd »nter den im Termine ausbängeuden Bedingungen und der übliche» Anzahlung an Ott »nd Stelle meistbietend verknust werden. Znlammeukuuft: «ns dem Holzschlag« tm Streitholze an der «ne» Linie hinter der StnStmafferknnßt. Leipzig, am 5. Januar 1892. Le« Rath« AorOSeputation Hch.Auction. Mittwoch, den 12. Januar 1802, sollen von vormittag» 9 Ubr an im Forstreviere Coanemttz aus den, Miirelwaldjchlage in Ablh. 15», 16 und 17 im sogenannten Streithotze ca. 250 Stück Etchrn-Hebebäumr. - I:t0 - harte Abraumhaufe« und - 150 - - Laiighanfen unter den im Tennine öffentlich aushängendeu Bedingungen «nd der üblichen Anzahlung an den Meistbietenden verlaust werden. Zusammenkunft: aus der Wiese hinter dem Strettteiche bei L.-Connewitz. Leipzig, am SO. Decrmber 1891. De» Raths Forstdcpulation. riutztilchauction. Montag, den 18. Januar d. I«., sollen vom Forstrevier« lkonurwitz die auf dem Mittelwaldjchlage in Ablh. 15» und 16» ausbereiteten Nutzhölzer, alS: ca. 85 Eiche»-» lüfter von 22—110cmMittenst. u. 2—lOmLLnge, 45 Weihbuchen-Klötzer 26—45 -3—8 - - 9 Ahorn« - - 19—34 - - 5—8 - - 75 Eschen. - - 19-44 . 3-9 . 25 Rüstern- « - 19-70 - - 3—11 - - 130 Ellern- » - 17-28 - - - 4—10 - - 1 Pappel-Klotz - 39 o. . 12 - sowie ca. 14 Eichen-, 110 Eschen- und 5 Rnsteni-Lchtrrholier unter den im Termine öffentlich auShangenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ott und Stelle meistbietend verkauft werden. Zusammenkunft: varmtttag» 0 Uhr auf dem Holzschlage im Streitholze an der neuen Linie hinter der Stadtmasterkunst. Leipzig, am 5. Januar 1892. Des Rath» Korstdeputatio». Viebstahls-Lekaniitmachnng. Gestohlen wurde laut dler erstatteter Anzeige: 1) eine goldene Damen-Chtiuderuhr mit schwarzen Stahl- zeigern und geriester Ruckieite. am 1. d. M.; 2) eine silberne ChttnSer-Aemontoiruhr mit Goldrand, chwaren Stahlzeigern. geriester Rückseite und wappenähnlichem Schildchen, am 7 d M: 3) 4 Stück Porzevan-Ftguren, 2 Knaben und 2 Mädchen darstellend, vom 5. bis 6. d. M.: 4) ein großer Hotzkoffer, braun gestrichen, mit Eisenblech beschlagen, entb 5 Einsatz». «inen kleinen schwarze« Handkoffer und 5 Pappschachteln, sowie ca. 140 Stick einzeln« Herren- und Damrnfttrsel uuS Schuh« Muster), ibeilS von Leder, theils von Zeug, und ca. 40 Stück einzelne Filzschuhe und Stiefel verschiedener Art, am 17. v M/; 5) ein grober, schwarzer Leoerkoffer mit Riemen »nd Mcssing- beschlag, sowie dazugehörigem, grauem Ueberzug und Schlitssel, sowie ein kleiner graiiletncner Handkoffer mit «chlüsiel «in ersierei» eine Nürnberger Firma), vom August bis December v. I.: 6) ea. 8 Stück leere Prtroleumkäffrr mit blaugcstrichenen Tauben und weihgestrichenem Boden, vom 4. bi« 5. Januar: 7) ein Kinderwagen, gebraucht, vierrädrig, von gelbem Rohr- gesiecht mit schwarzer desecter Ledcrdecke, am 4. d. M. 8) ein goldener Ring mit Amethyst, vom 2. bl- 9. d. M : 9) ein sogen, langer helgrauer Stanlrhmautei mit bellen, Lamasutter, 2 Reiben Hornknövfen, vermuihlich mit Lederhenkcl, ein kurzer schwarzer Kammgarn Maiin»rock mit seidener Borden- eimassung, schwarzem Futter und einer Reihe übersponnenen knöpfen, ein Paar dunkle, rothbraungcslreiste Hosen und ein weihe« Taschen tuch mit roidem Monogramm „O. 8.", vom 9. bi« 10. d. M.; 10) ein vallen Kal bieder in grauer Leinwand, sign. ,A. v. 39, llerüberx ", vom 2. bi» 3. d. M.; Etwaige Wahrnehmungen über den verblieb der gestohlenen Gegenstände oder über den Thäter sind ungesäumt bei unserer Lriminal-Abtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, den 11. Januar 1892. Da» Polizeiamt der Stadt Leipzig Bretickineider. Ilicolaiaymnastum. Anmeldungen für dir kfterausnahme nehme ich am 20., 21. und 