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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.01.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-01-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920116026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892011602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892011602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-01
- Tag1892-01-16
- Monat1892-01
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1d»r- »»e- >«k. 8. 8. 4». i 4 SU. su s u. s <1 s U. 0 8. - 8. 0 U. - u « u. - L 6 <L u. 0 U. o ci d u. - ll. >o u. v u iS u »- u iS ü. « u » 6. iS ci. iö o. ;u b»L — u — L — u s-tl.77. iju. bi. not!» 6. v. - cs. > 8. d» 8. 8. >«. » S. - O. r u. - 8. I u. - 8. - u. - » - L - 8 StUck. S0.SS 173.7S 173.35 1S7.4S 1i S.7S 1S8.30 03.10 I38.SO 17L.SU 11U.SU 137.SU 8», 220>» 1IS-> 11340 SSV»» I7S.40 S7>> 134,70 I7S.4U 131.70 I34.SU 11ULU 137.— 107,20 103,SS 1US.85 S7.VS S.3S^ 110 SS SUS.2S 183.7S 348.— 4?H- 312LL 117.V3 ÄS i» 101-, 12-,. 10» S2 , 83^ 18'.. «3 33 71K 31-, »>.» »i»rr»i»iii.> >4 38 «« 8. n-rr-mw i >M 8»>I-ll. ,» »o>,r>t. Io, >or,I- .. 4 V«. « u- 18, «»18» r 8ool>or- 8«4 Sr»r IIt»>>r I» .1>»tr«r eon 8«>ll>. 8»»>- voll >e»r- L»cb WdinmemenIdbeelD t» der Hauptexpedilion oder den im Stadt» bejirk und den Vororten errichteten Aus- gabestellen ab geholt: vierteljährlich./14.50. bei zweimaliger täglicher Zustellung ins Haus 5.50. Durch die Post bezogen sur Teuijchlond und Lenerreich: vierleluibrlich 6.—. Tirecie tägliche Kreuzbandiendung ins Ausland: inonailich .et 0.—. Die Morgen-Au-gabe erscheint täglich ' ,7 Ubr, die Abend-Ausgabe Wochentags 5 Uhr. Redaktion und Expedition: I»ha»nrSgasse 8. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöfsnet von früh 8 bi« Abends 7 Uhr. Filialen: Ltt» »le««« e-rtim. <«lfrev Hahn). Universitätsstraße 1. AVend-Ausgabe. Anzeiger. Jnsertion-prei- Tie 6 gespaltene Pentzeile 20 Pfg. Reklamen unter dem Redactionsstrich (4ge» spalten) 50sj, vor de» Familiemiachrichtra (k gespalten) 40.^. ci)ros>ere Schriften laut unserem Preis. Verzeichnis. Tabellarischer und Zifferasay nach höherein Tarif. isptra Vetlanen (gesalzt), nur mit der Morgen.Ausgabe. ohne Postbesörderuog 60.—, m,t Postbesörderung ^t 70.—.. ^nnahmklchluß für Inserate: Abend-Ausgabe: Lormittags 10 Uhr. Marge ».Ausgabe: Nachmittag- 4 Uhr. Sonn- und Festtag- früh 0 Uhr. Bei den Filialen und Anuabmesiellen ,e ein» halbe Stunde früher. Inserate sind stets an die Erprtttt»» zu richten. L.ui» Lösche. skatharinenstr. 14, pari, und KönigSp'.atz 7. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Truck und Verlag von T. Polz in Leipzig 28. Tonnabend den 16. Januar 1892. 8«. Jahrgang Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, d. 17. Januar 18ZZÄ, Vormittags nur bis 0 Uhr >,cvssuet. I.xpeilltion sic«; 'I't»L0l»Intto8. Leipzig, 16. Januar. * Der Reichskanzler Graf Eaprivi bat zum 22. d. M. Einladungen zu einem parlamentarischen Abendessen ergeben lassen. Das Erscheinen oes Kaisers steht hierzu in Aussicht. * Die „N.