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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.01.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-01-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189201310
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18920131
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18920131
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-01
- Tag1892-01-31
- Monat1892-01
- Jahr1892
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.01.1892
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AbormementsPreiS k Kr tzauplexpedition oder den im Stadt- irzirs und den Bororten errichteten Ans- qadeiteven abge-olt: vterteliährlich ^l4.50. >8 zweimaliger täglicher Zustellung in« ,'auo ./t 5.5(1. Durch die Post bezogen für Tenischtand und Oesterreich: viertetiäbrlich X . Direct» täglich« Kreuzbandsendung in« Ausland: monatlich 0—. TieMergen-Ausgab« erscheint täglich '/,7 Uhr, die Abend-Ausgad« Wochentag« 5 Uhr. Ledaclion und Expedition: I«hau»e»,aß« 8. lie Eivkdition ist Wochentag« ununterbrochen geojsaet von früh 8 bi» Abend» 7 Uhr. Filiale«: Ltto Slemm's Soriim. (Alfred Hahn), Universttütsstrab« 1, Laut» Lösche, Sglharineustr. 1«. pari, und König-Platz 7. ttprigtr.LaMblali Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. JnsertionsPreiS Die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reclnmrn unter dem Redartionsstrich (4ge- spalten) 50-ij. vor den Familieaaachrichtea (6 gespalten) «0^. (Nrägere Echriste» laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer und Ziffernsap nach höherem Tarif. 8rtra-veil«»en (gesalzt), nur mit der Morgen-Aasaab«. ohne Postbesörderung X so.—, mit Postbesörderuu» 70.—. Ä»«atzmeschluß sur Inserate: Abead-Ansgab«: Vormittag« 10 Uhr. Morgra-Ausgabe: Nachmittag» »Uhr. Sonu- und Festtagt früh 9 Uhr. Bei de» Filialen und Lunahmestellen ft ein» halb« Stund« früher. Inserate find siet» an dft Erftedttion zu richte». Druck und Verlag »oo E. Pol» l» Leipzig ^«55. Sonntag den 31. Januar 1892. 86. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. Leiialllltlnachllilg. lks ist neuerdings, insbesondere in den westlichen Vororisbezirkcn zu bemerken geweien, daß der Sand, welchen unsere Mariiall- e,'rwallung auf össcntlicheii Straßen und Plätzen hat anfahrcn lassen, von Grundstücksbesitzer» zur Bestreitung der Fußwege vor itten Grundstücken weggeholt worden ist. Tieser Sand ist icdoch lediglich zur Verwendung durch die Arbeiter unserer Marstallsverwallung bei Glatteis aus den von der riadtgemeinde zu reinigende» Fußwegen und Fußwegiibergüngen bestimmt, während für die Beschaffung des Material- zur Be- lucuunq der Fußwege vor Privatgrundstücken die betreffenden Grund- slüiksbesitzer selbst zu sorgen habe». Wir untersagen daher jede Wegnahme derartigen Sandes und »eisen daraus hi», daß die Zuwiderhandelnden sich einer strafbare» eanblung schuldig machen und die durch da- Strafgesetz angedrohte Ltrase zu gewärtigen haben würden. Leipzig, am L8. Januar 1892. Der Math der Stadt Leipzig »rgi. Ni Städtische Miere Schult für Mädchen. Tie Ansiiahineprüsiina der für Classe 9 — 2 angemeldeten Schülerinnen findet Donnerstag, den 4. Februar, BormittagS 9 Ubr statt. Da« letzte Schulzeugniß, Papier und