22. Januar, vormittags von '/,11—Uhr in meinem Dicnftzimmer lkönigSstrahe 30, Part.) enigegen. Gleich bet der An- Meldung erbitte ich mir eine Gcburtsurkunde, den Impfschein und die letzte Schulcensur. Die dieSiähttge Lstercrnsur ist spätesten« bi« zum 23. April nachzuliefern. Die Vorprüfung für Sexta findet Sonnabend, den 12 März, Vormittag« von 8 Udr ab statt, die Ausuadmrprüfung für die übrigen Llassen Montag, den 25. April ebeusalls von 8 Uhr ob. Leipzig, 4. Januar 1892. Pros. vr. Otto Kaemmel, Rector. Die Politik der Türkei. Die Türkei zeigt bei jeder Gelegenheit, daß sie den be stehenden Verhältnissen die beste Seite abzugewinnen und die Lage richtig zu beurtbeilen weiß. Abdul Hamid hat den Werth der Ausrechthaltung seiner Suzerainetät über Egypten er kannt und würde wobl schon im Jahre 1882, als England Alexandrien bombardiren ließ und Egypten militairisch be setzte, weit energischer ausgetreten sein, wenn es der eng tischen Gewalttbatigkeit gegenüber dazu im Stande gewesen wäre. Das Capitel über Arabi Bey ist noch nicht abge schlossen, und e« ist wahrscheinlich, daß der Schleier, welcher beute noch über seiner Handlungsweise im Jabre >882 schwebt, eines TageS gelüstet wird. England« Politik in Egypten gehört zu seinen schwächsten Puncten, sie bat ihn, die Feindscvast Frankreich- eingetragen und bildet seit zebn Jabren eine fortwährend fließende Quelle von Beschämungen, Verlegenheiten und Schwierigkeiten, deren Ende vorläufig noch nicht abzusehen ist. Die Türkei bat sich darauf beschrankt, gegen die englische Besetzung Egypten« zu protestiren, bat aber zugleich dafür Sorge getragen, daß die Mächte stets an die Unrechtmäßigkeit der Besitzergreifung Egypten« durch England erinnert worden sind. Die Verhandlungen über die Räumung Egypten- find von der Türkei stet« im Schwünge erhalten worden, und e« bat England nicht- genützt, wenn e« darüber mit vornehmer Verachtung hinweggegangen ist. Jetzt hat Abdul Hamid wieder durch die sofortige Ernennung von Abba« zum Nachfolger Tewfik'« gezeigt, daß er der Euzerain Egypten« ist und Laß an dem staatsrechtlichen verbältniß Egypten» zur Türkei durch die englische Besetzung nickt« geändert ist Durch diese« schnelle und geschickte Eingreifen der Türkei in die egyptische Anaelegenbeit bat sie den Tod Tewfik'« erst zu einem politischen Ereigniß gemacht, sie hat dadurch zu erkenn»» gegeben, daß sie fick ihrer Recht« in Eghptr« dewnßl ist and daß fit dir englische Besetzung als einen schweren Eingriff in diese Rechte betrachtet. DaS ist für England sehr unbequem, und eS bängt wesentlich von den Geistes- und Eharakler-Eigenschaslen des neuen Khedive ab, um auS dieser Lage Nutzen zu ziehen Zwar ist Abba« noch nicht volle l8 Jabre alt, aber hervor ragende Fädigkeiten pflegen früh zur Erscheinung Zu treleii, und entscheidende Zeilverbältnisse bleiben nicht ohne Einfluß aus die Entwickelung jugendlicher Machthaber. Auch AlsonS XII. war erst 17 Jahre alt, als er von dem Throne seiner Vater Besitz ergriff, und er bat in den kaum elf Jabren seiner Regierung gezeigt, waS ein Jüngling zu lcisien vermag, wenn ihn die Natur »nt den erforderlichen Gabe» auögellattel hat. Adbaö befand sich zu der Zeit, als er die Nachricht vom Tode seines Vater« erhielt, in Wien, wo^er mit juristischen Studien und der Erlernung europäischer Sprachen beschäftigt war, viel mehr ist augenblicklich nicht über ibn bekannt, aber au« der Ausmerksamkeit, welche ihm die österreichische Re gierung auS Anlaß des Todes Tcwsik'S erwiese» bat, läßt sich entnehmen, daß man dort auf ihn Hoffnungen setzt. DaS Wiener „Frcmdcnblalt" trat sofort für die Legilimiläl einer Nachfolge ein und erklärte, daß sie