-L. E" schreibt: Soweit sich schon von einer parlamentarischen Grundstimmuna über den neuen BolkS- schulgesctzciitwnrs sprechen läßt, ist dieselbe keineswegs günstig, lieberall wird anerkannt, daß die confessivnelle Ausgestaltung des Volköschulwesens hier auf die äußerste Spitze getrieben und daß dein geisllichen Einfluß ein weit über daö bisherige Maß hinaus>zchc»tcr Raum angewiesen wird. Die Eonsessionalität der Schulen, die ja auch jetzt schon Regel ist, wird »och weiter verschärft. Neue Volksschulen dürfen überhaupt nur »och auf confessioneUcr Grundlage ein gerichtet werde», unk selbst für die Schonung der bestehenden Siinultanfchulen seklt jede Sicherheit der Dauer. Bei dermalst von 60 Schulkindern in einer Schule anderer Eonfession muß, bei der Zahl von 30 kan» die Aufsichtsbehörde die Errichtung einer besonderen conscssioncllen Schule anordnen. Ein confessioneUcr Schulvorstand mit den wesentlichsten Rechten, dessen Borsitzender der OrtSschulinspector, also in der Regel ein Geistlicher ist, wird für jede einzelne consessionelle Schule, bezw. sür mehrere Schulen derselben Eonfession an einem Orte errichtet. Bei der Ausbildung der Lehrer, bei der Einführung neuer Lehr pläne und Lehrbücher für den Religionsunterricht, bei der Prüfung der Lehrer in Bezug auf die Befähigung zur Er- sheilung de« Religionsunterrichts ist den kirchlichen Behörden ein so weitgehendes Mitwirkung-recht eingcräumt, daß eS geradezu aus ein Recht der Bestätigung von Lehreranstellungen dinausiäuft. Der Satz: „Ist ein Einvernehmen mit der kirchlichen Oberbehörde nicht zu erzielen, so ist dem Lehrer da« LehramtSzeugniß mit Ausschluß der Befähigung sür den Religionsunterricht zu ertbcilen" heißt, namentlich bei Schulen mit einem einzigen Lehrer, die Anstellung des selben geradezu von der Zustimmung rer Kirche abhängig machen. Dazu kommen noch die bedeutenden Erleichterungen bezüglich der Errichtung von Privatschulen, in welchen den StaalSschulen, wie uns ausländische Erfahrungen zur Ge nüge belehren können, eine empfindliche Eoncurrcn; bereitet und der kirchlichen Erziehung der weitgehendste Spielraum gewährt werden kan». Es ist offenbar gegen den alten preußischen Grundsatz, daß die Schule eine Lrranstallung des Staates ist, niemals ein schwererer Schlag geführt worden. In manchen Bestimmungen über die äußeren Verhältnisse der Lehrer und der Schule enthält der Entwurf, meist in Ucbcr- einstiminung mit dem Goßler'sche», manches Gute; in jenen großen Principicnfragen aber, die ibni seine höbe politische Bedeutung verleiben, ist er ein bedauerliches Zugeständ- niß an eine Richtung, von der wir nicht glauben können, daß sie von der Mehrheit des preußischen BolkcS und seiner Vertretung gebilligt wirk. Es ist sebr bezeichnend, daß die Illtranionlanen in ihrer bekannten Unersättlichkeit selbst »ul diesen Zugeständnissen »och nicht recht zufrieden sind, oder sich wenigstens so stellen. Die „Germania" redet von eine», Gefühl der Enttäuschung in katholischen Kreisen, wenngleich auch sie anerkennen muß, daß bezüglich tcS Religionsunterrichts und der Durchführung der Confessionali- täl Manches besser im Vergleich zu dem bestehenden Zustand und dem Goßler'sche» Entwurf