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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.01.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-01-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920119014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892011901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892011901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-01
- Tag1892-01-19
- Monat1892-01
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Januar 1892. Der Nector der Universität. I)r. LipsiuS. em bis Uitolaigymnaltum. Anmeldungen sür die Ostrrauftiavmc nehme ich am SO , 21 und 22. Januar Vormittags von ' ,N bis '/,! Uhr in meinem Dienstzimmer (KönigSslraße 30, part.) eiilgcge». Gleich de, der Anmeldung erbitte ich mir eine Geburtsurkunde, den Jmpischein und die letzt» Schulcrnsur. Die diesjährige Lslerceasur ist spatesten« distzum 23 April nachzuliesern. Die Bar-rüfung für Lepta findet Lai,»abend. den 12. Mär;. Vormittags von 8 Ubr ab statt, die Alifiiäyiiieprüsung sür die übrigen Eiaffen Mautag. den 2». April, ebeviall« von 8 Uhr ab. Leipzig, 4. Jaauar 1892. Pros. 0r. Otto Kaemmel, Rector. vermittliung. In den nachgenannten, der Siadigemcinde gehörigen Grund- stücken sind solgend« Mieihräumc gegen viertel- bez. halbjährige Kündigung anderweit zu veriniethen: 1) Markt Nr. 1 — Natbhaiis — Berkaussgrwölbe Nr. 5. S) Markt Nr. t — Nathhans — Beikaussgewüib« Nr. 30. 3) Naschmartt Nr. 4 — Altes Bürsengedäude — Verkaufs, gewölbe Nr. 2 mit Niederlagsraum. Salzgähchen Nr. 2 die l. Etage. Netchsstiaszr Nr. t ein Hausstand. Neichsftraße Nr. 1 eine geräumige Wohnung in der 3. Etage. 7) Magazingaffe Nr. 27 ein Berkaussgewölbe mit 2 Nieder- laqsräumen 8) Magazingaffe Nr. 27 eine Nein» Wohnung in der 2. Etage. Si Winduiühlenstraffe Nr. 7 eine geräumig« Wohnung in der 2. Etage. 10) MarschaUstrasze Nr. » - Keurrwehxdepat - inLei-stg- Nendniy die iu der 3. Etage liols gelegene, neu vorgerichtete Wohnung. 11) Marschallstratze Nr. 2 — Keurrwehrdepot — tnLeipzig- Neudnitz die in der 4. Etage nach dem Hose gelegene Wohnung. '2) Zweinanndarsrr Ttrasze Nr. 1 — vormal. Nathhans — in Lcipzig-Aiiger-Trotteudarf eine in der 2. Etage gelegene Wohnung. 13) Schulftrafzr Nr. 11 — Alte Schule — in Leipzig-Thon- berg eine im Parterre gelegene, besonders sür einen Tischler oder Glaser paffende Werkstatt mit Lagerplatz 14) Grmrindeomtsstratze Nr. « in Leipztg-Lindrnau eine Wohnung im Parterre links zu MederlagSzwccken. 1b) Kurze Straffe Nr. 12 in Leipzig-Plagwttz — ehcmal. Nathhans — eine in der 3. Elage gelegene, aus 1 Salon, 4 zweifenstrigen und 3 einfensrrigen «luden und Küche be stehende Wohnung nebst Zubehör. 18) Hauptstraße Nr «« in Lcipzig-Sleinzschscher — Alte Schule — eine kleine Wohnung in der 1. Etage. Die Mieihräume unter I, 2, 3, 5, 6, 8 und S sind vom 1. April d. I. ab und die übrigen sofort zu vermielhen. Mieihgesuche werden aus dem Raihhauje, 1. Etage, Zimmer Nr. 8, eutgegengenommen. Leipzig, den 7. Januar 1892. Der Rath »er Stahl Leipzig. I» 46OH91. vr. Georgi. Lrumbiegel. Ltkanntmachung. Nachdem wir den beiden städtischen Forslreviervenvaltern, den Herren Throöor Hugo Schönherr und Hrrrman» Otto Tiel.e, den Amtstitel „Oberförster" verliehen haben, wird solche« hiermit zur öffentliche» kenntniß gebracht. Leipzig, den 18. Januar 189S. Trr Nath der Stadt