keinen berechtigten Einwendungen begegnen könne, wenn keine unerwartclen Hindernisse einträten. Solche scheinen also dock nickt ganz außerhalb de- Bereiche« der Möglichkeit kracktet worden zu sein. Der Sultan ging noch einen Schritt Weiler, indem er den Sohn Tewfik S sogleich al« groß- äbrig anerkannte, also die zur Großjährigkeit fehlenden sechs Nonaic übersprang. Das war wichtig, denn eine Rcgent- chast hätte unnölhiae Schwierigkeiten verursacht, die jetzt in Wegfall kommen. Der türkische Großvezier gab dem eayp- tisckcn Ministerpräsidenten sogleich zu wissen, daß sein Ver bleiben aus seinem Posten von AbbaS abbänge und wie« ibn deshalb an. die Geschäfte bis zu dessen Ankunft fortzusübre». Gazi Mukhtar Pascha, der Obercommiffar der türkischen Negierung, verkündete feierlich die Ernennung de- neuen Kbedive beim Empfang im Abdin-Palast, und Präsident Earnot ließ dem jungen Herrscher telegraphisch seine Glück wünsche auSsprechrn. Aus diese Weise ist der Regierung-- anlritt de- Khedive in aller Form und mit dcu inter nationalen Zuthaten geschehen, welche ihm eine mit den Thalsacken nicht übereinstimmende Bedeutung geben. Diese Bedeutung zu rechtfertigen und zur Wahrheit zu machen, ist die Ausgabe AbbaS', bei deren Erfüllung rr der Unterstützung der Türkei und Frankreichs sicher sein kann. Ein Artikel des „Journal de St. P^terSbourg" deutet an, daß auch die Sympathien Rußland- auf seiner Seite sind. E« heißt darin, daß der Tod Tewsik'S in Rußland schmerzliche Gefühle erwecken werde, denn man habe den freundlichen Empfang nicht vergessen, den der verstorbene Kbedive den Mitgliedern der kaiserlichen Familie bereitet habe. Aus dem übrigen Inhalt des Artikels des Organ- de« russischen Auswärtigen Amis gebt hervor, daß Rußland da» SuzerainetätSverbältniß der Türkei zu Egypten anerkennt und die englische Besetzung LeS Landes al- damit in Widerspruch stehend erachtet. Die englische Regierung befindet sich der Türkei gegenüber gegenwärtig in großer Verlegenheit, da» eraicbl sich auS einer Veröffentlichung de- „Standard", in welcher sich da- Blatt auf die angebliche Meinungsverschiedenheit de- Dreibünde- und Frankreichs über die Lage in Egypten beruft. Der „Standard" erklärt mit mehr Offenheit als mit stichbaltigen Gründen, daß cS sich unter der Regierung Tewfik PaschaS auS Egypten nicht zurückziehen konnte, und daß eS Tborheit wäre, dies jetzt zu thun. Mit dieser Erklärung fällt die englische Regierung vollständig auS der Rolle, denn keine europäische Macht hat jemals ihre Zustimmung zur Besetzung Egypten« durch England gegeben. Lord Derby hat einmal im englischen Parlament den versuch gemacht, die Verant wortung für diesen Gewaltact auf den Fürsten Bismarck zu schieben, dieser hat aber den Nachweis geliefert, daß er eine solche Verantwortlichkeit niemals aus sich genommen, sondern die englische Regierung auf die Verständigung mit der Türkei aufmerksam gemacht habe, als jene seinen Rath mit aller Gewalt ihm abgedrungen habe. Die Türkei bat in der «zyprischen Angelegenheit denselben politischen Tact bewiesen, wie be» Behandlung de- Falle- Ebadourne, der bulgarischen BisckosSfraae und ,n der Darda- nellensragc, und sie wird, wenn sie so fortsährt, allmälig sich eine so hervorragende Stufe in der allgemeinen Achtung er ringen, daß ihr die Winkelzüge Englands uns Rußland- moralisch nicht- anzuhaben vermögen. Die Türkei bleibt trotzdem heute noch eine Macht zweiten Ranges, weil eS ihr an ven nöthigen Mitteln fehlt, in den Kreis der Mächte ersten Range» einzutretrn, aber unzweifelhaft zeigt sie seit einer Reihe von Jahren eine Rcgeneration-fähigkeit, die ihr nach dem Jahre 1878 trotz ihrer militairischeu