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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.10.1891
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-10-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911017027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891101702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891101702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-10
- Tag1891-10-17
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Man wird sich erinnern, daß tic letzte deutsche Reichsanleihe 48 Mal gezeichnet wurde. Dieser Vergleich zeigt bereits, daß die Wertschätzung der russischen Freundschaft und die Taxirung der ökonomischen Lage Rußlands auch in Frankreich einen starken Rückschlag erfahren hat. Der Erfolg ist weit hinter den Erwarlungcn des russischen FinanzininisterS und der französischen Einissionshäuser zurückgeblieben, obgleich bis in die letzten Tage alle »nr denkbaren Mittel der Reclanic und der Anreizung deS PnblicumS angewandt worden sind. Daß die von deutscher Seite geltend gemachten Bedenken auch außerhalb als berechtigt angesehen wurden, zeigt die außerordentlich schwache Bctbeiligung deS reiche» England, des capitalkrästigen Holland. Und von der Zeichnung der Anleihe bis zur Abnalnne, bis zur wirk lichen Unterbringung ist trotz der 7 fl«fachen Zeichnung doch nock, ein weiter Schritt, da in unterrichteten Kreisen kein Zweifel darüber herrscht, daß nicht nur direcle Agenten des Herrn WischnegradSki, sondern auch sdie Emissionshäuser ganz bedeutende <Lummen zum Schein gezeichnet haben, lediglich um der Welt einen Erfolg vorzugaukeln. Wieviel Geld die Anleihe lhatsächlich den Bussen schaffen wird und welche Provisionen dafür gezahlt werden, wirb sich zunächst noch der öffentlichen Kenntniß entziehen. Den Franzosen gönnen wir aber neidlos das finanzpolitische Bündniß mit unserem östlichen Nachbar und wünschen aufrichtig, daß sic ohne Concurrenz anderer Nationen sich auch in Zukunft allein der Aufgabe unterziehen, den russischen Ercdit zu stützen. An die Mitglieder des Bundesraths sind heute die ersten Einzeletats zum RcichShausbalt für 1892/93 vertbcilt worden. Es sind allerdings die minder wichtigen Posten, bei denen eine Beanstandung in keiner Richtung zu erwarten ist. Aber in früheren Fahren ist der Eingang der ersten Theile deS Budgets später crfolat, der Bundesrath hat also, auch wenn die Hauplctats — Äiilitsir und Marine — ihm erst in vierzehn Tagen zugeben sollten, nock immer hin reichend Zeit, vor dem to. November die EtatSberathung zum Abschluß zu bringen, so daß nichts im Wege stebt, die Sitzungen des Reichstags um diese Zeit wieder aufzunebmc». Fm Bureau des Reichstags wird dies auch für wahrscheinlich gehalten. Der Abgeordnete Harmening hat durch sein Auftreten in dcni-„Berein für Bodenbesitzreform" im freisinnigen Lager einen Sturm der Entrüstung gegen sich entfesselt. Allerdings muß zugegeben werten, daß die Verstaatlichung des gesammtcn städtischen und ländlichen Grundbesitzes, die Aufhebung deS Privateigcnthums an Grund und Boten sich mit dem Pro gramm keiner bürgerlichen Partei verträgt. Herr Harmening macht hier lediglich eine socialtemokratischc Forderung geltend. Aber dieser Fall beweist doch wieder die Ricktigkeit des Satzes von der freisinnigen Vorfrnckt der Socialdemokratie. Wer hat denn die Größe und Bedeutung des Herrn Harmening entdeckt, wenn nicht die „Freisinnigen" und Herr Engen Richter? Lediglich eine grob verletzende und beleidigende Schrift gegen den Herzog von Eodurg-Gotha