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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.01.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-01-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920118028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892011802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892011802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-01
- Tag1892-01-18
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Die befugte» Agenten haben fortan gewisse Bürg schäften zu stellen und ihre Geschäftsführung der behördlichen Aufsicht zu unterwerfen. Inwieweit uiiittilteibare Beschräiikungc» der Auswanderung eingeführt werden sollen, scheint »och nicht festzustehen. BorauSsichtlich wird man sich da an da- Vorbild der Schwei; anleknen, wo de» Agenten die Be förderung von Personen untersagt ist, welche wegen Alter«, skrankheil oder Gebrechtickkeil arbeitsunfähig sink, fall« nicht ihre ausreichende Bersorgung am BesliminungSort nachge- wiesen wirk, ferner von minderjährigen Personen ohne irr lanbniß ihrer Vormünder, von Personen, die »ach Bestreitung der Reisekosten ohne HilsSiiiiltel anlange» würde», von militairpflichtigcn Personen in verschärfter Form, endlich von Eltern, wenn sic unerzogene Kinder zurücklassen. Außerdem dürfte eine seil Jahresfrist eingehallenc Be stimmung, wonach die deutschen DainpfschiffsabrtS-Gesell- lchafle» deutsche Auswanderer auf Kosten fremder Staaten oder Unternehmer nicht befördern sollen, auf die Agenten ausgedehnt werden. Endlich ist die Schaffung einer eigenen ReichsamlS-Ablheilung für da- Auswanderungs- Wesen in Aussicht genommen. Ihre Aufgabe wird e« sei», die Durchführung des neuen Gesetzes zu überwachen und in Verbindung mit patriotischen AnsicdelungSgeseUschasten, wie solche bereits in Berlin, Leipzig und Chemnitz bestehen, eine positive Fürsorge für die Deutsche» Auswanderer zu beför dern, derart, daß sie in der Frcmdc wirklich aus günstige DaseinSbedingungen rechnen dürfen und dabei dem Deutschen Reiche oder doch mindestens dem Deulschihum erhalten bleiben. * Da- „Deutsche Coloniatbl." veröffentlicht die Rang liste der Officiere und Aerzte der kaiserlichen Schutz- lrnppe für Deulsch-Oftasrika. Hiernach ist die Stelle des CommanbeurS zur Zeit unbesetzt. Oberführer ist Wilhelm Schmidt. Ferner sind neu» Cvmpagniesllhrer, neunzehn Lieutenant-, ein Compagniesührer ü ia sniw (Ramsay), ein Oberarzt und neun Aerzle vorhanden. — Während daS in der Rangliste der Marine enthaltene Berzeichniß der Officiere der Schutztruppe den Commandenr v. Zclcwski, die Lieute nant« v. Ziyewitz und v. Pirch und den Arzt vr. Buschow al- in Ostasrika gefallen aufführt, bezeichnet sie ein neuer dings im „Coloniaibl." aufgcnommeneö Berzeichniß als ver mißt seit dem 17. August 189l. " Ueber den neuen preußischen VolkSschulgesetz- entwurs wird u»6 aus Berlin geschrieben: Wenn hier und dort in der Presse berichtet wird, daß der neueBolkS- schulgesetzentwurf selbst im StaatSininistcrium auf starke» Widerstand gestoßen sei, so können wir aus un- irügcrischen Quellen nur bestätigen, daß dies richtig ist. Wenn ferner in der Preffe erwähnt wird, daß zwei Minister dagegen gestimmt haben, so dürste man wohl nicht fcbt gebe», als den einen den Finanzminister llr. Miguel zu bezeichnen. Als dci zweite Minister, welcher diesem BolkSschulgesetzentwurf seine Zustimmung verweigerte, wird von einer Seile Herr von Bötticher bezeichnet, während die andere Seite auf Herrn Herrfurth hinweist. Die großen Zugeständnisse, welche in diesem Gesetzentwurf an den kirchlichen Einfluß