Gebrauchsgraphik Menzel stets nur ein Mittel zum Zweck gewesen sei/ öieser Zweck war aber ein öoppelter. Er erschöpfte sich keineswegs in öem Wunsche, Gelö zu veröienen, minöestenS ebenso wichtig war ihm öie so gebotene /Gelegenheit zum Men unö Lernen^' ,Sich aus allem eine künstlerische Aufgabe zu machen^, ,sich anzustellen, als heiße er heute in einem Mustktitel, morgen in irgenüeiner Rechnungsvignette eine künstlerische Aufgabe willkommen^ - in öiesen gelegentlichen Sriefstellen aus späterer Zeit finöen wir öas Leitmotiv seiner gebrauchsgraphischen Tätigkeit enthalten. ,Was Du tust, tue, so gut Du immer kannst^ - in öieser Gesinnung, öie ohne Rücksicht auf öie eigene Neigung unö öie Höhe öer Entlohnung an öie bescheiöenste Aufgabe öie volle Kraft setzte, liegt öer Grunö öes hohen Wertes öer gebrauchsgraphischen Arbeiten Menzels, öenen man wahrlich nicht anmerkt, öasi ihr Autor sie mit öem Gefühle geschaffen hat, /jahrelang Kuchen ins Waffer werfen zu müssend Wie geringschätzig Menzel auch in seinem späteren Alter über Gebrauchsgraphik überhaupt öachte, zeigt öeutlich eine bekannte Aneküote aus öen siebiger Jahren. Ernestine Wegner vom Wallnertheater, eine öer beöeutenösten Soubretten, öie Berlin je gehabt hat, von öer noch Jahrzehnte nach ihrem allzu frühen Toöe alle Herren mit Begeisterung sprachen, hatte sich in öen Kopf gesetzt, von Menzel porträtiert zu weröen. Siegessicher, im Gefühle ihrer ungeheuren Popularität, suchte sie öen Meister in seinem Atelier in öer Sigismunöstraße auf, wuröe aber von ihm, öer sich um Theater- öinge wenig kümmerte, vielleicht nicht einmal ihren Namen kannte unö ihr Ansinnen als eine unziemliche Belästigung empfanö (,Me kommen Sie ^ wie komme ich öazu^), höchst unsanft abgewiesen mit öen charakteristischenWorten: Male keineplakate, keineReklamebilöer/ Offenbar war öas öie unfreunölichste unö herabsetzenöste Bezeichnung für öen unerwünschten Auftrag, öie er sich Senken konnte. nö öoch hätte Menzel bei rückschauenöer Betrachtung eigentlich allen Grunö gehabt, öas Vorhanöensein einer Gebrauchsgraphik zu segnenhat sie ihn öoch in öer härtesten, sorgenvollsten Zeit seines Lebens über Waffer gehalten, als öer Vater am 5. Januar iSZL plötzlich gestorben war unö öen eben Jahre alt Geworöenen mit öer Mutter unö zwei jüngeren Geschwistern mittellos zurückgelassen hatte. Entschlossen übernahm er öamals trotz seiner Jugenö öen Posten öes ,Kamilienhauptes^, ließ ,vor öen Koröerungen öes Lebens seine bisherigen enthusiastischen Beschäftigungen zurücktreten,, schob öen beabsichtigten Eintritt in öie Kunstakaöemie auf unö bemühte sich mit Erfolg, öurch gebrauchsgraphische unö illustrative Arbeiten öen Unterhalt für sich unö seine Angehörigen zu veröienen. Ls war gewiß eine bitterschwere Zeit für öen Jüngling: ,Heute sage ich wohl auch: Gesegnet seien öie Wetter öes Lebens! Ich wünsche sie aber keinem,, hat er viele Jahre später in Erinnerung an öiese perioöe geschrieben. Zu öen materiellen Nöten gesellte sich öie Sorge um öie künstlerische Zukunft, gesellten sich quälenöe Zweifel an öer eigenen künstlerischen Berufung. Alles öas macht es gewiß verstänölich, öaß er später nur mit Bitterkeit an öiesen Lebensabschnitt zurücköachte, in öem er, statt auf öer Kunstakaöemie an seiner Kortbilöung zu arbeiten, gegen gewiß nur kümmer lichen Lohn Seifen- unö Weinetiketten, Rechnungsköpfe, Notentitel unö Ähnliches Herstellen mußte, macht es auch verstänölich, öaß öiese Bitterkeit seine ganze Stellung gegenüber öer Gebrauchsgraphik nachhallig beeinflußte.