machte cS den „Freisinnigen" wünschenswcrtb, diesen jungen Advo- caten rum Reichstags - Mitglied zu befördern, und so wurde ihm inr Frühjahr 1890 ein Mandat von den „Frei sinnigen" verschafft. Wie wir hören, soll Herr Harmening sofort nach Wiebcrzusammcntrilt des Reichstags aus der „freisinnigen" Fractivn ausgeschlossen werden. Es ist ziemlich wahrscheinlich, daß er in kürzester Zeit bei den Socialdemv kraicn landet; fraglich ist nur noch, ob er noch den Umweg über die „VolkSpartci" macht, oder es vorzieht, erst noch einige Zeit „wild" zu bleiben. Da der Herr in seiner Weise sckr ehrgeizig ist, muß er sich jedenfalls formell einer der bestehenden Fractioncn aiischließen, wenigstens sobald wieder Neuwahlen in Aussicht sind, da er sonst schwerlich wieder in den Reichstag käme und der Verlust des Mandats dem so strebsamen Herrn doch gar zu schmerzlich wäre. Wir gönnen ibn dem „Freisinn" wie den Socialdemokraten, den» er hat verwandtschaftliche Züge von Beiden — halb Knörcke, halb Stadthagcn! Leipzig, 17. Oktober. * Fn der am 15. d. M. unter dem Vorsitz deS Vice- Präsidcnten deS Staatsministeriums, StaalSsecretairS des Innern I)r. von Boetlicher abgebaltenen Plenarsitzung deS BundcSratbeS wurden mehrere Vorlagen, hierunter der Antrag, betreffend die Einführung eines neuen Papiers für die bei der Invalidität«- und Altersversicherung zu ver wendende Ouittungskartc, den zuständigen Ausschüssen zur Vorberathung überwiesen. Durch kaiserlichen Erlaß bat die Neubildung der Ausschüsse für das Landlxcr und die Festungen und für daS Seewesen stattgcsunden. Tie Neubildung der übrigen Ausschüsse fand durch ÄcclamationSwabl statt. * Der General-Adjutant deS Sultans, Freiberr von der Gol tz-Pasch a. befindet sich, wie der „Münch. Allg. Ztg." anS Berlin geschrieben wirb, nickt nur zuni Urlaub, sondern gleichzeitig in osficiellcr Mission deS Sultans in Deutschland. Er war von dein Kaiser zum Empfange nach dem Fagd- schlossc Romintcn besohlen worden, wo er seine Sendung »n Austrage des Sultans ausrichtete. Danach erscheint wohl, meint daS Münchener Blatt, auch die Konstantinopeler Mel dung glaubhaft, daß der Kaiser ein Telegramm an den Sultan richtete, das diesen in hohem Grade befriedigte und erfreut«. * Die Meldungen, daß bei verschiedenen Regimentern Proben auf die praktische Durchführbarkeit der zweijähr igen Dienstzeit gemacht würden, sind jetzt dahin richtig gestellt worden, daß in einzelnen Regimentern je ein Bataillon so formirt wird, daß cS zur Halste auS Mannschaften deS Fahrgangs 1890, zur anderen Hälfte aus den demnächst ein- zustellendcn Necruten bestehen wird, während die beiden anderen Bataillone in der bisherigen Weise aus Mannschaften aller drei Fahrgänge zusammengesetzt werden. Um voreiligen Schlüssen vorzubcugen, darf daran erinnert werden, daß bereits am 2. März d. I. im „Militairwockenblatt" Vorschläge für eine andere Eintheilnng der Ausbildungsperivdcn bei der Infanterie und den Fagern erschienen, die auf die Ein führung einer zweijährigen Dicnslperiode an Stelle der ein jährigen hinansliefen. Mit der Forderung der zweijährigen Dienstzeit hatten sic nichts gemein, vielmehr wurde anshruck- lich betont, daß die dreijährige Dienstzeit grundsätzlich sort- bcstehen solle. * Die „Berliner Politischen Nachrichten" bemerken Fol gendes: „Der Fall Thomas-Manchö könnte, obwohl die Bewerbung des Ersteren um den Eommerzicnrathtitel erfolglos blieb, den Anschein erwecken, als ob auf die Ver leihung dieses Titels ein Subaltcrnbeamtcr des Geheimen Eivilcabinets überhaupt cinwirken