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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.10.1891
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-10-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911023022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891102302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891102302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-10
- Tag1891-10-23
- Monat1891-10
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Auf der Tagesordnung stand ein An trag Mecklenburg-Schwerins, betreffend die Errichtung eines zweiten Schiedsgerichts der Berufsgeiiossenschaft für die Un fallversicherung der land und forstwirthschaftliche» Arbeiter des Großhcrzoglhumö Mecklenburg-Schwerin. Ferner Vor lagen, betreffend den Entwurf eines Gesetzes über die Vereins- Ihaler österreichischen GeprägeS; den Entwurf einer Verord nung wegen Ergänzung der Verordnung vom 18. April >883 über die Eautionen der Beamten der NcichS-Pvst und Tclc- graphenverwaltung; den Beitritt Bulgariens zu der Ucberciii- kunft bezüglich der zollsichercn Einrichtung der Eisenbahn wagen im internationalen Verkehr; ferner Beschlußfassung über den Antrag, betreffend die Bcsc^niig der Stelle eines ständigen Mitgliedes beim NeichSversicherungSamt; endlich Anträge, betreffend die Zuweisung der Insel Helgoland zu einem SeeamtSbezirk, sowie die Abänderung des Formulars zu den SchiffSccrtisicaten. * Auf dem Tiner, welches BundeSratb und Auswärtiges Amt dem hanseatischen Minister-Residenten Krüger gaben, bat der StaatSsecretair von Marschall alle Gerüchte über einen bcvorstekendcn Besuch des .Kaisers von Ruß land in Berlin für unbegründet erklärt. Bis jetzt sei im Auswärtigen Amte nicht das Mindeste davon bekannt. * Das Material, welches der Reichstag bei der bevorstehenden Wiederaufnahme seiner Tdätigkeit aus dem zweiten großen Abschnitt seiner Session in den dritten übernimmt, ist »och ziemlich umfangreich. Von BundcS- ratbovorlagcn sind noch die in Eommissionen durchbcratbenen Gcsetzcntwürse zur Reform des Krankencassengeseycö und über das Telcgraphcnwesen in zweiter und dritter Plenar- bcralhung zu erledigen. Von Anträgen aus dem Hause liegen noch die solgcnden vor: Ter Iesuitcnantrag dcö EcntrumS, einige Anträge zur Reform des Iustiz- IvesenS (Einsübrung der Berufung gegen Strafkammer- »rtheilc, Entschädigung für unschuldig erlittene Strafen), ein Antrag Barlb Rickcrt, betreffend Abänderung des Reichs wahlgesetzes sEinführung amtlich gestempelter Umschläge für die Wahlzelle!), socialdcniokratische Anträge aus Aushebung der Wirkungen des SocialistengesctzeS, aus Uebernahme des ApotbekenwezenS durch das Reich, ans Ermächtigung d«S Reichstags zurBerufungvonUntersuchungScommissionen.keutsch- sreisinnigc Anträge aus Regelung derBerhältnisse eingetragener Berussvereine und aufErtheilniig von Zeugnissen an Handlungs gehilfen, ein freisiiinig-nationalliberalcr Antrag, betreffend die Volksvertretung in den Bundesstaaten (mecklenburgische Ver- sassungSfraac), ein »ationalliberaler Antrag, betreffend statistische Ausnabnic über die Lage der arbeitenden Etasscn, der eonservativc Entwurf eine« Hrimslättcngcsetzes. Alle diese Anträge sind im Reichstag noch nicht zur Verhandlung