sei. Also auch mit diesem Gesetz wären die klerikalen Ansprüche noch lange nicht be friedigt ! Bei der deutschsreisinnigen Partei scheint cs allmälig zu dämmern. Die „Freisinnige Zeitung" schreibt: „Vom liberalen Standpuncl kann man das Urtbcil über die consessionelle und kirchliche Richtung des Entwurfs nur dahin zusaminensassen, daß in dein Grafen Zcdliv der selige Mühler wieder auscrstanden ist. Den Mübler'schcn Untcr- richtscntwittsen könnte man sogar ini Vergleich zu dem vorliegenden Entwurf vom liberalen Standpunkt au« noch als daö kleinere Ucbel den Vorzug geben. Damit ist der Standpunkt der freisinnigen Partei gegenüber dem Gesetz entwurf klar vorgezcichnet." Die konservativ« Presse hält mit ihrem Unheil »och sehr zurück. Wir könncu aber nicht glauben, daß, abgesehen von den Kreisen der „Krcuzzcitung", die konservative Partei sich dazu bergcben wird, in Geniein- schaft mit dem Eentruin diese Auslieferung der Schule an die Geistlichkeit, insbesondere an die ultramontanc, >»itzu- niachen. Bei dein ganzen Geist und Ebaraktcr, der den Gesetzentwurf erfüllt, sebr» wir auch wenig Wahrscheinlichkeit, daß eö gelingen könnte, daraus durch Umänderungen und Ausscheidungen etwas Brauch und Annehmbares zu machen. * Ein ungewöhnlicher Vorgang im preußischen Land tag war, daß nach dem Finanzniinisler der Eullnsininister Graf Zedlitz das Wort ergriff, um seinen Volksschul» gesctzentwurf noch vor der ersten Lesung zu „erläutern". Bisher geschah dies nur bei persönlicher Einbringung von Vorlagen. Dem Anschein nach hat die bereits laut gewordene Kritik deS Entwurf- drn Minister zu der Abweichung von dem sonstigen Gebrauch veranlaßt, um eine günstig-re Beurtbeilung seine« Werke« brrbeizusübren. Wir dezweffcln, daß ihm die- gelungen sei» wird. Gras Zedlitz stellte seinen Entwurf als „loyale Ausführung der Verfassung" bin. In- deß sehr Vieles und sebr Bedenkliches, was er enthält, fehlte in dem vorjährigen Entwurf, und dock wird die Regierung auch Liesen als einen Versuch loyaler Ausführung der Ver fassung betrachtet haben. Dieser Begriff kann doch wokl nicht in Folge des Eintritts deS Grafen Zedlitz in das Ministerium eine erheblich veränderte Bedeutung gewonnen haben. * Die „Germania" ändert bereits wieder ihre Taktik dem neuen BolkSsch ulgesetz gegenüber. Während sie eben noch von einem Gefühle der Enttäuschung sprach, giebt sie beute die Parole aus, man solle weder apodiktisch ab- sprechen, noch größere Hoffnung hegen! Daneben nörgelt sie weiter an Einzelheiten herum, »in zugleich erkennen zu lassen, daß man auch in Bezug auf die Schulaufsicht dem Staate noch Weitere- abzwacken möchte. Die Gunst des Augenblicks soll eben nach Kräften au-gcbeutct und mit dem 'lautlichen Einfluß auf die Schule, wenn möglich für immer, aufgeräumt werde». * Der StaatSsccrctair v. Boettichcr ist erkrankt, so daß er den Verhandlungen des deutschen HandclStagS nicht bei wohnen konnte, wie eS seine Absicht gewesen ist. * Wie die ,Föln. Ztg." hört, bat der preußische Justiz-Minister jüngst de» Gerichten gegenüber dic Noth- wcntigkcit hcrvorgebobe», vor Allem die Strasproccsse mit Vermeidung jeder Verzögerung