könnte. Die Er nennung zum Eommerzienralh rcssvrtirt vom Ministerium für Handel und Gewerbe. Ter Vorschlag erfolgt auf Grund mehrseitiger eingehender Berichterstattung über die Persönlichkeit und die Verhältnisse des Eandidatcn sowie über dessen Verdienste um das Gemeinwohl. Unter den rin- gegangcnen Gutachten wird wobl der meiste Werth auf daS der Reichsbank gelegt. Und in ganz seltenen AuSnahmc- fällen ist von dem Gutachten abgewichen. Weil dieses die finanzielle Lage und die geschäftliche Solidität des in Rede Stehenden berührt, liegt in der Ernennung zum Eom- mcrzienratb nicht nur eine Ehre, sondern sie bringt auch ge schäftliche Vortkcile mit sich. Letzterer Umstand trägt mit dazu bei, den Titel so begehrcnüwerth zu machen. Wenn hieraus erhellt, daß Herr Mcmckü auch bei dem besten Willen nicht in der Lage war, den Wunsch auf Erlangung de- Com- merzicnrathtitels zu verwirklichen, so ist ferner klar, daß Herr Thomas von den Schleppern gröblich an der Nase berumgesührt ist. Fn diesem Schlepperthum und seiner Ein wirkung auf die Leute, welche nicht alle werden, liegt ohne Zweifel eines der bedenklichsten der in dem Proceß enthüllten Momente." * Bezüglich des deutsch-österreichischen und italie nisch-deutschen Handelsvertrages führen die „Ham burger Nachrichten" aus: Der Artikel ll des Frankfurter Friedens aewäyre Frankreich Mcislbcgünstigungörcchte für alle mit England, Belgien, den Niederlanden, der Schweiz, Oesterreich und Rußland abzuschließenden Handelsverträge. Die österreichisch-ungarischen Weine bildeten jedoch den de denkendsten Ausfuhrartikel nach Deutschland; die italienischen Weine bildeten andererseits den Sckwerpunet der deutschen Regierungsverhandlungen, weil damit auch die Eoncurrcnz der französischen Weine für die deutsche Weinproduction bc günstigt würbe. Der Ausschluß der BegünstigungSclauscl erscheine ausgeschlossen; deshalb seien die Befürchtungen der betreffenden Kreise keineswegs zu unterschätzen. * Die „Nat.-Lib. Eorr." bemerkt zu dem Ergcbniß der sächsischen Landtagswahlen sehr richtig: „Wenn die Socialdcmokratcn bei den sächsischen Landtagswahlen im Vergleich zu ihrer Slimmenzahl immerhin noch vcrhältniß- mäßig wenige Mandate zu erobern vermochten, so ist dies der Tbatsache zu verdanken, daß in den meisten Fällen die bürgerlichen Parteien, insbesondere die Eonservativcn und Nationalliberalcn, fest zusammenstandcn. DaS ist überhaupt die einzige Rettung vor der Socialdcmokratie, wie immer von Neuem wiederholt werden muß. Die einigen „Ord- nungspartcien" werden ihrer immer noch Meister, aber leider sind sie gar zu oft nicht einig." * Die deutsche Kriegsflotte zählte im September 77 Fahrzeuge mit 185 370 Donnen Wasserverdrängung und mit Maschinen von insgesammt 189 590 Pfcrdekrästcn. Es sind vorhanden 12 Panzerschiffe, 16 Panzerfahrzeuge, 4 Kreuzer sregatten, 10 Krcuzcrcorvetten, 5 Kreuzer, 5 Kanonenboote, 8 Avisos, l 1 Schulschiffe und 8 Fahrzeuge zu andern Zwecken. An Osficieren zählt die Marine: 5 Vice-Admirale, 3 Eontre- Admiralc und 574 Flagaenossicierc, Eapitainlicutenants und Lieutenants, sowie 40 Officiere der beiden Secbataillone; außerdem 92 Ingenieure, 98 Äerzte, 26 Torpcdoofficicre, 72 Zahlmeister und 37 Techniker. Hierzu treten 649 Unter- ofsicierc, 160 Eadettcn, 14 l Musiker, 11 922 Matrosen und 600 Schiffsjungen rc., also im Ganzen 16 150 Mann. * Fe länger die Erörterung der Fmmunität der Reichstagsabgeordneten wahrend der Vertagung dauert, um so deutlicher vollzieht sich ein gewisser Umschwung in der Beurtheilnng der