Feder sind »lit- zubringen. Slnttirldtttlgr» zur ksteranfiiahine werden bis znm Schluß des Schuljahre» täglich zwischen N und !2 Uhr angenommen. Leipzig, den 26 Januar 1892. III. velurrani. Städtische ^ortbildiinysschule für Mädchen. Annieldnngeii neuer Tchülrrinnrn nimmt der Unterzeichnete Toiinerolag Le» 4. und Freitag den 5,. Februar von 10—12 und von 2—4 Uhr in der 1. Höheren Bürgerschule für Knaben entgegen. Bei der Anmeldung ist die letzte llensur vorzulegen. Leipzig, den 31. Januar 1892. Dir. C. licimer. Or. Georgi. lüling. Lorstemnarkt. Ter erste dietjährige Markt für Varste,, »det in der Zeit von Montag, Pc» 7., bi» LouiiabcuS, den 12. Marz statt. Leipzig, den 29. Januar 1892. Der Rath »er Stadt Leipzig. Or. Georgi. Pücker. Lekanntmachung. Tie Stelle des !t.vauro»troienrs unserer Baupolizeiabtheilung ill neu zu besetzen. Die Stelle ist mit einem Anfangsgehalt von 2100 und Pensionsberechtigung ausgestaltet. Baulechniker, welche die staatliche Meisterprüfung bestanden haben, volle» ihre Bewerbungen unter Beifügung eine« Lebenslauf« und ren Zeugnissen bis 1ä. Februar 1892 bei uns schriftlich »inreiche», hhcmnitz, den 20. Januar 1892. Der Rath »er Stadt Chemnitz. Stadler, Bürgermeister. Wilde. vermielhung. Tas an der Wiebelstraße in Leipzig-Anger-Crottendors ge l-'gene, der Stadlgcmeinde Leipzig zur Benutzung überlassene Areal ber überwölbten Rietzschle ist von jetzt an gegen einvierteljährige Kündigung als Trockenplatz zu vcrmiethen. Micthgesuche werden auf dem hiesigen Raihhause, 1. Stock werk, Zimmer Nr. 9, angenommen, woselbst auch aus Wunsch nähere Ailskunst crtheilt wird. Leipzig, Len 29. Januar 1892. Der Rath der Stadt Leipzig. U. 327. 1)r. Georgi. Pücker. Mrverkailf der Lbersürsterei RothchanS. Mittivoch, de» 10. k. M , Morgens 10 Ilür sollen im lsastdofc zu Jüdenbrrg aus der Totalität de; Revier) Jüdenberg 11 Oichrn, 1,33 tü>, 1 »88 tzirsrr», 812 t>„, 1343 »Ilobrn, >000 Knüppel und 102 rm Reis öffentlich meistbietend verkauft werden. Rothehaus, den 29. Januar 1892. königliche Lbersörsterei. Lekamltmachullg. Don Ostern 1892 ab sollen bei den hiesigen städtischen Volks- shulen Echülerheite mit einheitlicher Liniatur gebraucht werden. An Schulexpeditionsstelle (Alte Waage, Katharinenstrabe Nr. I, I. Etage) liegt eine Tafel mit den Bestimmungen über die Liniaturen sowie eine Anzahl Probehefte aus. Die Benutzung der bisherigen Liniaturen ist jedoch noch bis Michaelis dieses Jahres nachgelassen. Leipzig, am 30. Januar 1892. Der Schulausschutz der Stadt Leipzig. Walter. ' Bekanntmachung des Leipziger priliatschullehreroereins, Aufnahme »»« Schülern und Schülerinnen Petr. Im Auftrag des vorgenannten Verein- ersuche» die Unterzeichneten, die ihren Schulen Ostern 1802 zu,»führenden «Inder gr- ialigst di» 1L. Februar anmclde» ,u »öden. Tie iin Verein vcrtreienen »naben- und Mädchenschulen ent- sbrrchen den städtischen Real- und höheren Mädchenschulen und sind außerdem mit Elementarrlassen verbunden, in welche nach den gesetz- licheil Bestimmungen Kinder ausgenommen werd«n, die vor dem I. Juli das 6. Jahr vollendet haben. Tie Mädchenschulen haben Einrichtung und Lehrziel der öffent lichen höheren Mädchenschulen; sie sind also, mit Einschluß der Elementarclassen, zchnclassig. Tie derrchtigtrn «nabenschulen führen ihr« Zöglinge vom Beginn des schulpslichtigeu Alters bi- zu der durch das Geietz vom 15. Febr. 1884 für die öffentlichen und privaten Realschulen vor- .kichriebenen Reifeprüfung, so daß ein Knabe bei normalen Anlagen bereits im vollendete» 15. Lebensjahr eine abgeschlossene Schulbildung und Len Besitz des Freiwilligenzeugnisses erlangen kann; zugleich bereiten sie für die entsprechenden Clossen der ossentlichen höheren Lehranstalten vor. Im Interesse der Einheitlichkeit der Bildung, zur Erleichterung te: Lern- und Lehrorbeit und zur schnellen und sichere» Erreichung kr Schulziele ist es wünichenswerth, daß auch Per Privatschuir Sic Kindrr »täglichst mit Beginn bes schulpflichtigen Alter» .ugesnhrt werben. — Die Unterzeichneten sind zur Entgegen- ::ali,ne von Anmeldungen und zur Ertheilung jeder gewünschten lii-kunst täglich (nutzer Sonata»«) »mischen I I «nb /,! Ntzr bereit. Ar Or. 8. Barth. Berechtigte Realschule mit Elementarclassea lOuerstraße 19). Ar. W. Metz lTeichmann'sche Schule, Mädchenablheilung), Höher« Mädchenschule mit Tcminarclassen (Universitätsstraße 20). Fernsprechstelle Nr. 2059. Ar. Or. Roth lTeichmaiin'jche Schul», knabenabtheilung), Be rechtigte Realschule mit Progymnostal- und Elementarelafsen lEcke der Universität«, und Schillerstrahe). Fernsprechstell Ar Or. Wisie« Tmttt, Smltt'sch» Häher« Töchterschule (An der Pleiße 4). Ar Oe. Schuster, Füttfclassig« Realschule «st Prvghmnasium («leine Bur.;gosse 6). Ar. v. Toler Berechtigt« Realschul« (Tentralstreße 1). Sie Lerathung -es volksschulgesehentwurfs. Am Freitag hal die Bcrathung des preußischen BolkS- ichulgesetzeiilivurfS ihren Höhcpunet errcichl, der Minister präsident bat es klar und deutlich beranSgcsazt, um was eS sich dabei handelt. Die Frage sei niebt, ob evangelisch oder katholisch, sondern christlich oder aibcislisch. Ferner hat er die Auffassung des CulluSministcrö, daß der Widerstand gegen dcn Gesetzentwurf vegi der nationaliiberalen Partei ausgehe, zu der seiniacn gemacht. Wie Graf Zedlitz am Donnerstag fand, daß Richter weit objektiver gesprochen babe, als Herr v. Eynern, so sagte Gras Caprivi, daß sich die Rede Birchow's F'hr vortheilhast von dem ilricgölvn der Eynern'schcn Rede uiuerscheide. Und Graf Zedlitz hat dem Ministerpräsidenten bei seiner Erwiderung auf die Rede des Abgeordneten Fried berg als getreuer Eckhard zur Seile gestanden. DaS Eharakteristische an dem parlamentarischen Kampfe, welcher gegenwärtig im preußischen Abgeordnetcnhanse aus gefocksten wird, ist da- Zusammenstchcn aller aus Fort cntwickcliing bedachten Elemente der Bolköverlrelnng von den Freisinnigen bis zu den Freiconservativcn hinauf gegenüber dem Ecntrum und den Eonservativen. E« war ein wahrhast erlösendes Wort, welches der sreiconservative Redner Frei herr von Zedliy und Neukirch aussprach, daß gerade ein consessionell gemischles Volk bei dcn zeitweilig scharfen Gegensätzen der Eonfesfloncn im cinbeiUichcn Geiste der Vater landsliebe, der Anhänglichkeit an Preußen und Deutschland erzogen werden müsse, und deshalb wurde diese- Wort mit stürmischem Beifall begrüßt. Und die Bemerkung des Abgeordneten Friedberg, daß Windthorst, der Führer des EentrumS, ein ausgesprochener Particularist gewesen sei und daß