zu Ende zu führen. Ferner bat der Iuttizminister die Staatsanwaltschaften angewiesen, dafür zu sorgen, daß die zuständigen Geistliche» von stras- gerichtlichen llntersuchungcn gegen Kinder im confirmationS- pftichtigcn Alter amtlich Kenntniß erhalten. * AuS Fulda wird uns geschrieben: Seit länger als 20 Iabren trägt unsere Stadt den Beiname» einer „Metro pole der katholischen Bewegung" und zwar keineswegs allein deshalb, weil hier der heilige BonisaciuS, der eigentliche Schutzpatron der ultramontancn Propaganda, begraben liegt. Hie, fand am >2. Oktober l>,7o die eigentliche Gründling der EentruinSpartci statt, und hier ballen die Bischöfe seit 1867 ihre Eouserenzcn ab, von denen diejenige des Iahrcs l 873 den passiven Widerstand gegen die kirchcnpolitische Gesetzgebung Preußen- organisirtc. Bereits l86'.» tanchle der vom Episkopat begünstigte Plan auf, in Fulda — welche Stadt die preußische Regierung dem Papste sogar einmal zum eventuellen „Astst" angeboten haben soll — eine specifisch katholische Uni versität zu errichte». Vieles Geld ist hierfür schon ge sammelt Worten, während die Verhältnisse in den siebziger Iabren und auch noch später an die Ausführung natürlich nickt denken ließen Run hören wir, daß man jetzt in den maßgebenden Kreisen den Zeitpunkt sür gckoininc» erachte, der Ausführung des ProjcclS in irgend einer Form wieder näher zu treten. DeSsallsige Erörterungen sollen bereits statt- gesunden haben; auch wird behauptet, daß weitere beträcht liche Geldmittel zur Verfügung gestellt seien. VoranSsichtlich wird sich die nächste BischosSeonsercnz »ul der Sache be schäftigen. * Bei der sortHesetzten Generaldebatte über dieHandclS- verträge im österreichischen ReichSrathe wies der Ab geordnete Ko» low Ski darauf hin. wie die loyale Haltung der preußischen Polen von der deutsche» Regierung anerkannt worden sei; umsomehr müßten die österreichische» Polen sür die Handelsverträge eintreten, bei denen das Vorbild deS Kaisers, welcher ein Leitstern in der Politik der Versöhnung und der Völkerliebe sei, sowie die Dankbarkeit der Polen in Betracht kämen. Der Redner polemisirte energisch gegen die russopbilcn Ausführungen Kramar's und Basaty's und hob her vor, er wolle als Pole über die Unterdrückung der Polen durch Rußland schweige», aber die Bcdrängung der Bulgaren durch den General KauldarS sei nicht geeignet, slawische Enmpathicn sür Rußland zu wecken. Würden solche Rete», wie Vasat» gehalten, in Rußland gehalten werden, so würde der Redner bald dahin befördert werde», von wo eS keine Rückkehr giebt. (Beifall.) Der Redner kündigte an, die Polen seien gegen den Vertrag mit Rumänien. Prinz Liechtenstein (gegen die Verträge» hofft, der Dreibund werde sortbeslebe», auch wenn die zweisclkafte Errungenschaft der Handels verträge wieder vergessen sei, er sei aus wirlbschastlicbe» und socialen Gründen gegen die Handelsverträge. — Im weiteren Verlause der Sitzung sprachen Fonrnier, Rosen stock, Bare nthcr sür, Bulat, Malfatti, Krumb- bolz gegen die Handelsverträge. Fonrnier erklärte, die Iungczechcn seien de» Delegationen fern geblieben aus Be sorgnis;, mit ibrc» Ansichten