gemacht sind, vor allen Dingen die sogenannte UnterrichlSsreiheit, haben weite Kreise unsere- Volkes aufs Tiefste verstimmt, die bis jetzt der Regierung ge folgt waren, aber jetzt offen ihr .,»»» zw^umu^' au« sprechen. Sollte dieser Entwurf wirklich Gesetz werden, so wird unsere innere politische Eonstellalion eine wesent liche Aeiireruiig erfahren; den» dann werden, wie uns von verschiedenen Seilen gemeldet wird, kie beide» liberalen Parteien sehr nabe aneinankerrücken, n>» Schulter an Schulter gegen den geineinsanie» Gegner zu kämpfen; trügen nicht alle Zeichen so ist sicher zu erwarten, daß auch in tcn conscroaliven protestantischen Wäblerkreisc» deutlich und bestimmt ausgcsprvchc» werden wird, daß dieser Gesctzenlwnrf mit de» weitesten Eonecssiolic» an den Klerikalismus uiiaiinchmhar sei. * Sehr lesenswerlh ist folgende Eorrespendenz der Münchener „A. Z" au- Berlin: In unserer Gcjelljchaft, so weit sie polilijch mildciikt, wird lebhaft über die Po lens rage Liscutirl. so lebhaft, daß iin Augenblicke jedes andere Interesse davor zurücklritt Sind wir dock, in der Aera der Poiendiiiers! Am Momag daS große Paleiidiner beim llulluSininister, am Dienstag die prüiilvolle Eidesteijiung de» Erz bischof» und danach Polenoejeuner bei bei» Itmier, am Mittwoch Diner zu Ehre» des Erzbiichoss bei Herr» van uaseieiekt! Alles i» Allen eine feierliche Begehung des geschlossene» Friedens, und wenn es ein rcchicr Friede >sl, bei dem wir Denljche nicht zu kurz loiiinien, soll cs »»S lieb sei». Der ttaiser Hai i» seiner Erwiderung auf die Ansprache und die Eidesleistung des Erzbischofs es schart kervorgehobe», daß er van ihn« erivarle, er werde „die Gegensätze verioblicii, welche bei »inder» eine» Landes keine Berechtigung baden", und nochmal«, er werde „den Geist der Eintracht unter den Bewohnern des Landes nähren und pflegen"; gewiß ein Zeichen, daß »ach Vieler Seile hi» die Gefahr liegt, welche die Anstellung in sich schließt, weil» Herr v Stablcwski die Gelöbnisie der Treue und de» Gehorsam-, die er so feierlich abgelegt hat, nicht in dem Sinne aussaß», wie Kaiser Wildelm und wie die Gesaiittittheit der tei Ischen Natt»», die nunmehr mit graßterSvailiiung dieEnuvickeluilg der Dinge i» Posen verfolgen wird. Ter Kaiser hat außerdem daraus hiiigewiesen, daß der neue Erzbischof zur Zeit, da er noch Herr v. Etablewski kurzweg ivar, Grundsätze verkündigt bat, die eine Gewähr für sein künftiges Perhallen dreien, und dal dazu ausdrücklich hcrvorgehvben. daß Herr von Siabiewekt von ihn,, dem Kaiser, dem Papste zur Berufung aus de» erzbischöflichen Stuhl vorgeschiagcn worden jei. Ein abermaiiaer Beweis dafür, daß Herr v. Llablewski in Anerkennung seiner Thorner Siede zum Erzbiichos erhoben worden ist, wie die« auch vom Reichskanzler in seiner bekannten Barillusrede scstgeslellt wurde. Gewiß ein« kaiser lich« Belohnung! Ader eine Belohnung doch nur für eine Rede, d. h. für eine Kundgebung in Worten. denen die Tbaien noch zu folgen haben. Man hofft in unsern hohen amtliche» Kreisen bestimmt, daß das kaiserliche Berirauen nicht getänschl werde» wird; aber die Pole» müßte» nicht Menschen von Fleisch und Blut und nationaler Leidenschaft sein, wenn sie im Gefühl der größeren Macht, die sie nunmehr in Händen haben, den Lersuch nicht machten, diese Macht zu ibrem Bonheil, wie sie ihn verstehen, z» nützen. Ta wird e« allerdings am Erzbiichos sein, „in besonderem Maße Weisheit und Treu» z» bethätigen". Aber die Sache hat »och ihre andere Seile. Das den Polen gewahrte kaiserliche Wohlwollen, das durch da- neue Schulgesetz noch i» erheblichem Maße