die Bezeichnung national keineswegs, wie der Minister präsident behaupte, veraltet sei, war die folgerichtige Er gänzung der Rede des Freiherrn v. Zedlitz. Von diesem Redner wurde auch sehr richtig Hervorgeyoben, daß die Kirche sich nicht in dem gleichen Maße an den Kops wende wie an daS Herz, und daß gerade vom Centrum aus die Forderung nach Beschränkung dcS Lehrstoffes gestellt werde, die das Ziel selbstständigen TciikcuS nicht erreichen lasse. Es wird vom Ministcrtische stelS darauf hingewiesci». daß der Gesetzentwurf, der fo heftige Angriffe erfahre, gewiß nur von den Wenigsten gelesen worden fei. DaS hat dieser Gesetzentwurf mit allen Gesctzentwürfen gemein, darauf kommt cs auch gar nicht an, soiidern auf den wesentlichen Jnbalt, und dieser ist allgemein bekannt. Der Abgeordnete Fricdberg hat noch einmal die grundlegenden Bestimninneseii des Gesetz entwurfs hcrvorgchobcii: Verbot der Errichtung »euer Simultaiischule», geistliche Leitung und Oberaufsicht tc- Religion« Unterrichts, absolutes Veto der Vertreter der KirchengeseUschaflen bei der Prüfling der Lehrer, die Be stimmungen über die Dissidenten, confessionelle Gestaltung dcS Schulvorstandes. Gegen diese Bestimmungen richtet sich nicht eine künstlich bervorgerusene Opposition, sondern der Geist und das Gewissen des deutschen Volkes, soweit e- dem Protestantismus zugelhan ist. Gerade der Gegensatz zwischen Protestantismus und KatboliciSmuS wird durch die Uebrr- trcibung der Cvnfessionalität, wie sie in dem Entwurf brrvor- tritt, wieder zu voller Schärfe gebracht, wie Herr v. Eynern in seiner Rede andculete, als er von der Auffassung sprach, welche von dcn katholischen Religionslehrern über Luther ver breitet wird. Graf Eaprivi sagte: „Es bedurfte der schweren Noth de« dreißigjährigen Kriege-, daß sich die deutschen Völker vertrugen, sollen wir wieder solche Gefahren herankommen lassen?" Gerade diese Gefahren sollen vermieden werden durch die Herstellung des confessionellen Frieden», dieser Friede wird aber gestört durch die Hereintragung de- confessionellen Streites in die Volksschule. Virchcw sagt zutreffend: Jeder Versuch, den Staat auf religiöse Grundlage zu stellen, führt z» der Herrschaft eine- organisirten Priesterthums, und die voul EultuSuliuistcr angestrebte confessionelle Scheidung offen hart sich im organisirten Pricsterthum. Die Weiterentwickc luog der Lurch das VolkSschulgcsetz begonnenen Bewegung muß zur Wiederherstellung der katholischen Abtheiluna im Eullusiiiinisterium und zur Aushebung de- SchulaufsichlS- gesetzcS führen. Virchow und Frhr. v. Hedliy begegnen sich in der Betonung der Rolhwendigkeit, die Neigung zu selbstständigem Denken i» der Heranwachsenden Generation eher zu fördern al» zu unterdrücken. Virchow sagt: Wir stehen vor der Entscheidung, ob unser Staat doppelconfessioncll sein und seine Stütze im kirchenlichen Dogma sucben, oder ob er in der bi»herigen Entwickelung, in der freieren Richtung de- Protestantismus sortschreilen soll. Und Frhr. v. Zedliy lenkt die allgemeine Aufmerksamkeit ans die Thatsachc, daß die Herren v. Hammer stein und Stöcker dem GesichtSpunct de- selbstständigen Denkens kein Wort gewidmet haben. Ziehen wir die Summe der Sitzung vom Freitag, so er- giebt sich, daß die Regierung