über den Dreibund nicht ernst genommen zu werden: sie entginge» aber einem gleichen Schick- ' ale auch im Abgeordnetenbansc nicht. Bulat sprach die Bc- Urchlnng aus, Dalmalieii werte seinen Weinbau ansgeben müssen und ein krankes Milglied deS Reiches werden. Acknliche Besorgnisse brachte Malfatti bezüglich Süd- Tirols vor und bemängelte gleichzeitig die Zollposition „rokc gezwirnte Seide" als Schädigung der slldtiroler Seiden zucht. * Infolge der schlechten Witterung-Verhältnisse wird der König der Belgier den Leichenseierlichkeiten sür den Herzog von Elarcnce nicht persönlich beiwohnen. * Dein „TempS" werden aus Bern Mittbcilungen über eine von deni BundeSrathe in der Angelegenbeit eine» Handels Vertrags an die französische Regierung gerichtete Note gemacht. Danach finde der BundcSralb die Forderung, die Schwei; möge Frankreich dieselben Zugeständnisse machen, welche sie Deutschland und Oesterreich Ungarn bewilligte, als eine zu weitgehende, denn diese beiden Slaalen hätten der Schweiz nmsangreiche Eoneciswnen ,m Gegensatz zu Frank reich, welches nicht« bewillige, gemacht. T>e Meldung des „Tenips" sagt weiter, die Role lasse gleichwohl bossc». daß ein Taristrieg vcrniiekcn bleiben würde, indem Frankreich Zeit gelassen werde, die Situation zu prüfen und den Minimallaris zu inodifieircn. * Ter Pariser Genieinderall) bewilligte sür die streikenden Ku scher der tz'ompitgnio uiInriiw lo oooKrc«. * Der Dcputirte Drcnsuü wird am Monlag an den Minister de« Auswärtigen Ri bot eine Anfrage über die Lage in Tanger und über die den Eominandantcn der sranzösischen Schiffe crtbeiltcn Instruktionen richte». * TaS Standgericht inneres verurtkciltc drei Anar- chistcnsührcr zum Tode. Die Königin begnadigte zwei davon; der dritte wird Monlag standrechtlich erschossen. * Vor dem Pvlizeigericht in Walsall in England er schiene» am Freitag, wie schon in einem Theil der Auflage der Mergenniiminer gemeldet, sechs Angeklagte, darunter cm Franzose Eailc« und der Schuhmacher Bartola aliiw Tcvganvff, unter der Beschuldigung des gesetzwidrigen Besitzes von Sprengstoffen Der Odcrconstablcr von Walsall beschrieb seinen Besuch im Socialistenclnb, woselbst er Bombenuivdellc vor fand, sowie in französischer Sprache angeserligle Anweisungen zur Anfertigung von Bomben, ferner ein Manifest in der Handschrift Eailc's, welche« zur Herstellung von Bomben und Dynamit bctuiss Umwälzung der Gesellschaft auffordert und Instructionen crtlici», um öffentliche Gebäude in die Lust zu sprengen. Der Staatsanwalt beantragte die Vertagung kr« Proccsscs, um die Polizei i» Stand zu setzen, sich über eine mit dieser Angelegenheit zusammenhängende, in England und dem Auslände weil verbreitete Verschwörung zu informiren. Die Verhandlung wurde vertagt. EincEautionSannahmc wurde vom Gericht verweigert * Die Londoner „Morning Post" erfährt, der bisherige Gesandte in Bukarest, Drummond Wolf, sei zum eng lischen Botschafter in Madrid anScrsche». * Der Tod des Herzogs von Elarcnce macht eS abermals offenbar, welchen »inigen Antbcil da« britische Volk an den Geschicken seines .Königshauses nimmt. Seit dein Tage, wo die