gekommen. * Der Colonialratb bat gestern keine Sitzung ab- gebalien, weit seine zur Vorberatbung zweier Vortagen ein gesetzte Eonnmssion tagte. Am Sonnabend wird der Eolonial- rath voraussichtlich geschlossen werden. * Die Aufhebung der Paßmaßregcl in Elsaß-Loth ringen hat die bekannten Erklärungen des ReichStags- abgevrdueten Petri und andere .Kundgebungen zur Folge gehabt, welche ein bistirr in dieser Ilnumwundenhett niemals abgegebenes Zeugniß für die feste Auglicderung Elsaß-Loth ringens an das Reick enthalten. So hoch erfreulich diese Thatsache ist, so darf sie dock nicht dazu führen, in der Arbeit der Ausmerzung französischen Wesens ,m Rcichslande lässig zu werden; vielmehr bat man allen Anlaß, das Augen merk mit verdoppelter Schärfe nach dieser Richtung zu wenden. Nach allen Berichten findet seil der Aushebung der Paßmaßrcgel eine überaus starke Bereisung Elsaß- Lothringens durch Franzosen statt, und cS fcblt nicht an alt deutschen Beobachtern, welche bereits eine für Deutschland ungünstige Veränderung in der Haltung gewisser Bevötkerungs- schichten wahrnebmcn wollen. Das mag, schreibt die „Nationalliberale Eorrespondenz", auf übertriebener Besorgniß bcruben, aber jedenfalls haben die berufenen Wächter des DeiitschthnmS alle Veranlassung, auf der Hut zu sein. Bor Allem wird man auch zu erwägen haben, wie gewisse bisher bestehen gebliebene französische Einrichtungen und Gepflogen- bciten, für deren Beibehaltung aber ein in der Sache liegender Gruno nicht vorhanden ist, beseitigt werden rönnen. Eine besonders auffallende Erscheinung ist in dieser Beziehung die Tbatsachc, daß die kausmännische Buchführung in Elsaß - Lothringen beute noch ganz überwiegend aus der Frankwährung beruht. Wenn man die aroßcn Unbequemlichkeiten der ewigen Umrechnung in die ^Narkwährung — Unbequemlichkeiten, die durch einen hier »nd da vielleicht zu erzielenden Eoursgcwin» nicht ausgewogen werden könne» — in Erwägung zielst, so muß man es schier imdegrcistich finden, wie praktische Leute bisher mit solcher Harlnäckigkcit an der französischen Buchführung baden scsi ballen löiincn, wenn man nicht als letzten Grund die Vor stellung annebmen will, daß die deutsche Herrschaft nur ein Provisorium von kurzer Tauer sei. Unter diesem Gesichts pnncte erscheint cS keineswegs gleicbgiltig, ob die Hrankbuch subrung scrtbcstebt oder nicht. Iiitcß ist schwer zu sagen, wie man gegen sic cinschreile» könnte, okne neue Verstimmung uns »cne Mä.tnrer zu schaffen. Nur wo die Einrichtnng zu rssenbaren Unzuträglichkeiten führt, ist ein Einschreiten geboten. Lolche Unzuträglichkeiien sind namentlich bei der Löhnung der Arbeiter beobachtet worden. Die Arbeitgeber sind zwar ans Grund des 8 j>5 der Gewerbeordnung verpflichtet, die Löbnc in Reichswäbrung aus zu zahlen, aber sic berechnen sie in französischer Währung. Deshalb ist in ecr Gewerbe ordnniigSnovcllc vom l. Juni l89l die Vorschrift des H. llk dabin vervollständigt worden, daß die Löhne in Reichswäbrung nicht nur zu zahlen, sondern auch zu berechnen sind — eine Acndcrung, die sonst kaum brachtet worden ist, für Elsaß Le'bringen aber eine einschneidende Bedeutung bat. Da die /.uwiderbandlung gegen die Vorschrift mit Geldstrafe bis zu 2 n>0 im Unvermögenssalle mit Gefängniß bis zu <> Monaten