Leipzig, vr. Tröndlin. Größe!. Holi-Äuctlon. Freitag, den 22. Januar d. Js.. sollen von Vormittag» 9 Uhr an im sogenannten verschlossenen Holze aus dem Mitlelwaldschlagc in Abld. 32», d, e und :t3u, b des Burgaurr Forstreviere« IN der Nahe de« nencn Tchutzenhauses 18:1 starte Abrannihausen und 175 starke Langhaufen unter den öffentlich aurhängenden Bedingungen und gegen die übliche Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend verkauft werden. Zusammrnknnft: aus dem Schlage in Adth. 32», d, e. Leipzig, am 13. Januar 1892. Dr» Naths Aorstdeputattan. Bekanntmachung. Am heutigen Tage ist Frau Anna Auguste Hartig, Turnerstraß» 8, III., wohnhaft, al« Hebamme für den Ltodtbezft'k! Leipzig mit der Maßgabe verpflichtet worden, daß sie obne unsere l ausdrückljche Erlaubnis; an« dein Stadttheile, in welchem sie jetzt ihre Wohnung Hai, nicht in eine» anderen Stadilheil verziehe» darf. I Leipzig, den 9. Januar 1892. Ter Nath der Stadt Leipzig. VM. 131. vr. Tröndlin. Diebstahls-Bekanntmachung. Gestohlen wurde laut bler erstatteter Anzeige: 1) 12 Stück vanarienhähne und st Stück Canarien- wribchen, — 2 der Vogel tragen unter dem rechten Flügel die Bezeichnung „stiml" in blauer Stempelfarbe — am 26. Dec. v. I. 2) eine goldene Tamen-tLylindrruhr mit schwarzen Stahl zeigern und geriester Rückseite, am l. d. M.; 3) eine goldene Damen-tzsyIindrr-Neinontoir-Uhr mit ge riester Rückseile und der Fabriknuminer 1385, mit breiter Tatmt- kette mit Quaste, in einem gelbpolirlcn Holz-Vtnt mit blauem Sammelausjchlag, während des vorigen Monats; 4) eine silberne Ncniontoirnhr mit Gehäuse-Nr. 6280 und anhängender kurzer Nickrlkettc mit schwarzem Stein am 10. d. M 5) ein Wintrrüdrrzichcr von olivsardigem glatten Stoff mit schwarzem Sammelkragen, verbeckier Batterie, brauncarririem, wollenem Schoß- und roihcm buillgestreisien Aermelsuticr, sowie Stoffhenkel mit der Firma .,8ettt»»I»iieix" am 12. d. M.: 6) ein Wintrrüberziehrr, ziemlich neu, von grünem glatten Stoff, mit grün- und gelbcarrirtem Futter, schwarzem Sammet kragen, Krttchenhenkel und einer »leide Hornknöpse am 10. d. M 7) ein Ballen von grauer Leinwand, signirt „kl. unck 8. 777' 17 ku schwer, enihaliend rin Stück writze Leinwand und et« Stück grünen Trillich, am9. d M; 8) » Sack stierste, » 85 üx schwer, signirt: ,F. Knpp Lrkurt", vom 5. bis 8. d. M.; 9) eine ftahlgraue Ulmrr Tagge, mit weißer Brust, weißen Pfoten und einem Bißffcck an der rrchien Rückseite, am 9. d. M.: 10) ein Kanaueiiosrn, ichinied,eisern (logen. Hund), mit drei Beinen und Aschekasten, Anfang d. M.; 11) eine silberne Anke»-Neniontoiruhr lCavoneti) mit Sekunde und kranzariiger Gravirung, am 16. d. M.: 12) rin brauner Wintermantrl mit 2 Reihen schwarzer Hornknöpse, grauem, rolh- und blaue irrirlein Futter, sog-n. Riegel im Rücken und mit einem Kelichenhenkel, sowie ein dunkelgrün e«rrirtes Jacket mit 2 Reihen schwarzer Hornknöpse, vom 10. bis 16. d. M : 13) 25-27 Kilo Nindsteisch. vom 2. bi« 4 d M.; 14) ein Schl«strr-Sperrzeug, au» einem Bund Hauplichlüffeln (ca. 30 Stücks und ca. 30—40 Stück Sperrhoken bestehend, vom 21. bi- 22. Tecember v. I. Etwaige Wahrnehmungen über die gestohlenen Gegenstände oder über den Tbäler sind ungesäumt bei unserer Lriminal-Abtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, den 18. Januar 1892 D— G*ItiLt«»t der «««dt Leipzig Br«tsch»«td»r. zabl >>e Erstatteter Anzeige zufolge ist