Krankheit eine bedenkliche Wendung nahm. FcuiUetsn. Das geflügelte Rad. 12j Roman von Hermann Heinrich. N-cddrack »rrdotni. (Fortsetzung.) Ter Ingenieur horchte auf. „Herr Libauer? Kennen Sie ihn?" „Nicht ganz so gut wie Sir, aber so aus der Entfernung." „Wie ich? Woher soll ich Herrn Libauer kennen?" „Warum ? Weil er Sie geschickt hat, mich in seine Netze zu locken." Herr Wcrthbolz fuhr auf. „Gewiß und wahrhaftig, bei Allein, was mir heilig ist, ich kenne Herrn Libauer nur dem Namen nach." „Ruhig, Herr Wertbholz, rubig. Lügen Sie meinetwegen, aber bemeineiden Sie Ihre Lügen nicht! Sie kennen Herrn Libauer so genau wie ein Angestellter seinen Ehes." „Ich ein Angestellter des Herrn Libauer?" „Mit einem Worte, Herr Wcrtbbolz, ick selbst habe Sie da gesehen. Ick habe früher mit Herrn Libauer zu tbuii aebabt. Wenn man zur Dhürc binauSgedt, sieht man jenseit deS Gange» im Hintergründe zwischen den beiden Fenstern nach dem Hose ein Pult und an dem Pult einen jungen Mann, der Ihnen aufs Haar gleickt. Aus« Haar!" wieder holte Gustav, während er mit der Hand Herrn Wcrthholz über die kurzgesckorenen Haare fuhr. „Ja. das ändert die Lache", cntaegncte der Ingenieur langsam, aber vbne Verlegenheit. „Warum haben Sic mir taS nicht gleick gesagt?" „Nun, sagen Sic mir offen, wie denkt Libauer über meine Erfindung?" „Ich sehe, eS hilft nicht«. Ihnen etwa« zu versckweigen, Herr Rollmann Sie sind ein Schlauberger. Nun, so sollen Sie aber auch Alle« wissen." Unk er erzählte, was vor einigen Stunden im Bureau geschehen war, und wie sie alle fick da« Modell tarausbin angesehen hätten, ob nickt ein Zusaypatent zu beantragen sei „Und nichts gesunden?" „Bei Gott, nickt«! Dir Arbeit steht La, wie au« dem Haupte de« Zeus entsprungen " Gustav« Gesicht färbte eine freudige Rötbe. Er sckwceg einen Augenblick, um die freudige Wallung zu überwinden, und drückte seine Hände gegen die pochenden Schläfen. „Sagen Sic Herrn Libauer". sagte er dann, „daß ick da« Geschäft diesmal ganz allein zu macken gedenke, ganz allem, chnc zebe jrcmtc Beihülje."' „Ach was, Libauer!" cntaegncte der Ingenieur gering schätzig. „Lassen Sie Herrn Libauer au« dem Spiele!" „>Lie haben doch aber zugestanden, in seinem Aufträge ge kommen zu sein." „Und Sic glauben, daß ich seinen Auftrag auSzusühren die Absicht hatte?" „Was denn sonst?" Herr Wertbholz lachte laut. „Nehmen Sie eS mir nicht übel, Herr Rollmann, aber in geschäftlichen Dingen sind Sie ein Kind, und Libauer ist ein Pfuscher» so klug er zu sein glaubt." „In wie fern?" „Weil er sich einbildet, daß ich für ihn den Karpfen ans dem Teiche fischen werde. Der Narr!" „Sie täuschen mich nicht, Herr Werlhholz. Sparen Sie Ihre List!" „Was Täuschung, was List!" rief Herr Wcrthholz heftig. „Ich gebe Ihnen die Versicherung, daß ich die Wahrheit spreche, so wahr ich ein ehrlicher Mann bin!" „Die Versicherung wiegt nickt schwer", cntgcgncte Gustav kühl. „Hören Sie", fuhr der Ingenieur lebhaft fort „Obgleich ich ein Angestellter deS Herrn Libauer bin, habe ich innerlich it»n und seinem Geschäft doch stet« fern gestanden. Es fehlt seinen Unternehmungen der große Zug Er ist ei» Knicker, ein