bedroht ist, so wird die Berechnung der Löhne in sranzösischer Währung nach dem 1. April 1892 alsbald aus hören. Ma» wird Wohl erwarten können, daß dies auch sonst auf die kallsmäiinische Buchführung im NeichSlande nicht ohne Rückwirkung bleiben wird. * Tie Frage der zweijährigen Dienstzeit ver schwindet nicht von der Tagesordnung. Nach der „Magde burger Zeitung" mebrcn sich die Anzeichen dafür, daß die Regierung der Frage der zweijährigen Dienstzeit für die Infanterie näher zu trete» beabsichtigt. 'L.ic schreibt: Ueber die vielerwähnlen Versuche hinaus finden Bcrathuiigen über ein systematisches Vor geben nach verschiedenen Richtungen statt, um sestzllstcllcn, wie weit die Einführung der zweijährigen Dienstzeit ohne Beeinträchtigung der für die Ausbildung der Mannschaften erforderlichen Tüchtigkeit durch führbar ist. Es verlautet, daß in letzter Zeit die Zahl niilitairischcr Autoritäten, welche für die Möglichkeit der Durchführung eingetrcle» sind, um mehrere gewichtige Namen inactiver und acuver Militairs sich vermehrt hat. Mit Bestimmtheit ist zu erwarte», daß dem Reickstage über den Staub der Frage eine Erklärung zugehen wird. * Ein Gesetz über anderweitige Verwendung der Einkünfte auS dem WelfeufolidS wird nach der „M. Z." dem nächsten preußischen Landtage zugclicii, wie ja auch schon im neuen NeichSIagöetat der Dispositionsfonds für daö Auswärtige Amt erböbt werden soll. Beides bängt bekannt lich zusammen. Die Einnahinen auS dem Welfensonds sollen bauptsäcklick der Provinz Hannover zu Gute kommen. Fertig auSgcarbcitct liegt daS Welsengesetz noch nicht vor. * Die „Post" schreibt: Die jüngst ohne Ausentbalt erfolgte Durchreise deS Prinzen Nikolaus von Griechen land durch Berlin giedt einer Anzabl von Blättern Ver anlassung, daS Gerückt von einer durch den llebcrtritt der Frau Kronprinzessin Sopbic zur gricchisch-katbolischen .Kirche entstandene Spannung von Neuem auszutiscken und diese angebliche Spannung auch dadurch zu begründen, daß nichts mebr von der Absicht des Prinzen Nikolaus, in einem bicsigcn Garde-Regiment seine weitere inititairische Ausbildung zu suche», verlaute. Nach unseren Insorma- lioncn kann man diese Mittheilungen nur als eine Er- rndung bezeichnen. Zunächst hat »lik dem Prinzen Nikolaus auch der Prinz Georg Berlin passirt, ohne fick aiifznbaltcn; dock das nur nebenbei. Der Urlaub, den beite Prinzen als Ofsicierc genommen hatten, war abgetanst», und es wohl nur natürlich, daß sic ihn bis zur letzten Minute benutzten, um in der Nähe ihrer durch den Tod der Tochter tiefbctrllbten Elter» in Kopenhagen zu bleiben. Prinz Nikolaus selbst ist dienstthnender Lssicier in einem Artillerie-Regiment und diese Dienstleistung wird sich bis in das nächste Frühjahr erstrecken; es ist dann wahrscheinlich, daß er auf einer deutschen Hock swute seine Ausbildung vollendet und gleichzeitig einem Truppcntbcilc zugewiescn wird. Die Gerückte ron einer Spannung beruken vollends ans Erfindung. Es ist in zuständigen Kreisen ein offenes Gchcimniß, daß der Kaiser durch den Uebcrtritt der Frau Kron prinzessin ebenso überrascht wurde, wie ungezählte Andere auch, und daß der Kaiser anfangs geneigt war, den Grund des Ucbertrilts in Einflüssen der königlichen Familie oder Hoikrcise zu suchen. Es hat sich