das am 14 Februar 1883 für Johanne Marie Schulze, geboren am 15. Februar 1859 zu Tiefen, sce, hieramts ausgestellte Dienstbuch Anfang des Jahres 1890 abhanden gekommen, was behus« Verhütung von Mißbrauch hicrinst bekannt gemacht wird. Das Buch ist im Ausfindungssalle an uns abzugeben. Leipzig, den 15. Januar 1892. Las Polizriamt der Stadt Leipzig. IV. 284. Brrtschneider. Adr. Der Kernpunkt der inneren Lage. Alle Wahrnehmungen treffen darin zusammen, daß dir Stärke der CentrumSpartei unsere innere Lage beherrscht Wir haben lange Zeit hindurch große Anstrengungen ge macht, uns von diesem Einfluß frei )u machen, wir haben den sogenannten Culturkampf durchffekämpft, es ist aber nicht möglich gewesen, die Macht der kirchenpolitischen Partei »u erschüttern, geschweige denn fie zu brechen. Schritt für Schritt sind alle Gesetze rückgängig gemacht worden, welche den Zweck hatten, die Centrumspartei von ihrer Höhe herab lustürzen und die politische Entwickelung von kirchlichen Ein lüssen srcizubalten. Von allen Culturkampszesetzen sind nur noch übrig da« preußische ScbulaussichtSgesetz, das Gesetz über die Civileke, da- Gesetz gegen die Jesuiten und das Gesetz legen den Mißbrauch der Kanzel sür politische Zwecke. Da« ist unendlich wenig, und der Entwurf deS preußischen Volks schulgeseyeS bedeutet einen neuen Versuch, das Machtgebiel der Kirche zu erweitern. Der confcssionelle Friede ist ein erhabener Begriff, aber dieser Friede ist nur mit so schweren Opfern zu erringen, daß der Kamps den Vorzug verdient. Die schwere Schädigung, welche wir in unserer politischen Entwickelung erleiden, hat darin ihren Grund, daß die CentrumSpartei die kirch lichen und die politischen Gesichtspunkte mit einander ver mischt, und daß die protestantische Orthodoxie ihr darin Vorschub leistet. Die Kirchenfrage ist nicht sowohl eine religiöse Frage al« eine Machtsrage, und die Kirche gebraucht die ihr beiwohnende Macht, um die staatlichen Interessen in Abhängigkeit von ihr zu bringen. Preußen ist ein pro testantischer Staat, besten König zugleich oberster Bischof, also das kirchliche Oberhaupt der protestantischen Staatsbürger ist, in diesem Verhältniß ist aber durch die Vereinigung mit dem Königreich Hannover eine wesentliche Veränderung ein getreten. Auch vorher gab es katholische Landesthrile. wie die Provinzen Posen und Westfalen, auch Westpreußen und Ober schlesicn weisen viele katholische Einwohner auf und vorzug- weise die Rbeinprovinz, aber das Wclscnlbum brachte ein ganz neue« Element in die kirchenpolitische Bewegung, Vesten Bedeutung sogar die Provinzen Posen und Westpreußen mit ibren polnischen Uebcrlieserungen in Schatten stellte. Auch dir Gründung de« Deutschen Reiche« hat einen gropen Zuwachs der katholischen Bevölkerung in die Volksvertretung gebracht, in» besondere sollen Bayern und Elsaß-Lotdringen in dieser Be ziebung in« Gewicht. So ist allmälig der paritätische Stand punct der maßgebende im Deutschen Reiche wie in Preußen geworden, aber mir in der Theorie, denn praktisch bat die tardolischc Kirche jetzt längst die Oberband über die protestantische Kirche in Deutschland gewonnen, weil sie neben den kirchlichen und zwar in erster Linie die politischen Interessen in den Bereich ihrer Tbäliakeit gezogen hat. Aus protestantischer Seite hält nur die Orthodoxie mit ihr gleichen Schritt, obne aber die öffentliche Meinung