den Atheismus durch den Eo»jessionaliSni»S bekämpfen, die selbstständige geistige Ent wickelung de» Volke- durch Dogmcnzwang hemmen will. Sic geht dabei von dem Streben aus, die christliche Weltanschauung im Volke zu erhalten, sie vergißt aber dabei daS Wesen der katholischen Kirche, welche« weit mehr auf politische Macht al» aus Förderung der Religiosität gerichtet ist. Die Ursache de» scheinbar beendeten Eullurkampse« war nicht religiöser, sondern politischer Natur. Die Verkündung de» Dogma» von der päpstlichen Unfehlbarkeit und dem damit im Zu sammenhang stehenden Primat de» Papste» war eine Hand liiiig rein politische» Charakter», die Macht deö PapsttbiimS sollte dadurch befestigt und erweitert werden. Tic Bildung des EenlillinS war direct gegen daS protestantische Kaisertbiiin gct ickitcl.c« sollte ein Keil in daS Deutsche Reick, getrieben werden, welcher den katholischen Theil der Bevölkerung für die Zwecke deS PapstlhnmS in Anspruch nimmt. Daher rührt die Forderung, welche in jeder Katholikenversammluiig auftaucht, daß die weltliche Macht des Papstes wicderbergcstellt werdcn müsse. PiuS IX. ging soweit, jeden Ehristen sür die katholische Kirche Kraft der Taufe zurückzusordern, die Protestanten waren ihn, lediglich verirrte Schafe, die der Heerde wiedergcwonne» werte» »lüsten. Der Culturkamps Kat mit der Niederlage de» Staate« geendet, dieser hat die große Mehrzahl der Kamps- gesetze wieder ailfgegchen und steht jetzt auf dem Puncte, der Kirche auch die Schule auSzuliefern. Es ist ein Jrrthllni, anzunehmen, daß auch der Protestantis mus an- dein NcllSschnlgesctz Nutzeil ziehen wird für seine idealen Zwecke, daß dadurch der Relig>onSlosialcit und dem Atheismus die Wege abgegrabeil werdcn, die Folgen werden stch als eine neue Stärkung der katholischen Kirche erweisen im Widerspruch mit der geschichtlichen Entwickelung, welche dem Protestantismus di« Aufgabe zuweist, die christliche Weltanschauung mit den Forderungen de» menschlichen Geistes in Ilehcreinstimmung zu erhalten. Das friedliche Nebciicinaiiderleden der beidcnConfessiouen im Deutschen Reiche ist nur so lange möglich, als der Streit der Meinungen über Dogmen nicht in die Schule hincingetragen wird. Der Religionsunterricht muH unabhängig von dem übrigen UulerrichtSstoff gehalten werdcn, sobald der Religionsunter richt als die Hauptsache hiiigestcllt wird, nach welcher sich der ganze Unterricht zu gestalten hat, dann ist a» einen unbefangenen Unterricht über weltliche Dinge nicht mehr zu denke». Hätten wir cS lediglich mit protestantischen Schulen zu tbun, dann wäre der Streit überhaupt nicht entbrannt, die Ursache de» Streits ist die Herrschsucht der Vertreter dcS LatholiciSmuS, welche die Schule der Kirche unterwerfen wolle». Die Volksschule bat nicht die Ausgabe, für das geistliche Amt, sondern für da« bürgerliche Leben vorzubcreiten, dir BolkSschüler sollen zu deutschen Männern herangedildet werden, nicht zu Dienern einer ReligionSgesellschaft, welche di» Weltherrschaft anstrebt. * Leipzig, 31. Januar. * Im preußischen Abgeordnetenhause fand gestern die weitere Berathung über die Schulgesetz vor läge statt. Gras Caprivi erklärte, die Religion laste fick von der Schule nickt sckcitc». Er bestreite, daß er die liberalen Parteien »lajorisiren wollte. Die Mittelparteien Kälten kein vcr fasilingsmäßiges Recht, die Majorität zu Habens die Mittcl- parteien wollten ningekehrt die Regierung >iia>orisiren. Er »luß glauben, die Nationalliberalc» wollten der Regierung drohen. Bisher balle er daran fest, daß sie aus Grund de« Schulgesetzes eine große liberale Partei bilden wollen. Die heulige versöhnliche Haltung der „National-Zeitung" acceplire er; er denke, daß die große liberale Partei nur eine Seifen blase war, die inzwischen geplatzt sei. * Die fortgesetzten Zugeständn isse, welche die Re gierung dem UltramoiitaiiiSmuS macht, schreibt die „Köl nische Zeitung", baben eö dahin gebracht, daß daS Eentriim sich vorUcbcrmlllb nicht mehr zulasten weiß. DaS Cenlruin,das seine böchste» Befehle von einer dreibuntseindlichkii, französisch und rcpndlikanisck gesinnten Instanz erhält, spielt sich alö den maßgebenden Factor im Deutschen Reich ans. Ceiltrnmö- ahgeordiicle, die früher einmal liberal waren, gebärde» sich, als ob die Gleichberechtigung der Bürger vordem Gesetz, der Fortbestand oder die Aufhebung der Juden - Emancipation nur noch von der Wohlmeiniiiia de- Centrum» abhänge, die durch reactivnaire Zugeständnisse erkauft werden müsse. In Bayern hat der Ultramontanisiiius bereits den Feldzug gegen die freie Forschung, die Hetze gegen die Universitäten eröffnet. In Freiburg i. Br. hat der Abgeordnete Lieber, ein Mitglied der Partei, welche durch wrlfischc Umtriebe die innere Festigung des Deutschen Reiches zu hintcrlreibcn sucht, geredet, al- ob der Ultramontanisiiius da« Deutsche Reich gepachtet habe »nd in der Lage sei, die deutschen Patrioten die in schweren Zeiten den nationalen Gedanken vorgcarbcilet haben, zu dcn allen Zöpfen zu werfen. Man höre, waö dieser Herr sich gestattete: „ES gicbt noch da und dort in Deutschland einen weltvergessenen Winkel, in dem die Liberalen glauben, sie könnten ihr Handwerk so treiben wie von den zwanziger Jahren bi« in die letzte Zeit. Es mag in solchen Winkeln gar nicht verstanden werde», daß man draußen, ins besondere droben, in dcn Spitzen des Deutschen Reiches eine ganz andere Haltung angenommen hat, als sic sür richtig Halle». Das Licht ist in Berlin schon angesteckt. „E- muß", so sagt der preußische Ministerpräsident »nd deutsche Reichskanzler Graf Caprivi, „cS muß der katholischen Bevölkerung Gerechlig- kcit werden. Wenn daö der Kanzler de« Deutsche» Reiches sa<zt. dann wird eS Wohl bald jeder klcinstaatliche Minister präsident nachpseisen müssen. Die Zeiten, wo man in kleineren Staaten Muster-Experimente machte, sind unwieder dringlich dahin. Der einzige Mustcrstaat in Deutschland ist da- Deutsche Reich." Man wird e« Angesicht« dieser Aus schreitungen ullramontancn UebermutbS und ultramontancn Dünkel- begreifen, wenn diejenigen Kreise der Nation, welche in jedem Culturstaat auf die Dauer die Führung behaupten werden, die Maßregeln und die Männer, welche diese kleri lale Unduldsamkeit bi» zur Unerträglichkeit gesteigert haben mit wachsender Erbitterung betrachten. * Wie die „Freis. Ztg " meldet, trat die »ationalliberale Partei zu einer vertraulichen Besprechung über die Frage de- Rücktrittes de» Herrn Miquel und von Bennigsen von ihre» Staat-Lmtern zusammen. Herr von Bennigse» habe