gesteigert wird, ist unbedenklich nur unter einer Borauesetzung, daß nämlich die deutsche Bevölkerung in Posen und Wcslpreußcn sich ihrer nationalen Pflichten in höherem Grade bewußt zeigt, als es bisher der Fall war. Di« Deutschen in unseren haibpolnjschen Provinzen haben bisher eine wahrhaft klägliche Wehr losigkeit dem Andringen des PolenlhumS gegenüber bewiesen. Weder die Aiisicdeluiigscominission. noch die staatliche Hilfe, die den deutsche» Bolksschullehrer» zu Theü wurde, »och die deutsche Ein- wanderung haben irgend weiche erhebliche Fortschritte deutscher Sprache und deutscher Cultur gezeitigt. In den Städten vermag das deulsche Element den ihm gebührenden Vorrang »ichi z» behaupte», und diese Gebiete, a» welche sich die Eri»»er>i»g der ruhmvollsten Zejl des Deutschen Orden» lunpiie, zeige» beule ei» Bild nattvnaler Iwpoienz, dos jeden Deuiiche», der ans diese Tinge Werst, le t, mit Bedauern erfüllt. Die Erhebung des Herrn von Siablewski ziun Erzbischof und das den Polen so lorder- liche Schulgeietz sollle «in Weck- »nd Malmrnf u» alle Deulichen der Provinz sei», jich zusammeiizulhu» und zujai»>iie»z»siehc» zur Aus- rechlcrhattung dessen, was ihnen noch geblieben ist, und zu nativ- naler Weiierarbeil, wie es die veraittivartuugsvolle Stellung ver lang!. aus der sie stehen. Pioniere müssen zah »»d Han und arbeit sam sein, sonst gehen sie zu Grunde. Nur wer sich selbst zu oer- lheidige» vermag, verdient auch selbstständig z» iein, n»d die deutsche Naiiou wird daher von der heutige» Generation der Deulsche» in Posen und Westpreußen Rechenschaft verlangen darüber, wie si, auch bei so jay wechlelnde» Regierungsaussaliungen dieses deulsche Land erhalle» und verlheidigt habe». Der Eid de» Erzbischofs, das Verlrauen des Kaisers, die thalkrästige Treue der Deulichen de» Landes sollen Bürgen sein für eine Zukunst, in die wir uicht ohne Bange» hiiinbcrbline». * Die sogenannte Siebener Commission. welche zur Um- gestalt«».; des preußische» höhere» Schulwesens de rnfen ivorvc», wird nun im künsiigcn Monat ihre Thäligkcit wieder ausnebnien, um ihre Arbeiten hintereinander r»m Ab schluß zu dringen. E« heißt »ach wie vor, dem Landtag werde in einer Deiikschrist Miliheilung über die Tbäligkeii gerade dieser Eoiiimisjsvil gegeben werden. Im Weseiillichen bleibt der Commission nur »och ein Gutachten über Vor bildung lind Stellung der Lehrer ahzngebc», * Au» Fulda wird uns geschrieben: E« erscheint be merkenswert b, daß neuerdings seitens der höhere» Geistlich teil, »ainciillich der bischöfliche» Generalvieariate, dnrch entsprechende Erlasse an tcn Cnral Klerus zu rcgere» Saiiim- iungen für de» „PcterSpseimig" ausgesorter« wird, offen bar genügen die Summc», welche derzeit aus Deutschland nach Rom gelangen, der vatikanischen Eassenverwaltnng nicht mehr! Man kommt dabei aus kie Methode zurück, welche 1860 „nach der Vergewaltigung des Papstes durch die Pieinon- tesen" aiigcweiidct wurde »nd naliirgemäß ei» reiches Er- gebniß lieferte. Icke katholische Familie soll allwöchentlich einen Pfennig für den heiligen Vater schenken, welche sehr gtriiigsügig ausscbcndc Leistung vornehmlich in den Schulen als eine äußerst iiothwentiae und dabei verdienstliche hinzu- stetlen bleibt. Da die Nickel- und Silberslücke gar vieler wohlhabender Katholiken, die wegen Armnth oder „Indiffe- renti-mu-" ausfallenden Kupfermünzen wohl paralhsiren dürsten, to erhellt die Möglichfeit, bei dieser Organisation leicht alljährlich eine Million Mark und mehr zusammen zu bringen. Daran denkt man freilich nicht, daß i» DcuischlMid selbst mit diesem Gelte mancher