die Dresdner Künstler Hans Unger und Otto Fischer angetan. Die schöne Litho graphie des letzteren für die „Alte Stadt“ der Dresdener Ausstellung hatte mich so entzückt, daß ich die ganze Nacht unter den Linden auf den Zettelankleber wartete, um mir, natürlich gegen ein Trinkgeld, ein Exemplar zu erbitten. Sicher lich war das auf beiden Seiten eine unerlaubte Handlung, aber wenn sie strafbar gewesen sein sollte, so ist sie ja inzwischen glücklicherweise verjährt. Auch in den Besitz des Plakats von Edmund Edel für die 5 Schwestern Barrison bin ich auf eine nicht ganz korrekte Weise gelangt. Die außerordentliche Seltenheit dieses Stückes beruht darauf, daß Edel sich in den Äußerlichkeiten möglichst genau an die offizielle Ankündigung der Berliner Gewerbeausstellung angelehnt hatte und die Ausstellungsleitung in unbegreiflicher Verkennung der ihr dadurch geleisteten unentgeltlichen Reklame die Beschlagnahme des Edelschen Blattes als angeblichen Plagiates durchgesetzt hatte. Ich arbeitete damals beim Untersuchungsrichter und sollte eine junge Dame ermitteln, die einen Kautionsschwindler auf seiner Flucht nach Österreich begleitet hatte und von der uns das K. K. Landesgericht in Graz nur mitgeteilt hatte, daß sie in Briefschaften des dort Verhafteten als „Mäuschen“ bezeichnet wurde. Ich habe sie übrigens schließlich mit Hilfe des Direktors Glück vom Apollo-Theater ermittelt. Vorher aber hatte ich vergeblich den Direktor Dorn vom Wintergarten vernommen und nach Beendigung der amtlichen Hand lung mit ihm über die erstaunliche Beschlagnahme seines Barrison-Blattes ge sprochen. Da er mein lebhaftes Interesse wahrnahm, so bot er mir an, er wolle bei der Kasse des Wintergartens ein Exemplar für mich hinterlegen. Natürlich mußte ich ihm geloben, keinem Menschen etwas davon zu sagen. Ich habe lange Wort gehalten, aber heute ist es ja ungefährlich, davon zu erzählen. ohnte denn eigentlich der Gegenstand meiner damaligen sammlerischen Be- JL-J mühungen so viel Eifer und sogar Abweichungen vom korrekten Wege? Wer nur die Plakatproduktion der Gegenwart oder meinetwegen der letzten zehn Jahre kennt, wird geneigt sein, die Frage zu verneinen. Mit Unrecht, wie ich glaube! Als ich vor einigen Jahren in einem kunstverständigen Kreise eine