auch eine Besprechung mit Herrn von Rottenburg in der Reichskanzlei gehabt. * Der Städtetag der Provinz Lachsen zur Besprechung des VolkSschulgcsetzentwurfS findet am 22. Februar in Halle statt. A»> 6. Februar wird der Gesetzentwurf in einer öffentlichen, vom Liberalen Vereine berufene» Versammlung daselbst besprochen. * AuS München, 29. Januar wird un» von einem ge legentlichen Correspondrnten geschrieben: Der 60. Geburt« tag de» Herrn Abgeordneten Bankdirecror Vr. von Schau batte auch der freien Vereinigung der Liberalen im bayerischen Abgeordnetenhause Veranlassung gegeben, eine besondere Feier zu veranstalten. Es wurde ein Festmahl in Eckel'« Wei» rcstauranl eingenommen, an dem die liberale Gruppe fick, vollzäblig betbciligte. Herr Abgeordneter Vr. Freiherr von Stausfenberg hielt die Festrede, in der er die Verdienste des Herr» von Schauß bervorhob, daran aber die ernste Mahnung knüpfte, daß angesichts der „schwarze» Wolken", die nickt nur in Bancrn, sondern auch >m deutschen Reiche drohen, die Liberalen einig sein und die Streitaxt begrabe» möchten. Co wurde diese Feier zugleich ein Eini^ungSfest aller Liberalen. Daß dabei eine gehobene Stimmung herrschte, läßt sich erklären auS den letzten Kammersitzungen, wo die Berathung de« EultuSetatS Anlaß geboten batte, die ultra montanen Ansprüche wieder zurückzuweiscn. Namentlich war die Rückbcrusling der Redemptoristen vom Centrum energisch gefordert, von den Redner» der Liberalen, den Herren He» mann Beckh »nd Stausfenberg ebenso energisch und geistvoll bekämpft worden. Schon hierbei wurde wiederholt auf die Vorgänge im preußischen Abgeordnetenhause Bezug genomnieu und beim Festmahle war der Meinungsaustausch darüber gleichfalls sehr lebhaft. Diese Einmütbigkeit der Liberalen wird von der Presse mit Freuden begrüß«. * * « * AuS Reichenberg i. B., 30. Januar, meldet man unS: Iu Angelegenheit de« Gesetzentwurfes, betreffend die obligatorischen Arbeiterausschüsse, FabrikSgrnossen- chastcn und Ein iguilgSäm ter bat der Ccntralvcrein der Nordböhiiiischcn Wollindustriellen als die maß- - (lebendste industrielle Körperschaft im HandelSkammerbczirke Reichenbcrg erklärt, er könne diesen Gesetzentwurf nicht als geeignet erachten, daS Einvernehmen zwischen Arbeits nehmern und Arbeitsgebern zu fördern und demgemäß be- chlossen, gegen diesen Entwurf Stellung zu nehmen. Da gegen empfiehlt der Ccntralvcrein seinen Mitgliedern die reiwilliae Einführung von Wohlfahrtsausschüssen, welche die Verwaltung der bestehenden WohlfabrtScinrichtungen mit führen und auch zur gemeinsamen Beralbung über alle, daS Wohl und daS Gedeihen der Arbeiterschaft betreffenden Fragen herangezogen werden sollen. Zur Ausarbeitung eine« Musterstatutes wurde ein EymilS eingesetzt. * Bon den bisherigen 375 ungarischen Wahlen sind bis jetzt 366 Resultate bekannt. Gewählt wurden 212 Liberale, 73 Unabhängige, 6l Nationale, 13 Ugronisten, 3 Parteilose. Außerdem sind 3 Stichwahlen erforderlich, ein Wahlact wurde unterbrochen. Die Liberalen verloren bisher 42 und gewannen 2? Bezirke. * Die außerordenlliche Session der schweizerischen Bundesversammlung ist gestern geschlossen worden. * Mit besonberclu Interesse darf man dem I. Februar entgegensetzen, an dem sich zeigen wird, ob der Zollkrieg