harten Noch abgehotse» werden konnte. * Der Landtag des Herzoglhumü Brannschweig ist auf den 23. d. M. cinbcrusen. * * * Größlcö Aussehen verursacht in Kopenhagen der vom Mariiicmiuistcr publicirte neue Bericht über die Mjßs,ä»de in der Eecofsicicrschule. Noch deutlicher als die frühere durch den Selbstmord des Eadetlen LiinonsenS vcraniaßte umfassende Pubttcation zeigt diestr Bericht die Berechtigung aller Klagen und läßt erkennen, welchen Mißhandlungen die jungen Eadetteu von älteren unterworsen gewesen. Der Minister spricht seine scharfe Mißbilligung über das Ver halten des Evinmandem- Carslciisen'S, de- Vorstehers der Schule, ans, und erklärt im Gegensätze zu verschiedenen Bläue, »litlheilungen, »ach denen Earstcnsen freiwillig kemissioiiirt bällc, daß kiese« erst geschah, als der Minister ihm die Nvlbwentigkeii der Demission milgclheill habe. * Zur Ebarakierislik der norwegischen Siimmung gegen Schwede» liegen wieder einige bemerkenowerihe Symptome vor. In seinem jüngste» Werk „Menschen und Thiere" hatte der bekannte Romanschristslcllcr. Bürgermeister von Stavanger, Alerandcr Kjclland die Errichtung einer Tortcnskjold- latue in Ehristiania verlangt, dieselbe sollte den Degen gegen Oste» zücke» und de» „feigen Hunden" von Schweden also den Weg aus Norwegen bcrauSwcise» In der „Göte borg Hantelsiitiling" anlworicl der schwedische Dichter A st Baatl» mit ciiieni längeren Gedicht, da« die hinter dem Ose» dichtende Tapferkeit Kjelland's verspottet und an die Tbaien Karl's XII erinnert. Natürlich kann auch Herr Björnsljernc Björns»» nicht fehlen; das Neueste ist, daß er ii» Pariser „TciupS" die skandinavische UnionSsragc in seinem Sinne behandelt, außer der Dnnaslie und dem Vertheidiguiigsivstclu nichts mit Schweden gemeinsam haben will, ln dem Bündniß init dein letzteren für Norwegen übrigens keinerlei Deckung gegen Rußland sindet und daneben mit Bezug aus das Letztere die „dcutsch- sreiinklichen Demonstrationen" König Oslar'S II. als wenig angemessen tenuncirt. Damit auch von schwedischer Seile die raditalc Opposition rn Worte komme, >m»g erwähnt ioerdeii, daß i„ der Stockholmer Zeitschrift „Sverige" der democratische Publicist unk Depulirle A. Hcdin einen Artikel- enklns mit bämischcii Angriffen aus die allerdings wcchselvolle Laufbahn des DviiasliebegründcrS Karl'S XIV. Johann jBerna dotte) veröffentlicht Hai; natürlich drucken ihn die norwegischen OpposilionSvrgaiie bceiscrt nach, Alle« das Symptome, welche auch außerhalb Skandinaviens A»s»icrksan>kcit verdienen könnten * DaS Londoner amllichc Blatt veröffentlicht die Er nennung Drum mond-Wolss's zuin B o t s ch a f t e r in Madrid. * An de» Eardiiial-Erzl'ischos von Paris ist ein Schreiben des päpstliche» Staatssccrelariats adgcgangcn, in welchem der Papst kie Pflichten darlcgt, di« den französischen Katboliken augesichl« der gegenwärtige» inneren Lage Frank reich« obliegen Der heil. Vater richtet an die Katholiken die Mahnung, daß sie sich jeder heftige» politischen Polemik, welche geeignet wäre, Erregung hervorzuniseii, enthalten möge», »nd fordert sic auf, sich zum Schutze ihrer religiösen Reckte und Interesse» entschlossen auf den verfassungsmäßigen Bode» zu stelle». Der Eardinal-Erzdischos vo» Paris ist dcanflragt, da« päpstliche Schreibe» den bcrvvrragendsten Persönlichkeiten der katholischen Partei zur Kenntinß zu bringen. Ob eine Veröffent lichung dieser Kuiidgebung erfolgen wird, ist bisher noch nicht hekaunt Zugleich empschle der Papst dem Klerus Ruhe und Annahme der gegenwärtigen Institutionen, uni den Katholiken die Theilnahine am StaatSlcbe» zu