jedoch alsbald die völlige Grundloiigkcit dieser Annahme herauSgestellt: es muß noch einmal wiederholt werden, daß die Fra» Kronprinzessin aus eigenstem Antriebe den Wechsel der Evnscssion vollzogen bat. Von einer Verstimmung des Kaisers gegen die griechische KönigSsamilie kann somit nicht die Rede sein. Die Be ziehungen sind nach wie vor die herzlichsten. * Einen befremdlichen Strafbefehl hat das Breslauer Amtsgericht auf Antrag der dortigen StaatSanwalrschast erlassen. ES bandelt sich um die Absen düng einesUntcr- stützungsgesuckeS an den Breslauer St. Vinccnzvercin, worin nach Ansicht deS Gerichtshofes eine Bettelei im Sinne des Strafgesetzbuches enthalten sein soll. Der Straf befehl lautet: Auf den Antrag der königlichen Staarsanwaltschaft wird gegen Sie wegen der Beschuldigung, am 10. September 189t zu Breslau bei dem St. Vincenzverern schriftlich gebettelt zu baden — Ueber- tretung gegen tz. 361,4 St.-G.-B. —, lvosür als Beweismittel be zeichnet: Ihr Zugeständnis;, sowie der bei den Acten befindliche Brief, eine Haslstrase von drei Tagen festgesetzt. Zugleich werde» Ihnen die Kosten des Verfahrens auserlegt. Dieser Strafbefehl wird vollstreckbar, wenn Sie nicht binnen einer Woche nach der Zustellung desselben bei dem unterzeichnelen Gericht schrift lich oder zu Protokoll des iyerichtsschreibers Einspruch erhebe». Breslau, 8. Oktober 1891. Königliches Amtsgericht. (Wols.) An die verehelichte Büttchergesell AgneS Hais« geh. Kahl, Kl. Groschen- g-tsst 37." DaS „Brrl. Tagebl." theilt diesen Strafbefehl mit. Wir können nicht umhin, so lange nicht derselbe von anderer Seite bestätigt wird, Zweifel in denselben zu setze». Läge die Sache in der Thal so einfach, wie sic sich hier darsteüt, müßte das Vorgehen der Staatsaiiwaitschaft ganz ausgedehnte Folgerungen »ach sich ziehen. * Wie schon gemeldet, ist die württembergische Ständeversammlung am gestrigen Mittag lt'/- Ubr durch den König mit einer Thronrede eröffnet worden. Die Thronrede bat folgenden Wortlaut: „Nach 27jährigcr segensreicher Regierung ist Mein vielgeliebter Herr Oheim, des Königs Karl Majestät, von Mir und dem dank baren Volke tief betrauert, ans dem Leben geschieden. Zur Nach folge in der Regierung berufen, trete Ich in di, Mitte Meiner getreuen Stände und entbiete ihnen Meinen königlichen Gruß. Ich habe bereits ausgesprochen, wie Ich darauf zähle, daß Mein ge- liebtes Volk Mir in Liebe nud Vertrauen enlgrgensoinnit. Auch bei den Stände» des Lande- hoffe Ich zuversichtlich aut eine vcr- ständnißvolle Unterstützung sür ein ersprießliches Wirken zum Wöhle de« Ganzen. Wenn Ich die Lage des gelammten Vaterlandes z» der Zeit, i» welcher der verewigte König die Zügel der Regierung ergriff, mit den jetzigen Verhältnissen vergleiche, so bin Ich glücklich, indem Ich heute an dieser Stelle vor Allem der fest ge tilgten macht volle» Einigung gedenke, welche dem deutschen Volke als Frucht eines langen schweren Ringens in dem erstandenen Deutschen Reiche sur alle Zeiten gewonnen ist. Die in der Zugehörigkeit zu demselben begründeten Pflichten in unwandelbarer Treue zu erfüllen, soll Mir ein Kodes Anliegen lein. Innerhalb des engeren Vaterlandes wird die Pflege eines stetigen und besonnenen Fortschritts aus alle» Gebieten des staatlichen