für sich in haben Dir orthodoxen Protestanten haben ihre» allem»-«» Rückhalt in der Kieuzzeilungparlei. diese hat volle« Verständnis; sür die Vereinigung der kirchlichen mit den politischen Jurercffen, im Uedriaen ist der Protestantismus tolerant und koSinopolttisck', sein Wesen ist die freie Entwickelung de« menschliche» Geistes unter dein fördernden Einstuß der Rächstcnliebe, welche er als die christliche Cartinaltiigend betrachtet. Zwischen zwei so grundsätzlich verschiedenen religiösen Slantpuiiclen, wie sie die protestantische und die kalbolischc Kirche einnclnien, ist ein Ausgleich unmöglich, und teSbald bal sich iui Lause der Jahrhunderte »ach schweren Kämpfen die Zweckmäßigkeit des friedlichen NebeneinankerlebenS der beite» Conscssionc» hcrausgcstclll. Die Voraussetzung ist aber, daß von keiner Seile dieses friedliche Einvernehmen gestört wird. In Preußen batte sich ei» Zustand entwickelt, welcher freilich seine Bedenken kalte, der aber so lange baltdar war, als nicht große politische Bewegungen die Ziehung der Schlußfolgerungen au« den bestehenden Verhältnissen be dingten Vor 50 Jabren batte die Ausstellung de« heilige» Rocks in Trier die Gründung einer neuen ReligionSgesell- schast, der Deutsch-Kalboliken, zur Folge, ii» Jahre 1870 erhob sich die öffentliche Meinung gegen die Verkündung de« Dogmas rer päpstlichen Unfehlbarkeit durch die Gründung der altkatbolischen Kirche. Beide Bewegungen waren iirspiüng stch religiöser Natur, ihren politischen Charakter erhielten sie erst durch den von katholischer Seite dagegen geübten Widerstand. Heule sind der Deutsch- und der Alt-KatholicisinuS über wundciic Zwischenfälle, die politische Macht der katholischen Kirche bat den vollen Sieg errungen über dogmatische Be denke», Deiiksrcibeit wird von dieser Seite überhaupt nicht gewährt, das kirchliche Oberhaupt im Einverständniß mit der herrsä ende» Partei beschließt, und die Gemcinde gehorcht, das bildet dir Richtschnur Im Jahre 1870 war die Mehr der deutsche» Bischöfe anderer Meinung al« PiuS IX., leistete» Widerstand gegen die Verkündung des Dogma« der Unfehlbarkeit, das lioncil batte die Mehrheit sür sich, und die Minderheit unterwarf sich, ein Beweis dafür, daß eS sich dabei nicht um Glauben und persönliche Ueder zeug»,ig der Beschließenden, sondern lediglich um die Geltend machung der bestehenden Macht bandelte. Das Papstihuin ist aus den, Kampfe um die neue Lehre von der Unfelstbarkeif deS Oberhaupt« der katholischen Kirche als Sieger hervor gegangen, und Leo XIII. hat größere politische Macht, als sie irgend einer seiner Vorgänger, insbesondere PiuS IX. jemals besessen hat. Die innere Politik Deutschland« und Preußens ist wesent lich vom Papstlhum abhängig. Die Ausstellung deS Zoll tarise« im Jahre 1879 wäre nicht möglich gewesen ohne die Zustimmung der CentrumSpartei, die mil>la;rischcn Maß regeln zur Entfaltung der vollen Widerstandskraft Deutsch lands gegen seine Feinde bedurften der Genehmigung der Mehrheit der Volksvertretung, die Handelsverträge mtt bester reich Ungarn und Italien konnten nicht zu Stande kommen, wenn die CentrumSpartei nickt dafür gestimmt hätte, das Gleiche gilt von der Steuerreform und der Landgemcindcordnung in Preußen. Jetzt kommt der Gesetzentwurf sür die Volksschule dazu, und es ist nicht unmöglich, daß dieser Entwurf unter Beihilfe der CentrumSpartei zum Gesetz erhoben