ermögliche». — Deo Weiteren wird berichtet, daß der Papst sich von dem Tode des EardinalS Mann ing um so tiefer berührt zeige, als der verstorbene Kirckensürst vom heiligen Vater i» allen Fragen vo» Bedeutung zu Ralbe gezogen wurde, so daß Eardinal Manning unter allen ausländische» Eardinälen unzweiselhast der einflußreichste war. Die soeialpolitische und dcmokralischc Richtung, welche die letzte Phase de« PonNsicalS Feuilletsn. Das gesiiigelte Uad. 13s Roman von Hermann Heinrich. «Uichdrlick »erboten. (Fortsetzung.) Die Gesellschaft konnte sich eine« Lächeln« nicht erwehren. Der Doctor aber nahm da- Wort und sagte: „Dieses Portrait redet eine sehr deutliche Sprache. Eine meisterhafte Technik, eine geistige Leere ohne Gleiche» — kann es einen traurigere» Gegensatz geben ? Sehen Sie diese- eng anschließende Sammctkleid mit dem seidenen Flcttcr! Der Maler scheint c« als seine Ausgabe betrachtet zu haben, Sammet und Seide auf die Leinewand zu zaubern, stnd im Gegensatz da;» dieses Gesicht! Wie ein Künstler, der nicht für das tägliche Brvd malt, seine Kraft an ein solches Ge sicht verschwenden kau», begreife ich nicht. Der pikante Aus truck muß de» geistige» Gebälk, die Sinnlichkeit die Schönheit »rsctzen. Die alten Künstler haben durch di« geringsten Mittel das Höchste auSgcdrückt, einige moderne scheinen ihren Stolz darin zu suche», mit dem Aufgebot aller künstlerischen Mittel so wenig al- möglich zu sagen." So durchwanderten sie die Säle, von des DoctorS Unter haltung geleitet und erfreut. Nacktem sic sodann im AuS- stellung-park dein angespaiinlen Geist Ruhe gegönnt und sich körperlich und geistig erquickt hatten, stiegen sie die Stufen zum Zeustenipcl hinaus. Die Besichtigung de« darin auf gestellten Pergamon-PanoraniaS versprach einen besonderen Genuß; batte doch der Doctor selbst aus seinen Reisen die alte Stätte dnrchwankert und bei der Herstellung des Kunst werk« den auSsührenden Künstlern mit gutem Rath zur Seite gestanden Sein Ansehen in Künstlerkreisen war um so größer, je anspruchsloser er austrat und je einfacher und natürlicher die Liebenswürdigkeit war, die er Jedem entgegenbrachte. Kaum waren sie in da« Panorama eingctreten, al- Professor Ferdinand LnchS dem Doctor freudig cntaegentrat und ihn herzlich begrüßte. I>r. Kemnitz machte den Professor mit seiner Gesellschaft bekannt, und dieser stellte seine an wesenden Freund« vor: „Herr Rollmann, Herr Seidel, Herr Zimmermann." Und nun wandte man sich dem Gemälde zu, da- in einem großen Halbkreise den weiten Raum a»-süllte. Einen be zaubernden Anblick gewährte da- auf einem Berge und seinen lorbeergeschmückten Abhängen mit der Fülle seiner Tempel und Billen sich erhebende Pergamon. Die Re- c»nstr»ctiou der alten Stadt wa» wunderbar gelungen. Der Zuschauer fühlte sich in eine andere Welt versetzt, und eine feierlich webmüthigc Stimmung beschlich ihn im An scheinen dieser in den Stürmen der Jahrtausende niiter- gcgangentn Herrlichkeit. Der Doctor schwieg. Er wollte den Gesanimteindruck nicht stören; diese- Kunstwerk mußte durch sich selbst sprechen. Eine gleiche Siimmung batte sich aller Zuschauer bemächtigt. Obgleich der Zuschaucrraum dickt gekrängt besetzt war, herrschte ring-um eine feierliche Stille. Nur ein Flüstern hörte man hin und wieder. Jetzt bat Amalie den Doctor um Aufklärung über einige Gegenstände de- Gemälde-, »nd eine leise Unterhaltung ent spann sich zwischen den Beiden, die eben deshalb dein Beob achter so intim erscheine» mochte, weil sie mit halber Stimme geführt wurde Die heitere Kunstwelt, welche auf dem Pano rama zur Erscheinung kam, warf