Frage. Allgemein einig ist man beute Wohl darin, daß der höchst mißliche Zustand, in welchem sich die Sache befindet, durch eine bloße Er klärung des Reichstags, auch wenn der Bundesrath sich mit derselben einverstanden zeigen sollte, nicht befriedigend zu beseitigen ist. Von diesen: AuSkunstsmittcl, welches dem Reichstage in seiner lctztjährigen Verhandlung Uber die Frage vom StaatSsecrctair v. Boetlicher naheaclegt wurde, kann fortan nicht mebr die Rete sein; Abhilfe ist nur auf dem Wege der Gesetzgebung zu schaffen. Aber während es im letzten Winter nahezu als selbstverständlich galt, daß eine gesetzliche Regelung lediglich die Ansicht deS Reichstages, wonach eine Vertagung die Fmmunität der Abgeordneten nicht unterbreche, zu bestätigen haben werde, machen sich jetzt immer mehr Stimmen vernehmlich, welche, indem sie den Streit über die Auslegung des Art. 31 der ReickSversassung dahingestellt sein lassen, die Zweckmäßigkeit einer solchen Regelung in Abrede stellen. Und in der Tbat kann kaum ein Zweifel sein, daß die Fortdauer des Privilegs der straf rechtlichen Unvcrfolgbarkcit wäbrend einer rielmonatigcn Unterbrechung der ReichStagsarbeitcn dem Rechtsgcsühle der großen Mehrheit des deutschen Volkes durchaus widerspricht. Es ist auch keine Aussicht dazu, daß der BundeSrath einem dem ReichStagSb-schluffe ent sprechenden Gesetzentwürfe zustimmen würde. Dann ist es ein Frrthum, daß der BundeSrath zu der Frage bis her keine Stellung genommen habe. Wenn auch nicht neuerdings, so haben die Vertreter der verbündeten Regie rungen doch in den sehr gründlichen Erörterungen von 1883 und 1885 ausdrücklich und mit größter Entschiedenheit die Ansicht verfochten, daß während der Vertagung die Finnini»- tät außer Kraft trete. Es stehen sich also die Austastungen des Reichstags und deS Bundeöraths diametral entgegen. * Von dem ehemaligen KricgSniinister v. Verdy wird demnächst ein Werk in der Königlichen Hofbuchhandlung von E. S. Mittler L Sobn erscheinen, welches wegen seiner Eigenart in weiteren Kreisen allgemeinem Interesse begegnen dürfte. Der General v. Verdi) hat bekanntlich seil vielen Fahren aus verschiedenen zufällig zusammentreffendcn Ur sachen seine literarische Thätigkeit nicht mehr sortzufetzen vermocht. Das Letzte, was er schrieb, war cnie Neuauflage der „Studien über Truppenführung", die in Folge der Feld- dienstordnung nothwcnkig geworden war, und welche noch in die Zeit sieh da v. Verdi, als Gouverneur von Slraßbnrg einige Muße für literarische Arbeiten erübrigen konnte. Als Kriegsminister fand v. Verdi, gagegen nicht cinuial Zeit, seine Privatstudien sortzufetzen, weil sehr wichtige Lrgani- sationsfragcn rc. zu erledige» waren, die seine Arbeitskraft aufzehrten. So trefflich das Gcneralstabswerk über den Krieg von 1870/71 ist, so mußten doch viele Vorgänge nur eine skizzenhafte Darstellung erfahren, schon weil das Werk sonst zu sehr an Umfang zugenoinmcn habe» würde. Heute darf man Wohl sagen, daß jene Ereignisse dcrGesckichte angeboren; von den damaligen höheren Führern befinden sich nur noch der Fcltmar- schall Graf Blumenthal und der Generaloberst v. Pape in einer Cominandostelle in der Arnicc. Eine eingehendere Behandlung jenes Krieges dürfte mitkin wobl Platz greise» können, ja müssen, wenn daö inzwischen neu bcraiigcwachsenc Geschlecht ans jenen Ereignissen lernen soll. Unter den Lebenden möchte kein Zweiter so tiefen Einblick in die Ent schlösse und Ereignisse jenes Krieges gewonnen haben, als von Verdy; dies beruht zum Theil aus seinem Verbältniß zum Feldmarschall