Eifer nicht wieder erkaltet wäre. Man sieht auch hier, wie recht Goethe hat, wenn er in der schon einmal erwähnten Schrift: „Der Sammler und die Seinigen“, die zugleich anmutige Plauderei und tiefschürfende Untersuchung ist, bemerkt: „Freilich kommt es viel auf den Charakter, auf die Neigung eines Liebhabers an, wohin die Liebe zum Gebildeten, wohin der Sammlungsgeist, zwei Neigungen, die sich oft im Menschen finden, ihre Richtung nehmen sollen, und ebensoviel, möchte ich behaupten, hängt der Liebhaber von der Zeit ab, in die er kommt, von den Umständen, unter denen er sich befindet, von gleichzeitigen Künstlern und Kunsthändlern ... gewiß, von tausend dergleichen Zufälligkeiten hängt er ab.“ Z ufällig las ich im Sommer in der Zeitung, daß ein gewisser Dr. Sponsel im Hörsaal der Gewerbeausstellung einen Vortrag über Plakatkunst halten würde. Natürlich gehörte ich zu seinen leider herzlich wenigen Zuhörern und erfuhr zu meinem größten Erstaunen, daß es in Frankreich und einigen andern Ländern seit Jahren eine hoch entwickelte Plakatkunst gäbe und daß auch zahl reiche Sammler diesen künstlerischen Eintagsfliegen nachjagten. Wunderschöne Proben aus der Plakatsammlung des Dresdner Kupferstichkabinetts illustrierten den Vortrag des Redners, der damals schon mit der Abfassung seines großen Plakatwerks beschäftigt war. Nach dem Vortrage konnte ich mir von ihm noch einige Auskünfte erbitten. Er verwies mich an die Bibliothek des Kunstgewerbe- • museums, wo ich eine stattliche Sammlung ausländischer Affichen und auch mancherlei Literatur, meist französischen und englischen Ursprungs, vorfand. Dabei stellte ich fest, daß sich mit den Erstlingen der deutschen Plakatbewegung noch niemand literarisch beschäftigt hatte. Über sie schrieb ich also meinen ersten Aufsatz und schickte ihn an die mir seit frühester Kindheit aus meinem Eltern hause vertraute Nationalzeitung. Selten in meinem Leben bin ich zugleich so stolz und so glücklich gewesen wie in dem Augenblick, als ich einige Tage später einen Brief von Karl Frenzei erhielt, der mir die Annahme meines Aufsatzes ankündigte. Freilich dauerte es dann noch fast zwei Monate bis zu dem großen Momente, wo ich mich zum ersten Male gedruckt sehen konnte. Ganz besonders hatten es mir