Das Kreuz von Benninghausen, das in seiner gespannten Bewegung gewiß über das Werdener hinausgeht, ist wohl kaum vor dem letzten Jahrhundertviertel entstanden. 1 ’’ Seine Verwandtschaft zum Gerokreuz ist nicht ein Noch-Weitertragen der Gestaltungs prinzipien des Kölner Vorbildes, sondern ist ein Wieder-Aufnehmen nach Ablauf eines ganzen Jahrhunderts. Erst das letzte Jahrhundertviertel „entdeckt“ erneut den span nungserfüllten und stark bewegten Gekreuzigten, nachdem die Generation der Jahr hundertmitte der Ruhe und verklärten Idealisierung des Heilands im Herimannkreuz und den ihm verwandten Werken Gestalt verliehen hatte. Der Benninghausener kündigt in seinem Bewegungsreichtum bereits Elemente des iz. Jahrhunderts an, für die das Kölner Kreuz aus St. Georg stellvertretend genannt werden darf. 10 Zweifellos stand die Generation Herimanns in ihrem Stilempfinden in einem gewissen Gegensatz zur Jahrtausendwende. Der Naturalismus des Gerokreuzes ist nicht erklärbar ohne das antike Erbe, das zwar auch noch im Stil um 1050 wirksam ist, freilich in einer neuen Sicht. Ganz abgesehen von dem „handgreiflichen“ Weiterleben antiken Formen gutes in unserem Venuscameo, dessen idealisierende Züge für seine Verwendung den Ausschlag gegeben haben mögen, wird der antike Geist sowohl im Herimannkreuz als auch in dem von Gerresheim vielmehr im Sinne einer Klassizität verstanden. Die Ab-