werden wird. Diese Handlung wird sich aber nicht ohne den lebhaften Widerstand aller aus einen gesunden und ge mäßigten Fortschritt bedachten Elemente der Bevölkerung vollziehen, und ein vorwiegend protestanlischcr und deutscher Volksstamm wie der sächsische kann dabei nicht glcichgiltig bleiben, wenn in; größten deulschcn Staate ein Volksschulgesetz ertasten wird, welche« den Organen der katholischen Kirche einen viel zu weit gebenden Einfluß auf die geistige A»S bildung de« deutsche» Volkes überweist. Thatsächliche Ver bältiiiste lasten sich nicht durch Worte beseitigen und große politische Grundfragen wie die Wehrfrage und die wirth schastjicke Frage, können nur durch dir bestehenden Partei- Verhältnisse entschieden werden, aber eS giebt eine Grenze, an welcher die Rücksicht auf die politische Zweckmäßigkeit Halt machen muß. ES handelt sich um die Heranwachsende Generation de« dentschen Volkes im größten deutschen Bundesstaat, und diese kann nicht von politischen Zwecken abhängig gemacht werden, sie muß vielmehr Selbst zweck sein und bleiben. Es war ein verbängnißvoller schritt, als die preußische Regierung sich »m des kirch lichen Friedens willen gur Aushebung de« Gesetze- über die Vorbildung der katbolifchen Geistlichen entschloß, die geistige Zukunft de« deutschen Volkes darf aber nicht nach gleichen Rücksichten bestimmt werden. Auch ein solcher Eingriff in die naturgemäße Entwickelung muß seine Wirkung verfehlen, aber Verwirrung und Schaden wird er in vollem Maße schaffen, deSdalb wollen wir hoffen, daß der Gesetzentwurf über die preußischen Volksschulen Entwurf bleiben und nicht zum Gesetz erhoben wird. Leipzig, 19. Januar. * Die Präsidien dr« preußischen Herrenhauses und des Abgeordnetenhauses wurden gestern Mittag l Uhr vom Kaiser in besonderer Audienz empfangen. Da Herr v. Köller noch durch Krankheit von Berlin fern gehalten ist, waren nur die beiden Vicepräsibenten de- Abgeordnetenhauses Freiherr von Her rem an und von Benda erschienen. Der Kaiser sab sehr Wohl auS, erkundigte sich theilnahmSvoll nach dem Befinden de- Präsidenten von Köller und gab seiner Be> sriedigung darüber Ausdruck, daß derselbe in wenigen Tagen wieder im Stande sein würde, die Leitung der Geschälte zu übernehmen. DeS Weiteren bemerkte der Monarch, daß >a die wichtigsten Vorlagen dem Abgeordnrtenhause bereits zugegangen seien. Er habe da« Vertrauen, daß auch die«mal die parlamentarischen Arbeiten eifrig gefördert und dir Er gebniffr dem Vaterland« zum Segen gereichen würden. Der Kaiser reichte zum Abschiede jedem der Herren huldvoll dir Hand. Die Audienz währt« etwa fünf Minuten. * Gegenüber den durch die Presse laufenden Nachrichten über Unruhen in Usambara und in der Umgebung von Tanga «heilt die Ausführungs-Commission des Deatfchen Antisclaverei - EomitS« mit, daß nach einem am ll. d. M. ringelausenen Bericht vr. Baomann's dem selben eine erhebliche Bedeutung nicht briznmeffen s«n dürfte. Vr. va»»«», schreibt darüber wünltch: Nachrichten au« meinem Forschungsgebiet lauten günstig, die klein»' W ad igo - Asfaire ist gänzlich ohne Einfluß aus mein' Expedilion.