Lebens Gegenstand Meiner »»ausqeseyten Be- mühungcn bilden. Noch hat die Frage einer zeitgemäßen Revision der Landesversassiiiig, insbesondere in Absicht aus die Zusammen setzung der Sländeoersammluna eine Lösung nicht gesunden. Meine Regierung wird den Versuch aner Verständigung erneuern und Ich hege die Hoffnung, daß eL bet Berathung der zu erwartenden Vor- Inge gelinge, in patriotischem Zusammenwirken das schwierige Werk einem glückliche» Abschluß entgegeiizusuhren. Die Pflege der Religio» und die Fürsorge sür das grillige und sittliche Wohl deS Volkes werde Ich als heilige Obliegenheit betrachten. Die Sicherung und Hebung der volkswirihschaillicheu Interesse» auch durch Meiler- kntwickelung der Verkehrsmittel nnv durch die gleichmäßige Förde- ru»g von Gewerbe und Landwirlbschast wird die besondere Sorge Meiner Regierung sein: »amcnllich ist auch die Fortbildung der Culturqesetzgcbung in ihren verschiedenen Zweigen eine bereits in Angriff genommene Ausgabe. Im Finanzwesen bi» Ich gewillt, aus den altbewährten Grund lage» mit Vorsicht weilerz»bauc». Um die gerechte Veriheiluug der öffentlichen Lasten sicherzustellen »nd dem Staate wie den Gemeinde» di« Mittel zur Bestreitung ihrer Bedürfnisse nachhallig z» gewähren, wird der sachgemäßen Wettersührung der Steuergesetzgebung Meine volle Ausmcikjanikeit zngeweudcl sein. Möge über Ihre» Be- rathuiigcii allezeit der Geist der Mäßigung »nd Versöhnlich- keil walten; mögen Ihre Verhandlungen gelragen sein von der Ueberzeuguiig, daß das Glück Meines Volkes die einzige Richtschnur Meines Handelns ist, dann wird linieren gemeinsame» Bestrebungen mit Gottes Hilfe der Ersolg nicht fehlen! Stark durch ein unzerlreniiliches Band gegenseitigen Vertrauens, welches Fürst und Volk umschlingt, darf Ich die Erfüllung des heißesten Wunsches erhoffen, der Mich beseelt, daß Meine Regierung Lein ge- liebten Württemberg möge tein: eine Zeit der Wohlfahrt und deS Friedens. Das walte Gott!" Tie Stelle, welche von der Einigung deS Deutschen Reiches bandelt, sowie der Schlußpaffuö wurden mit starkem Beifall begleitet. * Auö den Rcchnungsnachweisuiigcn zum bayerische» Iustizetat wird ersichtlich, daß Bauern der Frage der Ent schädigung unschuldig Verurt Heiller ebenfalls praktisch nahegclrctcn ist. Für die Finanzperiode >888 >9 waren i»>> tinno 5000 „E danialS auSgcsetzt mit der Zusicherung seitens der Kammer, daß 'eine etwaige llcbcrschreitung dieses Postulates die nachträgliche Zustimmung der Kammer sicher finden werde. Nach oben erwähnten RechnungSuachwcisunge» pro 1888 89 (die neuen können »och nicht vorlicgcn) würden >c 300 dem gedachten Zweck zugcsührt »nd pro >890 91 und 1891/92 sind je 2500 .^! etalisirt. Wie eS heißt, dürste im Finanzausschuß gekragt werde», warum diese Summe gar so gering ist und welche Grundsätze bei der Verthcilung maßgebend sind. Bei dem Titel „Vergütungen der Auslagen für Freigesprockene" sind die EtatSpositioncn von je 2900 um zusammen 5656 (noch Anfall) überschritten. * Der russische Minister des Auswärtigen von GicrS ist gestern Abend zn mebrwöchentlicher Badccur in Wies baden eingclrossen und von den Damen und Herren der russischen Eolonic begrüßt worden. * * * * Der Erzbischof von Aix, Gont He-Sonlard, war srüber ein Schoßkind der radicalcn