Widerstands kraft nicht zucrkannl werden konnte. Man bat oft die Behauptung ausgestellt und sicher nicht ohne Berechtigung, daß der MoyammedaniSmuS da« Haupt binderniß für die Türkei sei, ihre frühere politische Macht stellung wieder zu gewinnen. Diese Behauptung ver licrt aber ihren Werth, wenn die Türkei sich den Lebensbedingungen der Neuzeit in derselben Weise un bequem t, wie e« der Sultan thut. Abdul Hamid hat c» verstanden, auch europäische Herrscherinnen durch seine persönlichen Eigenschaften für sich zu gewinnen. Die deutsche Kaiserin ist vom Sultan mit derselben Höflichkeit und unter denselben Formen empfangen worden, wie da« von jedem anderen europäischen Hose geschehen ist oder geschehen sein würde, vielleicht mit dem einzigen Unter schiede, daß kaum ein anderer Souvcrain e« an ausgesuchter Aufmerksamkeit für seinen hohen Gast dem türkischen Sultan gleich gethan hat. Abdul Hamid wird mit vollem Recht zu den Bürgen de» europäischen Frieden« gezählt, ihm gebührt eio großer Antheil an dessen Ausrechthaltung. * Lei-zig, 12. Januar. * Nach Mitthrilunaen der Berliner Abendblätter von gestern würde dir Eröffnung de» preußischen Land tage« durch den Ministerpräsidenten Grasen Eaprivi er folgen. * Der in Preußen eine Reihe von Jahren hindurch destandrue vo lkSwirthschaftSrath darf wohl als aus gehoben angesehen werde», da ihn ds« neu« Staat«handbnch sur l8S2 nicht «ehr anfsühtt. * Die »Norddeutsche Allgemeine Zeitung" constalirt gegen über den Aeußerungen verschiedener Bläiier, daß bei der Einleitung de« DiSciplinarversabrcns gegen den Grasen Limburg-Skirui» politische Grünte überbaupt nickt i» Betracht gekommen seien. Ausschließlich die Rücksicht auf die Wabrung der BeanitendiSeiplin und die politische Oppor tunität sei in dieser Aiigelegenbeit entscheidend gewesen. Tic Bebauplung, daß die conservakive Partei lick durch das Vor geben der Regierung verletzt siiblc und darin Undankbarkcil gegen ihre der Regierung geleisteten Dienste erblicke, sei gewiß unzutreffend, denn sie beruhe aus der unmöglichen Voraussetzung, daß die Regierung durch laxe Handhabung der Diöciplin sich jemals den Dank conscrvativcr Männer erwerben könne. Indem die Regierung obne Rücksicht aus die Gunst der Parteien und Stellung der Personen vo» ihren gesetzliche» Befugnissen Gebrauch macke, erfülle sic lediglich ihre Pflicht und könne allen Vorwürfen das ruhige Bewußtsein entgegensetzen, daß die unparteiische Handhabung von Recht und Gesetz niemals eine verfehlte Politik sein könne. * Wie die „Post" meldet, gebt der bisherige Gesandte ür Siam, Pbya Damrong Rajapolacan, welcher seit lO Jahren in Berlin ist, als Vertreter nach London und wird durch den bereit« in Berti» cingctrofsencn Pbya Noulabury ersetzt werden. Gegenwärtig sind Beide an der Influenza erkrankt. * Der Vorort Gotha des Thüringischen national liberalen Land eSvereinS bat sich das Verdienst erworben, den nothleidenden Wcberdörfcrn des Gol-Haer Landes Hilfe zu bringen Es ist hierbei nicht allein auf Milderung de- dermaligen RothslandeS, sonder» vornehmlich auch aus dauernde Hebung des Handwebcrci - Betriebes ab gesehen. Die erzielten technischen Fortschritte »n Weber gewcrbc, sowie die verbesserten Wcbstiihle sollen eingcsührl und auch eine zeitgemäße Ausbildung der Lebrlingc erstrebt werden. Der Herzog bat dem Borhabe» sein wohlwollendes Interesse bekundet und auch außerhalb des Golbacr Landes ist von nah und fern bereits hilfreiche Thelluabme beibätigl worden, so daß bis jetzt schon 15 000 bei dem Borone tingegangen sind. « * » * Der Krieg-minister von Oesterreich Ungarn ordnete die Einführung der ungarischen Sprache als obligate» Lebr- zegenstandeS aus