Moltkc im Frieden, besonders mit Rücksicht auf unsere westlichen Nachbarn und die amtliche Thätigkeit Verdy's im Gcneralstabe bezüglich des französischen Heerwesens. Aber auch im Kriege wurde von Verdy in den spannendsten Zeiten mit besonderen Missionen betraut; so z. B. zur Entsendung an den Kron prinzen von Preußen, als man vor dem Entschluß des Abmarsches nach Sedan stand, dann znm Primen Fried rich Karl vor der Eröffnung der sogenannten Schlacht von Gravelotte. Verdy verfügt daher über reiche Erfahrungen. Obgleich er davon nur diScreten Gebrauch zu machen beabsichtigt, so kann er doch, in genauer Kenntniß der Vorgänge, manche Zeitperiode aufbellen und näbcr be leuchten. Dies beabsichtigt der General derart, daß er einige der wichtigsten Abschnitte des Krieges mit allen ibren Einzel heilen bearbeitet. Es liegt aus der Hand, daß hierbei nickt nur der Fachmann, sondern auch die Geschichtsschreiber ibrc Rechnung finden werden, und man muß hoffen, daß es dem General vergönnt sein werte, seinen Plan auözusübren. Der erste Band deS Werkes dürste zur Ausgabe gelangen, sobald er Sr. Majestät dem Kaiser überreicht sein wird, was in diesen Tagen erfolgen dürfte. * Der Wiener „Presse" wird aus Berlin, ll. October, gemeldet: Das Resultat der Conserenzen zwischen Kiers und Rudini war das erhoffte Eiuvernehmen Beider darüber, daß sowohl Rußlands wie des Dreibunds Interessen die Erhaltung des europäischen Friedens erheischte». Derselbe erscheint alio jetzt, wenn möglich, noch gesicherter als bisher. Im klebrigen drchlcn sich die Unterredungen beider Staalsmänncr meist um orientalische Angelegenheiten, doch scheint cs Giers nicht gelungen zu sein, Rudini zu überzeuge», daß Rußlands und Italiens Interessen in Bulgarien, der Tardanellen-Frage rc. identisch seien, sondern der italienische Premier soll diesbezüglich die Gemeinschaft der englischen und italienischen Interessen wiederholt nachdrücklich betont baden, jedoch ohne Wimsch irgend Melcher Schädigung russischer Interessen dort. Jedenfalls erscheint der europäische Friede jetzt auch von Osten her aus lange hinaus nicht bedroht. Giers wird wahrscheinlich auch nach Wien und Berlin kommen, doch wird darüber amtlich noch nichts bekannt gegeben. * Der Deutsche Bund für Hebung des Mittel standes hat sich am Donnerstag in Berlin gebildet. Der Bund plant Gründung von Genossenschaften zur Anschaffung billiger Rohstoffe und Handwerkszeug und will seine Mit gliedcr über Ereditsuchcnve unterrichten und Rechtshilfe in Prcceßsachcn gewähren. * Aus Wiesbaden wird geschrieben: Nach dreitägiger Wahlschlacht ist endlich der Fortschrittsring, der seit vielen Fahren unsere städtischen Vertretungen aus schließlich beherrscht bat, gebrochen. Bei der nach der neuen Städteordnung für Nassau in den letzten drei Tagen vor- genomincncn Wahl der Stadtverordneten sind in der dritten Abthcilung zwar die 16 Eandidatcn der Fortschrittspartei gewählt worden, dagegen haben die vereinigten Eonservativcn und Nationalliberalcn in der 2 und I. Abtkcilung ibrc je 16 Eandidatcn mit großer Mehrheit durchgesctzt, so daß sie die Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung besitze». Letztere wählt demnächst die 10 Magistratsmitglicder und die beiden Bürgermeister. Bezüglich der letzteren steht die Wieder wahl des Oberbürgermeisters Dn. v. Fbell und des Bürger meisters Heß fest. Die Fuden und Katholiken stimmten fast ausnahmslos für die FortschrittSliste. * Freiberr von Ha mm er stein, der Rcdacteur der „Kreuzzcilung", wurde wegen Beleidigung deS RedactcurS