Regierung. Er galt beim französischen Ministerium von 1888 als eine porknim xra- tisüima und wurde vom einfachen Pfarrer von St. Pierre de Vaiso in Lyon znm Erzbischof von Air befördert. Daß sich auS den, Liebling der Radicalcn ein so strcitkräftiqcr Kirckensürst entpuppte, kann natürlich der Regierung nickt gefallen. Sie erfährt wieder einmal die Wahrheit eines Wortes Louis Philipps, der sagte: „Ick mag mit der größten Sorgfalt die Bischöfe unter den liberalsten Priestern aus suchen, eS bilst alles nicht; sobald der bcilige Geist über sie kommt, werden sic unzugänglich." Tie Verbandlung gegen Goutbe-Soulard wird vor dem Pariser Appellationsgerichtc stattsinden, denn Artikel lo des Gesetzes vom 20. April l8lo bestimmt, daß Großossicierc der Ebrenlegion, Gcneräle, Erz bischöfe u. s. w. zucktpolizeilicb von dem Appellationsgerichtc abzuurthcilcn sind. Das Vergehen ist in Paris als begangen zu betrachten, weil der Minister dort den Brief deS Erz vischoss empfing. „Univerö" behauptet übrigens, daß im ganzen sieben Bischöfe verfolgt werden sollten. * Zu der Berathung über die Budgets der verschiedenen Ministerien in der französischen Depntirtenkammer werden mebrcre Interpellationen oder Anfragen angekündigt, so namentlich zu dem Budget des Auswärtigen eine Anfrage deö Dcputirten Dcloncle über Tuat und die cgyptischen A» aelegcnheitcn, eine Anfrage deS Dcputirten Delasosse über de» Stand der diplomatischen Beziehungen zwischen Frankreich und Italien, und eine Anfrage des Deputirtcn Millevoye über die Folgen der Entrcvne von Kronstadt. Die Kammer setzte so dann dicGeneraldebattc über daS Budget obne bcmcrkcnSwerthen Zwischenfall fort. Der Teputirte IamaiS verlangte eine Reform der Gctränlesteuer. Der Präsident der Bndgct- Eommission, Casimir Perier, erwiderte unter Hinweis auf die von der Commission bereits berbcigesükrten Reformen, es würde unbillig sei», weiter zu gehe». Wenn man im Jahre 1893 mit einer Eonvertirung der 1'/-proccntigcn Rente Vor gehen wolle, müsse man vor Allem eine günstige Finanzlage baden. * Wie den „Berliner Politischen Nachrichten" aus Rom berichtet wird, hatte die Rundreise, welche der Depntirtc Barzilai durch die B a l k a n l ä » d e r angctrcten, zwar den Ebaraktcr einer AgilationSrcise, doch bat dieselbe ibrcn Zweck nickt erfüllt. Was Herr Barzilai zu börcn bekam, mußte ihn überzeugen, daß sür die von ibm beabsichtigte» Anregungen kein Boden vorhanden sei. Er bat, ohne daß wir damit gesagt kaben wolle», daß er auch nur im Entferntesten einen Bergleich mit TrikupiS auSbalte, ähn liche Erfahrungen gemacht, wie dieser aus seiner Rundfahrt. Speciell in Bulgarien bat er, wie verlautet, auö dem Munke Stamlulow s erfahren, daß Bulgarien nicht daran denke, ;» einer llnabbängiglcitserklärung zu schreiten, wohl wissend, daß die Beibebattung der bisher verfolgten ruhigen Politik den Interesse» Bulgariens am Besten entspreche. * DaS römische Blatt „Fanfnlla" melket, die Handels vertragSverbandlungcn mit Deutschland geben nun mehr, Dank den neuen Instructionen, ohne Hindernisse ihrem Abschlüsse entgegen. * Wir baben schon kurz über die Rede, welche Ebamberlain am Dienstag in Sunderland hielt, berichtet. Die Wichtigkeit derselben crsordert jedoch ein näbcres Ein geben aus die an eine