einen verklärenden Schein aus des Doctor« Gesicht, und von idealer Freude leuchteten seine Alige», al- er sich zu der schönen Fran herniederneigte und ihr seine Bemerkungen zuflüsterte. Dorncr stand hinter ihnen. Neid und Eifersucht erfüllten sei» Herz und trieben ihm fiebernd das Blut durch die Adern. Er hätte den Doctor am Rockkragen fassen und die breiten Treppen znm Tempel hinnnterwer^en mögen. Jetzt mußte er sich »och bezwingen, aber wenn erst da- unabänderliche „Ja" gesprochen war, wenn er erst Macht gewonnen batte über diese Fra», unumschränkte Macht, dann sollte ihm dieser schöngeistige Schwätzer keinen Fuß mehr über die Schwelle setzen Die Launen, die er bei der Braut ertragen, ja deiien er schmcicheln mußte, er wollte sie bei der Frau mit Stumpf und Stiel ausrolten. Diese innere Erregung Dorner'S war aus- Höchst« ge stiegen, als sich Amalie plötzlich ihre» Bräutigams enlsann Sie wandte sich um, faßte mit großer Herzlichkeit seine Hand und zog ihn näher. „O William, wie schön, wie schön!" Dorner drängte sich an ihre Seite und war fest «nt- scklosscii, diesen Platz nicht mehr zu verlassen. Die A»-- sührung diese- Vorsatze- wurde ihm um so leichter, als der Doctor jetzt von Prosesior LuckiS in Anspruch genommen wurde, der ihn in ein Gespräch über die Verbindung der plastischen Darstellung mit der Malerei verwickelte. Nach der Besichtigung beschloß dir Gesellschaft, zusammen zu bleiben und noch rin Stündchen in gemüthlicher Plauderei zuzubringe». Dorner schlug vor. die Ostrria zu besuchen Da Amalie aber im Freien zu bleiben wünschte, so nabm man vor einem jener Restaurant- Platz, welche die Bögen der Stadtbahn besetzt hatten. Den prächtigen ZcuStempcl vor Augen, den cgyptischen Tempel zur linken und die rauschenden Wasser mit dem Gedränge de« geputzten Volke« zur rechten Hand, sah man die entfernteste Vergangenheit mit der fröhlichen Gegenwart verknüpft. Amalie und Gustav saßen sich gegenüber. Wer hätte e« gedacht, daß er der „Gnädigen" »och einmal so aegenüber- sitzen würde. Er tbat indeß, al« ob er die Dame beute zum ersten Male sehe, wahrend Amalie vergeblich darüber nach- dachle, wo sie diesen Mann, aber in etwa« anderer Verfassung, schon einmal gesehen batte. „Welcher Gedanke zieht durch Ihr Gemllth, meine Gnädigste?" fragte nach einiger Zeit der Professor, „denn daß eS ein Gedanke ganz besonderer Art ist, daS sagt mir Ihr sinnendes Auge." Amalie wandte ihr Gesicht vom Zeustcmpcl, de» sie lange betrachtet batte, dem Professor zu, und lächelnd antwortete sic: „Sie sind ein scharfer Beobachter, Her» Professor;' Schillers Gedicht an die Götter Griechenland« war es, da« mir durch den Sin» ging, während ick», de» Tempel dort vor Augen, an die Schönheit der griechischen Well dachte." Sie sann einen Augenblick nach und citirtc dann: „Ja, da euer Woiiiiedienst noch glänzte, Wie ganz anders, ander« war es da, Als »in» eure Tempel noch bekränzte, Venus Amathusia!" „Sehr treffend!" bemerkten die Herren. „Ich kann den einseitigen Standpunkt", fubr Amalie fort, „den der jugendliche Schiller in diesem Gedickte eiiininimt, nicht tbeilcn, aber wenn man so unmittelbar von der Schön heit de« claisischen Attrrtbuni- berührt worden ist, wie wir jetzt eben, sindet das eigene Gefühl in den Worten de« Dichters einen schönen und erhebenden Ausdruck." „Und man kann in der Bewunderung für die Kunstwerke der Alten", fiel der Professor ein, „kaum zu weit geben Was anch die Gegenwart Neues schaffe» wöge, niemals werde» wir uns von den griechischen Vorbildern zu weit entferne» dürfen, wenn wir nicht der Unnatur unv Abgeschmacktheit verfallen