- * Den Berliner „Politischen Nachrichten" zufolge wird durä' eine» Gesetzentwurf wegen Abänderung de« Straf- gesctzbuchs das Zuhältcrtbum an sich unter Straf» gestellt, ebenso das Herstellen und Festhalten unzüchtiger Druckschriften und Darstellungen. Für Zuhälter, Raufbolde und Messerhelden isl eine «lrafverschärjuug durch hartes Lager und schmale Kost vorgesehen. * Auf sreiconservativer Seite verhält man sich dem Entwurf des preußischen SchulgeseyeS gegenüber noch sehr reservirt; die „Post" bringt vorläufig nur einige kurz» Bemerkungen, iu denen der Widerspruch gegen die .llntcr- richlSfreiheit" inbeß immerhin markirt wird. Da« genannte Blatt schreibt: Wenn neben der Erhaltung des Bestehenden innerhalb der Schranke» de« Bersaffungsrechis die Ausgestaltung de» letzteren al« der leitende Gedanke des Entwurfs bezeichnet wurde, so wird man bezüglich der Auslegung der BersasjungSjätze, sowie darüber, ob der Entwurf sich überall an das Bestehende anschlteßt, im Ein, zclnen von der Austastung de« Hern» CulluSminislerS al» weichen können. Grundsätzlich wird doch daran festzi» batten sein, das; das Bestehende nur soweil bei einer end- gilligen gejetzttiven Regelung zu erhalten sein wird, wie es noch lebensfähig und zweäiuäßig ist, und daß auch, lallSein Berfasjungsgeseh mit den Rnckiichirn de» «genieiiiwoiüs )>ch aiS nicht vereinbar erweiien Wille, »ich« Leij.n AuSge,iatti»ig, sondern seine Aenderuiig die Aufgabe des Gesetzgeber» ist. Naiüilich dcvmgt die dem Bersasjungsrechl gebührende Achiung, daß nicht um untergeord netcr ZlvecliiiaittgkellSbedenken willen davon abgewiche» wird; würde aber auf Grund nuuniebr mehr als vierzigiahriger Lrsahrung in dem einen oder ander» Satze der Versagung eine eniste Gefahr für die gedeihliche Eiilwickettiug Misere« BvlkSichulwesenS zu erblicken sein, so wäre eS Recht wie Mich! des Geietzgeders, nicht vor einer Aenderuiig desselben zurückzuschrecken. Auch gegenüber dem Ber- sassungsrecht gilt für Alle, welche an der Gesetzgebung milzuwirken haben, der Satz »ulun reipublicuv iwprvina Ivr. Unter diejem Ge- stchlspuiicle wird der Entwurf »»besangen und unparteiisch zu prüfen und nach dem Ergebniß der Prüsung das Bedcnllichc zu bejettigen, das Gute aber mtt Gesetzeskraft auszusialten sein. In ähnlicher Weise gicbl die „Schl es. Ztg." ihren Standpuncl zu erkennen, indem sie Folgendes schreibt: Ai» wenigsten können wir uns mit den Bestimmungen de- neuen Enlwurss über die Bedingungen sür die Eröffnung von Privat- schule» befreunden Die bisherige LiScrelionajre Befugniß der Re- icrung zur Entscheidung der Bevürsnißsrage ist fallen gelassen. Statt dessen ist rtiir Reihe objeeliver Merkmoie und Bebinguogen ausgeitelll, bet deren Zutresfc» die Genehmigung zur Eröffnung der betreffenden Schule regierungsseitig nicht versagt werden kann. So must die sittliche, ivftjeuschaslliche und technisch« Befähigung der Privatlehrer und die Eonsormilät der Lehrpläne mtt denro der öffentlichen Schulen »achgewiesen sein. Wenn wir auch die Hiera» gelnüpslen weitgehenden Befürchtungen der liberalen Presse nicht theilc» und nicht glaube», das, sich nun das Land mit einem Netze »amenttich laiholischcr ttircheiischuleii bedecken, dost dann freie Ghmnasien und freie Universitäten werde» gefordert und sur alle diese Anstalten späler staatliche Beiträge werden verlangt werde», so hatten doch auch wir es iür möglich, dost der Fortsall jeder discrelionaire» Regicrungsbesngnlst aui diejem Gebiete unter gewisse» Umstanden, namentlich zu Zeiten consejstoncUen Haders, Lesjen Wiederkehr niemals auSgcjchloffen ist. die gedeihliche Ent wickelung des Jugcnvunlerrichts aus LaS