große Versammlung von konservativen und liberalen Unionisten gerichtete Ansprache. Nack einer kräftigen Vertkeidigung der unionistischen Politik sagte er, er glaube an keinen Gladstonc'schen Lieg bei den nächsten Neuwahlen zum Parlament. Vom Standpuncte des Partei Interesses wäre cS vielleicht gut, wenn Gladstone wieder zur Machtstellung gelangte, damit daS Land wieder einmal ivabrnebme» könnte, welche heillose Verwirrung er in dessen Aiigclcgciibciten anrichlcii würde Sechs Monate seiner Ver waltung würden genüge», nm England in -Streitigkeiten mit srciildc» Mächten zn verwickeln und Irland wieder in anarchische Zustände zu versetzen. Englands Einstuß im Anstande bade »icmals böbcr gestanden, aber schon seien Zeichen sichtbar, daß, wenn Gladstone wieder inö Amt treten sollte, gewisse Mächte, wie Rußland und Frankreich, hofften, Zugeständnisse von Englands Schwäche zn erlangen; ja eS sei sebr möglich, daß. da Gladstone sich seindsclig über den Drei bund, durch welchen der Friede Europas aufrecht gebaltcn worden, geäußert bade, England die Freundschaft der de» Drei bund bildenden Großmächte verliere» könnte. Tic Räumung Egyptens seitens der Engländer sei eine reine Unmöglichkeit. In inneren Angelegenheiten würde Gladstvne'S Rückkehr sebr nötbige Reformen jahrelang hinausschicbc». DaS von Glad- stonc i» Newcastle aufzestcllte Programm bczcichncte Ekani- bcrlain als ein Evnglomcrat, daS untcr seiner eigenen Wucht in Stücke saUeu würde. Wenn das Land die unionistische Negierung nach ihren Tbaten bcurtheile, brauche das Ergeb nis; der bevorstcbeiiden Wahlen nicht gefürchtet zu werden; »nr durch Wiederwahl der Uiiivnistcn könnte die Durchführung nützlicher Reformen gesichert werden. * Es wird allmätig peinlich, den Lesern jeden Dag ein Gericht aiifznnschc», welches auS Gerüchten über die Reise des Zaren zusammengesetzt ist. Aber cS Hilst nichts. Tie Reiserouic deS Zaren ist für die politische Lage eine so wich tige, daß wir als Ebronistcn jedes Symptoi» rcaistrircn müssen. Thatsache ist, daß der Zar noch nicht von Kopen hagen abgereisl ist. lieber seine Reiseroute ist, trotz aller „verbürgten" 'Nachrichten, nichkS Gewisses bekannt, unk schon treffe» Meldungen darüber ei», was Alexander III. nach der Feier der silbernen Hochzeit »ntcrncknien wird. Es wird der „Vossischen Zeitung" berichtet, daß nach Petersburger Mel dungen der Zar nach der Feier der silberne» Hochzeit von der Krim aus eine Rundreise durch die vom Notbstande betroffenen GonvcrncmentS, bauptsäcklick zur Ncutralisirnng der »ikilistische» Umtriebe, nntcriicbmeii wird. Bei dem bekannten mißtranischcn und scheue» Ebarakter deS Zaren ist eine Rundreise durch die RotbstandSgcgcndcn böchsl unwahrscheinlich, »nd wenn nihilistische Umtriebe paralysirt werden sollen, wird die Reise sicherlich nicht vorher an gekündigt werden Jedoch ist die Meldung insofern interessant, weil sie zeigt, waS man vom Zaren erwartet. Ob sich diese Hoffnung verwirklicht und ob den Notbleidendcn geholfen wäre, wenn auch der Kaiser durch die bekannten Brillen der russischen Obcrbchördcii fick vom Elend überzeugen würde, muß dahingestellt bleiben. Dagegen klingt eine Nachricht von einer Begnadigung des jungen Großfürsten Michael Michaclowitsch glaubwürdig. Der Zorn des