des „Reichsanzeigcrs", vr. Klee, begangen anläßlich einer Polemik, die durch Nichtausnahine einer Berichtigung in den „Reichsanzeiger" veranlaßt war. unter Abweisung der Wider klage zu 50 Geldbuße verurtheilt. * AuS Eisenach wird unS geschrieben: Unser srübcrcr RcichstagSabgcordnetcr Herr Paul Gcibel wurde beule von den Wahlmännern des Xlll. ländlichen Wahlbezirks «Möbla- Creuzburg) als LandtagSabgeordncter gewählt. Diese Wahl ist mit Freuden zu begrüßen, da der Landtag in Herrn Gcibel eine ganz bedeutende Arbeitskraft crbält.— Fn Sonneberg bat bei den Landtagswablen die Holzsrage eine große Rolle gespielt, insbesondere ist dieselbe von socialdemokratischer Seite recht ergiebig auSgebeutet worden. Thatsächlich sind die Holzpreise in den letzten Fahren sehr in die Höhr ge gangen, da die Nachfrage das Angebot weit übersteigt; die Klagen über die hohen Holzpreise habe» deshalb gegenwärtig niebr Berechtigung als je. Es kommt aber weniger daö Brennholz als vielmehr das Werk bolz und daS zu Tausenden an Artikeln in der Fndustrie nötluge Scheitholz in Be tracht. Dieses wird von den Holzarbeitern, Drechslern, Schnitzern u. s. w. z» enormen Preisen bezahlt. Die Industriellen müssen Material zu ihren Geschäften baden und sind gezwungen, aus tc» Holzauctionen ihren Bedarf zu jedem Preis zu erstehen. So ist die Holzsrage geradezu eine Lebensfrage für einen ganzen Theil der dortigen indu)lrieUen Bevölkerung geworden. * Bei der Neuwahl eines Oberbürgermeisters in Mann heim wurden von l l8 Wahlberechtigten 105 Stimmen ab gegeben, davon entfiele» auf den Obcraintmann Beck (Rastadt) 93 Stimmen. Derselbe ist somit gewählt. * Die Kölnische „VolkSzeitnng" meldet aus Bochum: Re- dacteur Fusan gel wurde am Donnerstag vom Untersuchungs richter vereidet und von ihm die Vorlegung des gesammelten Belastungsinaterialcö gegen Baare verlangt. FuSangel ge stand den Besitz weiteren diesbezüglichen Materiales zu, ver langte jedoch und erhielt auch für die Sichtung und Bearbei tung desselben eine Frist. Wie an anderer Stelle nock init- aetbeilt wird, beabsichtigt Baare sein Amt als Director dcö Bochumcr Vereins iiicbcrzulcgcn. * * * Fm österreichischen Abgcordnetcnhause richteten die Abgeordneten Sokol und Genossen eine Fnterpcllation an den Mi»isterpräsite»ten wegen des Vorgehens der Prager Polizei bei dein Empfange der Ausstellungsbesucher; insbesondere beschweren sich die Fnterpcllanten wegen des polizeilichen Verbots des Empfanges der Besucher aus slawischen Ländern, darunter auS Rußland. — Der Abgeordnete Vasath führte Beschwerde wegen der Nichtaiifnabiuc seiner gestern in ezechischcr Sprache gehaltenen Rete in daS stenographische Protokoll. Der Präsident erklärte, nur in tcntschcr Sprache gehaltene Reden könnten in die stenographischen Protokolle ausgenommen werden. * Die „Neue Freie Presse" erfährt ans zuverlässiger O.ncllc, der Evmmaiitcur deS dritte» EorpS in Graz, Feldzcugmeistcr Graf Wilhelm von Württemberg, beabsichtige in Folge des Ablebens des Königs von Württemberg wenn auch nicht auö der österreichischen Armee aus zu scheiden, so doch Allerhöchsten LrlS die Bitte auszusprcchen, ibn von den Frictcnsdienskleistiingcn zu entbinde». * Eine den „B. P. N." aus Kopenhagen zugcbendc Zu schrift warnt davor, den widerspruchsvollen Nachrichten über die Rückreise deS russischen Kaiserpaares, welche bald wissen wollen, cS sei bcschlcssen, den Seeweg cinzu- scklagcn, bald, daß das bobc Paar in Berlin Aufenthalt nehme» werde, irgend welches Gewicht bcizlinicsscn und zwar nickt bloS dcskalb, weil