säminllichen in Ungar» bcstndlichcn Militair, Mittel- und Eadettenschulen an, während bisher jedem Zögling die Erlernung einer zweite» Sprache außer der deutschen sreistand. * Am Montag Nachmittag begannen im schweizerischen Nationalrathe die Verhandlungen der Eommisstoii für die Handelsverträge mit Deutschland und Oesterreich Ungarn An denselben nehmen Bundcsratb Droz und die schweizerische» Handelsvertrags-Unterhändler Theil. — Dem Vernehmen nach haben die StaatSräthe Gianella und Soldati ihre Demission gegeben. * Der „Figaro" hat wieder einmal eine fette Ente a»f- flicgen lassen, indem er meldet, dem Könige der Belgier wäre da« SchicdSrichteramt in der langweilige» Ebadourne Angelegenheit angeboren worden. In der RedactiviiSslubc dcS Pariser Boulevardblattes weiß man hierüber jedenfalls mehr als in Brüssel, wo über die ganze Sacke nur das Eine bekannt ist, das König Leopold II. niemals das Amt eines Schiedsrichter« in politische» Streitfragen annimml. * Ein Theil der englischen Mit telm ecrflotte ist zur Begrüßung de» neuen Kbedive AbbaS Pascha »ach Alexandrien abgegangen. Alle englischen Journale drücken die höchste Befriedigung darüber aus, daß der Großvezier im Austrage de- Sultan- bereits AbbaS Pascha als Rack folger Tewsik'S anerkannt und Mukhtar Pascha die Anerkennung bereit» formell vollzogen hat. Die „Times" schreibt: „Wobt gicbt eS manche Mitglieder der kbcdivalcn Familie, ivclcke diese Gelegenheit benutzt habe» würden, um im Trüben zn fischen, allein da» Wasser wird nicht getrübt und jener Vor sab dadurch unmöglich gemacht werden Alle Spekulationen auf etwaige Verwickelungen und gefährliche Folgen des Tewsik'S werden durch de» SultanS rasche, unbedingte An crkenliuiig de- Prinzen Abbas als Nachfolger Tewstt S zn Nichte gemacht, und Carnot'ö Gratulation beweist aucn, daß die französische Regierung sich ebenfalls Lori nicht rinzumiscken beabsichtigt, wo sie kein Recht hierzu besitzt. Die Regierung in Eaypten wird ohne Unter brechung sortgehen. Sir Evelyn Baring wird zweifellos über AbbaS Pascha den nämlichen berechtigten und unciitbehrlichcn Einfluß auSüben, wie über Tewfik Pascha." — Der „Standard" meint, wenn die mitteleuropäischen Mächte weise bcratken seien, würden sic England Vertrauen schenken. Sämmllick'e Journale stimmen darin überein, daß durch des Sultans rasch« Anerkennung AbbaS Pascha- die Situation viel ven ihrer möglichen Gefahr für die Zukunft cingcbüßt habe. * Der Civil-Gouvrrneur von Moskau, Fürst Galitzhn, wurde, wie die .Nowoje Wremja" meldet, zum Gouverneur von Poltawa ernannt. Die Versetzung a»S der alten Zaren stadt in eine jeder Bedeutung entbehrende Provinzstakt ge hört in Rußland zu den seltenen Erscheinungen. Eine dcr artige Versetzung findet nur dann statt, wenn der Versetzte die Unzufriedenheit de« Zaren sich zugezogen hat. Die Ernennung de» Moskauer Gouverneur« Fursi Galiyyn zum Gouverneur von Poltawa wird bekanntlich mit dem bevor stehenden Rücktritte de» Moskauer General-Gouverneurs, Großfürsten SergiuS, in Verbindung gebracht, so daß dicie nun wirklich stattgehadte Versetzung den Anfang vo» radi calrn Aenderungen »n den höheren Verwaltung-Posten Moskau« bedeutet. * Wie die „PeterSburaer Zeitung" erfährt, wird General- Adjutant Gurk» seinen Posten in Warschau verlassen. * Die „Kölnische Zeitung"' meldet aus Petersburg vom 10. d. M.: Glaubhafte Personen erzählen, die Polizei habe kürzlich 2 Personen verhaftet und am Mittwoch in die hiesige Festung einaeliefrrt, welche bei dem angebliche» Attentat-vrrsuch aus den Zaren aus seiner Rückreise an» der Krim Dynamitbomben »m Bahndamm angebracht habe» soll«».
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