Zaren wird wobl etwas verraucht sei», nachdem er selbst ei» unschuldiges Lpfcr in der Person der Mutter des Großfürsten getroffen, die am Herzschlage aus der bcsoblenen Reise nach Moskau im Eiscndaknivagcn starb, und die „Mesalliance" ist durchaus keine so große; in der Zarcnfamilic sind seit Peter dem Großen ganz andere Entgleisungen bei Eheschließungen vor- gckomnien. * Aus der Türkei kommen Hiobspostcn: DicAlbanescn baben aus die EntwaffnungSmaßrcgcln der Psortc mit einem Lebenszeichen geantwortet, das die Nothwcndigkcit einer Entwaffnung begründe» würde, wenn eine solche überhaupt durchruführcu wäre. Sie haben, wie bekannt, moutene- arinischc Auswanderer überfallen und eine Anzahl der selben umgebracht. Jetzt wird die Ectinjcr Regierung wieder in Konstantinopel Beschwerde erbeben; in Seutari wird man versuchen, einige Stammcsgcnossen der Räuber ein- zusangen. sonst wird aber Alles beim Alten bleibe». In diesen LandeStbeilcn an der montciiegrinisch-albancsischen Grenze haben Menschenleben eine» geringen Wcrtb, »nd das Kopfabschneiden gehört zu den Nationaleigcnthümlichkciten der beiden VolkSstäminc. — Im Epiruö ist die öffentliche Unsicherheit im Steigen. Bei Elassone wurde ein Kloster von Räubern überfallen und zwei Mönche entführt; in der Nackt vom l.3. auf de» l4. October wurde an der czricchisch- türkischcn Grenze bei Kalabaka eine aus acht Griechen be stehende Bande durch taS dort befindliche Grenzdetachemcnt und acht Gendarmen, welche mit den« Staatsanwalte aus Larissa gekommen waren, umzingelt und gefangen genommen. Diese Bande war auS der Türkei auf griechisches Gebiet übergctretcn. Berichten griechischer Blätter zufolge hat der Stamm der Ehiniarriotc», welcher den Cbimarra benannten Bezirk ii» Sandsckak Dclsino «Epirus) bewohnt und seit geraumer Zeit mit den türkischen Behörden im Streite liegt, indem er, aus alte Privilegien sich berufend, die Bezahlung der Steuern verweigert, in diesem Streite vorläufig vbgcsicgt. Als die Notablen der Ehimarriote» den türkischen »Lteuer- organcn gegenüber erklärt hatte», daß der Stamm keine Steuern zahlen werde, waren sic gefangen genommen und an den ^iy des Mutessariss, nach Argproiastro, gebracht worden. Nun trifft aber die Nachricht ei», daß diese Geiseln srcigclasscn worden sind, während die Steucrfragc in Schwebe bleibt. * Tie „Morning Post" erfährt, daß General Matthews, jetziger Gesandter beim Sultan von Zanzibar, in seiner Stellung als RcgicruiigScoinniissar und Gencralconsul von Ostasrika keinen spccicllcn Nachfolger erhalten werde. Diese Function wird in Zukunft von dem britischen Agenten und Gencralconsul in Zanzibar. Tartal, mit auSgcllbt werden. Dem letztere» wird dann die oberste Währung der britischen Interessen sowokl im Protcctorat von Zanzibar wie in ganz Ostasrika zustcken. Aus der Lommisliou für das Bürgerliche Gesetzbuch. * Die Eommission für die zweite Lesung eines Bürger lichen Gesetzbuchs erledigte, wie der „Nat.-Zta." berichtet wird, in ihren Sitzungen vom 19. bis 2l. October die 88. 223—253: Ter 8. 223 bestimmt, daß, wenn Jemand sür den Verlust einer Sache Entschädigung zu leisten hat, mit der Leistung der Entschädigung aus ihn die Rechte übergehen, welche dem iidtt-
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