Schwerste jchädrgen und der Regierung selbst äußerst unbequem werden könnte. Jeder Patriot, der mit Berständnjß die emjchlägigen Verhältnisse z. B. unseres gesegneten RhemlhalS aus eigener Anschauung kennen gelernt hat, wird Bedenken tragen, der Regierung die hier i» Rede stehende discrelionaire Gewalt zu verkümmern. In den unzähligen, in diesem Gebiete vorhandene» Privaipcnjiouc», gegen deren sittliche Tendenz wir übrigens nichts sagen wolle», werden die Zöglinge vielfach doch in einem Geiste erzogen, welcher weit davon entfernt ist, der Ent wickelung des preustsichen Etaatsgedanken« in den jugendlichen Ge- wuchern förderlich zu sein. * Als „bloS eine historische ReminiScen»" setzt das ossicicUe Organ deS socialdemokratischeu Partel- vorstandeS seinen Lesern Folgendes vor: „Bor jetzt ziemlich genau 100 Jahren wurde auch rin berühmte« MvrdinsEument erjunben. und weil es so rajch, so sicher und so glatt lobten sollte, priesen es die Zeitgenossen als «ine ,Phil anthropische" Erfindung. Die Erfindung bewährte sich allerdings auch vortrefflich — sie lödtete rasch, sicher und glatt — sie tödtete, tödtete — und Mancher, der die „pdiionchropiiche" Mordmaschine bejubelte, ist von ihr rasch, sicher und glatt gctüdtet worden. Wen» aber ihr Name genannt wird, dann steigen grausig« Bilder des chreckenS auf. Sie heißt Guillotine." „Vor jetzt ziemlich genau lOO Jabren" — da« war ja wohj zur Zeit der von de» Socialrevolutionairen so hoch gefeierten „großen" Revolution?! Es will uns. so bemerkt die „Rordtculschc Allgemeine Zeitung", bedünicn, daß die Anbriiistung solcher „historischen RcminiSccnzrn" seitens deS „Vorwärts" etwa- — unvorsichtig isl. * In der Sitzung deS oster reich ischen Abgeordneten hauses am Sonnabend hielt der HandelSministcr Marquis von Bacquchein eine hvchbedeutsame Rete. Von Beginn seiner Rede an wußte Marquis von Bacquehem die Auf merksamkeit de- Hause« zu fesseln, und er verstand die seltene Kunst, die Abgeordneten zu zwingen, durch zwei Stunden seinen Ausführungen mit immer wachsendem Interesse zu lauschen. Es war ein spröder Stoff, welche» der Handel-minister zu beherrschen hatte, und jeden rednerischen Ausputz verschmähend, hielt sich Marquis v. Bacquehem streng an die Weisung: rvm, non verda ciieerv. In dieser Sachlichkeit lag aber die Stärke seiner Au-sührungen und die Quelle ihrer großen Wirkung. Dicht gedrängt umstanden die Abgeordneten von allen Seiten die linke Hälfte der Ministerbank, um keines der Worte de« Ministers zu verlieren, und der sympathische Eindruck, den schon der erste Theil seiner Auseinandersetzungen hcrvorries, die beifällige Bewegung, die sich im größten Tbcile de- Hause« kundgab, der Rapport, der sich zwilchen Redner und Hörern entwickelte, wirkte sichtlich aus die Stimmung dr- Erfterrn ein und lieb dem Bortragr Schwung und Eindringlichkeit. Leb haften Beifall fand die geistvolle Polemik gegen die Jungczechen, mil dem größten Interesse folgte man den Darlegungen über die Weinzöllc, welche der Handel-minister von einem ganz anderen Gesicht-puncte beleuchtete, al- eS Gras Falkrnhayn am Donners tag zu thun versucht yatte, und die beifälligste Zustimmung fand die gelungene Abfertigung, welche Marqui- v. Bacquehem dem Prmzen Liechtenstein n, Theil werden ließ. Und al« der Ha»d«ls»t»B»r »» Schlug« ferner Red« «it wenige».
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