Ignorant, ein Maulwurf, mit einem Worte ein Pfuscker. Er will Sie, Herr Rollmann, mit seinem beschränkten Maß slab messen. Und der Mann will eine Erfindung verwenden, die berufen ist, sich die Erde zu erobern? Lächerlich!" Gustav wurde aufmerksam. Diesmal schien Herr Werlh holz wirklick die Wahrheit zu sagen. „Sie haben mir also einen andern Vorschlag zu machen?" „Ja — und ohne Umschweife, ich selbst will die Sache in die Hand nehmen." „Si: selbst?" „Ich selbst. Sie, Herr Rollmann, sind in einem ver- bängnißvollcn Irrtbum besangen, wenn Sie glauben, die Bcrwerlbung selbst durchsetzen zu können. Es fehlt Ihnen dazu dreierlei, erstens Geld, zweiten« Geld und nochmals Geld." „Ich will die Erfindung einfach an den Staat verkaufen", sagte Gustav. „Und glauben Sie, daß Ihnen die staatlichen Behörden deshalb inS Haus lausen werden? Nein, Herr Rollmann, die einschlägigen Kreise dafür zu inleressiren. den Widerspruch der maßgebenden Persönlickkrilen zu besiege«, einen günstigen Bcsckluß durchzusetzen, dazu gehört in erster Linie die Fädig keit, mit den Leuten zu verhandeln, Verbindungen auizusucken und au-zunutze», und hundert andere wichtige.Kleinigkeiten mehr. Da« können S«, nicht nllem machrn. .Sw würHro eine chinesische Mauer finden und sich an derselben den Kops cinrennen." „So schwer habe ich mir die Sache nicht vorgestellt." Der Ingenieur nickte. „Und Sie wären der Mann dazu, alle diese Schwierig keiten zu überwinden?" „Ich bin eS." „Wie alt sind Sie?" „Da« Alter thut nichts zur Sacke. Machten graue Haare klug, so wäre der Esel das weiseste Geschöpf; der wird gleich grau geboren." „Sie würden sich also zuerst einen Eapilalisteu suchen?" „Suchen? — Ich bin cs selbst. Ist Ihnen nicin Name so unbekannt? Mein Batcr war ein sehr berühmter Augen arzt. Er hat mir einige Hunderttausend hinterlassc». Die Sache würde sich zwischen uns sehr einsack gestalte». Ich übernehme alle Kosten und Mühen der Berwerthung, und der Gewinn wird getbeilt. Nun sprechen Sic!" Gustav sab einen Augenblick sinnend vor sich bi», dann sagte er: „Ich werde cs mir überlegen und Ihnen die Anl wort nackber geben." Das Gespräch lenkte sich nun auf glcickgiltigc Gegenstände, und auch das musikalische Talent des Winks kam zu seinem Recht. Er spielte auf sämmtlichen Instrumente», aber Gustav batte schon srüber bemerkt, daß eS imnier dieselben Stücke waren. Anck seine Eitate wiederholte» sich, wie sich seine Rede» wiederholt haben würden, wenn er genötbigt gewesen wäre, sie zu ballen. Gustav war von seinem Erstaunen über die Fähigkeiten des Wirlb« deshalb auch sebr zurück- gekominen. Nachdem die Flasche geleert war, bezahlte der Ingenieur und ging mit Gustav hinweg. An der Brücke, als er ihm die Hand reichte, sagte er: „Tie Antwort, Herr Rollmann?" Gustav sah ihn mit durchbohrenden Blicken an lind sagte: „Ich kann zu einem Menschen, der seinen Ekel kintergebt, wie Sie Herrn Libauer, kein Vertrauen fasten. Ick lebnc Ihr Anerbieten ab." Herr Wcrtbbolz wurde rotd vor Aerger „Nock Eins"! rief er. „Ick stelle Ihnen, so lange das Geschäft nock nickt« abwirst, ein bestiininIcS MonalSgckalt a»S meiner Tascke