gewisse freiwillige und unfreiwillige publicistische Dienstleistungen systematische Verwirrung in die Nachrichten über die Rückreise des rllssiichen Kaiscrpaarcs bringen, sondern auch weil ibatsäcklich bisher die Wabl der Reiseroute noch nickt fcstgcstcUt ist. Soweit man indessen bisher von einem Programme für die Rückreise sprechen konnte, war ein Anscntbalt in Berlin in dasselbe nickt aus genommen, was indessen selbstverständlich spontane Aendc- rungen des Programms nicht ansschlicßt. * Tein Vernehmen nach wird der belgische KriegS- niinistcr zur Eröffnung der Parlaments-Session von der Kammer einen Eredit von 500 000 Frcs. zur Einberufung von drei Milizclasscn, lind zwar aus den Fakrgängcn von 1885, 188«, und 1887 beanspruchen. Die Einberiiscnen, in Stärke von 23 000 Mann sollen in Bcverloo im Januar während einer Zeitdauer von zwölf Tagen sich mit der Hand habung der neuen Infanterie-Waffen vertraut machen. * Fn der belgischen Kammer wird daS Mitglied der Minorität Fanscn gleich nach Eröffnung der Kammcrsession die Regierung über die Revision der Verfassung inler- pcllircn und die Fähigkeiten des Senats als Berichterstatter für die Sache heftig kritisircn. Fröre-Orban, das Haupt der Linken, bat sich, gleich dem Revisionsgegner Bara, geweigert, zu intcrpelliren, weil seiner Ansicht nach die Revision nur für die katholische Partei von Nutzen ist. * Wie aus Rom berichtet wird, ist man daselbst von der Begegnung des Marchese di Rudini und des Herrn v. GicrS sehr befriedigt. Dieselbe nabm einen Verlauf, welcher die AuSstreuiingen, daß Herr v. Gier« den Versuch machen könnte, Ftalien vom Dreibünde abruzichen, Lügen strafte. Marchese di Rudini ist nicht im Entferntesten in die Lage versetzt worden, einen solchen Versuch abwehrcn zu müssen. Fhrc vollständige Enllrästung würden aber diese und ähnliche Ausstreuungen erfahren, wenn es sich bestätigen sollte—worüber jedoch bis jetzt nicktSGewiffcs bekannt ist—, daß Herr v. GicrS auf seiner Rückreise auch eine Be gegnung mit dem Grafen Kalnoky haben und auch in Berlin kurzen Auscnthalt nehmen dürste. * „Diritto" meldet: Die päpstliche Encyklika über den zweiten Mai werke demnächst erscheinen und heftige An klagen gegen Ftalien entbaltcn. — Dasselbe Blatt versickert, die französischen Intransigenten setzten alle Hebel in Be wegung, um den Papst zum Verlassen Roms zu bewegen. Dieser habe gcantworlet, er werde, wenn man ibn nicht ver jage, den alten Sitz der Päpste nickt preisgebc». — DaS nächste Eonsistorium findet Ende November oder Anfangs Dccembcr statt. * Die „National-Zcitung" erkält aus Rom folgendes Telegramm: „Gestern Abend sollte daS VorstandS-Eomilö deS FriedcnScongresscs eine Sitzung abbalten. Fn Folge deS bekannten Benehmens Bongbi'S erschienen nur 6 von den l l Mitgliedern, daher wurde die Sitzung aus heute verschoben. Bongbi glänzte durch Abwesenheit. Um die deutschen Abgeordneten zu bcrubigen, versucht man, Bongbi zu bewegen, seine Demission als Präsident dcö italienischen ComitöS zu geben". — Wie nun beute aus Rom telegraphirt wird, ist Bongbi vom Vorsitze des römischen Ausschusses der Friedensliga zurückgetreten. Die Abdankung ist zur Kenntniß genommen und die Wahl des neuen Vorsitzenden für die nächste Woche anberaumt worden. Der Ausschuß hofft, daß die deutschen Abgeordneten durch diese ihnen gcgcbeoe Gcnug- thuung vollkommen befriedigt sein werden. * Bongbi legte nach einer Meldung aus Rom von heute sein Luit als provisorischer Präsident des Eomüös jür
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