wollen." „Sehen Sie die Relief- dort an der Freitreppe de« Tem pel-, Eopien der pergamenischen Kunstwerke!" ries der Doctor. „An ihren Trümmern sitzen dir Forsche, und lernen Weisheit, und die Künstler erstaunen über den Reichthum an Formen und Ideen!" In Dorner hatte sich schon längst der Geist de« Wider spruch- geregt. Jetzt ergriff er da- Wort, und in seiner Stimme konnte er die Gereiztheit kaum unterdrücken. „Ich kann die ausschließliche Bewunderung für dir Kunst der Alten nicht tbeilen", rief er. „Mit Recht darf man de» Wundern der alten Welt diejenigen der neuen entgegensetzen Sehen Sie den Zug, der soeben über die Ctadtbahnboae» braust, betrachten Sie diese« Werk, die Stattbahn selbst! Welch' eine Summe von Fleiß, Arbeit und Geist repräsen« tircn diese Werke! Auch darin liegt eine Größe, welche der Kunst der Alten nicht nur nicht »achsteht, sondern sie über- triffl. Ich bin weit davon entfernt, die Knnst geringschätzig zu behandeln, aber diese Tempel in der Nähe der Stadl- babnböaen, bereuten sie in unserer Zeit nicht eine» Anachro nismus? Unsere Zeit gehört den Technikern und Erfindern. Die Erde umspannen sie mit einem Netze von Schiene», und wie im Fluge führen sie die Erzeugnisse der Erde, Mensche» und Thiere nach de» entferntesten Gegenden Ueber die Ström« spannen sie die riesigen Brücken, das Räderwerk der Fabriken gehorcht ihrem Wink, und über ganze Städte werfen sie den Glanz de« elektrischen Lichts. Gewiß, jenes Wort de« alten Sophokles: „Vieles Gewaltige lebt, doch nicht« ist gewaltiger als der Mensch" hat niemals eine größere Be recktigung gehabt al« in der Gegenwart. Wir habe» alle Ursache, uns über diese Fortschritte zu freuen und jenes sentimentale Gefühl über den Untergang der alten Herrlich keit au« unseren Kreise» zu verbannen." Bereitwillig ging die Gesellschaft auf dieses Thema ein. „Die Fortschritte der Technik", sagte der Doctor. „sind in der Tbat staunenswerlb, auch wenn man von den Uebertreibunge» Ihrer Darstellung abstebt, Herr Dorner Indessen bandelt c« sich hier nickt um die Frage, was der Cultur einen größere» Werth verleihe, ob Kunst oder Technik, sonder» einfach »m die Würdigung der .Kunst an sich. Der Beifall, welchen wir der Kunst zollen, kann für die Technik keine Herabsetzung enthalten, ebenso wenig wie ein schöner Mensch sich nickt dnrch die Bemerkung beleidigt fühlen kann, daß Dieser oder Jener auch rin schöner Mensch ist." „Und wenn ich genöthigt würde, mich für daS Eine oder da« Andere zu entscheiden, so würde ich dennoch der Kunst den Vorzug geben", ries der Professor. „Fragen wir, was diese- oder jene- Volk groß gemacht hat, so werden nicht i» erster Linie die Entdecker und Erfinder genannt, ebenso wenig wie dir Krieg-Helden, von denen sonst die Geschichte so viel erzählt, sondern die Dichter nennt man, die Künstler und Philosophen Die Griechen sind auch ohne Eisenbahnen und Brückenbauten, ohne die Wunder der ,n»lernen Technik berühmt geworden, und sie werden es bleibe», so lange die Erde steht." „Und wa« ist es. das der Kunst diese- Uebergewicht ver leiht?" fragte Amalie. Zu Aller Ueberraschung ergriff jetzt Gustav, der bisher schweigend, aber mit großer Ausmeiksamkcit zugebört batte, da- Wort. „Ich habe mir maiichnial die Stadtbabnbögen angesehen, wie sie die Straße» duichschneiden. DaS ist gewiß praktisch »nd nützlich, aber schön ist e- nickt" „Da- Nützliche und Schone", rief der Doctor, „ja, da ist i» der That der alte Gegensatz, der auch hier zur Erschei nung kommt. Der Nutzen der Kunst ist allerdings nicht so
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