in Aussicht." „Nein!" sagte Gustav entschieden. „Sic sind rin — unüberlegter Mensch!" rief der Ingenieur. „Sie werde»'« bedauern! Nun gut! Meine Offerte bleibt selbstverständlich unter nnS" Gustav lächelte. „ES ist ja GeschästSgebeimniß." „Adieu! — Indessen, sollten Sie anderer Meinung werden, ick bin stet« sür Sie zu sprechen. Bitte, nehmen Sie meine Karle." Gustav steckte die Karle ew, und die Männer trennten sich. Voll Befriedigung sowohl über da- EKbörte als auch über sein Verhalte» ging Gustav seiner Wohnung zu. Die Wcrtbschätzung seiner Erfindung erhöhte sein Selbstbewußt- sein und die Zukunft sah er im rosige» Licht. Zu Hause angckommc», überlegte er, ob es nickt gut sein würde, sich ein Bureau zu niiclnen. Besticke dieser Art hatte er wobt öfters zu erwarten und die Kellerwohnung war entschieden ein ungeeignetes Empfangs und GeschäftSloeal. Die Gc scbäftSlcutc mußten ihn ja gleich um hundert Procent tiefer taxircn, wen» sie seine armselige Umgebung sahen Zugleich ent ran» er der lästigen Zcugenschast seincrPirau, die, wie er wobl bemerkte, ein sckarsc« Auge ans ihn hatte. Zufällig war in demselben Hause zwei Treppen koch eine kleine Wohnung leer. Er miclbcte sic und stattete sic so sckön und behaglich auS, wie er eö bei seinen neuen Freunden gesunden hatte Eine kleine Statue, da« Modell einer größeren, bereit« auSgefübrten Arbeit, da« ibni der Professor sür die Sitzung geschenkt batte, vollendete de» schönen Eindruck de« Ganzen. AIS er Trildcken von der Veränderung Mitlbeilnng machte, erbleichte sie und setzte sich vor Schwäche aus einen Stuhl. Sie hörte nickl aus die Gründe, die ihr Gustav mittheiltc, sic körte nur, daß er fick von ihr zu irenncn beabsichtigte. Und was das wieder kostete! Gustav sab wohl die Veränderung seiner Fra», aber er sah dann nur den weibischen Eigenwillen, den er unter allen Umständen zu nnlerdriicken sich vorgcnoinmc» batte. Kanin batte Gustav sein Bnrcan eingerichtet und seinen Namen mit goldener Schrift aus schwarzpolirtein Grunde draußen an der Thür angebracht, als eines Nachmittags ein eleganter Wagen vorsubr und Herr Libauer in höchsteigener Person demselben entstieg Er fragte »nie» im Keller nach Herrn Rollmann und stieg dann die zwei Treppe» zum Bureau hinauf. Gustav cnipsing ibn ,»it der vornehmen Nachlässigkeit, die er an Libauer selbst stutirt batte. Vom Fenster aus batte er Libauer ansstcigcn scbcn. Er war also ans sein Erscheinen vorbereitet. „Guten Tag, mein lieber Herr Rollinann", rief der der Patentanwalt mit bcrzlickcni Biederten. „Wie gebt eS Ihnen?" „Danke, Herr Libauer, zur Znsiicdcnbeit." Er schob ihm einen Stuhl bin und bat ibn, Platz zu nehmen. Libauer sab sick mit Kennerblicke» im Zimmer »in. „Wie schön, wie schön! Ick lebe, Herr Rollmann, Sie haben nicht nur Geist, Sie haben anck Geschmack " „Gefällt c« Ihnen?" fragte Gustav geschmeichelt. „Obne Frage Was ist das dort für eine Statue?" „Ein Geschenk von meinem Freunde, dem Professor Ferdinand Luchs" Libauer konnte cm leise« Erstaunen nicht unlcrdrücken, „Von dem Professor? Ei, sieh' da! Sie kennen chn?"
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