zwischen Frankreich und Spanien in der Thal in aller Schroffheit geführt werden wird. Die Meldung dcS Pariser „Figaro", nach der der spanische Botschafter den Beseht er halten bat, eine Urlaubsreife anzutretcii, falls bi« Sonntag kein Abkommen in Hinsicht aus die Zolltarife erzielt werdcn sollte, bedarf allerdings der Bestätigung. Die spanische Generaltirectio» der indirccten Steuern hat andererseits an die Zollämter ein Telegramm gelichtet, wonach die Ladung der Schisse, welche innerhalb der festgesetzten Frist in einen spanischen Hasen einlaufen, selbst dann nach dem gegen wärliacn Zolltarif behandelt werden soll, wenn sie nack Ablauf der Frist in anderen spanischen Häfen gelöscht wird. DaS „Journal dcS D6balö" weist in einem Leit artikel aus die Tbatsache hin, daß die Handelsverträge in drei Tagen ablaufen »nd daß die slaiizösische Regie rung eS bisher unterlaffen bat, sich über die Handels beziebungen mit den fremden Mächten, die vom I. Februar an Play greifen sollen, aiiSzusprechen. DaS England der Minimaltarif gewährt werden wird, da» scheint außer Zweifel zu sein; aber warum schweigt die Negierung über ibrc Absichten, warum yicbt sie zu Klagen in der englischen Presse Anlaß, warum erhobt sie noch absichtlich die Schwierig leite» de« Augenblicks? Die Regierung und die Kammern müssen jetzt schon ihren Irrlbnin eingcseben haben, wenn sic sich dem Wahne bingeben, die sreniden Länder würden sich beeile», Frankreich die Meistbegünstigung als Gegenleistung für seinen Mindcsttarif zu gewähren. Nur mit einem Lande ist bisher eine Einigung erzielt worden, mit Schwede» Norwegen, die übrigen Staaten hingegen weigern sich, die von den Kammern genehmigten Tarife als endgiltig au Zusehen. * Ter, wie man sagt, von der russischen Regierung sub ventionirte „Nord" in Brüssel theilt mit, daß er sein Er scheinen augenblicklich wegen de« Tode» de» Leiter- des Blattes eingestellt habe. * Wie polnische Blätter miltbeilen, wurden sämmtlick c in Warschau erscheinenden Zeitungen von der russische» Be Hörde gezwungen, den osftciöse» Nekrolog sür den Groß fürsten Konstantin, der im Jahre 1863 Statthalter von Polen war, zu rcproduciren. Der Artikel enthält die stärksten Beleidigungen gegen die Theilnehmer am polnischen Aus stände vom Jahre 1863. * Der russische „RegierungSbote* meldet, daß der Com municationSininister Hübbenct auf lein Ansuchen dieses Amte- enthoben Worten sei unter Belastung de« Amte« als SlaatSsccretair und Senator. — Die Beerdigung des Groß fürsten Konstantin hat gestern in Gegenwart der Mitglieder der kaiserlichen Familie unter großer Feierlichkeit stattgesundc». Ter Kronprinz von Schweden wohnte derselben persönlich bei, der deutsche Kaiser war durch General von Werder vertreten. * Der Khedive eröffnete gestern die gesetzgebende Versammlung mit einer Ansprache, in welcher er erklärte. eS würde sein eifrigste- Bestrebe» sein, die Arbeit seine« Vater« sortzuscyen. Die Gewerbesteuer solle ansgchoben und die Salz sleucr ermäßigt werden. Der Betrag von 150 000 Pfund Sterling jährlich, welcher au« der letzten Conversion herrübrt und bisher in der StaatSschuldencaste verblieben ist, würde bis zum Jahre 1895 vom Staatsschatz« verwaltet werde».
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